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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] oder Pflegern die Rechnung abführen/ und müssen besagte
Gerhaben vorher der Obrigkeit an Eydes-Statt ange-
loben/ daß sie fleissig und treulich ihrem Amt nachkommen/
und der Pupillen Nutzen und Frommen suchen und beför-
dern wollen und sollen; oder sind sie nicht selbst angesessen
oder genugsam begütert/ sollen sie/ durch Bürgen/ Cau-
tion
und Versicherung der Güter halben zu geben schuldig
seyn. der Waisen Alter/ Vermögen/ und der Ort/ wo
es angelegt/ muß insonderheit bey einem jeglichen beyge-
zeichnet werden/ damit die Zeit ihrer Vogtbarkeit erhelle/
oder wann sie erstarcken/ auf Handwercke gedinget/ oder
in gute ehrliche Dienste gebracht werden möchten. An
den meisten Orten zwar ist der Gebrauch/ daß die nun-
mehr zu Diensten tüchtige Pupillen bey der Obrigkeit ei-
ne gewisse Zeit dienen müssen/ und wird ihnen an vielen Or-
ten ein so schlechte geringe Besoldung/ oder so schlechte
Kost gegeben/ daß sie sich dabey nicht erhalten können/
und offt aus höchster Noth entlauffen müssen/ so von gei-
tzigen/ ungewissenhafften und Gottlosen Obrigkeiten
darum geschicht/ damit man ihnen hernach ihr Erbschafft
einziehen/ und sich damit bereichern möge/ welches aber
eine Himmel-schreyende Sünde ist/ und keinen Seegen/
aber gewisse Verdamnus auf den Rucken trägt. Wo
aber gute ehrliche Herrschafften sind/ die halten sie in ge-
bührlicher Kost und Besoldung/ und bringen dardurch zu-
wegen/ daß sie nicht allein ihre schuldige Waisen-Jahr/
sondern auch noch mehr Jahr darüber aus gutem Willen
dienen/ destomehr Lieb und Zuneigung haben/ und desto
treuer und aufrichtiger dienen/ damit mancher Unrath
abgestellt/ mancher Nutzen befördert/ der gute Name ei-
[Spaltenumbruch] nes Herrn oder Frauen gerühmet/ und sonderlich Gottes
Seegen und Gedeyen erlanget wird.

Die Gerhaben sollen nicht allein/ wie oben gedacht/
der Pupillen Geld auf Verzinsungen bringen/ sondern
auch/ da etwan solche Fahrnis verhanden wäre/ welche
durch Liegen verderbt oder sonst verringert wird/ soll solche
Fahrnis/ nach Jnhalt des Inventarii, (so allweg eher
aufzurichten) durch erbare und geschworne Leute ge-
schätzt/ zu Geld gemacht und verkaufft/ und auf
Interesse angelegt werden. Vor 20. Jahren werden
den Pupillen die Güter nicht eingeantwortet/ und wo sie
liederlich und verthulich wären/ nicht vor 22. Jahren/
welches alles auf Vorwissen und Gutbefund der Obrig-
keit geschehen solle. Wo aber bey den Pupillen aus
Unverstand oder Leichtfertigkeit keine Besserung mit den
Jahren zu hoffen wäre/ werden ihnen von Obrigkeits wegen
Curatores bonorum vorgestellet/ und werden alle Aliena-
tio
nen oder Anticipationen/ so dergleichen verthuliche
Kinder fürnehmen möchten/ ex officio, und bey Verlust
der Schulden/ verbotten.

Wann den Kindern etwas Mütterliches/ oder Sei-
tenwerts her ein Erbgut zufället/ und ihr Vatter noch
im Leben ist/ und eines guten Wandels/ soll er biß zur
Kinder Vogtbarkeit das Gut zwar geniessen/ aber also-
bald/ ehe ers antritt/ inventiren und beschreiben lassen/
damit ihnen das Haupt-Gut ungeschmälert künfftig wie-
derum zu den Handen möge gestellt/ und treulich über-
antwortet werden/ die Stieff-Vätter aber werden/ dem
Lands-Brauch nach/ hiervon gäntzlich ausgeschlossen.

Cap XLVI.
Von Unterthanen- und Dienst-Botten Registern.
[Spaltenumbruch]

GLeichwie durch Unordnung alle gute Anstellungen
verhindert und zerrüttet: also werden auch durch
weißliche Vorsorg alle Haus-Wirtschafften zu
gutem Fortgang und Zunehmen gebracht/ daß alles so wol
die Grossen/ als die Kleinen/ leichter ankömmt/ und alle
Verwirrungen verhütet und abgeschnitten werden. Die
Unterthanen-Register werden entweder jährlich ver-
neuret/ oder zu jeden so viel Raum gelassen/ daß mans
auf etliche Jahr brauchen könne/ die macht jede Herr-
schafft nach ihrem Beduncken; theils schreiben erstlich zu
jedwederm die alten restanten/ hernach die Ordinari-
Gaben/ und die auf selbiges Jahr gemachten Anschlä-
ge/ und Landhaus-Forderungen/ was bezahlt oder nicht
bezahlt wird/ doch daß ein jedes Jahr von dem andern
separirt wird. Theils geben/ um besserer Richtigkeit
willen/ einem jeden Unterthanen ein kleines Büchlein von
ein paar Bögen/ schreiben ihm jährlich hinein/ was von je-
dem Hause gefordert/ und was von ihme erlegt worden/
welches den Unterthanen nicht unannemlich/ damit sie sich
desto leichter ihrer Schuldigkeit erinnern mögen/ und
grosse Anßstände desto weniger erwachsen lassen/ auch in
[Spaltenumbruch] der Meinung sind/ es geschehe ihnen solcher Gestalt de-
sto weniger Unrecht/ weil/ ob sie schon selbst nicht lesen
können/ dennoch ihnen solches von andern können vorlesen
lassen. Die Unterthanen-Register werden am richtigsten
nach Ordnung des Protocolls aufgesetzt/ und von Jahr
zu Jahr also continuirt/ ausser daß jährlich die Land-An-
lagen sich offt ändern/ bald grösser und bald geringer wer-
den. Die Dienstboten-Register sind auch einem Hauß-
Vatter so wol als den Bedienten eine feine Nachricht/
da nicht allein die vornehmen/ sondern auch die geringen
Bedienten/ männ- und weiblichen Geschlechts/ mit ihrem
Tauf- und Zunahmen/ wann sie eingestanden/ was ihr
Lohn ist/ was sie nach und nach empfangen/ eingezeichnet
werden/ und wird jährlich mit ihnen zusammgerechnet/
und der Rest ausgezahlt/ oder ihnen aufs künfftige Jahr
zugeschrieben. Theils geben sonderlich den Mannsbildern
ihre Span-Zettel noch zum Uberfluß/ darinn eben das
jetzt-gemeldte jährlich verzeichnet und eingeschrieben
wird; wie nun eines oder das andere im Gebrauch ist/
also hat es auch dabey sein Bewenden.

Cap. XLVII.
Von Bräu-Häusern.
[Spaltenumbruch]

JNsgemein haben die Städte das Bräu-Recht/
daß auf eine Meil wegs herum niemand (ohne
special Privilegium) ein Bräu-Haus aufrichten
[Spaltenumbruch] solle/ und ist mehr ein Jus reale als personale, haben auch-
etliche Güter diese Freyheit/ der Possessor sey wer er wol-
le. Wiewol sonst auf sein Haus-Nothdurfft zu bräuen

jedem

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] oder Pflegern die Rechnung abfuͤhren/ und muͤſſen beſagte
Gerhaben vorher der Obrigkeit an Eydes-Statt ange-
loben/ daß ſie fleiſſig und treulich ihrem Amt nachkom̃en/
und der Pupillen Nutzen und Frommen ſuchen und befoͤr-
dern wollen und ſollen; oder ſind ſie nicht ſelbſt angeſeſſen
oder genugſam beguͤtert/ ſollen ſie/ durch Buͤrgen/ Cau-
tion
und Verſicherung der Guͤter halben zu geben ſchuldig
ſeyn. der Waiſen Alter/ Vermoͤgen/ und der Ort/ wo
es angelegt/ muß inſonderheit bey einem jeglichen beyge-
zeichnet werden/ damit die Zeit ihrer Vogtbarkeit erhelle/
oder wann ſie erſtarcken/ auf Handwercke gedinget/ oder
in gute ehrliche Dienſte gebracht werden moͤchten. An
den meiſten Orten zwar iſt der Gebrauch/ daß die nun-
mehr zu Dienſten tuͤchtige Pupillen bey der Obrigkeit ei-
ne gewiſſe Zeit dienen muͤſſen/ und wird ihnẽ an vielen Or-
ten ein ſo ſchlechte geringe Beſoldung/ oder ſo ſchlechte
Koſt gegeben/ daß ſie ſich dabey nicht erhalten koͤnnen/
und offt aus hoͤchſter Noth entlauffen muͤſſen/ ſo von gei-
tzigen/ ungewiſſenhafften und Gottloſen Obrigkeiten
darum geſchicht/ damit man ihnen hernach ihr Erbſchafft
einziehen/ und ſich damit bereichern moͤge/ welches aber
eine Himmel-ſchreyende Suͤnde iſt/ und keinen Seegen/
aber gewiſſe Verdamnus auf den Rucken traͤgt. Wo
aber gute ehrliche Herrſchafften ſind/ die halten ſie in ge-
buͤhrlicher Koſt und Beſoldung/ und bringen dardurch zu-
wegen/ daß ſie nicht allein ihre ſchuldige Waiſen-Jahr/
ſondern auch noch mehr Jahr daruͤber aus gutem Willen
dienen/ deſtomehr Lieb und Zuneigung haben/ und deſto
treuer und aufrichtiger dienen/ damit mancher Unrath
abgeſtellt/ mancher Nutzen befoͤrdert/ der gute Name ei-
[Spaltenumbruch] nes Herrn oder Frauen geruͤhmet/ und ſonderlich Gottes
Seegen und Gedeyen erlanget wird.

Die Gerhaben ſollen nicht allein/ wie oben gedacht/
der Pupillen Geld auf Verzinſungen bringen/ ſondern
auch/ da etwan ſolche Fahrnis verhanden waͤre/ welche
durch Liegen verderbt oder ſonſt verringert wird/ ſoll ſolche
Fahrnis/ nach Jnhalt des Inventarii, (ſo allweg eher
aufzurichten) durch erbare und geſchworne Leute ge-
ſchaͤtzt/ zu Geld gemacht und verkaufft/ und auf
Intereſſe angelegt werden. Vor 20. Jahren werden
den Pupillen die Guͤter nicht eingeantwortet/ und wo ſie
liederlich und verthulich waͤren/ nicht vor 22. Jahren/
welches alles auf Vorwiſſen und Gutbefund der Obrig-
keit geſchehen ſolle. Wo aber bey den Pupillen aus
Unverſtand oder Leichtfertigkeit keine Beſſerung mit den
Jahrẽ zu hoffen waͤre/ werden ihnẽ von Obrigkeits wegen
Curatores bonorum vorgeſtellet/ uñ werden alle Aliena-
tio
nen oder Anticipationen/ ſo dergleichen verthuliche
Kinder fuͤrnehmen moͤchten/ ex officio, und bey Verluſt
der Schulden/ verbotten.

Wann den Kindern etwas Muͤtterliches/ oder Sei-
tenwerts her ein Erbgut zufaͤllet/ und ihr Vatter noch
im Leben iſt/ und eines guten Wandels/ ſoll er biß zur
Kinder Vogtbarkeit das Gut zwar genieſſen/ aber alſo-
bald/ ehe ers antritt/ inventiren und beſchreiben laſſen/
damit ihnen das Haupt-Gut ungeſchmaͤlert kuͤnfftig wie-
derum zu den Handen moͤge geſtellt/ und treulich uͤber-
antwortet werden/ die Stieff-Vaͤtter aber werden/ dem
Lands-Brauch nach/ hiervon gaͤntzlich ausgeſchloſſen.

Cap XLVI.
Von Unterthanen- und Dienſt-Botten Regiſtern.
[Spaltenumbruch]

GLeichwie durch Unordnung alle gute Anſtellungen
verhindert und zerruͤttet: alſo werden auch durch
weißliche Vorſorg alle Haus-Wirtſchafften zu
gutem Fortgang und Zunehmen gebracht/ daß alles ſo wol
die Groſſen/ als die Kleinen/ leichter ankoͤmmt/ und alle
Verwirrungen verhuͤtet und abgeſchnitten werden. Die
Unterthanen-Regiſter werden entweder jaͤhrlich ver-
neuret/ oder zu jeden ſo viel Raum gelaſſen/ daß mans
auf etliche Jahr brauchen koͤnne/ die macht jede Herr-
ſchafft nach ihrem Beduncken; theils ſchreiben erſtlich zu
jedwederm die alten reſtanten/ hernach die Ordinari-
Gaben/ und die auf ſelbiges Jahr gemachten Anſchlaͤ-
ge/ und Landhaus-Forderungen/ was bezahlt oder nicht
bezahlt wird/ doch daß ein jedes Jahr von dem andern
ſeparirt wird. Theils geben/ um beſſerer Richtigkeit
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ein paar Boͤgen/ ſchreibẽ ihm jaͤhrlich hinein/ was von je-
dem Hauſe gefordert/ und was von ihme erlegt worden/
welches den Unterthanen nicht unannemlich/ damit ſie ſich
deſto leichter ihrer Schuldigkeit erinnern moͤgen/ und
groſſe Anßſtaͤnde deſto weniger erwachſen laſſen/ auch in
[Spaltenumbruch] der Meinung ſind/ es geſchehe ihnen ſolcher Geſtalt de-
ſto weniger Unrecht/ weil/ ob ſie ſchon ſelbſt nicht leſen
koͤnnen/ dennoch ihnen ſolches von andern koͤnnen vorleſen
laſſen. Die Unterthanen-Regiſter werden am richtigſten
nach Ordnung des Protocolls aufgeſetzt/ und von Jahr
zu Jahr alſo continuirt/ auſſer daß jaͤhrlich die Land-An-
lagen ſich offt aͤndern/ bald groͤſſer und bald geringer wer-
den. Die Dienſtboten-Regiſter ſind auch einem Hauß-
Vatter ſo wol als den Bedienten eine feine Nachricht/
da nicht allein die vornehmen/ ſondern auch die geringen
Bedienten/ maͤnn- und weiblichen Geſchlechts/ mit ihrem
Tauf- und Zunahmen/ wann ſie eingeſtanden/ was ihr
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und der Reſt ausgezahlt/ oder ihnen aufs kuͤnfftige Jahr
zugeſchrieben. Theils geben ſonderlich den Mannsbildern
ihre Span-Zettel noch zum Uberfluß/ darinn eben das
jetzt-gemeldte jaͤhrlich verzeichnet und eingeſchrieben
wird; wie nun eines oder das andere im Gebrauch iſt/
alſo hat es auch dabey ſein Bewenden.

Cap. XLVII.
Von Braͤu-Haͤuſern.
[Spaltenumbruch]

JNsgemein haben die Staͤdte das Braͤu-Recht/
daß auf eine Meil wegs herum niemand (ohne
ſpecial Privilegium) ein Braͤu-Haus aufrichten
[Spaltenumbruch] ſolle/ uñ iſt mehr ein Jus reale als perſonale, haben auch-
etliche Guͤter dieſe Freyheit/ der Poſſeſſor ſey wer er wol-
le. Wiewol ſonſt auf ſein Haus-Nothdurfft zu braͤuen

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[48/0066] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens oder Pflegern die Rechnung abfuͤhren/ und muͤſſen beſagte Gerhaben vorher der Obrigkeit an Eydes-Statt ange- loben/ daß ſie fleiſſig und treulich ihrem Amt nachkom̃en/ und der Pupillen Nutzen und Frommen ſuchen und befoͤr- dern wollen und ſollen; oder ſind ſie nicht ſelbſt angeſeſſen oder genugſam beguͤtert/ ſollen ſie/ durch Buͤrgen/ Cau- tion und Verſicherung der Guͤter halben zu geben ſchuldig ſeyn. der Waiſen Alter/ Vermoͤgen/ und der Ort/ wo es angelegt/ muß inſonderheit bey einem jeglichen beyge- zeichnet werden/ damit die Zeit ihrer Vogtbarkeit erhelle/ oder wann ſie erſtarcken/ auf Handwercke gedinget/ oder in gute ehrliche Dienſte gebracht werden moͤchten. An den meiſten Orten zwar iſt der Gebrauch/ daß die nun- mehr zu Dienſten tuͤchtige Pupillen bey der Obrigkeit ei- ne gewiſſe Zeit dienen muͤſſen/ und wird ihnẽ an vielen Or- ten ein ſo ſchlechte geringe Beſoldung/ oder ſo ſchlechte Koſt gegeben/ daß ſie ſich dabey nicht erhalten koͤnnen/ und offt aus hoͤchſter Noth entlauffen muͤſſen/ ſo von gei- tzigen/ ungewiſſenhafften und Gottloſen Obrigkeiten darum geſchicht/ damit man ihnen hernach ihr Erbſchafft einziehen/ und ſich damit bereichern moͤge/ welches aber eine Himmel-ſchreyende Suͤnde iſt/ und keinen Seegen/ aber gewiſſe Verdamnus auf den Rucken traͤgt. Wo aber gute ehrliche Herrſchafften ſind/ die halten ſie in ge- buͤhrlicher Koſt und Beſoldung/ und bringen dardurch zu- wegen/ daß ſie nicht allein ihre ſchuldige Waiſen-Jahr/ ſondern auch noch mehr Jahr daruͤber aus gutem Willen dienen/ deſtomehr Lieb und Zuneigung haben/ und deſto treuer und aufrichtiger dienen/ damit mancher Unrath abgeſtellt/ mancher Nutzen befoͤrdert/ der gute Name ei- nes Herrn oder Frauen geruͤhmet/ und ſonderlich Gottes Seegen und Gedeyen erlanget wird. Die Gerhaben ſollen nicht allein/ wie oben gedacht/ der Pupillen Geld auf Verzinſungen bringen/ ſondern auch/ da etwan ſolche Fahrnis verhanden waͤre/ welche durch Liegen verderbt oder ſonſt verringert wird/ ſoll ſolche Fahrnis/ nach Jnhalt des Inventarii, (ſo allweg eher aufzurichten) durch erbare und geſchworne Leute ge- ſchaͤtzt/ zu Geld gemacht und verkaufft/ und auf Intereſſe angelegt werden. Vor 20. Jahren werden den Pupillen die Guͤter nicht eingeantwortet/ und wo ſie liederlich und verthulich waͤren/ nicht vor 22. Jahren/ welches alles auf Vorwiſſen und Gutbefund der Obrig- keit geſchehen ſolle. Wo aber bey den Pupillen aus Unverſtand oder Leichtfertigkeit keine Beſſerung mit den Jahrẽ zu hoffen waͤre/ werden ihnẽ von Obrigkeits wegen Curatores bonorum vorgeſtellet/ uñ werden alle Aliena- tionen oder Anticipationen/ ſo dergleichen verthuliche Kinder fuͤrnehmen moͤchten/ ex officio, und bey Verluſt der Schulden/ verbotten. Wann den Kindern etwas Muͤtterliches/ oder Sei- tenwerts her ein Erbgut zufaͤllet/ und ihr Vatter noch im Leben iſt/ und eines guten Wandels/ ſoll er biß zur Kinder Vogtbarkeit das Gut zwar genieſſen/ aber alſo- bald/ ehe ers antritt/ inventiren und beſchreiben laſſen/ damit ihnen das Haupt-Gut ungeſchmaͤlert kuͤnfftig wie- derum zu den Handen moͤge geſtellt/ und treulich uͤber- antwortet werden/ die Stieff-Vaͤtter aber werden/ dem Lands-Brauch nach/ hiervon gaͤntzlich ausgeſchloſſen. Cap XLVI. Von Unterthanen- und Dienſt-Botten Regiſtern. GLeichwie durch Unordnung alle gute Anſtellungen verhindert und zerruͤttet: alſo werden auch durch weißliche Vorſorg alle Haus-Wirtſchafften zu gutem Fortgang und Zunehmen gebracht/ daß alles ſo wol die Groſſen/ als die Kleinen/ leichter ankoͤmmt/ und alle Verwirrungen verhuͤtet und abgeſchnitten werden. Die Unterthanen-Regiſter werden entweder jaͤhrlich ver- neuret/ oder zu jeden ſo viel Raum gelaſſen/ daß mans auf etliche Jahr brauchen koͤnne/ die macht jede Herr- ſchafft nach ihrem Beduncken; theils ſchreiben erſtlich zu jedwederm die alten reſtanten/ hernach die Ordinari- Gaben/ und die auf ſelbiges Jahr gemachten Anſchlaͤ- ge/ und Landhaus-Forderungen/ was bezahlt oder nicht bezahlt wird/ doch daß ein jedes Jahr von dem andern ſeparirt wird. Theils geben/ um beſſerer Richtigkeit willen/ einem jeden Unterthanen ein kleines Buͤchlein von ein paar Boͤgen/ ſchreibẽ ihm jaͤhrlich hinein/ was von je- dem Hauſe gefordert/ und was von ihme erlegt worden/ welches den Unterthanen nicht unannemlich/ damit ſie ſich deſto leichter ihrer Schuldigkeit erinnern moͤgen/ und groſſe Anßſtaͤnde deſto weniger erwachſen laſſen/ auch in der Meinung ſind/ es geſchehe ihnen ſolcher Geſtalt de- ſto weniger Unrecht/ weil/ ob ſie ſchon ſelbſt nicht leſen koͤnnen/ dennoch ihnen ſolches von andern koͤnnen vorleſen laſſen. Die Unterthanen-Regiſter werden am richtigſten nach Ordnung des Protocolls aufgeſetzt/ und von Jahr zu Jahr alſo continuirt/ auſſer daß jaͤhrlich die Land-An- lagen ſich offt aͤndern/ bald groͤſſer und bald geringer wer- den. Die Dienſtboten-Regiſter ſind auch einem Hauß- Vatter ſo wol als den Bedienten eine feine Nachricht/ da nicht allein die vornehmen/ ſondern auch die geringen Bedienten/ maͤnn- und weiblichen Geſchlechts/ mit ihrem Tauf- und Zunahmen/ wann ſie eingeſtanden/ was ihr Lohn iſt/ was ſie nach und nach empfangen/ eingezeichnet werden/ und wird jaͤhrlich mit ihnen zuſammgerechnet/ und der Reſt ausgezahlt/ oder ihnen aufs kuͤnfftige Jahr zugeſchrieben. Theils geben ſonderlich den Mannsbildern ihre Span-Zettel noch zum Uberfluß/ darinn eben das jetzt-gemeldte jaͤhrlich verzeichnet und eingeſchrieben wird; wie nun eines oder das andere im Gebrauch iſt/ alſo hat es auch dabey ſein Bewenden. Cap. XLVII. Von Braͤu-Haͤuſern. JNsgemein haben die Staͤdte das Braͤu-Recht/ daß auf eine Meil wegs herum niemand (ohne ſpecial Privilegium) ein Braͤu-Haus aufrichten ſolle/ uñ iſt mehr ein Jus reale als perſonale, haben auch- etliche Guͤter dieſe Freyheit/ der Poſſeſſor ſey wer er wol- le. Wiewol ſonſt auf ſein Haus-Nothdurfft zu braͤuen jedem

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/66>, abgerufen am 26.11.2024.