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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

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thun: Der Geyer wird sich mit der Hyäne paaren
und Madame Mollia wird den Vogel Greif besitzen;
wird einen Dukaten Legegeld fordern; wird diesen
Preis erhalten; wird Millionen einnehmen und Phi-
lipp wird das Gold versaufen, wie er das Silber
versoff; der Greif wird ihm durch den Schlund pas-
siren, wie die Löwen durchgingen. Jch sage, es giebt
Menschen, die ihr Glück mit Füßen treten und es doch
nicht vernichten können. Jch bin fest überzeugt,
besäße die Mollia meine Zwerge, so wimmelte ihr
Häuschen schon längst von Nachkommenschaft und
der kleine Däumling wäre kein Kindermährchen
mehr --"

Sehen Sie doch, Schkramprl, hier stehn wir an
der Hütte des Elephanten! Jst es nicht eine Schande
für ein ehemaliges Menagerie-Mitglied, wie ich war,
noch keinen Elephanten gesehen zu haben? Außer im
orbis pictus, den unser Pastor besaß, der meine Kind-
heit mit fröhlichen Bildern schmückte, der auch einen
Elephanten enthielt, -- welchen ich damals, obwohl
ich fünf Jahre zählte, nicht anders zu nennen ver-
mochte als: "der Elegant." Wie herzlich lachte
dann meine gute Großmutter? Jch sehe das noch ....

"Nicht sentimental, bester Antoine! Jn unserer

thun: Der Geyer wird ſich mit der Hyaͤne paaren
und Madame Mollia wird den Vogel Greif beſitzen;
wird einen Dukaten Legegeld fordern; wird dieſen
Preis erhalten; wird Millionen einnehmen und Phi-
lipp wird das Gold verſaufen, wie er das Silber
verſoff; der Greif wird ihm durch den Schlund paſ-
ſiren, wie die Loͤwen durchgingen. Jch ſage, es giebt
Menſchen, die ihr Gluͤck mit Fuͤßen treten und es doch
nicht vernichten koͤnnen. Jch bin feſt uͤberzeugt,
beſaͤße die Mollia meine Zwerge, ſo wimmelte ihr
Haͤuschen ſchon laͤngſt von Nachkommenſchaft und
der kleine Daͤumling waͤre kein Kindermaͤhrchen
mehr —“

Sehen Sie doch, Schkramprl, hier ſtehn wir an
der Huͤtte des Elephanten! Jſt es nicht eine Schande
fuͤr ein ehemaliges Menagerie-Mitglied, wie ich war,
noch keinen Elephanten geſehen zu haben? Außer im
orbis pictus, den unſer Paſtor beſaß, der meine Kind-
heit mit froͤhlichen Bildern ſchmuͤckte, der auch einen
Elephanten enthielt, — welchen ich damals, obwohl
ich fuͤnf Jahre zaͤhlte, nicht anders zu nennen ver-
mochte als: „der Elegant.“ Wie herzlich lachte
dann meine gute Großmutter? Jch ſehe das noch ....

„Nicht ſentimental, beſter Antoine! Jn unſerer

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[201/0203] thun: Der Geyer wird ſich mit der Hyaͤne paaren und Madame Mollia wird den Vogel Greif beſitzen; wird einen Dukaten Legegeld fordern; wird dieſen Preis erhalten; wird Millionen einnehmen und Phi- lipp wird das Gold verſaufen, wie er das Silber verſoff; der Greif wird ihm durch den Schlund paſ- ſiren, wie die Loͤwen durchgingen. Jch ſage, es giebt Menſchen, die ihr Gluͤck mit Fuͤßen treten und es doch nicht vernichten koͤnnen. Jch bin feſt uͤberzeugt, beſaͤße die Mollia meine Zwerge, ſo wimmelte ihr Haͤuschen ſchon laͤngſt von Nachkommenſchaft und der kleine Daͤumling waͤre kein Kindermaͤhrchen mehr —“ Sehen Sie doch, Schkramprl, hier ſtehn wir an der Huͤtte des Elephanten! Jſt es nicht eine Schande fuͤr ein ehemaliges Menagerie-Mitglied, wie ich war, noch keinen Elephanten geſehen zu haben? Außer im orbis pictus, den unſer Paſtor beſaß, der meine Kind- heit mit froͤhlichen Bildern ſchmuͤckte, der auch einen Elephanten enthielt, — welchen ich damals, obwohl ich fuͤnf Jahre zaͤhlte, nicht anders zu nennen ver- mochte als: „der Elegant.“ Wie herzlich lachte dann meine gute Großmutter? Jch ſehe das noch .... „Nicht ſentimental, beſter Antoine! Jn unſerer

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/203>, abgerufen am 22.11.2024.