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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Erstes Buch/ Land-Gut.
[Spaltenumbruch] Gebäue der gelehrte Stephanus Ulnandus Pighius in
seinem Hercule Prodicio, von des jungen Printzen Ca-
roli Friderici
Hertzogen zu Jülich etc. Reisen/ artlich be-
schreibet/ und sie nennet Magnae Industriae & ingeniosae
Inventionis officinas, nullo manuum auxilio, sed a-
quarum lapsu & versatilium Rotarum labore conti-
nuo, nocte dieque, ad nutum unius hominis operan-
tes.
Wie dann dieser löblichen Stadt künstliche und
nützliche Wasser-Gebäue/ so sie im untern und obern
Wehrt daselbst haben/ ein schönes und löbliches Modell
geben können allen den jenigen/ die dergleichen Wercke
gut und wolbestellt verfertigen wollen. Wahr ist es
zwar/ daß ein grosser Unkosten darauf gehet/ den ungestüm-
men Eingriffen und Anstürmungen der reissenden Do-
nau zu wiederstehen und vor zu bauen: so übertrifft doch der
Nutzen solche sehr weit/ also daß ein löblicher Stadt-
Cämmerer und Rath/ mit diesen und andern schön und
artich eingerichteten Wirthschafften/ ob sie schon sonst
keine Landschafft besitzen/ nicht allein ihr genugsames
Einkommen und nothwendige Außgaben bestreiten; son-
dern auch in dem währendem grossen Krieg/ ihren Credit
mehr als kein andere Reichs-Stadt salvirt und erhal-
ten haben/ so ihnen zu sonderbaren Ruhm nachzusagen/
und zu wünschen ist/ daß sie Gott noch ferner in ihrer
guten Ordnung und Wolstand gnädig erhalten wolle.
Jn Oesterreich werden die meisten Mühlen an den mit-
telmässigen Flüssen und Bächen gebauet/ da denn der
Einlaß/ bey allzugrossem Wasser/ mit einem Fürsatz kan
verstopfft/ und das Wasser anderwerts in seinen ordi-
nari
Nebenlauff fortgetrieben werden; hingegen ist es
klein/ kan man den völligen Fluß auf die Räder einlassen.
Und diese Mühlen sind meistestheils unterschlächtig; was
aber auf kleinen Bächen ist/ wird darum oberschlächtig
[Spaltenumbruch] genennet/ weil das Wasser durch eine höher-aufgeführte
Rinnen auf das tieffer-gelegte Rad/ von oben her getrie-
ben wird/ und je grösser dieses Rad ist/ je mit einem we-
nigern Wasser (wanns nur einmahl in den Schwung
kommt) kan man mahlen; die unterschlächtigen Mühlen
aber/ stehen auf grössern Flüssen/ und sind weit erträgli-
cher/ kan man auch 3. 4. 6. und mehr Gänge haben und zu-
gleich brauchen/ welches am Gewinn nicht wenig einträgt.
Doch dörffen sie auch einen grossen Vorrath/ und muß
man allzeit/ mit guten Holtz/ Mühlsteinen und andern
darzu nothwendigen Materialien gefast seyn/ damit/ wann
etwas bricht/ man solches bald wieder ersetzen könne. Es
ist auch fast nicht möglich/ daß durch die unaufhörliche
Bewegung/ die offt Tag und Nacht währet/ nicht sollte
nach und nach eines und das andere sich abnutzen und in
Abbau kommen/ so täglich wieder auszubessern/ zu
flicken/ oder wol gar zu verneuren; daher man stets
einen offenen Beutel haben muß. An vielen Orten
sind die Müllner befreyet/ daß sie auch den Sonntag
durch/ arbeiten dörffen/ weil wir auch am Sonntag des
Brods nicht entbähren mögen. l. publicas. 5. §. Pisto-
riis c. de feriis
und in Jure Canonico in cap. 3. extr.
eod. ne scilicet occasione momenti, pereat Com-
moditas coelesti provisione concessa, & Constantinus
rescripsit in l. omnes 3. cap. eod.
so hat doch nicht un-
billich Käyser Leo solches Novel. 54. wieder abgestellt und
verbotten: Welches auch noch also an vielen Orten
gehalten/ und sonderlich durch die in Oesterreich ge-
machten und publicirten Mühl-Ordnungen bestättigt
wird. Was aber diese Müller-Ordnungen/ auch das
Mahlen/ und andere Sachen/ so darzu gehörig/ be-
trifft/ wird davon im siebenden Buch mehr Nachricht
erfolgen.

Cap. LXIX.
Von allerhand Arten der Mühlen.
[Spaltenumbruch]

WO etwan/ wie an etlichen Orten im March-Feld
im Viertel unter Mainhards-Berg/ wenig Bä-
che und Flüsse zu finden/ daß man bey heissen trock-
nen Jahren mit den Wassermühlen hart fortkommen
kan/ ist einem Haus-Vatter nicht übel gedient/ wann er sich
auf solchen Fall um andere Mittel bewirbt/ diesem Un-
rath fürzukommen/ wann er sich um etliche Hand-Müh-
len bewirbt/ wie in allen vornehmen Haupt-Vestungen
darum üblich ist/ wo sie schon Wasser-Flüsse und Müh-
len haben; in feindlichen Belagerungen/ entweder das
Wasser abgegraben/ oder das Mühlwerck/ durch Stuck
und Feuer-einwerffen verwüstet und untüchtig gemacht/
und also ihr Malter gehemmet wird/ man nichts desto
weniger so wol in den Zeug-Häusern/ als auch in den
bürgerlichen Wohnungen hin und wider solche Hand-
Mühlen habe/ deren man/ imfall der Noth/ sich nützlich
bedienen möge/ weilen sie theils nur durch eine/ theils a-
ber durch zwo Personen regiert werden können/ und man
doch in weniger Zeit zimlich viel Früchte mahlen und
haben kan; diese werden nun auf unterschiedene Arten
zugerichtet mit Schwung-Rädern/ Schwengeln/ Zieh-
armen/ Wellbäumen/ Stirn-Rädern/ mit Kästen/ Stei-
nen/ Beuteln und andern Mühl-Nothdurfften versehen.
Dergleichen Hand-mühlen hat man nicht allein zum
Mehl/ sondern auch Pulver zu stampffen auf vornehmen
[Spaltenumbruch] Festungen/ auch zu Mahlung der Wein-Trüsen/ daraus
die Kupffer-Drucker-Schwärtze gemacht wird. Es
sind auch etliche/ welche dergleichen Hand-Mühlen aus
Messing oder Eysen/ grösser und kleiner/ nach Belieben
formirt, da dann die Experienz einer jeden Art Güte
mehr oder weniger/ durch den täglichen Gebrauch/ und
stäte Ubung/ erklären/ und was das dienlichste und
beste sey/ zeigen wird. Es werden auch wol an etlichen
Hand-Mühlen die Schwung-Räder mit 3. anhangen-
den Gewicht-Steinen/ zu besserer Forthelffung des Um-
treibens/ vernünfftig versehen. Wo man grössere Wercke
haben will/ richtet man Trett-Mühlen an/ da durch ein
grosses gehengtes/ oder flechliegendes Trett-Rad/ durch 2.
Personen/ das gantze Werck beweget wird; es müssen
aber die Trett-Räder nicht zu klein/ sondern mit ziemlich
weiten Einfang formirt seyn; denn je kleiner sie sind/ je
beschwerlicher und je grösser sie sind/ je hurtiger die Be-
wegung beschleunigt wird. Nicht weniger werden auch
dergleichen Trett-Mühlen verfertigt/ welche die Pferde/
ja wol auch die Ochsen ziehen müssen/ doch auch auf un-
terschiedlichen Formen; als daß man das Horizontal lie-
gende grosse Rad durch eine Stange/ daran das Pferd
angespannt wird/ herum treibe und dardurch das gantze
Mühl-Werck bewege/ dem auch durch ein an der Hebel
angehengtes Gegengewicht geholffen wird. Wo es die

Gelegen-
H iij

Erſtes Buch/ Land-Gut.
[Spaltenumbruch] Gebaͤue der gelehrte Stephanus Ulnandus Pighius in
ſeinem Hercule Prodicio, von des jungen Printzen Ca-
roli Friderici
Hertzogen zu Juͤlich ꝛc. Reiſen/ artlich be-
ſchreibet/ und ſie nennet Magnæ Induſtriæ & ingenioſæ
Inventionis officinas, nullo manuum auxilio, ſed a-
quarum lapſu & verſatilium Rotarum labore conti-
nuo, nocte diequè, ad nutum unius hominis operan-
tes.
Wie dann dieſer loͤblichen Stadt kuͤnſtliche und
nuͤtzliche Waſſer-Gebaͤue/ ſo ſie im untern und obern
Wehrt daſelbſt haben/ ein ſchoͤnes und loͤbliches Modell
geben koͤnnen allen den jenigen/ die dergleichen Wercke
gut und wolbeſtellt verfertigen wollen. Wahr iſt es
zwar/ daß ein groſſer Unkoſten darauf gehet/ den ungeſtuͤm-
men Eingriffen und Anſtuͤrmungen der reiſſenden Do-
nau zu wiederſtehen und vor zu bauen: ſo uͤbertrifft doch der
Nutzen ſolche ſehr weit/ alſo daß ein loͤblicher Stadt-
Caͤmmerer und Rath/ mit dieſen und andern ſchoͤn und
artich eingerichteten Wirthſchafften/ ob ſie ſchon ſonſt
keine Landſchafft beſitzen/ nicht allein ihr genugſames
Einkommen und nothwendige Außgaben beſtreiten; ſon-
dern auch in dem waͤhrendem groſſen Krieg/ ihren Credit
mehr als kein andere Reichs-Stadt ſalvirt und erhal-
ten haben/ ſo ihnen zu ſonderbaren Ruhm nachzuſagen/
und zu wuͤnſchen iſt/ daß ſie Gott noch ferner in ihrer
guten Ordnung und Wolſtand gnaͤdig erhalten wolle.
Jn Oeſterreich werden die meiſten Muͤhlen an den mit-
telmaͤſſigen Fluͤſſen und Baͤchen gebauet/ da denn der
Einlaß/ bey allzugroſſem Waſſer/ mit einem Fuͤrſatz kan
verſtopfft/ und das Waſſer anderwerts in ſeinen ordi-
nari
Nebenlauff fortgetrieben werden; hingegen iſt es
klein/ kan man den voͤlligen Fluß auf die Raͤder einlaſſen.
Und dieſe Muͤhlen ſind meiſtestheils unterſchlaͤchtig; was
aber auf kleinen Baͤchen iſt/ wird darum oberſchlaͤchtig
[Spaltenumbruch] genennet/ weil das Waſſer durch eine hoͤher-aufgefuͤhrte
Rinnen auf das tieffer-gelegte Rad/ von oben her getrie-
ben wird/ und je groͤſſer dieſes Rad iſt/ je mit einem we-
nigern Waſſer (wanns nur einmahl in den Schwung
kommt) kan man mahlen; die unterſchlaͤchtigen Muͤhlen
aber/ ſtehen auf groͤſſern Fluͤſſen/ und ſind weit ertraͤgli-
cher/ kan man auch 3. 4. 6. und mehr Gaͤnge haben und zu-
gleich brauchen/ welches am Gewinn nicht wenig eintraͤgt.
Doch doͤrffen ſie auch einen groſſen Vorrath/ und muß
man allzeit/ mit guten Holtz/ Muͤhlſteinen und andern
darzu nothwendigen Materialien gefaſt ſeyn/ damit/ wann
etwas bricht/ man ſolches bald wieder erſetzen koͤnne. Es
iſt auch faſt nicht moͤglich/ daß durch die unaufhoͤrliche
Bewegung/ die offt Tag und Nacht waͤhret/ nicht ſollte
nach und nach eines und das andere ſich abnutzen und in
Abbau kommen/ ſo taͤglich wieder auszubeſſern/ zu
flicken/ oder wol gar zu verneuren; daher man ſtets
einen offenen Beutel haben muß. An vielen Orten
ſind die Muͤllner befreyet/ daß ſie auch den Sonntag
durch/ arbeiten doͤrffen/ weil wir auch am Sonntag des
Brods nicht entbaͤhren moͤgen. l. publicas. 5. §. Piſto-
riis c. de feriis
und in Jure Canonico in cap. 3. extr.
eod. ne ſcilicet occaſione momenti, pereat Com-
moditas cœleſti proviſione conceſſa, & Conſtantinus
reſcripſit in l. omnes 3. cap. eod.
ſo hat doch nicht un-
billich Kaͤyſer Leo ſolches Novel. 54. wieder abgeſtellt und
verbotten: Welches auch noch alſo an vielen Orten
gehalten/ und ſonderlich durch die in Oeſterreich ge-
machten und publicirten Muͤhl-Ordnungen beſtaͤttigt
wird. Was aber dieſe Muͤller-Ordnungen/ auch das
Mahlen/ und andere Sachen/ ſo darzu gehoͤrig/ be-
trifft/ wird davon im ſiebenden Buch mehr Nachricht
erfolgen.

Cap. LXIX.
Von allerhand Arten der Muͤhlen.
[Spaltenumbruch]

WO etwan/ wie an etlichen Orten im March-Feld
im Viertel unter Mainhards-Berg/ wenig Baͤ-
che uñ Fluͤſſe zu finden/ daß man bey heiſſen trock-
nen Jahren mit den Waſſermuͤhlen hart fortkommen
kan/ iſt einem Haus-Vatter nicht uͤbel gedient/ wañ er ſich
auf ſolchen Fall um andere Mittel bewirbt/ dieſem Un-
rath fuͤrzukommen/ wann er ſich um etliche Hand-Muͤh-
len bewirbt/ wie in allen vornehmen Haupt-Veſtungen
darum uͤblich iſt/ wo ſie ſchon Waſſer-Fluͤſſe und Muͤh-
len haben; in feindlichen Belagerungen/ entweder das
Waſſer abgegraben/ oder das Muͤhlwerck/ durch Stuck
und Feuer-einwerffen verwuͤſtet und untuͤchtig gemacht/
und alſo ihr Malter gehemmet wird/ man nichts deſto
weniger ſo wol in den Zeug-Haͤuſern/ als auch in den
buͤrgerlichen Wohnungen hin und wider ſolche Hand-
Muͤhlen habe/ deren man/ imfall der Noth/ ſich nuͤtzlich
bedienen moͤge/ weilen ſie theils nur durch eine/ theils a-
ber durch zwo Perſonen regiert werden koͤnnen/ und man
doch in weniger Zeit zimlich viel Fruͤchte mahlen und
haben kan; dieſe werden nun auf unterſchiedene Arten
zugerichtet mit Schwung-Raͤdern/ Schwengeln/ Zieh-
armen/ Wellbaͤumen/ Stirn-Raͤdern/ mit Kaͤſten/ Stei-
nen/ Beuteln und andern Muͤhl-Nothdurfften verſehen.
Dergleichen Hand-muͤhlen hat man nicht allein zum
Mehl/ ſondern auch Pulver zu ſtampffen auf vornehmen
[Spaltenumbruch] Feſtungen/ auch zu Mahlung der Wein-Truͤſen/ daraus
die Kupffer-Drucker-Schwaͤrtze gemacht wird. Es
ſind auch etliche/ welche dergleichen Hand-Muͤhlen aus
Meſſing oder Eyſen/ groͤſſer und kleiner/ nach Belieben
formirt, da dann die Experienz einer jeden Art Guͤte
mehr oder weniger/ durch den taͤglichen Gebrauch/ und
ſtaͤte Ubung/ erklaͤren/ und was das dienlichſte und
beſte ſey/ zeigen wird. Es werden auch wol an etlichen
Hand-Muͤhlen die Schwung-Raͤder mit 3. anhangen-
den Gewicht-Steinen/ zu beſſerer Forthelffung des Um-
treibens/ vernuͤnfftig verſehen. Wo man groͤſſere Wercke
haben will/ richtet man Trett-Muͤhlen an/ da durch ein
groſſes gehengtes/ oder flechliegendes Trett-Rad/ durch 2.
Perſonen/ das gantze Werck beweget wird; es muͤſſen
aber die Trett-Raͤder nicht zu klein/ ſondern mit ziemlich
weiten Einfang formirt ſeyn; denn je kleiner ſie ſind/ je
beſchwerlicher und je groͤſſer ſie ſind/ je hurtiger die Be-
wegung beſchleunigt wird. Nicht weniger werden auch
dergleichen Trett-Muͤhlen verfertigt/ welche die Pferde/
ja wol auch die Ochſen ziehen muͤſſen/ doch auch auf un-
terſchiedlichen Formen; als daß man das Horizontal lie-
gende groſſe Rad durch eine Stange/ daran das Pferd
angeſpannt wird/ herum treibe und dardurch das gantze
Muͤhl-Werck bewege/ dem auch durch ein an der Hebel
angehengtes Gegengewicht geholffen wird. Wo es die

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[69/0087] Erſtes Buch/ Land-Gut. Gebaͤue der gelehrte Stephanus Ulnandus Pighius in ſeinem Hercule Prodicio, von des jungen Printzen Ca- roli Friderici Hertzogen zu Juͤlich ꝛc. Reiſen/ artlich be- ſchreibet/ und ſie nennet Magnæ Induſtriæ & ingenioſæ Inventionis officinas, nullo manuum auxilio, ſed a- quarum lapſu & verſatilium Rotarum labore conti- nuo, nocte diequè, ad nutum unius hominis operan- tes. Wie dann dieſer loͤblichen Stadt kuͤnſtliche und nuͤtzliche Waſſer-Gebaͤue/ ſo ſie im untern und obern Wehrt daſelbſt haben/ ein ſchoͤnes und loͤbliches Modell geben koͤnnen allen den jenigen/ die dergleichen Wercke gut und wolbeſtellt verfertigen wollen. Wahr iſt es zwar/ daß ein groſſer Unkoſten darauf gehet/ den ungeſtuͤm- men Eingriffen und Anſtuͤrmungen der reiſſenden Do- nau zu wiederſtehen und vor zu bauen: ſo uͤbertrifft doch der Nutzen ſolche ſehr weit/ alſo daß ein loͤblicher Stadt- Caͤmmerer und Rath/ mit dieſen und andern ſchoͤn und artich eingerichteten Wirthſchafften/ ob ſie ſchon ſonſt keine Landſchafft beſitzen/ nicht allein ihr genugſames Einkommen und nothwendige Außgaben beſtreiten; ſon- dern auch in dem waͤhrendem groſſen Krieg/ ihren Credit mehr als kein andere Reichs-Stadt ſalvirt und erhal- ten haben/ ſo ihnen zu ſonderbaren Ruhm nachzuſagen/ und zu wuͤnſchen iſt/ daß ſie Gott noch ferner in ihrer guten Ordnung und Wolſtand gnaͤdig erhalten wolle. Jn Oeſterreich werden die meiſten Muͤhlen an den mit- telmaͤſſigen Fluͤſſen und Baͤchen gebauet/ da denn der Einlaß/ bey allzugroſſem Waſſer/ mit einem Fuͤrſatz kan verſtopfft/ und das Waſſer anderwerts in ſeinen ordi- nari Nebenlauff fortgetrieben werden; hingegen iſt es klein/ kan man den voͤlligen Fluß auf die Raͤder einlaſſen. Und dieſe Muͤhlen ſind meiſtestheils unterſchlaͤchtig; was aber auf kleinen Baͤchen iſt/ wird darum oberſchlaͤchtig genennet/ weil das Waſſer durch eine hoͤher-aufgefuͤhrte Rinnen auf das tieffer-gelegte Rad/ von oben her getrie- ben wird/ und je groͤſſer dieſes Rad iſt/ je mit einem we- nigern Waſſer (wanns nur einmahl in den Schwung kommt) kan man mahlen; die unterſchlaͤchtigen Muͤhlen aber/ ſtehen auf groͤſſern Fluͤſſen/ und ſind weit ertraͤgli- cher/ kan man auch 3. 4. 6. und mehr Gaͤnge haben und zu- gleich brauchen/ welches am Gewinn nicht wenig eintraͤgt. Doch doͤrffen ſie auch einen groſſen Vorrath/ und muß man allzeit/ mit guten Holtz/ Muͤhlſteinen und andern darzu nothwendigen Materialien gefaſt ſeyn/ damit/ wann etwas bricht/ man ſolches bald wieder erſetzen koͤnne. Es iſt auch faſt nicht moͤglich/ daß durch die unaufhoͤrliche Bewegung/ die offt Tag und Nacht waͤhret/ nicht ſollte nach und nach eines und das andere ſich abnutzen und in Abbau kommen/ ſo taͤglich wieder auszubeſſern/ zu flicken/ oder wol gar zu verneuren; daher man ſtets einen offenen Beutel haben muß. An vielen Orten ſind die Muͤllner befreyet/ daß ſie auch den Sonntag durch/ arbeiten doͤrffen/ weil wir auch am Sonntag des Brods nicht entbaͤhren moͤgen. l. publicas. 5. §. Piſto- riis c. de feriis und in Jure Canonico in cap. 3. extr. eod. ne ſcilicet occaſione momenti, pereat Com- moditas cœleſti proviſione conceſſa, & Conſtantinus reſcripſit in l. omnes 3. cap. eod. ſo hat doch nicht un- billich Kaͤyſer Leo ſolches Novel. 54. wieder abgeſtellt und verbotten: Welches auch noch alſo an vielen Orten gehalten/ und ſonderlich durch die in Oeſterreich ge- machten und publicirten Muͤhl-Ordnungen beſtaͤttigt wird. Was aber dieſe Muͤller-Ordnungen/ auch das Mahlen/ und andere Sachen/ ſo darzu gehoͤrig/ be- trifft/ wird davon im ſiebenden Buch mehr Nachricht erfolgen. Cap. LXIX. Von allerhand Arten der Muͤhlen. WO etwan/ wie an etlichen Orten im March-Feld im Viertel unter Mainhards-Berg/ wenig Baͤ- che uñ Fluͤſſe zu finden/ daß man bey heiſſen trock- nen Jahren mit den Waſſermuͤhlen hart fortkommen kan/ iſt einem Haus-Vatter nicht uͤbel gedient/ wañ er ſich auf ſolchen Fall um andere Mittel bewirbt/ dieſem Un- rath fuͤrzukommen/ wann er ſich um etliche Hand-Muͤh- len bewirbt/ wie in allen vornehmen Haupt-Veſtungen darum uͤblich iſt/ wo ſie ſchon Waſſer-Fluͤſſe und Muͤh- len haben; in feindlichen Belagerungen/ entweder das Waſſer abgegraben/ oder das Muͤhlwerck/ durch Stuck und Feuer-einwerffen verwuͤſtet und untuͤchtig gemacht/ und alſo ihr Malter gehemmet wird/ man nichts deſto weniger ſo wol in den Zeug-Haͤuſern/ als auch in den buͤrgerlichen Wohnungen hin und wider ſolche Hand- Muͤhlen habe/ deren man/ imfall der Noth/ ſich nuͤtzlich bedienen moͤge/ weilen ſie theils nur durch eine/ theils a- ber durch zwo Perſonen regiert werden koͤnnen/ und man doch in weniger Zeit zimlich viel Fruͤchte mahlen und haben kan; dieſe werden nun auf unterſchiedene Arten zugerichtet mit Schwung-Raͤdern/ Schwengeln/ Zieh- armen/ Wellbaͤumen/ Stirn-Raͤdern/ mit Kaͤſten/ Stei- nen/ Beuteln und andern Muͤhl-Nothdurfften verſehen. Dergleichen Hand-muͤhlen hat man nicht allein zum Mehl/ ſondern auch Pulver zu ſtampffen auf vornehmen Feſtungen/ auch zu Mahlung der Wein-Truͤſen/ daraus die Kupffer-Drucker-Schwaͤrtze gemacht wird. Es ſind auch etliche/ welche dergleichen Hand-Muͤhlen aus Meſſing oder Eyſen/ groͤſſer und kleiner/ nach Belieben formirt, da dann die Experienz einer jeden Art Guͤte mehr oder weniger/ durch den taͤglichen Gebrauch/ und ſtaͤte Ubung/ erklaͤren/ und was das dienlichſte und beſte ſey/ zeigen wird. Es werden auch wol an etlichen Hand-Muͤhlen die Schwung-Raͤder mit 3. anhangen- den Gewicht-Steinen/ zu beſſerer Forthelffung des Um- treibens/ vernuͤnfftig verſehen. Wo man groͤſſere Wercke haben will/ richtet man Trett-Muͤhlen an/ da durch ein groſſes gehengtes/ oder flechliegendes Trett-Rad/ durch 2. Perſonen/ das gantze Werck beweget wird; es muͤſſen aber die Trett-Raͤder nicht zu klein/ ſondern mit ziemlich weiten Einfang formirt ſeyn; denn je kleiner ſie ſind/ je beſchwerlicher und je groͤſſer ſie ſind/ je hurtiger die Be- wegung beſchleunigt wird. Nicht weniger werden auch dergleichen Trett-Muͤhlen verfertigt/ welche die Pferde/ ja wol auch die Ochſen ziehen muͤſſen/ doch auch auf un- terſchiedlichen Formen; als daß man das Horizontal lie- gende groſſe Rad durch eine Stange/ daran das Pferd angeſpannt wird/ herum treibe und dardurch das gantze Muͤhl-Werck bewege/ dem auch durch ein an der Hebel angehengtes Gegengewicht geholffen wird. Wo es die Gelegen- H iij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/87>, abgerufen am 24.11.2024.