Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.Eilfftes Buch/ Wasser-Lust. [Abbildung]
[Spaltenumbruch]
von Mittag her/ durch das Mundloch und den CanalA B warm und dünn gemacht/ eindringet/ in dem Ge- wölbe oder der Cammer C von der unterirrdischen Kälten condensirt, daß sie sich im runden Gewölbe allenthal- ben Tropfenweise anleget/ und zu Wasser wird/ also daß man alle Tage viel Eimer Wassers durch die Röh- ren/ so von D biß E gemacht ist/ haben kan; und je hitziger die Lufft von der Sonnen Strahlen entzündet wird/ je mehr Wasser/ nach proportion der Grösse des Gewölbes/ man davon geniesset; und damit die Kälten der Kammer oder des Gewölbes desto grösser sey/ muß solche etwas tieff in dem Berge/ und von dem [Spaltenumbruch] äussern Mundloch B, ziemlich entfernet seyn. Desto mehr aber dieses zu befördern/ kan man das Gewölb um und um mit kalten und feuchten Steinen/ die alle feuch- ten Dünste gern an sich ziehen/ und sonderlich muß der Boden D mit solchen Steinen wol gepflastert seyn/ (wie man in den Cisternen zu thun pfleget) damit das Wasser nicht in die Erden einsincke/ und sich verliere. Daselbst kan der günstige Leser noch einen andern Mo- dum finden/ die Lufft in Wasser zu verwandeln; so ich/ Weitläuffigkeit zu meiden/ allhier mit Fleiß aus- gelassen. Cap. XVII. [Spaltenumbruch]
Wasser-Leitungen durch Canalen. MAn findet zwar wol bey den Alten sehr viel Exem- Wer nun also dergestalt Wasser zu seiner Wohnung seyn/
Eilfftes Buch/ Waſſer-Luſt. [Abbildung]
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von Mittag her/ durch das Mundloch und den CanalA B warm und duͤnn gemacht/ eindringet/ in dem Ge- woͤlbe oder der Cammer C von der unterirꝛdiſchen Kaͤlten condenſirt, daß ſie ſich im runden Gewoͤlbe allenthal- ben Tropfenweiſe anleget/ und zu Waſſer wird/ alſo daß man alle Tage viel Eimer Waſſers durch die Roͤh- ren/ ſo von D biß E gemacht iſt/ haben kan; und je hitziger die Lufft von der Sonnen Strahlen entzuͤndet wird/ je mehr Waſſer/ nach proportion der Groͤſſe des Gewoͤlbes/ man davon genieſſet; und damit die Kaͤlten der Kammer oder des Gewoͤlbes deſto groͤſſer ſey/ muß ſolche etwas tieff in dem Berge/ und von dem [Spaltenumbruch] aͤuſſern Mundloch B, ziemlich entfernet ſeyn. Deſto mehr aber dieſes zu befoͤrdern/ kan man das Gewoͤlb um und um mit kalten und feuchten Steinen/ die alle feuch- ten Duͤnſte gern an ſich ziehen/ und ſonderlich muß der Boden D mit ſolchen Steinen wol gepflaſtert ſeyn/ (wie man in den Ciſternen zu thun pfleget) damit das Waſſer nicht in die Erden einſincke/ und ſich verliere. Daſelbſt kan der guͤnſtige Leſer noch einen andern Mo- dum finden/ die Lufft in Waſſer zu verwandeln; ſo ich/ Weitlaͤuffigkeit zu meiden/ allhier mit Fleiß aus- gelaſſen. Cap. XVII. [Spaltenumbruch]
Waſſer-Leitungen durch Canalen. MAn findet zwar wol bey den Alten ſehr viel Exem- Wer nun alſo dergeſtalt Waſſer zu ſeiner Wohnung ſeyn/
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Eilfftes Buch/ Waſſer-Luſt.
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von Mittag her/ durch das Mundloch und den Canal
A B warm und duͤnn gemacht/ eindringet/ in dem Ge-
woͤlbe oder der Cammer C von der unterirꝛdiſchen Kaͤlten
condenſirt, daß ſie ſich im runden Gewoͤlbe allenthal-
ben Tropfenweiſe anleget/ und zu Waſſer wird/ alſo
daß man alle Tage viel Eimer Waſſers durch die Roͤh-
ren/ ſo von D biß E gemacht iſt/ haben kan; und je
hitziger die Lufft von der Sonnen Strahlen entzuͤndet
wird/ je mehr Waſſer/ nach proportion der Groͤſſe
des Gewoͤlbes/ man davon genieſſet; und damit die
Kaͤlten der Kammer oder des Gewoͤlbes deſto groͤſſer
ſey/ muß ſolche etwas tieff in dem Berge/ und von dem
aͤuſſern Mundloch B, ziemlich entfernet ſeyn. Deſto
mehr aber dieſes zu befoͤrdern/ kan man das Gewoͤlb um
und um mit kalten und feuchten Steinen/ die alle feuch-
ten Duͤnſte gern an ſich ziehen/ und ſonderlich muß der
Boden D mit ſolchen Steinen wol gepflaſtert ſeyn/
(wie man in den Ciſternen zu thun pfleget) damit das
Waſſer nicht in die Erden einſincke/ und ſich verliere.
Daſelbſt kan der guͤnſtige Leſer noch einen andern Mo-
dum finden/ die Lufft in Waſſer zu verwandeln; ſo
ich/ Weitlaͤuffigkeit zu meiden/ allhier mit Fleiß aus-
gelaſſen.
Cap. XVII.
Waſſer-Leitungen durch Canalen.
MAn findet zwar wol bey den Alten ſehr viel Exem-
pel/ daß ſie dergleichen/ und mehrmalen mit ver-
geblicher Arbeit/ ſich unterſtanden. Als da Key-
ſer Claudius die groſſen Waſſerleitungen und Aquæ-
ductus in die Stadt Rom geleitet/ hat es ihn/ nach Bu-
dæi Rechnung/ dreymal hundert fuͤnff und achtzig tau-
ſend und funffzig Cronen/ uͤber eine Million Goldes/ ge-
koſtet/ da ſie doch zu dergleichen Arbeiten Sclaven ge-
nug gehabt/ die ohne Lohn/ nur um das Brod/ nicht an-
ders/ als das Viehe/ arbeiten muͤſſen. Jtem da C. Ca-
ligula die Tieffen zwiſchen Baja und Puzzoli mit einer
Brucken/ von 3600 Schritten zuſammen gefuͤgt. Tra-
janus, nach Dionis Zeugnis/ hat die Tiger in den Eu-
phratem durch einen Graben bringen wollen. Carolus
Magnus hat den Rhein und die Donau/ vermittels der
Regnitz und der Altmuͤhl/ deren der erſte in den Mayn
bey Bamberg/ dieſer aber bey Maintz in den Rhein ſich
ergieſſet/ die Altmuͤhl aber bey Kelhaim in die Donau flieſ-
ſet/ zuſammen bringen wollen/ aber ſolches nicht zu En-
de bringen koͤnnen; ſo wenig als Carolus IV. der die
Elbe durch die Molda mit der Donau vergeblich verei-
nigen wollen; ſo hart iſt/ die von GOtt ſelbſt geſetzte Ei-
genſchafft der Fluͤſſe durch Kunſt aͤndern wollen. Nichts
deſtoweniger findet man/ daß in Niderland/ durch der-
gleichen gemachte Canalen faſt gelegenſam von einer
Stadt zur andern gereiſet wird. Und Herr de Serres
erzehlt/ daß Monſ. Crappone, ein Edelmann aus
Provence Anno 1557. einen Arm von dem Fluß
Durence durch einen weiten Canal auf fuͤnff Meil
davon auf Selon de Craux gefuͤhrt/ und damit dieſelbe
Gegend/ wordurch beſagter Canal gelauffen/ die vorhin
gering und unfruchtbar war/ uͤberaus wol gebeſſert/ und
ſie mit Muͤhlen und andern guten Bequemlichkeiten ver-
ſehen/ zu ſeinem immerwaͤhrenden Lob/ und dieſes haben
auch hernach andere/ und Herr de Serres ſelbſt/ nachge-
than. Dergleichen Exempel man auch hat zu Fran-
ckenthal in der Pflatz/ zwo kleine Meilen von Worms/
dahin ein Canal von dem Rhein gefuͤhrt/ daſelbſt den
Graben/ die Muͤhlen/ und anderes Waſſerwerck mit
Waſſer verſihet/ und von dannen wieder in den Rhein
geleitet wird. Wie dann auch die itzig regirende Chur-
fuͤrſtl. Durchl. zu Brandenburg/ durch einen Canal, die
Weſer und die Elbe alſo ſoll (wie ich vernommen) ver-
einiget haben/ daß man aus dem einen in das andere
zu Schiff/ mit groſſen Nutzen der Kauffmannſchafften
gelangen kan. Wir wollen aber ſolche groſſe und koſtba-
re Wercke den Fuͤrſten uͤberlaſſen/ und allhier nur von
kleinen Canalen reden.
Wer nun alſo dergeſtalt Waſſer zu ſeiner Wohnung
leiten will/ muß den Ort/ wo das Waſſer ſoll gefangen
ſeyn/
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Zitationshilfe: | Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/481>, abgerufen am 16.07.2024. |