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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Achtes Buch/ Pferdzucht.
[Spaltenumbruch] des linckes Aug/ gar ein wenig sehen kan; darzu kan
ihm die Beyhülff des Naßbandes absonderlich die-
nen.

Wann ein Pferd sehr auf den Zaum dringet/ muß
[Spaltenumbruch] mans etliche Tage in einer engen Volta herum traben
lassen/ und wol mit dem Nasband regieren/ so wird es
hurtiger werden/ und künfftig in einer weiten Volta desto
leichter galoppiren.

[Abbildung]
Cap. XLV.
Vom Galoppiren.
[Spaltenumbruch]

ALle Ubungen/ die mit einem jungen Pferde vor-
genommen sind/ sollen sehr frühe/ bey anbrechen-
dem Tage/ fürgenommen werden; Jch rede
allhier allein von der Galoppo terra a terra, oder Ga-
loppo raccolto,
der für einen Cavalier und Soldaten
der gewöhnlichste und nützlichste ist.

Viel sind der Meynung/ man solle ein Pferd zu
dieser Lection nicht anstrengen/ biß es sein fünfftes Jahr
vollbracht hat/ und wäre/ die Warheit zu bekennen/ das
beste/ wann man sich biß dahin gedulten wolte/ die we-
nigsten aber mögen dieses Ziel erwarten/ fangen wol
schon mit dreyen Jahren an/ welches der jungen Pferde
Verderben ist/ und heisset: Quod cito fit, cito perit,
bald vollkommen/ bald abgenommen.

So ist auch nicht böse/ wann ein Pferd den Galop-
po
auf der Reitschul gerecht und gut verrichtet/ daß man
es bißweilen ins Feld reite/ und daselbst in einem nicht
tieffen/ auch nicht steinigtem Acker von einer Hand auf
die andere wende/ damit es der Reitschul biß weilen ver-
gesse/ und gewohne an einem jedern Ort/ wo sein Herr
es befiehlet und haben will/ seine addresse und Gera-
digkeit zu erweisen.

Vor allen Dingen soll ein Reuter in acht nehmen/
daß es nicht falsch galoppire/ und da es (wie bey jungen
Pferden leicht geschihet) also ist/ bald den Zaum ein we-
nig anhalten/ mit der Spißruthen oder mit den Spornen
das Pferd anmahnen/ biß es wieder in die rechte Ga-
[Spaltenumbruch] loppo
komme/ und ein Reuter empfindet es bald im
Sitzen/ wann ein Pferd contra tempo gehet/ dann
wann die Galoppo recht und gut seyn solle/ so muß ein
Pferd auf die rechte Hand den rechten Fuß vom Anfang
in die Volta, auf die lincke Seiten aber den lincken Fuß
erstlich einsetzen. Das Pferd soll allzeit beysammen und
der Kopf niemals aus der Volta gelassen werden/ aller-
massen ich droben vom Trottiren berichtet habe; Also
ist so wol im Tummlen als auch im spasseggiren und
trottiren in acht zu nehmen/ daß ein Pferd allezeit den
äussern Fuß in der Volta über dem innersten schlage/ sonst
gehet es falsch.

Die Ansprengung auf die rechte Hand ist gut/ wann
sie (wie auch alle andere) sittsam geschiehet/ der rechte
Fuß wird ein wenig von des Pferdes Leibe entfernet/
hingegen der lincke Schenckel etwas näher angehalten;
der Cavezzon wird mit der rechten Hand gar subtil an-
gehalten/ und zugleich die Spißruthen überzwerch gegen
des Pferdes lincken Auge gehalten. Je sänffter und sitt-
samer die gantze Galloppo verrichtet wird/ je schöner und
zierlicher/ auch um so viel desto sicherer ist es/ sonst wird
die Volta abgewechselt/ wie vor bey dem trottiren ver-
meldet ist.

Will man aber das Pferd in einen schönen zusamm-
gezogenen Galoppo bringen/ sagt Herr Löhneisen/ so
muß es starck im Rucken und vor allem ringfertig/ vom
Kopf gerad/ stät/ und solchen herbey tragen/ dem muß

nun
X iij

Achtes Buch/ Pferdzucht.
[Spaltenumbruch] des linckes Aug/ gar ein wenig ſehen kan; darzu kan
ihm die Beyhuͤlff des Naßbandes abſonderlich die-
nen.

Wann ein Pferd ſehr auf den Zaum dringet/ muß
[Spaltenumbruch] mans etliche Tage in einer engen Volta herum traben
laſſen/ und wol mit dem Nasband regieren/ ſo wird es
hurtiger werden/ und kuͤnfftig in einer weiten Volta deſto
leichter galoppiren.

[Abbildung]
Cap. XLV.
Vom Galoppiren.
[Spaltenumbruch]

ALle Ubungen/ die mit einem jungen Pferde vor-
genommen ſind/ ſollen ſehr fruͤhe/ bey anbrechen-
dem Tage/ fuͤrgenommen werden; Jch rede
allhier allein von der Galoppo terra à terra, oder Ga-
loppo raccolto,
der fuͤr einen Cavalier und Soldaten
der gewoͤhnlichſte und nuͤtzlichſte iſt.

Viel ſind der Meynung/ man ſolle ein Pferd zu
dieſer Lection nicht anſtrengen/ biß es ſein fuͤnfftes Jahr
vollbracht hat/ und waͤre/ die Warheit zu bekennen/ das
beſte/ wann man ſich biß dahin gedulten wolte/ die we-
nigſten aber moͤgen dieſes Ziel erwarten/ fangen wol
ſchon mit dreyen Jahren an/ welches der jungen Pferde
Verderben iſt/ und heiſſet: Quod citò fit, citò perit,
bald vollkommen/ bald abgenommen.

So iſt auch nicht boͤſe/ wann ein Pferd den Galop-
po
auf der Reitſchul gerecht und gut verrichtet/ daß man
es bißweilen ins Feld reite/ und daſelbſt in einem nicht
tieffen/ auch nicht ſteinigtem Acker von einer Hand auf
die andere wende/ damit es der Reitſchul biß weilen ver-
geſſe/ und gewohne an einem jedern Ort/ wo ſein Herꝛ
es befiehlet und haben will/ ſeine addreſſe und Gera-
digkeit zu erweiſen.

Vor allen Dingen ſoll ein Reuter in acht nehmen/
daß es nicht falſch galoppire/ und da es (wie bey jungen
Pferden leicht geſchihet) alſo iſt/ bald den Zaum ein we-
nig anhalten/ mit der Spißruthen oder mit den Spornen
das Pferd anmahnen/ biß es wieder in die rechte Ga-
[Spaltenumbruch] loppo
komme/ und ein Reuter empfindet es bald im
Sitzen/ wann ein Pferd contra tempo gehet/ dann
wann die Galoppo recht und gut ſeyn ſolle/ ſo muß ein
Pferd auf die rechte Hand den rechten Fuß vom Anfang
in die Volta, auf die lincke Seiten aber den lincken Fuß
erſtlich einſetzen. Das Pferd ſoll allzeit beyſammen und
der Kopf niemals aus der Volta gelaſſen werden/ aller-
maſſen ich droben vom Trottiren berichtet habe; Alſo
iſt ſo wol im Tummlen als auch im ſpaſſeggiren und
trottiren in acht zu nehmen/ daß ein Pferd allezeit den
aͤuſſern Fuß in der Volta uͤber dem innerſten ſchlage/ ſonſt
gehet es falſch.

Die Anſprengung auf die rechte Hand iſt gut/ wann
ſie (wie auch alle andere) ſittſam geſchiehet/ der rechte
Fuß wird ein wenig von des Pferdes Leibe entfernet/
hingegen der lincke Schenckel etwas naͤher angehalten;
der Cavezzon wird mit der rechten Hand gar ſubtil an-
gehalten/ und zugleich die Spißruthen uͤberzwerch gegen
des Pferdes lincken Auge gehalten. Je ſaͤnffter und ſitt-
ſamer die gantze Galloppo verrichtet wird/ je ſchoͤner und
zierlicher/ auch um ſo viel deſto ſicherer iſt es/ ſonſt wird
die Volta abgewechſelt/ wie vor bey dem trottiren ver-
meldet iſt.

Will man aber das Pferd in einen ſchoͤnen zuſamm-
gezogenen Galoppo bringen/ ſagt Herꝛ Loͤhneiſen/ ſo
muß es ſtarck im Rucken und vor allem ringfertig/ vom
Kopf gerad/ ſtaͤt/ und ſolchen herbey tragen/ dem muß

nun
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[165/0183] Achtes Buch/ Pferdzucht. des linckes Aug/ gar ein wenig ſehen kan; darzu kan ihm die Beyhuͤlff des Naßbandes abſonderlich die- nen. Wann ein Pferd ſehr auf den Zaum dringet/ muß mans etliche Tage in einer engen Volta herum traben laſſen/ und wol mit dem Nasband regieren/ ſo wird es hurtiger werden/ und kuͤnfftig in einer weiten Volta deſto leichter galoppiren. [Abbildung] Cap. XLV. Vom Galoppiren. ALle Ubungen/ die mit einem jungen Pferde vor- genommen ſind/ ſollen ſehr fruͤhe/ bey anbrechen- dem Tage/ fuͤrgenommen werden; Jch rede allhier allein von der Galoppo terra à terra, oder Ga- loppo raccolto, der fuͤr einen Cavalier und Soldaten der gewoͤhnlichſte und nuͤtzlichſte iſt. Viel ſind der Meynung/ man ſolle ein Pferd zu dieſer Lection nicht anſtrengen/ biß es ſein fuͤnfftes Jahr vollbracht hat/ und waͤre/ die Warheit zu bekennen/ das beſte/ wann man ſich biß dahin gedulten wolte/ die we- nigſten aber moͤgen dieſes Ziel erwarten/ fangen wol ſchon mit dreyen Jahren an/ welches der jungen Pferde Verderben iſt/ und heiſſet: Quod citò fit, citò perit, bald vollkommen/ bald abgenommen. So iſt auch nicht boͤſe/ wann ein Pferd den Galop- po auf der Reitſchul gerecht und gut verrichtet/ daß man es bißweilen ins Feld reite/ und daſelbſt in einem nicht tieffen/ auch nicht ſteinigtem Acker von einer Hand auf die andere wende/ damit es der Reitſchul biß weilen ver- geſſe/ und gewohne an einem jedern Ort/ wo ſein Herꝛ es befiehlet und haben will/ ſeine addreſſe und Gera- digkeit zu erweiſen. Vor allen Dingen ſoll ein Reuter in acht nehmen/ daß es nicht falſch galoppire/ und da es (wie bey jungen Pferden leicht geſchihet) alſo iſt/ bald den Zaum ein we- nig anhalten/ mit der Spißruthen oder mit den Spornen das Pferd anmahnen/ biß es wieder in die rechte Ga- loppo komme/ und ein Reuter empfindet es bald im Sitzen/ wann ein Pferd contra tempo gehet/ dann wann die Galoppo recht und gut ſeyn ſolle/ ſo muß ein Pferd auf die rechte Hand den rechten Fuß vom Anfang in die Volta, auf die lincke Seiten aber den lincken Fuß erſtlich einſetzen. Das Pferd ſoll allzeit beyſammen und der Kopf niemals aus der Volta gelaſſen werden/ aller- maſſen ich droben vom Trottiren berichtet habe; Alſo iſt ſo wol im Tummlen als auch im ſpaſſeggiren und trottiren in acht zu nehmen/ daß ein Pferd allezeit den aͤuſſern Fuß in der Volta uͤber dem innerſten ſchlage/ ſonſt gehet es falſch. Die Anſprengung auf die rechte Hand iſt gut/ wann ſie (wie auch alle andere) ſittſam geſchiehet/ der rechte Fuß wird ein wenig von des Pferdes Leibe entfernet/ hingegen der lincke Schenckel etwas naͤher angehalten; der Cavezzon wird mit der rechten Hand gar ſubtil an- gehalten/ und zugleich die Spißruthen uͤberzwerch gegen des Pferdes lincken Auge gehalten. Je ſaͤnffter und ſitt- ſamer die gantze Galloppo verrichtet wird/ je ſchoͤner und zierlicher/ auch um ſo viel deſto ſicherer iſt es/ ſonſt wird die Volta abgewechſelt/ wie vor bey dem trottiren ver- meldet iſt. Will man aber das Pferd in einen ſchoͤnen zuſamm- gezogenen Galoppo bringen/ ſagt Herꝛ Loͤhneiſen/ ſo muß es ſtarck im Rucken und vor allem ringfertig/ vom Kopf gerad/ ſtaͤt/ und ſolchen herbey tragen/ dem muß nun X iij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/183>, abgerufen am 22.11.2024.