schen Argwohn besiegte. Laura zeigte sich und gab sich wie sie war, deshalb konnte, -- obgleich sie wirk- lich diese Schwelle zum Erstenmale betrat, -- kein Zweifel obwalten, sie komme als Herrin!
"Diesmal," sprach der Lieutenant mit einem ver- traulichen Kopfnicken zu Anton, "würd' ich wirklich stören, wie mir scheint! Adieu, Antoine, auf Wieder- sehn! Madame, Jhr Diener!"
Anton war guter Laune. Die Liebenswürdigkeit des gegnerischen Vermittlers hatte ihn erheitert. Er baute Laura's Entgegenkommen goldene Brücken; die Versöhnung bot keine Schwierigkeiten, und erst nachdem sie abgeschlossen und besiegelt war, fiel der Schönen auf's Herz, daß sie nicht zu Anton hätte kommen, sondern vielmehr daheim harrend hätte schmollen und maulen müssen, bis er bittend zu ihr gekommen wäre. Diese tadelnswerthe Avance durch eiligen Rückzug gut zu machen, stand sie schon im Begriff, da klirrte es abermals die Treppen herauf und des Lieutenants Stimme ließ sich von außen ver- nehmen: wenn er ungelegen sei, wolle er später wie- derkehren. Daß er eintrete, um nur ein Ende zu machen, rief Laura ärgerlich und riß die Thüre weit auf. Der Gute war noch nicht sichtbar da schickte er
ſchen Argwohn beſiegte. Laura zeigte ſich und gab ſich wie ſie war, deshalb konnte, — obgleich ſie wirk- lich dieſe Schwelle zum Erſtenmale betrat, — kein Zweifel obwalten, ſie komme als Herrin!
„Diesmal,“ ſprach der Lieutenant mit einem ver- traulichen Kopfnicken zu Anton, „wuͤrd’ ich wirklich ſtoͤren, wie mir ſcheint! Adieu, Antoine, auf Wieder- ſehn! Madame, Jhr Diener!“
Anton war guter Laune. Die Liebenswuͤrdigkeit des gegneriſchen Vermittlers hatte ihn erheitert. Er baute Laura’s Entgegenkommen goldene Bruͤcken; die Verſoͤhnung bot keine Schwierigkeiten, und erſt nachdem ſie abgeſchloſſen und beſiegelt war, fiel der Schoͤnen auf’s Herz, daß ſie nicht zu Anton haͤtte kommen, ſondern vielmehr daheim harrend haͤtte ſchmollen und maulen muͤſſen, bis er bittend zu ihr gekommen waͤre. Dieſe tadelnswerthe Avance durch eiligen Ruͤckzug gut zu machen, ſtand ſie ſchon im Begriff, da klirrte es abermals die Treppen herauf und des Lieutenants Stimme ließ ſich von außen ver- nehmen: wenn er ungelegen ſei, wolle er ſpaͤter wie- derkehren. Daß er eintrete, um nur ein Ende zu machen, rief Laura aͤrgerlich und riß die Thuͤre weit auf. Der Gute war noch nicht ſichtbar da ſchickte er
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0040"n="38"/>ſchen Argwohn beſiegte. Laura zeigte ſich und gab<lb/>ſich wie ſie war, deshalb konnte, — obgleich ſie wirk-<lb/>
lich dieſe Schwelle zum Erſtenmale betrat, — kein<lb/>
Zweifel obwalten, ſie komme als Herrin!</p><lb/><p><hirendition="#g">„Diesmal,“</hi>ſprach der Lieutenant mit einem ver-<lb/>
traulichen Kopfnicken zu Anton, „wuͤrd’ ich <hirendition="#g">wirklich</hi><lb/>ſtoͤren, wie mir ſcheint! Adieu, Antoine, auf Wieder-<lb/>ſehn! Madame, Jhr Diener!“</p><lb/><p>Anton war guter Laune. Die Liebenswuͤrdigkeit<lb/>
des gegneriſchen Vermittlers hatte ihn erheitert. Er<lb/>
baute Laura’s Entgegenkommen goldene Bruͤcken;<lb/>
die Verſoͤhnung bot keine Schwierigkeiten, und erſt<lb/>
nachdem ſie abgeſchloſſen und beſiegelt war, fiel der<lb/>
Schoͤnen auf’s Herz, daß <hirendition="#g">ſie</hi> nicht zu Anton haͤtte<lb/>
kommen, ſondern vielmehr daheim harrend haͤtte<lb/>ſchmollen und maulen muͤſſen, bis <hirendition="#g">er</hi> bittend zu ihr<lb/>
gekommen waͤre. Dieſe tadelnswerthe Avance durch<lb/>
eiligen Ruͤckzug gut zu machen, ſtand ſie ſchon im<lb/>
Begriff, da klirrte es abermals die Treppen herauf<lb/>
und des Lieutenants Stimme ließ ſich von außen ver-<lb/>
nehmen: wenn er ungelegen ſei, wolle er ſpaͤter wie-<lb/>
derkehren. Daß er eintrete, um nur ein Ende zu<lb/>
machen, rief Laura aͤrgerlich und riß die Thuͤre weit<lb/>
auf. Der Gute war noch nicht ſichtbar da ſchickte er<lb/></p></div></body></text></TEI>
[38/0040]
ſchen Argwohn beſiegte. Laura zeigte ſich und gab
ſich wie ſie war, deshalb konnte, — obgleich ſie wirk-
lich dieſe Schwelle zum Erſtenmale betrat, — kein
Zweifel obwalten, ſie komme als Herrin!
„Diesmal,“ ſprach der Lieutenant mit einem ver-
traulichen Kopfnicken zu Anton, „wuͤrd’ ich wirklich
ſtoͤren, wie mir ſcheint! Adieu, Antoine, auf Wieder-
ſehn! Madame, Jhr Diener!“
Anton war guter Laune. Die Liebenswuͤrdigkeit
des gegneriſchen Vermittlers hatte ihn erheitert. Er
baute Laura’s Entgegenkommen goldene Bruͤcken;
die Verſoͤhnung bot keine Schwierigkeiten, und erſt
nachdem ſie abgeſchloſſen und beſiegelt war, fiel der
Schoͤnen auf’s Herz, daß ſie nicht zu Anton haͤtte
kommen, ſondern vielmehr daheim harrend haͤtte
ſchmollen und maulen muͤſſen, bis er bittend zu ihr
gekommen waͤre. Dieſe tadelnswerthe Avance durch
eiligen Ruͤckzug gut zu machen, ſtand ſie ſchon im
Begriff, da klirrte es abermals die Treppen herauf
und des Lieutenants Stimme ließ ſich von außen ver-
nehmen: wenn er ungelegen ſei, wolle er ſpaͤter wie-
derkehren. Daß er eintrete, um nur ein Ende zu
machen, rief Laura aͤrgerlich und riß die Thuͤre weit
auf. Der Gute war noch nicht ſichtbar da ſchickte er
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/40>, abgerufen am 03.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.