durchgebracht sein werde; obschon er sich in seinem plan- und geistlosen Dahintaumeln noch immer für überreich hielt; verschmähte er doch nicht, vertrauten Umgang, ja Kameradschaft mit Männern von Welt zu pflegen, die hinter dem Aushängeschild adeliger Namen, vornehmer Manieren, chevaleresker Phrasen, ganz einfach das falsche Spiel als ihr Gewerbe treiben.
Bärbel wußte und kannte das.
Anton aber, den sie sich endlich nach dreijährigem Schmachten, Sehnen und Harren gewonnen; den ihr ein tückischer Dämon in die Krallen geworfen; den sie nun besaß und in dessen Besitz ihre unersätt- liche Leidenschaft schwelgte; -- Anton durfte das Untere der Karten nicht sehen!
Jhr blieb folglich die zwiefach-schwierige Auf- gabe: zuerst, ihn auf passende Weise in die Gesell- schaft Theodors einzuschwärzen, so zwar, daß man ihn dort mit gebührender Achtung empfange! -- sodann, was noch gefährlicher war, die Sorgfalt, ihn nicht durchschauen zu lassen, daß er sich in einer Klicke von ehr- und gewissenlosen Glücksrittern befinde. Denn im letzteren Falle mußte sie befürchten, sein ehrliches Herz könne ihm auf die Zunge kommen, -- und dann war er für sie verloren! Jhre erste Zusam-
durchgebracht ſein werde; obſchon er ſich in ſeinem plan- und geiſtloſen Dahintaumeln noch immer fuͤr uͤberreich hielt; verſchmaͤhte er doch nicht, vertrauten Umgang, ja Kameradſchaft mit Maͤnnern von Welt zu pflegen, die hinter dem Aushaͤngeſchild adeliger Namen, vornehmer Manieren, chevaleresker Phraſen, ganz einfach das falſche Spiel als ihr Gewerbe treiben.
Baͤrbel wußte und kannte das.
Anton aber, den ſie ſich endlich nach dreijaͤhrigem Schmachten, Sehnen und Harren gewonnen; den ihr ein tuͤckiſcher Daͤmon in die Krallen geworfen; den ſie nun beſaß und in deſſen Beſitz ihre unerſaͤtt- liche Leidenſchaft ſchwelgte; — Anton durfte das Untere der Karten nicht ſehen!
Jhr blieb folglich die zwiefach-ſchwierige Auf- gabe: zuerſt, ihn auf paſſende Weiſe in die Geſell- ſchaft Theodors einzuſchwaͤrzen, ſo zwar, daß man ihn dort mit gebuͤhrender Achtung empfange! — ſodann, was noch gefaͤhrlicher war, die Sorgfalt, ihn nicht durchſchauen zu laſſen, daß er ſich in einer Klicke von ehr- und gewiſſenloſen Gluͤcksrittern befinde. Denn im letzteren Falle mußte ſie befuͤrchten, ſein ehrliches Herz koͤnne ihm auf die Zunge kommen, — und dann war er fuͤr ſie verloren! Jhre erſte Zuſam-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0287"n="285"/>
durchgebracht ſein werde; obſchon er ſich in ſeinem<lb/>
plan- und geiſtloſen Dahintaumeln noch immer fuͤr<lb/>
uͤberreich hielt; verſchmaͤhte er doch nicht, vertrauten<lb/>
Umgang, ja Kameradſchaft mit Maͤnnern von Welt zu<lb/>
pflegen, die hinter dem Aushaͤngeſchild adeliger Namen,<lb/>
vornehmer Manieren, chevaleresker Phraſen, ganz<lb/>
einfach das falſche Spiel als ihr Gewerbe treiben.</p><lb/><p>Baͤrbel wußte und kannte das.</p><lb/><p>Anton aber, den ſie ſich endlich nach dreijaͤhrigem<lb/>
Schmachten, Sehnen und Harren gewonnen; den<lb/>
ihr ein tuͤckiſcher Daͤmon in die Krallen geworfen;<lb/>
den ſie nun beſaß und in deſſen Beſitz ihre unerſaͤtt-<lb/>
liche Leidenſchaft ſchwelgte; — Anton durfte das<lb/>
Untere der Karten nicht ſehen!</p><lb/><p>Jhr blieb folglich die zwiefach-ſchwierige Auf-<lb/>
gabe: zuerſt, ihn auf paſſende Weiſe in die Geſell-<lb/>ſchaft Theodors einzuſchwaͤrzen, ſo zwar, daß man<lb/>
ihn dort mit gebuͤhrender Achtung empfange! —<lb/>ſodann, was noch gefaͤhrlicher war, die Sorgfalt, ihn<lb/>
nicht durchſchauen zu laſſen, daß er ſich in einer Klicke<lb/>
von ehr- und gewiſſenloſen Gluͤcksrittern befinde.<lb/>
Denn im letzteren Falle mußte ſie befuͤrchten, ſein<lb/>
ehrliches Herz koͤnne ihm auf die Zunge kommen, —<lb/>
und dann war er fuͤr ſie verloren! Jhre erſte Zuſam-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[285/0287]
durchgebracht ſein werde; obſchon er ſich in ſeinem
plan- und geiſtloſen Dahintaumeln noch immer fuͤr
uͤberreich hielt; verſchmaͤhte er doch nicht, vertrauten
Umgang, ja Kameradſchaft mit Maͤnnern von Welt zu
pflegen, die hinter dem Aushaͤngeſchild adeliger Namen,
vornehmer Manieren, chevaleresker Phraſen, ganz
einfach das falſche Spiel als ihr Gewerbe treiben.
Baͤrbel wußte und kannte das.
Anton aber, den ſie ſich endlich nach dreijaͤhrigem
Schmachten, Sehnen und Harren gewonnen; den
ihr ein tuͤckiſcher Daͤmon in die Krallen geworfen;
den ſie nun beſaß und in deſſen Beſitz ihre unerſaͤtt-
liche Leidenſchaft ſchwelgte; — Anton durfte das
Untere der Karten nicht ſehen!
Jhr blieb folglich die zwiefach-ſchwierige Auf-
gabe: zuerſt, ihn auf paſſende Weiſe in die Geſell-
ſchaft Theodors einzuſchwaͤrzen, ſo zwar, daß man
ihn dort mit gebuͤhrender Achtung empfange! —
ſodann, was noch gefaͤhrlicher war, die Sorgfalt, ihn
nicht durchſchauen zu laſſen, daß er ſich in einer Klicke
von ehr- und gewiſſenloſen Gluͤcksrittern befinde.
Denn im letzteren Falle mußte ſie befuͤrchten, ſein
ehrliches Herz koͤnne ihm auf die Zunge kommen, —
und dann war er fuͤr ſie verloren! Jhre erſte Zuſam-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/287>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.