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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Zwölfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
Cap. LXV.
Von der Gemsenkugel.
[Spaltenumbruch]

JCH kan nicht unterlassen/ der Gemsenkugeln all-
hier zu gedencken: Sie werden in dem Magen
der Gemsen gefunden/ etwas länglicht/ auch
rund/ dunckel-rothbräunlicht/ oder wol auch Aschen-
farb/ schwärtzlicht und gelbröthlicht; etliche sind mit vie-
len Düpflein übersäet; etliche haben eine harte Scha-
len/ als ob sie von Holtz wären; andere haben eine Rin-
den/ als ob sie von Leder wäre; etliche (aber selten) sind/
als ob sie steinern wären; etliche sind weicher/ inwendig
sind sie voll unzehliger hart-zusammgepackter Fäsern/
die ohne Zweifel von den gefressenen Kräutern entsprin-
gen/ sind gar leicht/ eines lieblichen Geruchs und Ge-
würtz-ähnlichen Geschmacks.

D. Georgius Hieronymus Velschius hat ein klei-
nes Tractätlein davon geschrieben/ der sagt/ daß die Jä-
ger einen bösen Gebrauch haben/ daß sie die Gemsenku-
gel/ wann sie solche erst frisch aus den Gemsen heraus-
nehmen/ starck mit den Fäusten zusammen drücken/ dar-
durch der zähe Safft (dessen sie dazumal voll sind) der
wie ein zerlassenes Wachs ist/ als unnütz (ihrer Mey-
nung nach) heraus fliesse/ da er doch die allerbeste Krafft
und Tugend an sich hat/ und daher kommts/ daß die
meisten Gemsenkugeln zerschrickt sind/ und Riß oder
Spalten an sich zeigen/ welches aber nicht seyn soll/ und
ist denjenigen zur Nachrichtung/ daß wann sie Gemsen-
kugeln kauffen wollen/ sie ihnen gantze und nicht zer-
schrickte aussuchen und erwehlen sollen.

Dieser Kugeln Tugend ist fürtrefflich in allerhand
Fiebern/ in der Ungarischen Kranckheit/ wider die Pest/
Kopfwehe/ Schwindel/ in der Melancholia Hypo-
chondriaca,
im Schlag/ wider die Frays/ das Hinfal-
lende/ in Augen- und Ohren-Zufällen/ und allen andern
Zuständen/ die von der Kälten des Hirns ihren Ursprung
nehmen/ wider die Dürre/ das gefährliche Seitenste-
chen/ schweren Athem/ Husten/ Hertzzittern/ Bauch-
fluß/ wider Gifft und alle Verstopfungen des Mesente-
rii,
der Nieren und der Leber/ wider die schwartze Gall-
sucht/ wider das Männliche Unvermögen/ Mutter-
Frayß/ schwere Geburt/ Saamenfluß/ Nachgeburt/
wider alle Zauberey/ und hat eben die Krafft/ oder doch
nicht viel weniger/ als der Bezahar hat.

Wann man davon/ als ein Praeservativ, einnimmt/
sind 3/ 4/ oder 5 Gran genug/ sonst aber braucht man
10/ oder 12/ oder 11 Gran; (welche ungerade Zahl etli-
che Aberglaubische wollen) wider das Fieber aus Sau-
erampfer-Wasser und Cardobenedicten-Wasser/ zum
Schwitzen; wider das viertägliche Fieber nimmt mans
in Malvasier; in der Pest aus Scorzonera-Wasser/
cum Serapio ex toto malo citrio; in Kindsblattern
aus Fenchelwasser/ oder Ringelblumen- oder Erdrauch-
Wasser.

Zu Augspurg/ sagt vorgedachter Herr Velschius,
hab er ein schön Mannbares Mägdlein an dem Hinfal-
lenden mit diesem Pulver allein/ das sie etlichemal ein-
genommen/ vollkommentlich curirt gesehen/ von einem
vornehmen Empirico, als ihr vorher 4 Jahr lang von
den Medicis nicht hat mögen geholffen werden; Man
kan des Pulvers 12/ oder 15 Gran/ oder biß auf einen
[Spaltenumbruch] Scrupel/ das ist/ 20 Gran aus schwartz Kirschen- oder
Lindenblühe-Wasser/ cum Serapio Florum Poeoniae
mixta,
geben.

Jm Seitenstechen in weiß Distel- oder Nessel-
Wasser/ cum Serapio papaveris erratici. Contra Im-
potentiam virilem ex Serapio Conditurae radicum
Satyrii,
mit wenig Granen von der trockenen Ambar-
Essenz;
wider den Saamenfluß giebt mans aus See-
blumen- oder breiten Wegricht-Wasser/ cum Serapio
Corallorum;
wider die Mutter-Frayß aus Malvasier
oder schwartz Kirschen-Wasser/ cum Serapio Betoni-
cae aut Conserva Melissophylli.

Die gar harten höltzernen Fäsern haben weder Ge-
ruch noch Geschmack/ und können von dem andern Pul-
ver/ und von der Rinden leichtlich abgesondert werden.
Etliche glauben/ wann man diß Pulver frühe nüchtern
einnimmt/ soll es 24 Stunden einen Menschen so feste
machen/ daß ihn keinerley Waffen verwunden mögen/
welches andere auch der Gemsen-Wurtzen mit närri-
schen Ceremonien ausgegraben/ zuschreiben. Etliche
Jäger giessen ihre Kugeln/ daß allzeit etwas von der
Gemsenkugel darein kommt/ so sollen sie gewiß treffen/
welches aber alles ein Aberglauben und illusio diabo-
lica est.

Von Saltzburg aus/ ist mir/ durch Vermittlung ei-
nes guten Freundes/ folgendes/ von der Krafft und Wir-
ckung der Gemsenkugel/ zukommen:

1. Ein wenig davon in Wein eingenommen/ ist
gut für das Vergicht jungen und alten Leuten.
2. Jn Pestzeiten alle Morgen nüchtern davon ge-
nommen/ macht felbigen Tag dafür sicher.
3. Wo eine schwangere Frau nicht kan erledigt
werden/ die nehme davon im Lavendelwasser/ es hilfft/
und wird das Kind sein Tag die Frayß nicht bekom-
men.
4. Wer die fallende Sucht hat/ der nehme ein
wenig davon in Poeonien-Wasser.
5. So einem wäre mit Gifft vergeben worden/ der
nehme davon in Cardobenedicten-Wasser.
6. Wo die Wassersucht ansetzt/ der nehme des
Pulvers dieser Kugel mit Wein und Oel vierzehen Tag
nacheinander ein/ so wird er gesund.
7. Wer das Grimmen oder den Gries hat/ der
wird/ wo ers braucht/ Linderung haben.
8. Wer einen bösen Magen hat/ und ihm die
Speise nicht bleiben will/ der nehme davon ein wenig in
Speise oder Tranck ein/ das erwärmet den kalten
Magen.
9. Wer verzaubert worden/ und über etwas bö-
ses gangen wäre/ der nehme davon etliche Tag ein.
10. Zum Schiessen soll es/ und vornemlich auf die
Gemsen/ bewährt seyn/ wann man die Kugel halb ge-
gossen/ ein wenig von dieser Kugel darauf thut/ und die
übrige Helffte darüber giesset/ so wird man sehen/ was es
kan; sed superstitionem olet.
11. Wer grossen Wehen hat im Leib/ und ver-
meynt/ er habe etwas zersprengt/ oder daß erstocktes Ge-
blüt
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Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
Cap. LXV.
Von der Gemſenkugel.
[Spaltenumbruch]

JCH kan nicht unterlaſſen/ der Gemſenkugeln all-
hier zu gedencken: Sie werden in dem Magen
der Gemſen gefunden/ etwas laͤnglicht/ auch
rund/ dunckel-rothbraͤunlicht/ oder wol auch Aſchen-
farb/ ſchwaͤrtzlicht und gelbroͤthlicht; etliche ſind mit vie-
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len/ als ob ſie von Holtz waͤren; andere haben eine Rin-
den/ als ob ſie von Leder waͤre; etliche (aber ſelten) ſind/
als ob ſie ſteinern waͤren; etliche ſind weicher/ inwendig
ſind ſie voll unzehliger hart-zuſammgepackter Faͤſern/
die ohne Zweifel von den gefreſſenen Kraͤutern entſprin-
gen/ ſind gar leicht/ eines lieblichen Geruchs und Ge-
wuͤrtz-aͤhnlichen Geſchmacks.

D. Georgius Hieronymus Velſchius hat ein klei-
nes Tractaͤtlein davon geſchrieben/ der ſagt/ daß die Jaͤ-
ger einen boͤſen Gebrauch haben/ daß ſie die Gemſenku-
gel/ wann ſie ſolche erſt friſch aus den Gemſen heraus-
nehmen/ ſtarck mit den Faͤuſten zuſammen druͤcken/ dar-
durch der zaͤhe Safft (deſſen ſie dazumal voll ſind) der
wie ein zerlaſſenes Wachs iſt/ als unnuͤtz (ihrer Mey-
nung nach) heraus flieſſe/ da er doch die allerbeſte Krafft
und Tugend an ſich hat/ und daher kommts/ daß die
meiſten Gemſenkugeln zerſchrickt ſind/ und Riß oder
Spalten an ſich zeigen/ welches aber nicht ſeyn ſoll/ und
iſt denjenigen zur Nachrichtung/ daß wann ſie Gemſen-
kugeln kauffen wollen/ ſie ihnen gantze und nicht zer-
ſchrickte ausſuchen und erwehlen ſollen.

Dieſer Kugeln Tugend iſt fuͤrtrefflich in allerhand
Fiebern/ in der Ungariſchen Kranckheit/ wider die Peſt/
Kopfwehe/ Schwindel/ in der Melancholiâ Hypo-
chondriacâ,
im Schlag/ wider die Frays/ das Hinfal-
lende/ in Augen- und Ohren-Zufaͤllen/ und allen andern
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nehmen/ wider die Duͤrre/ das gefaͤhrliche Seitenſte-
chen/ ſchweren Athem/ Huſten/ Hertzzittern/ Bauch-
fluß/ wider Gifft und alle Verſtopfungen des Meſente-
rii,
der Nieren und der Leber/ wider die ſchwartze Gall-
ſucht/ wider das Maͤnnliche Unvermoͤgen/ Mutter-
Frayß/ ſchwere Geburt/ Saamenfluß/ Nachgeburt/
wider alle Zauberey/ und hat eben die Krafft/ oder doch
nicht viel weniger/ als der Bezahar hat.

Wann man davon/ als ein Præſervativ, einnimmt/
ſind 3/ 4/ oder 5 Gran genug/ ſonſt aber braucht man
10/ oder 12/ oder 11 Gran; (welche ungerade Zahl etli-
che Aberglaubiſche wollen) wider das Fieber aus Sau-
erampfer-Waſſer und Cardobenedicten-Waſſer/ zum
Schwitzen; wider das viertaͤgliche Fieber nimmt mans
in Malvaſier; in der Peſt aus Scorzonera-Waſſer/
cum Serapio ex toto malo citrio; in Kindsblattern
aus Fenchelwaſſer/ oder Ringelblumen- oder Erdrauch-
Waſſer.

Zu Augſpurg/ ſagt vorgedachter Herr Velſchius,
hab er ein ſchoͤn Mannbares Maͤgdlein an dem Hinfal-
lenden mit dieſem Pulver allein/ das ſie etlichemal ein-
genommen/ vollkommentlich curirt geſehen/ von einem
vornehmen Empirico, als ihr vorher 4 Jahr lang von
den Medicis nicht hat moͤgen geholffen werden; Man
kan des Pulvers 12/ oder 15 Gran/ oder biß auf einen
[Spaltenumbruch] Scrupel/ das iſt/ 20 Gran aus ſchwartz Kirſchen- oder
Lindenbluͤhe-Waſſer/ cum Serapio Florum Pœoniæ
mixta,
geben.

Jm Seitenſtechen in weiß Diſtel- oder Neſſel-
Waſſer/ cum Serapio papaveris erratici. Contra Im-
potentiam virilem ex Serapio Condituræ radicum
Satyrii,
mit wenig Granen von der trockenen Ambar-
Eſſenz;
wider den Saamenfluß giebt mans aus See-
blumen- oder breiten Wegricht-Waſſer/ cum Serapio
Corallorum;
wider die Mutter-Frayß aus Malvaſier
oder ſchwartz Kirſchen-Waſſer/ cum Serapio Betoni-
cæ aut Conſervâ Meliſſophylli.

Die gar harten hoͤltzernen Faͤſern haben weder Ge-
ruch noch Geſchmack/ und koͤnnen von dem andern Pul-
ver/ und von der Rinden leichtlich abgeſondert werden.
Etliche glauben/ wann man diß Pulver fruͤhe nuͤchtern
einnimmt/ ſoll es 24 Stunden einen Menſchen ſo feſte
machen/ daß ihn keinerley Waffen verwunden moͤgen/
welches andere auch der Gemſen-Wurtzen mit naͤrri-
ſchen Ceremonien ausgegraben/ zuſchreiben. Etliche
Jaͤger gieſſen ihre Kugeln/ daß allzeit etwas von der
Gemſenkugel darein kommt/ ſo ſollen ſie gewiß treffen/
welches aber alles ein Aberglauben und illuſio diabo-
lica eſt.

Von Saltzburg aus/ iſt mir/ durch Vermittlung ei-
nes guten Freundes/ folgendes/ von der Krafft und Wir-
ckung der Gemſenkugel/ zukommen:

1. Ein wenig davon in Wein eingenommen/ iſt
gut fuͤr das Vergicht jungen und alten Leuten.
2. Jn Peſtzeiten alle Morgen nuͤchtern davon ge-
nommen/ macht felbigen Tag dafuͤr ſicher.
3. Wo eine ſchwangere Frau nicht kan erledigt
werden/ die nehme davon im Lavendelwaſſer/ es hilfft/
und wird das Kind ſein Tag die Frayß nicht bekom-
men.
4. Wer die fallende Sucht hat/ der nehme ein
wenig davon in Pœonien-Waſſer.
5. So einem waͤre mit Gifft vergeben worden/ der
nehme davon in Cardobenedicten-Waſſer.
6. Wo die Waſſerſucht anſetzt/ der nehme des
Pulvers dieſer Kugel mit Wein und Oel vierzehen Tag
nacheinander ein/ ſo wird er geſund.
7. Wer das Grimmen oder den Gries hat/ der
wird/ wo ers braucht/ Linderung haben.
8. Wer einen boͤſen Magen hat/ und ihm die
Speiſe nicht bleiben will/ der nehme davon ein wenig in
Speiſe oder Tranck ein/ das erwaͤrmet den kalten
Magen.
9. Wer verzaubert worden/ und uͤber etwas boͤ-
ſes gangen waͤre/ der nehme davon etliche Tag ein.
10. Zum Schieſſen ſoll es/ und vornemlich auf die
Gemſen/ bewaͤhrt ſeyn/ wann man die Kugel halb ge-
goſſen/ ein wenig von dieſer Kugel darauf thut/ und die
uͤbrige Helffte daruͤber gieſſet/ ſo wird man ſehen/ was es
kan; ſed ſuperſtitionem olet.
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bluͤt
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[627/0645] Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck. Cap. LXV. Von der Gemſenkugel. JCH kan nicht unterlaſſen/ der Gemſenkugeln all- hier zu gedencken: Sie werden in dem Magen der Gemſen gefunden/ etwas laͤnglicht/ auch rund/ dunckel-rothbraͤunlicht/ oder wol auch Aſchen- farb/ ſchwaͤrtzlicht und gelbroͤthlicht; etliche ſind mit vie- len Duͤpflein uͤberſaͤet; etliche haben eine harte Scha- len/ als ob ſie von Holtz waͤren; andere haben eine Rin- den/ als ob ſie von Leder waͤre; etliche (aber ſelten) ſind/ als ob ſie ſteinern waͤren; etliche ſind weicher/ inwendig ſind ſie voll unzehliger hart-zuſammgepackter Faͤſern/ die ohne Zweifel von den gefreſſenen Kraͤutern entſprin- gen/ ſind gar leicht/ eines lieblichen Geruchs und Ge- wuͤrtz-aͤhnlichen Geſchmacks. D. Georgius Hieronymus Velſchius hat ein klei- nes Tractaͤtlein davon geſchrieben/ der ſagt/ daß die Jaͤ- ger einen boͤſen Gebrauch haben/ daß ſie die Gemſenku- gel/ wann ſie ſolche erſt friſch aus den Gemſen heraus- nehmen/ ſtarck mit den Faͤuſten zuſammen druͤcken/ dar- durch der zaͤhe Safft (deſſen ſie dazumal voll ſind) der wie ein zerlaſſenes Wachs iſt/ als unnuͤtz (ihrer Mey- nung nach) heraus flieſſe/ da er doch die allerbeſte Krafft und Tugend an ſich hat/ und daher kommts/ daß die meiſten Gemſenkugeln zerſchrickt ſind/ und Riß oder Spalten an ſich zeigen/ welches aber nicht ſeyn ſoll/ und iſt denjenigen zur Nachrichtung/ daß wann ſie Gemſen- kugeln kauffen wollen/ ſie ihnen gantze und nicht zer- ſchrickte ausſuchen und erwehlen ſollen. Dieſer Kugeln Tugend iſt fuͤrtrefflich in allerhand Fiebern/ in der Ungariſchen Kranckheit/ wider die Peſt/ Kopfwehe/ Schwindel/ in der Melancholiâ Hypo- chondriacâ, im Schlag/ wider die Frays/ das Hinfal- lende/ in Augen- und Ohren-Zufaͤllen/ und allen andern Zuſtaͤnden/ die von der Kaͤlten des Hirns ihren Urſprung nehmen/ wider die Duͤrre/ das gefaͤhrliche Seitenſte- chen/ ſchweren Athem/ Huſten/ Hertzzittern/ Bauch- fluß/ wider Gifft und alle Verſtopfungen des Meſente- rii, der Nieren und der Leber/ wider die ſchwartze Gall- ſucht/ wider das Maͤnnliche Unvermoͤgen/ Mutter- Frayß/ ſchwere Geburt/ Saamenfluß/ Nachgeburt/ wider alle Zauberey/ und hat eben die Krafft/ oder doch nicht viel weniger/ als der Bezahar hat. Wann man davon/ als ein Præſervativ, einnimmt/ ſind 3/ 4/ oder 5 Gran genug/ ſonſt aber braucht man 10/ oder 12/ oder 11 Gran; (welche ungerade Zahl etli- che Aberglaubiſche wollen) wider das Fieber aus Sau- erampfer-Waſſer und Cardobenedicten-Waſſer/ zum Schwitzen; wider das viertaͤgliche Fieber nimmt mans in Malvaſier; in der Peſt aus Scorzonera-Waſſer/ cum Serapio ex toto malo citrio; in Kindsblattern aus Fenchelwaſſer/ oder Ringelblumen- oder Erdrauch- Waſſer. Zu Augſpurg/ ſagt vorgedachter Herr Velſchius, hab er ein ſchoͤn Mannbares Maͤgdlein an dem Hinfal- lenden mit dieſem Pulver allein/ das ſie etlichemal ein- genommen/ vollkommentlich curirt geſehen/ von einem vornehmen Empirico, als ihr vorher 4 Jahr lang von den Medicis nicht hat moͤgen geholffen werden; Man kan des Pulvers 12/ oder 15 Gran/ oder biß auf einen Scrupel/ das iſt/ 20 Gran aus ſchwartz Kirſchen- oder Lindenbluͤhe-Waſſer/ cum Serapio Florum Pœoniæ mixta, geben. Jm Seitenſtechen in weiß Diſtel- oder Neſſel- Waſſer/ cum Serapio papaveris erratici. Contra Im- potentiam virilem ex Serapio Condituræ radicum Satyrii, mit wenig Granen von der trockenen Ambar- Eſſenz; wider den Saamenfluß giebt mans aus See- blumen- oder breiten Wegricht-Waſſer/ cum Serapio Corallorum; wider die Mutter-Frayß aus Malvaſier oder ſchwartz Kirſchen-Waſſer/ cum Serapio Betoni- cæ aut Conſervâ Meliſſophylli. Die gar harten hoͤltzernen Faͤſern haben weder Ge- ruch noch Geſchmack/ und koͤnnen von dem andern Pul- ver/ und von der Rinden leichtlich abgeſondert werden. Etliche glauben/ wann man diß Pulver fruͤhe nuͤchtern einnimmt/ ſoll es 24 Stunden einen Menſchen ſo feſte machen/ daß ihn keinerley Waffen verwunden moͤgen/ welches andere auch der Gemſen-Wurtzen mit naͤrri- ſchen Ceremonien ausgegraben/ zuſchreiben. Etliche Jaͤger gieſſen ihre Kugeln/ daß allzeit etwas von der Gemſenkugel darein kommt/ ſo ſollen ſie gewiß treffen/ welches aber alles ein Aberglauben und illuſio diabo- lica eſt. Von Saltzburg aus/ iſt mir/ durch Vermittlung ei- nes guten Freundes/ folgendes/ von der Krafft und Wir- ckung der Gemſenkugel/ zukommen: 1. Ein wenig davon in Wein eingenommen/ iſt gut fuͤr das Vergicht jungen und alten Leuten. 2. Jn Peſtzeiten alle Morgen nuͤchtern davon ge- nommen/ macht felbigen Tag dafuͤr ſicher. 3. Wo eine ſchwangere Frau nicht kan erledigt werden/ die nehme davon im Lavendelwaſſer/ es hilfft/ und wird das Kind ſein Tag die Frayß nicht bekom- men. 4. Wer die fallende Sucht hat/ der nehme ein wenig davon in Pœonien-Waſſer. 5. So einem waͤre mit Gifft vergeben worden/ der nehme davon in Cardobenedicten-Waſſer. 6. Wo die Waſſerſucht anſetzt/ der nehme des Pulvers dieſer Kugel mit Wein und Oel vierzehen Tag nacheinander ein/ ſo wird er geſund. 7. Wer das Grimmen oder den Gries hat/ der wird/ wo ers braucht/ Linderung haben. 8. Wer einen boͤſen Magen hat/ und ihm die Speiſe nicht bleiben will/ der nehme davon ein wenig in Speiſe oder Tranck ein/ das erwaͤrmet den kalten Magen. 9. Wer verzaubert worden/ und uͤber etwas boͤ- ſes gangen waͤre/ der nehme davon etliche Tag ein. 10. Zum Schieſſen ſoll es/ und vornemlich auf die Gemſen/ bewaͤhrt ſeyn/ wann man die Kugel halb ge- goſſen/ ein wenig von dieſer Kugel darauf thut/ und die uͤbrige Helffte daruͤber gieſſet/ ſo wird man ſehen/ was es kan; ſed ſuperſtitionem olet. 11. Wer groſſen Wehen hat im Leib/ und ver- meynt/ er habe etwas zerſprengt/ oder daß erſtocktes Ge- bluͤt ❁ K k k k ij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 627. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/645>, abgerufen am 25.11.2024.