Bis zehn Uhr, sagte Anton, geh' ich langsam durch den Wald; es ist zu schön.
Er ging lächelnd, wehmüthig-froh gestimmt, ohne zu wissen, warum er froh sei.
Jhm war um's Herz, als ging' er seinem Glücke zu.
Mitten im Walde lag eines Forstwärters Woh- nung; eine hölzerne, einfache Hütte, doch fest gebaut.
Anton guckte durch's Fenster in's Gemach. Auf dem Heerde loderten Kienspähne. Mitten im Zimmer, um den grob-gezimmerten Tisch, saßen drei schlafende Kinder, ihre Köpfe auf die Tafel gelegt.
Auf dem Tische stand ein Tannenbaum, mit her- abgebrannten dünnen Kerzchen.
Die Mutter, beim Spinnrad vor dem Heerde, ließ auch schlummernd ihr Haupt sinken. Das Rad stand still.
Der Waldbelaufer saß nicht fern vom Fenster und blies dicke Rauchwolken aus einer kurzen hölzernen Tabakspfeife.
Sein brauner Hund stand neben ihm, die Schnauze auf des Mannes Knie gelegt.
Alles war ſtill und feierlich.
Bis zehn Uhr, ſagte Anton, geh’ ich langſam durch den Wald; es iſt zu ſchoͤn.
Er ging laͤchelnd, wehmuͤthig-froh geſtimmt, ohne zu wiſſen, warum er froh ſei.
Jhm war um’s Herz, als ging’ er ſeinem Gluͤcke zu.
Mitten im Walde lag eines Forſtwaͤrters Woh- nung; eine hoͤlzerne, einfache Huͤtte, doch feſt gebaut.
Anton guckte durch’s Fenſter in’s Gemach. Auf dem Heerde loderten Kienſpaͤhne. Mitten im Zimmer, um den grob-gezimmerten Tiſch, ſaßen drei ſchlafende Kinder, ihre Koͤpfe auf die Tafel gelegt.
Auf dem Tiſche ſtand ein Tannenbaum, mit her- abgebrannten duͤnnen Kerzchen.
Die Mutter, beim Spinnrad vor dem Heerde, ließ auch ſchlummernd ihr Haupt ſinken. Das Rad ſtand ſtill.
Der Waldbelaufer ſaß nicht fern vom Fenſter und blies dicke Rauchwolken aus einer kurzen hoͤlzernen Tabakspfeife.
Sein brauner Hund ſtand neben ihm, die Schnauze auf des Mannes Knie gelegt.
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Alles war ſtill und feierlich.
Bis zehn Uhr, ſagte Anton, geh’ ich langſam durch
den Wald; es iſt zu ſchoͤn.
Er ging laͤchelnd, wehmuͤthig-froh geſtimmt, ohne
zu wiſſen, warum er froh ſei.
Jhm war um’s Herz, als ging’ er ſeinem
Gluͤcke zu.
Mitten im Walde lag eines Forſtwaͤrters Woh-
nung; eine hoͤlzerne, einfache Huͤtte, doch feſt gebaut.
Anton guckte durch’s Fenſter in’s Gemach. Auf
dem Heerde loderten Kienſpaͤhne. Mitten im Zimmer,
um den grob-gezimmerten Tiſch, ſaßen drei ſchlafende
Kinder, ihre Koͤpfe auf die Tafel gelegt.
Auf dem Tiſche ſtand ein Tannenbaum, mit her-
abgebrannten duͤnnen Kerzchen.
Die Mutter, beim Spinnrad vor dem Heerde, ließ
auch ſchlummernd ihr Haupt ſinken. Das Rad
ſtand ſtill.
Der Waldbelaufer ſaß nicht fern vom Fenſter und
blies dicke Rauchwolken aus einer kurzen hoͤlzernen
Tabakspfeife.
Sein brauner Hund ſtand neben ihm, die Schnauze
auf des Mannes Knie gelegt.
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/138>, abgerufen am 26.06.2024.
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