[Spaltenumbruch]
und bedecke sie mit einem kleinern also auf gleiche Weise geflochtenen Körblein/ und setze sie/ wo viel Spatzen sind/ die machen mit ihrem Geschrey und Quicketzen die Alten herab kommen/ und eine nach der andern oben in die Reusen schlieffen/ die nimmer heraus mögen. In questa maniera (sagt er) se ne pigliano le centinaia con spasso Indicibile.
Jtem sagt obgenannter Author, daß man zu Nachts in Höltzern/ die nicht gar zu hoch sind/ die Dro- scheln/ Amseln/ Fincken/ und dergleichen in Bäumen aussitzendes Geflügel also fangen kan/ und nennet es Uccellare con Frugnuolo, das ist/ sie nehmen eine La- terne/ suchen/ wo sie die Vögel auf den Aesten erblicken/ die schiessen sie entweder mit Balestern/ wann sie hoch sitzen/ oder schlagen sie mit Stecken/ die oben breit/ wie eine kleine Schauffel sind/ herab.
P. Angelius Bargaeus beschreibet artlich lib. 1. Ixevt: wie die Kräyen eine die andere fänget/ folgen- der Gestalt:
Cornicem, si quam cepere, supinam Exponunt agro in medio, quem durus arator Proscidit, & solidas invertit vomere glebas? Namque, & dum queritur, vocesque integrat amaras, Accurrunt aliae, & sortem execrantut acer- bam, Ac partim circumvolitant, partim eminus adstant, Hortantes, se tollat humo, celeresque per auras Avolet, & tristes terras festina relinquat. Ac dum omnes clamant, dum se versantque feruntque, Est aliqua interdum, quae sic miserata jacen- tem Accedit propius, nodosque ut rumpat ini- quos, Constrictam quibus esse videt, superinsilit audax, Nec sese vana pietatis imagine falli Aspicit incautam, nam mox religata tenaci Illius amplexu, clamoribus omnia rumpit, Et scelus incusans, sociae obluctatur, & omni Qua pote vi tantos conata evadere casus Poscit opem, & frustra volucres implorat a- micas.
Wer aber Droscheln/ Amseln/ und allerhand Vö- gel bey Nachts fangen will/ der muß beobachten/ wo sie sich des Abends in die Gehäge Hauffenweise aufzu- setzen kommen; wann sie bestättiget sind/ gehet man des Nachts hin/ und richtet an einem Ende des Gesträuchs ein subtiles mit weiten Mäschen gestricktes Klebgarn [Spaltenumbruch]
auf/ und stellet eine Lätern oder Fackel hinter das Garn/ gehet auf das eine Ende des Gehäges/ und treibt die Vögel mit Stecken und Spißruten nach und nach/ ge- mächlich auf/ so fliegen sie dem Liecht zu/ und verwickeln sich also in dem Garn; das muß aber beederseits etli- che Klaffter weiter seyn/ als das Gehäge ist/ und das Liecht muß in mitten nach der Proportion des Netzes und des Gesträuches gerichtet werden.
Jn Franckreich werden an etlichen Orten die wil- den Tauben/ wann sie im Herbst streichen/ auch also gefangen. Wo kleine Wälder/ doch mit hohen Tannen/ Eychen und Föhren auf der Felder Anhöhe/ von andern grossen Wäldern abgesondert stehen/ dahin die Tauben gern ihre Nachtläger machen/ da gehet man erstlich von weiten/ mit Becken/ Trommen/ Schlüsseln/ und andern hellklingenden Sachen/ auch mit Fackeln und Laternen/ und geht je länger je näher hinzu/ biß sie es endlich gewohnen/ und nicht achten/ daß man letzlich gar unter die Bäume kommt; endlich nimmt man Schröt-Rohr/ und schiesset die Tauben in der Menge/ weilen sie nun den Schuß vor dem Getöß nicht hören mögen/ so bleiben sie immer sitzen/ und wissen nicht wie ihnen geschihet.
Jm Lerchenstrich/ haben sie in Jtalien eine Art/ mit Spiegeln sie zu betriegen und zu schiessen/ sie machen und lassen ihnen drähen ein Stuck Holtz ohn- gefähr zwey Spannen hoch und anderthalb Span- nen dick/ daß es schier wie ein Oval, in der Mitten dick/ und an beeden Enden etwas schmähler werde/ doch sechs-acht- oder zwölff-eckicht/ in der Mitten hohl/ der Länge nach/ von oben biß unten/ daß man es auf ei- ner/ von der Erden etwan mehr als Ellen hoch erhöhe- ten Stangen und Fuß anstecken kan; dieser gedrähete Stock nun/ wird mit Spiegeln über und über besetzt/ und innwendig mit einer Schnur angefasset/ und also ge- richtet/ daß wann man ihn ziehet/ er nicht anders als wie ein Topff/ damit die Kinder spielen/ an seinen Stangen-Fuß schnell und behend herum lauffet/ wann nun die streichenden Lerchen in diesen gläntzenden her- um rollenden Spiegeln ihr Ebenbild erblicken/ stechen sie mit grosser Begierd/ gleich als blind darauff/ sammlen sich Hauffenweiß hinzu/ schweben und flattern herum/ daß man sie mit einer Flinten leichtlich schiessen kan.
Wäre vielleicht bequemer/ wann man diesen Stock etwas nidriger richten/ als wie ein Automaton von sich selbst umgehen machen/ und darzu ein halbe Schlag- wand über einen Bogen richten könte/ sie also im Flug zu fangen/ so könte man Pulver und Bley erspahren/ und würden die Lerchen nicht also zerschossen und zerris- sen/ wie offt durch die Schröte geschihet. Die armen Vögel werden durch diese herum lauffende Spiegel al- so geblendet und betäubet/ daß sie/ ob sie schon durch das schiessen billich sollen erschreckt werden/ sie doch thun/ als hörten und sehen sie nichts/ also daß man viel nach und nach fangen und bekommen kan.
Cap.
X x x x iij
Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
[Spaltenumbruch]
und bedecke ſie mit einem kleinern alſo auf gleiche Weiſe geflochtenen Koͤrblein/ und ſetze ſie/ wo viel Spatzen ſind/ die machen mit ihrem Geſchrey und Quicketzen die Alten herab kommen/ und eine nach der andern oben in die Reuſen ſchlieffen/ die nimmer heraus moͤgen. In queſta maniera (ſagt er) ſe ne pigliano le centinaia con ſpaſſo Indicibile.
Jtem ſagt obgenannter Author, daß man zu Nachts in Hoͤltzern/ die nicht gar zu hoch ſind/ die Dro- ſcheln/ Amſeln/ Fincken/ und dergleichen in Baͤumen auſſitzendes Gefluͤgel alſo fangen kan/ und nennet es Uccellare con Frugnuolo, das iſt/ ſie nehmen eine La- terne/ ſuchen/ wo ſie die Voͤgel auf den Aeſten erblicken/ die ſchieſſen ſie entweder mit Baleſtern/ wann ſie hoch ſitzen/ oder ſchlagen ſie mit Stecken/ die oben breit/ wie eine kleine Schauffel ſind/ herab.
P. Angelius Bargæus beſchreibet artlich lib. 1. Ixevt: wie die Kraͤyen eine die andere faͤnget/ folgen- der Geſtalt:
Cornicem, ſi quam cepere, ſupinam Exponunt agro in medio, quem durus arator Proſcidit, & ſolidas invertit vomere glebas? Namq́ue, & dum queritur, vocesq́ue integrat amaras, Accurrunt aliæ, & ſortem execrantut acer- bam, Ac partim circumvolitant, partim eminus adſtant, Hortantes, ſe tollat humo, celeresq́ue per auras Avolet, & triſtes terras feſtina relinquat. Ac dum omnes clamant, dum ſe verſantq́ue feruntq́ue, Eſt aliqua interdum, quæ ſic miſerata jacen- tem Accedit propius, nodosq́ue ut rumpat ini- quos, Conſtrictam quibus eſſe videt, ſuperinſilit audax, Nec ſeſe vanâ pietatis imagine falli Aſpicit incautam, nam mox religata tenaci Illius amplexu, clamoribus omnia rumpit, Et ſcelus incuſans, ſociæ obluctatur, & omni Qua pote vi tantos conata evadere caſus Poſcit opem, & fruſtrà volucres implorat a- micas.
Wer aber Droſcheln/ Amſeln/ und allerhand Voͤ- gel bey Nachts fangen will/ der muß beobachten/ wo ſie ſich des Abends in die Gehaͤge Hauffenweiſe aufzu- ſetzen kommen; wann ſie beſtaͤttiget ſind/ gehet man des Nachts hin/ und richtet an einem Ende des Geſtraͤuchs ein ſubtiles mit weiten Maͤſchen geſtricktes Klebgarn [Spaltenumbruch]
auf/ und ſtellet eine Laͤtern oder Fackel hinter das Garn/ gehet auf das eine Ende des Gehaͤges/ und treibt die Voͤgel mit Stecken und Spißruten nach und nach/ ge- maͤchlich auf/ ſo fliegen ſie dem Liecht zu/ und verwickeln ſich alſo in dem Garn; das muß aber beederſeits etli- che Klaffter weiter ſeyn/ als das Gehaͤge iſt/ und das Liecht muß in mitten nach der Proportion des Netzes und des Geſtraͤuches gerichtet werden.
Jn Franckreich werden an etlichen Orten die wil- den Tauben/ wann ſie im Herbſt ſtreichen/ auch alſo gefangen. Wo kleine Waͤlder/ doch mit hohen Tannen/ Eychen und Foͤhren auf der Felder Anhoͤhe/ von andern groſſen Waͤldern abgeſondert ſtehen/ dahin die Tauben gern ihre Nachtlaͤger machen/ da gehet man erſtlich von weiten/ mit Becken/ Trommen/ Schluͤſſeln/ und andern hellklingenden Sachen/ auch mit Fackeln und Laternen/ und geht je laͤnger je naͤher hinzu/ biß ſie es endlich gewohnen/ und nicht achten/ daß man letzlich gar unter die Baͤume kommt; endlich nimmt man Schroͤt-Rohr/ und ſchieſſet die Tauben in der Menge/ weilen ſie nun den Schuß vor dem Getoͤß nicht hoͤren moͤgen/ ſo bleiben ſie immer ſitzen/ und wiſſen nicht wie ihnen geſchihet.
Jm Lerchenſtrich/ haben ſie in Jtalien eine Art/ mit Spiegeln ſie zu betriegen und zu ſchieſſen/ ſie machen und laſſen ihnen draͤhen ein Stuck Holtz ohn- gefaͤhr zwey Spannen hoch und anderthalb Span- nen dick/ daß es ſchier wie ein Oval, in der Mitten dick/ und an beeden Enden etwas ſchmaͤhler werde/ doch ſechs-acht- oder zwoͤlff-eckicht/ in der Mitten hohl/ der Laͤnge nach/ von oben biß unten/ daß man es auf ei- ner/ von der Erden etwan mehr als Ellen hoch erhoͤhe- ten Stangen und Fuß anſtecken kan; dieſer gedraͤhete Stock nun/ wird mit Spiegeln uͤber und uͤber beſetzt/ und innwendig mit einer Schnur angefaſſet/ uñ alſo ge- richtet/ daß wann man ihn ziehet/ er nicht anders als wie ein Topff/ damit die Kinder ſpielen/ an ſeinen Stangen-Fuß ſchnell und behend herum lauffet/ wann nun die ſtreichenden Lerchen in dieſen glaͤntzenden her- um rollenden Spiegeln ihr Ebenbild erblicken/ ſtechen ſie mit groſſer Begierd/ gleich als blind darauff/ ſam̃len ſich Hauffenweiß hinzu/ ſchweben und flattern herum/ daß man ſie mit einer Flinten leichtlich ſchieſſen kan.
Waͤre vielleicht bequemer/ wann man dieſen Stock etwas nidriger richten/ als wie ein Automaton von ſich ſelbſt umgehen machen/ und darzu ein halbe Schlag- wand uͤber einen Bogen richten koͤnte/ ſie alſo im Flug zu fangen/ ſo koͤnte man Pulver und Bley erſpahren/ und wuͤrden die Lerchen nicht alſo zerſchoſſen und zerriſ- ſen/ wie offt durch die Schroͤte geſchihet. Die armen Voͤgel werden durch dieſe herum lauffende Spiegel al- ſo geblendet und betaͤubet/ daß ſie/ ob ſie ſchon durch das ſchieſſen billich ſollen erſchreckt werden/ ſie doch thun/ als hoͤrten und ſehen ſie nichts/ alſo daß man viel nach und nach fangen und bekommen kan.
Cap.
X x x x iij
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0735"n="717"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.</hi></fw><lb/><cb/>
und bedecke ſie mit einem kleinern alſo auf gleiche Weiſe<lb/>
geflochtenen Koͤrblein/ und ſetze ſie/ wo viel Spatzen<lb/>ſind/ die machen mit ihrem Geſchrey und Quicketzen die<lb/>
Alten herab kommen/ und eine nach der andern oben in<lb/>
die Reuſen ſchlieffen/ die nimmer heraus moͤgen. <hirendition="#aq">In<lb/>
queſta maniera</hi> (ſagt er) <hirendition="#aq">ſe ne pigliano le centinaia<lb/>
con ſpaſſo Indicibile.</hi></p><lb/><p>Jtem ſagt obgenannter <hirendition="#aq">Author,</hi> daß man zu<lb/>
Nachts in Hoͤltzern/ die nicht gar zu hoch ſind/ die Dro-<lb/>ſcheln/ Amſeln/ Fincken/ und dergleichen in Baͤumen<lb/>
auſſitzendes Gefluͤgel alſo fangen kan/ und nennet es<lb/><hirendition="#aq">Uccellare con Frugnuolo,</hi> das iſt/ ſie nehmen eine La-<lb/>
terne/ ſuchen/ wo ſie die Voͤgel auf den Aeſten erblicken/<lb/>
die ſchieſſen ſie entweder mit Baleſtern/ wann ſie hoch<lb/>ſitzen/ oder ſchlagen ſie mit Stecken/ die oben breit/ wie<lb/>
eine kleine Schauffel ſind/ herab.</p><lb/><p><hirendition="#aq">P. Angelius Bargæus</hi> beſchreibet artlich <hirendition="#aq">lib. 1.<lb/>
Ixevt:</hi> wie die Kraͤyen eine die andere faͤnget/ folgen-<lb/>
der Geſtalt:</p><lb/><cit><quote><lgtype="poem"><l><hirendition="#aq">Cornicem, ſi quam cepere, ſupinam</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Exponunt agro in medio, quem durus arator</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Proſcidit, &ſolidas invertit vomere glebas?</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Namq́ue, & dum queritur, vocesq́ue integrat</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq"><hirendition="#et">amaras,</hi></hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Accurrunt aliæ, &ſortem execrantut acer-</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq"><hirendition="#et">bam,</hi></hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Ac partim circumvolitant, partim eminus</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq"><hirendition="#et">adſtant,</hi></hi></l><lb/><l><hirendition="#aq"><hirendition="#et">Hortantes, ſe tollat humo, celeresq́ue per</hi></hi></l><lb/><l><hirendition="#aq"><hirendition="#et">auras</hi></hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Avolet, & triſtes terras feſtina relinquat.</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Ac dum omnes clamant, dum ſe verſantq́ue</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq"><hirendition="#et">feruntq́ue,</hi></hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Eſt aliqua interdum, quæ ſic miſerata jacen-</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq"><hirendition="#et">tem</hi></hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Accedit propius, nodosq́ue ut rumpat ini-</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq"><hirendition="#et">quos,</hi></hi></l><lb/><l><hirendition="#aq"><hirendition="#et">Conſtrictam quibus eſſe videt, ſuperinſilit</hi></hi></l><lb/><l><hirendition="#aq"><hirendition="#et">audax,</hi></hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Nec ſeſe vanâ pietatis imagine falli</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Aſpicit incautam, nam mox religata tenaci</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Illius amplexu, clamoribus omnia rumpit,</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Et ſcelus incuſans, ſociæ obluctatur, & omni</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Qua pote vi tantos conata evadere caſus</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Poſcit opem, & fruſtrà volucres implorat a-</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq"><hirendition="#et">micas.</hi></hi></l></lg></quote></cit><lb/><p>Wer aber Droſcheln/ Amſeln/ und allerhand Voͤ-<lb/>
gel bey Nachts fangen will/ der muß beobachten/ wo<lb/>ſie ſich des Abends in die Gehaͤge Hauffenweiſe aufzu-<lb/>ſetzen kommen; wann ſie beſtaͤttiget ſind/ gehet man des<lb/>
Nachts hin/ und richtet an einem Ende des Geſtraͤuchs<lb/>
ein ſubtiles mit weiten Maͤſchen geſtricktes Klebgarn<lb/><cb/>
auf/ und ſtellet eine Laͤtern oder Fackel hinter das Garn/<lb/>
gehet auf das eine Ende des Gehaͤges/ und treibt die<lb/>
Voͤgel mit Stecken und Spißruten nach und nach/ ge-<lb/>
maͤchlich auf/ ſo fliegen ſie dem Liecht zu/ und verwickeln<lb/>ſich alſo in dem Garn; das muß aber beederſeits etli-<lb/>
che Klaffter weiter ſeyn/ als das Gehaͤge iſt/ und<lb/>
das Liecht muß in mitten nach der <hirendition="#aq">Proportion</hi> des<lb/>
Netzes und des Geſtraͤuches gerichtet werden.</p><lb/><p>Jn Franckreich werden an etlichen Orten die wil-<lb/>
den Tauben/ wann ſie im Herbſt ſtreichen/ auch alſo<lb/>
gefangen. Wo kleine Waͤlder/ doch mit hohen Tannen/<lb/>
Eychen und Foͤhren auf der Felder Anhoͤhe/ von andern<lb/>
groſſen Waͤldern abgeſondert ſtehen/ dahin die Tauben<lb/>
gern ihre Nachtlaͤger machen/ da gehet man erſtlich<lb/>
von weiten/ mit Becken/ Trommen/ Schluͤſſeln/ und<lb/>
andern hellklingenden Sachen/ auch mit Fackeln und<lb/>
Laternen/ und geht je laͤnger je naͤher hinzu/ biß ſie es<lb/>
endlich gewohnen/ und nicht achten/ daß man letzlich<lb/>
gar unter die Baͤume kommt; endlich nimmt man<lb/>
Schroͤt-Rohr/ und ſchieſſet die Tauben in der Menge/<lb/>
weilen ſie nun den Schuß vor dem Getoͤß nicht hoͤren<lb/>
moͤgen/ ſo bleiben ſie immer ſitzen/ und wiſſen nicht wie<lb/>
ihnen geſchihet.</p><lb/><p>Jm Lerchenſtrich/ haben ſie in Jtalien eine Art/<lb/>
mit Spiegeln ſie zu betriegen und zu ſchieſſen/ ſie<lb/>
machen und laſſen ihnen draͤhen ein Stuck Holtz ohn-<lb/>
gefaͤhr zwey Spannen hoch und anderthalb Span-<lb/>
nen dick/ daß es ſchier wie ein <hirendition="#aq">Oval,</hi> in der Mitten dick/<lb/>
und an beeden Enden etwas ſchmaͤhler werde/ doch<lb/>ſechs-acht- oder zwoͤlff-eckicht/ in der Mitten hohl/<lb/>
der Laͤnge nach/ von oben biß unten/ daß man es auf ei-<lb/>
ner/ von der Erden etwan mehr als Ellen hoch erhoͤhe-<lb/>
ten Stangen und Fuß anſtecken kan; dieſer gedraͤhete<lb/>
Stock nun/ wird mit Spiegeln uͤber und uͤber beſetzt/<lb/>
und innwendig mit einer Schnur angefaſſet/ uñ alſo ge-<lb/>
richtet/ daß wann man ihn ziehet/ er nicht anders als<lb/>
wie ein Topff/ damit die Kinder ſpielen/ an ſeinen<lb/>
Stangen-Fuß ſchnell und behend herum lauffet/ wann<lb/>
nun die ſtreichenden Lerchen in dieſen glaͤntzenden her-<lb/>
um rollenden Spiegeln ihr Ebenbild erblicken/ ſtechen<lb/>ſie mit groſſer Begierd/ gleich als blind darauff/ ſam̃len<lb/>ſich Hauffenweiß hinzu/ ſchweben und flattern herum/<lb/>
daß man ſie mit einer Flinten leichtlich ſchieſſen kan.</p><lb/><p>Waͤre vielleicht bequemer/ wann man dieſen Stock<lb/>
etwas nidriger richten/ als wie ein <hirendition="#aq">Automaton</hi> von ſich<lb/>ſelbſt umgehen machen/ und darzu ein halbe Schlag-<lb/>
wand uͤber einen Bogen richten koͤnte/ ſie alſo im Flug<lb/>
zu fangen/ ſo koͤnte man Pulver und Bley erſpahren/<lb/>
und wuͤrden die Lerchen nicht alſo zerſchoſſen und zerriſ-<lb/>ſen/ wie offt durch die Schroͤte geſchihet. Die armen<lb/>
Voͤgel werden durch dieſe herum lauffende Spiegel al-<lb/>ſo geblendet und betaͤubet/ daß ſie/ ob ſie ſchon durch das<lb/>ſchieſſen billich ſollen erſchreckt werden/ ſie doch thun/<lb/>
als hoͤrten und ſehen ſie nichts/ alſo daß man viel nach<lb/>
und nach fangen und bekommen kan.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">X x x x iij</hi></fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq"><hirendition="#b"><hirendition="#g"><hirendition="#k">Cap.</hi></hi></hi></hi></fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[717/0735]
Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
und bedecke ſie mit einem kleinern alſo auf gleiche Weiſe
geflochtenen Koͤrblein/ und ſetze ſie/ wo viel Spatzen
ſind/ die machen mit ihrem Geſchrey und Quicketzen die
Alten herab kommen/ und eine nach der andern oben in
die Reuſen ſchlieffen/ die nimmer heraus moͤgen. In
queſta maniera (ſagt er) ſe ne pigliano le centinaia
con ſpaſſo Indicibile.
Jtem ſagt obgenannter Author, daß man zu
Nachts in Hoͤltzern/ die nicht gar zu hoch ſind/ die Dro-
ſcheln/ Amſeln/ Fincken/ und dergleichen in Baͤumen
auſſitzendes Gefluͤgel alſo fangen kan/ und nennet es
Uccellare con Frugnuolo, das iſt/ ſie nehmen eine La-
terne/ ſuchen/ wo ſie die Voͤgel auf den Aeſten erblicken/
die ſchieſſen ſie entweder mit Baleſtern/ wann ſie hoch
ſitzen/ oder ſchlagen ſie mit Stecken/ die oben breit/ wie
eine kleine Schauffel ſind/ herab.
P. Angelius Bargæus beſchreibet artlich lib. 1.
Ixevt: wie die Kraͤyen eine die andere faͤnget/ folgen-
der Geſtalt:
Cornicem, ſi quam cepere, ſupinam
Exponunt agro in medio, quem durus arator
Proſcidit, & ſolidas invertit vomere glebas?
Namq́ue, & dum queritur, vocesq́ue integrat
amaras,
Accurrunt aliæ, & ſortem execrantut acer-
bam,
Ac partim circumvolitant, partim eminus
adſtant,
Hortantes, ſe tollat humo, celeresq́ue per
auras
Avolet, & triſtes terras feſtina relinquat.
Ac dum omnes clamant, dum ſe verſantq́ue
feruntq́ue,
Eſt aliqua interdum, quæ ſic miſerata jacen-
tem
Accedit propius, nodosq́ue ut rumpat ini-
quos,
Conſtrictam quibus eſſe videt, ſuperinſilit
audax,
Nec ſeſe vanâ pietatis imagine falli
Aſpicit incautam, nam mox religata tenaci
Illius amplexu, clamoribus omnia rumpit,
Et ſcelus incuſans, ſociæ obluctatur, & omni
Qua pote vi tantos conata evadere caſus
Poſcit opem, & fruſtrà volucres implorat a-
micas.
Wer aber Droſcheln/ Amſeln/ und allerhand Voͤ-
gel bey Nachts fangen will/ der muß beobachten/ wo
ſie ſich des Abends in die Gehaͤge Hauffenweiſe aufzu-
ſetzen kommen; wann ſie beſtaͤttiget ſind/ gehet man des
Nachts hin/ und richtet an einem Ende des Geſtraͤuchs
ein ſubtiles mit weiten Maͤſchen geſtricktes Klebgarn
auf/ und ſtellet eine Laͤtern oder Fackel hinter das Garn/
gehet auf das eine Ende des Gehaͤges/ und treibt die
Voͤgel mit Stecken und Spißruten nach und nach/ ge-
maͤchlich auf/ ſo fliegen ſie dem Liecht zu/ und verwickeln
ſich alſo in dem Garn; das muß aber beederſeits etli-
che Klaffter weiter ſeyn/ als das Gehaͤge iſt/ und
das Liecht muß in mitten nach der Proportion des
Netzes und des Geſtraͤuches gerichtet werden.
Jn Franckreich werden an etlichen Orten die wil-
den Tauben/ wann ſie im Herbſt ſtreichen/ auch alſo
gefangen. Wo kleine Waͤlder/ doch mit hohen Tannen/
Eychen und Foͤhren auf der Felder Anhoͤhe/ von andern
groſſen Waͤldern abgeſondert ſtehen/ dahin die Tauben
gern ihre Nachtlaͤger machen/ da gehet man erſtlich
von weiten/ mit Becken/ Trommen/ Schluͤſſeln/ und
andern hellklingenden Sachen/ auch mit Fackeln und
Laternen/ und geht je laͤnger je naͤher hinzu/ biß ſie es
endlich gewohnen/ und nicht achten/ daß man letzlich
gar unter die Baͤume kommt; endlich nimmt man
Schroͤt-Rohr/ und ſchieſſet die Tauben in der Menge/
weilen ſie nun den Schuß vor dem Getoͤß nicht hoͤren
moͤgen/ ſo bleiben ſie immer ſitzen/ und wiſſen nicht wie
ihnen geſchihet.
Jm Lerchenſtrich/ haben ſie in Jtalien eine Art/
mit Spiegeln ſie zu betriegen und zu ſchieſſen/ ſie
machen und laſſen ihnen draͤhen ein Stuck Holtz ohn-
gefaͤhr zwey Spannen hoch und anderthalb Span-
nen dick/ daß es ſchier wie ein Oval, in der Mitten dick/
und an beeden Enden etwas ſchmaͤhler werde/ doch
ſechs-acht- oder zwoͤlff-eckicht/ in der Mitten hohl/
der Laͤnge nach/ von oben biß unten/ daß man es auf ei-
ner/ von der Erden etwan mehr als Ellen hoch erhoͤhe-
ten Stangen und Fuß anſtecken kan; dieſer gedraͤhete
Stock nun/ wird mit Spiegeln uͤber und uͤber beſetzt/
und innwendig mit einer Schnur angefaſſet/ uñ alſo ge-
richtet/ daß wann man ihn ziehet/ er nicht anders als
wie ein Topff/ damit die Kinder ſpielen/ an ſeinen
Stangen-Fuß ſchnell und behend herum lauffet/ wann
nun die ſtreichenden Lerchen in dieſen glaͤntzenden her-
um rollenden Spiegeln ihr Ebenbild erblicken/ ſtechen
ſie mit groſſer Begierd/ gleich als blind darauff/ ſam̃len
ſich Hauffenweiß hinzu/ ſchweben und flattern herum/
daß man ſie mit einer Flinten leichtlich ſchieſſen kan.
Waͤre vielleicht bequemer/ wann man dieſen Stock
etwas nidriger richten/ als wie ein Automaton von ſich
ſelbſt umgehen machen/ und darzu ein halbe Schlag-
wand uͤber einen Bogen richten koͤnte/ ſie alſo im Flug
zu fangen/ ſo koͤnte man Pulver und Bley erſpahren/
und wuͤrden die Lerchen nicht alſo zerſchoſſen und zerriſ-
ſen/ wie offt durch die Schroͤte geſchihet. Die armen
Voͤgel werden durch dieſe herum lauffende Spiegel al-
ſo geblendet und betaͤubet/ daß ſie/ ob ſie ſchon durch das
ſchieſſen billich ſollen erſchreckt werden/ ſie doch thun/
als hoͤrten und ſehen ſie nichts/ alſo daß man viel nach
und nach fangen und bekommen kan.
Cap.
X x x x iij
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 717. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/735>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.