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schwulst seyen/ mag alles mit diesem Pulver oder Was- ser curirt werden.
Das von dem im Wein gebeisstes distillirtes Was- [Spaltenumbruch]
ser/ stillet allen Blutfluß/ reiniget/ trocknet und heilet alle Wunden/ trocknet die Augen von aller bösen Feuch- tigkeit.
Cap. CXV. Gegen Norden: Waldmeister/ Weißwurtz/ Wintergrun.
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WAldmeister/ Hertzenfreud/ oder Sternleber- Kraut/ Matrisylva, Hepatica stellata & cor- dialis, Asperula odorata, wächset gerne in Wäldern und schattichten Orten/ ist warmer und trock- ner Natur/ doch sehr temperirt/ ist allenthalben wolbe- kannt/ blühet in dem Mayen/ und wird damals auch zum Gebrauch gesammlet; etliche legens in Wein und trin- cken davon/ soll die Leber trefflich stärcken/ weil es alle Gebrechen derselben benimmt/ sonderlich die von Hitze herkommen/ soll auch/ also offt gebraucht/ ein fröliches Gemüthe geben/ die verlohrne Begierde zum Essen wie- derbringen/ die Dauung befördern/ das Hertz erqui- cken/ und wider Gifft und Infection praeserviren.
Eben auf diese Weise wirds wider die Gelbsucht/ mit Centauer/ Adianthum und Rhabarbarum in Wein gelegt und getruncken/ denn es öffnet die Leber/ damit die in dem Leib ausgegossene Gall wieder zu ihrem rece- ptaculo kommen kan; das frische Leberkraut gestossen und auf hitzige Geschwer gelegt/ kühlet sie.
Das distillirte Wasser ist gut in Fiebern getrun- cken/ Morgens und Abends/ stärcket/ eröffnet und kühlet die Leber/ man mag es aber mit einem bequemen Syrup von Endivien oder Cicori einnehmen.
Weißwurtz/ Polygonatum, ist vielerley unterschie- dener Sorten/ wie in den Kräuter-Büchern zu sehen/ wird auch von andern Sigillum Salomonis genannt/ hat gern fetten/ guten und schattichten Grund/ und ver- mehret sich gern/ wächst sonst in wäldichten Gebürgen und Thälern.
Das gebrennte Wasser von der Weiswurtz ist gut für das geronnene Blut/ zwischen Haut und Fleisch/ ein Tüchlein darein genetzt und übergelegt; das Angesicht [Spaltenumbruch]
damit gewaschen/ vertreibet es alle Masen und Flecken/ auch blaue Mähler/ und ist zu diesen keine bessere Medi- cin zu finden. Heilt die inwendigen Geschwer/ ist auch gut für den Sand und Lendenwehe. Wann man ein Quintlein des Pulvers von den Blättern einnimmt/ soll es den Schleim aus dem Leib führen.
Von dem Saamen dieses Gewächses 10 oder 16 Körnlein genossen/ purgiren den Leib von unten und oben.
Die Wurtzen zu einem Pflaster gemacht/ dienet sonderlich zu den Wunden/ nimmt alle Flecken und Run- tzeln des Angesichts hinweg/ und macht eine schöne Haut. Die frische Blätter aber in dem Mund gekäuet/ ziehen den phlegmatischen Unrath vom Haubt herab/ und be- wegen zum Niessen.
Wintergrün/ Pyrola, Waldmangold/ ist ein Kraut das Winter und Sommer grün bleibt; etliche nennens auch Limonium, kommt in den Gärten hart fort/ ausser man hebs mit seinem Grund aus/ und setze es an ein schat- tichtes/ feuchtes Ort/ hat runde und starcke Blätlein/ aus deren Mittel ein Stengel kommt mit holdseligen weissen Blümlein/ schier wie der Baldrian/ ausser daß es nicht Glöcklein sind/ blühet meistentheils im Ju- lio. Vertrocknet/ zieht zusammen und wärmet/ da- her die Decoction dieses Krauts alle Wunden heilet/ innen und aussen/ getruncken oder damit gewaschen/ wie auch alle alte Fisteln und Schäden/ wird zu allerhand Wund-Salben nützlich gebraucht/ so wol als auch zu den Wund-Träncken. Der Saame mit Wein ge- truncken/ verstopfft die rothe Ruhr/ und alle Durchbrü- che/ wie auch die menses; wird auch ein Wasser daraus distillirt/ so zu allen oberzehlten Zuständen zu brauchen ist.
Kräuter/ so auf Bergen und steinichten Orten wachsen. Cap. CXVI. Angelica, Antora, Aster Atticus,und Beerwurtz.
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ANgelica ist eine herrliche Theriac-Wurtzen/ und wird zwar wol in die Gärten gebauet/ doch die wilde/ die in Gebürgen wächset/ weit für kräffti- ger gehalten. Man kan sie vom Saamen und jungen Stöcken fortpflantzen/ will einen guten doch trockenen Grund/ und kan die Nässe nicht vertragen/ liebt der Sonnen Wärme/ blühet im Julio/ und zeitigt der Saa- me im Augusto.
Wächset auch gern an dunckeln/ feuchten und schat- tichten Orten/ wann man sie vom Saamen anbauen will/ muß selbiger erstlich in ein mit Sauertaig vermeng- tes Wasser 24 Stund geweicht/ und darnach im Herbst in ein gutes Erdreich geworffen werden/ hernach im Neu- monden setzt man sie um anderthalb Schuhe vonein- ander/ da sie dann erst im dritten oder vierdten Jahr [Spaltenumbruch]
Stengel und Saamen haben/ und hernach verdorren; daher man die Wurtzen im andern Jahr sammlen/ und im Sand dörren soll.
Die Wurtzen soll man graben/ ehe sie Stengel aufsetzen/ und an schattichten Orten auftrücknen; Jst einer hitzigen und trockenen Eigenschafft im andern Grad/ eröffnet/ macht subtil/ resolvirt/ durchdringet/ und widerstehet dem Gifft gewaltig/ zertheilet das böse Geblüt/ und die bösen/ zähen/ phlegmatischen Feuchtig- keiten/ praeservirt insonderheit vor der Pest/ begegnet der Undauung/ vertreibt die kalte Husten/ ihre Brühe im Wasser oder Wein bereitet/ getruncken/ heilet die Geschwer der innerlichen Stücke des Leibes/ gegessen/ verstärckt sie den Magen/ dienet zu den Gebrechen des Hertzens/ und wiederbringt den verlohrnen Appetit.
Das
Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
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ſchwulſt ſeyen/ mag alles mit dieſem Pulver oder Waſ- ſer curirt werden.
Das von dem im Wein gebeiſſtes diſtillirtes Waſ- [Spaltenumbruch]
ſer/ ſtillet allen Blutfluß/ reiniget/ trocknet und heilet alle Wunden/ trocknet die Augen von aller boͤſen Feuch- tigkeit.
Cap. CXV. Gegen Norden: Waldmeiſter/ Weißwurtz/ Wintergrůn.
[Spaltenumbruch]
WAldmeiſter/ Hertzenfreud/ oder Sternleber- Kraut/ Matriſylva, Hepatica ſtellata & cor- dialis, Aſperula odorata, waͤchſet gerne in Waͤldern und ſchattichten Orten/ iſt warmer und trock- ner Natur/ doch ſehr temperirt/ iſt allenthalben wolbe- kannt/ bluͤhet in dem Mayen/ und wird damals auch zum Gebrauch geſammlet; etliche legens in Wein und trin- cken davon/ ſoll die Leber trefflich ſtaͤrcken/ weil es alle Gebrechen derſelben benimmt/ ſonderlich die von Hitze herkommen/ ſoll auch/ alſo offt gebraucht/ ein froͤliches Gemuͤthe geben/ die verlohrne Begierde zum Eſſen wie- derbringen/ die Dauung befoͤrdern/ das Hertz erqui- cken/ und wider Gifft und Infection præſerviren.
Eben auf dieſe Weiſe wirds wider die Gelbſucht/ mit Centauer/ Adianthum und Rhabarbarum in Wein gelegt und getruncken/ denn es oͤffnet die Leber/ damit die in dem Leib ausgegoſſene Gall wieder zu ihrem rece- ptaculo kommen kan; das friſche Leberkraut geſtoſſen und auf hitzige Geſchwer gelegt/ kuͤhlet ſie.
Das diſtillirte Waſſer iſt gut in Fiebern getrun- cken/ Morgens und Abends/ ſtaͤrcket/ eroͤffnet und kuͤhlet die Leber/ man mag es aber mit einem bequemen Syrup von Endivien oder Cicori einnehmen.
Weißwurtz/ Polygonatum, iſt vielerley unterſchie- dener Sorten/ wie in den Kraͤuter-Buͤchern zu ſehen/ wird auch von andern Sigillum Salomonis genannt/ hat gern fetten/ guten und ſchattichten Grund/ und ver- mehret ſich gern/ waͤchſt ſonſt in waͤldichten Gebuͤrgen und Thaͤlern.
Das gebrennte Waſſer von der Weiswurtz iſt gut fuͤr das geronnene Blut/ zwiſchen Haut und Fleiſch/ ein Tuͤchlein darein genetzt und uͤbergelegt; das Angeſicht [Spaltenumbruch]
damit gewaſchen/ vertreibet es alle Maſen und Flecken/ auch blaue Maͤhler/ und iſt zu dieſen keine beſſere Medi- cin zu finden. Heilt die inwendigen Geſchwer/ iſt auch gut fuͤr den Sand und Lendenwehe. Wann man ein Quintlein des Pulvers von den Blaͤttern einnimmt/ ſoll es den Schleim aus dem Leib fuͤhren.
Von dem Saamen dieſes Gewaͤchſes 10 oder 16 Koͤrnlein genoſſen/ purgiren den Leib von unten und oben.
Die Wurtzen zu einem Pflaſter gemacht/ dienet ſonderlich zu den Wunden/ nimmt alle Flecken und Run- tzeln des Angeſichts hinweg/ und macht eine ſchoͤne Haut. Die friſche Blaͤtter aber in dem Mund gekaͤuet/ ziehen den phlegmatiſchen Unrath vom Haubt herab/ und be- wegen zum Nieſſen.
Wintergruͤn/ Pyrola, Waldmangold/ iſt ein Kraut das Winter und Sommer gruͤn bleibt; etliche nennens auch Limonium, kommt in den Gaͤrten hart fort/ auſſer man hebs mit ſeinem Grund aus/ uñ ſetze es an ein ſchat- tichtes/ feuchtes Ort/ hat runde und ſtarcke Blaͤtlein/ aus deren Mittel ein Stengel kommt mit holdſeligen weiſſen Bluͤmlein/ ſchier wie der Baldrian/ auſſer daß es nicht Gloͤcklein ſind/ bluͤhet meiſtentheils im Ju- lio. Vertrocknet/ zieht zuſammen und waͤrmet/ da- her die Decoction dieſes Krauts alle Wunden heilet/ innen und auſſen/ getruncken oder damit gewaſchen/ wie auch alle alte Fiſteln und Schaͤden/ wird zu allerhand Wund-Salben nuͤtzlich gebraucht/ ſo wol als auch zu den Wund-Traͤncken. Der Saame mit Wein ge- truncken/ verſtopfft die rothe Ruhr/ und alle Durchbruͤ- che/ wie auch die menſes; wird auch ein Waſſer daraus diſtillirt/ ſo zu allen oberzehlten Zuſtaͤnden zu brauchen iſt.
Kraͤuter/ ſo auf Bergen und ſteinichten Orten wachſen. Cap. CXVI. Angelica, Antora, Aſter Atticus,und Beerwurtz.
[Spaltenumbruch]
ANgelica iſt eine herrliche Theriac-Wurtzen/ und wird zwar wol in die Gaͤrten gebauet/ doch die wilde/ die in Gebuͤrgen waͤchſet/ weit fuͤr kraͤffti- ger gehalten. Man kan ſie vom Saamen und jungen Stoͤcken fortpflantzen/ will einen guten doch trockenen Grund/ und kan die Naͤſſe nicht vertragen/ liebt der Sonnen Waͤrme/ bluͤhet im Julio/ und zeitigt der Saa- me im Auguſto.
Waͤchſet auch gern an dunckeln/ feuchten und ſchat- tichten Orten/ wann man ſie vom Saamen anbauen will/ muß ſelbiger erſtlich in ein mit Sauertaig vermeng- tes Waſſer 24 Stund geweicht/ und darnach im Herbſt in ein gutes Erdreich geworffen werden/ hernach im Neu- monden ſetzt man ſie um anderthalb Schuhe vonein- ander/ da ſie dann erſt im dritten oder vierdten Jahr [Spaltenumbruch]
Stengel und Saamen haben/ und hernach verdorren; daher man die Wurtzen im andern Jahr ſammlen/ und im Sand doͤrren ſoll.
Die Wurtzen ſoll man graben/ ehe ſie Stengel aufſetzen/ und an ſchattichten Orten auftruͤcknen; Jſt einer hitzigen und trockenen Eigenſchafft im andern Grad/ eroͤffnet/ macht ſubtil/ reſolvirt/ durchdringet/ und widerſtehet dem Gifft gewaltig/ zertheilet das boͤſe Gebluͤt/ und die boͤſen/ zaͤhen/ phlegmatiſchen Feuchtig- keiten/ præſervirt inſonderheit vor der Peſt/ begegnet der Undauung/ vertreibt die kalte Huſten/ ihre Bruͤhe im Waſſer oder Wein bereitet/ getruncken/ heilet die Geſchwer der innerlichen Stuͤcke des Leibes/ gegeſſen/ verſtaͤrckt ſie den Magen/ dienet zu den Gebrechen des Hertzens/ und wiederbringt den verlohrnen Appetit.
Das
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[561[559]/0577]
Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
ſchwulſt ſeyen/ mag alles mit dieſem Pulver oder Waſ-
ſer curirt werden.
Das von dem im Wein gebeiſſtes diſtillirtes Waſ-
ſer/ ſtillet allen Blutfluß/ reiniget/ trocknet und heilet
alle Wunden/ trocknet die Augen von aller boͤſen Feuch-
tigkeit.
Cap. CXV.
Gegen Norden: Waldmeiſter/ Weißwurtz/ Wintergrůn.
WAldmeiſter/ Hertzenfreud/ oder Sternleber-
Kraut/ Matriſylva, Hepatica ſtellata & cor-
dialis, Aſperula odorata, waͤchſet gerne in
Waͤldern und ſchattichten Orten/ iſt warmer und trock-
ner Natur/ doch ſehr temperirt/ iſt allenthalben wolbe-
kannt/ bluͤhet in dem Mayen/ und wird damals auch zum
Gebrauch geſammlet; etliche legens in Wein und trin-
cken davon/ ſoll die Leber trefflich ſtaͤrcken/ weil es alle
Gebrechen derſelben benimmt/ ſonderlich die von Hitze
herkommen/ ſoll auch/ alſo offt gebraucht/ ein froͤliches
Gemuͤthe geben/ die verlohrne Begierde zum Eſſen wie-
derbringen/ die Dauung befoͤrdern/ das Hertz erqui-
cken/ und wider Gifft und Infection præſerviren.
Eben auf dieſe Weiſe wirds wider die Gelbſucht/
mit Centauer/ Adianthum und Rhabarbarum in Wein
gelegt und getruncken/ denn es oͤffnet die Leber/ damit
die in dem Leib ausgegoſſene Gall wieder zu ihrem rece-
ptaculo kommen kan; das friſche Leberkraut geſtoſſen
und auf hitzige Geſchwer gelegt/ kuͤhlet ſie.
Das diſtillirte Waſſer iſt gut in Fiebern getrun-
cken/ Morgens und Abends/ ſtaͤrcket/ eroͤffnet und kuͤhlet
die Leber/ man mag es aber mit einem bequemen Syrup
von Endivien oder Cicori einnehmen.
Weißwurtz/ Polygonatum, iſt vielerley unterſchie-
dener Sorten/ wie in den Kraͤuter-Buͤchern zu ſehen/
wird auch von andern Sigillum Salomonis genannt/ hat
gern fetten/ guten und ſchattichten Grund/ und ver-
mehret ſich gern/ waͤchſt ſonſt in waͤldichten Gebuͤrgen
und Thaͤlern.
Das gebrennte Waſſer von der Weiswurtz iſt gut
fuͤr das geronnene Blut/ zwiſchen Haut und Fleiſch/ ein
Tuͤchlein darein genetzt und uͤbergelegt; das Angeſicht
damit gewaſchen/ vertreibet es alle Maſen und Flecken/
auch blaue Maͤhler/ und iſt zu dieſen keine beſſere Medi-
cin zu finden. Heilt die inwendigen Geſchwer/ iſt auch
gut fuͤr den Sand und Lendenwehe. Wann man ein
Quintlein des Pulvers von den Blaͤttern einnimmt/ ſoll
es den Schleim aus dem Leib fuͤhren.
Von dem Saamen dieſes Gewaͤchſes 10 oder 16
Koͤrnlein genoſſen/ purgiren den Leib von unten und
oben.
Die Wurtzen zu einem Pflaſter gemacht/ dienet
ſonderlich zu den Wunden/ nimmt alle Flecken und Run-
tzeln des Angeſichts hinweg/ und macht eine ſchoͤne Haut.
Die friſche Blaͤtter aber in dem Mund gekaͤuet/ ziehen
den phlegmatiſchen Unrath vom Haubt herab/ und be-
wegen zum Nieſſen.
Wintergruͤn/ Pyrola, Waldmangold/ iſt ein Kraut
das Winter und Sommer gruͤn bleibt; etliche nennens
auch Limonium, kommt in den Gaͤrten hart fort/ auſſer
man hebs mit ſeinem Grund aus/ uñ ſetze es an ein ſchat-
tichtes/ feuchtes Ort/ hat runde und ſtarcke Blaͤtlein/
aus deren Mittel ein Stengel kommt mit holdſeligen
weiſſen Bluͤmlein/ ſchier wie der Baldrian/ auſſer daß
es nicht Gloͤcklein ſind/ bluͤhet meiſtentheils im Ju-
lio. Vertrocknet/ zieht zuſammen und waͤrmet/ da-
her die Decoction dieſes Krauts alle Wunden heilet/
innen und auſſen/ getruncken oder damit gewaſchen/ wie
auch alle alte Fiſteln und Schaͤden/ wird zu allerhand
Wund-Salben nuͤtzlich gebraucht/ ſo wol als auch zu
den Wund-Traͤncken. Der Saame mit Wein ge-
truncken/ verſtopfft die rothe Ruhr/ und alle Durchbruͤ-
che/ wie auch die menſes; wird auch ein Waſſer daraus
diſtillirt/ ſo zu allen oberzehlten Zuſtaͤnden zu brauchen iſt.
Kraͤuter/ ſo auf Bergen und ſteinichten Orten wachſen.
Cap. CXVI.
Angelica, Antora, Aſter Atticus, und Beerwurtz.
ANgelica iſt eine herrliche Theriac-Wurtzen/ und
wird zwar wol in die Gaͤrten gebauet/ doch die
wilde/ die in Gebuͤrgen waͤchſet/ weit fuͤr kraͤffti-
ger gehalten. Man kan ſie vom Saamen und jungen
Stoͤcken fortpflantzen/ will einen guten doch trockenen
Grund/ und kan die Naͤſſe nicht vertragen/ liebt der
Sonnen Waͤrme/ bluͤhet im Julio/ und zeitigt der Saa-
me im Auguſto.
Waͤchſet auch gern an dunckeln/ feuchten und ſchat-
tichten Orten/ wann man ſie vom Saamen anbauen
will/ muß ſelbiger erſtlich in ein mit Sauertaig vermeng-
tes Waſſer 24 Stund geweicht/ und darnach im Herbſt
in ein gutes Erdreich geworffen werden/ hernach im Neu-
monden ſetzt man ſie um anderthalb Schuhe vonein-
ander/ da ſie dann erſt im dritten oder vierdten Jahr
Stengel und Saamen haben/ und hernach verdorren;
daher man die Wurtzen im andern Jahr ſammlen/ und
im Sand doͤrren ſoll.
Die Wurtzen ſoll man graben/ ehe ſie Stengel
aufſetzen/ und an ſchattichten Orten auftruͤcknen; Jſt
einer hitzigen und trockenen Eigenſchafft im andern
Grad/ eroͤffnet/ macht ſubtil/ reſolvirt/ durchdringet/
und widerſtehet dem Gifft gewaltig/ zertheilet das boͤſe
Gebluͤt/ und die boͤſen/ zaͤhen/ phlegmatiſchen Feuchtig-
keiten/ præſervirt inſonderheit vor der Peſt/ begegnet
der Undauung/ vertreibt die kalte Huſten/ ihre Bruͤhe
im Waſſer oder Wein bereitet/ getruncken/ heilet die
Geſchwer der innerlichen Stuͤcke des Leibes/ gegeſſen/
verſtaͤrckt ſie den Magen/ dienet zu den Gebrechen des
Hertzens/ und wiederbringt den verlohrnen Appetit.
Das
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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 561[559]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/577>, abgerufen am 19.05.2024.
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