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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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bleibt hier wohnen, in den verwitterten hohlen Bäu-
men; ich zieh' in die Welt!

"Ha, ha," erklang es von einem Aste über sei-
nem Kopfe.

Wer lacht mich aus? fragte der Reisende, mehr
entrüstet, als erstaunt.

"Ha, ha," erklang es wiederum und gleich da-
rauf: "Lora, oh Lora! ha, ha, Lora!".

Donnerwetter, was ist das? sagte Anton. Und
emporgewandt, brüllte er, so stark er konnte, in die
umnebelten Aeste hinauf: wer sitzt da oben und ruft
nach einer Lore? Was sind das für dumme Späße,
wenn junge Männer in die weite Welt gehen wollen,
um ein neues Leben zu beginnen? Jch frage den
Guckuck nach Deiner Lore, oder wie die Person heißt?
Nur herunter, Du Esel, wenn Du Kurasche hast?

Es gab Niemand Antwort. Aber Anton bemerkte,
daß nicht er allein, daß auch sämmtliche auf dem
Eichberg ansäßige Krähen, von den Bäumen rings
umher, besondere Aufmerksamkeit dem Orte zuwen-
deten, aus welchem die Stimme in der Wüste sich
hören ließ. Ein Mensch konnte sich doch hinter den
dürren Aesten nicht verborgen halten? Saß vielleicht
Einer im hohlen Stamme? Nicht denkbar. Was

bleibt hier wohnen, in den verwitterten hohlen Baͤu-
men; ich zieh’ in die Welt!

„Ha, ha,“ erklang es von einem Aſte uͤber ſei-
nem Kopfe.

Wer lacht mich aus? fragte der Reiſende, mehr
entruͤſtet, als erſtaunt.

„Ha, ha,“ erklang es wiederum und gleich da-
rauf: „Lora, oh Lora! ha, ha, Lora!“.

Donnerwetter, was iſt das? ſagte Anton. Und
emporgewandt, bruͤllte er, ſo ſtark er konnte, in die
umnebelten Aeſte hinauf: wer ſitzt da oben und ruft
nach einer Lore? Was ſind das fuͤr dumme Spaͤße,
wenn junge Maͤnner in die weite Welt gehen wollen,
um ein neues Leben zu beginnen? Jch frage den
Guckuck nach Deiner Lore, oder wie die Perſon heißt?
Nur herunter, Du Eſel, wenn Du Kuraſche haſt?

Es gab Niemand Antwort. Aber Anton bemerkte,
daß nicht er allein, daß auch ſaͤmmtliche auf dem
Eichberg anſaͤßige Kraͤhen, von den Baͤumen rings
umher, beſondere Aufmerkſamkeit dem Orte zuwen-
deten, aus welchem die Stimme in der Wuͤſte ſich
hoͤren ließ. Ein Menſch konnte ſich doch hinter den
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[229/0245] bleibt hier wohnen, in den verwitterten hohlen Baͤu- men; ich zieh’ in die Welt! „Ha, ha,“ erklang es von einem Aſte uͤber ſei- nem Kopfe. Wer lacht mich aus? fragte der Reiſende, mehr entruͤſtet, als erſtaunt. „Ha, ha,“ erklang es wiederum und gleich da- rauf: „Lora, oh Lora! ha, ha, Lora!“. Donnerwetter, was iſt das? ſagte Anton. Und emporgewandt, bruͤllte er, ſo ſtark er konnte, in die umnebelten Aeſte hinauf: wer ſitzt da oben und ruft nach einer Lore? Was ſind das fuͤr dumme Spaͤße, wenn junge Maͤnner in die weite Welt gehen wollen, um ein neues Leben zu beginnen? Jch frage den Guckuck nach Deiner Lore, oder wie die Perſon heißt? Nur herunter, Du Eſel, wenn Du Kuraſche haſt? Es gab Niemand Antwort. Aber Anton bemerkte, daß nicht er allein, daß auch ſaͤmmtliche auf dem Eichberg anſaͤßige Kraͤhen, von den Baͤumen rings umher, beſondere Aufmerkſamkeit dem Orte zuwen- deten, aus welchem die Stimme in der Wuͤſte ſich hoͤren ließ. Ein Menſch konnte ſich doch hinter den duͤrren Aeſten nicht verborgen halten? Saß vielleicht Einer im hohlen Stamme? Nicht denkbar. Was

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/245>, abgerufen am 22.11.2024.