Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite
Dreißigstes Kapitel.

Dieses Kapitel hat mehr als ein halbes Jahr übersprungen. -- Anton debütirt
als Kunstreiter. Er bleibt Laura's Freund, aber die Gattin des Direktor's
wird seine Gegnerin.

Die Linden standen in voller Blüthe. -- Doch
meine ich diesmal nicht jene Linden zu Liebenau, in
deren Dufte vor zwei Jahren unsere Erzählung begann.
Es sind die Linden der Residenz von denen ich rede;
unter denen, in Staubwolken gehüllt, Schaaren
schaulustiger Städter nach dem Cirkus des Herrn
Guillaume wandern, woselbst heute, den an vielen
Baumstämmen klebenden Anschlagezetteln zu Folge,
"Herr Antoine aus Paris" zum Erstenmale auftre-
ten und sich "zu Pferde als Virtuose mit einem Vio-
linsolo produziren" soll.

Vor der Kasse war der Andrang ziemlich stark.
Bekannte grüßten sich und tauschten im Voraus
Muthmaßungen über den Debütanten. Ob er jung
ist? fragte eine ältliche Dame. Zu wünschen wär' es,

Die Vagabunden. II. 1
Dreißigſtes Kapitel.

Dieſes Kapitel hat mehr als ein halbes Jahr überſprungen. — Anton debütirt
als Kunſtreiter. Er bleibt Laura’s Freund, aber die Gattin des Direktor’s
wird ſeine Gegnerin.

Die Linden ſtanden in voller Bluͤthe. — Doch
meine ich diesmal nicht jene Linden zu Liebenau, in
deren Dufte vor zwei Jahren unſere Erzaͤhlung begann.
Es ſind die Linden der Reſidenz von denen ich rede;
unter denen, in Staubwolken gehuͤllt, Schaaren
ſchauluſtiger Staͤdter nach dem Cirkus des Herrn
Guillaume wandern, woſelbſt heute, den an vielen
Baumſtaͤmmen klebenden Anſchlagezetteln zu Folge,
„Herr Antoine aus Paris“ zum Erſtenmale auftre-
ten und ſich „zu Pferde als Virtuoſe mit einem Vio-
linſolo produziren“ ſoll.

Vor der Kaſſe war der Andrang ziemlich ſtark.
Bekannte gruͤßten ſich und tauſchten im Voraus
Muthmaßungen uͤber den Debuͤtanten. Ob er jung
iſt? fragte eine aͤltliche Dame. Zu wuͤnſchen waͤr’ es,

Die Vagabunden. II. 1
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0003" n="[1]"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Dreißig&#x017F;tes Kapitel.</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p> <hi rendition="#c">Die&#x017F;es Kapitel hat mehr als ein halbes Jahr über&#x017F;prungen. &#x2014; Anton debütirt<lb/>
als Kun&#x017F;treiter. Er bleibt Laura&#x2019;s Freund, aber die Gattin des Direktor&#x2019;s<lb/>
wird &#x017F;eine Gegnerin.</hi> </p>
        </argument><lb/>
        <p>Die Linden &#x017F;tanden in voller Blu&#x0364;the. &#x2014; Doch<lb/>
meine ich diesmal nicht jene Linden zu Liebenau, in<lb/>
deren Dufte vor zwei Jahren un&#x017F;ere Erza&#x0364;hlung begann.<lb/>
Es &#x017F;ind die Linden der Re&#x017F;idenz von denen ich rede;<lb/>
unter denen, in Staubwolken gehu&#x0364;llt, Schaaren<lb/>
&#x017F;chaulu&#x017F;tiger Sta&#x0364;dter nach dem Cirkus des Herrn<lb/>
Guillaume wandern, wo&#x017F;elb&#x017F;t heute, den an vielen<lb/>
Baum&#x017F;ta&#x0364;mmen klebenden An&#x017F;chlagezetteln zu Folge,<lb/>
&#x201E;Herr Antoine aus Paris&#x201C; zum Er&#x017F;tenmale auftre-<lb/>
ten und &#x017F;ich &#x201E;zu Pferde als Virtuo&#x017F;e mit einem Vio-<lb/>
lin&#x017F;olo produziren&#x201C; &#x017F;oll.</p><lb/>
        <p>Vor der Ka&#x017F;&#x017F;e war der Andrang ziemlich &#x017F;tark.<lb/>
Bekannte gru&#x0364;ßten &#x017F;ich und tau&#x017F;chten im Voraus<lb/>
Muthmaßungen u&#x0364;ber den Debu&#x0364;tanten. Ob er jung<lb/>
i&#x017F;t? fragte eine a&#x0364;ltliche Dame. Zu wu&#x0364;n&#x017F;chen wa&#x0364;r&#x2019; es,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Die Vagabunden. <hi rendition="#aq">II.</hi> 1</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[1]/0003] Dreißigſtes Kapitel. Dieſes Kapitel hat mehr als ein halbes Jahr überſprungen. — Anton debütirt als Kunſtreiter. Er bleibt Laura’s Freund, aber die Gattin des Direktor’s wird ſeine Gegnerin. Die Linden ſtanden in voller Bluͤthe. — Doch meine ich diesmal nicht jene Linden zu Liebenau, in deren Dufte vor zwei Jahren unſere Erzaͤhlung begann. Es ſind die Linden der Reſidenz von denen ich rede; unter denen, in Staubwolken gehuͤllt, Schaaren ſchauluſtiger Staͤdter nach dem Cirkus des Herrn Guillaume wandern, woſelbſt heute, den an vielen Baumſtaͤmmen klebenden Anſchlagezetteln zu Folge, „Herr Antoine aus Paris“ zum Erſtenmale auftre- ten und ſich „zu Pferde als Virtuoſe mit einem Vio- linſolo produziren“ ſoll. Vor der Kaſſe war der Andrang ziemlich ſtark. Bekannte gruͤßten ſich und tauſchten im Voraus Muthmaßungen uͤber den Debuͤtanten. Ob er jung iſt? fragte eine aͤltliche Dame. Zu wuͤnſchen waͤr’ es, Die Vagabunden. II. 1

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/3
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/3>, abgerufen am 10.10.2024.