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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Cap. LXXXVII.
Gegen Orient: Brennwurtz/ Carduus stellatus, Centauer
und
Cerinthe.
[Spaltenumbruch]

BRennwurtz/ Flammula Jovis, hat einen röth-
lichten Stengel und weisse Blümlein/ formirt
wie an dem Hyperico, blüht im Augusto, ist
warm und trocken im vierten Grad/ wird zu den Zen-
gern gebraucht/ weil es/ auf die Haut gelegt/ Blasen
aufziehet/ sonderlich wann die Blätter zerstossen wer-
den; wer ein hartes Geschwer hat/ das nicht zeitigen
will/ der zerstoß diß Kraut mit Oel/ und legs Pflaster-
weise über/ so zeitigt es/ und ätzet das Geschwer auf;
sonst soll diß Kraut nicht leichtlich iuwendig gebraucht
werden: Diese Gewächse werden im Herbst vor dem
Winter glatt bey der Erden abgeschnitten/ so erhohlet sich
die Wurtzen desto besser.

Carduus stellatus, Walldistel/ Italis Calcitrapa,
& Gallis Chaussetrape,
wächst anderwärts an unge-
baueten Orten/ auf den Wegen/ auch in den Saaten/
bey uns aber wird sie bißweilen in die Gärten gebaut/ vom
Saamen oder von der Wurtzen im Herbst und Früling;
hat rauchlechte Blätter/ wie weisser Senf/ allein tief-
fer eingeschnitten/ die Knöpflein werden mit scharffen
Stacheln rund herum/ wie ein Stern bekleidet/ blühet
Purpurfarb; der Saame wird zerstossen im Wein ge-
truncken/ treibt den Stein mit Gewalt/ daher es mit
Mässigung zu gebrauchen; eben dieses verrichtet auch
die Decoction dieses Saamens/ und ohn alle Ungele-
genheit. Darum sich Herr Lobelius nicht unbillich ver-
wundert/ warum dieses Gewächses von so wenigen Bo-
tanicis
gedacht wird.

Centauer ist zweyerley Sorten/ groß und klein/ das
grosse wird auch von etlichen Rhaponticum genennet/
hat Blätter wie der Nußbaum/ und die Knöpfe blühen
blau/ die Wurtzen ist dick/ schwer/ dreyer Schuch lang/
voller Safft/ einer röthlichen Farbe/ und eines zusam-
menziehenden süssen und scharffen Geschmacks/ will ei-
nen guten feisten Grund/ zeucht an sich/ lindert/ eröff-
net/ stärckt/ heilet; die Wurtzen bleibt 12 Jahr in ih-
rer Krafft. Der ausgepresste Safft davon dienet wider
alles Gifft der bösen Thier/ welches auch thut die gepul-
verte Wurtzen. Ein Quintel davon im Wein getrun-
cken/ heilet die Schwind- und Lungensucht; diß Pulver
auf die bösen Geschwer gestreuet/ heilet sie zu.

Durantes schreibt/ diese Wurtzen gestossen/ und mit
[Spaltenumbruch] etlichen Stücklein Fleisches in einem Topf gesotten/
mache sie alle wieder zusammen wachsen/ daß ein Stuck
aus allen werde. Die Wurtzen in rothen sauren Wein
oder in Wegrich- oder Tormentill-Wasser gesotten/
und davon getruncken/ stopffe den Bauchfluß und rothe
Ruhr.

Das kleine Centauer oder Tausendgülden-Kraut
meistens mit holdselig leibfarben Blümlein/ wächset ü-
berall in unserm Land/ hat bißweilen auch geele und
weisse Blümlein/ hat eine sonderliche Eigenschafft/ die
verstopffte Leber zu eröffnen; daher von etlichen im
Herbst mit Wermuth und Centauer ein herrlicher ge-
sunder Wein gemacht wird/ der zu vielen innerlichen Ge-
brechen dienet/ und sonderlich den Magen stärcket.

Der Safft dieses Krauts mit Hönig vermischt/ und
ausserhalb gebraucht/ ist den Augen gesund/ und nimmt
derselben Nebel hinweg; unten am Leib mit Wolle
aufgelegt/ hilfft er neben der Monatlichen Blumen/ auch
der Geburt und Bürtel heraus; auf den Nabel gestri-
chen/ tödtet er die Würm/ reiniget die alten Geschwer;
grün gestossen und übergelegt/ heilet er die frischen Wun-
den; die davon gesottene Brühe/ die Haut damit gewa-
schen/ nimmt alle Flecken hinweg. Der Wein hilfft der
Gedächtnus/ dienet wider die fallende Sucht/ den
Schlag/ das Blut-Speyen/ wider die Gelbsucht und
das verstopfte Miltz/ auch wider die Hectica.

Cerinthe behält seinen Namen fast in allen Spra-
chen/ ist nicht allenthalben bekannt/ hat eine lange grosse
dicke weisse Wurtzen/ daraus vier oder fünf runde
Safftreiche Stengel/ einer Elen hoch/ rings herum mit
langlechten Blättern/ so fornen stumpf/ an dem Stiel
etwas breiter/ einer grünen schier Himmelblauen Farb/
hin und her weißfleckicht/ und ein wenig häricht sind/ ha-
ben langlechte gelbe Blümlein/ bißweilen auch aussen-
her etwas Purpurfärbig/ wird von den Bienen sehr ge-
liebt; auf die Blumen folgt in besondern Kelchlein ein
schwartzer Saame/ wie an den wilden Ochsenzungen/
wächst gern in feuchtem und fettem Erdreich; die Blät-
ter haben einen Geschmack wie ein neues Wachs. Du-
rantes
schreibet/ es sey von Natur dem Borrago
gleich/ habe auch mit demselben einerley Wirckung und
Krafft.

Cap. LXXXVIII.
Gegen Orient: Elatine, Foenum graecum, Frauendistel/
Frauenhaar.
[Spaltenumbruch]

ELatine ist ein Kraut/ das gern in den gebauten
Feldern und unter dem Habern zu wachsen pflegt/
hat Blätter wie die kleinen Winden/ doch klei-
ner und rundlichter/ etwas haaricht/ hat subtile Aestlein
einer Spannen lang/ und derselben fünf oder sechs/ al-
lenthalben voller Blätter; an den Aestlein hat es kleine
Purpurfarbe Blätter/ mit ein wenig gelb vermenget/
nach welchen kleine runde Hülslein folgen/ in welchen
[Spaltenumbruch] der Saame ist/ ist kalter und trockener Natur/ und
zeucht/ vermög seines herben Geschmacks/ ein wenig
zusammen.

Herr de Serres schreibt/ daß die Schnitter/ wann
sich einer ohngefähr mit der Sichel schneidet/ sich mit
Auflegung dieses Krauts heilen/ also sey sie zu den gehaue-
nen oder geschnittenen Wunden von sonderbarer Wir-

ckung/
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Cap. LXXXVII.
Gegen Orient: Brennwurtz/ Carduus ſtellatus, Centauer
und
Cerinthe.
[Spaltenumbruch]

BRennwurtz/ Flammula Jovis, hat einen roͤth-
lichten Stengel und weiſſe Bluͤmlein/ formirt
wie an dem Hyperico, bluͤht im Auguſto, iſt
warm und trocken im vierten Grad/ wird zu den Zen-
gern gebraucht/ weil es/ auf die Haut gelegt/ Blaſen
aufziehet/ ſonderlich wann die Blaͤtter zerſtoſſen wer-
den; wer ein hartes Geſchwer hat/ das nicht zeitigen
will/ der zerſtoß diß Kraut mit Oel/ und legs Pflaſter-
weiſe uͤber/ ſo zeitigt es/ und aͤtzet das Geſchwer auf;
ſonſt ſoll diß Kraut nicht leichtlich iuwendig gebraucht
werden: Dieſe Gewaͤchſe werden im Herbſt vor dem
Winter glatt bey der Erden abgeſchnitten/ ſo erhohlet ſich
die Wurtzen deſto beſſer.

Carduus ſtellatus, Walldiſtel/ Italis Calcitrapa,
& Gallis Chauſſetrape,
waͤchſt anderwaͤrts an unge-
baueten Orten/ auf den Wegen/ auch in den Saaten/
bey uns aber wird ſie bißweilen in die Gaͤrten gebaut/ vom
Saamen oder von der Wurtzen im Herbſt und Fruͤling;
hat rauchlechte Blaͤtter/ wie weiſſer Senf/ allein tief-
fer eingeſchnitten/ die Knoͤpflein werden mit ſcharffen
Stacheln rund herum/ wie ein Stern bekleidet/ bluͤhet
Purpurfarb; der Saame wird zerſtoſſen im Wein ge-
truncken/ treibt den Stein mit Gewalt/ daher es mit
Maͤſſigung zu gebrauchen; eben dieſes verrichtet auch
die Decoction dieſes Saamens/ und ohn alle Ungele-
genheit. Darum ſich Herr Lobelius nicht unbillich ver-
wundert/ warum dieſes Gewaͤchſes von ſo wenigen Bo-
tanicis
gedacht wird.

Centauer iſt zweyerley Sorten/ groß und klein/ das
groſſe wird auch von etlichen Rhaponticum genennet/
hat Blaͤtter wie der Nußbaum/ und die Knoͤpfe bluͤhen
blau/ die Wurtzen iſt dick/ ſchwer/ dreyer Schuch lang/
voller Safft/ einer roͤthlichen Farbe/ und eines zuſam-
menziehenden ſuͤſſen und ſcharffen Geſchmacks/ will ei-
nen guten feiſten Grund/ zeucht an ſich/ lindert/ eroͤff-
net/ ſtaͤrckt/ heilet; die Wurtzen bleibt 12 Jahr in ih-
rer Krafft. Der ausgepreſſte Safft davon dienet wider
alles Gifft der boͤſen Thier/ welches auch thut die gepul-
verte Wurtzen. Ein Quintel davon im Wein getrun-
cken/ heilet die Schwind- und Lungenſucht; diß Pulver
auf die boͤſen Geſchwer geſtreuet/ heilet ſie zu.

Durantes ſchreibt/ dieſe Wurtzen geſtoſſen/ und mit
[Spaltenumbruch] etlichen Stuͤcklein Fleiſches in einem Topf geſotten/
mache ſie alle wieder zuſammen wachſen/ daß ein Stuck
aus allen werde. Die Wurtzen in rothen ſauren Wein
oder in Wegrich- oder Tormentill-Waſſer geſotten/
und davon getruncken/ ſtopffe den Bauchfluß und rothe
Ruhr.

Das kleine Centauer oder Tauſendguͤlden-Kraut
meiſtens mit holdſelig leibfarben Bluͤmlein/ waͤchſet uͤ-
berall in unſerm Land/ hat bißweilen auch geele und
weiſſe Bluͤmlein/ hat eine ſonderliche Eigenſchafft/ die
verſtopffte Leber zu eroͤffnen; daher von etlichen im
Herbſt mit Wermuth und Centauer ein herrlicher ge-
ſunder Wein gemacht wird/ der zu vielen innerlichen Ge-
brechen dienet/ und ſonderlich den Magen ſtaͤrcket.

Der Safft dieſes Krauts mit Hoͤnig vermiſcht/ und
auſſerhalb gebraucht/ iſt den Augen geſund/ und nimmt
derſelben Nebel hinweg; unten am Leib mit Wolle
aufgelegt/ hilfft er neben der Monatlichen Blumen/ auch
der Geburt und Buͤrtel heraus; auf den Nabel geſtri-
chen/ toͤdtet er die Wuͤrm/ reiniget die alten Geſchwer;
gruͤn geſtoſſen und uͤbergelegt/ heilet er die friſchen Wun-
den; die davon geſottene Bruͤhe/ die Haut damit gewa-
ſchen/ nimmt alle Flecken hinweg. Der Wein hilfft der
Gedaͤchtnus/ dienet wider die fallende Sucht/ den
Schlag/ das Blut-Speyen/ wider die Gelbſucht und
das verſtopfte Miltz/ auch wider die Hectica.

Cerinthe behaͤlt ſeinen Namen faſt in allen Spra-
chen/ iſt nicht allenthalben bekannt/ hat eine lange groſſe
dicke weiſſe Wurtzen/ daraus vier oder fuͤnf runde
Safftreiche Stengel/ einer Elen hoch/ rings herum mit
langlechten Blaͤttern/ ſo fornen ſtumpf/ an dem Stiel
etwas breiter/ einer gruͤnen ſchier Himmelblauen Farb/
hin und her weißfleckicht/ und ein wenig haͤricht ſind/ ha-
ben langlechte gelbe Bluͤmlein/ bißweilen auch auſſen-
her etwas Purpurfaͤrbig/ wird von den Bienen ſehr ge-
liebt; auf die Blumen folgt in beſondern Kelchlein ein
ſchwartzer Saame/ wie an den wilden Ochſenzungen/
waͤchſt gern in feuchtem und fettem Erdreich; die Blaͤt-
ter haben einen Geſchmack wie ein neues Wachs. Du-
rantes
ſchreibet/ es ſey von Natur dem Borrago
gleich/ habe auch mit demſelben einerley Wirckung und
Krafft.

Cap. LXXXVIII.
Gegen Orient: Elatine, Fœnum græcum, Frauendiſtel/
Frauenhaar.
[Spaltenumbruch]

ELatine iſt ein Kraut/ das gern in den gebauten
Feldern und unter dem Habern zu wachſen pflegt/
hat Blaͤtter wie die kleinen Winden/ doch klei-
ner und rundlichter/ etwas haaricht/ hat ſubtile Aeſtlein
einer Spannen lang/ und derſelben fuͤnf oder ſechs/ al-
lenthalben voller Blaͤtter; an den Aeſtlein hat es kleine
Purpurfarbe Blaͤtter/ mit ein wenig gelb vermenget/
nach welchen kleine runde Huͤlslein folgen/ in welchen
[Spaltenumbruch] der Saame iſt/ iſt kalter und trockener Natur/ und
zeucht/ vermoͤg ſeines herben Geſchmacks/ ein wenig
zuſammen.

Herr de Serres ſchreibt/ daß die Schnitter/ wann
ſich einer ohngefaͤhr mit der Sichel ſchneidet/ ſich mit
Auflegung dieſes Krauts heilen/ alſo ſey ſie zu den gehaue-
nen oder geſchnittenen Wunden von ſonderbarer Wir-

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[536[534]/0552] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Cap. LXXXVII. Gegen Orient: Brennwurtz/ Carduus ſtellatus, Centauer und Cerinthe. BRennwurtz/ Flammula Jovis, hat einen roͤth- lichten Stengel und weiſſe Bluͤmlein/ formirt wie an dem Hyperico, bluͤht im Auguſto, iſt warm und trocken im vierten Grad/ wird zu den Zen- gern gebraucht/ weil es/ auf die Haut gelegt/ Blaſen aufziehet/ ſonderlich wann die Blaͤtter zerſtoſſen wer- den; wer ein hartes Geſchwer hat/ das nicht zeitigen will/ der zerſtoß diß Kraut mit Oel/ und legs Pflaſter- weiſe uͤber/ ſo zeitigt es/ und aͤtzet das Geſchwer auf; ſonſt ſoll diß Kraut nicht leichtlich iuwendig gebraucht werden: Dieſe Gewaͤchſe werden im Herbſt vor dem Winter glatt bey der Erden abgeſchnitten/ ſo erhohlet ſich die Wurtzen deſto beſſer. Carduus ſtellatus, Walldiſtel/ Italis Calcitrapa, & Gallis Chauſſetrape, waͤchſt anderwaͤrts an unge- baueten Orten/ auf den Wegen/ auch in den Saaten/ bey uns aber wird ſie bißweilen in die Gaͤrten gebaut/ vom Saamen oder von der Wurtzen im Herbſt und Fruͤling; hat rauchlechte Blaͤtter/ wie weiſſer Senf/ allein tief- fer eingeſchnitten/ die Knoͤpflein werden mit ſcharffen Stacheln rund herum/ wie ein Stern bekleidet/ bluͤhet Purpurfarb; der Saame wird zerſtoſſen im Wein ge- truncken/ treibt den Stein mit Gewalt/ daher es mit Maͤſſigung zu gebrauchen; eben dieſes verrichtet auch die Decoction dieſes Saamens/ und ohn alle Ungele- genheit. Darum ſich Herr Lobelius nicht unbillich ver- wundert/ warum dieſes Gewaͤchſes von ſo wenigen Bo- tanicis gedacht wird. Centauer iſt zweyerley Sorten/ groß und klein/ das groſſe wird auch von etlichen Rhaponticum genennet/ hat Blaͤtter wie der Nußbaum/ und die Knoͤpfe bluͤhen blau/ die Wurtzen iſt dick/ ſchwer/ dreyer Schuch lang/ voller Safft/ einer roͤthlichen Farbe/ und eines zuſam- menziehenden ſuͤſſen und ſcharffen Geſchmacks/ will ei- nen guten feiſten Grund/ zeucht an ſich/ lindert/ eroͤff- net/ ſtaͤrckt/ heilet; die Wurtzen bleibt 12 Jahr in ih- rer Krafft. Der ausgepreſſte Safft davon dienet wider alles Gifft der boͤſen Thier/ welches auch thut die gepul- verte Wurtzen. Ein Quintel davon im Wein getrun- cken/ heilet die Schwind- und Lungenſucht; diß Pulver auf die boͤſen Geſchwer geſtreuet/ heilet ſie zu. Durantes ſchreibt/ dieſe Wurtzen geſtoſſen/ und mit etlichen Stuͤcklein Fleiſches in einem Topf geſotten/ mache ſie alle wieder zuſammen wachſen/ daß ein Stuck aus allen werde. Die Wurtzen in rothen ſauren Wein oder in Wegrich- oder Tormentill-Waſſer geſotten/ und davon getruncken/ ſtopffe den Bauchfluß und rothe Ruhr. Das kleine Centauer oder Tauſendguͤlden-Kraut meiſtens mit holdſelig leibfarben Bluͤmlein/ waͤchſet uͤ- berall in unſerm Land/ hat bißweilen auch geele und weiſſe Bluͤmlein/ hat eine ſonderliche Eigenſchafft/ die verſtopffte Leber zu eroͤffnen; daher von etlichen im Herbſt mit Wermuth und Centauer ein herrlicher ge- ſunder Wein gemacht wird/ der zu vielen innerlichen Ge- brechen dienet/ und ſonderlich den Magen ſtaͤrcket. Der Safft dieſes Krauts mit Hoͤnig vermiſcht/ und auſſerhalb gebraucht/ iſt den Augen geſund/ und nimmt derſelben Nebel hinweg; unten am Leib mit Wolle aufgelegt/ hilfft er neben der Monatlichen Blumen/ auch der Geburt und Buͤrtel heraus; auf den Nabel geſtri- chen/ toͤdtet er die Wuͤrm/ reiniget die alten Geſchwer; gruͤn geſtoſſen und uͤbergelegt/ heilet er die friſchen Wun- den; die davon geſottene Bruͤhe/ die Haut damit gewa- ſchen/ nimmt alle Flecken hinweg. Der Wein hilfft der Gedaͤchtnus/ dienet wider die fallende Sucht/ den Schlag/ das Blut-Speyen/ wider die Gelbſucht und das verſtopfte Miltz/ auch wider die Hectica. Cerinthe behaͤlt ſeinen Namen faſt in allen Spra- chen/ iſt nicht allenthalben bekannt/ hat eine lange groſſe dicke weiſſe Wurtzen/ daraus vier oder fuͤnf runde Safftreiche Stengel/ einer Elen hoch/ rings herum mit langlechten Blaͤttern/ ſo fornen ſtumpf/ an dem Stiel etwas breiter/ einer gruͤnen ſchier Himmelblauen Farb/ hin und her weißfleckicht/ und ein wenig haͤricht ſind/ ha- ben langlechte gelbe Bluͤmlein/ bißweilen auch auſſen- her etwas Purpurfaͤrbig/ wird von den Bienen ſehr ge- liebt; auf die Blumen folgt in beſondern Kelchlein ein ſchwartzer Saame/ wie an den wilden Ochſenzungen/ waͤchſt gern in feuchtem und fettem Erdreich; die Blaͤt- ter haben einen Geſchmack wie ein neues Wachs. Du- rantes ſchreibet/ es ſey von Natur dem Borrago gleich/ habe auch mit demſelben einerley Wirckung und Krafft. Cap. LXXXVIII. Gegen Orient: Elatine, Fœnum græcum, Frauendiſtel/ Frauenhaar. ELatine iſt ein Kraut/ das gern in den gebauten Feldern und unter dem Habern zu wachſen pflegt/ hat Blaͤtter wie die kleinen Winden/ doch klei- ner und rundlichter/ etwas haaricht/ hat ſubtile Aeſtlein einer Spannen lang/ und derſelben fuͤnf oder ſechs/ al- lenthalben voller Blaͤtter; an den Aeſtlein hat es kleine Purpurfarbe Blaͤtter/ mit ein wenig gelb vermenget/ nach welchen kleine runde Huͤlslein folgen/ in welchen der Saame iſt/ iſt kalter und trockener Natur/ und zeucht/ vermoͤg ſeines herben Geſchmacks/ ein wenig zuſammen. Herr de Serres ſchreibt/ daß die Schnitter/ wann ſich einer ohngefaͤhr mit der Sichel ſchneidet/ ſich mit Auflegung dieſes Krauts heilen/ alſo ſey ſie zu den gehaue- nen oder geſchnittenen Wunden von ſonderbarer Wir- ckung/

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 536[534]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/552>, abgerufen am 24.11.2024.