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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] ren können; wann aber der Himmel trüb und Regen-
flüssig ist/ muß mans an einen warmen und trockenen
Ort bringen/ biß es wieder stille/ schön und heiter wird/
alsdann wieder in die Lufft hengen. Zu zeiten kan diß
Werck in ein paar Monaten/ nachdem das Gewitter/
offtmals aber wol in einem gantzen Jahr/ oder länger/
nicht gar vollkommen/ zu seiner Versertigung gebracht
werden.
Die Zeichen/ daß dieses Werck seine Vollkommen-
heit erreicht hat/ sind diese: Die schleimichte auf dem
Boden ligende Materia fängt an hoch aufzuschwellen/
der Spiritus und das Häutlein verlieret sich allmählich/
die gantze Materia wird dick/ und im Glase erwachsen
von der Sonnen reflexion subtile Nebel und Aufdün-
stungen/ die sind ein Vorbot der bald erscheinenden
Blumen; welche Figur oder Gestalt des Gewächses
noch zur selben Zeit/ ohne Farben/ allein schwebet/ wie
eine reine Spinnenwebe/ die offt auf und nieder steiget/
nachdem die Sonn starck wircket/ und der Mond im vol-
len Schein stehet.
9. Endlich wird aus aller dieser am Boden des
Glases sich befindenden Materi und Spiritu ein weiß-
blaulichter Aschen/ und mit der Zeit aus diesem der
Stengel/ das Kraut und Blumen des Gewächses/ da-
von der Saamen genommen worden/ welche aber nur
erscheinet/ wann man das Glas zu einer Wärme bringt/
deren aber entzogen/ wieder verschwindet/ so offt man
aber durch die Glut die Wärme wiederholet/ so offt zei-
get sich auch das Gewächs/ und wofern das Geschirr
wol verlutirt bleibt/ währet es immerdar also.

Dergleichen Phoenomenon beschreibet auch vorge-
dachter Herr Dobrzensky am vorigen Ort/ daß man
in einem Glas einen gantzen Tannenwald also vorstel-
len könne: Man nimmt des gemeinen weissen Ter-
pentins anderthalb Pfund/ thuts in eine Retortam, legt
einen grossen weiten Recipienten an/ und verlutirt die
Zusammenfügungen nicht/ nach Unterschied der herü-
bergehenden Oelen/ und distillirts also per arenam;
aus diesem Terpentin nun distillirt man Spiritus &
Olei aetherei
ein halbes Pfund/ hernach wechselt man
den Recipienten ab/ ohne daß man die Retortam be-
wegt/ vermehret das Feuer/ und ziehet ab zwey Untzen
gelbes Oel; alsdann nimmt man die noch mittelmäs-
sig-erhitzte Retortam, darinn die überbliebene Materia
sich noch im Boden ausbreitet/ geschwind und ohn Ver-
zug weg/ doch daß man acht gebe/ daß dieses Glas
durch gähe Abwechslung der kalten Lufft nicht zersprin-
ge/ an dem Ort aber wo die Materia im Boden der Re-
tort
en noch übrig ist/ streicht man mit der flachen Hand
subtil und gemach übersich und untersich.

Und wann nun die Materia gantz hat abgekühlet/
wird man nicht ohne Verwunderung und Getöse sehen
unzehliche Tannenbäum herfür kommen mit vielerley
Spalten und Zerschneidungen der gantzen im Glase li-
genden Materi/ mit dieser Proportion, daß die erstge-
dachten Spalten und Zerschneidungen einen gantzen
Tannenwald vor Augen stellen/ daß die grossen Spalten
die Stämmen/ die mittelmässigen die Aeste/ und die kleinen
die Blätter und die Früchte weisen. Was aber an
der Materi gantz bleibt und nicht zerspalten ist/ macht
ein Spacium zwischen den Bäumen/ und ist vor die Lufft
zu achten.

[Spaltenumbruch]

Noch ein schönes Experiment, so sich hieher nicht
übel schicket/ muß ich aus des Welschen Jesuiten P.
Francesco Lana, Prodromo
oder Saggio di alcune In-
ventioni nuove, premesso all arte maestra. Impress.
in Brescia
1670 am 95 Blat hieher anziehen/ wie fol-
get: Nimm/ was dir beliebt/ für ein Vegetabile, doch
nur einer und nicht mehrer Gattung/ verbrenne es zu
Aschen/ dieselbe laß im Wasser sieden/ daß es eine
scharffe gesaltzene Lauge werde. Darnach schöpffe die
klare Laug herab/ und wirff die Aschen weg/ und setze es
im Winter zu Nacht für das Fenster/ daß es gefriere.
Betrachte hernach dasselbige Eys an seiner untersten
superficie, so wirst du daselbst finden die eingedruckte
Gestalt des Gewächses/ davon der Aschen genommen
worden/ mit Aesten/ Blättern und Früchten (wann sie
mit sind zu Aschen verbrennt worden) so ausführlich
und so künstlich/ als wäre es von dem fleissigsten und
besten Meister in Kupffer gestochen/ und diß gehet in
den hitzigen und bittern Kräutern/ weil mehr Saltz
darinnen steckt/ auch besser und glücklicher von statten.
Wer mehr dergleichen wissen will/ der besehe in diesem
sechsten Buch das 42 Capitel.

Und bey dieser Erfindung erinnere ich mich was P.
Borellus Cent. 1. Obs.
95. erzehlt/ daß/ als einsmals
einem/ dem so erschrecklich die Nasen geblutet/ und man
ihm auf keinerley Weise das Blut stillen mögen/ ein
Mittel sey dafür folgender massen gegeben und applicirt
worden/ als ein zerstossenes Kraut/ und ein Wasser in
einem Glas/ also/ daß er das zerquetschte Kraut auf die
Sohlen und die Pälme der Füsse und Hände 24 Stun-
den hat legen und also darüber lassen müssen/ Item te-
sticuli ejus mantili aqua frigida madefacto involven-
di erant.
Und in die Nasenlöcher hat man vom inner-
sten Theil der Zwifel/ gleichwie ein Zäpflein formirt/
vorher in dem beygeschickten Wasser geweicht/ stecken
müssen/ nachdem man vorhero dieselben mit eben diesem
Wasser gereiniget hat/ und so sey ein erwünschter Effect
darauf erfolgt; daher sey D. Borellus begierig worden/
diß Arcanum zu wissen/ und hab er etwas von diesem
nicht gar zu wol zerstossenem Kraut/ und auch von Was-
ser behalten/ und befunden/ daß beedes das Kraut Bren-
nesseln/ und das Wasser daraus distillirt gewesen; ha-
be auch seither im Blutstillen so wol bey Menschen/ als
auch/ da einsmals ein theures Haupt-Pferd verwundet/
und sich sonst verblutet hätte/ die grosse Krafft und
Wirckung dieses Krauts wircklich probiret; habe auch
gleichen Effect, wann mans auf die Stirn lege.

Also ist mir dabey eingefallen/ daß das Secretum P.
Lanae
noch gewisser seyn würde/ ein Kraut/ es sey zer-
stossen oder gepulvert/ also zu erkennen und zu erfahren/
so in der Medicin kein geringer Vortheil und Nutzen
wäre/ einen neidigen und zuruck haltenden Secretisten/
der Welt zu guten/ unter seine Geheimniß zu kommen/
welches ich/ den Verständigen zu ihrem mehrern Nach-
sinnen hier habe beyfügen und zeigen wollen/ daß die-
ses Arcanum, nicht allein den Naturkündigern ange-
nehm/ sondern auch sehr nützlich seyn könnte. Forte
etiam fieri posset, si cineres terrae immissi resurre-
ctione suavi, veram herbae effigiem, ex terra na-
scendo proderent, aut in glacie Phoenomenon suae
herbae oftenderent.

Cap.
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] ren koͤnnen; wann aber der Himmel truͤb und Regen-
fluͤſſig iſt/ muß mans an einen warmen und trockenen
Ort bringen/ biß es wieder ſtille/ ſchoͤn und heiter wird/
alsdann wieder in die Lufft hengen. Zu zeiten kan diß
Werck in ein paar Monaten/ nachdem das Gewitter/
offtmals aber wol in einem gantzen Jahr/ oder laͤnger/
nicht gar vollkommen/ zu ſeiner Verſertigung gebracht
werden.
Die Zeichen/ daß dieſes Werck ſeine Vollkommen-
heit erreicht hat/ ſind dieſe: Die ſchleimichte auf dem
Boden ligende Materia faͤngt an hoch aufzuſchwellen/
der Spiritus und das Haͤutlein verlieret ſich allmaͤhlich/
die gantze Materia wird dick/ und im Glaſe erwachſen
von der Sonnen reflexion ſubtile Nebel und Aufduͤn-
ſtungen/ die ſind ein Vorbot der bald erſcheinenden
Blumen; welche Figur oder Geſtalt des Gewaͤchſes
noch zur ſelben Zeit/ ohne Farben/ allein ſchwebet/ wie
eine reine Spinnenwebe/ die offt auf und nieder ſteiget/
nachdem die Sonn ſtarck wircket/ und der Mond im vol-
len Schein ſtehet.
9. Endlich wird aus aller dieſer am Boden des
Glaſes ſich befindenden Materi und Spiritu ein weiß-
blaulichter Aſchen/ und mit der Zeit aus dieſem der
Stengel/ das Kraut und Blumen des Gewaͤchſes/ da-
von der Saamen genommen worden/ welche aber nur
erſcheinet/ wann man das Glas zu einer Waͤrme bringt/
deren aber entzogen/ wieder verſchwindet/ ſo offt man
aber durch die Glut die Waͤrme wiederholet/ ſo offt zei-
get ſich auch das Gewaͤchs/ und wofern das Geſchirr
wol verlutirt bleibt/ waͤhret es immerdar alſo.

Dergleichen Phœnomenon beſchreibet auch vorge-
dachter Herr Dobrzensky am vorigen Ort/ daß man
in einem Glas einen gantzen Tannenwald alſo vorſtel-
len koͤnne: Man nimmt des gemeinen weiſſen Ter-
pentins anderthalb Pfund/ thuts in eine Retortam, legt
einen groſſen weiten Recipienten an/ und verlutirt die
Zuſammenfuͤgungen nicht/ nach Unterſchied der heruͤ-
bergehenden Oelen/ und diſtillirts alſo per arenam;
aus dieſem Terpentin nun diſtillirt man Spiritus &
Olei ætherei
ein halbes Pfund/ hernach wechſelt man
den Recipienten ab/ ohne daß man die Retortam be-
wegt/ vermehret das Feuer/ und ziehet ab zwey Untzen
gelbes Oel; alsdann nimmt man die noch mittelmaͤſ-
ſig-erhitzte Retortam, darinn die uͤberbliebene Materia
ſich noch im Boden ausbreitet/ geſchwind und ohn Ver-
zug weg/ doch daß man acht gebe/ daß dieſes Glas
durch gaͤhe Abwechslung der kalten Lufft nicht zerſprin-
ge/ an dem Ort aber wo die Materia im Boden der Re-
tort
en noch uͤbrig iſt/ ſtreicht man mit der flachen Hand
ſubtil und gemach uͤberſich und unterſich.

Und wann nun die Materia gantz hat abgekuͤhlet/
wird man nicht ohne Verwunderung und Getoͤſe ſehen
unzehliche Tannenbaͤum herfuͤr kommen mit vielerley
Spalten und Zerſchneidungen der gantzen im Glaſe li-
genden Materi/ mit dieſer Proportion, daß die erſtge-
dachten Spalten und Zerſchneidungen einen gantzen
Tannenwald vor Augen ſtellen/ daß die groſſen Spalten
die Staͤm̃en/ die mittelmaͤſſigen die Aeſte/ und die kleinen
die Blaͤtter und die Fruͤchte weiſen. Was aber an
der Materi gantz bleibt und nicht zerſpalten iſt/ macht
ein Spacium zwiſchen den Baͤumen/ und iſt vor die Lufft
zu achten.

[Spaltenumbruch]

Noch ein ſchoͤnes Experiment, ſo ſich hieher nicht
uͤbel ſchicket/ muß ich aus des Welſchen Jeſuiten P.
Franceſco Lana, Prodromo
oder Saggio di alcune In-
ventioni nuove, premeſſo all arte maeſtra. Impreſſ.
in Breſcia
1670 am 95 Blat hieher anziehen/ wie fol-
get: Nimm/ was dir beliebt/ fuͤr ein Vegetabile, doch
nur einer und nicht mehrer Gattung/ verbrenne es zu
Aſchen/ dieſelbe laß im Waſſer ſieden/ daß es eine
ſcharffe geſaltzene Lauge werde. Darnach ſchoͤpffe die
klare Laug herab/ und wirff die Aſchen weg/ und ſetze es
im Winter zu Nacht fuͤr das Fenſter/ daß es gefriere.
Betrachte hernach daſſelbige Eys an ſeiner unterſten
ſuperficie, ſo wirſt du daſelbſt finden die eingedruckte
Geſtalt des Gewaͤchſes/ davon der Aſchen genommen
worden/ mit Aeſten/ Blaͤttern und Fruͤchten (wann ſie
mit ſind zu Aſchen verbrennt worden) ſo ausfuͤhrlich
und ſo kuͤnſtlich/ als waͤre es von dem fleiſſigſten und
beſten Meiſter in Kupffer geſtochen/ und diß gehet in
den hitzigen und bittern Kraͤutern/ weil mehr Saltz
darinnen ſteckt/ auch beſſer und gluͤcklicher von ſtatten.
Wer mehr dergleichen wiſſen will/ der beſehe in dieſem
ſechſten Buch das 42 Capitel.

Und bey dieſer Erfindung erinnere ich mich was P.
Borellus Cent. 1. Obſ.
95. erzehlt/ daß/ als einsmals
einem/ dem ſo erſchrecklich die Naſen geblutet/ und man
ihm auf keinerley Weiſe das Blut ſtillen moͤgen/ ein
Mittel ſey dafuͤr folgender maſſen gegeben und applicirt
worden/ als ein zerſtoſſenes Kraut/ und ein Waſſer in
einem Glas/ alſo/ daß er das zerquetſchte Kraut auf die
Sohlen und die Paͤlme der Fuͤſſe und Haͤnde 24 Stun-
den hat legen und alſo daruͤber laſſen muͤſſen/ Item te-
ſticuli ejus mantili aquâ frigidâ madefacto involven-
di erant.
Und in die Naſenloͤcher hat man vom inner-
ſten Theil der Zwifel/ gleichwie ein Zaͤpflein formirt/
vorher in dem beygeſchickten Waſſer geweicht/ ſtecken
muͤſſen/ nachdem man vorhero dieſelben mit eben dieſem
Waſſer gereiniget hat/ und ſo ſey ein erwuͤnſchter Effect
darauf erfolgt; daher ſey D. Borellus begierig worden/
diß Arcanum zu wiſſen/ und hab er etwas von dieſem
nicht gar zu wol zerſtoſſenem Kraut/ und auch von Waſ-
ſer behalten/ und befunden/ daß beedes das Kraut Bren-
neſſeln/ und das Waſſer daraus diſtillirt geweſen; ha-
be auch ſeither im Blutſtillen ſo wol bey Menſchen/ als
auch/ da einsmals ein theures Haupt-Pferd verwundet/
und ſich ſonſt verblutet haͤtte/ die groſſe Krafft und
Wirckung dieſes Krauts wircklich probiret; habe auch
gleichen Effect, wann mans auf die Stirn lege.

Alſo iſt mir dabey eingefallen/ daß das Secretum P.
Lanæ
noch gewiſſer ſeyn wuͤrde/ ein Kraut/ es ſey zer-
ſtoſſen oder gepulvert/ alſo zu erkennen und zu erfahren/
ſo in der Medicin kein geringer Vortheil und Nutzen
waͤre/ einen neidigen und zuruck haltenden Secretiſten/
der Welt zu guten/ unter ſeine Geheimniß zu kommen/
welches ich/ den Verſtaͤndigen zu ihrem mehrern Nach-
ſinnen hier habe beyfuͤgen und zeigen wollen/ daß die-
ſes Arcanum, nicht allein den Naturkuͤndigern ange-
nehm/ ſondern auch ſehr nuͤtzlich ſeyn koͤnnte. Fortè
etiam fieri poſſet, ſi cineres terræ immiſſi reſurre-
ctione ſuavi, veram herbæ effigiem, ex terrâ na-
ſcendo proderent, aut in glacie Phœnomenon ſuæ
herbæ oftenderent.

Cap.
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[698[696]/0734] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens ren koͤnnen; wann aber der Himmel truͤb und Regen- fluͤſſig iſt/ muß mans an einen warmen und trockenen Ort bringen/ biß es wieder ſtille/ ſchoͤn und heiter wird/ alsdann wieder in die Lufft hengen. Zu zeiten kan diß Werck in ein paar Monaten/ nachdem das Gewitter/ offtmals aber wol in einem gantzen Jahr/ oder laͤnger/ nicht gar vollkommen/ zu ſeiner Verſertigung gebracht werden. Die Zeichen/ daß dieſes Werck ſeine Vollkommen- heit erreicht hat/ ſind dieſe: Die ſchleimichte auf dem Boden ligende Materia faͤngt an hoch aufzuſchwellen/ der Spiritus und das Haͤutlein verlieret ſich allmaͤhlich/ die gantze Materia wird dick/ und im Glaſe erwachſen von der Sonnen reflexion ſubtile Nebel und Aufduͤn- ſtungen/ die ſind ein Vorbot der bald erſcheinenden Blumen; welche Figur oder Geſtalt des Gewaͤchſes noch zur ſelben Zeit/ ohne Farben/ allein ſchwebet/ wie eine reine Spinnenwebe/ die offt auf und nieder ſteiget/ nachdem die Sonn ſtarck wircket/ und der Mond im vol- len Schein ſtehet. 9. Endlich wird aus aller dieſer am Boden des Glaſes ſich befindenden Materi und Spiritu ein weiß- blaulichter Aſchen/ und mit der Zeit aus dieſem der Stengel/ das Kraut und Blumen des Gewaͤchſes/ da- von der Saamen genommen worden/ welche aber nur erſcheinet/ wann man das Glas zu einer Waͤrme bringt/ deren aber entzogen/ wieder verſchwindet/ ſo offt man aber durch die Glut die Waͤrme wiederholet/ ſo offt zei- get ſich auch das Gewaͤchs/ und wofern das Geſchirr wol verlutirt bleibt/ waͤhret es immerdar alſo. Dergleichen Phœnomenon beſchreibet auch vorge- dachter Herr Dobrzensky am vorigen Ort/ daß man in einem Glas einen gantzen Tannenwald alſo vorſtel- len koͤnne: Man nimmt des gemeinen weiſſen Ter- pentins anderthalb Pfund/ thuts in eine Retortam, legt einen groſſen weiten Recipienten an/ und verlutirt die Zuſammenfuͤgungen nicht/ nach Unterſchied der heruͤ- bergehenden Oelen/ und diſtillirts alſo per arenam; aus dieſem Terpentin nun diſtillirt man Spiritus & Olei ætherei ein halbes Pfund/ hernach wechſelt man den Recipienten ab/ ohne daß man die Retortam be- wegt/ vermehret das Feuer/ und ziehet ab zwey Untzen gelbes Oel; alsdann nimmt man die noch mittelmaͤſ- ſig-erhitzte Retortam, darinn die uͤberbliebene Materia ſich noch im Boden ausbreitet/ geſchwind und ohn Ver- zug weg/ doch daß man acht gebe/ daß dieſes Glas durch gaͤhe Abwechslung der kalten Lufft nicht zerſprin- ge/ an dem Ort aber wo die Materia im Boden der Re- torten noch uͤbrig iſt/ ſtreicht man mit der flachen Hand ſubtil und gemach uͤberſich und unterſich. Und wann nun die Materia gantz hat abgekuͤhlet/ wird man nicht ohne Verwunderung und Getoͤſe ſehen unzehliche Tannenbaͤum herfuͤr kommen mit vielerley Spalten und Zerſchneidungen der gantzen im Glaſe li- genden Materi/ mit dieſer Proportion, daß die erſtge- dachten Spalten und Zerſchneidungen einen gantzen Tannenwald vor Augen ſtellen/ daß die groſſen Spalten die Staͤm̃en/ die mittelmaͤſſigen die Aeſte/ und die kleinen die Blaͤtter und die Fruͤchte weiſen. Was aber an der Materi gantz bleibt und nicht zerſpalten iſt/ macht ein Spacium zwiſchen den Baͤumen/ und iſt vor die Lufft zu achten. Noch ein ſchoͤnes Experiment, ſo ſich hieher nicht uͤbel ſchicket/ muß ich aus des Welſchen Jeſuiten P. Franceſco Lana, Prodromo oder Saggio di alcune In- ventioni nuove, premeſſo all arte maeſtra. Impreſſ. in Breſcia 1670 am 95 Blat hieher anziehen/ wie fol- get: Nimm/ was dir beliebt/ fuͤr ein Vegetabile, doch nur einer und nicht mehrer Gattung/ verbrenne es zu Aſchen/ dieſelbe laß im Waſſer ſieden/ daß es eine ſcharffe geſaltzene Lauge werde. Darnach ſchoͤpffe die klare Laug herab/ und wirff die Aſchen weg/ und ſetze es im Winter zu Nacht fuͤr das Fenſter/ daß es gefriere. Betrachte hernach daſſelbige Eys an ſeiner unterſten ſuperficie, ſo wirſt du daſelbſt finden die eingedruckte Geſtalt des Gewaͤchſes/ davon der Aſchen genommen worden/ mit Aeſten/ Blaͤttern und Fruͤchten (wann ſie mit ſind zu Aſchen verbrennt worden) ſo ausfuͤhrlich und ſo kuͤnſtlich/ als waͤre es von dem fleiſſigſten und beſten Meiſter in Kupffer geſtochen/ und diß gehet in den hitzigen und bittern Kraͤutern/ weil mehr Saltz darinnen ſteckt/ auch beſſer und gluͤcklicher von ſtatten. Wer mehr dergleichen wiſſen will/ der beſehe in dieſem ſechſten Buch das 42 Capitel. Und bey dieſer Erfindung erinnere ich mich was P. Borellus Cent. 1. Obſ. 95. erzehlt/ daß/ als einsmals einem/ dem ſo erſchrecklich die Naſen geblutet/ und man ihm auf keinerley Weiſe das Blut ſtillen moͤgen/ ein Mittel ſey dafuͤr folgender maſſen gegeben und applicirt worden/ als ein zerſtoſſenes Kraut/ und ein Waſſer in einem Glas/ alſo/ daß er das zerquetſchte Kraut auf die Sohlen und die Paͤlme der Fuͤſſe und Haͤnde 24 Stun- den hat legen und alſo daruͤber laſſen muͤſſen/ Item te- ſticuli ejus mantili aquâ frigidâ madefacto involven- di erant. Und in die Naſenloͤcher hat man vom inner- ſten Theil der Zwifel/ gleichwie ein Zaͤpflein formirt/ vorher in dem beygeſchickten Waſſer geweicht/ ſtecken muͤſſen/ nachdem man vorhero dieſelben mit eben dieſem Waſſer gereiniget hat/ und ſo ſey ein erwuͤnſchter Effect darauf erfolgt; daher ſey D. Borellus begierig worden/ diß Arcanum zu wiſſen/ und hab er etwas von dieſem nicht gar zu wol zerſtoſſenem Kraut/ und auch von Waſ- ſer behalten/ und befunden/ daß beedes das Kraut Bren- neſſeln/ und das Waſſer daraus diſtillirt geweſen; ha- be auch ſeither im Blutſtillen ſo wol bey Menſchen/ als auch/ da einsmals ein theures Haupt-Pferd verwundet/ und ſich ſonſt verblutet haͤtte/ die groſſe Krafft und Wirckung dieſes Krauts wircklich probiret; habe auch gleichen Effect, wann mans auf die Stirn lege. Alſo iſt mir dabey eingefallen/ daß das Secretum P. Lanæ noch gewiſſer ſeyn wuͤrde/ ein Kraut/ es ſey zer- ſtoſſen oder gepulvert/ alſo zu erkennen und zu erfahren/ ſo in der Medicin kein geringer Vortheil und Nutzen waͤre/ einen neidigen und zuruck haltenden Secretiſten/ der Welt zu guten/ unter ſeine Geheimniß zu kommen/ welches ich/ den Verſtaͤndigen zu ihrem mehrern Nach- ſinnen hier habe beyfuͤgen und zeigen wollen/ daß die- ſes Arcanum, nicht allein den Naturkuͤndigern ange- nehm/ ſondern auch ſehr nuͤtzlich ſeyn koͤnnte. Fortè etiam fieri poſſet, ſi cineres terræ immiſſi reſurre- ctione ſuavi, veram herbæ effigiem, ex terrâ na- ſcendo proderent, aut in glacie Phœnomenon ſuæ herbæ oftenderent. Cap.

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 698[696]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/734>, abgerufen am 24.11.2024.