Lippen bringen können und wollen, wär' es nicht abgethan; ich hätte sie fortspinnen müssen auf die Dauer meines Zusammenlebens mit ihnen. Dafür bewahre mich Gott! Nun weiter, Schkramprl! Es sollte nicht sein. Dennoch thut es mir weh', daß es diese Wendung nahm. Jch wäre gern bei den Leuten geblieben. -- Aber was giebt es hier zu sehen?"
Schlangen, mein Bester: eine Boa Konstriktor und eine lebensmüde Klapperschlange, die das Klap- pern längst aufgab. Jch habe ihren Besitzer, Herrn Advinent, im Verdacht, daß er unter jenem Tische, worauf sich der Käfig des unbeglückten Reptiles befindet, einen Jungen verborgen hält, welcher mit einer einheimischen Kinderklapper wirken muß, sobald das Stichwort fällt. Man kann hier mit Recht sagen: klappern gehört zum Handwerk. Uebrigens dürfen Sie nicht fürchten, daß die Nase, die meinem Freunde fehlt, -- sehen Sie ihn dort an der Thür? Ja? sehen Sie ihn? Nun, seine Nase werden Sie nicht sehen, die ist dahin! -- Jch versichere, Sie dürfen nicht glauben, daß diese Nase durch den Rachen eines jener Krokodile abhanden kam, deren Abbildungen furcht- barlich anzuschauen im Winde flattern. Nein, seine Nase ist anderweitig verloren gegangen und seine
Lippen bringen koͤnnen und wollen, waͤr’ es nicht abgethan; ich haͤtte ſie fortſpinnen muͤſſen auf die Dauer meines Zuſammenlebens mit ihnen. Dafuͤr bewahre mich Gott! Nun weiter, Schkramprl! Es ſollte nicht ſein. Dennoch thut es mir weh’, daß es dieſe Wendung nahm. Jch waͤre gern bei den Leuten geblieben. — Aber was giebt es hier zu ſehen?“
Schlangen, mein Beſter: eine Boa Konſtriktor und eine lebensmuͤde Klapperſchlange, die das Klap- pern laͤngſt aufgab. Jch habe ihren Beſitzer, Herrn Advinent, im Verdacht, daß er unter jenem Tiſche, worauf ſich der Kaͤfig des unbegluͤckten Reptiles befindet, einen Jungen verborgen haͤlt, welcher mit einer einheimiſchen Kinderklapper wirken muß, ſobald das Stichwort faͤllt. Man kann hier mit Recht ſagen: klappern gehoͤrt zum Handwerk. Uebrigens duͤrfen Sie nicht fuͤrchten, daß die Naſe, die meinem Freunde fehlt, — ſehen Sie ihn dort an der Thuͤr? Ja? ſehen Sie ihn? Nun, ſeine Naſe werden Sie nicht ſehen, die iſt dahin! — Jch verſichere, Sie duͤrfen nicht glauben, daß dieſe Naſe durch den Rachen eines jener Krokodile abhanden kam, deren Abbildungen furcht- barlich anzuſchauen im Winde flattern. Nein, ſeine Naſe iſt anderweitig verloren gegangen und ſeine
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0192"n="190"/>
Lippen bringen koͤnnen und wollen, waͤr’ es nicht<lb/>
abgethan; ich haͤtte ſie fortſpinnen muͤſſen auf die<lb/>
Dauer meines Zuſammenlebens mit ihnen. Dafuͤr<lb/>
bewahre mich Gott! Nun weiter, Schkramprl! Es<lb/>ſollte nicht ſein. Dennoch thut es mir weh’, daß es<lb/>
dieſe Wendung nahm. Jch waͤre gern bei den Leuten<lb/>
geblieben. — Aber was giebt es hier zu ſehen?“</p><lb/><p>Schlangen, mein Beſter: eine Boa Konſtriktor<lb/>
und eine lebensmuͤde Klapperſchlange, die das Klap-<lb/>
pern laͤngſt aufgab. Jch habe ihren Beſitzer, Herrn<lb/>
Advinent, im Verdacht, daß er unter jenem Tiſche,<lb/>
worauf ſich der Kaͤfig des unbegluͤckten Reptiles<lb/>
befindet, einen Jungen verborgen haͤlt, welcher mit<lb/>
einer einheimiſchen Kinderklapper wirken muß, ſobald<lb/>
das Stichwort faͤllt. Man kann hier mit Recht ſagen:<lb/>
klappern gehoͤrt zum Handwerk. Uebrigens duͤrfen<lb/>
Sie nicht fuͤrchten, daß die Naſe, die meinem Freunde<lb/>
fehlt, —ſehen Sie ihn dort an der Thuͤr? Ja? ſehen<lb/>
Sie ihn? Nun, ſeine Naſe werden Sie nicht ſehen,<lb/>
die iſt dahin! — Jch verſichere, Sie duͤrfen nicht<lb/>
glauben, daß dieſe Naſe durch den Rachen eines jener<lb/>
Krokodile abhanden kam, deren Abbildungen furcht-<lb/>
barlich anzuſchauen im Winde flattern. Nein, ſeine<lb/>
Naſe iſt anderweitig verloren gegangen und ſeine<lb/></p></div></body></text></TEI>
[190/0192]
Lippen bringen koͤnnen und wollen, waͤr’ es nicht
abgethan; ich haͤtte ſie fortſpinnen muͤſſen auf die
Dauer meines Zuſammenlebens mit ihnen. Dafuͤr
bewahre mich Gott! Nun weiter, Schkramprl! Es
ſollte nicht ſein. Dennoch thut es mir weh’, daß es
dieſe Wendung nahm. Jch waͤre gern bei den Leuten
geblieben. — Aber was giebt es hier zu ſehen?“
Schlangen, mein Beſter: eine Boa Konſtriktor
und eine lebensmuͤde Klapperſchlange, die das Klap-
pern laͤngſt aufgab. Jch habe ihren Beſitzer, Herrn
Advinent, im Verdacht, daß er unter jenem Tiſche,
worauf ſich der Kaͤfig des unbegluͤckten Reptiles
befindet, einen Jungen verborgen haͤlt, welcher mit
einer einheimiſchen Kinderklapper wirken muß, ſobald
das Stichwort faͤllt. Man kann hier mit Recht ſagen:
klappern gehoͤrt zum Handwerk. Uebrigens duͤrfen
Sie nicht fuͤrchten, daß die Naſe, die meinem Freunde
fehlt, — ſehen Sie ihn dort an der Thuͤr? Ja? ſehen
Sie ihn? Nun, ſeine Naſe werden Sie nicht ſehen,
die iſt dahin! — Jch verſichere, Sie duͤrfen nicht
glauben, daß dieſe Naſe durch den Rachen eines jener
Krokodile abhanden kam, deren Abbildungen furcht-
barlich anzuſchauen im Winde flattern. Nein, ſeine
Naſe iſt anderweitig verloren gegangen und ſeine
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/192>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.