eigenen Ehre, an der Achtung für sein besseres Jch frevelnd verübt, -- das in Demuth über sich ergehen zu lassen, war Anton still bereit und fügte sich im Voraus. Theodor's niederschmetternde Worte dröhn- ten noch in seinem Gedächtniß nach; sie trieben ihn an, wenigstens gut zu machen was etwa gut zu machen blieb, für Einen der vom Pfade des Betruges auszubiegen den festen Willen hegte. Er sonderte demnach gewissenhaft Kleidungsstücke und Wäsche. Die älteren, abgetragenen Bestandtheile seiner Gar- derobe, wie er sie aus der ersten bescheidenen Woh- nung in Paris bei Uebersiedelung hierher mitgebracht, sammelte er in eine dürftige Kiste, fügte seine Bücher, hauptsächlich seine Papiere, unter denen das Tage- buch den größten Raum einnahm dazu und seufzte: das ist mein!
Alles Uebrige, womit Bärbel's Verschwendung ihn überschüttet, womit sie ihn gezwungen sich aus- zuputzen, legte er: Schmuck, Uhren, Ketten, Juwelen, unzähliger unnützer Kram mit eingeschlossen, in einen großen, prachtvollen Koffer. Ebenso raffte er zusam- men was er an baarem Golde, oder Bankscheinen zur Verfügung besaß, schlug die Summe in ein Paket, welches er mit den Worten überschrieb: "besser
eigenen Ehre, an der Achtung fuͤr ſein beſſeres Jch frevelnd veruͤbt, — das in Demuth uͤber ſich ergehen zu laſſen, war Anton ſtill bereit und fuͤgte ſich im Voraus. Theodor’s niederſchmetternde Worte droͤhn- ten noch in ſeinem Gedaͤchtniß nach; ſie trieben ihn an, wenigſtens gut zu machen was etwa gut zu machen blieb, fuͤr Einen der vom Pfade des Betruges auszubiegen den feſten Willen hegte. Er ſonderte demnach gewiſſenhaft Kleidungsſtuͤcke und Waͤſche. Die aͤlteren, abgetragenen Beſtandtheile ſeiner Gar- derobe, wie er ſie aus der erſten beſcheidenen Woh- nung in Paris bei Ueberſiedelung hierher mitgebracht, ſammelte er in eine duͤrftige Kiſte, fuͤgte ſeine Buͤcher, hauptſaͤchlich ſeine Papiere, unter denen das Tage- buch den groͤßten Raum einnahm dazu und ſeufzte: das iſt mein!
Alles Uebrige, womit Baͤrbel’s Verſchwendung ihn uͤberſchuͤttet, womit ſie ihn gezwungen ſich aus- zuputzen, legte er: Schmuck, Uhren, Ketten, Juwelen, unzaͤhliger unnuͤtzer Kram mit eingeſchloſſen, in einen großen, prachtvollen Koffer. Ebenſo raffte er zuſam- men was er an baarem Golde, oder Bankſcheinen zur Verfuͤgung beſaß, ſchlug die Summe in ein Paket, welches er mit den Worten uͤberſchrieb: „beſſer
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eigenen Ehre, an der Achtung fuͤr ſein beſſeres Jch
frevelnd veruͤbt, — das in Demuth uͤber ſich ergehen
zu laſſen, war Anton ſtill bereit und fuͤgte ſich im
Voraus. Theodor’s niederſchmetternde Worte droͤhn-
ten noch in ſeinem Gedaͤchtniß nach; ſie trieben ihn
an, wenigſtens gut zu machen was etwa gut zu
machen blieb, fuͤr Einen der vom Pfade des Betruges
auszubiegen den feſten Willen hegte. Er ſonderte
demnach gewiſſenhaft Kleidungsſtuͤcke und Waͤſche.
Die aͤlteren, abgetragenen Beſtandtheile ſeiner Gar-
derobe, wie er ſie aus der erſten beſcheidenen Woh-
nung in Paris bei Ueberſiedelung hierher mitgebracht,
ſammelte er in eine duͤrftige Kiſte, fuͤgte ſeine Buͤcher,
hauptſaͤchlich ſeine Papiere, unter denen das Tage-
buch den groͤßten Raum einnahm dazu und ſeufzte:
das iſt mein!
Alles Uebrige, womit Baͤrbel’s Verſchwendung
ihn uͤberſchuͤttet, womit ſie ihn gezwungen ſich aus-
zuputzen, legte er: Schmuck, Uhren, Ketten, Juwelen,
unzaͤhliger unnuͤtzer Kram mit eingeſchloſſen, in einen
großen, prachtvollen Koffer. Ebenſo raffte er zuſam-
men was er an baarem Golde, oder Bankſcheinen
zur Verfuͤgung beſaß, ſchlug die Summe in ein
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/328>, abgerufen am 27.11.2024.
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