[Spaltenumbruch]
warmen Bäder/ aus zwey oder mehr Metallischen Was- sern entspringen/ die/ ob sie schon im Angreiffen kalt sind/ dennoch an dem Zusammenlauff/ durch die Widersetz- lichkeit der Geister/ sich entzünden/ dessen Exempel der Spiritus Vitrioli, und Weinstein-Oel/ oder Saltz/ o- der Scheidwasser und Weinstein/ also auch das Buty- rum Antimonii und der Spiritus nitri, welche ob sie wol im Anrühren kalt sind/ doch wann sie zusammen ge- mischt werden/ hefftig erhitzen/ also/ daß wann man gäh- ling in Scheidwasser/ darinnen Eisen solvirt worden/ Weinstein-Oel werde eingiessen/ solches nicht allein er- hitzen/ sondern auch angeflammt werde; also daß es nicht (sagt er) ungereimt scheinet/ wann zwey Wasser- quellen/ von unterschiedenen Widerspenstigen Geistern/ im Zusammenlauff sich also erhitzen.
Er giebt auch dieses Experiment: Man mische ein gesaltzen Wasser mit Laim oder Tohn/ mache eine Kugel daraus/ die hohl sey/ und deren Oeffnung/ wor- durch sie ausgehohlet worden/ wieder mit Laim verkle- bet sey/ und stecke hernach ein enges Röhrlein hinein/ setze die Kugel zum Feuer/ und kehre das Röhrlein vom Feuer abseits/ so bald die Kugel vom Feuer erwarmen wird/ wird aus dem Röhrlein ein warmes gesaltzenes Wasser lauffen. Die beste Meynung aber ist/ die Ur- sach der warmen Bäder sey das unter der Erden sich befindende Feuer/ durch welche das Wasser am Durch- lauffen erhitzet wird/ gleichwie ein Wasser im Kessel/ der über das Feuer gesetzt wird/ heiß zu werden pfleget; daß aber das Feuer unter der Erden vom Schwefel/ Pech/ Nitro, Petroleo, oder andern Mineralien entwe- der allein/ oder gemischt/ seine Nahrung habe/ bezeugt der warmen Bäder meistentheils in sich haltende Ge- ruch und Geschmack; davon das Feuer (so meistens in den Gebürgen sich begiebt) fort und fort seine Nahrung/ und das Wasser unabgänglich seine Wärme und Hitze behält/ und nach dem Ab- und Zunehmen des Feuers/ auch an etlichen Orten nur lau/ am andern warm/ am dritten aber gar siedheiß sich erzeiget/ wie P. Athanasius Kircherus in Itinere Exstatico, Dialogo 3. cap. 4. be- zeuget/ wann er unter andern also seine Meynung an- zeigt: Accedit & hisce ingens horum meatuum Pyragogorum emolumentum, quod intra montium viscera terrae superficiei vicinos lebetes hydrophy- lacticos a Natura dispositos, ingenti suo aestu calefa- ciant, qui calefacti deinde per appropriatos sibi ca- nales foras in Thermas, tantopere humanis Infirmi- tatibus curandis necessarias prorumpunt. Si itaque canales hujusmodi sulphure abundent, thermae na- scentur sulphureae, si per salinos & vitriolatos mea- tus, aut aliud quodpiam incile alio salium genere refertum transierit aqua, Thermae salem, vitriolum aut simile quid sapient. Si per loca bitumine, pe- troleo, similibusque oleagineis materlis referta [Spaltenumbruch]
transierit, tum ecce nascentur thermae ejus materiae, cujusmodi sunt meatus, per quos transeunt aquae. Es sind (wie ichs kurtz Teutsch geben will) in der inn- wendigen Schooß der Gebürge/ unferne von dem äus- sern Theil des Erbodens nahende Wasser-Kessel oder Höhlen/ die von den Feuer-führenden Gängen/ und de- ren grossen Hitze gewärmet/ und also heiß durch ihre zugeeignete Canales oder Röhren als warme/ und zu vielen menschlichen Gebrechen wolgedeyliche Bäder aus der Erden entspringen. Wann nun diese Rinnen von Schwefel/ Saltz/ Vitriol/ Pech/ Petroleo, oder andern ölichten Materien gefüllt sind/ nehmen die Wasser eben die Eigenschafft dieses Mineralis an sich/ das in dem Canal sich befindet/ dardurch sie lauffen. Hactenus P. Kircherus.
Daß aber bedencklich scheinet/ woher diese unter- irrdische Feuer genugsame Nahrung haben/ ist zu wis- sen/ daß die meisten Mineralia, so wol auch Schwefel/ Pech/ Petroleum, ihren Zulauff wie andere Quellbron- nen haben/ die in der Erden ihre gewisse Radices und Scaturigines behalten/ worvon immer nach und nach der Zufluß erstlich durch der Erden Kälte sich etwas zu- sammen packt und condensiret/ hernach aber in den Feuer-Gängen wieder schmeltzet und zergehet/ also dem nachfolgenden fortquellenden Minerali wieder Platz macht/ daß also diese warme Bäder/ unaufhörlich/ ohn unterlaß also fortquellen.
Die Eigenschafft aber unsers Oesterreichischen Bads beschreibt D. Etschenreutter also: Baden in Oesterreich/ ist mit viel Schwefel/ wenigem Salpeter/ und noch weniger Alaun vermischt; so man dieses Was- ser trinckt/ reiniget es die Brust vom Schleim/ hilfft der feuchten kalten Leber und Magen/ auch der Gedär- me/ dienet der Wassersucht/ reiniget und erweicht die verschleimte Mutter/ fördert die Zeit/ und nimmt hin- weg den weissen Fluß/ stärcket die Gedächtniß/ und hilfft dem Hauptwehe/ so vom Schleim verursacht wird/ auch vom Schwindel/ so man das Haupt damit netzet/ oder wann mans aufs Haupt durch ein Gefässe fliessen lässet/ doch daß der Krancke vor wol purgiert sey/ sonst möcht es einem den Schlag und flüssige Au- gen verursachen; ist den feuchten und erlähmten Ner- ven bequemlich/ nimmt hinweg die Schwere des Ge- hörs und das Ohrensausen; badet man aber in diesem Wasser/ so ist es gut für das neulich angekommene Po- dagra/ das alte aber macht es leidlicher/ dienet auch den feuchten durch das Podagra geschwächten Glei- chen/ auch den bösen um sich fressenden Geschweren/ Rothlauff/ Krebsen und dergleichen Schäden. Es sollen aber die Cholerischen/ Magern/ Kinder/ Jüng- ling/ und schwangere Frauen davon sich enthalten/ es sey dann/ daß sie nahe bey der Geburt sind/ denn es be- fördert solche.
Cap.
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch]
warmen Baͤder/ aus zwey oder mehr Metalliſchen Waſ- ſern entſpringen/ die/ ob ſie ſchon im Angreiffen kalt ſind/ dennoch an dem Zuſammenlauff/ durch die Widerſetz- lichkeit der Geiſter/ ſich entzuͤnden/ deſſen Exempel der Spiritus Vitrioli, und Weinſtein-Oel/ oder Saltz/ o- der Scheidwaſſer und Weinſtein/ alſo auch das Buty- rum Antimonii und der Spiritus nitri, welche ob ſie wol im Anruͤhren kalt ſind/ doch wann ſie zuſammen ge- miſcht werden/ hefftig erhitzen/ alſo/ daß wann man gaͤh- ling in Scheidwaſſer/ darinnen Eiſen ſolvirt worden/ Weinſtein-Oel werde eingieſſen/ ſolches nicht allein er- hitzen/ ſondern auch angeflammt werde; alſo daß es nicht (ſagt er) ungereimt ſcheinet/ wann zwey Waſſer- quellen/ von unterſchiedenen Widerſpenſtigen Geiſtern/ im Zuſammenlauff ſich alſo erhitzen.
Er giebt auch dieſes Experiment: Man miſche ein geſaltzen Waſſer mit Laim oder Tohn/ mache eine Kugel daraus/ die hohl ſey/ und deren Oeffnung/ wor- durch ſie ausgehohlet worden/ wieder mit Laim verkle- bet ſey/ und ſtecke hernach ein enges Roͤhrlein hinein/ ſetze die Kugel zum Feuer/ und kehre das Roͤhrlein vom Feuer abſeits/ ſo bald die Kugel vom Feuer erwarmen wird/ wird aus dem Roͤhrlein ein warmes geſaltzenes Waſſer lauffen. Die beſte Meynung aber iſt/ die Ur- ſach der warmen Baͤder ſey das unter der Erden ſich befindende Feuer/ durch welche das Waſſer am Durch- lauffen erhitzet wird/ gleichwie ein Waſſer im Keſſel/ der uͤber das Feuer geſetzt wird/ heiß zu werden pfleget; daß aber das Feuer unter der Erden vom Schwefel/ Pech/ Nitro, Petroleo, oder andern Mineralien entwe- der allein/ oder gemiſcht/ ſeine Nahrung habe/ bezeugt der warmen Baͤder meiſtentheils in ſich haltende Ge- ruch und Geſchmack; davon das Feuer (ſo meiſtens in den Gebuͤrgen ſich begiebt) fort und fort ſeine Nahrung/ und das Waſſer unabgaͤnglich ſeine Waͤrme und Hitze behaͤlt/ und nach dem Ab- und Zunehmen des Feuers/ auch an etlichen Orten nur lau/ am andern warm/ am dritten aber gar ſiedheiß ſich erzeiget/ wie P. Athanaſius Kircherus in Itinere Exſtatico, Dialogo 3. cap. 4. be- zeuget/ wann er unter andern alſo ſeine Meynung an- zeigt: Accedit & hiſce ingens horum meatuum Pyragogorum emolumentum, quod intra montium viſcera terræ ſuperficiei vicinos lebetes hydrophy- lacticos à Naturâ diſpoſitos, ingenti ſuo æſtu calefa- ciant, qui calefacti deinde per appropriatos ſibi ca- nales foràs in Thermas, tantoperè humanis Infirmi- tatibus curandis neceſſarias prorumpunt. Si itaq́ue canales hujusmodi ſulphure abundent, thermæ na- ſcentur ſulphureæ, ſi per ſalinos & vitriolatos mea- tus, aut aliud quodpiam incile alio ſalium genere refertum tranſierit aqua, Thermæ ſalem, vitriolum aut ſimile quid ſapient. Si per loca bitumine, pe- troleo, ſimilibusq́ue oleagineis materlis referta [Spaltenumbruch]
tranſierit, tum ecce naſcentur thermæ ejus materiæ, cujusmodi ſunt meatus, per quos tranſeunt aquæ. Es ſind (wie ichs kurtz Teutſch geben will) in der inn- wendigen Schooß der Gebuͤrge/ unferne von dem aͤuſ- ſern Theil des Erbodens nahende Waſſer-Keſſel oder Hoͤhlen/ die von den Feuer-fuͤhrenden Gaͤngen/ und de- ren groſſen Hitze gewaͤrmet/ und alſo heiß durch ihre zugeeignete Canales oder Roͤhren als warme/ und zu vielen menſchlichen Gebrechen wolgedeyliche Baͤder aus der Erden entſpringen. Wann nun dieſe Rinnen von Schwefel/ Saltz/ Vitriol/ Pech/ Petroleo, oder andern oͤlichten Materien gefuͤllt ſind/ nehmen die Waſſer eben die Eigenſchafft dieſes Mineralis an ſich/ das in dem Canal ſich befindet/ dardurch ſie lauffen. Hactenus P. Kircherus.
Daß aber bedencklich ſcheinet/ woher dieſe unter- irꝛdiſche Feuer genugſame Nahrung haben/ iſt zu wiſ- ſen/ daß die meiſten Mineralia, ſo wol auch Schwefel/ Pech/ Petroleum, ihren Zulauff wie andere Quellbron- nen haben/ die in der Erden ihre gewiſſe Radices und Scaturigines behalten/ worvon immer nach und nach der Zufluß erſtlich durch der Erden Kaͤlte ſich etwas zu- ſammen packt und condenſiret/ hernach aber in den Feuer-Gaͤngen wieder ſchmeltzet und zergehet/ alſo dem nachfolgenden fortquellenden Minerali wieder Platz macht/ daß alſo dieſe warme Baͤder/ unaufhoͤrlich/ ohn unterlaß alſo fortquellen.
Die Eigenſchafft aber unſers Oeſterreichiſchen Bads beſchreibt D. Etſchenreutter alſo: Baden in Oeſterreich/ iſt mit viel Schwefel/ wenigem Salpeter/ und noch weniger Alaun vermiſcht; ſo man dieſes Waſ- ſer trinckt/ reiniget es die Bruſt vom Schleim/ hilfft der feuchten kalten Leber und Magen/ auch der Gedaͤr- me/ dienet der Waſſerſucht/ reiniget und erweicht die verſchleimte Mutter/ foͤrdert die Zeit/ und nimmt hin- weg den weiſſen Fluß/ ſtaͤrcket die Gedaͤchtniß/ und hilfft dem Hauptwehe/ ſo vom Schleim verurſacht wird/ auch vom Schwindel/ ſo man das Haupt damit netzet/ oder wann mans aufs Haupt durch ein Gefaͤſſe flieſſen laͤſſet/ doch daß der Krancke vor wol purgiert ſey/ ſonſt moͤcht es einem den Schlag und fluͤſſige Au- gen verurſachen; iſt den feuchten und erlaͤhmten Ner- ven bequemlich/ nimmt hinweg die Schwere des Ge- hoͤrs und das Ohrenſauſen; badet man aber in dieſem Waſſer/ ſo iſt es gut fuͤr das neulich angekommene Po- dagra/ das alte aber macht es leidlicher/ dienet auch den feuchten durch das Podagra geſchwaͤchten Glei- chen/ auch den boͤſen um ſich freſſenden Geſchweren/ Rothlauff/ Krebſen und dergleichen Schaͤden. Es ſollen aber die Choleriſchen/ Magern/ Kinder/ Juͤng- ling/ und ſchwangere Frauen davon ſich enthalten/ es ſey dann/ daß ſie nahe bey der Geburt ſind/ denn es be- foͤrdert ſolche.
Cap.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0476"n="458"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Des Adelichen Land- und Feld-Lebens</hi></fw><lb/><cb/>
warmen Baͤder/ aus zwey oder mehr Metalliſchen Waſ-<lb/>ſern entſpringen/ die/ ob ſie ſchon im Angreiffen kalt ſind/<lb/>
dennoch an dem Zuſammenlauff/ durch die Widerſetz-<lb/>
lichkeit der Geiſter/ ſich entzuͤnden/ deſſen Exempel der<lb/><hirendition="#aq">Spiritus Vitrioli,</hi> und Weinſtein-Oel/ oder Saltz/ o-<lb/>
der Scheidwaſſer und Weinſtein/ alſo auch das <hirendition="#aq">Buty-<lb/>
rum Antimonii</hi> und der <hirendition="#aq">Spiritus nitri,</hi> welche ob ſie<lb/>
wol im Anruͤhren kalt ſind/ doch wann ſie zuſammen ge-<lb/>
miſcht werden/ hefftig erhitzen/ alſo/ daß wann man gaͤh-<lb/>
ling in Scheidwaſſer/ darinnen Eiſen <hirendition="#aq">ſolvi</hi>rt worden/<lb/>
Weinſtein-Oel werde eingieſſen/ ſolches nicht allein er-<lb/>
hitzen/ ſondern auch angeflammt werde; alſo daß es<lb/>
nicht (ſagt er) ungereimt ſcheinet/ wann zwey Waſſer-<lb/>
quellen/ von unterſchiedenen Widerſpenſtigen Geiſtern/<lb/>
im Zuſammenlauff ſich alſo erhitzen.</p><lb/><p>Er giebt auch dieſes <hirendition="#aq">Experiment:</hi> Man miſche<lb/>
ein geſaltzen Waſſer mit Laim oder Tohn/ mache eine<lb/>
Kugel daraus/ die hohl ſey/ und deren Oeffnung/ wor-<lb/>
durch ſie ausgehohlet worden/ wieder mit Laim verkle-<lb/>
bet ſey/ und ſtecke hernach ein enges Roͤhrlein hinein/<lb/>ſetze die Kugel zum Feuer/ und kehre das Roͤhrlein vom<lb/>
Feuer abſeits/ ſo bald die Kugel vom Feuer erwarmen<lb/>
wird/ wird aus dem Roͤhrlein ein warmes geſaltzenes<lb/>
Waſſer lauffen. Die beſte Meynung aber iſt/ die Ur-<lb/>ſach der warmen Baͤder ſey das unter der Erden ſich<lb/>
befindende Feuer/ durch welche das Waſſer am Durch-<lb/>
lauffen erhitzet wird/ gleichwie ein Waſſer im Keſſel/<lb/>
der uͤber das Feuer geſetzt wird/ heiß zu werden pfleget;<lb/>
daß aber das Feuer unter der Erden vom Schwefel/<lb/>
Pech/ <hirendition="#aq">Nitro, Petroleo,</hi> oder andern <hirendition="#aq">Minerali</hi>en entwe-<lb/>
der allein/ oder gemiſcht/ ſeine Nahrung habe/ bezeugt<lb/>
der warmen Baͤder meiſtentheils in ſich haltende Ge-<lb/>
ruch und Geſchmack; davon das Feuer (ſo meiſtens in<lb/>
den Gebuͤrgen ſich begiebt) fort und fort ſeine Nahrung/<lb/>
und das Waſſer unabgaͤnglich ſeine Waͤrme und Hitze<lb/>
behaͤlt/ und nach dem Ab- und Zunehmen des Feuers/<lb/>
auch an etlichen Orten nur lau/ am andern warm/ am<lb/>
dritten aber gar ſiedheiß ſich erzeiget/ wie <hirendition="#aq">P. Athanaſius<lb/>
Kircherus in Itinere Exſtatico, Dialogo 3. cap.</hi> 4. be-<lb/>
zeuget/ wann er unter andern alſo ſeine Meynung an-<lb/>
zeigt: <hirendition="#aq">Accedit & hiſce ingens horum meatuum<lb/>
Pyragogorum emolumentum, quod intra montium<lb/>
viſcera terræ ſuperficiei vicinos lebetes hydrophy-<lb/>
lacticos à Naturâ diſpoſitos, ingenti ſuo æſtu calefa-<lb/>
ciant, qui calefacti deinde per appropriatos ſibi ca-<lb/>
nales foràs in Thermas, tantoperè humanis Infirmi-<lb/>
tatibus curandis neceſſarias prorumpunt. Si itaq́ue<lb/>
canales hujusmodi ſulphure abundent, thermæ na-<lb/>ſcentur ſulphureæ, ſi per ſalinos & vitriolatos mea-<lb/>
tus, aut aliud quodpiam incile alio ſalium genere<lb/>
refertum tranſierit aqua, Thermæ ſalem, vitriolum<lb/>
aut ſimile quid ſapient. Si per loca bitumine, pe-<lb/>
troleo, ſimilibusq́ue oleagineis materlis referta<lb/><cb/>
tranſierit, tum ecce naſcentur thermæ ejus materiæ,<lb/>
cujusmodi ſunt meatus, per quos tranſeunt aquæ.</hi><lb/>
Es ſind (wie ichs kurtz Teutſch geben will) in der inn-<lb/>
wendigen Schooß der Gebuͤrge/ unferne von dem aͤuſ-<lb/>ſern Theil des Erbodens nahende Waſſer-Keſſel oder<lb/>
Hoͤhlen/ die von den Feuer-fuͤhrenden Gaͤngen/ und de-<lb/>
ren groſſen Hitze gewaͤrmet/ und alſo heiß durch ihre<lb/>
zugeeignete <hirendition="#aq">Canales</hi> oder Roͤhren als warme/ und zu<lb/>
vielen menſchlichen Gebrechen wolgedeyliche Baͤder<lb/>
aus der Erden entſpringen. Wann nun dieſe Rinnen<lb/>
von Schwefel/ Saltz/ Vitriol/ Pech/ <hirendition="#aq">Petroleo,</hi> oder<lb/>
andern oͤlichten Materien gefuͤllt ſind/ nehmen die<lb/>
Waſſer eben die Eigenſchafft dieſes <hirendition="#aq">Mineralis</hi> an ſich/<lb/>
das in dem Canal ſich befindet/ dardurch ſie lauffen.<lb/><hirendition="#aq">Hactenus P. Kircherus.</hi></p><lb/><p>Daß aber bedencklich ſcheinet/ woher dieſe unter-<lb/>
irꝛdiſche Feuer genugſame Nahrung haben/ iſt zu wiſ-<lb/>ſen/ daß die meiſten <hirendition="#aq">Mineralia,</hi>ſo wol auch Schwefel/<lb/>
Pech/ <hirendition="#aq">Petroleum,</hi> ihren Zulauff wie andere Quellbron-<lb/>
nen haben/ die in der Erden ihre gewiſſe <hirendition="#aq">Radices</hi> und<lb/><hirendition="#aq">Scaturigines</hi> behalten/ worvon immer nach und nach<lb/>
der Zufluß erſtlich durch der Erden Kaͤlte ſich etwas zu-<lb/>ſammen packt und <hirendition="#aq">condenſir</hi>et/ hernach aber in den<lb/>
Feuer-Gaͤngen wieder ſchmeltzet und zergehet/ alſo dem<lb/>
nachfolgenden fortquellenden <hirendition="#aq">Minerali</hi> wieder Platz<lb/>
macht/ daß alſo dieſe warme Baͤder/ unaufhoͤrlich/ ohn<lb/>
unterlaß alſo fortquellen.</p><lb/><p>Die Eigenſchafft aber unſers Oeſterreichiſchen<lb/>
Bads beſchreibt <hirendition="#aq">D.</hi> Etſchenreutter alſo: Baden in<lb/>
Oeſterreich/ iſt mit viel Schwefel/ wenigem Salpeter/<lb/>
und noch weniger Alaun vermiſcht; ſo man dieſes Waſ-<lb/>ſer trinckt/ reiniget es die Bruſt vom Schleim/ hilfft<lb/>
der feuchten kalten Leber und Magen/ auch der Gedaͤr-<lb/>
me/ dienet der Waſſerſucht/ reiniget und erweicht die<lb/>
verſchleimte Mutter/ foͤrdert die Zeit/ und nimmt hin-<lb/>
weg den weiſſen Fluß/ ſtaͤrcket die Gedaͤchtniß/ und<lb/>
hilfft dem Hauptwehe/ ſo vom Schleim verurſacht<lb/>
wird/ auch vom Schwindel/ ſo man das Haupt damit<lb/>
netzet/ oder wann mans aufs Haupt durch ein Gefaͤſſe<lb/>
flieſſen laͤſſet/ doch daß der Krancke vor wol purgiert<lb/>ſey/ ſonſt moͤcht es einem den Schlag und fluͤſſige Au-<lb/>
gen verurſachen; iſt den feuchten und erlaͤhmten Ner-<lb/>
ven bequemlich/ nimmt hinweg die Schwere des Ge-<lb/>
hoͤrs und das Ohrenſauſen; badet man aber in dieſem<lb/>
Waſſer/ ſo iſt es gut fuͤr das neulich angekommene Po-<lb/>
dagra/ das alte aber macht es leidlicher/ dienet auch<lb/>
den feuchten durch das Podagra geſchwaͤchten Glei-<lb/>
chen/ auch den boͤſen um ſich freſſenden Geſchweren/<lb/>
Rothlauff/ Krebſen und dergleichen Schaͤden. Es<lb/>ſollen aber die Choleriſchen/ Magern/ Kinder/ Juͤng-<lb/>
ling/ und ſchwangere Frauen davon ſich enthalten/ es<lb/>ſey dann/ daß ſie nahe bey der Geburt ſind/ denn es be-<lb/>
foͤrdert ſolche.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq"><hirendition="#b"><hirendition="#g"><hirendition="#k">Cap.</hi></hi></hi></hi></fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[458/0476]
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
warmen Baͤder/ aus zwey oder mehr Metalliſchen Waſ-
ſern entſpringen/ die/ ob ſie ſchon im Angreiffen kalt ſind/
dennoch an dem Zuſammenlauff/ durch die Widerſetz-
lichkeit der Geiſter/ ſich entzuͤnden/ deſſen Exempel der
Spiritus Vitrioli, und Weinſtein-Oel/ oder Saltz/ o-
der Scheidwaſſer und Weinſtein/ alſo auch das Buty-
rum Antimonii und der Spiritus nitri, welche ob ſie
wol im Anruͤhren kalt ſind/ doch wann ſie zuſammen ge-
miſcht werden/ hefftig erhitzen/ alſo/ daß wann man gaͤh-
ling in Scheidwaſſer/ darinnen Eiſen ſolvirt worden/
Weinſtein-Oel werde eingieſſen/ ſolches nicht allein er-
hitzen/ ſondern auch angeflammt werde; alſo daß es
nicht (ſagt er) ungereimt ſcheinet/ wann zwey Waſſer-
quellen/ von unterſchiedenen Widerſpenſtigen Geiſtern/
im Zuſammenlauff ſich alſo erhitzen.
Er giebt auch dieſes Experiment: Man miſche
ein geſaltzen Waſſer mit Laim oder Tohn/ mache eine
Kugel daraus/ die hohl ſey/ und deren Oeffnung/ wor-
durch ſie ausgehohlet worden/ wieder mit Laim verkle-
bet ſey/ und ſtecke hernach ein enges Roͤhrlein hinein/
ſetze die Kugel zum Feuer/ und kehre das Roͤhrlein vom
Feuer abſeits/ ſo bald die Kugel vom Feuer erwarmen
wird/ wird aus dem Roͤhrlein ein warmes geſaltzenes
Waſſer lauffen. Die beſte Meynung aber iſt/ die Ur-
ſach der warmen Baͤder ſey das unter der Erden ſich
befindende Feuer/ durch welche das Waſſer am Durch-
lauffen erhitzet wird/ gleichwie ein Waſſer im Keſſel/
der uͤber das Feuer geſetzt wird/ heiß zu werden pfleget;
daß aber das Feuer unter der Erden vom Schwefel/
Pech/ Nitro, Petroleo, oder andern Mineralien entwe-
der allein/ oder gemiſcht/ ſeine Nahrung habe/ bezeugt
der warmen Baͤder meiſtentheils in ſich haltende Ge-
ruch und Geſchmack; davon das Feuer (ſo meiſtens in
den Gebuͤrgen ſich begiebt) fort und fort ſeine Nahrung/
und das Waſſer unabgaͤnglich ſeine Waͤrme und Hitze
behaͤlt/ und nach dem Ab- und Zunehmen des Feuers/
auch an etlichen Orten nur lau/ am andern warm/ am
dritten aber gar ſiedheiß ſich erzeiget/ wie P. Athanaſius
Kircherus in Itinere Exſtatico, Dialogo 3. cap. 4. be-
zeuget/ wann er unter andern alſo ſeine Meynung an-
zeigt: Accedit & hiſce ingens horum meatuum
Pyragogorum emolumentum, quod intra montium
viſcera terræ ſuperficiei vicinos lebetes hydrophy-
lacticos à Naturâ diſpoſitos, ingenti ſuo æſtu calefa-
ciant, qui calefacti deinde per appropriatos ſibi ca-
nales foràs in Thermas, tantoperè humanis Infirmi-
tatibus curandis neceſſarias prorumpunt. Si itaq́ue
canales hujusmodi ſulphure abundent, thermæ na-
ſcentur ſulphureæ, ſi per ſalinos & vitriolatos mea-
tus, aut aliud quodpiam incile alio ſalium genere
refertum tranſierit aqua, Thermæ ſalem, vitriolum
aut ſimile quid ſapient. Si per loca bitumine, pe-
troleo, ſimilibusq́ue oleagineis materlis referta
tranſierit, tum ecce naſcentur thermæ ejus materiæ,
cujusmodi ſunt meatus, per quos tranſeunt aquæ.
Es ſind (wie ichs kurtz Teutſch geben will) in der inn-
wendigen Schooß der Gebuͤrge/ unferne von dem aͤuſ-
ſern Theil des Erbodens nahende Waſſer-Keſſel oder
Hoͤhlen/ die von den Feuer-fuͤhrenden Gaͤngen/ und de-
ren groſſen Hitze gewaͤrmet/ und alſo heiß durch ihre
zugeeignete Canales oder Roͤhren als warme/ und zu
vielen menſchlichen Gebrechen wolgedeyliche Baͤder
aus der Erden entſpringen. Wann nun dieſe Rinnen
von Schwefel/ Saltz/ Vitriol/ Pech/ Petroleo, oder
andern oͤlichten Materien gefuͤllt ſind/ nehmen die
Waſſer eben die Eigenſchafft dieſes Mineralis an ſich/
das in dem Canal ſich befindet/ dardurch ſie lauffen.
Hactenus P. Kircherus.
Daß aber bedencklich ſcheinet/ woher dieſe unter-
irꝛdiſche Feuer genugſame Nahrung haben/ iſt zu wiſ-
ſen/ daß die meiſten Mineralia, ſo wol auch Schwefel/
Pech/ Petroleum, ihren Zulauff wie andere Quellbron-
nen haben/ die in der Erden ihre gewiſſe Radices und
Scaturigines behalten/ worvon immer nach und nach
der Zufluß erſtlich durch der Erden Kaͤlte ſich etwas zu-
ſammen packt und condenſiret/ hernach aber in den
Feuer-Gaͤngen wieder ſchmeltzet und zergehet/ alſo dem
nachfolgenden fortquellenden Minerali wieder Platz
macht/ daß alſo dieſe warme Baͤder/ unaufhoͤrlich/ ohn
unterlaß alſo fortquellen.
Die Eigenſchafft aber unſers Oeſterreichiſchen
Bads beſchreibt D. Etſchenreutter alſo: Baden in
Oeſterreich/ iſt mit viel Schwefel/ wenigem Salpeter/
und noch weniger Alaun vermiſcht; ſo man dieſes Waſ-
ſer trinckt/ reiniget es die Bruſt vom Schleim/ hilfft
der feuchten kalten Leber und Magen/ auch der Gedaͤr-
me/ dienet der Waſſerſucht/ reiniget und erweicht die
verſchleimte Mutter/ foͤrdert die Zeit/ und nimmt hin-
weg den weiſſen Fluß/ ſtaͤrcket die Gedaͤchtniß/ und
hilfft dem Hauptwehe/ ſo vom Schleim verurſacht
wird/ auch vom Schwindel/ ſo man das Haupt damit
netzet/ oder wann mans aufs Haupt durch ein Gefaͤſſe
flieſſen laͤſſet/ doch daß der Krancke vor wol purgiert
ſey/ ſonſt moͤcht es einem den Schlag und fluͤſſige Au-
gen verurſachen; iſt den feuchten und erlaͤhmten Ner-
ven bequemlich/ nimmt hinweg die Schwere des Ge-
hoͤrs und das Ohrenſauſen; badet man aber in dieſem
Waſſer/ ſo iſt es gut fuͤr das neulich angekommene Po-
dagra/ das alte aber macht es leidlicher/ dienet auch
den feuchten durch das Podagra geſchwaͤchten Glei-
chen/ auch den boͤſen um ſich freſſenden Geſchweren/
Rothlauff/ Krebſen und dergleichen Schaͤden. Es
ſollen aber die Choleriſchen/ Magern/ Kinder/ Juͤng-
ling/ und ſchwangere Frauen davon ſich enthalten/ es
ſey dann/ daß ſie nahe bey der Geburt ſind/ denn es be-
foͤrdert ſolche.
Cap.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/476>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.