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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Sechstes Buch/ Blumen-Garten.
[Spaltenumbruch] und voll rothes Safftes/ mit dünnen Körnlein besetzt.
Jm Herbst werden sie zeitlich eingebracht/ die Erde a-
ber/ darinn er stehet/ muß vor wol trocken seyn/ und muß
an einem schönen Tage geschehen.

Cesare Durantes schreibet/ daß die voneinander ge-
[Spaltenumbruch] spaltene Blätter/ zu denen auf die Brust empfangenen
Schlägen dienen/ helffen den hinein gestossenen/ geworf-
fenen und geschlagenen Rippen wiederum heraus an
ihren natürlichen Ort/ und stillen auch zugleich die
Schmertzen der Gewerbe und Gleiche.

Cap. XXXVI.
Vom Palmbaum und Phyllirea.
[Spaltenumbruch]

DJeser Baum/ weil er allein in den heissen Orien-
talischen und gegen Suden gelegenen Ländern
Frucht bringet/ hätte hier wol können gar aus-
bleiben/ weil aber die Curiositet der menschlichen Ge-
müther so groß/ daß sie alles zu wissen und zu erforschen
verlangen/ kan man dennoch dieses Gewächs in unsern
Ländern etliche Jahr durchbringen/ und aufs wenigste
den Stamm/ und die Gestalt der Blätter zum Theil
sehen.

Jn Jtalia findet man diese Dattelbäum in allen
vornehmen Gärten/ und kommen daselbst zu einer merck-
lichen Grösse/ nichts destoweniger bleiben sie (weil ih-
nen selbiges/ wiewol um ein mercklichs wärmeres Clima
als bey uns/ dennoch nicht anschlägt) ohne Frucht. Die
besten wachsen in den Jndianischen Provinzen in Syria,
Palaestina, Africa
und Arabia. Wir müssen uns all-
hier mit den Blättern genügen lassen/ werden aber fol-
gender Weise aufgebracht.

Die Dattelkerne/ werden 10 oder 14 Tage einge-
weicht/ alsdann keimen sie aus/ dann ist es Zeit/ daß
man sie in ein gut fettes Erdreich setze/ so wachsen sie un-
tersich/ und treiben übersich noch im ersten Jahr/ ein
lang gespitztes nnd gefaltenes Blat. So man dieser
jungen Palmen fleissig wartet/ sonderlich aber sie Jähr-
lich versetzet/ so treiben sie alle Jahr ein neues Blat;
solcher Gestalt (sagt Herr Dümler/ aus welchem dieses
genommen) habe ich die Datteln auf vier und sechs
Jahr gebracht/ sind auch von andern der Gärtnerey
Beflissenen gar auf zwölff Jahr gebracht/ und hernach
in ausländische Gärten verhandelt worden.

Er mag keine Kälte leiden/ hat nur ein eintzige
schlechte Wurtzen/ mit wenigen haarichten Fäseln/ und
flichtet sich nichts in die Erden/ daher mit dem Versetzen
ein sonderer Vortheil zu brauchen/ daß die Erden nicht
davon falle/ geschihet es aber/ so ist es ums Gewächs
geschehen.

Sie wollen einen leichten guten Grund/ der mit alten
Pferd-Mist/ Hünerkoth und verfaulten Baumlaub
vermischt ist/ erfordern warme Lufft und Sonnenschein/
auch bißweilen Besprengung von lauem Regenwasser/
das vor an der Sonnen-Hitze gestanden. Man muß
sie mitten im September eintragen/ und nicht auf die
Erden (wie der Königliche Hovenier will) sondern
etwas in die Höhe stellen/ wo man nach Erheissung der
Kälte von Anfang des Novembers biß mitten im Mar-
tium ein/ zwey oder dreymal des Tages einheitzet/ und
sie durch den gantzen Winter öffter nicht/ als ein oder
zweymal mit Regenwasser befeuchtet; vor dem May-
Monat soll man sie nicht heraus bringen/ wann gute
warme Lufft/ und ein fruchtbarer Regen bald zu hof-
fen ist.

[Spaltenumbruch]

Palma minor oder humilis, die niederträchtigen
Palmen/ die in Candia/ Sicilia/ auch in Jtalia an
theils Orten zu finden/ bekommen einen runden Knol-
len mit vielen haarichten Butzen umwickelt/ eines über-
aus guten Geschmacks/ und wird dieses von den Alten
das Hirn genennet/ wird zu Ende der Mahlzeiten/ wie
die Artischocken/ mit Pfeffer und ein wenig Saltz geges-
sen/ und von den Schleckmäulern sehr hoch gehalten/
werden zur Fasten-Zeit in Jtalia hin und wieder feil ge-
tragen/ wie Durantes bezeuget. Dodonaeus aber mel-
det/ es mache viel böser Feuchtigkeiten und erwecke viel
Winde. Wie dann auch Galenus dieses Hirn einer
wässerigen und irrdischen Substanz seyn bekennet/ sey
warm und kalt vermischt/ und darneben einer zusam-
menziehenden Natur. Deßwegen man es auch nicht
ohne Saltz und Pfeffer brauchen solle.

Wer mehr unterschiedliche Sorten und Arten der
Palmbäume wissen will/ der besehe Hortum Indicum
Malabaricum Henrici van Rheede & Joh. Casearii
zu
Amsterdam in folio Anno 1678 gedruckt/ samt den
schönen und fürtrefflichen Kupfferstichen/ so dabey zu
finden. Einer wird von ihnen Tenga, der ander Caun-
ga,
der dritte Carim-Pana, der vierdte Ampana, der
fünffte Schunda-Pana genennt/ daselbst sind auch noch
andere/ deren allhier zu gedencken für unnothwendig
gehalten worden.

Phyllirea, ist ein artlicher hübscher Baum/ der in
Franckreich zu wachsen pfleget/ von welchem der Saa-
me zu uns muß überbracht/ und im Mertzen gesäet/ auch
wann er 6 oder 7 Blätter hat/ versetzt/ im Winter aber
in die Pomerantzen-Häuser beygesetzt werden. Clusius
hat dieses Baums etliche Gattungen aufgeführt/ wir
wollen hier allein bey der andern verbleiben/ so bißweilen
in die Gärten gebracht wird. Tabernaemontanus
nennet ihn Stein-Linden/ wird ein hoher Baum/ mit
vielen ausgebreiteten Aesten/ die weiß an der Rinden
sind; Die Blätter sind eines scharffen Geschmacks
und etwas bitter/ trägt Beer Traubenweise beysam-
men hangend/ schwartz wie die Myrtenbeer/ haben ei-
nen steinigen harten Kern/ mit einer weissen Schalen
überzogen.

Dioscorides schreibt/ die Blätter haben die Krafft
zusammzuziehen/ wie die wilden Olivenblätter/ haben
auch gleiche Krafft/ sind gut wider alle Gebrechen/ die ei-
ner Zusammenziehung vonnöthen/ und sonderlich wider
die Mundgeschwer/ entweder daß man sie käue/ oder mit
dem Decocto, darinn die Blätter gesotten sind/ den
Mund auswasche/ ist auch gut wider die Entzündungen/
die Blumen in Essig gesotten/ hilfft dem Kopffwehe/ und
erweichen die Nerven.

Cap.
H h h h iij

Sechſtes Buch/ Blumen-Garten.
[Spaltenumbruch] und voll rothes Safftes/ mit duͤnnen Koͤrnlein beſetzt.
Jm Herbſt werden ſie zeitlich eingebracht/ die Erde a-
ber/ darinn er ſtehet/ muß vor wol trocken ſeyn/ und muß
an einem ſchoͤnen Tage geſchehen.

Ceſare Durantes ſchreibet/ daß die voneinander ge-
[Spaltenumbruch] ſpaltene Blaͤtter/ zu denen auf die Bruſt empfangenen
Schlaͤgen dienen/ helffen den hinein geſtoſſenen/ geworf-
fenen und geſchlagenen Rippen wiederum heraus an
ihren natuͤrlichen Ort/ und ſtillen auch zugleich die
Schmertzen der Gewerbe und Gleiche.

Cap. XXXVI.
Vom Palmbaum und Phyllirea.
[Spaltenumbruch]

DJeſer Baum/ weil er allein in den heiſſen Orien-
taliſchen und gegen Suden gelegenen Laͤndern
Frucht bringet/ haͤtte hier wol koͤnnen gar aus-
bleiben/ weil aber die Curioſitet der menſchlichen Ge-
muͤther ſo groß/ daß ſie alles zu wiſſen und zu erforſchen
verlangen/ kan man dennoch dieſes Gewaͤchs in unſern
Laͤndern etliche Jahr durchbringen/ und aufs wenigſte
den Stamm/ und die Geſtalt der Blaͤtter zum Theil
ſehen.

Jn Jtalia findet man dieſe Dattelbaͤum in allen
vornehmen Gaͤrten/ und kommen daſelbſt zu einer merck-
lichen Groͤſſe/ nichts deſtoweniger bleiben ſie (weil ih-
nen ſelbiges/ wiewol um ein mercklichs waͤrmeres Clima
als bey uns/ dennoch nicht anſchlaͤgt) ohne Frucht. Die
beſten wachſen in den Jndianiſchen Provinzen in Syria,
Palæſtinâ, Africâ
und Arabiâ. Wir muͤſſen uns all-
hier mit den Blaͤttern genuͤgen laſſen/ werden aber fol-
gender Weiſe aufgebracht.

Die Dattelkerne/ werden 10 oder 14 Tage einge-
weicht/ alsdann keimen ſie aus/ dann iſt es Zeit/ daß
man ſie in ein gut fettes Erdreich ſetze/ ſo wachſen ſie un-
terſich/ und treiben uͤberſich noch im erſten Jahr/ ein
lang geſpitztes nnd gefaltenes Blat. So man dieſer
jungen Palmen fleiſſig wartet/ ſonderlich aber ſie Jaͤhr-
lich verſetzet/ ſo treiben ſie alle Jahr ein neues Blat;
ſolcher Geſtalt (ſagt Herr Duͤmler/ aus welchem dieſes
genommen) habe ich die Datteln auf vier und ſechs
Jahr gebracht/ ſind auch von andern der Gaͤrtnerey
Befliſſenen gar auf zwoͤlff Jahr gebracht/ und hernach
in auslaͤndiſche Gaͤrten verhandelt worden.

Er mag keine Kaͤlte leiden/ hat nur ein eintzige
ſchlechte Wurtzen/ mit wenigen haarichten Faͤſeln/ und
flichtet ſich nichts in die Erden/ daher mit dem Verſetzen
ein ſonderer Vortheil zu brauchen/ daß die Erden nicht
davon falle/ geſchihet es aber/ ſo iſt es ums Gewaͤchs
geſchehen.

Sie wollen einen leichten guten Grund/ der mit alten
Pferd-Miſt/ Huͤnerkoth und verfaulten Baumlaub
vermiſcht iſt/ erfordern warme Lufft und Sonnenſchein/
auch bißweilen Beſprengung von lauem Regenwaſſer/
das vor an der Sonnen-Hitze geſtanden. Man muß
ſie mitten im September eintragen/ und nicht auf die
Erden (wie der Koͤnigliche Hovenier will) ſondern
etwas in die Hoͤhe ſtellen/ wo man nach Erheiſſung der
Kaͤlte von Anfang des Novembers biß mitten im Mar-
tium ein/ zwey oder dreymal des Tages einheitzet/ und
ſie durch den gantzen Winter oͤffter nicht/ als ein oder
zweymal mit Regenwaſſer befeuchtet; vor dem May-
Monat ſoll man ſie nicht heraus bringen/ wann gute
warme Lufft/ und ein fruchtbarer Regen bald zu hof-
fen iſt.

[Spaltenumbruch]

Palma minor oder humilis, die niedertraͤchtigen
Palmen/ die in Candia/ Sicilia/ auch in Jtalia an
theils Orten zu finden/ bekommen einen runden Knol-
len mit vielen haarichten Butzen umwickelt/ eines uͤber-
aus guten Geſchmacks/ und wird dieſes von den Alten
das Hirn genennet/ wird zu Ende der Mahlzeiten/ wie
die Artiſchocken/ mit Pfeffer und ein wenig Saltz gegeſ-
ſen/ und von den Schleckmaͤulern ſehr hoch gehalten/
werden zur Faſten-Zeit in Jtalia hin und wieder feil ge-
tragen/ wie Durantes bezeuget. Dodonæus aber mel-
det/ es mache viel boͤſer Feuchtigkeiten und erwecke viel
Winde. Wie dann auch Galenus dieſes Hirn einer
waͤſſerigen und irrdiſchen Subſtanz ſeyn bekennet/ ſey
warm und kalt vermiſcht/ und darneben einer zuſam-
menziehenden Natur. Deßwegen man es auch nicht
ohne Saltz und Pfeffer brauchen ſolle.

Wer mehr unterſchiedliche Sorten und Arten der
Palmbaͤume wiſſen will/ der beſehe Hortum Indicum
Malabaricum Henrici van Rheede & Joh. Caſearii
zu
Amſterdam in folio Anno 1678 gedruckt/ ſamt den
ſchoͤnen und fuͤrtrefflichen Kupfferſtichen/ ſo dabey zu
finden. Einer wird von ihnen Tenga, der ander Caun-
ga,
der dritte Carim-Panà, der vierdte Ampana, der
fuͤnffte Schunda-Pana genennt/ daſelbſt ſind auch noch
andere/ deren allhier zu gedencken fuͤr unnothwendig
gehalten worden.

Phyllirea, iſt ein artlicher huͤbſcher Baum/ der in
Franckreich zu wachſen pfleget/ von welchem der Saa-
me zu uns muß uͤberbracht/ und im Mertzen geſaͤet/ auch
wann er 6 oder 7 Blaͤtter hat/ verſetzt/ im Winter aber
in die Pomerantzen-Haͤuſer beygeſetzt werden. Cluſius
hat dieſes Baums etliche Gattungen aufgefuͤhrt/ wir
wollen hier allein bey der andern verbleiben/ ſo bißweilen
in die Gaͤrten gebracht wird. Tabernæmontanus
nennet ihn Stein-Linden/ wird ein hoher Baum/ mit
vielen ausgebreiteten Aeſten/ die weiß an der Rinden
ſind; Die Blaͤtter ſind eines ſcharffen Geſchmacks
und etwas bitter/ traͤgt Beer Traubenweiſe beyſam-
men hangend/ ſchwartz wie die Myrtenbeer/ haben ei-
nen ſteinigen harten Kern/ mit einer weiſſen Schalen
uͤberzogen.

Dioſcorides ſchreibt/ die Blaͤtter haben die Krafft
zuſammzuziehen/ wie die wilden Olivenblaͤtter/ haben
auch gleiche Krafft/ ſind gut wider alle Gebrechen/ die ei-
ner Zuſammenziehung vonnoͤthen/ und ſonderlich wider
die Mundgeſchwer/ entweder daß man ſie kaͤue/ oder mit
dem Decocto, darinn die Blaͤtter geſotten ſind/ den
Mund auswaſche/ iſt auch gut wider die Entzuͤndungen/
die Blumen in Eſſig geſotten/ hilfft dem Kopffwehe/ und
erweichen die Nerven.

Cap.
H h h h iij
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[615[613]/0651] Sechſtes Buch/ Blumen-Garten. und voll rothes Safftes/ mit duͤnnen Koͤrnlein beſetzt. Jm Herbſt werden ſie zeitlich eingebracht/ die Erde a- ber/ darinn er ſtehet/ muß vor wol trocken ſeyn/ und muß an einem ſchoͤnen Tage geſchehen. Ceſare Durantes ſchreibet/ daß die voneinander ge- ſpaltene Blaͤtter/ zu denen auf die Bruſt empfangenen Schlaͤgen dienen/ helffen den hinein geſtoſſenen/ geworf- fenen und geſchlagenen Rippen wiederum heraus an ihren natuͤrlichen Ort/ und ſtillen auch zugleich die Schmertzen der Gewerbe und Gleiche. Cap. XXXVI. Vom Palmbaum und Phyllirea. DJeſer Baum/ weil er allein in den heiſſen Orien- taliſchen und gegen Suden gelegenen Laͤndern Frucht bringet/ haͤtte hier wol koͤnnen gar aus- bleiben/ weil aber die Curioſitet der menſchlichen Ge- muͤther ſo groß/ daß ſie alles zu wiſſen und zu erforſchen verlangen/ kan man dennoch dieſes Gewaͤchs in unſern Laͤndern etliche Jahr durchbringen/ und aufs wenigſte den Stamm/ und die Geſtalt der Blaͤtter zum Theil ſehen. Jn Jtalia findet man dieſe Dattelbaͤum in allen vornehmen Gaͤrten/ und kommen daſelbſt zu einer merck- lichen Groͤſſe/ nichts deſtoweniger bleiben ſie (weil ih- nen ſelbiges/ wiewol um ein mercklichs waͤrmeres Clima als bey uns/ dennoch nicht anſchlaͤgt) ohne Frucht. Die beſten wachſen in den Jndianiſchen Provinzen in Syria, Palæſtinâ, Africâ und Arabiâ. Wir muͤſſen uns all- hier mit den Blaͤttern genuͤgen laſſen/ werden aber fol- gender Weiſe aufgebracht. Die Dattelkerne/ werden 10 oder 14 Tage einge- weicht/ alsdann keimen ſie aus/ dann iſt es Zeit/ daß man ſie in ein gut fettes Erdreich ſetze/ ſo wachſen ſie un- terſich/ und treiben uͤberſich noch im erſten Jahr/ ein lang geſpitztes nnd gefaltenes Blat. So man dieſer jungen Palmen fleiſſig wartet/ ſonderlich aber ſie Jaͤhr- lich verſetzet/ ſo treiben ſie alle Jahr ein neues Blat; ſolcher Geſtalt (ſagt Herr Duͤmler/ aus welchem dieſes genommen) habe ich die Datteln auf vier und ſechs Jahr gebracht/ ſind auch von andern der Gaͤrtnerey Befliſſenen gar auf zwoͤlff Jahr gebracht/ und hernach in auslaͤndiſche Gaͤrten verhandelt worden. Er mag keine Kaͤlte leiden/ hat nur ein eintzige ſchlechte Wurtzen/ mit wenigen haarichten Faͤſeln/ und flichtet ſich nichts in die Erden/ daher mit dem Verſetzen ein ſonderer Vortheil zu brauchen/ daß die Erden nicht davon falle/ geſchihet es aber/ ſo iſt es ums Gewaͤchs geſchehen. Sie wollen einen leichten guten Grund/ der mit alten Pferd-Miſt/ Huͤnerkoth und verfaulten Baumlaub vermiſcht iſt/ erfordern warme Lufft und Sonnenſchein/ auch bißweilen Beſprengung von lauem Regenwaſſer/ das vor an der Sonnen-Hitze geſtanden. Man muß ſie mitten im September eintragen/ und nicht auf die Erden (wie der Koͤnigliche Hovenier will) ſondern etwas in die Hoͤhe ſtellen/ wo man nach Erheiſſung der Kaͤlte von Anfang des Novembers biß mitten im Mar- tium ein/ zwey oder dreymal des Tages einheitzet/ und ſie durch den gantzen Winter oͤffter nicht/ als ein oder zweymal mit Regenwaſſer befeuchtet; vor dem May- Monat ſoll man ſie nicht heraus bringen/ wann gute warme Lufft/ und ein fruchtbarer Regen bald zu hof- fen iſt. Palma minor oder humilis, die niedertraͤchtigen Palmen/ die in Candia/ Sicilia/ auch in Jtalia an theils Orten zu finden/ bekommen einen runden Knol- len mit vielen haarichten Butzen umwickelt/ eines uͤber- aus guten Geſchmacks/ und wird dieſes von den Alten das Hirn genennet/ wird zu Ende der Mahlzeiten/ wie die Artiſchocken/ mit Pfeffer und ein wenig Saltz gegeſ- ſen/ und von den Schleckmaͤulern ſehr hoch gehalten/ werden zur Faſten-Zeit in Jtalia hin und wieder feil ge- tragen/ wie Durantes bezeuget. Dodonæus aber mel- det/ es mache viel boͤſer Feuchtigkeiten und erwecke viel Winde. Wie dann auch Galenus dieſes Hirn einer waͤſſerigen und irrdiſchen Subſtanz ſeyn bekennet/ ſey warm und kalt vermiſcht/ und darneben einer zuſam- menziehenden Natur. Deßwegen man es auch nicht ohne Saltz und Pfeffer brauchen ſolle. Wer mehr unterſchiedliche Sorten und Arten der Palmbaͤume wiſſen will/ der beſehe Hortum Indicum Malabaricum Henrici van Rheede & Joh. Caſearii zu Amſterdam in folio Anno 1678 gedruckt/ ſamt den ſchoͤnen und fuͤrtrefflichen Kupfferſtichen/ ſo dabey zu finden. Einer wird von ihnen Tenga, der ander Caun- ga, der dritte Carim-Panà, der vierdte Ampana, der fuͤnffte Schunda-Pana genennt/ daſelbſt ſind auch noch andere/ deren allhier zu gedencken fuͤr unnothwendig gehalten worden. Phyllirea, iſt ein artlicher huͤbſcher Baum/ der in Franckreich zu wachſen pfleget/ von welchem der Saa- me zu uns muß uͤberbracht/ und im Mertzen geſaͤet/ auch wann er 6 oder 7 Blaͤtter hat/ verſetzt/ im Winter aber in die Pomerantzen-Haͤuſer beygeſetzt werden. Cluſius hat dieſes Baums etliche Gattungen aufgefuͤhrt/ wir wollen hier allein bey der andern verbleiben/ ſo bißweilen in die Gaͤrten gebracht wird. Tabernæmontanus nennet ihn Stein-Linden/ wird ein hoher Baum/ mit vielen ausgebreiteten Aeſten/ die weiß an der Rinden ſind; Die Blaͤtter ſind eines ſcharffen Geſchmacks und etwas bitter/ traͤgt Beer Traubenweiſe beyſam- men hangend/ ſchwartz wie die Myrtenbeer/ haben ei- nen ſteinigen harten Kern/ mit einer weiſſen Schalen uͤberzogen. Dioſcorides ſchreibt/ die Blaͤtter haben die Krafft zuſammzuziehen/ wie die wilden Olivenblaͤtter/ haben auch gleiche Krafft/ ſind gut wider alle Gebrechen/ die ei- ner Zuſammenziehung vonnoͤthen/ und ſonderlich wider die Mundgeſchwer/ entweder daß man ſie kaͤue/ oder mit dem Decocto, darinn die Blaͤtter geſotten ſind/ den Mund auswaſche/ iſt auch gut wider die Entzuͤndungen/ die Blumen in Eſſig geſotten/ hilfft dem Kopffwehe/ und erweichen die Nerven. Cap. H h h h iij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 615[613]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/651>, abgerufen am 27.11.2024.