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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Siebendes Buch/ Ackerbau.
[Spaltenumbruch] darum desto trächtiger/ weil die Nachbarschafft des
darunter fortfliessenden Wassers darzu grosse Beförde-
rung giebet.

Durch diß Mittel können auch marastige Ort/ wann
sie nur Laimen im Grund haben/ und Wasserbäume
tragen/ zu fruchtbaren Aeckern und Wiesen angebracht
werden. Und haben die Holländer und Frießländer/
auch die zu Dantzig in demselben Werder/ aus Maras-
sen/ durch Gräben und Wasser-Ableitungen/ frucht-
bare Acker gemacht/ wie die Liefländische Oeconomia
Salomonis Guberti fol.
122. bezeuget.

Dieses (wie gehört) lässet sich nicht allein in den
Baufeldern/ sondern auch in andern Grundstücken/ als
Wiesen/ Weinbergen und Gärten practiciren. Hat
man keine kleine Steine/ muß man die grossen zerschla-
gen/ und also einlegen/ daß sie nicht gar zu platt auf
einander kämen/ dann sonst würde des Wassers Lauff
dardurch verhindert/ der an einem gelegensamen nidri-
gen Ort/ ohne Schaden (wohin man etwa kan) muß
fortgebracht werden. Wann man die Gräben macht/
muß die herausgehebte Erden an einem Ort allein neben
dem Graben aufgeworffen seyn/ das andere muß man
frey lassen/ die Steine desto füglicher hinein/ und sie
auch durch dieses Mittel aus dem Acker zu bringen;
wann man nun am niedrigsten Ort angefangen zu ar-
beiten/ muß man/ so bald der Graben seine rechte Tief-
fen hat/ denselbigen alsobald mit Steinen ausfüllen; da-
mit der Graben nicht zusammen falle/ man muß auch
den Ausgang des Wassers daselbst entweder in eine
Wiesen/ oder Fahrtwege/ oder einen Bach/ Fluß oder
Teich/ nach Gelegenheit des Orts/ ableiten.

Zwar ist auch der Schnee im Früling/ wann er
häuffig fällt und zusammen gewehet wird/ ein grosser
Feind der angebaueten Felder/ sonsten aber/ wann es im
Winter vorher recht ausgefroren/ gibt er dem Saamen
eine treffliche Beförderung/ hält die spiritus terrae zu-
sammen/ daß sie nicht ausdünsten/ erwärmet den Sa-
her/ erfrischet die Wurtzen/ und wann sich im Auswärts
der Erden Schoß eröffnet/ sauget die Kornwurtzen von
dem Schnee/ wie ein Kind von seiner Mutter/ wird sitt-
sam getränckt/ und nicht überschwämmet/ dardurch die
Wurtzen entblösset/ und alles Fette weggeflösset wird/
mit grossem Schaden des Feldes; von dem sachte zer-
gehenden Schnee aber fermentirt sich die Erden/ und
wird geschicklich dem Saamen Krafft und Gedeyen mit-
zutheilen. Daher auch die Gärtner vermeynen/ wann
die Bäume im December und Januario mit Eis und
[Spaltenumbruch] Schnee gleichsam candirt sind/ daß sie wol Frucht tra-
gen/ vielleicht darum/ weil die Aeste von diesem Eis
umfangen/ hernach desto später ausschlagen/ und die
Blühe desto weniger von den Reiffen (wie offt geschie-
het) kan beleidigt/ verbrennt und verderbt werden/ wie
Tanara bezeuget/ und setzt darzu: per un Mese la neve
e madre della terra; ma da un Mese Inanzi, e ma-
drigna.
Das ist: ein Monat lang ist der Schnee als ei-
ne Mutter der Felder; wann es aber länger währet/ ist
er eine Stiefmutter/ die mehr schadhafft als nütz-
lich ist.

Wo man überflüssige/ mehr als man vonnöthen/
und theils dürre Wiesen hat/ ists eine gute Wirth-
schafft/ wann man eine oder die andere zu Baufeldern
macht/ nicht allein weil alle Vervacta und Neureuten
(wie mans nennet) die ersten zwey/ drey und mehr Jahr
überaus wol früchtig sind/ sondern auch/ weil ein solches
Feld in einem Jahr mehr Frucht bringet und grössern
Nutzen schaffet/ als die Wiesen in drey oder vier Jah-
ren hätte thun können.

Sie müssen aber im Herbst umgeackert/ und das
dürre Gras vorher ausgebrannt/ hernach auch die
Schrollen also mit dem Pflug umgekehrt und umgeleget
werden/ daß die Wasen einwärts und die Wurtzen aus-
wärts kommen/ daß sie von der hernachfolgenden Käl-
te desto eher faulen mögen; im ersten Früling zu An-
fang des Mertzens muß man sie zum andernmal umstür-
tzen/ hernach muß man sie öffter nach der Läng und Queer
umreissen/ ohne Ansehen der Kälte oder der Hitz/ wann
man nur/ anderer Arbeit halber/ Mues und Weile hat/
nur daß der Boden nicht zu naß sey; die harten und fe-
sten Schrollen/ wann sie Pflug und Egen nicht mögen
brechen/ müssen zwey oder drey Personen dem Pfluge
nachgehen/ mit Hauen und Karsten/ und sie voneinander
klopffen und schlagen/ oder man kans mit einer scharffen
mit eisernen Zacken beschlagenen Waltzen/ so ein Mensch
mit einem oder zweyen Pferden regiren kan/ noch ge-
schwinder zermalmen/ solche muß/ nachdem die Schrol-
len hart sind/ mehr oder weniger geschweret werden/ da-
mit sie desto besser und kräfftiger durchdringen möge. Es
ist besser/ wann mans das erstemal mit Sommertrayd/
Habern oder Gersten bauet; weil die Winter-Saat
das erstemal darum nicht sowol gedeyet/ indem das Erd-
reich noch zimlich rohe und unzeitig ist/ daher besser/
wann es noch denselben Winter über ligen bleibt/ und
erstesmals im Früling mit der Sommer-Saat ver-
sucht wird.

Cap. IV.
Wie man die Wiesen zu Aeckern/ auf eine andere Weise fruchtbar
machen kan.
[Spaltenumbruch]

HErr de Serres in seinem andern Theil seines
Schauplatzes vom Feldbau/ hält nicht unbillich
dafür/ daß die beste Weise sey/ aus Wiesen
Aecker zu machen/ wann man die Wasen aussticht/ und
verbrennet/ und diese könne man zu allerley Getrayd/
auch in die Wiesen/ Gärten/ Weinberge und zu den
Bäumen brauchen/ und sagt ferner/ diese Wirthschafft
sey eine Quintessenz von dem Feldbau/ weil ein Mensch
die Erden innerhalb zehen Tagen könne geschickter ma-
chen/ als die Sonne in vielen Jahren. Diß kan man
[Spaltenumbruch] thun zum Ende des Maymonats/ damit das Gras und
die Wurtzen den Rasen fein zusammen halten/ wann die
Wiesen gemähet oder vorher von dem Vieh abgefressen
worden/ und also kan man diß verrichten biß zu Ende
des Augusti, man muß durch etliche starcke Leute mit
der Schauffel die Rasen/ so groß und breit/ als es seyn
kan/ heraus graben/ die Dicken mag seyn zween oder
drey Finger hoch/ und müssen alle/ wo möglich/ gantz
ausgehoben seyn/ darzu muß man scharffe vier Finger
oder Hand breite wolschneidende Schauffeln haben;

Man
B iij

Siebendes Buch/ Ackerbau.
[Spaltenumbruch] darum deſto traͤchtiger/ weil die Nachbarſchafft des
darunter fortflieſſenden Waſſers darzu groſſe Befoͤrde-
rung giebet.

Durch diß Mittel koͤnnen auch maraſtige Ort/ wann
ſie nur Laimen im Grund haben/ und Waſſerbaͤume
tragen/ zu fruchtbaren Aeckern und Wieſen angebracht
werden. Und haben die Hollaͤnder und Frießlaͤnder/
auch die zu Dantzig in demſelben Werder/ aus Maraſ-
ſen/ durch Graͤben und Waſſer-Ableitungen/ frucht-
bare Acker gemacht/ wie die Lieflaͤndiſche Oeconomia
Salomonis Guberti fol.
122. bezeuget.

Dieſes (wie gehoͤrt) laͤſſet ſich nicht allein in den
Baufeldern/ ſondern auch in andern Grundſtuͤcken/ als
Wieſen/ Weinbergen und Gaͤrten practiciren. Hat
man keine kleine Steine/ muß man die groſſen zerſchla-
gen/ und alſo einlegen/ daß ſie nicht gar zu platt auf
einander kaͤmen/ dann ſonſt wuͤrde des Waſſers Lauff
dardurch verhindert/ der an einem gelegenſamen nidri-
gen Ort/ ohne Schaden (wohin man etwa kan) muß
fortgebracht werden. Wann man die Graͤben macht/
muß die herausgehebte Erden an einem Ort allein neben
dem Graben aufgeworffen ſeyn/ das andere muß man
frey laſſen/ die Steine deſto fuͤglicher hinein/ und ſie
auch durch dieſes Mittel aus dem Acker zu bringen;
wann man nun am niedrigſten Ort angefangen zu ar-
beiten/ muß man/ ſo bald der Graben ſeine rechte Tief-
fen hat/ denſelbigen alſobald mit Steinen ausfuͤllen; da-
mit der Graben nicht zuſammen falle/ man muß auch
den Ausgang des Waſſers daſelbſt entweder in eine
Wieſen/ oder Fahrtwege/ oder einen Bach/ Fluß oder
Teich/ nach Gelegenheit des Orts/ ableiten.

Zwar iſt auch der Schnee im Fruͤling/ wann er
haͤuffig faͤllt und zuſammen gewehet wird/ ein groſſer
Feind der angebaueten Felder/ ſonſten aber/ wann es im
Winter vorher recht ausgefroren/ gibt er dem Saamen
eine treffliche Befoͤrderung/ haͤlt die ſpiritus terræ zu-
ſammen/ daß ſie nicht ausduͤnſten/ erwaͤrmet den Sa-
her/ erfriſchet die Wurtzen/ und wann ſich im Auswaͤrts
der Erden Schoß eroͤffnet/ ſauget die Kornwurtzen von
dem Schnee/ wie ein Kind von ſeiner Mutter/ wird ſitt-
ſam getraͤnckt/ und nicht uͤberſchwaͤmmet/ dardurch die
Wurtzen entbloͤſſet/ und alles Fette weggefloͤſſet wird/
mit groſſem Schaden des Feldes; von dem ſachte zer-
gehenden Schnee aber fermentirt ſich die Erden/ und
wird geſchicklich dem Saamen Krafft und Gedeyen mit-
zutheilen. Daher auch die Gaͤrtner vermeynen/ wann
die Baͤume im December und Januario mit Eis und
[Spaltenumbruch] Schnee gleichſam candirt ſind/ daß ſie wol Frucht tra-
gen/ vielleicht darum/ weil die Aeſte von dieſem Eis
umfangen/ hernach deſto ſpaͤter ausſchlagen/ und die
Bluͤhe deſto weniger von den Reiffen (wie offt geſchie-
het) kan beleidigt/ verbrennt und verderbt werden/ wie
Tanara bezeuget/ und ſetzt darzu: per un Meſe la neve
è madre della terra; ma da un Meſe Inanzi, è ma-
drigna.
Das iſt: ein Monat lang iſt der Schnee als ei-
ne Mutter der Felder; wann es aber laͤnger waͤhret/ iſt
er eine Stiefmutter/ die mehr ſchadhafft als nuͤtz-
lich iſt.

Wo man uͤberfluͤſſige/ mehr als man vonnoͤthen/
und theils duͤrre Wieſen hat/ iſts eine gute Wirth-
ſchafft/ wann man eine oder die andere zu Baufeldern
macht/ nicht allein weil alle Vervacta und Neureuten
(wie mans nennet) die erſten zwey/ drey und mehr Jahr
uͤberaus wol fruͤchtig ſind/ ſondern auch/ weil ein ſolches
Feld in einem Jahr mehr Frucht bringet und groͤſſern
Nutzen ſchaffet/ als die Wieſen in drey oder vier Jah-
ren haͤtte thun koͤnnen.

Sie muͤſſen aber im Herbſt umgeackert/ und das
duͤrre Gras vorher ausgebrannt/ hernach auch die
Schrollen alſo mit dem Pflug umgekehrt und umgeleget
werden/ daß die Waſen einwaͤrts und die Wurtzen aus-
waͤrts kommen/ daß ſie von der hernachfolgenden Kaͤl-
te deſto eher faulen moͤgen; im erſten Fruͤling zu An-
fang des Mertzens muß man ſie zum andernmal umſtuͤr-
tzen/ hernach muß man ſie oͤffter nach der Laͤng und Queer
umreiſſen/ ohne Anſehen der Kaͤlte oder der Hitz/ wann
man nur/ anderer Arbeit halber/ Mues und Weile hat/
nur daß der Boden nicht zu naß ſey; die harten und fe-
ſten Schrollen/ wann ſie Pflug und Egen nicht moͤgen
brechen/ muͤſſen zwey oder drey Perſonen dem Pfluge
nachgehen/ mit Hauen und Karſten/ und ſie voneinander
klopffen und ſchlagen/ oder man kans mit einer ſcharffen
mit eiſernen Zacken beſchlagenen Waltzen/ ſo ein Menſch
mit einem oder zweyen Pferden regiren kan/ noch ge-
ſchwinder zermalmen/ ſolche muß/ nachdem die Schrol-
len hart ſind/ mehr oder weniger geſchweret werden/ da-
mit ſie deſto beſſer und kraͤfftiger durchdringen moͤge. Es
iſt beſſer/ wann mans das erſtemal mit Sommertrayd/
Habern oder Gerſten bauet; weil die Winter-Saat
das erſtemal darum nicht ſowol gedeyet/ indem das Erd-
reich noch zimlich rohe und unzeitig iſt/ daher beſſer/
wann es noch denſelben Winter uͤber ligen bleibt/ und
erſtesmals im Fruͤling mit der Sommer-Saat ver-
ſucht wird.

Cap. IV.
Wie man die Wieſen zu Aeckern/ auf eine andere Weiſe fruchtbar
machen kan.
[Spaltenumbruch]

HErr de Serres in ſeinem andern Theil ſeines
Schauplatzes vom Feldbau/ haͤlt nicht unbillich
dafuͤr/ daß die beſte Weiſe ſey/ aus Wieſen
Aecker zu machen/ wann man die Waſen ausſticht/ und
verbrennet/ und dieſe koͤnne man zu allerley Getrayd/
auch in die Wieſen/ Gaͤrten/ Weinberge und zu den
Baͤumen brauchen/ und ſagt ferner/ dieſe Wirthſchafft
ſey eine Quinteſſenz von dem Feldbau/ weil ein Menſch
die Erden innerhalb zehen Tagen koͤnne geſchickter ma-
chen/ als die Sonne in vielen Jahren. Diß kan man
[Spaltenumbruch] thun zum Ende des Maymonats/ damit das Gras und
die Wurtzen den Raſen fein zuſammen halten/ wann die
Wieſen gemaͤhet oder vorher von dem Vieh abgefreſſen
worden/ und alſo kan man diß verrichten biß zu Ende
des Auguſti, man muß durch etliche ſtarcke Leute mit
der Schauffel die Raſen/ ſo groß und breit/ als es ſeyn
kan/ heraus graben/ die Dicken mag ſeyn zween oder
drey Finger hoch/ und muͤſſen alle/ wo moͤglich/ gantz
ausgehoben ſeyn/ darzu muß man ſcharffe vier Finger
oder Hand breite wolſchneidende Schauffeln haben;

Man
B iij
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[13/0031] Siebendes Buch/ Ackerbau. darum deſto traͤchtiger/ weil die Nachbarſchafft des darunter fortflieſſenden Waſſers darzu groſſe Befoͤrde- rung giebet. Durch diß Mittel koͤnnen auch maraſtige Ort/ wann ſie nur Laimen im Grund haben/ und Waſſerbaͤume tragen/ zu fruchtbaren Aeckern und Wieſen angebracht werden. Und haben die Hollaͤnder und Frießlaͤnder/ auch die zu Dantzig in demſelben Werder/ aus Maraſ- ſen/ durch Graͤben und Waſſer-Ableitungen/ frucht- bare Acker gemacht/ wie die Lieflaͤndiſche Oeconomia Salomonis Guberti fol. 122. bezeuget. Dieſes (wie gehoͤrt) laͤſſet ſich nicht allein in den Baufeldern/ ſondern auch in andern Grundſtuͤcken/ als Wieſen/ Weinbergen und Gaͤrten practiciren. Hat man keine kleine Steine/ muß man die groſſen zerſchla- gen/ und alſo einlegen/ daß ſie nicht gar zu platt auf einander kaͤmen/ dann ſonſt wuͤrde des Waſſers Lauff dardurch verhindert/ der an einem gelegenſamen nidri- gen Ort/ ohne Schaden (wohin man etwa kan) muß fortgebracht werden. Wann man die Graͤben macht/ muß die herausgehebte Erden an einem Ort allein neben dem Graben aufgeworffen ſeyn/ das andere muß man frey laſſen/ die Steine deſto fuͤglicher hinein/ und ſie auch durch dieſes Mittel aus dem Acker zu bringen; wann man nun am niedrigſten Ort angefangen zu ar- beiten/ muß man/ ſo bald der Graben ſeine rechte Tief- fen hat/ denſelbigen alſobald mit Steinen ausfuͤllen; da- mit der Graben nicht zuſammen falle/ man muß auch den Ausgang des Waſſers daſelbſt entweder in eine Wieſen/ oder Fahrtwege/ oder einen Bach/ Fluß oder Teich/ nach Gelegenheit des Orts/ ableiten. Zwar iſt auch der Schnee im Fruͤling/ wann er haͤuffig faͤllt und zuſammen gewehet wird/ ein groſſer Feind der angebaueten Felder/ ſonſten aber/ wann es im Winter vorher recht ausgefroren/ gibt er dem Saamen eine treffliche Befoͤrderung/ haͤlt die ſpiritus terræ zu- ſammen/ daß ſie nicht ausduͤnſten/ erwaͤrmet den Sa- her/ erfriſchet die Wurtzen/ und wann ſich im Auswaͤrts der Erden Schoß eroͤffnet/ ſauget die Kornwurtzen von dem Schnee/ wie ein Kind von ſeiner Mutter/ wird ſitt- ſam getraͤnckt/ und nicht uͤberſchwaͤmmet/ dardurch die Wurtzen entbloͤſſet/ und alles Fette weggefloͤſſet wird/ mit groſſem Schaden des Feldes; von dem ſachte zer- gehenden Schnee aber fermentirt ſich die Erden/ und wird geſchicklich dem Saamen Krafft und Gedeyen mit- zutheilen. Daher auch die Gaͤrtner vermeynen/ wann die Baͤume im December und Januario mit Eis und Schnee gleichſam candirt ſind/ daß ſie wol Frucht tra- gen/ vielleicht darum/ weil die Aeſte von dieſem Eis umfangen/ hernach deſto ſpaͤter ausſchlagen/ und die Bluͤhe deſto weniger von den Reiffen (wie offt geſchie- het) kan beleidigt/ verbrennt und verderbt werden/ wie Tanara bezeuget/ und ſetzt darzu: per un Meſe la neve è madre della terra; ma da un Meſe Inanzi, è ma- drigna. Das iſt: ein Monat lang iſt der Schnee als ei- ne Mutter der Felder; wann es aber laͤnger waͤhret/ iſt er eine Stiefmutter/ die mehr ſchadhafft als nuͤtz- lich iſt. Wo man uͤberfluͤſſige/ mehr als man vonnoͤthen/ und theils duͤrre Wieſen hat/ iſts eine gute Wirth- ſchafft/ wann man eine oder die andere zu Baufeldern macht/ nicht allein weil alle Vervacta und Neureuten (wie mans nennet) die erſten zwey/ drey und mehr Jahr uͤberaus wol fruͤchtig ſind/ ſondern auch/ weil ein ſolches Feld in einem Jahr mehr Frucht bringet und groͤſſern Nutzen ſchaffet/ als die Wieſen in drey oder vier Jah- ren haͤtte thun koͤnnen. Sie muͤſſen aber im Herbſt umgeackert/ und das duͤrre Gras vorher ausgebrannt/ hernach auch die Schrollen alſo mit dem Pflug umgekehrt und umgeleget werden/ daß die Waſen einwaͤrts und die Wurtzen aus- waͤrts kommen/ daß ſie von der hernachfolgenden Kaͤl- te deſto eher faulen moͤgen; im erſten Fruͤling zu An- fang des Mertzens muß man ſie zum andernmal umſtuͤr- tzen/ hernach muß man ſie oͤffter nach der Laͤng und Queer umreiſſen/ ohne Anſehen der Kaͤlte oder der Hitz/ wann man nur/ anderer Arbeit halber/ Mues und Weile hat/ nur daß der Boden nicht zu naß ſey; die harten und fe- ſten Schrollen/ wann ſie Pflug und Egen nicht moͤgen brechen/ muͤſſen zwey oder drey Perſonen dem Pfluge nachgehen/ mit Hauen und Karſten/ und ſie voneinander klopffen und ſchlagen/ oder man kans mit einer ſcharffen mit eiſernen Zacken beſchlagenen Waltzen/ ſo ein Menſch mit einem oder zweyen Pferden regiren kan/ noch ge- ſchwinder zermalmen/ ſolche muß/ nachdem die Schrol- len hart ſind/ mehr oder weniger geſchweret werden/ da- mit ſie deſto beſſer und kraͤfftiger durchdringen moͤge. Es iſt beſſer/ wann mans das erſtemal mit Sommertrayd/ Habern oder Gerſten bauet; weil die Winter-Saat das erſtemal darum nicht ſowol gedeyet/ indem das Erd- reich noch zimlich rohe und unzeitig iſt/ daher beſſer/ wann es noch denſelben Winter uͤber ligen bleibt/ und erſtesmals im Fruͤling mit der Sommer-Saat ver- ſucht wird. Cap. IV. Wie man die Wieſen zu Aeckern/ auf eine andere Weiſe fruchtbar machen kan. HErr de Serres in ſeinem andern Theil ſeines Schauplatzes vom Feldbau/ haͤlt nicht unbillich dafuͤr/ daß die beſte Weiſe ſey/ aus Wieſen Aecker zu machen/ wann man die Waſen ausſticht/ und verbrennet/ und dieſe koͤnne man zu allerley Getrayd/ auch in die Wieſen/ Gaͤrten/ Weinberge und zu den Baͤumen brauchen/ und ſagt ferner/ dieſe Wirthſchafft ſey eine Quinteſſenz von dem Feldbau/ weil ein Menſch die Erden innerhalb zehen Tagen koͤnne geſchickter ma- chen/ als die Sonne in vielen Jahren. Diß kan man thun zum Ende des Maymonats/ damit das Gras und die Wurtzen den Raſen fein zuſammen halten/ wann die Wieſen gemaͤhet oder vorher von dem Vieh abgefreſſen worden/ und alſo kan man diß verrichten biß zu Ende des Auguſti, man muß durch etliche ſtarcke Leute mit der Schauffel die Raſen/ ſo groß und breit/ als es ſeyn kan/ heraus graben/ die Dicken mag ſeyn zween oder drey Finger hoch/ und muͤſſen alle/ wo moͤglich/ gantz ausgehoben ſeyn/ darzu muß man ſcharffe vier Finger oder Hand breite wolſchneidende Schauffeln haben; Man B iij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/31>, abgerufen am 28.11.2024.