Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite
Zwölfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
Cap. XI.
Vom Waldmist und Misteln.
[Spaltenumbruch]

ES pflegen die Unterthanen an etlichen Orten/ in
den Wäldern den Holtzmist/ oder das Gereusicht
was von den Waldbäumen abfället/ mit höltz er-
nen/ auch wol mit eisernen Rechen zusammen auf Hauf-
fen zu bringen/ hernach weg zu führen/ und unter ihre
Miststätte zu der andern Stalldung zu schütten/ der
Meynung/ daß solches dem Holtzgrund/ wann er sau-
der abgeraumet wird/ nützlicher sey/ und Anlaß gebe/
desto eher wieder junges Holtz anzutreiben. Die Er-
fahrung aber zeigt das Widerspiel/ und die Vernunfft
gibt es selbst/ daß diese abgefallene Blätter und Ge-
reusicht von den Tannen/ Föhren und Fiechten ihrer
Wurtzen eine gute Dung/ und Wärme den Winter
durch geben/ da hingegen wann die deren entblöset sind/
einen guten warmen Peltz/ also zu sagen/ dardurch ver-
lieren; zudem wird ein Jeder sehen/ daß die jungen Tan-
nen/ Föhren und dergleichen Bäume von dem Saamen
der herab fällt/ den Winter über unter diesen Blättern
desto weniger erfrieren/ lieber wachsen/ durch das Mist-
rechen aber werden diese jungen zarten Bäumlein mit
samt dem Reusicht/ ausgerissen/ daß also kein junges
[Spaltenumbruch] Holtz recht nachwachsen kan/ daher dißfalls solcher Un-
rath billich zu verhindern und abzustellen/ und wann ja
Mangel an der Dung/ soll es doch nur mit weitzähnich-
ten/ stumpffen/ nicht aber mit eisernen oder scharffen
engen Rechen geschehen. Wiewol es besser wäre/ man
trachtete auf andere Weise die Aecker zu dungen/ als
mit solchen grossen Schaden des Gehöltzes.

Gleichergestalt werden die Wälder verringert/ wann
man mit dem Mistel abwerffen/ oder die Vogelbeer zu
sammlen mit den Bäumen grob umgehet/ die Aeste zer-
bricht und verletzt; also thun auch die fürwitzigen Jun-
gen in den Wäldern/ wann sie die Vögelnester zur Un-
zeit zusammen suchen/ sonderlich wann sie solche in den
hohlen Bäumen antreffen/ mit Aufhauen und Eröff-
nung durch Gewalt der Hacken/ nicht geringen Nach-
theil/ daß sie lieber einen gantzen Baum verderben/ als ein
Nest zurucke lassen wollen/ da denn die Forster und ihre
Nachgesetzte fleissige Obsicht tragen sollen/ damit der-
gleichen Frevel und Muthwillen abgestellet/ und die U-
bertretter gepfändet/ und mit allem Ernst abgestrafft
werden sollen.

Cap. XII.
Andere Verbott und Beobachtungen in den Wäldern.
[Spaltenumbruch]
ES geschihet unter andern in den Wäldern auch
dieser Mißbrauch/ wo etwan Holtzobst/ Aepffel/
Birnen und dergleichen zu finden ist/ daß die
Wildlinge von fremden vagirenden Leuten allenthal-
ben aufgesucht/ ausgegraben und hin und wieder ver-
kaufft werden/ welche nicht weniger mit Straffe zu be-
legen/ man habe dann von der Herrschafft absonderliche
Erlaubnis.
2. Soll auch Niemand/ ohne Bewilligung/ das
alte Gras und die Haiden in den Gehöltz/ Aenger oder
Wiesen abbrennen; und da ihm auch solches gegönnet
würde/ soll er vor allen acht haben/ damit durch das
Feuer/ wie leichtlich geschehen kan/ im Forst kein Scha-
den geschehen möge/ und soll er im widrigen Fall darfür
hafften.
3. Die Holtzbediente sollen mit keinem Holtz/ Koh-
len/ Wid/ Wildlingen oder was dem Holtz anhängig
ist/ nicht handeln/ bey Verlust ihres Dienstes und dem
Verbrechen nach/ unausbleiblicher Straffe.
4. Denen Schäfern und Hirten soll mit Ernst
verbotten seyn/ daß sie zwischen Pfingsten und Michaelis
kein Feuer in Wäldern und Feldern anzünden; bey kal-
tem Wetter aber mögen sie wol alte Stöcke aushacken/
und ihnen ein Feuer davon machen/ doch mit dieser Auf-
sicht und Beding/ daß sie solches unausgelöschter nie-
mal verlassen; und soll/ wann Gemeinhalter dem Viehe
zugestellet sind/ ein jeder Hauswirth für seine Dienst-
boten und Hirten hafften und büssen/ daher er ihnen sol-
che Obsicht desto schärffer einbinden solle.
5. Die Holtzbeamten sollen von dem Holtz weder
Scheitter/ noch Bauholtz/ noch etwas anders/ was zum
Forstwesen gehört/ wegschencken/ oder etwas nachlassen
[Spaltenumbruch] an Geld oder Holtz/ es geschehe gleich unter was Schein
und Praetext es immer wolle; sondern sollen verbunden
seyn/ ihren Ordnungen in allem und jeden richtig nach-
zugehen/ weil solches nicht ihnen/ sondern allein der
Herrschafft zustehet/ weil es meistentheils nur Partiten
und andere böse Consequentien nach sich zu ziehen pfle-
get.
6. Weil/ indem man das Holtz zum Brennen
oder Kohlen Stammweise abgiebt/ grosser Betrug mit
untergehen kan/ als ist allweg gewisser/ daß mans hauet/
und zu Klafftern aufrichtet.
7. Auf diejenigen/ denen das Holtz zu ihrer Noth-
durfft in dem Forst zu nehmen/ erlaubt ist/ soll man wol
acht haben/ ob sie solches nicht anderwärts weiter ver-
kauffen/ so ihnen nicht gebühret/ daher zu straffen/ oder
solcher Freyheit gar verlustigt zu machen.
8. Die Holtzfuhren sollen in den Wäldern keine
neue Wege/ ihres Gefallens/ machen/ weil damit viel
junge Bäume zu schanden geführt werden/ daher auch
zu befehlen/ daß die Aufrichtung der Klaffter nahend an
den gewöhnlichen Holtz- und Landstrassen fürgenommen
werde.
9. Die Gipfel von Tannen/ Fiechten/ Kranwethen/
und dergleichen sollen zu Wein- und Bierzeigern nicht
gestattet seyn/ weil dardurch viel junges Holtz verderbet
wird/ daher es zu verbieten/ und wo in Schenck- und
Wirthshäusern/ über das Verbott gehandelt wird/
zu straffen/ und können sie zu ihren Zeigern wol von Tan-
nen und dergleichen Reisicht geflochtene Büsche oder
Kräntze gebrauchen.
10. Die Unterthanen und Schäfer sollen ihren
Hunden Prügel anhencken/ und sie nicht in den Forst ja-
gen
Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.
Cap. XI.
Vom Waldmiſt und Miſteln.
[Spaltenumbruch]

ES pflegen die Unterthanen an etlichen Orten/ in
den Waͤldern den Holtzmiſt/ oder das Gereuſicht
was von den Waldbaͤumen abfaͤllet/ mit hoͤltz er-
nen/ auch wol mit eiſernen Rechen zuſammen auf Hauf-
fen zu bringen/ hernach weg zu fuͤhren/ und unter ihre
Miſtſtaͤtte zu der andern Stalldung zu ſchuͤtten/ der
Meynung/ daß ſolches dem Holtzgrund/ wann er ſau-
der abgeraumet wird/ nuͤtzlicher ſey/ und Anlaß gebe/
deſto eher wieder junges Holtz anzutreiben. Die Er-
fahrung aber zeigt das Widerſpiel/ und die Vernunfft
gibt es ſelbſt/ daß dieſe abgefallene Blaͤtter und Ge-
reuſicht von den Tannen/ Foͤhren und Fiechten ihrer
Wurtzen eine gute Dung/ und Waͤrme den Winter
durch geben/ da hingegen wann die deren entbloͤſet ſind/
einen guten warmen Peltz/ alſo zu ſagen/ dardurch ver-
lieren; zudem wird ein Jeder ſehen/ daß die jungen Tan-
nen/ Foͤhren und dergleichen Baͤume von dem Saamen
der herab faͤllt/ den Winter uͤber unter dieſen Blaͤttern
deſto weniger erfrieren/ lieber wachſen/ durch das Miſt-
rechen aber werden dieſe jungen zarten Baͤumlein mit
ſamt dem Reuſicht/ ausgeriſſen/ daß alſo kein junges
[Spaltenumbruch] Holtz recht nachwachſen kan/ daher dißfalls ſolcher Un-
rath billich zu verhindern und abzuſtellen/ und wann ja
Mangel an der Dung/ ſoll es doch nur mit weitzaͤhnich-
ten/ ſtumpffen/ nicht aber mit eiſernen oder ſcharffen
engen Rechen geſchehen. Wiewol es beſſer waͤre/ man
trachtete auf andere Weiſe die Aecker zu dungen/ als
mit ſolchen groſſen Schaden des Gehoͤltzes.

Gleichergeſtalt werden die Waͤlder verringert/ wann
man mit dem Miſtel abwerffen/ oder die Vogelbeer zu
ſammlen mit den Baͤumen grob umgehet/ die Aeſte zer-
bricht und verletzt; alſo thun auch die fuͤrwitzigen Jun-
gen in den Waͤldern/ wann ſie die Voͤgelneſter zur Un-
zeit zuſammen ſuchen/ ſonderlich wann ſie ſolche in den
hohlen Baͤumen antreffen/ mit Aufhauen und Eroͤff-
nung durch Gewalt der Hacken/ nicht geringen Nach-
theil/ daß ſie lieber einen gantzen Baum verdeꝛben/ als ein
Neſt zurucke laſſen wollen/ da denn die Forſter und ihre
Nachgeſetzte fleiſſige Obſicht tragen ſollen/ damit der-
gleichen Frevel und Muthwillen abgeſtellet/ und die U-
bertretter gepfaͤndet/ und mit allem Ernſt abgeſtrafft
werden ſollen.

Cap. XII.
Andere Verbott und Beobachtungen in den Waͤldern.
[Spaltenumbruch]
ES geſchihet unter andern in den Waͤldern auch
dieſer Mißbrauch/ wo etwan Holtzobſt/ Aepffel/
Birnen und dergleichen zu finden iſt/ daß die
Wildlinge von fremden vagirenden Leuten allenthal-
ben aufgeſucht/ ausgegraben und hin und wieder ver-
kaufft werden/ welche nicht weniger mit Straffe zu be-
legen/ man habe dann von der Herꝛſchafft abſonderliche
Erlaubnis.
2. Soll auch Niemand/ ohne Bewilligung/ das
alte Gras und die Haiden in den Gehoͤltz/ Aenger oder
Wieſen abbrennen; und da ihm auch ſolches gegoͤnnet
wuͤrde/ ſoll er vor allen acht haben/ damit durch das
Feuer/ wie leichtlich geſchehen kan/ im Forſt kein Scha-
den geſchehen moͤge/ und ſoll er im widrigen Fall darfuͤr
hafften.
3. Die Holtzbediente ſollen mit keinem Holtz/ Koh-
len/ Wid/ Wildlingen oder was dem Holtz anhaͤngig
iſt/ nicht handeln/ bey Verluſt ihres Dienſtes und dem
Verbrechen nach/ unausbleiblicher Straffe.
4. Denen Schaͤfern und Hirten ſoll mit Ernſt
verbotten ſeyn/ daß ſie zwiſchen Pfingſten und Michaelis
kein Feuer in Waͤldern und Feldern anzuͤnden; bey kal-
tem Wetter aber moͤgen ſie wol alte Stoͤcke aushacken/
und ihnen ein Feuer davon machen/ doch mit dieſer Auf-
ſicht und Beding/ daß ſie ſolches unausgeloͤſchter nie-
mal verlaſſen; und ſoll/ wann Gemeinhalter dem Viehe
zugeſtellet ſind/ ein jeder Hauswirth fuͤr ſeine Dienſt-
boten und Hirten hafften und buͤſſen/ daher er ihnen ſol-
che Obſicht deſto ſchaͤrffer einbinden ſolle.
5. Die Holtzbeamten ſollen von dem Holtz weder
Scheitter/ noch Bauholtz/ noch etwas anders/ was zum
Forſtweſen gehoͤrt/ wegſchencken/ oder etwas nachlaſſen
[Spaltenumbruch] an Geld oder Holtz/ es geſchehe gleich unter was Schein
und Prætext es immer wolle; ſondern ſollen verbunden
ſeyn/ ihren Ordnungen in allem und jeden richtig nach-
zugehen/ weil ſolches nicht ihnen/ ſondern allein der
Herrſchafft zuſtehet/ weil es meiſtentheils nur Partiten
und andere boͤſe Conſequentien nach ſich zu ziehen pfle-
get.
6. Weil/ indem man das Holtz zum Brennen
oder Kohlen Stammweiſe abgiebt/ groſſer Betrug mit
untergehen kan/ als iſt allweg gewiſſer/ daß mans hauet/
und zu Klafftern aufrichtet.
7. Auf diejenigen/ denen das Holtz zu ihrer Noth-
durfft in dem Forſt zu nehmen/ erlaubt iſt/ ſoll man wol
acht haben/ ob ſie ſolches nicht anderwaͤrts weiter ver-
kauffen/ ſo ihnen nicht gebuͤhret/ daher zu ſtraffen/ oder
ſolcher Freyheit gar verluſtigt zu machen.
8. Die Holtzfuhren ſollen in den Waͤldern keine
neue Wege/ ihres Gefallens/ machen/ weil damit viel
junge Baͤume zu ſchanden gefuͤhrt werden/ daher auch
zu befehlen/ daß die Aufrichtung der Klaffter nahend an
den gewoͤhnlichen Holtz- und Landſtraſſen fuͤrgenommen
werde.
9. Die Gipfel von Tañen/ Fiechten/ Kranwethen/
und dergleichen ſollen zu Wein- und Bierzeigern nicht
geſtattet ſeyn/ weil dardurch viel junges Holtz verderbet
wird/ daher es zu verbieten/ und wo in Schenck- und
Wirthshaͤuſern/ uͤber das Verbott gehandelt wird/
zu ſtraffen/ und koͤnnen ſie zu ihren Zeigern wol von Tan-
nen und dergleichen Reiſicht geflochtene Buͤſche oder
Kraͤntze gebrauchen.
10. Die Unterthanen und Schaͤfer ſollen ihren
Hunden Pruͤgel anhencken/ und ſie nicht in den Forſt ja-
gen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0593" n="575"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zwo&#x0364;lfftes Buch/ Holtz und Weidwerck.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> XI</hi>.</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#fr">Vom Waldmi&#x017F;t und Mi&#x017F;teln.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">E</hi>S pflegen die Unterthanen an etlichen Orten/ in<lb/>
den Wa&#x0364;ldern den Holtzmi&#x017F;t/ oder das Gereu&#x017F;icht<lb/>
was von den Waldba&#x0364;umen abfa&#x0364;llet/ mit ho&#x0364;ltz er-<lb/>
nen/ auch wol mit ei&#x017F;ernen Rechen zu&#x017F;ammen auf Hauf-<lb/>
fen zu bringen/ hernach weg zu fu&#x0364;hren/ und unter ihre<lb/>
Mi&#x017F;t&#x017F;ta&#x0364;tte zu der andern Stalldung zu &#x017F;chu&#x0364;tten/ der<lb/>
Meynung/ daß &#x017F;olches dem Holtzgrund/ wann er &#x017F;au-<lb/>
der abgeraumet wird/ nu&#x0364;tzlicher &#x017F;ey/ und Anlaß gebe/<lb/>
de&#x017F;to eher wieder junges Holtz anzutreiben. Die Er-<lb/>
fahrung aber zeigt das Wider&#x017F;piel/ und die Vernunfft<lb/>
gibt es &#x017F;elb&#x017F;t/ daß die&#x017F;e abgefallene Bla&#x0364;tter und Ge-<lb/>
reu&#x017F;icht von den Tannen/ Fo&#x0364;hren und Fiechten ihrer<lb/>
Wurtzen eine gute Dung/ und Wa&#x0364;rme den Winter<lb/>
durch geben/ da hingegen wann die deren entblo&#x0364;&#x017F;et &#x017F;ind/<lb/>
einen guten warmen Peltz/ al&#x017F;o zu &#x017F;agen/ dardurch ver-<lb/>
lieren; zudem wird ein Jeder &#x017F;ehen/ daß die jungen Tan-<lb/>
nen/ Fo&#x0364;hren und dergleichen Ba&#x0364;ume von dem Saamen<lb/>
der herab fa&#x0364;llt/ den Winter u&#x0364;ber unter die&#x017F;en Bla&#x0364;ttern<lb/>
de&#x017F;to weniger erfrieren/ lieber wach&#x017F;en/ durch das Mi&#x017F;t-<lb/>
rechen aber werden die&#x017F;e jungen zarten Ba&#x0364;umlein mit<lb/>
&#x017F;amt dem Reu&#x017F;icht/ ausgeri&#x017F;&#x017F;en/ daß al&#x017F;o kein junges<lb/><cb/>
Holtz recht nachwach&#x017F;en kan/ daher dißfalls &#x017F;olcher Un-<lb/>
rath billich zu verhindern und abzu&#x017F;tellen/ und wann ja<lb/>
Mangel an der Dung/ &#x017F;oll es doch nur mit weitza&#x0364;hnich-<lb/>
ten/ &#x017F;tumpffen/ nicht aber mit ei&#x017F;ernen oder &#x017F;charffen<lb/>
engen Rechen ge&#x017F;chehen. Wiewol es be&#x017F;&#x017F;er wa&#x0364;re/ man<lb/>
trachtete auf andere Wei&#x017F;e die Aecker zu dungen/ als<lb/>
mit &#x017F;olchen gro&#x017F;&#x017F;en Schaden des Geho&#x0364;ltzes.</p><lb/>
            <p>Gleicherge&#x017F;talt werden die Wa&#x0364;lder verringert/ wann<lb/>
man mit dem Mi&#x017F;tel abwerffen/ oder die Vogelbeer zu<lb/>
&#x017F;ammlen mit den Ba&#x0364;umen grob umgehet/ die Ae&#x017F;te zer-<lb/>
bricht und verletzt; al&#x017F;o thun auch die fu&#x0364;rwitzigen Jun-<lb/>
gen in den Wa&#x0364;ldern/ wann &#x017F;ie die Vo&#x0364;gelne&#x017F;ter zur Un-<lb/>
zeit zu&#x017F;ammen &#x017F;uchen/ &#x017F;onderlich wann &#x017F;ie &#x017F;olche in den<lb/>
hohlen Ba&#x0364;umen antreffen/ mit Aufhauen und Ero&#x0364;ff-<lb/>
nung durch Gewalt der Hacken/ nicht geringen Nach-<lb/>
theil/ daß &#x017F;ie lieber einen gantzen Baum verde&#xA75B;ben/ als ein<lb/>
Ne&#x017F;t zurucke la&#x017F;&#x017F;en wollen/ da denn die For&#x017F;ter und ihre<lb/>
Nachge&#x017F;etzte flei&#x017F;&#x017F;ige Ob&#x017F;icht tragen &#x017F;ollen/ damit der-<lb/>
gleichen Frevel und Muthwillen abge&#x017F;tellet/ und die U-<lb/>
bertretter gepfa&#x0364;ndet/ und mit allem Ern&#x017F;t abge&#x017F;trafft<lb/>
werden &#x017F;ollen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> XII.</hi> </hi> </hi><lb/> <hi rendition="#fr">Andere Verbott und Beobachtungen in den Wa&#x0364;ldern.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <list>
              <item><hi rendition="#in">E</hi>S ge&#x017F;chihet unter andern in den Wa&#x0364;ldern auch<lb/>
die&#x017F;er Mißbrauch/ wo etwan Holtzob&#x017F;t/ Aepffel/<lb/>
Birnen und dergleichen zu finden i&#x017F;t/ daß die<lb/>
Wildlinge von fremden <hi rendition="#aq">vagi</hi>renden Leuten allenthal-<lb/>
ben aufge&#x017F;ucht/ ausgegraben und hin und wieder ver-<lb/>
kaufft werden/ welche nicht weniger mit Straffe zu be-<lb/>
legen/ man habe dann von der Her&#xA75B;&#x017F;chafft ab&#x017F;onderliche<lb/>
Erlaubnis.</item><lb/>
              <item>2. Soll auch Niemand/ ohne Bewilligung/ das<lb/>
alte Gras und die Haiden in den Geho&#x0364;ltz/ Aenger oder<lb/>
Wie&#x017F;en abbrennen; und da ihm auch &#x017F;olches gego&#x0364;nnet<lb/>
wu&#x0364;rde/ &#x017F;oll er vor allen acht haben/ damit durch das<lb/>
Feuer/ wie leichtlich ge&#x017F;chehen kan/ im For&#x017F;t kein Scha-<lb/>
den ge&#x017F;chehen mo&#x0364;ge/ und &#x017F;oll er im widrigen Fall darfu&#x0364;r<lb/>
hafften.</item><lb/>
              <item>3. Die Holtzbediente &#x017F;ollen mit keinem Holtz/ Koh-<lb/>
len/ Wid/ Wildlingen oder was dem Holtz anha&#x0364;ngig<lb/>
i&#x017F;t/ nicht handeln/ bey Verlu&#x017F;t ihres Dien&#x017F;tes und dem<lb/>
Verbrechen nach/ unausbleiblicher Straffe.</item><lb/>
              <item>4. Denen Scha&#x0364;fern und Hirten &#x017F;oll mit Ern&#x017F;t<lb/>
verbotten &#x017F;eyn/ daß &#x017F;ie zwi&#x017F;chen Pfing&#x017F;ten und Michaelis<lb/>
kein Feuer in Wa&#x0364;ldern und Feldern anzu&#x0364;nden; bey kal-<lb/>
tem Wetter aber mo&#x0364;gen &#x017F;ie wol alte Sto&#x0364;cke aushacken/<lb/>
und ihnen ein Feuer davon machen/ doch mit die&#x017F;er Auf-<lb/>
&#x017F;icht und Beding/ daß &#x017F;ie &#x017F;olches unausgelo&#x0364;&#x017F;chter nie-<lb/>
mal verla&#x017F;&#x017F;en; und &#x017F;oll/ wann Gemeinhalter dem Viehe<lb/>
zuge&#x017F;tellet &#x017F;ind/ ein jeder Hauswirth fu&#x0364;r &#x017F;eine Dien&#x017F;t-<lb/>
boten und Hirten hafften und bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ daher er ihnen &#x017F;ol-<lb/>
che Ob&#x017F;icht de&#x017F;to &#x017F;cha&#x0364;rffer einbinden &#x017F;olle.</item><lb/>
              <item>5. Die Holtzbeamten &#x017F;ollen von dem Holtz weder<lb/>
Scheitter/ noch Bauholtz/ noch etwas anders/ was zum<lb/>
For&#x017F;twe&#x017F;en geho&#x0364;rt/ weg&#x017F;chencken/ oder etwas nachla&#x017F;&#x017F;en<lb/><cb/>
an Geld oder Holtz/ es ge&#x017F;chehe gleich unter was Schein<lb/>
und <hi rendition="#aq">Prætext</hi> es immer wolle; &#x017F;ondern &#x017F;ollen verbunden<lb/>
&#x017F;eyn/ ihren Ordnungen in allem und jeden richtig nach-<lb/>
zugehen/ weil &#x017F;olches nicht ihnen/ &#x017F;ondern allein der<lb/>
Herr&#x017F;chafft zu&#x017F;tehet/ weil es mei&#x017F;tentheils nur Partiten<lb/>
und andere bo&#x0364;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Con&#x017F;equenti</hi>en nach &#x017F;ich zu ziehen pfle-<lb/>
get.</item><lb/>
              <item>6. Weil/ indem man das Holtz zum Brennen<lb/>
oder Kohlen Stammwei&#x017F;e abgiebt/ gro&#x017F;&#x017F;er Betrug mit<lb/>
untergehen kan/ als i&#x017F;t allweg gewi&#x017F;&#x017F;er/ daß mans hauet/<lb/>
und zu Klafftern aufrichtet.</item><lb/>
              <item>7. Auf diejenigen/ denen das Holtz zu ihrer Noth-<lb/>
durfft in dem For&#x017F;t zu nehmen/ erlaubt i&#x017F;t/ &#x017F;oll man wol<lb/>
acht haben/ ob &#x017F;ie &#x017F;olches nicht anderwa&#x0364;rts weiter ver-<lb/>
kauffen/ &#x017F;o ihnen nicht gebu&#x0364;hret/ daher zu &#x017F;traffen/ oder<lb/>
&#x017F;olcher Freyheit gar verlu&#x017F;tigt zu machen.</item><lb/>
              <item>8. Die Holtzfuhren &#x017F;ollen in den Wa&#x0364;ldern keine<lb/>
neue Wege/ ihres Gefallens/ machen/ weil damit viel<lb/>
junge Ba&#x0364;ume zu &#x017F;chanden gefu&#x0364;hrt werden/ daher auch<lb/>
zu befehlen/ daß die Aufrichtung der Klaffter nahend an<lb/>
den gewo&#x0364;hnlichen Holtz- und Land&#x017F;tra&#x017F;&#x017F;en fu&#x0364;rgenommen<lb/>
werde.</item><lb/>
              <item>9. Die Gipfel von Tan&#x0303;en/ Fiechten/ Kranwethen/<lb/>
und dergleichen &#x017F;ollen zu Wein- und Bierzeigern nicht<lb/>
ge&#x017F;tattet &#x017F;eyn/ weil dardurch viel junges Holtz verderbet<lb/>
wird/ daher es zu verbieten/ und wo in Schenck- und<lb/>
Wirthsha&#x0364;u&#x017F;ern/ u&#x0364;ber das Verbott gehandelt wird/<lb/>
zu &#x017F;traffen/ und ko&#x0364;nnen &#x017F;ie zu ihren Zeigern wol von Tan-<lb/>
nen und dergleichen Rei&#x017F;icht geflochtene Bu&#x0364;&#x017F;che oder<lb/>
Kra&#x0364;ntze gebrauchen.</item><lb/>
              <item>10. Die Unterthanen und Scha&#x0364;fer &#x017F;ollen ihren<lb/>
Hunden Pru&#x0364;gel anhencken/ und &#x017F;ie nicht in den For&#x017F;t ja-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[575/0593] Zwoͤlfftes Buch/ Holtz und Weidwerck. Cap. XI. Vom Waldmiſt und Miſteln. ES pflegen die Unterthanen an etlichen Orten/ in den Waͤldern den Holtzmiſt/ oder das Gereuſicht was von den Waldbaͤumen abfaͤllet/ mit hoͤltz er- nen/ auch wol mit eiſernen Rechen zuſammen auf Hauf- fen zu bringen/ hernach weg zu fuͤhren/ und unter ihre Miſtſtaͤtte zu der andern Stalldung zu ſchuͤtten/ der Meynung/ daß ſolches dem Holtzgrund/ wann er ſau- der abgeraumet wird/ nuͤtzlicher ſey/ und Anlaß gebe/ deſto eher wieder junges Holtz anzutreiben. Die Er- fahrung aber zeigt das Widerſpiel/ und die Vernunfft gibt es ſelbſt/ daß dieſe abgefallene Blaͤtter und Ge- reuſicht von den Tannen/ Foͤhren und Fiechten ihrer Wurtzen eine gute Dung/ und Waͤrme den Winter durch geben/ da hingegen wann die deren entbloͤſet ſind/ einen guten warmen Peltz/ alſo zu ſagen/ dardurch ver- lieren; zudem wird ein Jeder ſehen/ daß die jungen Tan- nen/ Foͤhren und dergleichen Baͤume von dem Saamen der herab faͤllt/ den Winter uͤber unter dieſen Blaͤttern deſto weniger erfrieren/ lieber wachſen/ durch das Miſt- rechen aber werden dieſe jungen zarten Baͤumlein mit ſamt dem Reuſicht/ ausgeriſſen/ daß alſo kein junges Holtz recht nachwachſen kan/ daher dißfalls ſolcher Un- rath billich zu verhindern und abzuſtellen/ und wann ja Mangel an der Dung/ ſoll es doch nur mit weitzaͤhnich- ten/ ſtumpffen/ nicht aber mit eiſernen oder ſcharffen engen Rechen geſchehen. Wiewol es beſſer waͤre/ man trachtete auf andere Weiſe die Aecker zu dungen/ als mit ſolchen groſſen Schaden des Gehoͤltzes. Gleichergeſtalt werden die Waͤlder verringert/ wann man mit dem Miſtel abwerffen/ oder die Vogelbeer zu ſammlen mit den Baͤumen grob umgehet/ die Aeſte zer- bricht und verletzt; alſo thun auch die fuͤrwitzigen Jun- gen in den Waͤldern/ wann ſie die Voͤgelneſter zur Un- zeit zuſammen ſuchen/ ſonderlich wann ſie ſolche in den hohlen Baͤumen antreffen/ mit Aufhauen und Eroͤff- nung durch Gewalt der Hacken/ nicht geringen Nach- theil/ daß ſie lieber einen gantzen Baum verdeꝛben/ als ein Neſt zurucke laſſen wollen/ da denn die Forſter und ihre Nachgeſetzte fleiſſige Obſicht tragen ſollen/ damit der- gleichen Frevel und Muthwillen abgeſtellet/ und die U- bertretter gepfaͤndet/ und mit allem Ernſt abgeſtrafft werden ſollen. Cap. XII. Andere Verbott und Beobachtungen in den Waͤldern. ES geſchihet unter andern in den Waͤldern auch dieſer Mißbrauch/ wo etwan Holtzobſt/ Aepffel/ Birnen und dergleichen zu finden iſt/ daß die Wildlinge von fremden vagirenden Leuten allenthal- ben aufgeſucht/ ausgegraben und hin und wieder ver- kaufft werden/ welche nicht weniger mit Straffe zu be- legen/ man habe dann von der Herꝛſchafft abſonderliche Erlaubnis. 2. Soll auch Niemand/ ohne Bewilligung/ das alte Gras und die Haiden in den Gehoͤltz/ Aenger oder Wieſen abbrennen; und da ihm auch ſolches gegoͤnnet wuͤrde/ ſoll er vor allen acht haben/ damit durch das Feuer/ wie leichtlich geſchehen kan/ im Forſt kein Scha- den geſchehen moͤge/ und ſoll er im widrigen Fall darfuͤr hafften. 3. Die Holtzbediente ſollen mit keinem Holtz/ Koh- len/ Wid/ Wildlingen oder was dem Holtz anhaͤngig iſt/ nicht handeln/ bey Verluſt ihres Dienſtes und dem Verbrechen nach/ unausbleiblicher Straffe. 4. Denen Schaͤfern und Hirten ſoll mit Ernſt verbotten ſeyn/ daß ſie zwiſchen Pfingſten und Michaelis kein Feuer in Waͤldern und Feldern anzuͤnden; bey kal- tem Wetter aber moͤgen ſie wol alte Stoͤcke aushacken/ und ihnen ein Feuer davon machen/ doch mit dieſer Auf- ſicht und Beding/ daß ſie ſolches unausgeloͤſchter nie- mal verlaſſen; und ſoll/ wann Gemeinhalter dem Viehe zugeſtellet ſind/ ein jeder Hauswirth fuͤr ſeine Dienſt- boten und Hirten hafften und buͤſſen/ daher er ihnen ſol- che Obſicht deſto ſchaͤrffer einbinden ſolle. 5. Die Holtzbeamten ſollen von dem Holtz weder Scheitter/ noch Bauholtz/ noch etwas anders/ was zum Forſtweſen gehoͤrt/ wegſchencken/ oder etwas nachlaſſen an Geld oder Holtz/ es geſchehe gleich unter was Schein und Prætext es immer wolle; ſondern ſollen verbunden ſeyn/ ihren Ordnungen in allem und jeden richtig nach- zugehen/ weil ſolches nicht ihnen/ ſondern allein der Herrſchafft zuſtehet/ weil es meiſtentheils nur Partiten und andere boͤſe Conſequentien nach ſich zu ziehen pfle- get. 6. Weil/ indem man das Holtz zum Brennen oder Kohlen Stammweiſe abgiebt/ groſſer Betrug mit untergehen kan/ als iſt allweg gewiſſer/ daß mans hauet/ und zu Klafftern aufrichtet. 7. Auf diejenigen/ denen das Holtz zu ihrer Noth- durfft in dem Forſt zu nehmen/ erlaubt iſt/ ſoll man wol acht haben/ ob ſie ſolches nicht anderwaͤrts weiter ver- kauffen/ ſo ihnen nicht gebuͤhret/ daher zu ſtraffen/ oder ſolcher Freyheit gar verluſtigt zu machen. 8. Die Holtzfuhren ſollen in den Waͤldern keine neue Wege/ ihres Gefallens/ machen/ weil damit viel junge Baͤume zu ſchanden gefuͤhrt werden/ daher auch zu befehlen/ daß die Aufrichtung der Klaffter nahend an den gewoͤhnlichen Holtz- und Landſtraſſen fuͤrgenommen werde. 9. Die Gipfel von Tañen/ Fiechten/ Kranwethen/ und dergleichen ſollen zu Wein- und Bierzeigern nicht geſtattet ſeyn/ weil dardurch viel junges Holtz verderbet wird/ daher es zu verbieten/ und wo in Schenck- und Wirthshaͤuſern/ uͤber das Verbott gehandelt wird/ zu ſtraffen/ und koͤnnen ſie zu ihren Zeigern wol von Tan- nen und dergleichen Reiſicht geflochtene Buͤſche oder Kraͤntze gebrauchen. 10. Die Unterthanen und Schaͤfer ſollen ihren Hunden Pruͤgel anhencken/ und ſie nicht in den Forſt ja- gen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/593
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/593>, abgerufen am 26.11.2024.