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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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"O der häßliche Tag! Sieh' nur Antoine, da
kehrt er schon wieder, unser Glück zu stören."

Unmöglich, meine Theure; Du bist kaum seit
einer Stunde bei mir.

"Sehr galant. Du fängst an, Dich auszubilden.
Aber es kann doch nichts helfen: ich muß fort, sonst
überraschen sie uns. Es ist ja ganz hell."

Das ist nicht die Helle des Morgens! Um Gottes-
willen, Laura, was hast Du mit der Kerze gemacht,
die Dir hierher leuchtete?

"Das kleine Endchen Wachslicht, das ich mit
mir nahm? Jch hab' es ausgeblasen --"

Und drüben in's Stroh geworfen? --

"Weiß ich's? Jch hielt es noch, so lang' ich Dich
suchte. Nachdem ich Dich gefunden -- --"

"Feuer! Feuer!" erscholl wildes Angstgeschrei
vom Hofe herein! -- -- --

Wie rasch es um sich griff! Wie die Flammen,
als wären sie die Zungen höllischer Mächte, mit heiß-
hungeriger Wuth an Allem leckten, was sie erreichen
konnten und wie sie Alles im ganzen Gehöfte bald
erreicht hatten! Wie Gebäude, Dächer, Schuppen,
Holzstöße, Reisewagen, ja selbst die halb schon herbst-
lich entblätterten Bäume sich in ein Feuermeer ver-

Die Vagabunden. I. 21

„O der haͤßliche Tag! Sieh’ nur Antoine, da
kehrt er ſchon wieder, unſer Gluͤck zu ſtoͤren.“

Unmoͤglich, meine Theure; Du biſt kaum ſeit
einer Stunde bei mir.

„Sehr galant. Du faͤngſt an, Dich auszubilden.
Aber es kann doch nichts helfen: ich muß fort, ſonſt
uͤberraſchen ſie uns. Es iſt ja ganz hell.“

Das iſt nicht die Helle des Morgens! Um Gottes-
willen, Laura, was haſt Du mit der Kerze gemacht,
die Dir hierher leuchtete?

„Das kleine Endchen Wachslicht, das ich mit
mir nahm? Jch hab’ es ausgeblaſen —“

Und druͤben in’s Stroh geworfen? —

„Weiß ich’s? Jch hielt es noch, ſo lang’ ich Dich
ſuchte. Nachdem ich Dich gefunden — —“

„Feuer! Feuer!“ erſcholl wildes Angſtgeſchrei
vom Hofe herein! — — —

Wie raſch es um ſich griff! Wie die Flammen,
als waͤren ſie die Zungen hoͤlliſcher Maͤchte, mit heiß-
hungeriger Wuth an Allem leckten, was ſie erreichen
konnten und wie ſie Alles im ganzen Gehoͤfte bald
erreicht hatten! Wie Gebaͤude, Daͤcher, Schuppen,
Holzſtoͤße, Reiſewagen, ja ſelbſt die halb ſchon herbſt-
lich entblaͤtterten Baͤume ſich in ein Feuermeer ver-

Die Vagabunden. I. 21
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[321/0337] „O der haͤßliche Tag! Sieh’ nur Antoine, da kehrt er ſchon wieder, unſer Gluͤck zu ſtoͤren.“ Unmoͤglich, meine Theure; Du biſt kaum ſeit einer Stunde bei mir. „Sehr galant. Du faͤngſt an, Dich auszubilden. Aber es kann doch nichts helfen: ich muß fort, ſonſt uͤberraſchen ſie uns. Es iſt ja ganz hell.“ Das iſt nicht die Helle des Morgens! Um Gottes- willen, Laura, was haſt Du mit der Kerze gemacht, die Dir hierher leuchtete? „Das kleine Endchen Wachslicht, das ich mit mir nahm? Jch hab’ es ausgeblaſen —“ Und druͤben in’s Stroh geworfen? — „Weiß ich’s? Jch hielt es noch, ſo lang’ ich Dich ſuchte. Nachdem ich Dich gefunden — —“ „Feuer! Feuer!“ erſcholl wildes Angſtgeſchrei vom Hofe herein! — — — Wie raſch es um ſich griff! Wie die Flammen, als waͤren ſie die Zungen hoͤlliſcher Maͤchte, mit heiß- hungeriger Wuth an Allem leckten, was ſie erreichen konnten und wie ſie Alles im ganzen Gehoͤfte bald erreicht hatten! Wie Gebaͤude, Daͤcher, Schuppen, Holzſtoͤße, Reiſewagen, ja ſelbſt die halb ſchon herbſt- lich entblaͤtterten Baͤume ſich in ein Feuermeer ver- Die Vagabunden. I. 21

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/337>, abgerufen am 24.11.2024.