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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Sechstes Buch/ Blumen-Garten.
Nun folgen die Blumen und Gewächse/ die man jähr-
lich im Garten ansäen muß.
Cap. XCIX.
Adonidis flos, AEthiopis, Amaranthus, Alcaea Veneta, Alcaea Americana,

oder Sabdarifa.
[Spaltenumbruch]

DJese Gewächse/ die alle Jahr müssen angesäet
werden/ heissen etliche zäserichte Sommer-Ge-
wächse/ darunter sich etliche selbst ansäen/ als
Borrago/ Ringelblumen/ Durchwachs/ deren Saamen
den Winter über nicht verdirbt/ sondern im Früling
wieder aufgehet: Etliche aber haben so zarten Saa-
men/ wann er gleich ausfällt/ doch durch die Winters-
Kälte verfaulet/ daher er mit Fleiß abgenommen/ und
zu rechter Zeit wieder angesäet seyn muß. Nach dem
Alphabet nun kommt erstlich:

Adonidis flos, Adonium, Feuerröslein/ braune
Mägdlein/ haben schöne Menigfarbe Röslein/ inwen-
dig mit einem schwartzen Sternlein/ als ob eine schwar-
tze Kohle zwischen den glühenden läge/ gezieret; hat ein
Kraut/ schier wie der Fenchel/ blühen im Majo und Ju-
nio,
nach den Blumen folgen kleine länglichte dreyfa-
che und spitzige Knöpflein/ in welchen der kleine schwartz-
grüne Saame verborgen ligt.

Es ist noch eine Art/ die Pomerantzenfärbige Blühe
bringen/ die den andern sonst in allem gleich sind/ aber
etwas seltener; die raresten aber sind mit den Schnee-
weissen Blumen/ sonst aber auch wie die andern gestal-
tet; werden im April oder May gesäet/ und blühen zim-
lich lang/ haben die Krafft zu erwärmen und zu trock-
nen im andern Grad. Ein Schweißbad (sagt Taber-
naemontanus
) von dem Kraut gemacht/ treibet den
Schweiß gewaltig/ und führet die böse kalte Feuchtig-
keit aus.

AEthiopis, Mohrenkraut/ soll erstlich aus AEthio-
pia
in Asien/ und von dannen zu uns kommen seyn/ ist
eine fremde Art von dem Wollkraut/ dem die Blätter
fast ähnlich sind/ ausser daß dieses Gewächses Blätter
linder und weißlichter sind/ mit zarter Wolle überkleidet/
und um die Wurtzen an dem untersten Theil des Sten-
gels dick zusammen gesetzt.

Matthiolus schreibt/ die Wurtzen sey in viel Fa-
seln zertheilt/ fladdere tief unter der Erden/ und sey am
Geschmack feist/ gedörrt aber werde sie schwartz/ und so
hart wie ein Horn/ aus der Wurtzen wächst ein viere-
ckichter dicker rauher in etliche Aestlein getheilter Sten-
gel/ etwan ein paar Schuch hoch/ bißweilen niederer/
bißweilen höher/ nachdem ihnen die Herberge wol oder
übel schmeckt/ an welchen seine weisse Blumen/ wie an
dem Hormino, nach der Länge stehen/ sein Saame ligt
paarweise beysammen in den Hülsen/ wie Erven gestal-
tet/ trägt aber das erste Jahr keinen Saamen/ daher
mag es wol in die Zahl der über Winter bleibenden
Kräuter gezehlet werden; darff keinen absonderlichen
guten Grund/ will aber in Scherben gehalten und des
Winters an trockene lüfftige Ort untergesetzt werden.

Dioscorides lib. 4. cap. 105. vermeldet/ daß ein
Decoctum von den Wurtzen/ denen die Eiter auswerf-
[Spaltenumbruch] fen/ und denen/ die an der Sciatica und Seitenstechen lei-
den/ gut sey/ wie auch wider die Heiserkeit.

Amaranthus, Tausendschön/ ist auch von unter-
schiedenen Gattungen/ der grosse hat dunckelrothe Blu-
men/ und ist so lind anzugreiffen wie ein Sammet/ da-
her er auch von etlichen Sammetblumen genennet wird/
die Papageyfederl haben bunte von grün/ gelb/ roth und
bleich zusammgeschattirte Blätter.

Etlichen sind die obersten rothen Blumen in viel von-
einander hangende und abwärts sich senckende Zapffen
zertheilt; etliche sind klein und haben Bürstenweise zu-
samgesetzte blutrothe Blumen.

Lobelius nennet ihn Amaranthum holosericis,
sanguineis, reticulatis floribus;
Etliche sind mit Pfer-
sichblühefarben Blumen.

Diß Gewächs blühet vom Monat Augusto an/ biß in
den Herbst/ muß Jährlich vom Saamen angebauet/
und hernach wiederum versetzt werden; begehrt guten
Grund und mittelmässigen Sonnenschein/ auch wann es
noth/ die Begiessung.

Der Holländische Gärtner sagt/ der Saame wer-
de bey ihnen nicht aufgehoben/ sondern werde Jährlich
aus Barbados oder Virginien überbracht/ ist kalter und
trockner Complexion; von den Blumen das Decoctum
getruncken/ dienet wider die rothe Ruhr/ die Wurtzen
und Blumen über Nacht im Wein geweicht/ nachmals
gesotten/ und der Wein getruncken/ reiniget die Gebär-
mutter/ ist auch gut für das Blutspeyen/ der Saame in
Wein getruncken/ vermehret den säugenden Frauen
die Milch.

Alcaea Veneta, Malva peregrina, Italica, Wet-
terröslein/ hat eine Wurtzen den Pappeln gleich/ die
Blätter sind in drey/ vier oder mehr Absätze zerschnitten/
tragen in subtilen Knöpflein ihre Blumen verborgen/ die/
wann sie ausschlieffen/ schön bleichgelb/ und unten ein
wenig purpurbraun/ mitten in der Blumen ist ein gold-
gelbes Pötzlein/ und blühet spat im Sommer/ und mei-
stens/ wann die Sonne am heissesten scheinet; wann
die Blume vergehet/ kommt der Saamen in runde haa-
richte oben zugespitzte Säcklein mit schwartzen Fäserlein
durchgeädert/ wie in Wolle eingeschlossen/ ist rund und
grau-schwärtzlicht/ wie der Kohlsaamen/ muß zwar alle
Jahr besäet werden/ wo ihm aber der Grund wolbelie-
big ist/ da säet es sich von sich selbst.

Es ist eine andere Alcaea peregrina, oder Indica,
die vom Dodonaeo Sabdarifa genennet wird/ die hat run-
de ästige Stengel/ zertheilte Blätter/ und weisse und
in der Mitte schön schwartz gezeichnete Blumen.

Casp. Bauhinus nennet es Sabdariffa, ist aber/ mei-
nes Wissens/ in unsern Ländern wenig bekannt; Die
Engelländer nennen es Thorney Mallowe.

Cap.
Sechſtes Buch/ Blumen-Garten.
Nun folgen die Blumen und Gewaͤchſe/ die man jaͤhr-
lich im Garten anſaͤen muß.
Cap. XCIX.
Adonidis flos, Æthiopis, Amaranthus, Alcæa Veneta, Alcæa Americana,

oder Sabdarifa.
[Spaltenumbruch]

DJeſe Gewaͤchſe/ die alle Jahr muͤſſen angeſaͤet
werden/ heiſſen etliche zaͤſerichte Sommer-Ge-
waͤchſe/ darunter ſich etliche ſelbſt anſaͤen/ als
Borrago/ Ringelblumen/ Durchwachs/ deren Saamen
den Winter uͤber nicht verdirbt/ ſondern im Fruͤling
wieder aufgehet: Etliche aber haben ſo zarten Saa-
men/ wann er gleich ausfaͤllt/ doch durch die Winters-
Kaͤlte verfaulet/ daher er mit Fleiß abgenommen/ und
zu rechter Zeit wieder angeſaͤet ſeyn muß. Nach dem
Alphabet nun kommt erſtlich:

Adonidis flos, Adonium, Feuerroͤslein/ braune
Maͤgdlein/ haben ſchoͤne Menigfarbe Roͤslein/ inwen-
dig mit einem ſchwartzen Sternlein/ als ob eine ſchwar-
tze Kohle zwiſchen den gluͤhenden laͤge/ gezieret; hat ein
Kraut/ ſchier wie der Fenchel/ bluͤhen im Majo und Ju-
nio,
nach den Blumen folgen kleine laͤnglichte dreyfa-
che und ſpitzige Knoͤpflein/ in welchen der kleine ſchwartz-
gruͤne Saame verborgen ligt.

Es iſt noch eine Art/ die Pomerantzenfaͤrbige Bluͤhe
bringen/ die den andern ſonſt in allem gleich ſind/ aber
etwas ſeltener; die rareſten aber ſind mit den Schnee-
weiſſen Blumen/ ſonſt aber auch wie die andern geſtal-
tet; werden im April oder May geſaͤet/ und bluͤhen zim-
lich lang/ haben die Krafft zu erwaͤrmen und zu trock-
nen im andern Grad. Ein Schweißbad (ſagt Taber-
næmontanus
) von dem Kraut gemacht/ treibet den
Schweiß gewaltig/ und fuͤhret die boͤſe kalte Feuchtig-
keit aus.

Æthiopis, Mohrenkraut/ ſoll erſtlich aus Æthio-
piâ
in Aſien/ und von dannen zu uns kommen ſeyn/ iſt
eine fremde Art von dem Wollkraut/ dem die Blaͤtter
faſt aͤhnlich ſind/ auſſer daß dieſes Gewaͤchſes Blaͤtter
linder und weißlichter ſind/ mit zarter Wolle uͤberkleidet/
und um die Wurtzen an dem unterſten Theil des Sten-
gels dick zuſammen geſetzt.

Matthiolus ſchreibt/ die Wurtzen ſey in viel Fa-
ſeln zertheilt/ fladdere tief unter der Erden/ und ſey am
Geſchmack feiſt/ gedoͤrrt aber werde ſie ſchwartz/ und ſo
hart wie ein Horn/ aus der Wurtzen waͤchſt ein viere-
ckichter dicker rauher in etliche Aeſtlein getheilter Sten-
gel/ etwan ein paar Schuch hoch/ bißweilen niederer/
bißweilen hoͤher/ nachdem ihnen die Herberge wol oder
uͤbel ſchmeckt/ an welchen ſeine weiſſe Blumen/ wie an
dem Hormino, nach der Laͤnge ſtehen/ ſein Saame ligt
paarweiſe beyſammen in den Huͤlſen/ wie Erven geſtal-
tet/ traͤgt aber das erſte Jahr keinen Saamen/ daher
mag es wol in die Zahl der uͤber Winter bleibenden
Kraͤuter gezehlet werden; darff keinen abſonderlichen
guten Grund/ will aber in Scherben gehalten und des
Winters an trockene luͤfftige Ort untergeſetzt werden.

Dioſcorides lib. 4. cap. 105. vermeldet/ daß ein
Decoctum von den Wurtzen/ denen die Eiter auswerf-
[Spaltenumbruch] fen/ und denen/ die an der Sciatica und Seitenſtechen lei-
den/ gut ſey/ wie auch wider die Heiſerkeit.

Amaranthus, Tauſendſchoͤn/ iſt auch von unter-
ſchiedenen Gattungen/ der groſſe hat dunckelrothe Blu-
men/ und iſt ſo lind anzugreiffen wie ein Sammet/ da-
her er auch von etlichen Sammetblumen genennet wird/
die Papageyfederl haben bunte von gruͤn/ gelb/ roth und
bleich zuſammgeſchattirte Blaͤtter.

Etlichen ſind die oberſten rothen Blumen in viel von-
einander hangende und abwaͤrts ſich ſenckende Zapffen
zertheilt; etliche ſind klein und haben Buͤrſtenweiſe zu-
ſamgeſetzte blutrothe Blumen.

Lobelius nennet ihn Amaranthum holoſericis,
ſanguineis, reticulatis floribus;
Etliche ſind mit Pfer-
ſichbluͤhefarben Blumen.

Diß Gewaͤchs bluͤhet vom Monat Auguſto an/ biß in
den Herbſt/ muß Jaͤhrlich vom Saamen angebauet/
und hernach wiederum verſetzt werden; begehrt guten
Grund und mittelmaͤſſigen Sonnenſchein/ auch wann es
noth/ die Begieſſung.

Der Hollaͤndiſche Gaͤrtner ſagt/ der Saame wer-
de bey ihnen nicht aufgehoben/ ſondern werde Jaͤhrlich
aus Barbados oder Virginien uͤberbracht/ iſt kalter und
trockner Complexion; von den Blumen das Decoctum
getruncken/ dienet wider die rothe Ruhr/ die Wurtzen
und Blumen uͤber Nacht im Wein geweicht/ nachmals
geſotten/ und der Wein getruncken/ reiniget die Gebaͤr-
mutter/ iſt auch gut fuͤr das Blutſpeyen/ der Saame in
Wein getruncken/ vermehret den ſaͤugenden Frauen
die Milch.

Alcæa Veneta, Malva peregrina, Italica, Wet-
terroͤslein/ hat eine Wurtzen den Pappeln gleich/ die
Blaͤtter ſind in drey/ vier oder mehr Abſaͤtze zerſchnitten/
tragen in ſubtilen Knoͤpflein ihre Blumen verborgen/ die/
wann ſie ausſchlieffen/ ſchoͤn bleichgelb/ und unten ein
wenig purpurbraun/ mitten in der Blumen iſt ein gold-
gelbes Poͤtzlein/ und bluͤhet ſpat im Sommer/ und mei-
ſtens/ wann die Sonne am heiſſeſten ſcheinet; wann
die Blume vergehet/ kommt der Saamen in runde haa-
richte oben zugeſpitzte Saͤcklein mit ſchwartzen Faͤſerlein
durchgeaͤdert/ wie in Wolle eingeſchloſſen/ iſt rund und
grau-ſchwaͤrtzlicht/ wie der Kohlſaamen/ muß zwar alle
Jahr beſaͤet werden/ wo ihm aber der Grund wolbelie-
big iſt/ da ſaͤet es ſich von ſich ſelbſt.

Es iſt eine andere Alcæa peregrina, oder Indica,
die vom Dodonæo Sabdarifa genennet wird/ die hat run-
de aͤſtige Stengel/ zertheilte Blaͤtter/ und weiſſe und
in der Mitte ſchoͤn ſchwartz gezeichnete Blumen.

Caſp. Bauhinus nennet es Sabdariffa, iſt aber/ mei-
nes Wiſſens/ in unſern Laͤndern wenig bekannt; Die
Engellaͤnder nennen es Thorney Mallowe.

Cap.
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[681[679]/0717] Sechſtes Buch/ Blumen-Garten. Nun folgen die Blumen und Gewaͤchſe/ die man jaͤhr- lich im Garten anſaͤen muß. Cap. XCIX. Adonidis flos, Æthiopis, Amaranthus, Alcæa Veneta, Alcæa Americana, oder Sabdarifa. DJeſe Gewaͤchſe/ die alle Jahr muͤſſen angeſaͤet werden/ heiſſen etliche zaͤſerichte Sommer-Ge- waͤchſe/ darunter ſich etliche ſelbſt anſaͤen/ als Borrago/ Ringelblumen/ Durchwachs/ deren Saamen den Winter uͤber nicht verdirbt/ ſondern im Fruͤling wieder aufgehet: Etliche aber haben ſo zarten Saa- men/ wann er gleich ausfaͤllt/ doch durch die Winters- Kaͤlte verfaulet/ daher er mit Fleiß abgenommen/ und zu rechter Zeit wieder angeſaͤet ſeyn muß. Nach dem Alphabet nun kommt erſtlich: Adonidis flos, Adonium, Feuerroͤslein/ braune Maͤgdlein/ haben ſchoͤne Menigfarbe Roͤslein/ inwen- dig mit einem ſchwartzen Sternlein/ als ob eine ſchwar- tze Kohle zwiſchen den gluͤhenden laͤge/ gezieret; hat ein Kraut/ ſchier wie der Fenchel/ bluͤhen im Majo und Ju- nio, nach den Blumen folgen kleine laͤnglichte dreyfa- che und ſpitzige Knoͤpflein/ in welchen der kleine ſchwartz- gruͤne Saame verborgen ligt. Es iſt noch eine Art/ die Pomerantzenfaͤrbige Bluͤhe bringen/ die den andern ſonſt in allem gleich ſind/ aber etwas ſeltener; die rareſten aber ſind mit den Schnee- weiſſen Blumen/ ſonſt aber auch wie die andern geſtal- tet; werden im April oder May geſaͤet/ und bluͤhen zim- lich lang/ haben die Krafft zu erwaͤrmen und zu trock- nen im andern Grad. Ein Schweißbad (ſagt Taber- næmontanus) von dem Kraut gemacht/ treibet den Schweiß gewaltig/ und fuͤhret die boͤſe kalte Feuchtig- keit aus. Æthiopis, Mohrenkraut/ ſoll erſtlich aus Æthio- piâ in Aſien/ und von dannen zu uns kommen ſeyn/ iſt eine fremde Art von dem Wollkraut/ dem die Blaͤtter faſt aͤhnlich ſind/ auſſer daß dieſes Gewaͤchſes Blaͤtter linder und weißlichter ſind/ mit zarter Wolle uͤberkleidet/ und um die Wurtzen an dem unterſten Theil des Sten- gels dick zuſammen geſetzt. Matthiolus ſchreibt/ die Wurtzen ſey in viel Fa- ſeln zertheilt/ fladdere tief unter der Erden/ und ſey am Geſchmack feiſt/ gedoͤrrt aber werde ſie ſchwartz/ und ſo hart wie ein Horn/ aus der Wurtzen waͤchſt ein viere- ckichter dicker rauher in etliche Aeſtlein getheilter Sten- gel/ etwan ein paar Schuch hoch/ bißweilen niederer/ bißweilen hoͤher/ nachdem ihnen die Herberge wol oder uͤbel ſchmeckt/ an welchen ſeine weiſſe Blumen/ wie an dem Hormino, nach der Laͤnge ſtehen/ ſein Saame ligt paarweiſe beyſammen in den Huͤlſen/ wie Erven geſtal- tet/ traͤgt aber das erſte Jahr keinen Saamen/ daher mag es wol in die Zahl der uͤber Winter bleibenden Kraͤuter gezehlet werden; darff keinen abſonderlichen guten Grund/ will aber in Scherben gehalten und des Winters an trockene luͤfftige Ort untergeſetzt werden. Dioſcorides lib. 4. cap. 105. vermeldet/ daß ein Decoctum von den Wurtzen/ denen die Eiter auswerf- fen/ und denen/ die an der Sciatica und Seitenſtechen lei- den/ gut ſey/ wie auch wider die Heiſerkeit. Amaranthus, Tauſendſchoͤn/ iſt auch von unter- ſchiedenen Gattungen/ der groſſe hat dunckelrothe Blu- men/ und iſt ſo lind anzugreiffen wie ein Sammet/ da- her er auch von etlichen Sammetblumen genennet wird/ die Papageyfederl haben bunte von gruͤn/ gelb/ roth und bleich zuſammgeſchattirte Blaͤtter. Etlichen ſind die oberſten rothen Blumen in viel von- einander hangende und abwaͤrts ſich ſenckende Zapffen zertheilt; etliche ſind klein und haben Buͤrſtenweiſe zu- ſamgeſetzte blutrothe Blumen. Lobelius nennet ihn Amaranthum holoſericis, ſanguineis, reticulatis floribus; Etliche ſind mit Pfer- ſichbluͤhefarben Blumen. Diß Gewaͤchs bluͤhet vom Monat Auguſto an/ biß in den Herbſt/ muß Jaͤhrlich vom Saamen angebauet/ und hernach wiederum verſetzt werden; begehrt guten Grund und mittelmaͤſſigen Sonnenſchein/ auch wann es noth/ die Begieſſung. Der Hollaͤndiſche Gaͤrtner ſagt/ der Saame wer- de bey ihnen nicht aufgehoben/ ſondern werde Jaͤhrlich aus Barbados oder Virginien uͤberbracht/ iſt kalter und trockner Complexion; von den Blumen das Decoctum getruncken/ dienet wider die rothe Ruhr/ die Wurtzen und Blumen uͤber Nacht im Wein geweicht/ nachmals geſotten/ und der Wein getruncken/ reiniget die Gebaͤr- mutter/ iſt auch gut fuͤr das Blutſpeyen/ der Saame in Wein getruncken/ vermehret den ſaͤugenden Frauen die Milch. Alcæa Veneta, Malva peregrina, Italica, Wet- terroͤslein/ hat eine Wurtzen den Pappeln gleich/ die Blaͤtter ſind in drey/ vier oder mehr Abſaͤtze zerſchnitten/ tragen in ſubtilen Knoͤpflein ihre Blumen verborgen/ die/ wann ſie ausſchlieffen/ ſchoͤn bleichgelb/ und unten ein wenig purpurbraun/ mitten in der Blumen iſt ein gold- gelbes Poͤtzlein/ und bluͤhet ſpat im Sommer/ und mei- ſtens/ wann die Sonne am heiſſeſten ſcheinet; wann die Blume vergehet/ kommt der Saamen in runde haa- richte oben zugeſpitzte Saͤcklein mit ſchwartzen Faͤſerlein durchgeaͤdert/ wie in Wolle eingeſchloſſen/ iſt rund und grau-ſchwaͤrtzlicht/ wie der Kohlſaamen/ muß zwar alle Jahr beſaͤet werden/ wo ihm aber der Grund wolbelie- big iſt/ da ſaͤet es ſich von ſich ſelbſt. Es iſt eine andere Alcæa peregrina, oder Indica, die vom Dodonæo Sabdarifa genennet wird/ die hat run- de aͤſtige Stengel/ zertheilte Blaͤtter/ und weiſſe und in der Mitte ſchoͤn ſchwartz gezeichnete Blumen. Caſp. Bauhinus nennet es Sabdariffa, iſt aber/ mei- nes Wiſſens/ in unſern Laͤndern wenig bekannt; Die Engellaͤnder nennen es Thorney Mallowe. Cap.

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 681[679]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/717>, abgerufen am 28.11.2024.