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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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Hausrecht gestützt, zu erforschen, wer das nichtswür-
dige Weibsbild sei, welches solche Schmach über ihn
und Ottilie gebracht?

Theodor schwankte zwischen Verlegenheit und
Zorn.

Da that sich die Tapetenthür' auf und heraus
trat -- (in Theodors Kleidern, begreiflicherweise!) --
der schmuckste Bursch, den ein Mensch jemals gesehen.
Bei diesem Anblick gewann der junge van der Helfft
sogleich wieder die volle Zuversicht des Weltmänn-
chens: Endlich, Vetter, rief er dem Eintretenden ent-
gegen; Du hast lange gebraucht, bis Du Toilette
gemacht! Nun laß' uns aber nicht zögern, diesem
ungastlichen Hause den Rücken zu wenden. Wenn
wir es wieder betreten, sollen andere Sitten hier
herrschen; dafür will ich gut sagen.

Die beiden Stutzer umschlangen sich zärtlich und
gingen triumphirend davon. Bald nachher hörte
man ihren Wagen aus dem Hofraume rollen.

Onkel Nasus saß wieder im breiten Lehnsessel,
tiefer noch darniedergeschmettert, als beim ersten An-
fall. Seine Getreuen hatten viel zu thun, ihn auf die
knickenden Beine zu bringen. Und als es endlich
gelang, schien er die Sprache völlig verloren zu haben.

Die Vagabunden. I. 12

Hausrecht geſtuͤtzt, zu erforſchen, wer das nichtswuͤr-
dige Weibsbild ſei, welches ſolche Schmach uͤber ihn
und Ottilie gebracht?

Theodor ſchwankte zwiſchen Verlegenheit und
Zorn.

Da that ſich die Tapetenthuͤr’ auf und heraus
trat — (in Theodors Kleidern, begreiflicherweiſe!) —
der ſchmuckſte Burſch, den ein Menſch jemals geſehen.
Bei dieſem Anblick gewann der junge van der Helfft
ſogleich wieder die volle Zuverſicht des Weltmaͤnn-
chens: Endlich, Vetter, rief er dem Eintretenden ent-
gegen; Du haſt lange gebraucht, bis Du Toilette
gemacht! Nun laß’ uns aber nicht zoͤgern, dieſem
ungaſtlichen Hauſe den Ruͤcken zu wenden. Wenn
wir es wieder betreten, ſollen andere Sitten hier
herrſchen; dafuͤr will ich gut ſagen.

Die beiden Stutzer umſchlangen ſich zaͤrtlich und
gingen triumphirend davon. Bald nachher hoͤrte
man ihren Wagen aus dem Hofraume rollen.

Onkel Naſus ſaß wieder im breiten Lehnſeſſel,
tiefer noch darniedergeſchmettert, als beim erſten An-
fall. Seine Getreuen hatten viel zu thun, ihn auf die
knickenden Beine zu bringen. Und als es endlich
gelang, ſchien er die Sprache voͤllig verloren zu haben.

Die Vagabunden. I. 12
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[177/0193] Hausrecht geſtuͤtzt, zu erforſchen, wer das nichtswuͤr- dige Weibsbild ſei, welches ſolche Schmach uͤber ihn und Ottilie gebracht? Theodor ſchwankte zwiſchen Verlegenheit und Zorn. Da that ſich die Tapetenthuͤr’ auf und heraus trat — (in Theodors Kleidern, begreiflicherweiſe!) — der ſchmuckſte Burſch, den ein Menſch jemals geſehen. Bei dieſem Anblick gewann der junge van der Helfft ſogleich wieder die volle Zuverſicht des Weltmaͤnn- chens: Endlich, Vetter, rief er dem Eintretenden ent- gegen; Du haſt lange gebraucht, bis Du Toilette gemacht! Nun laß’ uns aber nicht zoͤgern, dieſem ungaſtlichen Hauſe den Ruͤcken zu wenden. Wenn wir es wieder betreten, ſollen andere Sitten hier herrſchen; dafuͤr will ich gut ſagen. Die beiden Stutzer umſchlangen ſich zaͤrtlich und gingen triumphirend davon. Bald nachher hoͤrte man ihren Wagen aus dem Hofraume rollen. Onkel Naſus ſaß wieder im breiten Lehnſeſſel, tiefer noch darniedergeſchmettert, als beim erſten An- fall. Seine Getreuen hatten viel zu thun, ihn auf die knickenden Beine zu bringen. Und als es endlich gelang, ſchien er die Sprache voͤllig verloren zu haben. Die Vagabunden. I. 12

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/193>, abgerufen am 24.11.2024.