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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] nicht/ wie Terra Sigillata thut/ haben doch mit derselben
gleiche Eigenschafft und Wirckung/ sind aber doch nicht
alle von einerley Krafft. Die Friabilia, und die einen
Geruch haben/ sind besser/ sollen fürnemlich zur Austrei-
bung der Kinds-Blattern tauglich seyn. Sunt haec Ar-
chitectricis Naturae Opera, cujus ductu Spiritus ille
Lapidificus pro subjecta Materia in matrice Terrae
diverso modo ludit & operatur,
sind/ gar in wenigen
geänderte Wort des berühmten Schweinfurtischen D.
Med.
Herrn Joh. Laurentii Bauschens/ so ein lobwür-
diger Urheber ist der Academiae Curiosorum Naturae
per Germaniam.
Sie werden/ nach der meisten Phi-
lofophen Meinung/ von einer Feuchtigkeit/ die durch die
unterirrdische Hitze geschmeltzet/ und deren Fluß in eine
kalte Matricem der Erden fortgetrieben und erhärtet
wird/ erzeuget/ und nachdem selbige feuchte Materi viel
oder wenig/ rein oder unrein ist/ nachdem werden auch
die Steine groß oder klein/ hell oder dunckel; denn obwol
in Oesterreich keine sonderbaren Edelgesteine anzutreffen
sind/ so gibt es dennoch um Horn und selbige Gegend
herum eine Speciem Crystalli, die ins gemein Horner-
Diamant genennt werden/ welche man hin und wieder
auf den Feldern findet/ die/ so viel sie an der Klarheit und
Härten dem Orientalischen Diamant weichen/ dennoch
das gemeine Crystall so viel an einem und andern über-
treffen/ ja auch von solcher Härten sind/ daß/ wann sie
spitzig poliert und geschnitten werden/ sie auch/ in die
Glas-Fenster zu schreiben/ dem rechten Diamant nach-
ahmen. Wo es grosse hohe Gebürge gibt/ als bey Spi-
tal und Claus/ gegen Steyer-Marckt/ da gibt es auch
allerhand Farben/ meistes aber zwey- oder dreyfärbigen
Marbelstein/ daraus allerley Seulen/ Postamenten/
Pflasterstein und andere Geschirr groß und klein ge-
[Spaltenumbruch] hauen werden. Der Marbel/ ist wegen seiner dichten
Zusammenpackung und grosser Härten/ bequem zum po-
lieren/ dahero sie den Bild-Hauern/ Stein-Metzen und
Baumeistern eine treffliche Materi geben/ ihre Kunst und
Wissenschafft sehen zu lassen/ also daß kein vornehmer
Pallast/ Kirchen/ Gottesacker oder Rathause zu finden/
darinn von dieser Zierde nichts zu sehen und zu bewundern
wäre. Der Sand-Stein hat bißweilen mit dem Marbel
etwas Gleichheit/ ist aber viel märber/ und bey weiten
nicht so dauerhafft/ also daß er dem Gewitter in die Län-
ge nicht so gut widerstehen kan. Die Nagelsteine und
Tuff-Steine sind zum Bauen nicht untauglich/ weil
der Kalch und der Mörtel fest darinn eingreiffen/ und
sie desto stärcker zusammen halten kan. Wann auch
sonsten von den Steinen kein anderer Nutzen zu hoffen
wäre/ würden allein die Mühl-Steine/ so zu Unterhal-
tung des menschlichen Lebens so dienstlich/ genugsames
Lob bey der gantzen Welt erwerben/ von deren Güte al-
lein die Müllner zu urtheilen wissen/ daß sie weder zu
weich/ noch gar zu hart seyen. Es gibt auch sonst zum
Gebrauch allerley nutzbare Steine/ als Wetz-Stein/
Feuer-Stein/ Kalch-Stein/ Kiesel-Stein/ Alabaster und
dergleichen/ daß also ein Haus-Vatter/ der seines Grunds
und Bodens Wissenschafft hat/ wol aus einem oder dem
andern ihm einen Nutzen schaffen kan. Es gibt auch im
Land ob der Enns/ bey S. Veit und andern Orten/ ei-
nen Stein/ der schwer/ glatt und zart ist/ auch etwas Ey-
sen bey sich führet/ von den gemeinen Leuten wird er
Täff-Stein genennet/ der lässet sich klein schaben wie
Kreiden/ ohn daß er härter ist/ das Pulver darvon trock-
net und heilet alle frische Schäden/ sonderlich wann man
sich an einem Schienbein verletzt hat/ gantz sauber
und gut.

Cap. LXXVI.
Von Bergwercken und von der Wünsch-Rut.
[Spaltenumbruch]

GOTT hat die Erden nicht allein von aussen mit
Herfürbringung allerley Früchten gesegnet/ son-
dern auch die unwegsame Felsen/ grausame
Klippen/ ungeheure Gebürge/ die den Menschen nicht
allein unnütz-sondern auch verhinderlich erscheinen/ inn-
wendig mit allerley Metallen/ Steinen und Mineralien
bereichert; und wie wol viel der Meinung sind/ die Berg-
werck-Arbeit sey eine kostbare/ wagliche/ ungewisse und
gefährliche Mühe-Waltung/ die von Wenigen verstan-
den und mit Vortheil gebraucht wird/ weil es ein
unbeständig und sorgliches Ding ist/ wo unfehlbare
grosse Ausgaben/ zweifelhaffte Einnahm und gewisser
Verlust zu erwarten/ ohne daß den Berg-Knappen/
durch gifftige/ unterirrdische ungesunde und tödliche
Dämpffe/ auch durch Niederfallung und Einbrechung
der Gruben und Fahrten/ grosse Gefahr und der-
gleichen unzehliche wiederwertige Begegnissen mehr zu
förchten/ so ist doch auch hingegen wahr/ daß/ wo das
Land ohne diß felsicht/ bergicht und mit Ertz versehen/ un-
zehlbare Exempel sind deren/ die durch das Berckwerck sich
bald und wolbereicherthaben/ daher sie auch an derglei-
chen beschaffenen Orten mit Lust und grossen Vortheil
getrieben werden/ wie das Meißnische/ Tyrolische/
Saltzburgische/ Ungerische Gebürge bezeuget. Und obwol
Oesterreich an Gold- und Silber-Gruben Mangel hat/
[Spaltenumbruch] so finden sich doch in den Gebürgen zwischen Oesterreich
und Steyr grosse Eysen-Stahel- und Kupffer-Berg-
wercke/ die man mit grossen Nutzen bauet und fortsetzet;
die Gebürge/ die nicht gar zu gähe und zu spitzig sind/
sondern welche sänfftiglich abhangen und viel Sonnen
haben/ werden am meisten geachtet. Es ist aber hier zu
wissen/ daß zwar diese Natur-Gaben dem Besitzer oder
Eigenthümern des Grundes/ darinn sie wachsen/ sol-
len freyeigen zustehen/ so ist es doch schon vor uhralten
Zeiten zu einem Lands-Fürstlichen Regale gemacht wor-
den; also daß man von jedem der hohen Obrigkeit/ (nach-
dem der Landes-Brauch und die Berg-Ordnungen ein-
gerichtet sind) etwas benanntes und gewisses geben muß.
An etlichen Orten werden zwar die Bergwercke von der
Lands-Fürstlichen Obrigkeit selbst gebauet und verleget/
weil aber ins gemein/ indem das Ertz nicht überall reich-
lich erscheinet/ grosser Verlag erfordert wird/ so verkün-
det da die Lands-Obrigkeit (wie Herr Veit Ludwig von
Seckendorff in seinem Fürsten-Staat/ parte 3. cap. 3.
§. 3. sagt) durch ein offenes Patent jederman einen
freyen Schurffen/ daß nemlich ein jeder Fug und Macht
habe/ wo er wolle/ und gedencke/ nach Berg-Arten zu gra-
ben und zu suchen/ nur daß er sich vorhero bey denen
Bergmeistern angebe/ und den Ort/ da er einschlagen
will/ müthe und benahme/ ihm solchen um eine geringe

Gebühr

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] nicht/ wie Terra Sigillata thut/ haben doch mit derſelben
gleiche Eigenſchafft und Wirckung/ ſind aber doch nicht
alle von einerley Krafft. Die Friabilia, und die einen
Geruch haben/ ſind beſſer/ ſollen fuͤrnemlich zur Austrei-
bung der Kinds-Blattern tauglich ſeyn. Sunt hæc Ar-
chitectricis Naturæ Opera, cujus ductu Spiritus ille
Lapidificus pro ſubjectâ Materiâ in matrice Terræ
diverſo modo ludit & operatur,
ſind/ gar in wenigen
geaͤnderte Wort des beruͤhmten Schweinfurtiſchen D.
Med.
Herrn Joh. Laurentii Bauſchens/ ſo ein lobwuͤr-
diger Urheber iſt der Academiæ Curioſorum Naturæ
per Germaniam.
Sie werden/ nach der meiſten Phi-
lofophen Meinung/ von einer Feuchtigkeit/ die durch die
unterirrdiſche Hitze geſchmeltzet/ und deren Fluß in eine
kalte Matricem der Erden fortgetrieben und erhaͤrtet
wird/ erzeuget/ und nachdem ſelbige feuchte Materi viel
oder wenig/ rein oder unrein iſt/ nachdem werden auch
die Steine groß oder klein/ hell oder dunckel; denn obwol
in Oeſterreich keine ſonderbaren Edelgeſteine anzutreffen
ſind/ ſo gibt es dennoch um Horn und ſelbige Gegend
herum eine Speciem Cryſtalli, die ins gemein Horner-
Diamant genennt werden/ welche man hin und wieder
auf den Feldern findet/ die/ ſo viel ſie an der Klarheit und
Haͤrten dem Orientaliſchen Diamant weichen/ dennoch
das gemeine Cryſtall ſo viel an einem und andern uͤber-
treffen/ ja auch von ſolcher Haͤrten ſind/ daß/ wann ſie
ſpitzig poliert und geſchnitten werden/ ſie auch/ in die
Glas-Fenſter zu ſchreiben/ dem rechten Diamant nach-
ahmen. Wo es groſſe hohe Gebuͤrge gibt/ als bey Spi-
tal und Claus/ gegen Steyer-Marckt/ da gibt es auch
allerhand Farben/ meiſtes aber zwey- oder dreyfaͤrbigen
Marbelſtein/ daraus allerley Seulen/ Poſtamenten/
Pflaſterſtein und andere Geſchirr groß und klein ge-
[Spaltenumbruch] hauen werden. Der Marbel/ iſt wegen ſeiner dichten
Zuſammenpackung und groſſer Haͤrten/ bequem zum po-
lieren/ dahero ſie den Bild-Hauern/ Stein-Metzen und
Baumeiſtern eine treffliche Materi geben/ ihre Kunſt und
Wiſſenſchafft ſehen zu laſſen/ alſo daß kein vornehmer
Pallaſt/ Kirchen/ Gottesacker oder Rathauſe zu finden/
darinn von dieſer Zierde nichts zu ſehen und zu bewundern
waͤre. Der Sand-Stein hat bißweilen mit dem Marbel
etwas Gleichheit/ iſt aber viel maͤrber/ und bey weiten
nicht ſo dauerhafft/ alſo daß er dem Gewitter in die Laͤn-
ge nicht ſo gut widerſtehen kan. Die Nagelſteine und
Tuff-Steine ſind zum Bauen nicht untauglich/ weil
der Kalch und der Moͤrtel feſt darinn eingreiffen/ und
ſie deſto ſtaͤrcker zuſammen halten kan. Wann auch
ſonſten von den Steinen kein anderer Nutzen zu hoffen
waͤre/ wuͤrden allein die Muͤhl-Steine/ ſo zu Unterhal-
tung des menſchlichen Lebens ſo dienſtlich/ genugſames
Lob bey der gantzen Welt erwerben/ von deren Guͤte al-
lein die Muͤllner zu urtheilen wiſſen/ daß ſie weder zu
weich/ noch gar zu hart ſeyen. Es gibt auch ſonſt zum
Gebrauch allerley nutzbare Steine/ als Wetz-Stein/
Feuer-Stein/ Kalch-Stein/ Kieſel-Stein/ Alabaſter uñ
dergleichen/ daß alſo ein Haus-Vatter/ der ſeines Grunds
und Bodens Wiſſenſchafft hat/ wol aus einem oder dem
andern ihm einen Nutzen ſchaffen kan. Es gibt auch im
Land ob der Enns/ bey S. Veit und andern Orten/ ei-
nen Stein/ der ſchwer/ glatt und zart iſt/ auch etwas Ey-
ſen bey ſich fuͤhret/ von den gemeinen Leuten wird er
Taͤff-Stein genennet/ der laͤſſet ſich klein ſchaben wie
Kreiden/ ohn daß er haͤrter iſt/ das Pulver darvon trock-
net und heilet alle friſche Schaͤden/ ſonderlich wann man
ſich an einem Schienbein verletzt hat/ gantz ſauber
und gut.

Cap. LXXVI.
Von Bergwercken und von der Wuͤnſch-Rut.
[Spaltenumbruch]

GOTT hat die Erden nicht allein von auſſen mit
Herfuͤrbringung allerley Fruͤchten geſegnet/ ſon-
dern auch die unwegſame Felſen/ grauſame
Klippen/ ungeheure Gebuͤrge/ die den Menſchen nicht
allein unnuͤtz-ſondern auch verhinderlich erſcheinen/ inn-
wendig mit allerley Metallen/ Steinen und Mineralien
bereichert; und wie wol viel der Meinung ſind/ die Berg-
werck-Arbeit ſey eine koſtbare/ wagliche/ ungewiſſe und
gefaͤhrliche Muͤhe-Waltung/ die von Wenigen verſtan-
den und mit Vortheil gebraucht wird/ weil es ein
unbeſtaͤndig und ſorgliches Ding iſt/ wo unfehlbare
groſſe Ausgaben/ zweifelhaffte Einnahm und gewiſſer
Verluſt zu erwarten/ ohne daß den Berg-Knappen/
durch gifftige/ unterirrdiſche ungeſunde und toͤdliche
Daͤmpffe/ auch durch Niederfallung und Einbrechung
der Gruben und Fahrten/ groſſe Gefahr und der-
gleichen unzehliche wiederwertige Begegniſſen mehr zu
foͤrchten/ ſo iſt doch auch hingegen wahr/ daß/ wo das
Land ohne diß felſicht/ bergicht und mit Ertz verſehen/ un-
zehlbare Exempel ſind derẽ/ die durch das Berckwerck ſich
bald und wolbereicherthaben/ daher ſie auch an derglei-
chen beſchaffenen Orten mit Luſt und groſſen Vortheil
getrieben werden/ wie das Meißniſche/ Tyroliſche/
Saltzburgiſche/ Ungeriſche Gebuͤrge bezeuget. Und obwol
Oeſterreich an Gold- und Silber-Gruben Mangel hat/
[Spaltenumbruch] ſo finden ſich doch in den Gebuͤrgen zwiſchen Oeſterreich
und Steyr groſſe Eyſen-Stahel- und Kupffer-Berg-
wercke/ die man mit groſſen Nutzen bauet und fortſetzet;
die Gebuͤrge/ die nicht gar zu gaͤhe und zu ſpitzig ſind/
ſondern welche ſaͤnfftiglich abhangen und viel Sonnen
haben/ werden am meiſten geachtet. Es iſt aber hier zu
wiſſen/ daß zwar dieſe Natur-Gaben dem Beſitzer oder
Eigenthuͤmern des Grundes/ darinn ſie wachſen/ ſol-
len freyeigen zuſtehen/ ſo iſt es doch ſchon vor uhralten
Zeiten zu einem Lands-Fuͤrſtlichen Regale gemacht wor-
den; alſo daß man von jedem der hohen Obrigkeit/ (nach-
dem der Landes-Brauch und die Berg-Ordnungen ein-
gerichtet ſind) etwas benanntes und gewiſſes geben muß.
An etlichen Orten werden zwar die Bergwercke von der
Lands-Fuͤrſtlichen Obrigkeit ſelbſt gebauet und verleget/
weil aber ins gemein/ indem das Ertz nicht uͤberall reich-
lich erſcheinet/ groſſer Verlag erfordert wird/ ſo verkuͤn-
det da die Lands-Obrigkeit (wie Herꝛ Veit Ludwig von
Seckendorff in ſeinem Fuͤrſten-Staat/ parte 3. cap. 3.
§. 3. ſagt) durch ein offenes Patent jederman einen
freyen Schurffen/ daß nemlich ein jeder Fug und Macht
habe/ wo er wolle/ und gedencke/ nach Berg-Arten zu gra-
ben und zu ſuchen/ nur daß er ſich vorhero bey denen
Bergmeiſtern angebe/ und den Ort/ da er einſchlagen
will/ muͤthe und benahme/ ihm ſolchen um eine geringe

Gebuͤhr
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[76/0094] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens nicht/ wie Terra Sigillata thut/ haben doch mit derſelben gleiche Eigenſchafft und Wirckung/ ſind aber doch nicht alle von einerley Krafft. Die Friabilia, und die einen Geruch haben/ ſind beſſer/ ſollen fuͤrnemlich zur Austrei- bung der Kinds-Blattern tauglich ſeyn. Sunt hæc Ar- chitectricis Naturæ Opera, cujus ductu Spiritus ille Lapidificus pro ſubjectâ Materiâ in matrice Terræ diverſo modo ludit & operatur, ſind/ gar in wenigen geaͤnderte Wort des beruͤhmten Schweinfurtiſchen D. Med. Herrn Joh. Laurentii Bauſchens/ ſo ein lobwuͤr- diger Urheber iſt der Academiæ Curioſorum Naturæ per Germaniam. Sie werden/ nach der meiſten Phi- lofophen Meinung/ von einer Feuchtigkeit/ die durch die unterirrdiſche Hitze geſchmeltzet/ und deren Fluß in eine kalte Matricem der Erden fortgetrieben und erhaͤrtet wird/ erzeuget/ und nachdem ſelbige feuchte Materi viel oder wenig/ rein oder unrein iſt/ nachdem werden auch die Steine groß oder klein/ hell oder dunckel; denn obwol in Oeſterreich keine ſonderbaren Edelgeſteine anzutreffen ſind/ ſo gibt es dennoch um Horn und ſelbige Gegend herum eine Speciem Cryſtalli, die ins gemein Horner- Diamant genennt werden/ welche man hin und wieder auf den Feldern findet/ die/ ſo viel ſie an der Klarheit und Haͤrten dem Orientaliſchen Diamant weichen/ dennoch das gemeine Cryſtall ſo viel an einem und andern uͤber- treffen/ ja auch von ſolcher Haͤrten ſind/ daß/ wann ſie ſpitzig poliert und geſchnitten werden/ ſie auch/ in die Glas-Fenſter zu ſchreiben/ dem rechten Diamant nach- ahmen. Wo es groſſe hohe Gebuͤrge gibt/ als bey Spi- tal und Claus/ gegen Steyer-Marckt/ da gibt es auch allerhand Farben/ meiſtes aber zwey- oder dreyfaͤrbigen Marbelſtein/ daraus allerley Seulen/ Poſtamenten/ Pflaſterſtein und andere Geſchirr groß und klein ge- hauen werden. Der Marbel/ iſt wegen ſeiner dichten Zuſammenpackung und groſſer Haͤrten/ bequem zum po- lieren/ dahero ſie den Bild-Hauern/ Stein-Metzen und Baumeiſtern eine treffliche Materi geben/ ihre Kunſt und Wiſſenſchafft ſehen zu laſſen/ alſo daß kein vornehmer Pallaſt/ Kirchen/ Gottesacker oder Rathauſe zu finden/ darinn von dieſer Zierde nichts zu ſehen und zu bewundern waͤre. Der Sand-Stein hat bißweilen mit dem Marbel etwas Gleichheit/ iſt aber viel maͤrber/ und bey weiten nicht ſo dauerhafft/ alſo daß er dem Gewitter in die Laͤn- ge nicht ſo gut widerſtehen kan. Die Nagelſteine und Tuff-Steine ſind zum Bauen nicht untauglich/ weil der Kalch und der Moͤrtel feſt darinn eingreiffen/ und ſie deſto ſtaͤrcker zuſammen halten kan. Wann auch ſonſten von den Steinen kein anderer Nutzen zu hoffen waͤre/ wuͤrden allein die Muͤhl-Steine/ ſo zu Unterhal- tung des menſchlichen Lebens ſo dienſtlich/ genugſames Lob bey der gantzen Welt erwerben/ von deren Guͤte al- lein die Muͤllner zu urtheilen wiſſen/ daß ſie weder zu weich/ noch gar zu hart ſeyen. Es gibt auch ſonſt zum Gebrauch allerley nutzbare Steine/ als Wetz-Stein/ Feuer-Stein/ Kalch-Stein/ Kieſel-Stein/ Alabaſter uñ dergleichen/ daß alſo ein Haus-Vatter/ der ſeines Grunds und Bodens Wiſſenſchafft hat/ wol aus einem oder dem andern ihm einen Nutzen ſchaffen kan. Es gibt auch im Land ob der Enns/ bey S. Veit und andern Orten/ ei- nen Stein/ der ſchwer/ glatt und zart iſt/ auch etwas Ey- ſen bey ſich fuͤhret/ von den gemeinen Leuten wird er Taͤff-Stein genennet/ der laͤſſet ſich klein ſchaben wie Kreiden/ ohn daß er haͤrter iſt/ das Pulver darvon trock- net und heilet alle friſche Schaͤden/ ſonderlich wann man ſich an einem Schienbein verletzt hat/ gantz ſauber und gut. Cap. LXXVI. Von Bergwercken und von der Wuͤnſch-Rut. GOTT hat die Erden nicht allein von auſſen mit Herfuͤrbringung allerley Fruͤchten geſegnet/ ſon- dern auch die unwegſame Felſen/ grauſame Klippen/ ungeheure Gebuͤrge/ die den Menſchen nicht allein unnuͤtz-ſondern auch verhinderlich erſcheinen/ inn- wendig mit allerley Metallen/ Steinen und Mineralien bereichert; und wie wol viel der Meinung ſind/ die Berg- werck-Arbeit ſey eine koſtbare/ wagliche/ ungewiſſe und gefaͤhrliche Muͤhe-Waltung/ die von Wenigen verſtan- den und mit Vortheil gebraucht wird/ weil es ein unbeſtaͤndig und ſorgliches Ding iſt/ wo unfehlbare groſſe Ausgaben/ zweifelhaffte Einnahm und gewiſſer Verluſt zu erwarten/ ohne daß den Berg-Knappen/ durch gifftige/ unterirrdiſche ungeſunde und toͤdliche Daͤmpffe/ auch durch Niederfallung und Einbrechung der Gruben und Fahrten/ groſſe Gefahr und der- gleichen unzehliche wiederwertige Begegniſſen mehr zu foͤrchten/ ſo iſt doch auch hingegen wahr/ daß/ wo das Land ohne diß felſicht/ bergicht und mit Ertz verſehen/ un- zehlbare Exempel ſind derẽ/ die durch das Berckwerck ſich bald und wolbereicherthaben/ daher ſie auch an derglei- chen beſchaffenen Orten mit Luſt und groſſen Vortheil getrieben werden/ wie das Meißniſche/ Tyroliſche/ Saltzburgiſche/ Ungeriſche Gebuͤrge bezeuget. Und obwol Oeſterreich an Gold- und Silber-Gruben Mangel hat/ ſo finden ſich doch in den Gebuͤrgen zwiſchen Oeſterreich und Steyr groſſe Eyſen-Stahel- und Kupffer-Berg- wercke/ die man mit groſſen Nutzen bauet und fortſetzet; die Gebuͤrge/ die nicht gar zu gaͤhe und zu ſpitzig ſind/ ſondern welche ſaͤnfftiglich abhangen und viel Sonnen haben/ werden am meiſten geachtet. Es iſt aber hier zu wiſſen/ daß zwar dieſe Natur-Gaben dem Beſitzer oder Eigenthuͤmern des Grundes/ darinn ſie wachſen/ ſol- len freyeigen zuſtehen/ ſo iſt es doch ſchon vor uhralten Zeiten zu einem Lands-Fuͤrſtlichen Regale gemacht wor- den; alſo daß man von jedem der hohen Obrigkeit/ (nach- dem der Landes-Brauch und die Berg-Ordnungen ein- gerichtet ſind) etwas benanntes und gewiſſes geben muß. An etlichen Orten werden zwar die Bergwercke von der Lands-Fuͤrſtlichen Obrigkeit ſelbſt gebauet und verleget/ weil aber ins gemein/ indem das Ertz nicht uͤberall reich- lich erſcheinet/ groſſer Verlag erfordert wird/ ſo verkuͤn- det da die Lands-Obrigkeit (wie Herꝛ Veit Ludwig von Seckendorff in ſeinem Fuͤrſten-Staat/ parte 3. cap. 3. §. 3. ſagt) durch ein offenes Patent jederman einen freyen Schurffen/ daß nemlich ein jeder Fug und Macht habe/ wo er wolle/ und gedencke/ nach Berg-Arten zu gra- ben und zu ſuchen/ nur daß er ſich vorhero bey denen Bergmeiſtern angebe/ und den Ort/ da er einſchlagen will/ muͤthe und benahme/ ihm ſolchen um eine geringe Gebuͤhr

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/94>, abgerufen am 25.11.2024.