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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Cap. XXXII.
Wie ferner mit der Seiden umzugehen.
[Spaltenumbruch]

WAnn sich etwan (sagt vorermeldter unser Au-
thor
) einige Häuslein befinden/ die schon durch-
fressen sind/ und ein Loch haben/ soll man solche
gar beyseits thun/ und zur Floret-Seiden gebrauchen;
gleiche Beschaffenheit hat es auch mit denen Häuslein/
darinnen ein Wurm schon verfaulet ist/ welche nicht allein
alsobald das Wasser an sich ziehen/ sondern auch/ weil
der Wurm inwendig faulet/ machet es den Faden ab-
reissen/ und die Fäule des Wurms verursachet/ daß die
Gummichte Materi/ welche ein jeder Wurm hat/ das
Seidenhäuslein also steiffet/ daß nicht ein Tropfen
Wasser mag hinein dringen/ dann ein Häuslein/ wel-
ches keinen gefaulten Wurm hat/ lässet sich biß auf den
letzten Faden abwinden/ und fället eher nicht zusammen/
gleich einer Blasen/ welche mit Lufft angefüllet/ ehe sie
eröffnet wird; daher zu verwundern/ daß die Seiden-
würm so lang ohne Lufft in den Häuslein können verschlos-
sen bleiben/ weil selbige so fest gemacht sind/ daß auch
ein siedendes Wasser vor einer halben Viertelstund nicht
durchdringen kan/ auch ungehindert/ daß sie mit einem
Besen im Kessel und warmen Wasser untersich getaucht
werden/ dennoch gleich wieder empor gehen/ und blei-
ben ober dem Wasser/ biß sie auf den letzten Faden ab-
gewunden worden/ und der Wurm endlich auf den Bo-
den gefallen ist.

Die Grösse der Stränge macht man nach Belie-
ben; und wann der Abwinder geschickt ist/ kan er gar
leicht zwey Stränge auf einmal abhaspeln/ wann er zu-
gleich 2 Fäden durch beede eiserne Stängel auf den Ha-
spel ziehet; wann man aber nicht wolte oder könnte mehr
als einen Strang auf einmal haspeln/ soll er gleichwol
dieses mercken/ daß er den Seiden-Faden/ wann zwey
eiserne Stängel an der Haspelbanck gemacht sind/ jetzt
durch eines/ ein andermal durch das andre Stänglein
umwechsle/ denn so er allemal nur das eine brauchen
wolte/ würden die Haspelstangen (weil die Seiden
starck pflegt einzugehen) mit der Weil also zusammen
ziehen/ daß sie brechen müsten/ und der Strang verwir-
ret würde.

So sollen auch die Stränge/ wann man saubere
und gläntzende Seiden verlangt/ erst den folgenden
Tag/ damit sie am Haspel wol abtrocknen/ abgenommen
werden/ widrigen Falls verbleibt die Seiden grob und
rauch.

Man hält gemeiniglich für ein gantzes Tagwerck/
wann ein Seidenwinder drey Pfund Seiden des Ta-
ges abhaspelt und drey Stränge macht/ sintemal ein
Strang über ein Pfund Seiden nicht wägen soll; dar-
um solte von rechtswegen der Haspel so breit seyn/ daß
man drey Stränge darauf bringen könnte/ auch noth-
wendig die Haspelbanck drey eiserne Stänglein haben/
derentwegen auch auf dem Zwerchstecken um einen
Drat mehr seyn solte/ wordurch die Fäden auf den Ha-
spel geleitet werden; endlich auch eines aus den drey
eisernen Stänglein zum Mittelstränge dienen könnten.
Wolte man aber nicht mehr/ als nur ein halb Pfund
Seiden zu einem Strang nehmen/ oder daß der Sei-
denwinder des Tages mehr als drey Stränge haspeln
[Spaltenumbruch] könnte/ wäre in solchem Fall mehr nichts zu thun/ als
daß man noch einen gleichen Haspel hätte/ daß man den
angefüllten könnte ausheben/ und den andern in die
Haspelbanck einsetzen. Weil die Seiden/ wie gesagt/
nicht eher vom Haspel zu nehmen/ als biß sie daran wol
trocken worden.

Unterdessen wann der Seidenwinder zu Zeiten einhält/
solle man mit einer Spennadel die Floret-Seiden/ oder
was sonsten unsaubers sich mit dem winden angehänckt/
abziehen/ nicht allein/ daß man die Seiden säubere/ sondern
auch wann die Seiden noch naß ist/ kan solscher Unrath
besser ausgebracht werden/ als hernach/ wann die Stränge
schon am Haspel trocken worden/ man würde auch da-
mit der Seiden den Glantz benehmen. Was aber von
dem Häuslein an dem Besem/ mit welchen sie im Kessel
umgekehret werden/ hangen bleibt/ soll nicht über den
Haspel gewunden/ sondern beyseits aufgehoben/ und da-
mit die Stränge gebunden und unterzeichnet werden;
diese Unterbindung soll am jeden Strang wenigst zwey-
mal geschehen.

Wann man nun die Stränge vom Haspel abgezo-
gen/ legt mans doppelt zusammen/ und hefftet jedes Ort
wieder fest; dann nimmt man das erste Unterband/
wormit der Strang/ noch am Haspel/ unterzeichnet wor-
den/ hinweg zu einem Hangband/ dabey man ihn mag
an einen Nagel hangen; überdiß wird der Strang a-
bermal auf drey zwerch Finger gegen der Mitten ge-
bunden/ und dann das andere Unterband/ so am Ha-
spel angelegt worden/ dargegen aber abgelöset/ und nach
allen diesen muß der Strang zusammen gelegt/ und
wieder mit einem besondern Band gebunden/ und alle-
mal das erste Haspelband aufgelöset/ und zu einem Auf-
hangband gebraucht werden; alsdann auf der Mit-
ten/ wo das Stänglein zusammen gebogen wird/ kommt
wieder ein Band/ daß man also nicht zu förchten/ daß
die Seiden (die zwar am Strang so hart und rauch wie
Roßhaar scheinet) zerrüttet werden könne.

Diese gemeldte Seiden/ die man zum Unterbinden
der Stränge gebrauchet/ kan man nachmals/ so wol als
die Sträng-Seiden/ in gleichem Werth anbringen/
und damit man desto weniger an derselben verliere/ wird
sie mit der Floret-Seiden gekartetschet und am Rädlein/
oder am Rocken oder Kunkel gesponnen/ und Flor/ auch
ander dergleichen Zeuge daraus gemacht. An unter-
schiedlichen Orten/ wo die Seiden gar wol gerathen
und fein ist/ findet man kaum so viel Floret-Seiden
an den Häuslein/ daß man könnte genug Unterband
haben/ daselbst nimmt man Zwirn oder Garn zum
untermercken.

Was die grobe und Floret-Seiden betrifft/ ist die-
ses zu mercken/ daß man doppelt so viel Ende zu einem
Faden nehme/ als von der feinen Seiden/ als man
nimmt/ wie gemeldet worden/ zu einem Faden von feiner
Seiden 8 Ende/ so muß man von der Floret-Seiden
16 Ende nehmen/ und also zu Strängen haspeln lassen.
Weil aber die Floret-Seiden nur halb so starck ist/ als
die feine/ muß man auch mit derselben desto geschmeidi-
ger/ damit sie nicht abbreche/ im Abwinden umgehen/

indem
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Cap. XXXII.
Wie ferner mit der Seiden umzugehen.
[Spaltenumbruch]

WAnn ſich etwan (ſagt vorermeldter unſer Au-
thor
) einige Haͤuslein befinden/ die ſchon durch-
freſſen ſind/ und ein Loch haben/ ſoll man ſolche
gar beyſeits thun/ und zur Floret-Seiden gebrauchen;
gleiche Beſchaffenheit hat es auch mit denen Haͤuslein/
dariñen ein Wurm ſchon verfaulet iſt/ welche nicht allein
alſobald das Waſſer an ſich ziehen/ ſondern auch/ weil
der Wurm inwendig faulet/ machet es den Faden ab-
reiſſen/ und die Faͤule des Wurms verurſachet/ daß die
Gummichte Materi/ welche ein jeder Wurm hat/ das
Seidenhaͤuslein alſo ſteiffet/ daß nicht ein Tropfen
Waſſer mag hinein dringen/ dann ein Haͤuslein/ wel-
ches keinen gefaulten Wurm hat/ laͤſſet ſich biß auf den
letzten Faden abwinden/ und faͤllet eher nicht zuſammen/
gleich einer Blaſen/ welche mit Lufft angefuͤllet/ ehe ſie
eroͤffnet wird; daher zu verwundern/ daß die Seiden-
wuͤrm ſo lang ohne Lufft in den Haͤuslein koͤnnen veꝛſchloſ-
ſen bleiben/ weil ſelbige ſo feſt gemacht ſind/ daß auch
ein ſiedendes Waſſer vor einer halben Viertelſtund nicht
durchdringen kan/ auch ungehindert/ daß ſie mit einem
Beſen im Keſſel und warmen Waſſer unterſich getaucht
werden/ dennoch gleich wieder empor gehen/ und blei-
ben ober dem Waſſer/ biß ſie auf den letzten Faden ab-
gewunden worden/ und der Wurm endlich auf den Bo-
den gefallen iſt.

Die Groͤſſe der Straͤnge macht man nach Belie-
ben; und wann der Abwinder geſchickt iſt/ kan er gar
leicht zwey Straͤnge auf einmal abhaſpeln/ wann er zu-
gleich 2 Faͤden durch beede eiſerne Staͤngel auf den Ha-
ſpel ziehet; wann man aber nicht wolte oder koͤnnte mehr
als einen Strang auf einmal haſpeln/ ſoll er gleichwol
dieſes mercken/ daß er den Seiden-Faden/ wann zwey
eiſerne Staͤngel an der Haſpelbanck gemacht ſind/ jetzt
durch eines/ ein andermal durch das andre Staͤnglein
umwechsle/ denn ſo er allemal nur das eine brauchen
wolte/ wuͤrden die Haſpelſtangen (weil die Seiden
ſtarck pflegt einzugehen) mit der Weil alſo zuſammen
ziehen/ daß ſie brechen muͤſten/ und der Strang verwir-
ret wuͤrde.

So ſollen auch die Straͤnge/ wann man ſaubere
und glaͤntzende Seiden verlangt/ erſt den folgenden
Tag/ damit ſie am Haſpel wol abtrocknen/ abgenommen
werden/ widrigen Falls verbleibt die Seiden grob und
rauch.

Man haͤlt gemeiniglich fuͤr ein gantzes Tagwerck/
wann ein Seidenwinder drey Pfund Seiden des Ta-
ges abhaſpelt und drey Straͤnge macht/ ſintemal ein
Strang uͤber ein Pfund Seiden nicht waͤgen ſoll; dar-
um ſolte von rechtswegen der Haſpel ſo breit ſeyn/ daß
man drey Straͤnge darauf bringen koͤnnte/ auch noth-
wendig die Haſpelbanck drey eiſerne Staͤnglein haben/
derentwegen auch auf dem Zwerchſtecken um einen
Drat mehr ſeyn ſolte/ wordurch die Faͤden auf den Ha-
ſpel geleitet werden; endlich auch eines aus den drey
eiſernen Staͤnglein zum Mittelſtraͤnge dienen koͤnnten.
Wolte man aber nicht mehr/ als nur ein halb Pfund
Seiden zu einem Strang nehmen/ oder daß der Sei-
denwinder des Tages mehr als drey Straͤnge haſpeln
[Spaltenumbruch] koͤnnte/ waͤre in ſolchem Fall mehr nichts zu thun/ als
daß man noch einen gleichen Haſpel haͤtte/ daß man den
angefuͤllten koͤnnte ausheben/ und den andern in die
Haſpelbanck einſetzen. Weil die Seiden/ wie geſagt/
nicht eher vom Haſpel zu nehmen/ als biß ſie daran wol
trocken worden.

Unterdeſſen wañ der Seidenwinder zu Zeiten einhaͤlt/
ſolle man mit einer Spennadel die Floret-Seiden/ oder
was ſonſten unſaubers ſich mit dem winden angehaͤnckt/
abziehẽ/ nicht allein/ daß man die Seiden ſaͤubere/ ſondern
auch wann die Seiden noch naß iſt/ kan ſolſcher Unrath
beſſer ausgebracht werden/ als hernach/ wañ die Straͤnge
ſchon am Haſpel trocken worden/ man wuͤrde auch da-
mit der Seiden den Glantz benehmen. Was aber von
dem Haͤuslein an dem Beſem/ mit welchen ſie im Keſſel
umgekehret werden/ hangen bleibt/ ſoll nicht uͤber den
Haſpel gewunden/ ſondern beyſeits aufgehoben/ und da-
mit die Straͤnge gebunden und unterzeichnet werden;
dieſe Unterbindung ſoll am jeden Strang wenigſt zwey-
mal geſchehen.

Wann man nun die Straͤnge vom Haſpel abgezo-
gen/ legt mans doppelt zuſammen/ und hefftet jedes Ort
wieder feſt; dann nimmt man das erſte Unterband/
wormit der Strang/ noch am Haſpel/ unterzeichnet wor-
den/ hinweg zu einem Hangband/ dabey man ihn mag
an einen Nagel hangen; uͤberdiß wird der Strang a-
bermal auf drey zwerch Finger gegen der Mitten ge-
bunden/ und dann das andere Unterband/ ſo am Ha-
ſpel angelegt worden/ dargegen aber abgeloͤſet/ und nach
allen dieſen muß der Strang zuſammen gelegt/ und
wieder mit einem beſondern Band gebunden/ und alle-
mal das erſte Haſpelband aufgeloͤſet/ und zu einem Auf-
hangband gebraucht werden; alsdann auf der Mit-
ten/ wo das Staͤnglein zuſammen gebogen wird/ kommt
wieder ein Band/ daß man alſo nicht zu foͤrchten/ daß
die Seiden (die zwar am Strang ſo hart und rauch wie
Roßhaar ſcheinet) zerruͤttet werden koͤnne.

Dieſe gemeldte Seiden/ die man zum Unterbinden
der Straͤnge gebrauchet/ kan man nachmals/ ſo wol als
die Straͤng-Seiden/ in gleichem Werth anbringen/
und damit man deſto weniger an derſelben verliere/ wird
ſie mit der Floret-Seiden gekartetſchet und am Raͤdlein/
oder am Rocken oder Kunkel geſponnen/ und Flor/ auch
ander dergleichen Zeuge daraus gemacht. An unter-
ſchiedlichen Orten/ wo die Seiden gar wol gerathen
und fein iſt/ findet man kaum ſo viel Floret-Seiden
an den Haͤuslein/ daß man koͤnnte genug Unterband
haben/ daſelbſt nimmt man Zwirn oder Garn zum
untermercken.

Was die grobe und Floret-Seiden betrifft/ iſt die-
ſes zu mercken/ daß man doppelt ſo viel Ende zu einem
Faden nehme/ als von der feinen Seiden/ als man
nimmt/ wie gemeldet worden/ zu einem Faden von feiner
Seiden 8 Ende/ ſo muß man von der Floret-Seiden
16 Ende nehmen/ und alſo zu Straͤngen haſpeln laſſen.
Weil aber die Floret-Seiden nur halb ſo ſtarck iſt/ als
die feine/ muß man auch mit derſelben deſto geſchmeidi-
ger/ damit ſie nicht abbreche/ im Abwinden umgehen/

indem
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[432/0450] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Cap. XXXII. Wie ferner mit der Seiden umzugehen. WAnn ſich etwan (ſagt vorermeldter unſer Au- thor) einige Haͤuslein befinden/ die ſchon durch- freſſen ſind/ und ein Loch haben/ ſoll man ſolche gar beyſeits thun/ und zur Floret-Seiden gebrauchen; gleiche Beſchaffenheit hat es auch mit denen Haͤuslein/ dariñen ein Wurm ſchon verfaulet iſt/ welche nicht allein alſobald das Waſſer an ſich ziehen/ ſondern auch/ weil der Wurm inwendig faulet/ machet es den Faden ab- reiſſen/ und die Faͤule des Wurms verurſachet/ daß die Gummichte Materi/ welche ein jeder Wurm hat/ das Seidenhaͤuslein alſo ſteiffet/ daß nicht ein Tropfen Waſſer mag hinein dringen/ dann ein Haͤuslein/ wel- ches keinen gefaulten Wurm hat/ laͤſſet ſich biß auf den letzten Faden abwinden/ und faͤllet eher nicht zuſammen/ gleich einer Blaſen/ welche mit Lufft angefuͤllet/ ehe ſie eroͤffnet wird; daher zu verwundern/ daß die Seiden- wuͤrm ſo lang ohne Lufft in den Haͤuslein koͤnnen veꝛſchloſ- ſen bleiben/ weil ſelbige ſo feſt gemacht ſind/ daß auch ein ſiedendes Waſſer vor einer halben Viertelſtund nicht durchdringen kan/ auch ungehindert/ daß ſie mit einem Beſen im Keſſel und warmen Waſſer unterſich getaucht werden/ dennoch gleich wieder empor gehen/ und blei- ben ober dem Waſſer/ biß ſie auf den letzten Faden ab- gewunden worden/ und der Wurm endlich auf den Bo- den gefallen iſt. Die Groͤſſe der Straͤnge macht man nach Belie- ben; und wann der Abwinder geſchickt iſt/ kan er gar leicht zwey Straͤnge auf einmal abhaſpeln/ wann er zu- gleich 2 Faͤden durch beede eiſerne Staͤngel auf den Ha- ſpel ziehet; wann man aber nicht wolte oder koͤnnte mehr als einen Strang auf einmal haſpeln/ ſoll er gleichwol dieſes mercken/ daß er den Seiden-Faden/ wann zwey eiſerne Staͤngel an der Haſpelbanck gemacht ſind/ jetzt durch eines/ ein andermal durch das andre Staͤnglein umwechsle/ denn ſo er allemal nur das eine brauchen wolte/ wuͤrden die Haſpelſtangen (weil die Seiden ſtarck pflegt einzugehen) mit der Weil alſo zuſammen ziehen/ daß ſie brechen muͤſten/ und der Strang verwir- ret wuͤrde. So ſollen auch die Straͤnge/ wann man ſaubere und glaͤntzende Seiden verlangt/ erſt den folgenden Tag/ damit ſie am Haſpel wol abtrocknen/ abgenommen werden/ widrigen Falls verbleibt die Seiden grob und rauch. Man haͤlt gemeiniglich fuͤr ein gantzes Tagwerck/ wann ein Seidenwinder drey Pfund Seiden des Ta- ges abhaſpelt und drey Straͤnge macht/ ſintemal ein Strang uͤber ein Pfund Seiden nicht waͤgen ſoll; dar- um ſolte von rechtswegen der Haſpel ſo breit ſeyn/ daß man drey Straͤnge darauf bringen koͤnnte/ auch noth- wendig die Haſpelbanck drey eiſerne Staͤnglein haben/ derentwegen auch auf dem Zwerchſtecken um einen Drat mehr ſeyn ſolte/ wordurch die Faͤden auf den Ha- ſpel geleitet werden; endlich auch eines aus den drey eiſernen Staͤnglein zum Mittelſtraͤnge dienen koͤnnten. Wolte man aber nicht mehr/ als nur ein halb Pfund Seiden zu einem Strang nehmen/ oder daß der Sei- denwinder des Tages mehr als drey Straͤnge haſpeln koͤnnte/ waͤre in ſolchem Fall mehr nichts zu thun/ als daß man noch einen gleichen Haſpel haͤtte/ daß man den angefuͤllten koͤnnte ausheben/ und den andern in die Haſpelbanck einſetzen. Weil die Seiden/ wie geſagt/ nicht eher vom Haſpel zu nehmen/ als biß ſie daran wol trocken worden. Unterdeſſen wañ der Seidenwinder zu Zeiten einhaͤlt/ ſolle man mit einer Spennadel die Floret-Seiden/ oder was ſonſten unſaubers ſich mit dem winden angehaͤnckt/ abziehẽ/ nicht allein/ daß man die Seiden ſaͤubere/ ſondern auch wann die Seiden noch naß iſt/ kan ſolſcher Unrath beſſer ausgebracht werden/ als hernach/ wañ die Straͤnge ſchon am Haſpel trocken worden/ man wuͤrde auch da- mit der Seiden den Glantz benehmen. Was aber von dem Haͤuslein an dem Beſem/ mit welchen ſie im Keſſel umgekehret werden/ hangen bleibt/ ſoll nicht uͤber den Haſpel gewunden/ ſondern beyſeits aufgehoben/ und da- mit die Straͤnge gebunden und unterzeichnet werden; dieſe Unterbindung ſoll am jeden Strang wenigſt zwey- mal geſchehen. Wann man nun die Straͤnge vom Haſpel abgezo- gen/ legt mans doppelt zuſammen/ und hefftet jedes Ort wieder feſt; dann nimmt man das erſte Unterband/ wormit der Strang/ noch am Haſpel/ unterzeichnet wor- den/ hinweg zu einem Hangband/ dabey man ihn mag an einen Nagel hangen; uͤberdiß wird der Strang a- bermal auf drey zwerch Finger gegen der Mitten ge- bunden/ und dann das andere Unterband/ ſo am Ha- ſpel angelegt worden/ dargegen aber abgeloͤſet/ und nach allen dieſen muß der Strang zuſammen gelegt/ und wieder mit einem beſondern Band gebunden/ und alle- mal das erſte Haſpelband aufgeloͤſet/ und zu einem Auf- hangband gebraucht werden; alsdann auf der Mit- ten/ wo das Staͤnglein zuſammen gebogen wird/ kommt wieder ein Band/ daß man alſo nicht zu foͤrchten/ daß die Seiden (die zwar am Strang ſo hart und rauch wie Roßhaar ſcheinet) zerruͤttet werden koͤnne. Dieſe gemeldte Seiden/ die man zum Unterbinden der Straͤnge gebrauchet/ kan man nachmals/ ſo wol als die Straͤng-Seiden/ in gleichem Werth anbringen/ und damit man deſto weniger an derſelben verliere/ wird ſie mit der Floret-Seiden gekartetſchet und am Raͤdlein/ oder am Rocken oder Kunkel geſponnen/ und Flor/ auch ander dergleichen Zeuge daraus gemacht. An unter- ſchiedlichen Orten/ wo die Seiden gar wol gerathen und fein iſt/ findet man kaum ſo viel Floret-Seiden an den Haͤuslein/ daß man koͤnnte genug Unterband haben/ daſelbſt nimmt man Zwirn oder Garn zum untermercken. Was die grobe und Floret-Seiden betrifft/ iſt die- ſes zu mercken/ daß man doppelt ſo viel Ende zu einem Faden nehme/ als von der feinen Seiden/ als man nimmt/ wie gemeldet worden/ zu einem Faden von feiner Seiden 8 Ende/ ſo muß man von der Floret-Seiden 16 Ende nehmen/ und alſo zu Straͤngen haſpeln laſſen. Weil aber die Floret-Seiden nur halb ſo ſtarck iſt/ als die feine/ muß man auch mit derſelben deſto geſchmeidi- ger/ damit ſie nicht abbreche/ im Abwinden umgehen/ indem

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/450>, abgerufen am 23.11.2024.