Sohn wäre, -- vielmehr mein Enkel. Nur daß er schön ist, -- und ihr seid nicht schön, meine armen Jungen; seid's niemals gewesen. Was hilft's? Jhr schlagt nach dem Alten."
Paul und Joseph erklärten sich einverstanden. Die Urgroßmutter, welche Anton aufmerksam beob- achtete, seit der Anspielung, die ihr Sohn Joseph auf ihre Frömmigkeit einfließen lassen, winkte jetzt das Ohr des Gatten an ihren Mund und flüsterte ihm etwas zu.
Du hast Recht, sprach der Alte, es ist unerläßlich und nothwendig. Dann erhob er sich, ging langsam auf Anton zu, legte ihm die noch immer nervige Hand auf die Stirn und sprach mit ruhiger Würde: ich hoffe, unser junger Freund ist ein römisch-katholischer Christ!
Anton spürte, wie Schkramprl ihn unmerklich auf den Fuß trat. Er begriff auch sogleich, dies heimliche Zeichen solle ihm als Warnung gelten, die Wahrheit zu verheimlichen, Falls dieselbe ungünstig lautete. Doch ein solcher Betrug wäre ihm, solchen Menschen gegenüber, unmöglich geworden.
Er stand von seinem Sitze auf und sagte sanft, aber in entschiedenem Tone: ich bin evangelisch-
Sohn waͤre, — vielmehr mein Enkel. Nur daß er ſchoͤn iſt, — und ihr ſeid nicht ſchoͤn, meine armen Jungen; ſeid’s niemals geweſen. Was hilft’s? Jhr ſchlagt nach dem Alten.“
Paul und Joſeph erklaͤrten ſich einverſtanden. Die Urgroßmutter, welche Anton aufmerkſam beob- achtete, ſeit der Anſpielung, die ihr Sohn Joſeph auf ihre Froͤmmigkeit einfließen laſſen, winkte jetzt das Ohr des Gatten an ihren Mund und fluͤſterte ihm etwas zu.
Du haſt Recht, ſprach der Alte, es iſt unerlaͤßlich und nothwendig. Dann erhob er ſich, ging langſam auf Anton zu, legte ihm die noch immer nervige Hand auf die Stirn und ſprach mit ruhiger Wuͤrde: ich hoffe, unſer junger Freund iſt ein roͤmiſch-katholiſcher Chriſt!
Anton ſpuͤrte, wie Schkramprl ihn unmerklich auf den Fuß trat. Er begriff auch ſogleich, dies heimliche Zeichen ſolle ihm als Warnung gelten, die Wahrheit zu verheimlichen, Falls dieſelbe unguͤnſtig lautete. Doch ein ſolcher Betrug waͤre ihm, ſolchen Menſchen gegenuͤber, unmoͤglich geworden.
Er ſtand von ſeinem Sitze auf und ſagte ſanft, aber in entſchiedenem Tone: ich bin evangeliſch-
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Sohn waͤre, — vielmehr mein Enkel. Nur daß er
ſchoͤn iſt, — und ihr ſeid nicht ſchoͤn, meine armen
Jungen; ſeid’s niemals geweſen. Was hilft’s? Jhr
ſchlagt nach dem Alten.“
Paul und Joſeph erklaͤrten ſich einverſtanden.
Die Urgroßmutter, welche Anton aufmerkſam beob-
achtete, ſeit der Anſpielung, die ihr Sohn Joſeph
auf ihre Froͤmmigkeit einfließen laſſen, winkte jetzt
das Ohr des Gatten an ihren Mund und fluͤſterte
ihm etwas zu.
Du haſt Recht, ſprach der Alte, es iſt unerlaͤßlich
und nothwendig. Dann erhob er ſich, ging langſam
auf Anton zu, legte ihm die noch immer nervige Hand
auf die Stirn und ſprach mit ruhiger Wuͤrde: ich
hoffe, unſer junger Freund iſt ein roͤmiſch-katholiſcher
Chriſt!
Anton ſpuͤrte, wie Schkramprl ihn unmerklich
auf den Fuß trat. Er begriff auch ſogleich, dies
heimliche Zeichen ſolle ihm als Warnung gelten, die
Wahrheit zu verheimlichen, Falls dieſelbe unguͤnſtig
lautete. Doch ein ſolcher Betrug waͤre ihm, ſolchen
Menſchen gegenuͤber, unmoͤglich geworden.
Er ſtand von ſeinem Sitze auf und ſagte ſanft,
aber in entſchiedenem Tone: ich bin evangeliſch-
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/190>, abgerufen am 24.11.2024.
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