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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Fluß ziehet/ Wasser schöpffen/ und/ wann sie in die Höhe
kommen/ und das Rad sich wieder abwerts neiget/ ihr
geschöpfftes Wasser in eine ziemlich weit ausgehauene
untergelegte Rinnen ausgiessen/ und also/ so viel man
bedarff/ Wasser zuführen. Der Platz/ wo man bleichet/
kan mit zwey oder drey Gräblein/ darinnen auf zwantzig
Schritt/ mehr oder weniger voneinander/ allzeit ein mit
Holtz ausgefütterter Kalter ist/ darein sich das Wasser
sammlet; und daraus man mit Schapffen die Bleich zum
Genügen versehen kan. Die Räder sind also formirt/
daß man sie Winters-Zeit/ oder wann man nicht mehr
bleichet/ mit grossen Ketten von dem Strom aufwerts
ziehen/ und sie also vor der Fäule/ oder in Wassergüssen/
und Eys-Rinnen/ desto länger und beständiger erhal-
ten kan. Gleich dabey ist/ hart innerhalb der Räder/
eine grosse wolgedeckte und verwahrte Hütten/ wie eine
Scheuren/ dardurch die Wasser-Rinnen auf die
Bleich-Statt gerichtet sind; und an dem Wellbaum
[Spaltenumbruch] des Wasser-Rades/ inwendig/ hat es zween Hebarmen/
die man auf die Stampff richten kan/ daß sie solche auf-
heben/ und wieder in ein rund-ausgehauen Loch/ so in
Eychenem Holtz glatt ausgearbeitet ist/ fallen lassen/ da-
bey sie die Leinwath walcken und stampffen können/ daß
sie sich desto eher bleichen lässet. Gleich dabey hats auch
einen grossen/ Manns-tieffen/ viereckichten/ mit Holtz
ausgetäfelten Behalter/ darinn sie die Bleich und andere
Wäsche/ wann ungestümm Wetter ist/ bequem und
wol waschen können. Wer mehr von dergleichen Be-
quemlichkeiten/ vom Schöpff-Werck/ Pompen/ Was-
ser-Künsten/ Druck-Werck/ Kugel-Wercken/ Was-
ser-Sprützen und dergleichen haben will/ der besehe öff-
ters-ernennten Jacobum de Strada, vornemlich aber
Herrn Böcklern in seinem Theatro oder Schau-Platz
der Mechanischen Künsten/ von Mühl- und Wasser-
Wercken.

Cap. LXXIV.
Von Saliter-Hütten und Pulver-Mählen.
[Spaltenumbruch]

DJe Natur hat ihre unterschiedene Gaben und
Geschencke nie einem Grund und Erdreich allein
ertheilet/ darum/ daß durch diese GOttes wun-
dersame Oeconomia erkennet und gepriesen/ auch weil
immer ein Ort/ eine Gegend/ eine Landschafft der
andern bedörfftig/ also die Christliche Lieb und Ei-
nigkeit desto besser fortgepflantzt und unterhalten würde.
Ein Land hat schöne/ ebene/ fruchtbare Korn-Felder/ das
andere Fisch-reiche Flüsse/ Seen und Bäche/ das dritte
grosse und weite Gehöltze/ das vierdte hohe Gebürge/ Fel-
sen und Klippen; damit kan eines dem andern Korn/
Waitz und Früchte/ jenes hinwieder Fische/ Krebsen/
und allerley Kauffmanns-Wahren auf den Strömen
hin und her; dieses allerhand Wildpret und Holtz zum
Gebrauch der Arbeit und des Feuers; jenes aber aller-
hand Steine/ Märbel/ Mineralien und Metallen Wech-
selweise mittheilen/ und heisset/ wie der Poet recht saget:

Heic segetes, illic veniunt felicius uvae,
Arborei foetus alibi, atque injussa virescunt
Gramina.

Ja auch gar an öden/ und/ dem Schein nach/ unfrucht-
baren Orten/ gibt nichts destoweniger die gutthätige
Mutter die Natur/ Sachen herfür/ dadurch sich ein fleis-
siger Wirth samt den Seinen erhalten kan. Bißher
haben wir der trächtigen Wasser-reichen Ort gedacht/
jetzt wollen wir der wüsten und fruchtlosen gedencken/ und
erstlich vom Saliter anfangen/ welcher entweder von
Natur wächst/ oder durch Kunst gezeuget wird. Herr
Harsdörffer im dritten Tomo seiner Philosophischen
und Mathematischen Erquick-Stunden im neundten
Theil/ in der 19. Frage/ berichtet/ wie ein Gewölb zu
machen/ darinnen der Saliter wachse/ nemlich also:
Den Mauer-Kalch/ damit das Gewölb soll gemauret
werden/ muß man bereiten von ungeleschten Kalch/ mit
Regen-Wasser angefeuchtet/ das mit dem Nordwind
gefallen ist/ 3. Theil Kalch/ Schafs-Harn 1. Theil/
Schaf-Mist 3. Theil/ alles wol durcheinander ge-
schlagen/ und mit gemeinem Saltz besprenget/ damit das
Gewölb 2. Stein dick gemauret/ und vier Elen hoch zu-
geschlossen/ so lang mans bauen will. Ober dem Ge-
[Spaltenumbruch] wölbe macht man einen Garten/ von guter Salpeter-
Erden/ den besamet man nach Belieben/ und wann der
Mond im Zunehmen/ besprenget man den Garten mit
vorgesammleten Regen-Wasser/ das mit dem Nordwind
gefallen ist/ wie gesagt/ mit Salpeter-Laugen und
Schafs-Harn vermischet; thut man solches alle 14
Tage/ so wächset der Salpeter in dem Gewölbe/ wie
etliche die Probe gethan. Hactenus ille. Es hatt man-
ches Erdreich solche Eigenschafft/ daß es viel Saliter in
sich führet; und wiewol man vor diesen geglaubt/ das eini-
ge Egypten bringe aus dem Sand des Nili ihr Nitrum
herfür/ so befindet man doch jetzt/ daß er fast allenthalben
zu finden/ er wächset gern in Häusern/ Kellern/ und Stäl-
len/ wo der Grund dürr und trocken ist/ auch an den
Orten/ wo von dem Geflügel/ sonderlich von den Tauben
der Mist hin geworffen/ oder wo viel Harm hinkommt/
nicht daß solches in Saliter sich solle verkehren; sondern
ihre faulende Wärme gibt darzu Ursach/ wie auch in den
Kellern/ die ausdünstenden Geister/ sonderlich des neuen
sehr gierenden Mostes; und wird nicht allein in der Er-
den/ sondern auch in den Wassern/ und theils Brunnen
gefunden. Ja er dissipirt und zertheilt sich gar in die
Lufft/ und schwängert und impraegnirt dieselbe/ also daß
(nach etlicher Meinung) die meisten Meteora davon
entspringen sollen. Wer nun einen Ort hat/ wo er Sali-
ter verhanden zu seyn vermuthet/ und man vorhero den
Grund mit einem wenigen probirt und also befunden
hat/ der nimmt hernach ein Geschirr/ wie ein halb von
einander getheiltes Faß/ das unten eine Pippen zum Ab-
lassen habe/ die muß mit Heu inwendig im Geschirr wol
umlegt seyn/ damit die Erden den Auslauff nicht verhin-
dere; dieses Geschirr nun/ fülle Morgen frühe mit sol-
cher Erden schier voll; gieß darnach so viel Wasser dar-
auf/ als in das Geschirr kommen kan/ laß es also einen
gantzen Tag über stehen/ des Nachts aber eröffne die
vorgemeldte Pippen nur ein wenig/ damit das Wasser
daraus in ein untergesetztes Geschirr gemach und
Tröpffelweise ausfliessen möge; dieser Liquor muß bey
einem Feuer/ in einem kleinen Ofen/ biß auf die Helffte
eingesotten/ und dieser also warm wider in ein anders

Geschirr/

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Fluß ziehet/ Waſſer ſchoͤpffen/ und/ wann ſie in die Hoͤhe
kommen/ und das Rad ſich wieder abwerts neiget/ ihr
geſchoͤpfftes Waſſer in eine ziemlich weit ausgehauene
untergelegte Rinnen ausgieſſen/ und alſo/ ſo viel man
bedarff/ Waſſer zufuͤhren. Der Platz/ wo man bleichet/
kan mit zwey oder drey Graͤblein/ darinnen auf zwantzig
Schritt/ mehr oder weniger voneinander/ allzeit ein mit
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ſam̃let; und daraus man mit Schapffen die Bleich zum
Genuͤgen verſehen kan. Die Raͤder ſind alſo formirt/
daß man ſie Winters-Zeit/ oder wann man nicht mehr
bleichet/ mit groſſen Ketten von dem Strom aufwerts
ziehen/ und ſie alſo vor der Faͤule/ oder in Waſſerguͤſſen/
und Eys-Rinnen/ deſto laͤnger und beſtaͤndiger erhal-
ten kan. Gleich dabey iſt/ hart innerhalb der Raͤder/
eine groſſe wolgedeckte und verwahrte Huͤtten/ wie eine
Scheuren/ dardurch die Waſſer-Rinnen auf die
Bleich-Statt gerichtet ſind; und an dem Wellbaum
[Spaltenumbruch] des Waſſer-Rades/ inwendig/ hat es zween Hebarmen/
die man auf die Stampff richten kan/ daß ſie ſolche auf-
heben/ und wieder in ein rund-ausgehauen Loch/ ſo in
Eychenem Holtz glatt ausgearbeitet iſt/ fallen laſſen/ da-
bey ſie die Leinwath walcken und ſtampffen koͤnnen/ daß
ſie ſich deſto eher bleichen laͤſſet. Gleich dabey hats auch
einen groſſen/ Manns-tieffen/ viereckichten/ mit Holtz
ausgetaͤfelten Behalter/ darinn ſie die Bleich und andere
Waͤſche/ wann ungeſtuͤmm Wetter iſt/ bequem und
wol waſchen koͤnnen. Wer mehr von dergleichen Be-
quemlichkeiten/ vom Schoͤpff-Werck/ Pompen/ Waſ-
ſer-Kuͤnſten/ Druck-Werck/ Kugel-Wercken/ Waſ-
ſer-Spruͤtzen und dergleichen haben will/ der beſehe oͤff-
ters-ernennten Jacobum de Strada, vornemlich aber
Herrn Boͤcklern in ſeinem Theatro oder Schau-Platz
der Mechaniſchen Kuͤnſten/ von Muͤhl- und Waſſer-
Wercken.

Cap. LXXIV.
Von Saliter-Huͤtten und Pulver-Maͤhlen.
[Spaltenumbruch]

DJe Natur hat ihre unterſchiedene Gaben und
Geſchencke nie einem Grund und Erdreich allein
ertheilet/ darum/ daß durch dieſe GOttes wun-
derſame Oeconomia erkennet und geprieſen/ auch weil
immer ein Ort/ eine Gegend/ eine Landſchafft der
andern bedoͤrfftig/ alſo die Chriſtliche Lieb und Ei-
nigkeit deſto beſſer fortgepflantzt und unterhalten wuͤrde.
Ein Land hat ſchoͤne/ ebene/ fruchtbare Korn-Felder/ das
andere Fiſch-reiche Fluͤſſe/ Seen und Baͤche/ das dritte
groſſe und weite Gehoͤltze/ das vierdte hohe Gebuͤrge/ Fel-
ſen und Klippen; damit kan eines dem andern Korn/
Waitz und Fruͤchte/ jenes hinwieder Fiſche/ Krebſen/
und allerley Kauffmanns-Wahren auf den Stroͤmen
hin und her; dieſes allerhand Wildpret und Holtz zum
Gebrauch der Arbeit und des Feuers; jenes aber aller-
hand Steine/ Maͤrbel/ Mineralien und Metallen Wech-
ſelweiſe mittheilen/ und heiſſet/ wie der Poet recht ſaget:

Hîc ſegetes, illic veniunt felicius uvæ,
Arborei fœtus alibi, atquè injuſſa virescunt
Gramina.

Ja auch gar an oͤden/ und/ dem Schein nach/ unfrucht-
baren Orten/ gibt nichts deſtoweniger die gutthaͤtige
Mutter die Natur/ Sachen herfuͤr/ dadurch ſich ein fleiſ-
ſiger Wirth ſamt den Seinen erhalten kan. Bißher
haben wir der traͤchtigen Waſſer-reichen Ort gedacht/
jetzt wollen wir der wuͤſten und fruchtloſen gedencken/ und
erſtlich vom Saliter anfangen/ welcher entweder von
Natur waͤchſt/ oder durch Kunſt gezeuget wird. Herr
Harsdoͤrffer im dritten Tomo ſeiner Philoſophiſchen
und Mathematiſchen Erquick-Stunden im neundten
Theil/ in der 19. Frage/ berichtet/ wie ein Gewoͤlb zu
machen/ darinnen der Saliter wachſe/ nemlich alſo:
Den Mauer-Kalch/ damit das Gewoͤlb ſoll gemauret
werden/ muß man bereiten von ungeleſchten Kalch/ mit
Regen-Waſſer angefeuchtet/ das mit dem Nordwind
gefallen iſt/ 3. Theil Kalch/ Schafs-Harn 1. Theil/
Schaf-Miſt 3. Theil/ alles wol durcheinander ge-
ſchlagen/ und mit gemeinem Saltz beſprenget/ damit das
Gewoͤlb 2. Stein dick gemauret/ und vier Elen hoch zu-
geſchloſſen/ ſo lang mans bauen will. Ober dem Ge-
[Spaltenumbruch] woͤlbe macht man einen Garten/ von guter Salpeter-
Erden/ den beſamet man nach Belieben/ und wann der
Mond im Zunehmen/ beſprenget man den Garten mit
vorgeſam̃leten Regen-Waſſer/ das mit dem Nordwind
gefallen iſt/ wie geſagt/ mit Salpeter-Laugen und
Schafs-Harn vermiſchet; thut man ſolches alle 14
Tage/ ſo waͤchſet der Salpeter in dem Gewoͤlbe/ wie
etliche die Probe gethan. Hactenus ille. Es hatt man-
ches Erdreich ſolche Eigenſchafft/ daß es viel Saliter in
ſich fuͤhret; und wiewol man vor dieſen geglaubt/ das eini-
ge Egypten bringe aus dem Sand des Nili ihr Nitrum
herfuͤr/ ſo befindet man doch jetzt/ daß er faſt allenthalben
zu finden/ er waͤchſet gern in Haͤuſern/ Kellern/ und Staͤl-
len/ wo der Grund duͤrr und trocken iſt/ auch an den
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der Miſt hin geworffen/ oder wo viel Harm hinkommt/
nicht daß ſolches in Saliter ſich ſolle verkehren; ſondern
ihre faulende Waͤrme gibt darzu Urſach/ wie auch in den
Kellern/ die ausduͤnſtenden Geiſter/ ſonderlich des neuen
ſehr gierenden Moſtes; und wird nicht allein in der Er-
den/ ſondern auch in den Waſſern/ und theils Brunnen
gefunden. Ja er diſſipirt und zertheilt ſich gar in die
Lufft/ und ſchwaͤngert und imprægnirt dieſelbe/ alſo daß
(nach etlicher Meinung) die meiſten Meteora davon
entſpringen ſollen. Wer nun einen Ort hat/ wo er Sali-
ter verhanden zu ſeyn vermuthet/ und man vorhero den
Grund mit einem wenigen probirt und alſo befunden
hat/ der nimmt hernach ein Geſchirr/ wie ein halb von
einander getheiltes Faß/ das unten eine Pippen zum Ab-
laſſen habe/ die muß mit Heu inwendig im Geſchirr wol
umlegt ſeyn/ damit die Erden den Auslauff nicht verhin-
dere; dieſes Geſchirr nun/ fuͤlle Morgen fruͤhe mit ſol-
cher Erden ſchier voll; gieß darnach ſo viel Waſſer dar-
auf/ als in das Geſchirr kommen kan/ laß es alſo einen
gantzen Tag uͤber ſtehen/ des Nachts aber eroͤffne die
vorgemeldte Pippen nur ein wenig/ damit das Waſſer
daraus in ein untergeſetztes Geſchirr gemach und
Troͤpffelweiſe ausflieſſen moͤge; dieſer Liquor muß bey
einem Feuer/ in einem kleinen Ofen/ biß auf die Helffte
eingeſotten/ und dieſer alſo warm wider in ein anders

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[74/0092] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Fluß ziehet/ Waſſer ſchoͤpffen/ und/ wann ſie in die Hoͤhe kommen/ und das Rad ſich wieder abwerts neiget/ ihr geſchoͤpfftes Waſſer in eine ziemlich weit ausgehauene untergelegte Rinnen ausgieſſen/ und alſo/ ſo viel man bedarff/ Waſſer zufuͤhren. Der Platz/ wo man bleichet/ kan mit zwey oder drey Graͤblein/ darinnen auf zwantzig Schritt/ mehr oder weniger voneinander/ allzeit ein mit Holtz ausgefuͤtterter Kalter iſt/ darein ſich das Waſſer ſam̃let; und daraus man mit Schapffen die Bleich zum Genuͤgen verſehen kan. Die Raͤder ſind alſo formirt/ daß man ſie Winters-Zeit/ oder wann man nicht mehr bleichet/ mit groſſen Ketten von dem Strom aufwerts ziehen/ und ſie alſo vor der Faͤule/ oder in Waſſerguͤſſen/ und Eys-Rinnen/ deſto laͤnger und beſtaͤndiger erhal- ten kan. Gleich dabey iſt/ hart innerhalb der Raͤder/ eine groſſe wolgedeckte und verwahrte Huͤtten/ wie eine Scheuren/ dardurch die Waſſer-Rinnen auf die Bleich-Statt gerichtet ſind; und an dem Wellbaum des Waſſer-Rades/ inwendig/ hat es zween Hebarmen/ die man auf die Stampff richten kan/ daß ſie ſolche auf- heben/ und wieder in ein rund-ausgehauen Loch/ ſo in Eychenem Holtz glatt ausgearbeitet iſt/ fallen laſſen/ da- bey ſie die Leinwath walcken und ſtampffen koͤnnen/ daß ſie ſich deſto eher bleichen laͤſſet. Gleich dabey hats auch einen groſſen/ Manns-tieffen/ viereckichten/ mit Holtz ausgetaͤfelten Behalter/ darinn ſie die Bleich und andere Waͤſche/ wann ungeſtuͤmm Wetter iſt/ bequem und wol waſchen koͤnnen. Wer mehr von dergleichen Be- quemlichkeiten/ vom Schoͤpff-Werck/ Pompen/ Waſ- ſer-Kuͤnſten/ Druck-Werck/ Kugel-Wercken/ Waſ- ſer-Spruͤtzen und dergleichen haben will/ der beſehe oͤff- ters-ernennten Jacobum de Strada, vornemlich aber Herrn Boͤcklern in ſeinem Theatro oder Schau-Platz der Mechaniſchen Kuͤnſten/ von Muͤhl- und Waſſer- Wercken. Cap. LXXIV. Von Saliter-Huͤtten und Pulver-Maͤhlen. DJe Natur hat ihre unterſchiedene Gaben und Geſchencke nie einem Grund und Erdreich allein ertheilet/ darum/ daß durch dieſe GOttes wun- derſame Oeconomia erkennet und geprieſen/ auch weil immer ein Ort/ eine Gegend/ eine Landſchafft der andern bedoͤrfftig/ alſo die Chriſtliche Lieb und Ei- nigkeit deſto beſſer fortgepflantzt und unterhalten wuͤrde. Ein Land hat ſchoͤne/ ebene/ fruchtbare Korn-Felder/ das andere Fiſch-reiche Fluͤſſe/ Seen und Baͤche/ das dritte groſſe und weite Gehoͤltze/ das vierdte hohe Gebuͤrge/ Fel- ſen und Klippen; damit kan eines dem andern Korn/ Waitz und Fruͤchte/ jenes hinwieder Fiſche/ Krebſen/ und allerley Kauffmanns-Wahren auf den Stroͤmen hin und her; dieſes allerhand Wildpret und Holtz zum Gebrauch der Arbeit und des Feuers; jenes aber aller- hand Steine/ Maͤrbel/ Mineralien und Metallen Wech- ſelweiſe mittheilen/ und heiſſet/ wie der Poet recht ſaget: Hîc ſegetes, illic veniunt felicius uvæ, Arborei fœtus alibi, atquè injuſſa virescunt Gramina. Ja auch gar an oͤden/ und/ dem Schein nach/ unfrucht- baren Orten/ gibt nichts deſtoweniger die gutthaͤtige Mutter die Natur/ Sachen herfuͤr/ dadurch ſich ein fleiſ- ſiger Wirth ſamt den Seinen erhalten kan. Bißher haben wir der traͤchtigen Waſſer-reichen Ort gedacht/ jetzt wollen wir der wuͤſten und fruchtloſen gedencken/ und erſtlich vom Saliter anfangen/ welcher entweder von Natur waͤchſt/ oder durch Kunſt gezeuget wird. Herr Harsdoͤrffer im dritten Tomo ſeiner Philoſophiſchen und Mathematiſchen Erquick-Stunden im neundten Theil/ in der 19. Frage/ berichtet/ wie ein Gewoͤlb zu machen/ darinnen der Saliter wachſe/ nemlich alſo: Den Mauer-Kalch/ damit das Gewoͤlb ſoll gemauret werden/ muß man bereiten von ungeleſchten Kalch/ mit Regen-Waſſer angefeuchtet/ das mit dem Nordwind gefallen iſt/ 3. Theil Kalch/ Schafs-Harn 1. Theil/ Schaf-Miſt 3. Theil/ alles wol durcheinander ge- ſchlagen/ und mit gemeinem Saltz beſprenget/ damit das Gewoͤlb 2. Stein dick gemauret/ und vier Elen hoch zu- geſchloſſen/ ſo lang mans bauen will. Ober dem Ge- woͤlbe macht man einen Garten/ von guter Salpeter- Erden/ den beſamet man nach Belieben/ und wann der Mond im Zunehmen/ beſprenget man den Garten mit vorgeſam̃leten Regen-Waſſer/ das mit dem Nordwind gefallen iſt/ wie geſagt/ mit Salpeter-Laugen und Schafs-Harn vermiſchet; thut man ſolches alle 14 Tage/ ſo waͤchſet der Salpeter in dem Gewoͤlbe/ wie etliche die Probe gethan. Hactenus ille. Es hatt man- ches Erdreich ſolche Eigenſchafft/ daß es viel Saliter in ſich fuͤhret; und wiewol man vor dieſen geglaubt/ das eini- ge Egypten bringe aus dem Sand des Nili ihr Nitrum herfuͤr/ ſo befindet man doch jetzt/ daß er faſt allenthalben zu finden/ er waͤchſet gern in Haͤuſern/ Kellern/ und Staͤl- len/ wo der Grund duͤrr und trocken iſt/ auch an den Orten/ wo von dem Gefluͤgel/ ſonderlich von den Tauben der Miſt hin geworffen/ oder wo viel Harm hinkommt/ nicht daß ſolches in Saliter ſich ſolle verkehren; ſondern ihre faulende Waͤrme gibt darzu Urſach/ wie auch in den Kellern/ die ausduͤnſtenden Geiſter/ ſonderlich des neuen ſehr gierenden Moſtes; und wird nicht allein in der Er- den/ ſondern auch in den Waſſern/ und theils Brunnen gefunden. Ja er diſſipirt und zertheilt ſich gar in die Lufft/ und ſchwaͤngert und imprægnirt dieſelbe/ alſo daß (nach etlicher Meinung) die meiſten Meteora davon entſpringen ſollen. Wer nun einen Ort hat/ wo er Sali- ter verhanden zu ſeyn vermuthet/ und man vorhero den Grund mit einem wenigen probirt und alſo befunden hat/ der nimmt hernach ein Geſchirr/ wie ein halb von einander getheiltes Faß/ das unten eine Pippen zum Ab- laſſen habe/ die muß mit Heu inwendig im Geſchirr wol umlegt ſeyn/ damit die Erden den Auslauff nicht verhin- dere; dieſes Geſchirr nun/ fuͤlle Morgen fruͤhe mit ſol- cher Erden ſchier voll; gieß darnach ſo viel Waſſer dar- auf/ als in das Geſchirr kommen kan/ laß es alſo einen gantzen Tag uͤber ſtehen/ des Nachts aber eroͤffne die vorgemeldte Pippen nur ein wenig/ damit das Waſſer daraus in ein untergeſetztes Geſchirr gemach und Troͤpffelweiſe ausflieſſen moͤge; dieſer Liquor muß bey einem Feuer/ in einem kleinen Ofen/ biß auf die Helffte eingeſotten/ und dieſer alſo warm wider in ein anders Geſchirr/

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/92>, abgerufen am 25.11.2024.