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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch]

Sobald nun die Eyerlein aus dem Wein genommen
und getrocknet worden/ muß man sie bald zum Ausbrü-
ten befördern/ und sagt Herr Augustino Gallo, der in
der Wirthschafft wolerfahrne Brescianische Edelmann/
daß von diesen im Wein geprüften Eyerlein ein jede Unz
beyläuffig 10/ oder 12 Pfund Seiden bringen/ da hin-
gegen die andern/ die man nicht in Wein legt/ von
schwachen und starcken/ recht-zeitigen und Spätlingen/
tüchtigen und untüchtigen vermischet/ kaum die Helffte
bringen wird/ werden auch viel eher schwach und
kranck/ auch ihre Arbeit nie zugleich (daran doch am
meisten gelegen ist) verrichten können/ darum soll
[Spaltenumbruch] man auf die Eyerlein vorher ein wachendes Aug hal-
ten. Artlich ist/ daß diese Eyerlein mit einer zähen schlei-
michten Feuchtigkeit gebohren werden/ also daß sie sich
auf das Blat oder Laub fest anhencken/ und auf solche
Weise auch/ biß zur Brut-Zeit/ am besten erhalten wer-
den; am besten sind sie/ wann mans auf Leinwath anhen-
cken läst/ und an frischen temperirten Orten erhält; zur
Brut-Zeit kan man das Tuch mit samt den Eyern in ei-
nen Wein thun/ auf der einen Seiten das Tuch subtiel
kratzen/ und die Eyerlein endlich mit einem Messer ge-
mächlich abschaben/ und wieder an einen mässigen Ort/
und nicht an der Sonnen abtrocknen.

Cap. XX.
Wie sie ausgebrütet werden.
[Spaltenumbruch]

DJe Eyer/ so zur Brutzeit gehören/ sind vorher wol
zu verwahren/ in eine hölzerne wol zugemachte
Püchsen oder Schachtel/ die mit saubern glat-
ten Papier ausstaffirt sey/ zu legen/ hernach in einer Ki-
sten unter die Kleider/ aber nicht unter Leingewand/ so
wegen der Feuchten schaden möchte/ zu schliessen/ und in
ein trocken Zimmer/ das bißweilen im Winter einge-
heitzt wird/ stehen zu lassen/ also werden die Eyer zu einer
desto schleunigern und gleichern Brut wol vorbereitet;
hingegen wo man sie in einem Glas hält/ wird dessen na-
türlich in sich haltende Kälte die Brut verlängern und
aufhalten/ daher sie vor Kälte und Feuchten wol zu ver-
wahren/ also auch/ wann man Eyerlein von ferne bestellt
und herbringen lässet/ muß es im Sommer/ nicht im
Herbst oder Winter seyn/ darum soll man sich gleich/ so-
bald die Seiden-Arbeit vorbey/ mit Eyerlein versehen;
man muß auch/ wann sie einmal recht eingemacht wor-
den/ nicht fürwitzig offt darzu sehen/ und sie eröffnen.

Die Zeit der Ausbrütung ist/ wann die Maulbeer-
bäume anfangen Blätter zu gewinnen/ damit die jungen
Würme gleich Speise finden/ wie auch der berühmte
Hieronymus Vida lib. 1. lehret:

-- -- -- Ne revoces in luminis auras
Progeniem extinctam, attonsis cum gramina
campis
Nondum ulla; aut frondes apparent arbore
nullae,
Ante nova incipiat Morus revirescere Sylva.

Doch wann ja anfangs das Maulbeerlaub mangeln
solte/ kan man ihnen entzwischen junge zarte Nesseln/
jungen Salat oder Rosenlaub und Brombeerblätter
fürgeben/ doch ists besser/ wann man Rustbaumblätter
dißfalls brauchet/ wie Herr de Serres will/ mit diesen
Worten: Estant tombe en telle Necessite, le meilleur
sera de se servir en cest endroit de la fueille d' Orme,
aucunement mangeable par les Magniaux, dont ils
recoivent soulagement, pour quelque Sympathie,
qu' elle a avec celle de Meurier.
Welches zwar der
Französische Author auch bekennet/ doch das Nota bene
beyfüget; so wenige Zeit/ als die Würme mit solchen
obbenennten Blättern und Laub sind gefüttert worden/
empfinden sie es dennoch immer/ und wird ihre Seiden
nicht allein schwächer/ sondern auch weniger/ daher wer
noch andere Brut bekommen könnte/ thäte gar wol/ wann
er wieder neue ausheckete/ als bey diesen nur die Zeit und
auch das Laub der Maulbeerbäume zu verlieren.

[Spaltenumbruch]

So soll man auch nicht mehr Seidenwürmlein
ausbrüten lassen/ als man ernehren/ und mit dem Laub
erklecken kan/ auf 2 Loth Seidenwürm-Brut/ wird
man (sagt unser Wienerisches Büchlein) über vier
grosse Maulbeerbäume zur Nahrung nicht vonnöthen
haben/ hingegen der mittlern Bäume ohngefähr 12 oder
15 bedörffen. Mit dem Laub aber/ von schwartzen
und gemeinen Maulbeerbäumen/ weil es härter und
schwerer zu verdauen/ kan man länger auskommen/
und wann man von solchen füttern will/ kan man mit ei-
nem schwartzen so weit/ als mit dreyen weissen gelan-
gen.

Offtmals geschihet/ weil die Eyer endlich/ wann
warmes Wetter kommt/ sich selbst aushecken und aus-
schlieffen/ daß/ wann man die Eyer einweichen will/ man
schon etliche ausgeschloffene Würmlein darunter findet/
alsdann muß die Einnetzung unterlassen seyn/ sonst wür-
de man so wol diese/ als auch die fast brutige Eyerlein
miteinander verderben; weil aber dieses gar langsam ge-
schihet/ und besser ist/ daß die Arbeit fein zusammen/ und
je früher/ je gelegensamer verrichtet werden möge/ also
ist/ wie gesagt/ die rechte Zeit/ die Eyerlein auszubrüten/
wann die Maulbeerbäume/ nicht die im Garten und
zwischen den Mauren stehen/ welche zeitlicher austrei-
ben/ sondern wann die jenigen anfangen auszuschlagen/
die im Feld stehen/ damit es weder zu frühe noch zu spat
geschehe/ und die zarten ausfallenden Würmlein weder
zu grosse Kälte/ noch zu viel Hitze (so beederley schädlich)
leiden dörffen.

Die Zeit der Ausbrütung soll seyn im wachsenden
Monden/ vom vierdten Tage/ biß auf den zehenden
(nach Herrn Augustini Galli Meynung) so werden die
Seidenhäuslein grösser/ härter und subtilhäriger seyn;
sie werden fast in diesem Schein/ wie sie ausfallen/ auch
anfangen zu arbeiten; unter den Achseln oder zwischen
Weiber-Brüsten sie auszubrüten/ ist wenig nutz/ weil
ihnen die ungleiche Bewegung/ die ein Mensch zu haben
pfleget/ undienlich ist/ ungleich ausfallen/ und bald zer-
druckt oder erstickt werden; also hat man wol bessere
Mittel/ als/ wann die Brutzeit vorhanden/ legt man sie
in eine andere höltzerne Schachtel/ die mit Baumwoll
oder subtilen Werck (welches angeleimt seyn muß) ge-
füttert/ und mit einem weissen Papier bedeckt sey/ dar-
auf legt man nun die Eyer/ und auf diese legt man wieder
Baumwoll oder Werck/ und darauf ein durchlöchert/ o-
der mit grossen Glufen (oder Hefftlein) zerstochenes Pa-

pier/
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch]

Sobald nun die Eyerlein aus dem Wein genommen
und getrocknet worden/ muß man ſie bald zum Ausbruͤ-
ten befoͤrdern/ und ſagt Herꝛ Auguſtino Gallo, der in
der Wirthſchafft wolerfahrne Breſcianiſche Edelmann/
daß von dieſen im Wein gepruͤften Eyerlein ein jede Unz
beylaͤuffig 10/ oder 12 Pfund Seiden bringen/ da hin-
gegen die andern/ die man nicht in Wein legt/ von
ſchwachen und ſtarcken/ recht-zeitigen und Spaͤtlingen/
tuͤchtigen und untuͤchtigen vermiſchet/ kaum die Helffte
bringen wird/ werden auch viel eher ſchwach und
kranck/ auch ihre Arbeit nie zugleich (daran doch am
meiſten gelegen iſt) verrichten koͤnnen/ darum ſoll
[Spaltenumbruch] man auf die Eyerlein vorher ein wachendes Aug hal-
ten. Artlich iſt/ daß dieſe Eyerlein mit einer zaͤhen ſchlei-
michten Feuchtigkeit gebohren werden/ alſo daß ſie ſich
auf das Blat oder Laub feſt anhencken/ und auf ſolche
Weiſe auch/ biß zur Brut-Zeit/ am beſten erhalten wer-
den; am beſten ſind ſie/ wann mans auf Leinwath anhen-
cken laͤſt/ und an friſchen temperirten Orten erhaͤlt; zur
Brut-Zeit kan man das Tuch mit ſamt den Eyern in ei-
nen Wein thun/ auf der einen Seiten das Tuch ſubtiel
kratzen/ und die Eyerlein endlich mit einem Meſſer ge-
maͤchlich abſchaben/ und wieder an einen maͤſſigen Ort/
und nicht an der Sonnen abtrocknen.

Cap. XX.
Wie ſie ausgebruͤtet werden.
[Spaltenumbruch]

DJe Eyer/ ſo zur Brutzeit gehoͤren/ ſind vorher wol
zu verwahren/ in eine hoͤlzerne wol zugemachte
Puͤchſen oder Schachtel/ die mit ſaubern glat-
ten Papier ausſtaffirt ſey/ zu legen/ hernach in einer Ki-
ſten unter die Kleider/ aber nicht unter Leingewand/ ſo
wegen der Feuchten ſchaden moͤchte/ zu ſchlieſſen/ und in
ein trocken Zimmer/ das bißweilen im Winter einge-
heitzt wird/ ſtehen zu laſſen/ alſo werden die Eyer zu einer
deſto ſchleunigern und gleichern Brut wol vorbereitet;
hingegen wo man ſie in einem Glas haͤlt/ wird deſſen na-
tuͤrlich in ſich haltende Kaͤlte die Brut verlaͤngern und
aufhalten/ daher ſie vor Kaͤlte und Feuchten wol zu ver-
wahren/ alſo auch/ wann man Eyerlein von ferne beſtellt
und herbringen laͤſſet/ muß es im Sommer/ nicht im
Herbſt oder Winter ſeyn/ darum ſoll man ſich gleich/ ſo-
bald die Seiden-Arbeit vorbey/ mit Eyerlein verſehen;
man muß auch/ wann ſie einmal recht eingemacht wor-
den/ nicht fuͤrwitzig offt darzu ſehen/ und ſie eroͤffnen.

Die Zeit der Ausbruͤtung iſt/ wann die Maulbeer-
baͤume anfangen Blaͤtter zu gewinnen/ damit die jungen
Wuͤrme gleich Speiſe finden/ wie auch der beruͤhmte
Hieronymus Vida lib. 1. lehret:

— — — Ne revoces in luminis auras
Progeniem extinctam, attonſis cum gramina
campis
Nondum ulla; aut frondes apparent arbore
nullæ,
Ante novâ incipiat Morus revireſcere Sylvâ.

Doch wann ja anfangs das Maulbeerlaub mangeln
ſolte/ kan man ihnen entzwiſchen junge zarte Neſſeln/
jungen Salat oder Roſenlaub und Brombeerblaͤtter
fuͤrgeben/ doch iſts beſſer/ wann man Ruſtbaumblaͤtter
dißfalls brauchet/ wie Herꝛ de Serres will/ mit dieſen
Worten: Eſtant tombé en telle Neceſſité, le meilleur
ſera de ſe ſervir en ceſt endroit de la fueille d’ Orme,
aucunement mangeable par les Magniaux, dont ils
reçoivent ſoulagement, pour quelque Sympathie,
qu’ elle a avec celle de Meurier.
Welches zwar der
Franzoͤſiſche Author auch bekennet/ doch das Nota bene
beyfuͤget; ſo wenige Zeit/ als die Wuͤrme mit ſolchen
obbenennten Blaͤttern und Laub ſind gefuͤttert worden/
empfinden ſie es dennoch immer/ und wird ihre Seiden
nicht allein ſchwaͤcher/ ſondern auch weniger/ daher wer
noch andere Brut bekommen koͤnnte/ thaͤte gar wol/ wann
er wieder neue ausheckete/ als bey dieſen nur die Zeit und
auch das Laub der Maulbeerbaͤume zu verlieren.

[Spaltenumbruch]

So ſoll man auch nicht mehr Seidenwuͤrmlein
ausbruͤten laſſen/ als man ernehren/ und mit dem Laub
erklecken kan/ auf 2 Loth Seidenwuͤrm-Brut/ wird
man (ſagt unſer Wieneriſches Buͤchlein) uͤber vier
groſſe Maulbeerbaͤume zur Nahrung nicht vonnoͤthen
haben/ hingegen der mittlern Baͤume ohngefaͤhr 12 oder
15 bedoͤrffen. Mit dem Laub aber/ von ſchwartzen
und gemeinen Maulbeerbaͤumen/ weil es haͤrter und
ſchwerer zu verdauen/ kan man laͤnger auskommen/
und wann man von ſolchen fuͤttern will/ kan man mit ei-
nem ſchwartzen ſo weit/ als mit dreyen weiſſen gelan-
gen.

Offtmals geſchihet/ weil die Eyer endlich/ wann
warmes Wetter kommt/ ſich ſelbſt aushecken und aus-
ſchlieffen/ daß/ wann man die Eyer einweichen will/ man
ſchon etliche ausgeſchloffene Wuͤrmlein darunter findet/
alsdann muß die Einnetzung unterlaſſen ſeyn/ ſonſt wuͤr-
de man ſo wol dieſe/ als auch die faſt brutige Eyerlein
miteinander verderben; weil aber dieſes gar langſam ge-
ſchihet/ und beſſer iſt/ daß die Arbeit fein zuſammen/ und
je fruͤher/ je gelegenſamer verrichtet werden moͤge/ alſo
iſt/ wie geſagt/ die rechte Zeit/ die Eyerlein auszubruͤten/
wann die Maulbeerbaͤume/ nicht die im Garten und
zwiſchen den Mauren ſtehen/ welche zeitlicher austrei-
ben/ ſondern wann die jenigen anfangen auszuſchlagen/
die im Feld ſtehen/ damit es weder zu fruͤhe noch zu ſpat
geſchehe/ und die zarten ausfallenden Wuͤrmlein weder
zu groſſe Kaͤlte/ noch zu viel Hitze (ſo beederley ſchaͤdlich)
leiden doͤrffen.

Die Zeit der Ausbruͤtung ſoll ſeyn im wachſenden
Monden/ vom vierdten Tage/ biß auf den zehenden
(nach Herꝛn Auguſtini Galli Meynung) ſo werden die
Seidenhaͤuslein groͤſſer/ haͤrter und ſubtilhaͤriger ſeyn;
ſie werden faſt in dieſem Schein/ wie ſie ausfallen/ auch
anfangen zu arbeiten; unter den Achſeln oder zwiſchen
Weiber-Bruͤſten ſie auszubruͤten/ iſt wenig nutz/ weil
ihnen die ungleiche Bewegung/ die ein Menſch zu haben
pfleget/ undienlich iſt/ ungleich ausfallen/ und bald zer-
druckt oder erſtickt werden; alſo hat man wol beſſere
Mittel/ als/ wann die Brutzeit vorhanden/ legt man ſie
in eine andere hoͤltzerne Schachtel/ die mit Baumwoll
oder ſubtilen Werck (welches angeleimt ſeyn muß) ge-
fuͤttert/ und mit einem weiſſen Papier bedeckt ſey/ dar-
auf legt man nun die Eyer/ und auf dieſe legt man wieder
Baumwoll oder Werck/ und darauf ein durchloͤchert/ o-
der mit groſſen Glufen (oder Hefftlein) zerſtochenes Pa-

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[420/0438] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Sobald nun die Eyerlein aus dem Wein genommen und getrocknet worden/ muß man ſie bald zum Ausbruͤ- ten befoͤrdern/ und ſagt Herꝛ Auguſtino Gallo, der in der Wirthſchafft wolerfahrne Breſcianiſche Edelmann/ daß von dieſen im Wein gepruͤften Eyerlein ein jede Unz beylaͤuffig 10/ oder 12 Pfund Seiden bringen/ da hin- gegen die andern/ die man nicht in Wein legt/ von ſchwachen und ſtarcken/ recht-zeitigen und Spaͤtlingen/ tuͤchtigen und untuͤchtigen vermiſchet/ kaum die Helffte bringen wird/ werden auch viel eher ſchwach und kranck/ auch ihre Arbeit nie zugleich (daran doch am meiſten gelegen iſt) verrichten koͤnnen/ darum ſoll man auf die Eyerlein vorher ein wachendes Aug hal- ten. Artlich iſt/ daß dieſe Eyerlein mit einer zaͤhen ſchlei- michten Feuchtigkeit gebohren werden/ alſo daß ſie ſich auf das Blat oder Laub feſt anhencken/ und auf ſolche Weiſe auch/ biß zur Brut-Zeit/ am beſten erhalten wer- den; am beſten ſind ſie/ wann mans auf Leinwath anhen- cken laͤſt/ und an friſchen temperirten Orten erhaͤlt; zur Brut-Zeit kan man das Tuch mit ſamt den Eyern in ei- nen Wein thun/ auf der einen Seiten das Tuch ſubtiel kratzen/ und die Eyerlein endlich mit einem Meſſer ge- maͤchlich abſchaben/ und wieder an einen maͤſſigen Ort/ und nicht an der Sonnen abtrocknen. Cap. XX. Wie ſie ausgebruͤtet werden. DJe Eyer/ ſo zur Brutzeit gehoͤren/ ſind vorher wol zu verwahren/ in eine hoͤlzerne wol zugemachte Puͤchſen oder Schachtel/ die mit ſaubern glat- ten Papier ausſtaffirt ſey/ zu legen/ hernach in einer Ki- ſten unter die Kleider/ aber nicht unter Leingewand/ ſo wegen der Feuchten ſchaden moͤchte/ zu ſchlieſſen/ und in ein trocken Zimmer/ das bißweilen im Winter einge- heitzt wird/ ſtehen zu laſſen/ alſo werden die Eyer zu einer deſto ſchleunigern und gleichern Brut wol vorbereitet; hingegen wo man ſie in einem Glas haͤlt/ wird deſſen na- tuͤrlich in ſich haltende Kaͤlte die Brut verlaͤngern und aufhalten/ daher ſie vor Kaͤlte und Feuchten wol zu ver- wahren/ alſo auch/ wann man Eyerlein von ferne beſtellt und herbringen laͤſſet/ muß es im Sommer/ nicht im Herbſt oder Winter ſeyn/ darum ſoll man ſich gleich/ ſo- bald die Seiden-Arbeit vorbey/ mit Eyerlein verſehen; man muß auch/ wann ſie einmal recht eingemacht wor- den/ nicht fuͤrwitzig offt darzu ſehen/ und ſie eroͤffnen. Die Zeit der Ausbruͤtung iſt/ wann die Maulbeer- baͤume anfangen Blaͤtter zu gewinnen/ damit die jungen Wuͤrme gleich Speiſe finden/ wie auch der beruͤhmte Hieronymus Vida lib. 1. lehret: — — — Ne revoces in luminis auras Progeniem extinctam, attonſis cum gramina campis Nondum ulla; aut frondes apparent arbore nullæ, Ante novâ incipiat Morus revireſcere Sylvâ. Doch wann ja anfangs das Maulbeerlaub mangeln ſolte/ kan man ihnen entzwiſchen junge zarte Neſſeln/ jungen Salat oder Roſenlaub und Brombeerblaͤtter fuͤrgeben/ doch iſts beſſer/ wann man Ruſtbaumblaͤtter dißfalls brauchet/ wie Herꝛ de Serres will/ mit dieſen Worten: Eſtant tombé en telle Neceſſité, le meilleur ſera de ſe ſervir en ceſt endroit de la fueille d’ Orme, aucunement mangeable par les Magniaux, dont ils reçoivent ſoulagement, pour quelque Sympathie, qu’ elle a avec celle de Meurier. Welches zwar der Franzoͤſiſche Author auch bekennet/ doch das Nota bene beyfuͤget; ſo wenige Zeit/ als die Wuͤrme mit ſolchen obbenennten Blaͤttern und Laub ſind gefuͤttert worden/ empfinden ſie es dennoch immer/ und wird ihre Seiden nicht allein ſchwaͤcher/ ſondern auch weniger/ daher wer noch andere Brut bekommen koͤnnte/ thaͤte gar wol/ wann er wieder neue ausheckete/ als bey dieſen nur die Zeit und auch das Laub der Maulbeerbaͤume zu verlieren. So ſoll man auch nicht mehr Seidenwuͤrmlein ausbruͤten laſſen/ als man ernehren/ und mit dem Laub erklecken kan/ auf 2 Loth Seidenwuͤrm-Brut/ wird man (ſagt unſer Wieneriſches Buͤchlein) uͤber vier groſſe Maulbeerbaͤume zur Nahrung nicht vonnoͤthen haben/ hingegen der mittlern Baͤume ohngefaͤhr 12 oder 15 bedoͤrffen. Mit dem Laub aber/ von ſchwartzen und gemeinen Maulbeerbaͤumen/ weil es haͤrter und ſchwerer zu verdauen/ kan man laͤnger auskommen/ und wann man von ſolchen fuͤttern will/ kan man mit ei- nem ſchwartzen ſo weit/ als mit dreyen weiſſen gelan- gen. Offtmals geſchihet/ weil die Eyer endlich/ wann warmes Wetter kommt/ ſich ſelbſt aushecken und aus- ſchlieffen/ daß/ wann man die Eyer einweichen will/ man ſchon etliche ausgeſchloffene Wuͤrmlein darunter findet/ alsdann muß die Einnetzung unterlaſſen ſeyn/ ſonſt wuͤr- de man ſo wol dieſe/ als auch die faſt brutige Eyerlein miteinander verderben; weil aber dieſes gar langſam ge- ſchihet/ und beſſer iſt/ daß die Arbeit fein zuſammen/ und je fruͤher/ je gelegenſamer verrichtet werden moͤge/ alſo iſt/ wie geſagt/ die rechte Zeit/ die Eyerlein auszubruͤten/ wann die Maulbeerbaͤume/ nicht die im Garten und zwiſchen den Mauren ſtehen/ welche zeitlicher austrei- ben/ ſondern wann die jenigen anfangen auszuſchlagen/ die im Feld ſtehen/ damit es weder zu fruͤhe noch zu ſpat geſchehe/ und die zarten ausfallenden Wuͤrmlein weder zu groſſe Kaͤlte/ noch zu viel Hitze (ſo beederley ſchaͤdlich) leiden doͤrffen. Die Zeit der Ausbruͤtung ſoll ſeyn im wachſenden Monden/ vom vierdten Tage/ biß auf den zehenden (nach Herꝛn Auguſtini Galli Meynung) ſo werden die Seidenhaͤuslein groͤſſer/ haͤrter und ſubtilhaͤriger ſeyn; ſie werden faſt in dieſem Schein/ wie ſie ausfallen/ auch anfangen zu arbeiten; unter den Achſeln oder zwiſchen Weiber-Bruͤſten ſie auszubruͤten/ iſt wenig nutz/ weil ihnen die ungleiche Bewegung/ die ein Menſch zu haben pfleget/ undienlich iſt/ ungleich ausfallen/ und bald zer- druckt oder erſtickt werden; alſo hat man wol beſſere Mittel/ als/ wann die Brutzeit vorhanden/ legt man ſie in eine andere hoͤltzerne Schachtel/ die mit Baumwoll oder ſubtilen Werck (welches angeleimt ſeyn muß) ge- fuͤttert/ und mit einem weiſſen Papier bedeckt ſey/ dar- auf legt man nun die Eyer/ und auf dieſe legt man wieder Baumwoll oder Werck/ und darauf ein durchloͤchert/ o- der mit groſſen Glufen (oder Hefftlein) zerſtochenes Pa- pier/

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/438>, abgerufen am 27.11.2024.