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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Feuchtigkeit hinein ziehe; es muß auch keine Lufft darzu
kommen/ denn die ziehet aus/ macht es bleich/ auch
den Geruch und Farbe verlieren/ oder man legts in die
Kästen und verwickelts in Papier/ so kan es etliche
Jahr gut bleiben; mit blossen Händen soll mans nicht
offt angreiffen/ noch viel daran riechen/ man ringert
damit seine Krafft. Das Jungfrau-Wachs wird
[Spaltenumbruch] von etlichen genennt/ das zum erstenmal von jungen
Stöcken genommen wird/ ist das subtileste/ artigste und
kräfftigste/ denn es machet die Artzney/ so man damit
vermenget/ in täglichem Gebrauch durchdringender/
und ist zu vielen Gebrechen dienlich/ wie hernach folgen
wird.

Cap. LIV.
Von dem Gebrauch des Wachses.
[Spaltenumbruch]

WAs die Wachs-Possierer für schöne/ verwun-
der same und künstliche Wercke aus dem Wachs
verfertigen/ ist weltkündig/ ja daß sie Contrefait,
Statu
enweise/ in Lebens-Grösse daraus abzubilden/ und
gantze Personen also vorzustellen wissen/ daß man/ wann
man sie gähe erblickt/ fast vermeynet/ es sey ein lebendiger
Mensch. Wie auch der glorwürdigste Römische Käy-
ser Ferdinandus III. also in seiner völligen gantzen Sta-
tur
aus Wachs gemacht/ und als es das erstemal nach
Hof gebracht/ in die Kunst-Kammer gestellet/ von Jhr
Majestät selbst beschauet/ und von allen Anwesenden be-
wundert worden/ habe sich begeben/ daß einer von den
vornehmen Ministris, der nichts darum gewust/ daselbst
Jhr Majestät allerunterthänigst aufzuwarten/ aller-
erst ankommen; als man nun seine Ankunfft Jhrer
Majestät angedeutet/ hab er ihm am hereingehen/ mit
Namen geruffen/ und sich hinter das possirte Bild ver-
borgen/ sey dieser/ der das Bild vor den Käyser selbst ge-
halten/ alsobald hin gelauffen/ vor dem Bild/ dem Hof-
gebrauch nach/ niedergekniet/ und also des Besehls von
Jhrer Majestät/ seinem allergnädigsten Herrn/ erwar-
ten wollen/ biß endlich der Käyser mit Lächeln herfür ge-
tretten/ und ihme seinen Jrrthum erkläret hat.

Die alten Römer haben es gebraucht in Tafel-
büchlein mit Wachs überzogen/ wie man jetzt die Schi-
ferstein und Eselshäute hat/ darauf sie mit Griffeln ihre
Leges und Testamenta aufgezeichnet/ ehe noch/ als der
Gebrauch/ und die künstliche Bereitung des Papiers/
aus den leinenen Hadern/ bekant worden. Das Wachs
[Spaltenumbruch] nimmt allerley Farben an sich/ roth und grün/ schwartz
und bundfärbig/ wird zu Versieglung der schrifftlichen
Urkunden/ auch das Spanische Wachs zu Verschlies-
sung aller Briefe genommen.

Ein altes Wachs wieder neu zu machen/ giebt Fa-
loppia,
der berühmte Jtaliänische Medicus, in seinem
Büchlein/ dessen Titel Secreti diversi e miraculosi, lib.
3. diesen Rath: Man soll ein Viertel einer Untzen Ter-
pentin/ und eine oder zwo Wurtzen von Schellkraut ge-
pulvert/ darunter zergehen lassen/ so soll es so schön und
gefärbt werden/ als wäre es neu; oder man solle Gine-
sterblühe dörren/ pulvern/ und mit alten Wachs ver-
mischen/ so werde es sich verneuen. So werden auch
allerhand Liechter/ mittelmässig auf die Tafeln/ und
klein als die Züge zu den Wachsstöcken/ auch groß zu
den Windliechtern/ und sonderlich nach unterschiedener
Grösse/ in die Kirchen und auf die Altäre formiret.

Man findet in den Historien/ daß Anno 1586 als
Sultan Murath, diß Nahmens der Dritte/ seine Toch-
ter/ dem Ibrahim Bassa zu Alcair zur Ehe gegeben/
seyen ihr auch unter andern köstlichen Hochzeit-Praesen-
ten etliche Wachskertzen verehret worden/ darunter drey
überaus groß und kostbar waren/ von hohlgeblassenem
oder gegossenen Wachs von allerhand Farben/ mit Gold
und Edelgesteinen ausgezieret/ daran auch schöne Sta-
tu
en/ Figuren und Bilder waren/ eine derselben war
dreyssig Elen hoch/ und hat gekostet 50000 Ducaten.
Was sonst in der Artzney von Wachs zu gebrauchen/ soll
absonderlich erwähnet werden.

Cap. LV.
Wie das weisse Wachs zu machen.
[Spaltenumbruch]

WJe solches zu bereiten/ will ich aus Herrn de
Serres
allhier anführen: Das gelbe und neue
Wachs wird erstlich in frischen klaren Wasser
zerlassen/ in einem Kessel/ unter dem Sieden fleissig abge-
schaumt/ darnach durch eine saubere zarte Leinwath gesi-
gen/ damit aller Wust hinweg komme. Darnach wird es
zum andernmal auf einem gelinden Kohlfeuer zerschmel-
tzet in einem weiten Geschirr; von dannen nimmt mans
heraus/ und macht dünne subtile Blätlein und Platten
daraus wie Papier/ damit die Sonnen-Wärme und
Lufft desto besser eindringen/ und nach Verlangen sie
metamorphosiren mögen. Diß zuwegen zu bringen/
netzt man eine höltzerne sauber-ausgedrechselte Kugel in
Wasser/ fährt alsobald damit in das zerschmoltzene
Wachs/ das hängt sich sehr artlich und subtil an/ lässt
sich gern wieder herab nehmen/ und Häutelweise/ wie
Schnitzlein von Papier oder Pergament beyseits legen/
[Spaltenumbruch] so offt man die Kugeln aus dem Wachs nimmt/ und
selbiges wieder davon hebt/ werden sie wieder aufs neu
mit frischen Wasser genetzt/ und also wird damit fortge-
fahren/ biß alles Wachs zu solchen subtilen Scheitlein
gemacht worden. Diß Wachs wird hernach zum an-
dernmal zum Feuer gesetzt/ und wieder zu solchen dünnen
Blätlein formiret/ und damit die weisse Farbe desto eher
sich ereigne/ thut mans wol zum drittenmal und öffter/
biß man sihet/ daß das Wachs die rechte helle Farb hat
angenommen/ welche dardurch/ ohn andere Geheimnis/
zu wegen gebracht wird. Die meisten lassen sich an die-
ser Wiederhohlung mit zweymalen vergnügen/ sowol
die Arbeit zu erspahren/ als auch/ weil des Wachses
durch öfftere Arbeit nur weniger wird/ die Wachsblät-
lein bleiben entzwischen im Wasser ligen/ daraus nimmt
mans endlich/ breitet sie auf Hurten mit Leinwath über-
zogen/ lässt es also an der Lufft und Sonnenschein blei-

chen/

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Feuchtigkeit hinein ziehe; es muß auch keine Lufft darzu
kommen/ denn die ziehet aus/ macht es bleich/ auch
den Geruch und Farbe verlieren/ oder man legts in die
Kaͤſten und verwickelts in Papier/ ſo kan es etliche
Jahr gut bleiben; mit bloſſen Haͤnden ſoll mans nicht
offt angreiffen/ noch viel daran riechen/ man ringert
damit ſeine Krafft. Das Jungfrau-Wachs wird
[Spaltenumbruch] von etlichen genennt/ das zum erſtenmal von jungen
Stoͤcken genommen wird/ iſt das ſubtileſte/ artigſte und
kraͤfftigſte/ denn es machet die Artzney/ ſo man damit
vermenget/ in taͤglichem Gebrauch durchdringender/
und iſt zu vielen Gebrechen dienlich/ wie hernach folgen
wird.

Cap. LIV.
Von dem Gebrauch des Wachſes.
[Spaltenumbruch]

WAs die Wachs-Poſſierer fuͤr ſchoͤne/ verwun-
der ſame und kuͤnſtliche Wercke aus dem Wachs
verfertigen/ iſt weltkuͤndig/ ja daß ſie Contrefait,
Statu
enweiſe/ in Lebens-Groͤſſe daraus abzubilden/ und
gantze Perſonen alſo vorzuſtellen wiſſen/ daß man/ wann
man ſie gaͤhe erblickt/ faſt vermeynet/ es ſey ein lebendiger
Menſch. Wie auch der glorwuͤrdigſte Roͤmiſche Kaͤy-
ſer Ferdinandus III. alſo in ſeiner voͤlligen gantzen Sta-
tur
aus Wachs gemacht/ und als es das erſtemal nach
Hof gebracht/ in die Kunſt-Kammer geſtellet/ von Jhr
Majeſtaͤt ſelbſt beſchauet/ und von allen Anweſenden be-
wundert worden/ habe ſich begeben/ daß einer von den
vornehmen Miniſtris, der nichts darum gewuſt/ daſelbſt
Jhr Majeſtaͤt allerunterthaͤnigſt aufzuwarten/ aller-
erſt ankommen; als man nun ſeine Ankunfft Jhrer
Majeſtaͤt angedeutet/ hab er ihm am hereingehen/ mit
Namen geruffen/ und ſich hinter das poſſirte Bild ver-
borgen/ ſey dieſer/ der das Bild vor den Kaͤyſer ſelbſt ge-
halten/ alſobald hin gelauffen/ vor dem Bild/ dem Hof-
gebrauch nach/ niedergekniet/ und alſo des Beſehls von
Jhrer Majeſtaͤt/ ſeinem allergnaͤdigſten Herrn/ erwar-
ten wollen/ biß endlich der Kaͤyſer mit Laͤcheln herfuͤr ge-
tretten/ und ihme ſeinen Jrrthum erklaͤret hat.

Die alten Roͤmer haben es gebraucht in Tafel-
buͤchlein mit Wachs uͤberzogen/ wie man jetzt die Schi-
ferſtein und Eſelshaͤute hat/ darauf ſie mit Griffeln ihre
Leges und Teſtamenta aufgezeichnet/ ehe noch/ als der
Gebrauch/ und die kuͤnſtliche Bereitung des Papiers/
aus den leinenen Hadern/ bekant worden. Das Wachs
[Spaltenumbruch] nimmt allerley Farben an ſich/ roth und gruͤn/ ſchwartz
und bundfaͤrbig/ wird zu Verſieglung der ſchrifftlichen
Urkunden/ auch das Spaniſche Wachs zu Verſchlieſ-
ſung aller Briefe genommen.

Ein altes Wachs wieder neu zu machen/ giebt Fa-
loppia,
der beruͤhmte Jtaliaͤniſche Medicus, in ſeinem
Buͤchlein/ deſſen Titel Secreti diverſi è miraculoſi, lib.
3. dieſen Rath: Man ſoll ein Viertel einer Untzen Ter-
pentin/ und eine oder zwo Wurtzen von Schellkraut ge-
pulvert/ darunter zergehen laſſen/ ſo ſoll es ſo ſchoͤn und
gefaͤrbt werden/ als waͤre es neu; oder man ſolle Gine-
ſterbluͤhe doͤrren/ pulvern/ und mit alten Wachs ver-
miſchen/ ſo werde es ſich verneuen. So werden auch
allerhand Liechter/ mittelmaͤſſig auf die Tafeln/ und
klein als die Zuͤge zu den Wachsſtoͤcken/ auch groß zu
den Windliechtern/ und ſonderlich nach unterſchiedener
Groͤſſe/ in die Kirchen und auf die Altaͤre formiret.

Man findet in den Hiſtorien/ daß Anno 1586 als
Sultan Murath, diß Nahmens der Dritte/ ſeine Toch-
ter/ dem Ibrahim Baſſa zu Alcair zur Ehe gegeben/
ſeyen ihr auch unter andern koͤſtlichen Hochzeit-Præſen-
ten etliche Wachskertzen verehret worden/ darunter drey
uͤberaus groß und koſtbar waren/ von hohlgeblaſſenem
oder gegoſſenen Wachs von allerhand Farben/ mit Gold
und Edelgeſteinen ausgezieret/ daran auch ſchoͤne Sta-
tu
en/ Figuren und Bilder waren/ eine derſelben war
dreyſſig Elen hoch/ und hat gekoſtet 50000 Ducaten.
Was ſonſt in der Artzney von Wachs zu gebrauchen/ ſoll
abſonderlich erwaͤhnet werden.

Cap. LV.
Wie das weiſſe Wachs zu machen.
[Spaltenumbruch]

WJe ſolches zu bereiten/ will ich aus Herꝛn de
Serres
allhier anfuͤhren: Das gelbe und neue
Wachs wird erſtlich in friſchen klaren Waſſer
zerlaſſen/ in einem Keſſel/ unter dem Sieden fleiſſig abge-
ſchaumt/ darnach durch eine ſaubere zarte Leinwath geſi-
gen/ damit aller Wuſt hinweg kom̃e. Darnach wird es
zum andernmal auf einem gelinden Kohlfeuer zerſchmel-
tzet in einem weiten Geſchirr; von dannen nimmt mans
heraus/ und macht duͤnne ſubtile Blaͤtlein und Platten
daraus wie Papier/ damit die Sonnen-Waͤrme und
Lufft deſto beſſer eindringen/ und nach Verlangen ſie
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ſich gern wieder herab nehmen/ und Haͤutelweiſe/ wie
Schnitzlein von Papier oder Pergament beyſeits legen/
[Spaltenumbruch] ſo offt man die Kugeln aus dem Wachs nimmt/ und
ſelbiges wieder davon hebt/ werden ſie wieder aufs neu
mit friſchen Waſſer genetzt/ und alſo wird damit fortge-
fahren/ biß alles Wachs zu ſolchen ſubtilen Scheitlein
gemacht worden. Diß Wachs wird hernach zum an-
dernmal zum Feuer geſetzt/ und wieder zu ſolchen duͤnnen
Blaͤtlein formiret/ und damit die weiſſe Farbe deſto eher
ſich ereigne/ thut mans wol zum drittenmal und oͤffter/
biß man ſihet/ daß das Wachs die rechte helle Farb hat
angenommen/ welche dardurch/ ohn andere Geheimnis/
zu wegen gebracht wird. Die meiſten laſſen ſich an die-
ſer Wiederhohlung mit zweymalen vergnuͤgen/ ſowol
die Arbeit zu erſpahren/ als auch/ weil des Wachſes
durch oͤfftere Arbeit nur weniger wird/ die Wachsblaͤt-
lein bleiben entzwiſchen im Waſſer ligen/ daraus nimmt
mans endlich/ breitet ſie auf Hurten mit Leinwath uͤber-
zogen/ laͤſſt es alſo an der Lufft und Sonnenſchein blei-

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[402/0420] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Feuchtigkeit hinein ziehe; es muß auch keine Lufft darzu kommen/ denn die ziehet aus/ macht es bleich/ auch den Geruch und Farbe verlieren/ oder man legts in die Kaͤſten und verwickelts in Papier/ ſo kan es etliche Jahr gut bleiben; mit bloſſen Haͤnden ſoll mans nicht offt angreiffen/ noch viel daran riechen/ man ringert damit ſeine Krafft. Das Jungfrau-Wachs wird von etlichen genennt/ das zum erſtenmal von jungen Stoͤcken genommen wird/ iſt das ſubtileſte/ artigſte und kraͤfftigſte/ denn es machet die Artzney/ ſo man damit vermenget/ in taͤglichem Gebrauch durchdringender/ und iſt zu vielen Gebrechen dienlich/ wie hernach folgen wird. Cap. LIV. Von dem Gebrauch des Wachſes. WAs die Wachs-Poſſierer fuͤr ſchoͤne/ verwun- der ſame und kuͤnſtliche Wercke aus dem Wachs verfertigen/ iſt weltkuͤndig/ ja daß ſie Contrefait, Statuenweiſe/ in Lebens-Groͤſſe daraus abzubilden/ und gantze Perſonen alſo vorzuſtellen wiſſen/ daß man/ wann man ſie gaͤhe erblickt/ faſt vermeynet/ es ſey ein lebendiger Menſch. Wie auch der glorwuͤrdigſte Roͤmiſche Kaͤy- ſer Ferdinandus III. alſo in ſeiner voͤlligen gantzen Sta- tur aus Wachs gemacht/ und als es das erſtemal nach Hof gebracht/ in die Kunſt-Kammer geſtellet/ von Jhr Majeſtaͤt ſelbſt beſchauet/ und von allen Anweſenden be- wundert worden/ habe ſich begeben/ daß einer von den vornehmen Miniſtris, der nichts darum gewuſt/ daſelbſt Jhr Majeſtaͤt allerunterthaͤnigſt aufzuwarten/ aller- erſt ankommen; als man nun ſeine Ankunfft Jhrer Majeſtaͤt angedeutet/ hab er ihm am hereingehen/ mit Namen geruffen/ und ſich hinter das poſſirte Bild ver- borgen/ ſey dieſer/ der das Bild vor den Kaͤyſer ſelbſt ge- halten/ alſobald hin gelauffen/ vor dem Bild/ dem Hof- gebrauch nach/ niedergekniet/ und alſo des Beſehls von Jhrer Majeſtaͤt/ ſeinem allergnaͤdigſten Herrn/ erwar- ten wollen/ biß endlich der Kaͤyſer mit Laͤcheln herfuͤr ge- tretten/ und ihme ſeinen Jrrthum erklaͤret hat. Die alten Roͤmer haben es gebraucht in Tafel- buͤchlein mit Wachs uͤberzogen/ wie man jetzt die Schi- ferſtein und Eſelshaͤute hat/ darauf ſie mit Griffeln ihre Leges und Teſtamenta aufgezeichnet/ ehe noch/ als der Gebrauch/ und die kuͤnſtliche Bereitung des Papiers/ aus den leinenen Hadern/ bekant worden. Das Wachs nimmt allerley Farben an ſich/ roth und gruͤn/ ſchwartz und bundfaͤrbig/ wird zu Verſieglung der ſchrifftlichen Urkunden/ auch das Spaniſche Wachs zu Verſchlieſ- ſung aller Briefe genommen. Ein altes Wachs wieder neu zu machen/ giebt Fa- loppia, der beruͤhmte Jtaliaͤniſche Medicus, in ſeinem Buͤchlein/ deſſen Titel Secreti diverſi è miraculoſi, lib. 3. dieſen Rath: Man ſoll ein Viertel einer Untzen Ter- pentin/ und eine oder zwo Wurtzen von Schellkraut ge- pulvert/ darunter zergehen laſſen/ ſo ſoll es ſo ſchoͤn und gefaͤrbt werden/ als waͤre es neu; oder man ſolle Gine- ſterbluͤhe doͤrren/ pulvern/ und mit alten Wachs ver- miſchen/ ſo werde es ſich verneuen. So werden auch allerhand Liechter/ mittelmaͤſſig auf die Tafeln/ und klein als die Zuͤge zu den Wachsſtoͤcken/ auch groß zu den Windliechtern/ und ſonderlich nach unterſchiedener Groͤſſe/ in die Kirchen und auf die Altaͤre formiret. Man findet in den Hiſtorien/ daß Anno 1586 als Sultan Murath, diß Nahmens der Dritte/ ſeine Toch- ter/ dem Ibrahim Baſſa zu Alcair zur Ehe gegeben/ ſeyen ihr auch unter andern koͤſtlichen Hochzeit-Præſen- ten etliche Wachskertzen verehret worden/ darunter drey uͤberaus groß und koſtbar waren/ von hohlgeblaſſenem oder gegoſſenen Wachs von allerhand Farben/ mit Gold und Edelgeſteinen ausgezieret/ daran auch ſchoͤne Sta- tuen/ Figuren und Bilder waren/ eine derſelben war dreyſſig Elen hoch/ und hat gekoſtet 50000 Ducaten. Was ſonſt in der Artzney von Wachs zu gebrauchen/ ſoll abſonderlich erwaͤhnet werden. Cap. LV. Wie das weiſſe Wachs zu machen. WJe ſolches zu bereiten/ will ich aus Herꝛn de Serres allhier anfuͤhren: Das gelbe und neue Wachs wird erſtlich in friſchen klaren Waſſer zerlaſſen/ in einem Keſſel/ unter dem Sieden fleiſſig abge- ſchaumt/ darnach durch eine ſaubere zarte Leinwath geſi- gen/ damit aller Wuſt hinweg kom̃e. Darnach wird es zum andernmal auf einem gelinden Kohlfeuer zerſchmel- tzet in einem weiten Geſchirr; von dannen nimmt mans heraus/ und macht duͤnne ſubtile Blaͤtlein und Platten daraus wie Papier/ damit die Sonnen-Waͤrme und Lufft deſto beſſer eindringen/ und nach Verlangen ſie metamorphoſiren moͤgen. Diß zuwegen zu bringen/ netzt man eine hoͤltzerne ſauber-ausgedrechſelte Kugel in Waſſer/ faͤhrt alſobald damit in das zerſchmoltzene Wachs/ das haͤngt ſich ſehr artlich und ſubtil an/ laͤſſt ſich gern wieder herab nehmen/ und Haͤutelweiſe/ wie Schnitzlein von Papier oder Pergament beyſeits legen/ ſo offt man die Kugeln aus dem Wachs nimmt/ und ſelbiges wieder davon hebt/ werden ſie wieder aufs neu mit friſchen Waſſer genetzt/ und alſo wird damit fortge- fahren/ biß alles Wachs zu ſolchen ſubtilen Scheitlein gemacht worden. Diß Wachs wird hernach zum an- dernmal zum Feuer geſetzt/ und wieder zu ſolchen duͤnnen Blaͤtlein formiret/ und damit die weiſſe Farbe deſto eher ſich ereigne/ thut mans wol zum drittenmal und oͤffter/ biß man ſihet/ daß das Wachs die rechte helle Farb hat angenommen/ welche dardurch/ ohn andere Geheimnis/ zu wegen gebracht wird. Die meiſten laſſen ſich an die- ſer Wiederhohlung mit zweymalen vergnuͤgen/ ſowol die Arbeit zu erſpahren/ als auch/ weil des Wachſes durch oͤfftere Arbeit nur weniger wird/ die Wachsblaͤt- lein bleiben entzwiſchen im Waſſer ligen/ daraus nimmt mans endlich/ breitet ſie auf Hurten mit Leinwath uͤber- zogen/ laͤſſt es alſo an der Lufft und Sonnenſchein blei- chen/

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/420>, abgerufen am 25.11.2024.