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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Siebendes Buch/ Ackerbau.
[Spaltenumbruch] von dem Feuer verborgene Kräfften und fette Nahrung
empfangen/ oder daß durch die Flammen alles Untaug-
liche verkocht/ und die unnütze Feuchtigkeit ausschwitze/
oder daß die Wärme neue Wege/ und die verstopfften
Röhren der Erden vorbereitet/ dardurch ein frischer
Safft zu den Früchten dringen möge/ oder ob vielleicht
das Feuer die offnen Adern der Erden erharte und ver-
stopffe/ daß weder zu viel Nässe/ noch Hitze der Son-
nen/ noch Schärffe der Nordwinde durchdringen mö-
ge. Diß ist aber gewiß/ wann man die Hälm verbren-
net/ zur Zeit/ wanns regnen will/ dardurch der Aschen in
die Erden geflösset wird/ daß es mercklichen Nutzen
gibt/ auch alle Unkrautwurtzeln/ und schädliches Unge-
zifer verderbe; doch wann Bäume/ Weinreben oder
andere Gebäue in der Nähen sind/ muß man die Stop-
peln daselbst abmähen/ und etwas beyseits bringen/ son-
derlich muß alles bey stillem trockenem Wetter verrich-
tet seyn/ daß von dem Winde kein Schaden geschehe.
Sehr gut ist auch/ wann man die Hälm in der Erndte
etwas länger stehen lässet/ vor Winters etwan ein paar
Finger tief fein seicht einackert/ so faulen sie über Win-
ter/ und dungen desto ergäbiger.

Herr Augustino Gallo sagt/ daß die Salitriche Er-
den/ aus welcher der Saliter bereits ausgesotten ist/ in
die Aecker gestreuet/ auch zur Fruchtbarkeit gut und vor-
träglich sey.

Jtem/ das Gassenkoth zu Hauffen geschlagen/ und
gepülvert in die Felder gesäet.

Andere säen Bohnen im Früling/ lassen sie wachsen
biß sie blühen/ hernach im Majen ackern sie alles ein/ und
vermischen die Erden mit dem Kraut/ damit es faule/
soll weit besser dungen als der Mist. Diß Abmähen
der Bohnen/ muß/ nach Tarello Meynung/ im abneh-
men des Mondes geschehen/ und wann es am Tag
des Neumondens gethan wird/ soll das Trayd/ das
davon wächst/ vor den Wippeln und Kornwürmen sicher
seyn. Etliche lassen die Bohnen gar zeitig werden/
nehmen die Bohnen weg/ und rühren hernach das
Stroh in die Felder/ ist aber nicht so gut/ hat auch ein em-
siger Hausvatter mehr auf des Feldes Nutzen zu sehen/
wann ers grün einackern lässet/ weil es den Unkosten
wieder reichlich erstattet; diß thun auch andere Zuge-
müß/ ausser der Kichern/ die das Feld mercklich aböden
sollen.

Die Lupini oder Feigbohnen sind dißfalls auch
nutzbarlich zu gebrauchen/ weil sie nicht allein die Grün-
de fett machen/ sondern auch mit ihrer Bitterkeit alles
schädliches Ungezifer verjagen/ auch alles Unkraut aus-
reuten/ sie werden im Junio/ oder anfangs des Julii in die
zur Wintersaat gehörigen Felder gesäet/ und im Anfang
des Septembers wie der eingeackert/ ob sie schon noch nicht
blühen; sie verwesen und vermodern gar bald/ wann sie
vom Pflug berühret worden/ und diese sind am nützlichsten
in den dürren und magern Aeckern; damit man aber den
Saamen der Lupinen erhalten möge/ kan man neben an-
dern Leguminen etwas jährlich säen und zeitigen lassen/
daß man davon das Feld bedungen/ und doch Saamen
zur ferneren Continuirung behalten möge.

Herr Abraham von Thumbshirn erzehlt in seinem
Oeconomischen Unterricht/ welchen Caspar Jugelius
heraus gegeben/ daß man um Quedlinburg pflege auf
die weit-entlegene Felder Erbsen zu säen/ und wann die
anfangen zu blühen/ so ackere man sie unter/ davon werde
[Spaltenumbruch] der Grund fett und mild. Anderwärts/ als um Merse-
burg/ sömmern oder öden die Erbsen das Feld also aus/
daß mans hernach bald und starck dungen müsse; etliche
geben dem Feld/ etliche der besondern Art der Erbsen
die Schuld.

Laugaschen/ item Aschen aus den Ziegel-Kalch-
Oefen und Kohlhütten/ Staub von der Strassen/ alter
Mörtel von zerbrochenen Gebäuen/ wann sie nicht allzu
viel und grosse Steine haben/ Sägspäne von gesägtem
Holtz oder Sägmühlen/ (wiewol die Sägspän etliche
nicht für gut halten/ sollen das Feld ersäuren) Walckhaar
von den Walckmühlen der Gärber und Tuchmacher;
die Unreinigkeit der heimlichen Gemächer/ Ausguß und
Pfützen; das Auskehricht aus den Zimmern und Hof;
allerley Gärtelwerck/ Krautstengel/ Kräuticht von Me-
lonen/ Unmurcken und Kürbisen/ Bohnenstroh/ item
Weintrebern/ wann völlig der Wein und die Lauren
ausgepresst worden/ item die gestümmleten Buchs-
baum-Wipffel/ und was von andern Bäumen abge-
stümmelt worden; Heu/ das auf dem Boden verfaulet/
so das Vieh nimmer geniessen kan; diese letzern drey
Stuck sind sonderlich gut in die Weingebürge/ diß kan
man entweder allein gebrauchen/ oder (welches besser
und ergäbiger) in der Miststatt mit der andern Dung
einmischen; item zusamm-gebrachtes oder gerechetes
Tannen-Gras und Eychen-Laub/ da ist gut/ daß man
bey/ vor/ oder in den Höltzern tieffe Gruben machen
lässt/ und dergleichen Materi hinein führet/ damit
es faule/ und zu seiner Zeit in die Felder gebraucht wer-
den könne.

Mit dem Mieß oder Holtzmist hat es diese Beschaf-
fenheit/ daß/ wo er gar zu dick liget/ man ihn wol mit
höltzernen/ stumpffen/ weiten Rechen zusammen fassen/
und in besagte Gruben einlegen kan; wo er aber nicht zu
dick/ viel Laub hat (welches das Holtz dunget) auch schönes
junges Brut von den Bäumlein zu sehen ist/ muß man
es mit grosser Bescheidenheit thun/ daß die Baumbrut
nicht mit ausgerissen werde; scharffe und eiserne Rechen
soll man nicht brauchen.

Nicht das geringste Stuck/ einen Acker gut zu ma-
chen/ ist der Mergel/ Schlicht oder Schlier/ wie er in
Oesterreich genannt wird; welcher vom Plinio Terrae
adeps, ibi densante se pinguitudinis nucleo l. 17. c.
6.
genennet wird/ ist von vielerley Farben/ weiß/ grau/
blaulicht/ röthlicht/ leimicht/ sandicht/ bißweilen hart und
bimsicht/ bißweilen fett/ theils ist besser in die Felder/
theils in die Wiesen/ was weiß und bimsenfärbich ist/
so an bronnenreichen Orten gefunden wird/ ist biß in
50 Jahr/ nach Plinii Meynung/ früchtig; was hart ist/
wann man das Feld zu viel mit vermenget/ verbrennt
es den Boden.

D. Joh. Joach. Becker sagt in seiner Physica sub-
terranea fol.
87. es sey eine allgemeine Erfahrung/ daß/
wo Bronnenquellen sind/ ob sie schon bisweilen aus har-
ten Bergen und Felsen entspringen/ allzeit daselbst ein
blaulichter Letten oder Koth sich befinde/ etwan seichter/
etwan tieffer; wann man diesen Letten in einem Kolben
distillire/ auch mit dem gelindesten Feuer/ so werde bald
ein subtilest-übergehender Geist den Alembicum also
erhitzen/ daß man ihn mit der blossen Hand nicht anrüh-
ren kan/ wird auch bisweilen Striemlein oder Strahlen
machen/ wie der Brandwein/ da doch in dem Recipien-
ten nichts als ein unschmackhafftes Wasser sich befinde/

so
C ij

Siebendes Buch/ Ackerbau.
[Spaltenumbruch] von dem Feuer verborgene Kraͤfften und fette Nahrung
empfangen/ oder daß durch die Flammen alles Untaug-
liche verkocht/ und die unnuͤtze Feuchtigkeit ausſchwitze/
oder daß die Waͤrme neue Wege/ und die verſtopfften
Roͤhren der Erden vorbereitet/ dardurch ein friſcher
Safft zu den Fruͤchten dringen moͤge/ oder ob vielleicht
das Feuer die offnen Adern der Erden erharte und ver-
ſtopffe/ daß weder zu viel Naͤſſe/ noch Hitze der Son-
nen/ noch Schaͤrffe der Nordwinde durchdringen moͤ-
ge. Diß iſt aber gewiß/ wann man die Haͤlm verbren-
net/ zur Zeit/ wanns regnen will/ dardurch der Aſchen in
die Erden gefloͤſſet wird/ daß es mercklichen Nutzen
gibt/ auch alle Unkrautwurtzeln/ und ſchaͤdliches Unge-
zifer verderbe; doch wann Baͤume/ Weinreben oder
andere Gebaͤue in der Naͤhen ſind/ muß man die Stop-
peln daſelbſt abmaͤhen/ und etwas beyſeits bringen/ ſon-
derlich muß alles bey ſtillem trockenem Wetter verrich-
tet ſeyn/ daß von dem Winde kein Schaden geſchehe.
Sehr gut iſt auch/ wann man die Haͤlm in der Erndte
etwas laͤnger ſtehen laͤſſet/ vor Winters etwan ein paar
Finger tief fein ſeicht einackert/ ſo faulen ſie uͤber Win-
ter/ und dungen deſto ergaͤbiger.

Herr Auguſtino Gallo ſagt/ daß die Salitriche Er-
den/ aus welcher der Saliter bereits ausgeſotten iſt/ in
die Aecker geſtreuet/ auch zur Fruchtbarkeit gut und vor-
traͤglich ſey.

Jtem/ das Gaſſenkoth zu Hauffen geſchlagen/ und
gepuͤlvert in die Felder geſaͤet.

Andere ſaͤen Bohnen im Fruͤling/ laſſen ſie wachſen
biß ſie bluͤhen/ hernach im Majen ackern ſie alles ein/ und
vermiſchen die Erden mit dem Kraut/ damit es faule/
ſoll weit beſſer dungen als der Miſt. Diß Abmaͤhen
der Bohnen/ muß/ nach Tarello Meynung/ im abneh-
men des Mondes geſchehen/ und wann es am Tag
des Neumondens gethan wird/ ſoll das Trayd/ das
davon waͤchſt/ vor den Wippeln und Kornwuͤrmen ſicher
ſeyn. Etliche laſſen die Bohnen gar zeitig werden/
nehmen die Bohnen weg/ und ruͤhren hernach das
Stroh in die Felder/ iſt aber nicht ſo gut/ hat auch ein em-
ſiger Hausvatter mehr auf des Feldes Nutzen zu ſehen/
wann ers gruͤn einackern laͤſſet/ weil es den Unkoſten
wieder reichlich erſtattet; diß thun auch andere Zuge-
muͤß/ auſſer der Kichern/ die das Feld mercklich aboͤden
ſollen.

Die Lupini oder Feigbohnen ſind dißfalls auch
nutzbarlich zu gebrauchen/ weil ſie nicht allein die Gruͤn-
de fett machen/ ſondern auch mit ihrer Bitterkeit alles
ſchaͤdliches Ungezifer verjagen/ auch alles Unkraut aus-
reuten/ ſie werden im Junio/ oder anfangs des Julii in die
zur Winterſaat gehoͤrigen Felder geſaͤet/ und im Anfang
des Septembers wie der eingeackeꝛt/ ob ſie ſchon noch nicht
bluͤhen; ſie verweſen und vermodern gar bald/ wann ſie
vom Pflug beruͤhret worden/ und dieſe ſind am nuͤtzlichſten
in den duͤrren und magern Aeckern; damit man aber den
Saamen der Lupinen erhaltẽ moͤge/ kan man neben an-
dern Leguminen etwas jaͤhrlich ſaͤen und zeitigen laſſen/
daß man davon das Feld bedungen/ und doch Saamen
zur ferneren Continuirung behalten moͤge.

Herr Abraham von Thumbshirn erzehlt in ſeinem
Oeconomiſchen Unterricht/ welchen Caſpar Jugelius
heraus gegeben/ daß man um Quedlinburg pflege auf
die weit-entlegene Felder Erbſen zu ſaͤen/ und wann die
anfangen zu bluͤhen/ ſo ackere man ſie unter/ davon werde
[Spaltenumbruch] der Grund fett und mild. Anderwaͤrts/ als um Merſe-
burg/ ſoͤmmern oder oͤden die Erbſen das Feld alſo aus/
daß mans hernach bald und ſtarck dungen muͤſſe; etliche
geben dem Feld/ etliche der beſondern Art der Erbſen
die Schuld.

Laugaſchen/ item Aſchen aus den Ziegel-Kalch-
Oefen und Kohlhuͤtten/ Staub von der Straſſen/ alter
Moͤrtel von zerbrochenen Gebaͤuen/ wann ſie nicht allzu
viel und groſſe Steine haben/ Saͤgſpaͤne von geſaͤgtem
Holtz oder Saͤgmuͤhlen/ (wiewol die Saͤgſpaͤn etliche
nicht fuͤr gut halten/ ſollen das Feld erſaͤuren) Walckhaar
von den Walckmuͤhlen der Gaͤrber und Tuchmacher;
die Unreinigkeit der heimlichen Gemaͤcher/ Ausguß und
Pfuͤtzen; das Auskehricht aus den Zimmern und Hof;
allerley Gaͤrtelwerck/ Krautſtengel/ Kraͤuticht von Me-
lonen/ Unmurcken und Kuͤrbiſen/ Bohnenſtroh/ item
Weintrebern/ wann voͤllig der Wein und die Lauren
ausgepreſſt worden/ item die geſtuͤmmleten Buchs-
baum-Wipffel/ und was von andern Baͤumen abge-
ſtuͤmmelt worden; Heu/ das auf dem Boden verfaulet/
ſo das Vieh nimmer genieſſen kan; dieſe letzern drey
Stuck ſind ſonderlich gut in die Weingebuͤrge/ diß kan
man entweder allein gebrauchen/ oder (welches beſſer
und ergaͤbiger) in der Miſtſtatt mit der andern Dung
einmiſchen; item zuſamm-gebrachtes oder gerechetes
Tannen-Gras und Eychen-Laub/ da iſt gut/ daß man
bey/ vor/ oder in den Hoͤltzern tieffe Gruben machen
laͤſſt/ und dergleichen Materi hinein fuͤhret/ damit
es faule/ und zu ſeiner Zeit in die Felder gebraucht wer-
den koͤnne.

Mit dem Mieß oder Holtzmiſt hat es dieſe Beſchaf-
fenheit/ daß/ wo er gar zu dick liget/ man ihn wol mit
hoͤltzernen/ ſtumpffen/ weiten Rechen zuſammen faſſen/
und in beſagte Gruben einlegen kan; wo er aber nicht zu
dick/ viel Laub hat (welches das Holtz dunget) auch ſchoͤnes
junges Brut von den Baͤumlein zu ſehen iſt/ muß man
es mit groſſer Beſcheidenheit thun/ daß die Baumbrut
nicht mit ausgeriſſen werde; ſcharffe und eiſerne Rechen
ſoll man nicht brauchen.

Nicht das geringſte Stuck/ einen Acker gut zu ma-
chen/ iſt der Mergel/ Schlicht oder Schlier/ wie er in
Oeſterreich genannt wird; welcher vom Plinio Terræ
adeps, ibi denſante ſe pinguitudinis nucleo l. 17. c.
6.
genennet wird/ iſt von vielerley Farben/ weiß/ grau/
blaulicht/ roͤthlicht/ leimicht/ ſandicht/ bißweilen hart und
bimſicht/ bißweilen fett/ theils iſt beſſer in die Felder/
theils in die Wieſen/ was weiß und bimſenfaͤrbich iſt/
ſo an bronnenreichen Orten gefunden wird/ iſt biß in
50 Jahr/ nach Plinii Meynung/ fruͤchtig; was hart iſt/
wann man das Feld zu viel mit vermenget/ verbrennt
es den Boden.

D. Joh. Joach. Becker ſagt in ſeiner Phyſicâ ſub-
terraneâ fol.
87. es ſey eine allgemeine Erfahrung/ daß/
wo Bronnenquellen ſind/ ob ſie ſchon bisweilen aus har-
ten Bergen und Felſen entſpringen/ allzeit daſelbſt ein
blaulichter Letten oder Koth ſich befinde/ etwan ſeichter/
etwan tieffer; wann man dieſen Letten in einem Kolben
diſtillire/ auch mit dem gelindeſten Feuer/ ſo werde bald
ein ſubtileſt-uͤbergehender Geiſt den Alembicum alſo
erhitzen/ daß man ihn mit der bloſſen Hand nicht anruͤh-
ren kan/ wird auch bisweilen Striemlein oder Strahlen
machen/ wie der Brandwein/ da doch in dem Recipien-
ten nichts als ein unſchmackhafftes Waſſer ſich befinde/

ſo
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[19/0037] Siebendes Buch/ Ackerbau. von dem Feuer verborgene Kraͤfften und fette Nahrung empfangen/ oder daß durch die Flammen alles Untaug- liche verkocht/ und die unnuͤtze Feuchtigkeit ausſchwitze/ oder daß die Waͤrme neue Wege/ und die verſtopfften Roͤhren der Erden vorbereitet/ dardurch ein friſcher Safft zu den Fruͤchten dringen moͤge/ oder ob vielleicht das Feuer die offnen Adern der Erden erharte und ver- ſtopffe/ daß weder zu viel Naͤſſe/ noch Hitze der Son- nen/ noch Schaͤrffe der Nordwinde durchdringen moͤ- ge. Diß iſt aber gewiß/ wann man die Haͤlm verbren- net/ zur Zeit/ wanns regnen will/ dardurch der Aſchen in die Erden gefloͤſſet wird/ daß es mercklichen Nutzen gibt/ auch alle Unkrautwurtzeln/ und ſchaͤdliches Unge- zifer verderbe; doch wann Baͤume/ Weinreben oder andere Gebaͤue in der Naͤhen ſind/ muß man die Stop- peln daſelbſt abmaͤhen/ und etwas beyſeits bringen/ ſon- derlich muß alles bey ſtillem trockenem Wetter verrich- tet ſeyn/ daß von dem Winde kein Schaden geſchehe. Sehr gut iſt auch/ wann man die Haͤlm in der Erndte etwas laͤnger ſtehen laͤſſet/ vor Winters etwan ein paar Finger tief fein ſeicht einackert/ ſo faulen ſie uͤber Win- ter/ und dungen deſto ergaͤbiger. Herr Auguſtino Gallo ſagt/ daß die Salitriche Er- den/ aus welcher der Saliter bereits ausgeſotten iſt/ in die Aecker geſtreuet/ auch zur Fruchtbarkeit gut und vor- traͤglich ſey. Jtem/ das Gaſſenkoth zu Hauffen geſchlagen/ und gepuͤlvert in die Felder geſaͤet. Andere ſaͤen Bohnen im Fruͤling/ laſſen ſie wachſen biß ſie bluͤhen/ hernach im Majen ackern ſie alles ein/ und vermiſchen die Erden mit dem Kraut/ damit es faule/ ſoll weit beſſer dungen als der Miſt. Diß Abmaͤhen der Bohnen/ muß/ nach Tarello Meynung/ im abneh- men des Mondes geſchehen/ und wann es am Tag des Neumondens gethan wird/ ſoll das Trayd/ das davon waͤchſt/ vor den Wippeln und Kornwuͤrmen ſicher ſeyn. Etliche laſſen die Bohnen gar zeitig werden/ nehmen die Bohnen weg/ und ruͤhren hernach das Stroh in die Felder/ iſt aber nicht ſo gut/ hat auch ein em- ſiger Hausvatter mehr auf des Feldes Nutzen zu ſehen/ wann ers gruͤn einackern laͤſſet/ weil es den Unkoſten wieder reichlich erſtattet; diß thun auch andere Zuge- muͤß/ auſſer der Kichern/ die das Feld mercklich aboͤden ſollen. Die Lupini oder Feigbohnen ſind dißfalls auch nutzbarlich zu gebrauchen/ weil ſie nicht allein die Gruͤn- de fett machen/ ſondern auch mit ihrer Bitterkeit alles ſchaͤdliches Ungezifer verjagen/ auch alles Unkraut aus- reuten/ ſie werden im Junio/ oder anfangs des Julii in die zur Winterſaat gehoͤrigen Felder geſaͤet/ und im Anfang des Septembers wie der eingeackeꝛt/ ob ſie ſchon noch nicht bluͤhen; ſie verweſen und vermodern gar bald/ wann ſie vom Pflug beruͤhret worden/ und dieſe ſind am nuͤtzlichſten in den duͤrren und magern Aeckern; damit man aber den Saamen der Lupinen erhaltẽ moͤge/ kan man neben an- dern Leguminen etwas jaͤhrlich ſaͤen und zeitigen laſſen/ daß man davon das Feld bedungen/ und doch Saamen zur ferneren Continuirung behalten moͤge. Herr Abraham von Thumbshirn erzehlt in ſeinem Oeconomiſchen Unterricht/ welchen Caſpar Jugelius heraus gegeben/ daß man um Quedlinburg pflege auf die weit-entlegene Felder Erbſen zu ſaͤen/ und wann die anfangen zu bluͤhen/ ſo ackere man ſie unter/ davon werde der Grund fett und mild. Anderwaͤrts/ als um Merſe- burg/ ſoͤmmern oder oͤden die Erbſen das Feld alſo aus/ daß mans hernach bald und ſtarck dungen muͤſſe; etliche geben dem Feld/ etliche der beſondern Art der Erbſen die Schuld. Laugaſchen/ item Aſchen aus den Ziegel-Kalch- Oefen und Kohlhuͤtten/ Staub von der Straſſen/ alter Moͤrtel von zerbrochenen Gebaͤuen/ wann ſie nicht allzu viel und groſſe Steine haben/ Saͤgſpaͤne von geſaͤgtem Holtz oder Saͤgmuͤhlen/ (wiewol die Saͤgſpaͤn etliche nicht fuͤr gut halten/ ſollen das Feld erſaͤuren) Walckhaar von den Walckmuͤhlen der Gaͤrber und Tuchmacher; die Unreinigkeit der heimlichen Gemaͤcher/ Ausguß und Pfuͤtzen; das Auskehricht aus den Zimmern und Hof; allerley Gaͤrtelwerck/ Krautſtengel/ Kraͤuticht von Me- lonen/ Unmurcken und Kuͤrbiſen/ Bohnenſtroh/ item Weintrebern/ wann voͤllig der Wein und die Lauren ausgepreſſt worden/ item die geſtuͤmmleten Buchs- baum-Wipffel/ und was von andern Baͤumen abge- ſtuͤmmelt worden; Heu/ das auf dem Boden verfaulet/ ſo das Vieh nimmer genieſſen kan; dieſe letzern drey Stuck ſind ſonderlich gut in die Weingebuͤrge/ diß kan man entweder allein gebrauchen/ oder (welches beſſer und ergaͤbiger) in der Miſtſtatt mit der andern Dung einmiſchen; item zuſamm-gebrachtes oder gerechetes Tannen-Gras und Eychen-Laub/ da iſt gut/ daß man bey/ vor/ oder in den Hoͤltzern tieffe Gruben machen laͤſſt/ und dergleichen Materi hinein fuͤhret/ damit es faule/ und zu ſeiner Zeit in die Felder gebraucht wer- den koͤnne. Mit dem Mieß oder Holtzmiſt hat es dieſe Beſchaf- fenheit/ daß/ wo er gar zu dick liget/ man ihn wol mit hoͤltzernen/ ſtumpffen/ weiten Rechen zuſammen faſſen/ und in beſagte Gruben einlegen kan; wo er aber nicht zu dick/ viel Laub hat (welches das Holtz dunget) auch ſchoͤnes junges Brut von den Baͤumlein zu ſehen iſt/ muß man es mit groſſer Beſcheidenheit thun/ daß die Baumbrut nicht mit ausgeriſſen werde; ſcharffe und eiſerne Rechen ſoll man nicht brauchen. Nicht das geringſte Stuck/ einen Acker gut zu ma- chen/ iſt der Mergel/ Schlicht oder Schlier/ wie er in Oeſterreich genannt wird; welcher vom Plinio Terræ adeps, ibi denſante ſe pinguitudinis nucleo l. 17. c. 6. genennet wird/ iſt von vielerley Farben/ weiß/ grau/ blaulicht/ roͤthlicht/ leimicht/ ſandicht/ bißweilen hart und bimſicht/ bißweilen fett/ theils iſt beſſer in die Felder/ theils in die Wieſen/ was weiß und bimſenfaͤrbich iſt/ ſo an bronnenreichen Orten gefunden wird/ iſt biß in 50 Jahr/ nach Plinii Meynung/ fruͤchtig; was hart iſt/ wann man das Feld zu viel mit vermenget/ verbrennt es den Boden. D. Joh. Joach. Becker ſagt in ſeiner Phyſicâ ſub- terraneâ fol. 87. es ſey eine allgemeine Erfahrung/ daß/ wo Bronnenquellen ſind/ ob ſie ſchon bisweilen aus har- ten Bergen und Felſen entſpringen/ allzeit daſelbſt ein blaulichter Letten oder Koth ſich befinde/ etwan ſeichter/ etwan tieffer; wann man dieſen Letten in einem Kolben diſtillire/ auch mit dem gelindeſten Feuer/ ſo werde bald ein ſubtileſt-uͤbergehender Geiſt den Alembicum alſo erhitzen/ daß man ihn mit der bloſſen Hand nicht anruͤh- ren kan/ wird auch bisweilen Striemlein oder Strahlen machen/ wie der Brandwein/ da doch in dem Recipien- ten nichts als ein unſchmackhafftes Waſſer ſich befinde/ ſo ❁ C ij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/37>, abgerufen am 23.11.2024.