Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.Sie werden sich leicht trösten, denn mehr oder Jhnen blüht noch Glück genug auf Erden, wenn Die meinige wird nicht glänzend sein, ich weiß Mein Gemal hat sich nicht geändert: er wird Und Sie fragen, warum ich ihm dennoch folge? Mein armer Antoine, Sie sind ein gutes uner- Sie werden ſich leicht troͤſten, denn mehr oder Jhnen bluͤht noch Gluͤck genug auf Erden, wenn Die meinige wird nicht glaͤnzend ſein, ich weiß Mein Gemal hat ſich nicht geaͤndert: er wird Und Sie fragen, warum ich ihm dennoch folge? Mein armer Antoine, Sie ſind ein gutes uner- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0055" n="53"/> <p>Sie werden ſich leicht troͤſten, denn mehr oder<lb/> weniger ſind Sie meiner uͤberdruͤßig. Jhnen und Jhrer<lb/> Jugend nehm’ ich das nicht uͤbel. Jch bin zu alt<lb/> fuͤr Sie und wenn ich auch immer noch eine ſchoͤne<lb/> Frau bleibe, ſind Sie doch viel zu jung fuͤr mich.<lb/> Was wollen Sie? Es war ein Jrrthum, von beiden<lb/> Seiten. Doch war er manchmal ertraͤglich; nicht<lb/> wahr?</p><lb/> <p>Jhnen bluͤht noch Gluͤck genug auf Erden, wenn<lb/> Sie es nur zu benuͤtzen verſtehen. Sie koͤnnen noch<lb/> eine ſchoͤne Zukunft haben.</p><lb/> <p>Die meinige wird nicht glaͤnzend ſein, ich weiß<lb/> es. Dennoch folg’ ich ihr ohne Zagen.</p><lb/> <p>Mein Gemal hat ſich nicht geaͤndert: er wird<lb/> mich behandeln wie fruͤher. Ja, wenn er erſt wieder<lb/> ganz ſicher in ſeinen Rechten iſt, wird er mich ſchlagen,<lb/> mich betruͤgen, — wie ſonſt.</p><lb/> <p>Und Sie fragen, warum ich ihm dennoch folge?<lb/> Jch koͤnnte antworten, weil er ſich hinter meinen<lb/> Beichtvater geſteckt und dieſer mir eine Wiederver-<lb/> einigung als religioͤſe Pflicht auferlegt hat. Jch<lb/> wuͤrde darin die Wahrheit ſagen, — doch auch eine<lb/> Luͤge. Und fuͤr <hi rendition="#g">Sie</hi> hab’ ich nur Wahrheit.</p><lb/> <p>Mein armer Antoine, Sie ſind ein gutes uner-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [53/0055]
Sie werden ſich leicht troͤſten, denn mehr oder
weniger ſind Sie meiner uͤberdruͤßig. Jhnen und Jhrer
Jugend nehm’ ich das nicht uͤbel. Jch bin zu alt
fuͤr Sie und wenn ich auch immer noch eine ſchoͤne
Frau bleibe, ſind Sie doch viel zu jung fuͤr mich.
Was wollen Sie? Es war ein Jrrthum, von beiden
Seiten. Doch war er manchmal ertraͤglich; nicht
wahr?
Jhnen bluͤht noch Gluͤck genug auf Erden, wenn
Sie es nur zu benuͤtzen verſtehen. Sie koͤnnen noch
eine ſchoͤne Zukunft haben.
Die meinige wird nicht glaͤnzend ſein, ich weiß
es. Dennoch folg’ ich ihr ohne Zagen.
Mein Gemal hat ſich nicht geaͤndert: er wird
mich behandeln wie fruͤher. Ja, wenn er erſt wieder
ganz ſicher in ſeinen Rechten iſt, wird er mich ſchlagen,
mich betruͤgen, — wie ſonſt.
Und Sie fragen, warum ich ihm dennoch folge?
Jch koͤnnte antworten, weil er ſich hinter meinen
Beichtvater geſteckt und dieſer mir eine Wiederver-
einigung als religioͤſe Pflicht auferlegt hat. Jch
wuͤrde darin die Wahrheit ſagen, — doch auch eine
Luͤge. Und fuͤr Sie hab’ ich nur Wahrheit.
Mein armer Antoine, Sie ſind ein gutes uner-
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