größer, sicherer begründet, als meine Berechtigung daran zu glauben? Wissen Sie, was in mir vorgeht, seit ich Sie spielen sah? Wollen Sie darauf schwören, daß ich nicht jenen Hauch empfangen habe, den der Himmel, -- oder wie sie scherzhaft äußerten: die Hölle! -- dem Schauspieler bei seiner Geburt ein- blasen mußte? Wollen Sie's verantworten vor mir und vor sich selbst, wenn Sie mir mit unumstößlicher Gewißheit auf den Kopf zusagen, daß ich durchaus nicht befähigt sein könne, dereinst ein großer Schau- spieler zu werden? Ein Schauspieler wie -- wie Ludwig Devrient?
"Nein, das könnte ich nicht verantworten; denn Sie sprechen wahr: ich weiß es nicht, wie man weiß, daß zwei-mal Zwei Vier macht. Doch was ich weiß, was ich verantworten will vor mir, vor Jhnen und vor Gott, das ist mein wiederholter Zuruf: Ver- such' es nicht! "Ein großer Schauspieler!? Ein Schauspieler, wie ich!?" Nun meint er Wunder welchen Trumpf er ausgespielt? Und was würdest Du denn sein, Knäbchen, wenn Du's erreicht hättest? Wenn Du ein großer Schauspieler wärest? Ein Schauspieler wie -- ich!? Ein armer, erbarmungs- würdiger Mensch wirst Du sein: ein Mensch, den
groͤßer, ſicherer begruͤndet, als meine Berechtigung daran zu glauben? Wiſſen Sie, was in mir vorgeht, ſeit ich Sie ſpielen ſah? Wollen Sie darauf ſchwoͤren, daß ich nicht jenen Hauch empfangen habe, den der Himmel, — oder wie ſie ſcherzhaft aͤußerten: die Hoͤlle! — dem Schauſpieler bei ſeiner Geburt ein- blaſen mußte? Wollen Sie’s verantworten vor mir und vor ſich ſelbſt, wenn Sie mir mit unumſtoͤßlicher Gewißheit auf den Kopf zuſagen, daß ich durchaus nicht befaͤhigt ſein koͤnne, dereinſt ein großer Schau- ſpieler zu werden? Ein Schauſpieler wie — wie Ludwig Devrient?
„Nein, das koͤnnte ich nicht verantworten; denn Sie ſprechen wahr: ich weiß es nicht, wie man weiß, daß zwei-mal Zwei Vier macht. Doch was ich weiß, was ich verantworten will vor mir, vor Jhnen und vor Gott, das iſt mein wiederholter Zuruf: Ver- ſuch’ es nicht! „Ein großer Schauſpieler!? Ein Schauſpieler, wie ich!?“ Nun meint er Wunder welchen Trumpf er ausgeſpielt? Und was wuͤrdeſt Du denn ſein, Knaͤbchen, wenn Du’s erreicht haͤtteſt? Wenn Du ein großer Schauſpieler waͤreſt? Ein Schauſpieler wie — ich!? Ein armer, erbarmungs- wuͤrdiger Menſch wirſt Du ſein: ein Menſch, den
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groͤßer, ſicherer begruͤndet, als meine Berechtigung
daran zu glauben? Wiſſen Sie, was in mir vorgeht,
ſeit ich Sie ſpielen ſah? Wollen Sie darauf ſchwoͤren,
daß ich nicht jenen Hauch empfangen habe, den der
Himmel, — oder wie ſie ſcherzhaft aͤußerten: die
Hoͤlle! — dem Schauſpieler bei ſeiner Geburt ein-
blaſen mußte? Wollen Sie’s verantworten vor mir
und vor ſich ſelbſt, wenn Sie mir mit unumſtoͤßlicher
Gewißheit auf den Kopf zuſagen, daß ich durchaus
nicht befaͤhigt ſein koͤnne, dereinſt ein großer Schau-
ſpieler zu werden? Ein Schauſpieler wie — wie
Ludwig Devrient?
„Nein, das koͤnnte ich nicht verantworten; denn
Sie ſprechen wahr: ich weiß es nicht, wie man weiß,
daß zwei-mal Zwei Vier macht. Doch was ich
weiß, was ich verantworten will vor mir, vor Jhnen
und vor Gott, das iſt mein wiederholter Zuruf: Ver-
ſuch’ es nicht! „Ein großer Schauſpieler!? Ein
Schauſpieler, wie ich!?“ Nun meint er Wunder
welchen Trumpf er ausgeſpielt? Und was wuͤrdeſt
Du denn ſein, Knaͤbchen, wenn Du’s erreicht haͤtteſt?
Wenn Du ein großer Schauſpieler waͤreſt? Ein
Schauſpieler wie — ich!? Ein armer, erbarmungs-
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/111>, abgerufen am 25.11.2024.
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