Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.Sie entschlummerten Beide. Jn der Nacht wurde Anton aufgeweckt von einem So ist er wenigstens im Traume glücklich, flüsterte Des Morgens, wie sie ihm Arzenei reichen woll- Anton blieb einen ganzen Tag ohne Nachbar. Jn der darauf folgenden Nacht, gegen Morgen, Anton war sehr begierig zu erfahren, welche Mit- Sie entſchlummerten Beide. Jn der Nacht wurde Anton aufgeweckt von einem So iſt er wenigſtens im Traume gluͤcklich, fluͤſterte Des Morgens, wie ſie ihm Arzenei reichen woll- Anton blieb einen ganzen Tag ohne Nachbar. Jn der darauf folgenden Nacht, gegen Morgen, Anton war ſehr begierig zu erfahren, welche Mit- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0012" n="8"/> <p>Sie entſchlummerten Beide.</p><lb/> <p>Jn der Nacht wurde Anton aufgeweckt von einem<lb/> heiſeren durchdringenden Zuruf ſeines Nachbars:<lb/> „Herr Landsmann, ich ſehe meine Mutter, ſie iſt<lb/> bei mir!“</p><lb/> <p>So iſt er wenigſtens im Traume gluͤcklich, fluͤſterte<lb/> Anton.</p><lb/> <p>Des Morgens, wie ſie ihm Arzenei reichen woll-<lb/> ten, fanden ihn die verpflegenden Schweſtern todt.<lb/> Er hatte ſeine Mutter noch einmal geſehen.</p><lb/> <p>Anton blieb einen ganzen Tag ohne Nachbar.</p><lb/> <p>Jn der darauf folgenden Nacht, gegen Morgen,<lb/> wurde ein Kranker gebracht. Schweſter Antonina<lb/> trug Sorge, daß er in das leere Bett neben Anton<lb/> gelegt werde. Sie gab dieſem zu verſtehen, der neue<lb/> Ankoͤmmling kenne ihn; habe den Wunſch geaͤußert,<lb/> mancherlei Mittheilungen zu machen. Bis jetzt ſei<lb/> er in ſeiner Wohnung verpflegt worden, nachdem<lb/> jedoch die fromme Schweſter die ihn daſelbſt unter<lb/> ihrer Aufſicht gehabt, die uͤblen Umgebungen in<lb/> jenem Hauſe geſchildert, ſei der Transport hierher<lb/> verfuͤgt worden. Leider nur zu ſpaͤt; denn die nahe<lb/> bevorſtehende Aufloͤſung laſſe ſich nicht mehr bezweifeln.</p><lb/> <p>Anton war ſehr begierig zu erfahren, welche Mit-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [8/0012]
Sie entſchlummerten Beide.
Jn der Nacht wurde Anton aufgeweckt von einem
heiſeren durchdringenden Zuruf ſeines Nachbars:
„Herr Landsmann, ich ſehe meine Mutter, ſie iſt
bei mir!“
So iſt er wenigſtens im Traume gluͤcklich, fluͤſterte
Anton.
Des Morgens, wie ſie ihm Arzenei reichen woll-
ten, fanden ihn die verpflegenden Schweſtern todt.
Er hatte ſeine Mutter noch einmal geſehen.
Anton blieb einen ganzen Tag ohne Nachbar.
Jn der darauf folgenden Nacht, gegen Morgen,
wurde ein Kranker gebracht. Schweſter Antonina
trug Sorge, daß er in das leere Bett neben Anton
gelegt werde. Sie gab dieſem zu verſtehen, der neue
Ankoͤmmling kenne ihn; habe den Wunſch geaͤußert,
mancherlei Mittheilungen zu machen. Bis jetzt ſei
er in ſeiner Wohnung verpflegt worden, nachdem
jedoch die fromme Schweſter die ihn daſelbſt unter
ihrer Aufſicht gehabt, die uͤblen Umgebungen in
jenem Hauſe geſchildert, ſei der Transport hierher
verfuͤgt worden. Leider nur zu ſpaͤt; denn die nahe
bevorſtehende Aufloͤſung laſſe ſich nicht mehr bezweifeln.
Anton war ſehr begierig zu erfahren, welche Mit-
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