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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

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werden, ... nun, da hab' ich Jhnen ja bereits meine
Meinung eröffnet: Da, denk' ich, hat es nichts Glei-
ches gegeben, -- und wird es auch nicht so bald.

"Jst er wohl im Umgang eben so hinreißend, wie
auf der Bühne?"

Jm Ganzen neigt sich seine Natur zur Schweig-
samkeit. Wie wir ihn gestern stumm sitzen, seinen
Wein schlürfen, die Nachbarn durch Blicke zu ihren
Hahnenkämpfen anspornen sahen, so kann er's lange
aushalten. Dann belebt er sich wohl einmal, und
dann redet er klug und gut, wie ein geistreicher, be-
deutender Mann. So hab' ich ihn öfters gehört.
Auch darin macht er eine Ausnahme von den meisten
Schauspielern.

"Wie soll ich das verstehen? Wollen Sie dadurch
andeuten, die meisten dieser Herren wären nicht geist-
reich? Nicht liebenswürdig und belehrend im Um-
gang? Nicht wissenschaftlich gebildet? Jch denke
doch, dies Alles müßten sie nothwendig sein, durch
ihren Beruf, und für denselben?"

O Gott, Du hörst das Lallen des Unmündigen!
rief der Arzt mit aufgehobenen Armen. Antoine, Sie
sind ja eine völlige Unschuld, -- was diesen Punkt
betrifft.

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werden, ... nun, da hab’ ich Jhnen ja bereits meine
Meinung eroͤffnet: Da, denk’ ich, hat es nichts Glei-
ches gegeben, — und wird es auch nicht ſo bald.

„Jſt er wohl im Umgang eben ſo hinreißend, wie
auf der Buͤhne?“

Jm Ganzen neigt ſich ſeine Natur zur Schweig-
ſamkeit. Wie wir ihn geſtern ſtumm ſitzen, ſeinen
Wein ſchluͤrfen, die Nachbarn durch Blicke zu ihren
Hahnenkaͤmpfen anſpornen ſahen, ſo kann er’s lange
aushalten. Dann belebt er ſich wohl einmal, und
dann redet er klug und gut, wie ein geiſtreicher, be-
deutender Mann. So hab’ ich ihn oͤfters gehoͤrt.
Auch darin macht er eine Ausnahme von den meiſten
Schauſpielern.

„Wie ſoll ich das verſtehen? Wollen Sie dadurch
andeuten, die meiſten dieſer Herren waͤren nicht geiſt-
reich? Nicht liebenswuͤrdig und belehrend im Um-
gang? Nicht wiſſenſchaftlich gebildet? Jch denke
doch, dies Alles muͤßten ſie nothwendig ſein, durch
ihren Beruf, und fuͤr denſelben?“

O Gott, Du hoͤrſt das Lallen des Unmuͤndigen!
rief der Arzt mit aufgehobenen Armen. Antoine, Sie
ſind ja eine voͤllige Unſchuld, — was dieſen Punkt
betrifft.

6*
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[83/0085] werden, ... nun, da hab’ ich Jhnen ja bereits meine Meinung eroͤffnet: Da, denk’ ich, hat es nichts Glei- ches gegeben, — und wird es auch nicht ſo bald. „Jſt er wohl im Umgang eben ſo hinreißend, wie auf der Buͤhne?“ Jm Ganzen neigt ſich ſeine Natur zur Schweig- ſamkeit. Wie wir ihn geſtern ſtumm ſitzen, ſeinen Wein ſchluͤrfen, die Nachbarn durch Blicke zu ihren Hahnenkaͤmpfen anſpornen ſahen, ſo kann er’s lange aushalten. Dann belebt er ſich wohl einmal, und dann redet er klug und gut, wie ein geiſtreicher, be- deutender Mann. So hab’ ich ihn oͤfters gehoͤrt. Auch darin macht er eine Ausnahme von den meiſten Schauſpielern. „Wie ſoll ich das verſtehen? Wollen Sie dadurch andeuten, die meiſten dieſer Herren waͤren nicht geiſt- reich? Nicht liebenswuͤrdig und belehrend im Um- gang? Nicht wiſſenſchaftlich gebildet? Jch denke doch, dies Alles muͤßten ſie nothwendig ſein, durch ihren Beruf, und fuͤr denſelben?“ O Gott, Du hoͤrſt das Lallen des Unmuͤndigen! rief der Arzt mit aufgehobenen Armen. Antoine, Sie ſind ja eine voͤllige Unſchuld, — was dieſen Punkt betrifft. 6*

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/85>, abgerufen am 25.11.2024.