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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] wol begossen und Winters in warmen Stuben verwah-
ret werden.

Treibt bey uns keine Brut/ doch kommt er zur Blü-
he/ muß also durch Anbindung der Spalt-Töpfe ver-
mehret werden/ hat noch so grosse Blätter/ als der ge-
meine Lorbeer/ ist auch stärcker von Stamm/ die Aeste
sind gegen dem Stammen etwas bloß/ gegen dem Gipf-
fel aber dicht mit Blättern bekleidet.

Der Alexandrinische Lorbeerbaum trägt rothe
Beeren/ ist ein holdseliges Gewächs/ und wird von den
abgeschnittenen und eingelegten Zweigen fortgebracht.
Was von dem Lorberbaum zur Artzney dienlich/ findet
man in den Kräuterbüchern. Von dem Baum-Oel
aber ist allbereit im Dritten Buch Meldung gesche-
hen.

Tanara schreibt/ daß ein Decoctum von den zärte-
sten Lorbeer-Aestlein die Taubheit vertreibe/ wann man
den Dunst davon durch einen Triechter in die Ohren las-
se. Sieben Lorbeer (sagt er ferner) von einer der Ge-
burt nahenden Frauen verschluckt/ machen leicht und
bald niederkommen. Die Alten haben zu gewisser Zeit
die Blätter ins Feuer geworffen/ hat es sehr geknastert/
haben sie eine gute Erndte/ wo aber nicht/ eine Theurung
vermuthet.

Lotus wird an warmen Orten ein grosser Baum/
hat eine glatte blaugrünlichte Rinden/ gekerbte Blät-
ter/ trägt runde/ erstlich bleichgeele/ darnach rothe/ und
endlich schwartze an langen Stielen hangende Beeren/
so aber in diesen Landen nicht von ihm zu hoffen; wird
aus seinem Saamen/ den man anderwerts herbringt/
im April oder Majo in einem Topf in gute Erden fort-
gepflantzt; wann er einmal groß ist/ kan er die Kälten
wol gedulden/ aber so lang er noch schwach ist/ muß er
[Spaltenumbruch] eingesetzet werden. Er wird sehr alt/ wie Plinius bezeu-
get lib. 16. cap. 44. daß zu Rom ein solcher Baum 449
Jahr in dem Hof der Göttin Lucinae gestanden. Er
soll auch nicht wurmstichig werden.

Mastixbaum/ Lentiscus, hat Blätter/ die immer-
dar grünen/ und fast wie der Myrtenbaum/ meistentheils
acht an einem Zweige stehen/ und fornen keinen Spitzen
haben/ fett und dunckelgrün/ und in der Mitte mit einer
röthlichten Ader unterschieden; die Rinden des gantzen
Baums ist röthlicht und zähe/ träget rothe/ wie eine
Traube zusammengesetzte Beerlein/ neben dieser Frucht
bekommt er noch krumme/ breite oder flache Hörnlein/
voll einer hellen Feuchtigkeit/ daraus endlich (wie aus
den Rüstblätter-Bläslein) fliegende Mucken wachsen.
Die Blätter und das gantze Gewächs haben einen star-
cken Geruch/ so dem Haubt widerwertig ist.

Jn den Jnseln des AEgeischen Meers/ als Chio,
Candia
und Cypern bringen sie das Mastix/ das ein
Hartz ist/ so/ wann sie geritzt werden/ aus ihnen fliesset;
in Jtalia geschiehet es zwar auch/ aber viel gespäriger
und weniger/ die Frucht ist roth/ und die Beerlein den
Weintrauben gleich/ aus welchen man das Oel bringet.
Bey uns aber gibt er kein Hartz/ und ist durch Einlegung
der Beyschößlein unten an dem Stammen/ wie auch
durch abgebrochene Zweige leichtlich fortzupflantzen.

Er will gute mit etwas Sand vermischte/ und mit
ein wenig altem Pferd-Mist gedungte Erden haben/
auch warmen/ lüfftigen/ von den Nordwinden unbelä-
stigten Stand; will mittelmässige gute Besprützung; er
kan weder Kälte/ Regen/ noch frostige Schnee vertra-
gen/ muß derhalben zeitlich eingesetzt/ und bißweilen mit
lauem Regenwasser begossen werden/ wie der Königliche
Holländische Hovenier bezeuget.

Cap. XXXIII.
Monat-Muscaten-gelbe und zwifärbige Röslein.
[Spaltenumbruch]

DJe Monat-Röslein haben mit den gemeinen
Rosen eine unterschiedliche Wartung; wann die
andern Rosen im Früling Knöpfe treiben/ muß
man bey ihnen fleissig nachsuchen/ und wo man findet/
daß sie aufsetzen wollen/ solche abbrechen; im Julio und
Augusto muß man diese Stöcke an ein freyes gegen der
Sonnen gelegenes Ort setzen/ und nicht begiessen/ wann
sie gleich scheinen/ als wolten sie welcken/ und ihnen auch
die Blätter abfallen.

Alsdann muß man sie gegen dem Vollmonden et-
was stutzen/ und beschneiden/ in ein ander und weiters
Geschirr thun/ doch daß die Erden bey der Wurtzen
hangen bleibe/ und sich nicht abledige/ darzu muß man
dann frische gute und fette Erden legen/ und sie wol be-
giessen/ und feucht halten/ etliche Tage sollen sie im
Schatten/ nachmals aber wieder an die Sonne ge-
bracht/ und bey steter Wässerung gehalten werden;
hierauf fangen sie bald an zu treiben und zu blühen/ daß
man im Herbst schöne Rosen haben kan.

Zu Ende des Octobers/ wie P. Ferrarius und Man-
dirola
will/ wird die gantze Stauden bey der Erden ab-
geschnitten/ damit sie folgenden Früling desto reichlicher
ausschlagen; Man muß ihnen im Mertzen die Frülings-
Potzen drey oder vier Tage vor dem Vollmonden neh-
men/ und wann diß geschehen/ nimmt man die Erden
[Spaltenumbruch] um den Stock rings herum weg/ und schüttet frische
daran/ die fetter und mürber sey; die man zu rechter
Zeit begiesset/ müssen vor der Kälte wol verwahret wer-
den.

Die Muscaten-Röslein kan man durch das Aeu-
geln fortbringen und vermehren/ man kans auf wilde
Rosenstöcke leichtlich thun; was an den Zweigen dürr
ist/ muß man fleissig ausschneiden/ wie auch die gar zu
frechen Zweiglein/ die keine Tragpotzen haben/ sonst
entziehen sie den Rosen ihren Safft. Diese Röslein
sind zwar klein/ aber am Geruch die lieblichsten/ blühen
weiß/ blicket doch bißweilen eine Röthe herfür/ sie fürch-
ten die Kälte sehr/ daher sie bey Zeiten zu verwahren/ sie
purgiren mehr als andere Rosen/ und werden in der
Artzney nützlich gebraucht.

Die gelben doppelten Rosen werden allein wegen der
ungewöhnlichen Farb in die Gärten gebracht/ haben kei-
nen guten Geruch/ sind an rothen Stielen und unter
sehr dörnichten Aesten; die Dörner sind klein/ und
meistens gelblicht/ kan die Kälte besser leiden/ als die
vorigen/ an gar warmen Orten werden sie nicht so schön;
will weder an Geländer noch etwas anders angebun-
den/ viel weniger gestutzt werden/ weil sie meistens
obenauf blühen/ doch mag man das Dürre und Uber-
flüssige wol wegnehmen.

Also

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] wol begoſſen und Winters in warmen Stuben verwah-
ret werden.

Treibt bey uns keine Brut/ doch kommt er zur Bluͤ-
he/ muß alſo durch Anbindung der Spalt-Toͤpfe ver-
mehret werden/ hat noch ſo groſſe Blaͤtter/ als der ge-
meine Lorbeer/ iſt auch ſtaͤrcker von Stamm/ die Aeſte
ſind gegen dem Stammen etwas bloß/ gegen dem Gipf-
fel aber dicht mit Blaͤttern bekleidet.

Der Alexandriniſche Lorbeerbaum traͤgt rothe
Beeren/ iſt ein holdſeliges Gewaͤchs/ und wird von den
abgeſchnittenen und eingelegten Zweigen fortgebracht.
Was von dem Lorberbaum zur Artzney dienlich/ findet
man in den Kraͤuterbuͤchern. Von dem Baum-Oel
aber iſt allbereit im Dritten Buch Meldung geſche-
hen.

Tanara ſchreibt/ daß ein Decoctum von den zaͤrte-
ſten Lorbeer-Aeſtlein die Taubheit vertreibe/ wann man
den Dunſt davon durch einen Triechter in die Ohren laſ-
ſe. Sieben Lorbeer (ſagt er ferner) von einer der Ge-
burt nahenden Frauen verſchluckt/ machen leicht und
bald niederkommen. Die Alten haben zu gewiſſer Zeit
die Blaͤtter ins Feuer geworffen/ hat es ſehr geknaſtert/
haben ſie eine gute Erndte/ wo aber nicht/ eine Theurung
vermuthet.

Lotus wird an warmen Orten ein groſſer Baum/
hat eine glatte blaugruͤnlichte Rinden/ gekerbte Blaͤt-
ter/ traͤgt runde/ erſtlich bleichgeele/ darnach rothe/ und
endlich ſchwartze an langen Stielen hangende Beeren/
ſo aber in dieſen Landen nicht von ihm zu hoffen; wird
aus ſeinem Saamen/ den man anderwerts herbringt/
im April oder Majo in einem Topf in gute Erden fort-
gepflantzt; wann er einmal groß iſt/ kan er die Kaͤlten
wol gedulden/ aber ſo lang er noch ſchwach iſt/ muß er
[Spaltenumbruch] eingeſetzet werden. Er wird ſehr alt/ wie Plinius bezeu-
get lib. 16. cap. 44. daß zu Rom ein ſolcher Baum 449
Jahr in dem Hof der Goͤttin Lucinæ geſtanden. Er
ſoll auch nicht wurmſtichig werden.

Maſtixbaum/ Lentiſcus, hat Blaͤtter/ die immer-
dar gruͤnen/ und faſt wie der Myrtenbaum/ meiſtentheils
acht an einem Zweige ſtehen/ und fornen keinen Spitzen
haben/ fett und dunckelgruͤn/ und in der Mitte mit einer
roͤthlichten Ader unterſchieden; die Rinden des gantzen
Baums iſt roͤthlicht und zaͤhe/ traͤget rothe/ wie eine
Traube zuſammengeſetzte Beerlein/ neben dieſer Frucht
bekommt er noch krumme/ breite oder flache Hoͤrnlein/
voll einer hellen Feuchtigkeit/ daraus endlich (wie aus
den Ruͤſtblaͤtter-Blaͤslein) fliegende Mucken wachſen.
Die Blaͤtter und das gantze Gewaͤchs haben einen ſtar-
cken Geruch/ ſo dem Haubt widerwertig iſt.

Jn den Jnſeln des Ægeiſchen Meers/ als Chio,
Candia
und Cypern bringen ſie das Maſtix/ das ein
Hartz iſt/ ſo/ wann ſie geritzt werden/ aus ihnen flieſſet;
in Jtalia geſchiehet es zwar auch/ aber viel geſpaͤriger
und weniger/ die Frucht iſt roth/ und die Beerlein den
Weintrauben gleich/ aus welchen man das Oel bringet.
Bey uns aber gibt er kein Hartz/ und iſt durch Einlegung
der Beyſchoͤßlein unten an dem Stammen/ wie auch
durch abgebrochene Zweige leichtlich fortzupflantzen.

Er will gute mit etwas Sand vermiſchte/ und mit
ein wenig altem Pferd-Miſt gedungte Erden haben/
auch warmen/ luͤfftigen/ von den Nordwinden unbelaͤ-
ſtigten Stand; will mittelmaͤſſige gute Beſpruͤtzung; er
kan weder Kaͤlte/ Regen/ noch froſtige Schnee vertra-
gen/ muß derhalben zeitlich eingeſetzt/ und bißweilen mit
lauem Regenwaſſer begoſſen werden/ wie der Koͤnigliche
Hollaͤndiſche Hovenier bezeuget.

Cap. XXXIII.
Monat-Muſcaten-gelbe und zwifaͤrbige Roͤslein.
[Spaltenumbruch]

DJe Monat-Roͤslein haben mit den gemeinen
Roſen eine unterſchiedliche Wartung; wann die
andern Roſen im Fruͤling Knoͤpfe treiben/ muß
man bey ihnen fleiſſig nachſuchen/ und wo man findet/
daß ſie aufſetzen wollen/ ſolche abbrechen; im Julio und
Auguſto muß man dieſe Stoͤcke an ein freyes gegen der
Sonnen gelegenes Ort ſetzen/ und nicht begieſſen/ wann
ſie gleich ſcheinen/ als wolten ſie welcken/ und ihnen auch
die Blaͤtter abfallen.

Alsdann muß man ſie gegen dem Vollmonden et-
was ſtutzen/ und beſchneiden/ in ein ander und weiters
Geſchirr thun/ doch daß die Erden bey der Wurtzen
hangen bleibe/ und ſich nicht abledige/ darzu muß man
dann friſche gute und fette Erden legen/ und ſie wol be-
gieſſen/ und feucht halten/ etliche Tage ſollen ſie im
Schatten/ nachmals aber wieder an die Sonne ge-
bracht/ und bey ſteter Waͤſſerung gehalten werden;
hierauf fangen ſie bald an zu treiben und zu bluͤhen/ daß
man im Herbſt ſchoͤne Roſen haben kan.

Zu Ende des Octobers/ wie P. Ferrarius und Man-
dirola
will/ wird die gantze Stauden bey der Erden ab-
geſchnitten/ damit ſie folgenden Fruͤling deſto reichlicher
ausſchlagen; Man muß ihnen im Mertzen die Fruͤlings-
Potzen drey oder vier Tage vor dem Vollmonden neh-
men/ und wann diß geſchehen/ nimmt man die Erden
[Spaltenumbruch] um den Stock rings herum weg/ und ſchuͤttet friſche
daran/ die fetter und muͤrber ſey; die man zu rechter
Zeit begieſſet/ muͤſſen vor der Kaͤlte wol verwahret wer-
den.

Die Muſcaten-Roͤslein kan man durch das Aeu-
geln fortbringen und vermehren/ man kans auf wilde
Roſenſtoͤcke leichtlich thun; was an den Zweigen duͤrr
iſt/ muß man fleiſſig ausſchneiden/ wie auch die gar zu
frechen Zweiglein/ die keine Tragpotzen haben/ ſonſt
entziehen ſie den Roſen ihren Safft. Dieſe Roͤslein
ſind zwar klein/ aber am Geruch die lieblichſten/ bluͤhen
weiß/ blicket doch bißweilen eine Roͤthe herfuͤr/ ſie fuͤrch-
ten die Kaͤlte ſehr/ daher ſie bey Zeiten zu verwahren/ ſie
purgiren mehr als andere Roſen/ und werden in der
Artzney nuͤtzlich gebraucht.

Die gelben doppelten Roſen werden allein wegen der
ungewoͤhnlichen Farb in die Gaͤrten gebracht/ haben kei-
nen guten Geruch/ ſind an rothen Stielen und unter
ſehr doͤrnichten Aeſten; die Doͤrner ſind klein/ und
meiſtens gelblicht/ kan die Kaͤlte beſſer leiden/ als die
vorigen/ an gar warmen Orten werden ſie nicht ſo ſchoͤn;
will weder an Gelaͤnder noch etwas anders angebun-
den/ viel weniger geſtutzt werden/ weil ſie meiſtens
obenauf bluͤhen/ doch mag man das Duͤrre und Uber-
fluͤſſige wol wegnehmen.

Alſo
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[612[610]/0648] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens wol begoſſen und Winters in warmen Stuben verwah- ret werden. Treibt bey uns keine Brut/ doch kommt er zur Bluͤ- he/ muß alſo durch Anbindung der Spalt-Toͤpfe ver- mehret werden/ hat noch ſo groſſe Blaͤtter/ als der ge- meine Lorbeer/ iſt auch ſtaͤrcker von Stamm/ die Aeſte ſind gegen dem Stammen etwas bloß/ gegen dem Gipf- fel aber dicht mit Blaͤttern bekleidet. Der Alexandriniſche Lorbeerbaum traͤgt rothe Beeren/ iſt ein holdſeliges Gewaͤchs/ und wird von den abgeſchnittenen und eingelegten Zweigen fortgebracht. Was von dem Lorberbaum zur Artzney dienlich/ findet man in den Kraͤuterbuͤchern. Von dem Baum-Oel aber iſt allbereit im Dritten Buch Meldung geſche- hen. Tanara ſchreibt/ daß ein Decoctum von den zaͤrte- ſten Lorbeer-Aeſtlein die Taubheit vertreibe/ wann man den Dunſt davon durch einen Triechter in die Ohren laſ- ſe. Sieben Lorbeer (ſagt er ferner) von einer der Ge- burt nahenden Frauen verſchluckt/ machen leicht und bald niederkommen. Die Alten haben zu gewiſſer Zeit die Blaͤtter ins Feuer geworffen/ hat es ſehr geknaſtert/ haben ſie eine gute Erndte/ wo aber nicht/ eine Theurung vermuthet. Lotus wird an warmen Orten ein groſſer Baum/ hat eine glatte blaugruͤnlichte Rinden/ gekerbte Blaͤt- ter/ traͤgt runde/ erſtlich bleichgeele/ darnach rothe/ und endlich ſchwartze an langen Stielen hangende Beeren/ ſo aber in dieſen Landen nicht von ihm zu hoffen; wird aus ſeinem Saamen/ den man anderwerts herbringt/ im April oder Majo in einem Topf in gute Erden fort- gepflantzt; wann er einmal groß iſt/ kan er die Kaͤlten wol gedulden/ aber ſo lang er noch ſchwach iſt/ muß er eingeſetzet werden. Er wird ſehr alt/ wie Plinius bezeu- get lib. 16. cap. 44. daß zu Rom ein ſolcher Baum 449 Jahr in dem Hof der Goͤttin Lucinæ geſtanden. Er ſoll auch nicht wurmſtichig werden. Maſtixbaum/ Lentiſcus, hat Blaͤtter/ die immer- dar gruͤnen/ und faſt wie der Myrtenbaum/ meiſtentheils acht an einem Zweige ſtehen/ und fornen keinen Spitzen haben/ fett und dunckelgruͤn/ und in der Mitte mit einer roͤthlichten Ader unterſchieden; die Rinden des gantzen Baums iſt roͤthlicht und zaͤhe/ traͤget rothe/ wie eine Traube zuſammengeſetzte Beerlein/ neben dieſer Frucht bekommt er noch krumme/ breite oder flache Hoͤrnlein/ voll einer hellen Feuchtigkeit/ daraus endlich (wie aus den Ruͤſtblaͤtter-Blaͤslein) fliegende Mucken wachſen. Die Blaͤtter und das gantze Gewaͤchs haben einen ſtar- cken Geruch/ ſo dem Haubt widerwertig iſt. Jn den Jnſeln des Ægeiſchen Meers/ als Chio, Candia und Cypern bringen ſie das Maſtix/ das ein Hartz iſt/ ſo/ wann ſie geritzt werden/ aus ihnen flieſſet; in Jtalia geſchiehet es zwar auch/ aber viel geſpaͤriger und weniger/ die Frucht iſt roth/ und die Beerlein den Weintrauben gleich/ aus welchen man das Oel bringet. Bey uns aber gibt er kein Hartz/ und iſt durch Einlegung der Beyſchoͤßlein unten an dem Stammen/ wie auch durch abgebrochene Zweige leichtlich fortzupflantzen. Er will gute mit etwas Sand vermiſchte/ und mit ein wenig altem Pferd-Miſt gedungte Erden haben/ auch warmen/ luͤfftigen/ von den Nordwinden unbelaͤ- ſtigten Stand; will mittelmaͤſſige gute Beſpruͤtzung; er kan weder Kaͤlte/ Regen/ noch froſtige Schnee vertra- gen/ muß derhalben zeitlich eingeſetzt/ und bißweilen mit lauem Regenwaſſer begoſſen werden/ wie der Koͤnigliche Hollaͤndiſche Hovenier bezeuget. Cap. XXXIII. Monat-Muſcaten-gelbe und zwifaͤrbige Roͤslein. DJe Monat-Roͤslein haben mit den gemeinen Roſen eine unterſchiedliche Wartung; wann die andern Roſen im Fruͤling Knoͤpfe treiben/ muß man bey ihnen fleiſſig nachſuchen/ und wo man findet/ daß ſie aufſetzen wollen/ ſolche abbrechen; im Julio und Auguſto muß man dieſe Stoͤcke an ein freyes gegen der Sonnen gelegenes Ort ſetzen/ und nicht begieſſen/ wann ſie gleich ſcheinen/ als wolten ſie welcken/ und ihnen auch die Blaͤtter abfallen. Alsdann muß man ſie gegen dem Vollmonden et- was ſtutzen/ und beſchneiden/ in ein ander und weiters Geſchirr thun/ doch daß die Erden bey der Wurtzen hangen bleibe/ und ſich nicht abledige/ darzu muß man dann friſche gute und fette Erden legen/ und ſie wol be- gieſſen/ und feucht halten/ etliche Tage ſollen ſie im Schatten/ nachmals aber wieder an die Sonne ge- bracht/ und bey ſteter Waͤſſerung gehalten werden; hierauf fangen ſie bald an zu treiben und zu bluͤhen/ daß man im Herbſt ſchoͤne Roſen haben kan. Zu Ende des Octobers/ wie P. Ferrarius und Man- dirola will/ wird die gantze Stauden bey der Erden ab- geſchnitten/ damit ſie folgenden Fruͤling deſto reichlicher ausſchlagen; Man muß ihnen im Mertzen die Fruͤlings- Potzen drey oder vier Tage vor dem Vollmonden neh- men/ und wann diß geſchehen/ nimmt man die Erden um den Stock rings herum weg/ und ſchuͤttet friſche daran/ die fetter und muͤrber ſey; die man zu rechter Zeit begieſſet/ muͤſſen vor der Kaͤlte wol verwahret wer- den. Die Muſcaten-Roͤslein kan man durch das Aeu- geln fortbringen und vermehren/ man kans auf wilde Roſenſtoͤcke leichtlich thun; was an den Zweigen duͤrr iſt/ muß man fleiſſig ausſchneiden/ wie auch die gar zu frechen Zweiglein/ die keine Tragpotzen haben/ ſonſt entziehen ſie den Roſen ihren Safft. Dieſe Roͤslein ſind zwar klein/ aber am Geruch die lieblichſten/ bluͤhen weiß/ blicket doch bißweilen eine Roͤthe herfuͤr/ ſie fuͤrch- ten die Kaͤlte ſehr/ daher ſie bey Zeiten zu verwahren/ ſie purgiren mehr als andere Roſen/ und werden in der Artzney nuͤtzlich gebraucht. Die gelben doppelten Roſen werden allein wegen der ungewoͤhnlichen Farb in die Gaͤrten gebracht/ haben kei- nen guten Geruch/ ſind an rothen Stielen und unter ſehr doͤrnichten Aeſten; die Doͤrner ſind klein/ und meiſtens gelblicht/ kan die Kaͤlte beſſer leiden/ als die vorigen/ an gar warmen Orten werden ſie nicht ſo ſchoͤn; will weder an Gelaͤnder noch etwas anders angebun- den/ viel weniger geſtutzt werden/ weil ſie meiſtens obenauf bluͤhen/ doch mag man das Duͤrre und Uber- fluͤſſige wol wegnehmen. Alſo

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 612[610]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/648>, abgerufen am 24.11.2024.