rungen, Gefühle, Wünsche, die ihn durchstürmten des Breiteren anvertraut, -- überkam ihn nachgerade mit Ablauf des Tages eine heftige Begierde nach ihr, die er nun seit zweimal vierundzwanzig Stunden entbehren müssen, die er an der Seite des erklärten und berechtigten Verehrers wußte; und die immer noch nichts von sich vernehmen ließ. Eifersucht gegen Theodor mischte sich in diese verzehrende Ungeduld. Schon war er Willens dem heute erst zu seinem Füh- rer erwählten und bestätigten Leichtsinn das gefähr- lichste Opfer zu bringen und sich rücksichtslos, ohne Vorbereitung, gerade zu in das Hotel zu stürzen, aus dessen Fenster dem Savoyarden ein Thaler, ihm jedoch eine mit vielen tausend Thalern noch zu wohlfeil bezahlte Anweisung entgegen geworfen worden, -- da trat zum Glück Madame Fewal ein und legte ein kleines moschus duftiges Paketchen auf die Marmor- platte des Tischchens vor seinem Sopha.
Von wem? fragte er bebend.
"Von ihr!" antwortete die Bringerin und ver- schwand.
Das Erste was ihm in die Hände fiel, war ein Hundert fein gestochener, mit seiner jetzigen Adresse
rungen, Gefuͤhle, Wuͤnſche, die ihn durchſtuͤrmten des Breiteren anvertraut, — uͤberkam ihn nachgerade mit Ablauf des Tages eine heftige Begierde nach ihr, die er nun ſeit zweimal vierundzwanzig Stunden entbehren muͤſſen, die er an der Seite des erklaͤrten und berechtigten Verehrers wußte; und die immer noch nichts von ſich vernehmen ließ. Eiferſucht gegen Theodor miſchte ſich in dieſe verzehrende Ungeduld. Schon war er Willens dem heute erſt zu ſeinem Fuͤh- rer erwaͤhlten und beſtaͤtigten Leichtſinn das gefaͤhr- lichſte Opfer zu bringen und ſich ruͤckſichtslos, ohne Vorbereitung, gerade zu in das Hôtel zu ſtuͤrzen, aus deſſen Fenſter dem Savoyarden ein Thaler, ihm jedoch eine mit vielen tauſend Thalern noch zu wohlfeil bezahlte Anweiſung entgegen geworfen worden, — da trat zum Gluͤck Madame Féwal ein und legte ein kleines moſchus duftiges Paketchen auf die Marmor- platte des Tiſchchens vor ſeinem Sopha.
Von wem? fragte er bebend.
„Von ihr!“ antwortete die Bringerin und ver- ſchwand.
Das Erſte was ihm in die Haͤnde fiel, war ein Hundert fein geſtochener, mit ſeiner jetzigen Adreſſe
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0292"n="290"/>
rungen, Gefuͤhle, Wuͤnſche, die ihn durchſtuͤrmten des<lb/>
Breiteren anvertraut, — uͤberkam ihn nachgerade<lb/>
mit Ablauf des Tages eine heftige Begierde nach <hirendition="#g">ihr,</hi><lb/>
die er nun ſeit zweimal vierundzwanzig Stunden<lb/>
entbehren muͤſſen, die er an der Seite des erklaͤrten<lb/>
und berechtigten Verehrers wußte; und die immer<lb/>
noch nichts von ſich vernehmen ließ. Eiferſucht gegen<lb/>
Theodor miſchte ſich in dieſe verzehrende Ungeduld.<lb/>
Schon war er Willens dem heute erſt zu ſeinem Fuͤh-<lb/>
rer erwaͤhlten und beſtaͤtigten Leichtſinn das gefaͤhr-<lb/>
lichſte Opfer zu bringen und ſich ruͤckſichtslos, ohne<lb/>
Vorbereitung, gerade zu in das H<hirendition="#aq">ô</hi>tel zu ſtuͤrzen, aus<lb/>
deſſen Fenſter dem Savoyarden ein Thaler, ihm jedoch<lb/>
eine mit vielen tauſend Thalern noch zu wohlfeil<lb/>
bezahlte Anweiſung entgegen geworfen worden, —<lb/>
da trat zum Gluͤck Madame F<hirendition="#aq">é</hi>wal ein und legte ein<lb/>
kleines moſchus duftiges Paketchen auf die Marmor-<lb/>
platte des Tiſchchens vor ſeinem Sopha.</p><lb/><p>Von wem? fragte er bebend.</p><lb/><p>„Von <hirendition="#g">ihr!</hi>“ antwortete die Bringerin und ver-<lb/>ſchwand.</p><lb/><p>Das Erſte was ihm in die Haͤnde fiel, war ein<lb/>
Hundert fein geſtochener, mit ſeiner jetzigen Adreſſe<lb/></p></div></body></text></TEI>
[290/0292]
rungen, Gefuͤhle, Wuͤnſche, die ihn durchſtuͤrmten des
Breiteren anvertraut, — uͤberkam ihn nachgerade
mit Ablauf des Tages eine heftige Begierde nach ihr,
die er nun ſeit zweimal vierundzwanzig Stunden
entbehren muͤſſen, die er an der Seite des erklaͤrten
und berechtigten Verehrers wußte; und die immer
noch nichts von ſich vernehmen ließ. Eiferſucht gegen
Theodor miſchte ſich in dieſe verzehrende Ungeduld.
Schon war er Willens dem heute erſt zu ſeinem Fuͤh-
rer erwaͤhlten und beſtaͤtigten Leichtſinn das gefaͤhr-
lichſte Opfer zu bringen und ſich ruͤckſichtslos, ohne
Vorbereitung, gerade zu in das Hôtel zu ſtuͤrzen, aus
deſſen Fenſter dem Savoyarden ein Thaler, ihm jedoch
eine mit vielen tauſend Thalern noch zu wohlfeil
bezahlte Anweiſung entgegen geworfen worden, —
da trat zum Gluͤck Madame Féwal ein und legte ein
kleines moſchus duftiges Paketchen auf die Marmor-
platte des Tiſchchens vor ſeinem Sopha.
Von wem? fragte er bebend.
„Von ihr!“ antwortete die Bringerin und ver-
ſchwand.
Das Erſte was ihm in die Haͤnde fiel, war ein
Hundert fein geſtochener, mit ſeiner jetzigen Adreſſe
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/292>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.