zurück, daß Schkramprl, der als Nachhut hinter ihm stand, ihn gewaltsam fest halten mußte.
Was ist Jhnen denn? Was erschreckt Sie? Haben Sie einen Drachen gesehen?
"Schlimmer als das, Schkramprl! Vor einem Drachen, würd' ich, wie mir scheint, bessere Kontenanze halten. Sagen Sie mir um Alles in der Welt, was ist das? Das da -- das feuerrothe Kleid --"
Das? das da? das ist Madame Mollia.
"Ein menschliches Wesen?"
Ein zum schönen Geschlechte gehöriges, obenein.
"Dieser Fleischklumpen, mit dem alten, verbissenen, bärtigen Männergesicht? Mit den Wülsten von Haa- ren und Shawl's um den Kopf? Mit dem safran- gelben Busen, der keine Grenzen kennt? Mit den Brillantringen auf zehn kleinen, fetten Knackwürsten, die ihr als Finger dienen? Denn sie hält Eintritts- karten mit diesen Würsten fest; ich seh' es ...."
Nur vorwärts, Antoine! Es beißt nicht. Es ist die Besitzerin dieser Menagerie.
Madame Mollia, Jhr Serviteur! Jch stelle Jhnen Herrn Antoine vor, erstes Sujet von Guillaume, berühmt durch seine unbändige Wildheit. Er hat sich vor Kurzem in B. bei einem bewundernswürdigen
13*
zuruͤck, daß Schkramprl, der als Nachhut hinter ihm ſtand, ihn gewaltſam feſt halten mußte.
Was iſt Jhnen denn? Was erſchreckt Sie? Haben Sie einen Drachen geſehen?
„Schlimmer als das, Schkramprl! Vor einem Drachen, wuͤrd’ ich, wie mir ſcheint, beſſere Kontenanze halten. Sagen Sie mir um Alles in der Welt, was iſt das? Das da — das feuerrothe Kleid —“
Das? das da? das iſt Madame Mollia.
„Ein menſchliches Weſen?“
Ein zum ſchoͤnen Geſchlechte gehoͤriges, obenein.
„Dieſer Fleiſchklumpen, mit dem alten, verbiſſenen, baͤrtigen Maͤnnergeſicht? Mit den Wuͤlſten von Haa- ren und Shawl’s um den Kopf? Mit dem ſafran- gelben Buſen, der keine Grenzen kennt? Mit den Brillantringen auf zehn kleinen, fetten Knackwuͤrſten, die ihr als Finger dienen? Denn ſie haͤlt Eintritts- karten mit dieſen Wuͤrſten feſt; ich ſeh’ es ....“
Nur vorwaͤrts, Antoine! Es beißt nicht. Es iſt die Beſitzerin dieſer Menagerie.
Madame Mollia, Jhr Serviteur! Jch ſtelle Jhnen Herrn Antoine vor, erſtes Sujet von Guillaume, beruͤhmt durch ſeine unbaͤndige Wildheit. Er hat ſich vor Kurzem in B. bei einem bewundernswuͤrdigen
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zuruͤck, daß Schkramprl, der als Nachhut hinter ihm
ſtand, ihn gewaltſam feſt halten mußte.
Was iſt Jhnen denn? Was erſchreckt Sie?
Haben Sie einen Drachen geſehen?
„Schlimmer als das, Schkramprl! Vor einem
Drachen, wuͤrd’ ich, wie mir ſcheint, beſſere Kontenanze
halten. Sagen Sie mir um Alles in der Welt, was
iſt das? Das da — das feuerrothe Kleid —“
Das? das da? das iſt Madame Mollia.
„Ein menſchliches Weſen?“
Ein zum ſchoͤnen Geſchlechte gehoͤriges, obenein.
„Dieſer Fleiſchklumpen, mit dem alten, verbiſſenen,
baͤrtigen Maͤnnergeſicht? Mit den Wuͤlſten von Haa-
ren und Shawl’s um den Kopf? Mit dem ſafran-
gelben Buſen, der keine Grenzen kennt? Mit den
Brillantringen auf zehn kleinen, fetten Knackwuͤrſten,
die ihr als Finger dienen? Denn ſie haͤlt Eintritts-
karten mit dieſen Wuͤrſten feſt; ich ſeh’ es ....“
Nur vorwaͤrts, Antoine! Es beißt nicht. Es
iſt die Beſitzerin dieſer Menagerie.
Madame Mollia, Jhr Serviteur! Jch ſtelle Jhnen
Herrn Antoine vor, erſtes Sujet von Guillaume,
beruͤhmt durch ſeine unbaͤndige Wildheit. Er hat ſich
vor Kurzem in B. bei einem bewundernswuͤrdigen
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/197>, abgerufen am 16.02.2025.
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