P. Augustinus Mandirola will/ es sollen in Gärten zween Plätz abgesondert seyn/ ein gantz freyer/ gegen der Sonnen/ um in Frülings-Zeiten die in Geschirren und irrdenen Gefässen stehende Gewächse darein zu setzen/ und desto besser für der schaurigen Lufft zu bewahren. Der andere Platz soll schatticht seyn/ um die Gewächse/ im heissen Sommer daselbst zu erhalten/ und für über- flüssiger Sonnen-Hitz desto füglicher zu versichern. Jst aber etwan ein Ort/ der zwar gelegensam (wie gemel- det) läge/ aber nichts taugliches oder gutes/ sondern etwan morastig wäre/ ist derselbige erstlich mit Sand/ Stein und grober Erden/ und darauf Knie-tieff mit ziemlich guter und mittelmässiger Feld- und Acker-Erden zu erfüllen/ oder wann er steinichtes/ sandichtes/ laimich- [Spaltenumbruch]
tes und unfruchtbares Erdreich hätte/ kan man den Platz Knie-tieff beschütten mit guter Acker oder Wie- sen-Erden/ in den Form abhängicht oder eben/ wie man ihn haben will/ doch daß die Erden vorher wol durchgra- ben/ von allen Wurtzen/ Steinen und Unkraut auf das allergenaueste gereiniget sey/ und solches soll im Herbst geschehen/ damit der Grund von der Winter- feuchten und Gefrier gemildert und befeuchtet/ desto be- quemer komme/ so kan auf folgenden Früling die Austheilung desto besser an die Hand genommen wer- den. Vor allen ist auch dahin zu sehen/ daß kein Man- gel an Wasser sey/ welches unter die vornehmsten Ei- genschafften eines schönen und zierlichen Gartens zu rechnen.
Cap. V. Vom Grund des Blumen-Gartens.
[Spaltenumbruch]
WEilen von dem Grund im vierdten und fünfften Buch allbereit Anregung geschehen/ will ichs all- hier desto kürtzer machen/ und indem die Kiel- und Blumen-Gewächse unterschiedener Naturen/ et- liche fettes/ etliche magers Erdreich haben wollen: Al- so ist am sichersten/ des Blumen-Gartens Grunde seye mittelmässig; ist er gar zu gail/ so setzen die Pflantzen starck zu/ machen viel Blätter und wenig Blumen/ so pflegt auch das Kielwerck bald darinnen zu faulen; Jst aber der Grund gar zu dürr und unsäfftig/ so kan er die Verpflegung nach Genügen nicht leisten; ist gleich einer Ammen/ deren Brüste verfeigen/ wann sie ein Kind säugen und ernähren sollen/ darum alles klein und dürr werden/ auch letztlich gar verderben muß.
Von dem Grund zu den Welschen Bäu[me]n singt Joh. Jovianus Pontanus Neapolitanus lib. 1. Hesperi- dum also:
-- Putres glebae, quaeque aequora rastris Molle sonent, fluidum facile admissura liquo- rem, Nec mihi displiceat salebrosi glarea ruris, Quaeque solo tenui graciles imitatur arenas: Si modo saepe fimo spargas, si pronior unda Diluat ipsa super, laetusque instillet ut Imber.
Viel sind der Meynung/ die beste Erden sey/ die in einem Kuchen-Garten schon ein Jahr getragen/ daß man mit derselbigen den Blumen-Garten beschütte/ darinnen die Dunge schon sich mit dem Grunde vereini- get hat/ und deren rohe Art und starcker Geruch/ durch Gefrier/ Regen und Sonnenschein gemildert und ver- zehret ist.
Wann die Erde zu gut ist/ taugt sie mehr den Wur- tzen und Zwibeln Beysätze/ als Blumen zu geben; ist sie zu schlecht/ so bleibt alles stecken/ darum/ wie oben ge- dacht/ ist hier das Mittel zu erwehlen; daher man den Grunde (wie bey dem Feldbau im siebenden Buch wird gedacht werden) vorhero probiren kan/ davon P. Ferra- rius in Flora sua lib. 1. cap. 6. also schreibet: Expres- sum Parentis Exemplum Filii sunt. Si plantae deco- lores, exilesque aboriantur, macram; si viridissimae, [Spaltenumbruch]
solitoque foliosiores luxurient, praepinguem; si mo- dice carnosae, sessilesque assurgunt, attemperatam habilemque floribus Humum significant.
Also auch wann man die Erden im Wasser zerge- hen lässet/ und es gibt viel Schleim/ ists ein fettes; gibt es wenig/ ists eine magere Erden; daher auch die aus den Kraut-Gärten genommene Erde für die Blumen am täuglichsten gehalten wird. Sonst hat alles Erd- reich unterschiedliche Bette und Lager aufeinander/ und welche Erden oben her einen oder zween Schuhe dick guten Grund hat/ die ist gut zu den Gewächsen.
Herr Peter Gabriel/ Fürstl. Würtenbergischer Garten-Inspector, in seinem allgemeinen Gärtner Cap. 3. sagt: Die untäuglichen Gründe zum Garten bequem zu machen/ wann sie zu hart und schwer sind/ muß man sie arbeiten und bauen. Wann sie zu leicht sind/ verhärten; so sie zu mager/ dungen; so sie zu fette/ mager werden lassen; so sie zu feucht/ ausdörren; so sie zu trocken/ befeuchten; so sie zu kalt/ erwärmen; so sie zu warm/ erfrischen; welches mit dem Mist unter- schiedlicher Thier/ oder durch Vermischung eines Bo- dens mit dem andern geschehen kan. Ein vernünfftiger Gärtner weis auch unter den Zwibeln und Wurtzeln der Blumen diesen Unterschied zu machen/ daß diese ein fettes/ jene aber ein leichtes und geringes Erdreich verlangen/ darzu auch die Verneuerung kommen soll/ daß man alle vier Jahr die Erden aus jedem Bette einer Spannen tieff heraus nimmt/ und frischen Grund wie- der hinein schütte.
Der alte Holländer Emanuel Swertius räthet/ man soll in die Erden eine ziemliche Gruben machen/ solche mit guten Kühe-Mist/ und guter schwartzen Erden anfüllen/ und untereinander mischen/ und also ein Jahr ligen las- sen/ offt aber untereinander mengen/ so werde man gu- ten Grund bekommen; so zweifelsohne nicht vom Kiel- werck sondern den Zasergewächsen zu verstehen.
Jtem/ man soll gestossene alte Rinden von Eychen/ welche die Schuster gebraucht haben/ also in eine Gru- ben mit guter Erden vermischen/ ein Jahr ligen lassen/ hernach durchsieben/ soll zu Vermehrung der Blumen sehr wol dienen.
Cap.
Sechſtes Buch/ Blumen-Garten.
[Spaltenumbruch]
P. Auguſtinus Mandirola will/ es ſollen in Gaͤrten zween Plaͤtz abgeſondert ſeyn/ ein gantz freyer/ gegen der Sonnen/ um in Fruͤlings-Zeiten die in Geſchirren und irrdenen Gefaͤſſen ſtehende Gewaͤchſe darein zu ſetzen/ und deſto beſſer fuͤr der ſchaurigen Lufft zu bewahren. Der andere Platz ſoll ſchatticht ſeyn/ um die Gewaͤchſe/ im heiſſen Sommer daſelbſt zu erhalten/ und fuͤr uͤber- fluͤſſiger Sonnen-Hitz deſto fuͤglicher zu verſichern. Jſt aber etwan ein Ort/ der zwar gelegenſam (wie gemel- det) laͤge/ aber nichts taugliches oder gutes/ ſondern etwan moraſtig waͤre/ iſt derſelbige erſtlich mit Sand/ Stein und grober Erden/ und darauf Knie-tieff mit ziemlich guter und mittelmaͤſſiger Feld- und Acker-Erden zu erfuͤllen/ oder wann er ſteinichtes/ ſandichtes/ laimich- [Spaltenumbruch]
tes und unfruchtbares Erdreich haͤtte/ kan man den Platz Knie-tieff beſchuͤtten mit guter Acker oder Wie- ſen-Erden/ in den Form abhaͤngicht oder eben/ wie man ihn haben will/ doch daß die Erden vorher wol durchgra- ben/ von allen Wurtzen/ Steinen und Unkraut auf das allergenaueſte gereiniget ſey/ und ſolches ſoll im Herbſt geſchehen/ damit der Grund von der Winter- feuchten und Gefrier gemildert und befeuchtet/ deſto be- quemer komme/ ſo kan auf folgenden Fruͤling die Austheilung deſto beſſer an die Hand genommen wer- den. Vor allen iſt auch dahin zu ſehen/ daß kein Man- gel an Waſſer ſey/ welches unter die vornehmſten Ei- genſchafften eines ſchoͤnen und zierlichen Gartens zu rechnen.
Cap. V. Vom Grund des Blumen-Gartens.
[Spaltenumbruch]
WEilen von dem Grund im vierdten und fuͤnfften Buch allbereit Anregung geſchehen/ will ichs all- hier deſto kuͤrtzer machen/ und indem die Kiel- und Blumen-Gewaͤchſe unterſchiedener Naturen/ et- liche fettes/ etliche magers Erdreich haben wollen: Al- ſo iſt am ſicherſten/ des Blumen-Gartens Grunde ſeye mittelmaͤſſig; iſt er gar zu gail/ ſo ſetzen die Pflantzen ſtarck zu/ machen viel Blaͤtter und wenig Blumen/ ſo pflegt auch das Kielwerck bald darinnen zu faulen; Jſt aber der Grund gar zu duͤrr und unſaͤfftig/ ſo kan er die Verpflegung nach Genuͤgen nicht leiſten; iſt gleich einer Ammen/ deren Bruͤſte verfeigen/ wann ſie ein Kind ſaͤugen und ernaͤhren ſollen/ darum alles klein und duͤrr werden/ auch letztlich gar verderben muß.
Von dem Grund zu den Welſchen Baͤu[me]n ſingt Joh. Jovianus Pontanus Neapolitanus lib. 1. Heſperi- dum alſo:
— Putres glebæ, quæquè æquora raſtris Molle ſonent, fluidum facilè admiſſura liquo- rem, Nec mihi diſpliceat ſalebroſi glarea ruris, Quæquè ſolo tenui graciles imitatur arenas: Si modò ſæpe fimo ſpargas, ſi pronior unda Diluat ipſa ſuper, lætusquè inſtillet ut Imber.
Viel ſind der Meynung/ die beſte Erden ſey/ die in einem Kuchen-Garten ſchon ein Jahr getragen/ daß man mit derſelbigen den Blumen-Garten beſchuͤtte/ darinnen die Dunge ſchon ſich mit dem Grunde vereini- get hat/ und deren rohe Art und ſtarcker Geruch/ durch Gefrier/ Regen und Sonnenſchein gemildert und ver- zehret iſt.
Wann die Erde zu gut iſt/ taugt ſie mehr den Wur- tzen und Zwibeln Beyſaͤtze/ als Blumen zu geben; iſt ſie zu ſchlecht/ ſo bleibt alles ſtecken/ darum/ wie oben ge- dacht/ iſt hier das Mittel zu erwehlen; daher man den Grunde (wie bey dem Feldbau im ſiebenden Buch wird gedacht werden) vorhero probiren kan/ davon P. Ferra- rius in Florâ ſuâ lib. 1. cap. 6. alſo ſchreibet: Expreſ- ſum Parentis Exemplum Filii ſunt. Si plantæ deco- lores, exilesquè aboriantur, macram; ſi viridiſſimæ, [Spaltenumbruch]
ſolitoque folioſiores luxurient, præpinguem; ſi mo- dicè carnoſæ, ſeſſilesquè aſſurgunt, attemperatam habilemquè floribus Humum ſignificant.
Alſo auch wann man die Erden im Waſſer zerge- hen laͤſſet/ und es gibt viel Schleim/ iſts ein fettes; gibt es wenig/ iſts eine magere Erden; daher auch die aus den Kraut-Gaͤrten genommene Erde fuͤr die Blumen am taͤuglichſten gehalten wird. Sonſt hat alles Erd- reich unterſchiedliche Bette und Lager aufeinander/ und welche Erden oben her einen oder zween Schuhe dick guten Grund hat/ die iſt gut zu den Gewaͤchſen.
Herr Peter Gabriel/ Fuͤrſtl. Wuͤrtenbergiſcher Garten-Inſpector, in ſeinem allgemeinen Gaͤrtner Cap. 3. ſagt: Die untaͤuglichen Gruͤnde zum Garten bequem zu machen/ wann ſie zu hart und ſchwer ſind/ muß man ſie arbeiten und bauen. Wann ſie zu leicht ſind/ verhaͤrten; ſo ſie zu mager/ dungen; ſo ſie zu fette/ mager werden laſſen; ſo ſie zu feucht/ ausdoͤrren; ſo ſie zu trocken/ befeuchten; ſo ſie zu kalt/ erwaͤrmen; ſo ſie zu warm/ erfriſchen; welches mit dem Miſt unter- ſchiedlicher Thier/ oder durch Vermiſchung eines Bo- dens mit dem andern geſchehen kan. Ein vernuͤnfftiger Gaͤrtner weis auch unter den Zwibeln und Wurtzeln der Blumen dieſen Unterſchied zu machen/ daß dieſe ein fettes/ jene aber ein leichtes und geringes Erdreich verlangen/ darzu auch die Verneuerung kommen ſoll/ daß man alle vier Jahr die Erden aus jedem Bette einer Spannen tieff heraus nimmt/ und friſchen Grund wie- der hinein ſchuͤtte.
Der alte Hollaͤnder Emanuel Swertius raͤthet/ man ſoll in die Erden eine ziemliche Gruben machen/ ſolche mit guten Kuͤhe-Miſt/ und guter ſchwartzen Erden anfuͤllen/ und untereinander miſchen/ und alſo ein Jahr ligen laſ- ſen/ offt aber untereinander mengen/ ſo werde man gu- ten Grund bekommen; ſo zweifelsohne nicht vom Kiel- werck ſondern den Zaſergewaͤchſen zu verſtehen.
Jtem/ man ſoll geſtoſſene alte Rinden von Eychen/ welche die Schuſter gebraucht haben/ alſo in eine Gru- ben mit guter Erden vermiſchen/ ein Jahr ligen laſſen/ hernach durchſieben/ ſoll zu Vermehrung der Blumen ſehr wol dienen.
Cap.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0601"n="585[583]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Sechſtes Buch/ Blumen-Garten.</hi></fw><lb/><cb/><p><hirendition="#aq">P. Auguſtinus Mandirola</hi> will/ es ſollen in Gaͤrten<lb/>
zween Plaͤtz abgeſondert ſeyn/ ein gantz freyer/ gegen der<lb/>
Sonnen/ um in Fruͤlings-Zeiten die in Geſchirren und<lb/>
irrdenen Gefaͤſſen ſtehende Gewaͤchſe darein zu ſetzen/<lb/>
und deſto beſſer fuͤr der ſchaurigen Lufft zu bewahren.<lb/>
Der andere Platz ſoll ſchatticht ſeyn/ um die Gewaͤchſe/<lb/>
im heiſſen Sommer daſelbſt zu erhalten/ und fuͤr uͤber-<lb/>
fluͤſſiger Sonnen-Hitz deſto fuͤglicher zu verſichern. Jſt<lb/>
aber etwan ein Ort/ der zwar gelegenſam (wie gemel-<lb/>
det) laͤge/ aber nichts taugliches oder gutes/ ſondern<lb/>
etwan moraſtig waͤre/ iſt derſelbige erſtlich mit Sand/<lb/>
Stein und grober Erden/ und darauf Knie-tieff mit<lb/>
ziemlich guter und mittelmaͤſſiger Feld- und Acker-Erden<lb/>
zu erfuͤllen/ oder wann er ſteinichtes/ ſandichtes/ laimich-<lb/><cb/>
tes und unfruchtbares Erdreich haͤtte/ kan man den<lb/>
Platz Knie-tieff beſchuͤtten mit guter Acker oder Wie-<lb/>ſen-Erden/ in den Form abhaͤngicht oder eben/ wie man<lb/>
ihn haben will/ doch daß die Erden vorher wol durchgra-<lb/>
ben/ von allen Wurtzen/ Steinen und Unkraut auf<lb/>
das allergenaueſte gereiniget ſey/ und ſolches ſoll im<lb/>
Herbſt geſchehen/ damit der Grund von der Winter-<lb/>
feuchten und Gefrier gemildert und befeuchtet/ deſto be-<lb/>
quemer komme/ ſo kan auf folgenden Fruͤling die<lb/>
Austheilung deſto beſſer an die Hand genommen wer-<lb/>
den. Vor allen iſt auch dahin zu ſehen/ daß kein Man-<lb/>
gel an Waſſer ſey/ welches unter die vornehmſten Ei-<lb/>
genſchafften eines ſchoͤnen und zierlichen Gartens zu<lb/>
rechnen.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">Cap</hi></hi>. V.</hi><lb/><hirendition="#fr">Vom Grund des Blumen-Gartens.</hi></head><lb/><cb/><p><hirendition="#in">W</hi>Eilen von dem Grund im vierdten und fuͤnfften<lb/>
Buch allbereit Anregung geſchehen/ will ichs all-<lb/>
hier deſto kuͤrtzer machen/ und indem die Kiel-<lb/>
und Blumen-Gewaͤchſe unterſchiedener Naturen/ et-<lb/>
liche fettes/ etliche magers Erdreich haben wollen: Al-<lb/>ſo iſt am ſicherſten/ des Blumen-Gartens Grunde ſeye<lb/>
mittelmaͤſſig; iſt er gar zu gail/ ſo ſetzen die Pflantzen<lb/>ſtarck zu/ machen viel Blaͤtter und wenig Blumen/ ſo<lb/>
pflegt auch das Kielwerck bald darinnen zu faulen; Jſt<lb/>
aber der Grund gar zu duͤrr und unſaͤfftig/ ſo kan er die<lb/>
Verpflegung nach Genuͤgen nicht leiſten; iſt gleich einer<lb/>
Ammen/ deren Bruͤſte verfeigen/ wann ſie ein Kind<lb/>ſaͤugen und ernaͤhren ſollen/ darum alles klein und duͤrr<lb/>
werden/ auch letztlich gar verderben muß.</p><lb/><p>Von dem Grund zu den Welſchen Baͤu<supplied>me</supplied>n ſingt<lb/><hirendition="#aq">Joh. Jovianus Pontanus Neapolitanus lib. 1. Heſperi-<lb/>
dum</hi> alſo:</p><lb/><lgtype="poem"><l>—<hirendition="#aq">Putres glebæ, quæquè æquora raſtris</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Molle ſonent, fluidum facilè admiſſura liquo-</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq"><hirendition="#et">rem,</hi></hi></l><lb/><l><hirendition="#et">Nec mihi diſpliceat ſalebroſi glarea ruris,</hi></l><lb/><l><hirendition="#et">Quæquè ſolo tenui graciles imitatur arenas:</hi></l><lb/><l><hirendition="#et">Si modò ſæpe fimo ſpargas, ſi pronior unda</hi></l><lb/><l><hirendition="#et">Diluat ipſa ſuper, lætusquè inſtillet ut Imber.</hi></l></lg><lb/><p>Viel ſind der Meynung/ die beſte Erden ſey/ die in<lb/>
einem Kuchen-Garten ſchon ein Jahr getragen/ daß<lb/>
man mit derſelbigen den Blumen-Garten beſchuͤtte/<lb/>
darinnen die Dunge ſchon ſich mit dem Grunde vereini-<lb/>
get hat/ und deren rohe Art und ſtarcker Geruch/ durch<lb/>
Gefrier/ Regen und Sonnenſchein gemildert und ver-<lb/>
zehret iſt.</p><lb/><p>Wann die Erde zu gut iſt/ taugt ſie mehr den Wur-<lb/>
tzen und Zwibeln Beyſaͤtze/ als Blumen zu geben; iſt ſie<lb/>
zu ſchlecht/ ſo bleibt alles ſtecken/ darum/ wie oben ge-<lb/>
dacht/ iſt hier das Mittel zu erwehlen; daher man den<lb/>
Grunde (wie bey dem Feldbau im ſiebenden Buch wird<lb/>
gedacht werden) vorhero probiren kan/ davon <hirendition="#aq">P. Ferra-<lb/>
rius in Florâ ſuâ lib. 1. cap.</hi> 6. alſo ſchreibet: <hirendition="#aq">Expreſ-<lb/>ſum Parentis Exemplum Filii ſunt. Si plantæ deco-<lb/>
lores, exilesquè aboriantur, macram; ſi viridiſſimæ,<lb/><cb/>ſolitoque folioſiores luxurient, præpinguem; ſi mo-<lb/>
dicè carnoſæ, ſeſſilesquè aſſurgunt, attemperatam<lb/>
habilemquè floribus Humum ſignificant.</hi></p><lb/><p>Alſo auch wann man die Erden im Waſſer zerge-<lb/>
hen laͤſſet/ und es gibt viel Schleim/ iſts ein fettes; gibt<lb/>
es wenig/ iſts eine magere Erden; daher auch die aus<lb/>
den Kraut-Gaͤrten genommene Erde fuͤr die Blumen<lb/>
am taͤuglichſten gehalten wird. Sonſt hat alles Erd-<lb/>
reich unterſchiedliche Bette und Lager aufeinander/<lb/>
und welche Erden oben her einen oder zween Schuhe<lb/>
dick guten Grund hat/ die iſt gut zu den Gewaͤchſen.</p><lb/><p>Herr Peter Gabriel/ Fuͤrſtl. Wuͤrtenbergiſcher<lb/>
Garten-<hirendition="#aq">Inſpector,</hi> in ſeinem allgemeinen Gaͤrtner<lb/>
Cap. 3. ſagt: Die untaͤuglichen Gruͤnde zum Garten<lb/>
bequem zu machen/ wann ſie zu hart und ſchwer ſind/<lb/>
muß man ſie arbeiten und bauen. Wann ſie zu leicht<lb/>ſind/ verhaͤrten; ſo ſie zu mager/ dungen; ſo ſie zu fette/<lb/>
mager werden laſſen; ſo ſie zu feucht/ ausdoͤrren; ſo<lb/>ſie zu trocken/ befeuchten; ſo ſie zu kalt/ erwaͤrmen; ſo<lb/>ſie zu warm/ erfriſchen; welches mit dem Miſt unter-<lb/>ſchiedlicher Thier/ oder durch Vermiſchung eines Bo-<lb/>
dens mit dem andern geſchehen kan. Ein vernuͤnfftiger<lb/>
Gaͤrtner weis auch unter den Zwibeln und Wurtzeln<lb/>
der Blumen dieſen Unterſchied zu machen/ daß dieſe<lb/>
ein fettes/ jene aber ein leichtes und geringes Erdreich<lb/>
verlangen/ darzu auch die Verneuerung kommen ſoll/<lb/>
daß man alle vier Jahr die Erden aus jedem Bette einer<lb/>
Spannen tieff heraus nimmt/ und friſchen Grund wie-<lb/>
der hinein ſchuͤtte.</p><lb/><p>Der alte Hollaͤnder Emanuel <hirendition="#aq">Swertius</hi> raͤthet/ man<lb/>ſoll in die Erden eine ziemliche Gruben machen/ ſolche mit<lb/>
guten Kuͤhe-Miſt/ und guter ſchwartzen Erden anfuͤllen/<lb/>
und untereinander miſchen/ und alſo ein Jahr ligen laſ-<lb/>ſen/ offt aber untereinander mengen/ ſo werde man gu-<lb/>
ten Grund bekommen; ſo zweifelsohne nicht vom Kiel-<lb/>
werck ſondern den Zaſergewaͤchſen zu verſtehen.</p><lb/><p>Jtem/ man ſoll geſtoſſene alte Rinden von Eychen/<lb/>
welche die Schuſter gebraucht haben/ alſo in eine Gru-<lb/>
ben mit guter Erden vermiſchen/ ein Jahr ligen laſſen/<lb/>
hernach durchſieben/ ſoll zu Vermehrung der Blumen<lb/>ſehr wol dienen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">Cap</hi></hi>.</hi></fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[585[583]/0601]
Sechſtes Buch/ Blumen-Garten.
P. Auguſtinus Mandirola will/ es ſollen in Gaͤrten
zween Plaͤtz abgeſondert ſeyn/ ein gantz freyer/ gegen der
Sonnen/ um in Fruͤlings-Zeiten die in Geſchirren und
irrdenen Gefaͤſſen ſtehende Gewaͤchſe darein zu ſetzen/
und deſto beſſer fuͤr der ſchaurigen Lufft zu bewahren.
Der andere Platz ſoll ſchatticht ſeyn/ um die Gewaͤchſe/
im heiſſen Sommer daſelbſt zu erhalten/ und fuͤr uͤber-
fluͤſſiger Sonnen-Hitz deſto fuͤglicher zu verſichern. Jſt
aber etwan ein Ort/ der zwar gelegenſam (wie gemel-
det) laͤge/ aber nichts taugliches oder gutes/ ſondern
etwan moraſtig waͤre/ iſt derſelbige erſtlich mit Sand/
Stein und grober Erden/ und darauf Knie-tieff mit
ziemlich guter und mittelmaͤſſiger Feld- und Acker-Erden
zu erfuͤllen/ oder wann er ſteinichtes/ ſandichtes/ laimich-
tes und unfruchtbares Erdreich haͤtte/ kan man den
Platz Knie-tieff beſchuͤtten mit guter Acker oder Wie-
ſen-Erden/ in den Form abhaͤngicht oder eben/ wie man
ihn haben will/ doch daß die Erden vorher wol durchgra-
ben/ von allen Wurtzen/ Steinen und Unkraut auf
das allergenaueſte gereiniget ſey/ und ſolches ſoll im
Herbſt geſchehen/ damit der Grund von der Winter-
feuchten und Gefrier gemildert und befeuchtet/ deſto be-
quemer komme/ ſo kan auf folgenden Fruͤling die
Austheilung deſto beſſer an die Hand genommen wer-
den. Vor allen iſt auch dahin zu ſehen/ daß kein Man-
gel an Waſſer ſey/ welches unter die vornehmſten Ei-
genſchafften eines ſchoͤnen und zierlichen Gartens zu
rechnen.
Cap. V.
Vom Grund des Blumen-Gartens.
WEilen von dem Grund im vierdten und fuͤnfften
Buch allbereit Anregung geſchehen/ will ichs all-
hier deſto kuͤrtzer machen/ und indem die Kiel-
und Blumen-Gewaͤchſe unterſchiedener Naturen/ et-
liche fettes/ etliche magers Erdreich haben wollen: Al-
ſo iſt am ſicherſten/ des Blumen-Gartens Grunde ſeye
mittelmaͤſſig; iſt er gar zu gail/ ſo ſetzen die Pflantzen
ſtarck zu/ machen viel Blaͤtter und wenig Blumen/ ſo
pflegt auch das Kielwerck bald darinnen zu faulen; Jſt
aber der Grund gar zu duͤrr und unſaͤfftig/ ſo kan er die
Verpflegung nach Genuͤgen nicht leiſten; iſt gleich einer
Ammen/ deren Bruͤſte verfeigen/ wann ſie ein Kind
ſaͤugen und ernaͤhren ſollen/ darum alles klein und duͤrr
werden/ auch letztlich gar verderben muß.
Von dem Grund zu den Welſchen Baͤumen ſingt
Joh. Jovianus Pontanus Neapolitanus lib. 1. Heſperi-
dum alſo:
— Putres glebæ, quæquè æquora raſtris
Molle ſonent, fluidum facilè admiſſura liquo-
rem,
Nec mihi diſpliceat ſalebroſi glarea ruris,
Quæquè ſolo tenui graciles imitatur arenas:
Si modò ſæpe fimo ſpargas, ſi pronior unda
Diluat ipſa ſuper, lætusquè inſtillet ut Imber.
Viel ſind der Meynung/ die beſte Erden ſey/ die in
einem Kuchen-Garten ſchon ein Jahr getragen/ daß
man mit derſelbigen den Blumen-Garten beſchuͤtte/
darinnen die Dunge ſchon ſich mit dem Grunde vereini-
get hat/ und deren rohe Art und ſtarcker Geruch/ durch
Gefrier/ Regen und Sonnenſchein gemildert und ver-
zehret iſt.
Wann die Erde zu gut iſt/ taugt ſie mehr den Wur-
tzen und Zwibeln Beyſaͤtze/ als Blumen zu geben; iſt ſie
zu ſchlecht/ ſo bleibt alles ſtecken/ darum/ wie oben ge-
dacht/ iſt hier das Mittel zu erwehlen; daher man den
Grunde (wie bey dem Feldbau im ſiebenden Buch wird
gedacht werden) vorhero probiren kan/ davon P. Ferra-
rius in Florâ ſuâ lib. 1. cap. 6. alſo ſchreibet: Expreſ-
ſum Parentis Exemplum Filii ſunt. Si plantæ deco-
lores, exilesquè aboriantur, macram; ſi viridiſſimæ,
ſolitoque folioſiores luxurient, præpinguem; ſi mo-
dicè carnoſæ, ſeſſilesquè aſſurgunt, attemperatam
habilemquè floribus Humum ſignificant.
Alſo auch wann man die Erden im Waſſer zerge-
hen laͤſſet/ und es gibt viel Schleim/ iſts ein fettes; gibt
es wenig/ iſts eine magere Erden; daher auch die aus
den Kraut-Gaͤrten genommene Erde fuͤr die Blumen
am taͤuglichſten gehalten wird. Sonſt hat alles Erd-
reich unterſchiedliche Bette und Lager aufeinander/
und welche Erden oben her einen oder zween Schuhe
dick guten Grund hat/ die iſt gut zu den Gewaͤchſen.
Herr Peter Gabriel/ Fuͤrſtl. Wuͤrtenbergiſcher
Garten-Inſpector, in ſeinem allgemeinen Gaͤrtner
Cap. 3. ſagt: Die untaͤuglichen Gruͤnde zum Garten
bequem zu machen/ wann ſie zu hart und ſchwer ſind/
muß man ſie arbeiten und bauen. Wann ſie zu leicht
ſind/ verhaͤrten; ſo ſie zu mager/ dungen; ſo ſie zu fette/
mager werden laſſen; ſo ſie zu feucht/ ausdoͤrren; ſo
ſie zu trocken/ befeuchten; ſo ſie zu kalt/ erwaͤrmen; ſo
ſie zu warm/ erfriſchen; welches mit dem Miſt unter-
ſchiedlicher Thier/ oder durch Vermiſchung eines Bo-
dens mit dem andern geſchehen kan. Ein vernuͤnfftiger
Gaͤrtner weis auch unter den Zwibeln und Wurtzeln
der Blumen dieſen Unterſchied zu machen/ daß dieſe
ein fettes/ jene aber ein leichtes und geringes Erdreich
verlangen/ darzu auch die Verneuerung kommen ſoll/
daß man alle vier Jahr die Erden aus jedem Bette einer
Spannen tieff heraus nimmt/ und friſchen Grund wie-
der hinein ſchuͤtte.
Der alte Hollaͤnder Emanuel Swertius raͤthet/ man
ſoll in die Erden eine ziemliche Gruben machen/ ſolche mit
guten Kuͤhe-Miſt/ und guter ſchwartzen Erden anfuͤllen/
und untereinander miſchen/ und alſo ein Jahr ligen laſ-
ſen/ offt aber untereinander mengen/ ſo werde man gu-
ten Grund bekommen; ſo zweifelsohne nicht vom Kiel-
werck ſondern den Zaſergewaͤchſen zu verſtehen.
Jtem/ man ſoll geſtoſſene alte Rinden von Eychen/
welche die Schuſter gebraucht haben/ alſo in eine Gru-
ben mit guter Erden vermiſchen/ ein Jahr ligen laſſen/
hernach durchſieben/ ſoll zu Vermehrung der Blumen
ſehr wol dienen.
Cap.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 585[583]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/601>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.