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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Fünftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
[Spaltenumbruch] abzuwischen und auszuziehen/ nach Dioscoridis Mei-
nung/ ziehet den Schleim aus den Magen/ und stärckt die
Natur.

Matthiolus schreibt/ daß das Senffmeel mit Essig zu
[Spaltenumbruch] einen Taig gemacht/ und über Scorpion und Schlan-
gen-Biß gelegt/ dieselben heilen solle. Seine Deco-
ction
eröffnet die Verstopffungen der Leber und der
Nieren.

Cap. LVI.
Vom Sauerampffer & Dracunculo hortensi.
[Spaltenumbruch]

DJeweil der gemeine Sauerampffer allenthalben
in den Wiesen und Aengern wächset/ wollen wir
allhier allein deren Sorten gedencken/ die bey uns
in die Gärten gebauet werden/ als da ist vornemlich der
runde/ der viel fettere und safftigere auch mildere Blät-
lein und Stengel hat/ als der gemeine/ wird ins gemein
genennt der Spannische Sauerampffer/ man säet ihn
im Früling im wachsenden Monden/ er muß/ wann er
aufgeht/ wol gejetten/ und/ wann er zu dick wird/ überzo-
gen werden/ und vermehret sich auch gern/ wann er im
Zunehmen des Mondes abgeschnitten wird/ hat gern
feuchten Grund und lieber temperirten mittelmässigen
Schatten/ als zu viel Sonnen/ greifft mit seiner Wur-
tzen tieff ein/ und kreucht also fladderend unter der Er-
den fort/ und schlägt bald an diesem/ bald an jenem Ort
aus/ kommt auch gern/ wann man die Stöcke zerreisset/
so wol als vom Saamen.

Herr Peter Gabriel/ Fürstl. Würtembergischer
Hofgärtnerey-Inspector, schreibt/ daß die beste Gattung
des Sauerampffers der grosse sey/ so aus Flandern
kommt/ und keinen Saamen trägt/ der sey einer so un-
gewöhnlichen Grösse/ daß man zu einer Suppen an ei-
nem Blat genug habe.

Und deßwegen wird er vom Frantzösischen Gärtner
Ozeille a la Paressense genannt/ sagt/ es sey offt ein
Blat 10 oder 15 Daumen in die Länge/ und 7 Daumen
in der Breiten/ daselbst erzehlt er auch mehrerley Gat-
tungen/ werden so wol im Auswärts als im Herbst ge-
pflantzt/ bleibt wol 10 oder mehr Jahr auf einem Platz/
biß man mercket/ daß er anfängt aus zuwelchen und sich
ob seiner Herberg gleichsam zu beschweren/ dann ist er
an ein ander Ort zu verpflantzen. Jm Herbst/ eh es reiffet/
kan man ein wenig kleinen Mist darauf streuen/ son-
derlich von den Hünern/ ehe aber werden alle Blätter
abgeschnitten/ trägt aber gleichwol bißweilen Saamen/
wie der gemeine/ allein grösser. Wird im Früling und
Sommer zu Salsen/ oder die Blätter gekocht an al-
lerley junge Fleisch und Hüner gebraucht/ gibt eine lieb-
liche und anmuthige Säuren/ so nicht allein Gesun-
den/ sondern auch Krancken wol dienet/ erweckt den Lust
zum Essen.

Und schreibt Baricellus in hort. gen. f. 207. daß
sonderlich das Fleisch/ so mit Sauerampffer gekocht sey/
obs schon zähe und alt wäre/ dennoch zart und mürb
werde. Darum habens die Alten so sehr gebraucht/ und
fast bey allen Mahlzeiten gehabt.

Tabernaemontanus gedenckt auch einer Gattung
des Sauerampffers mit knollichten Wurtzen/ und nennt
es Oxalin Tuberosam. Jst ein treffliches Kraut unter
den Kräuter-Salat zu vermengen/ widerstehet der
Galle/ löschet den Durst in hitzigen und gifftigen Fie-
[Spaltenumbruch] bern. Jst den Gallsüchtigen und Blutreichen gesund/
den Melancholischen Complexionen aber schädlich/ wi-
derstehet der Fäulen. Der Saamen ist in der rothen Ruhr
und wider die Würm eine edle Artzney/ wann er zer-
stossen ein Löffel voll cum apto vehiculo in Wegricht-
Wasser oder Küttensafft gebraucht wird.

Sauerampffer eröffnet die Verstopffung der Leber/
der Saamen eingegeben stärckt das Hertz/ verhütet
die Ohnmächten in Borago-Wasser oder Citronen-
Safft eingenommen. Der Safft davon ist tempo-
re pestis
von Hollerio sehr gerühmt/ daß man nehme
vom reinen abgeschaumten Safft des Sauerampffers
4 Loth/ Granaten-Wein 2 Loth/ des besten Theriacs
2 Scrupel/ mische es untereinander und gebrauche es/
der Safft vom Sauerampffer in den Mund genom-
men/ legt und vertreibt die hitzige Zahnschmertzen/ und
in die Ohren eingeträufft das Ohrenwehe/ sonderlich
wann er mit Wegricht-Safft vermischt wird. Jst auch
gut wider der gifftigen Thiere/ sonderlich der Scorpio-
nen/ Verletzung.

Dracunculus hortensis, ist auch ein unter die Kräu-
ter-Salat gehöriges Gewächs/ deren Wurtzel viel
Stengel austreibt/ scharffes Geschmacks/ hat eine
weisse viel-fäselichte Wurtzen und Blätter wie
der Flachs/ die Blühe ist weißlicht und klein/
auch wol gelb unter/ wie kleine zusammgebundene
und oben sich zertheilende schwancke Federlein. Und
weil es keinen Saamen trägt/ muß es allein durch Zer-
theilung der Wurtzen fortgebracht und vermehret wer-
den. Daher auch etliche glauben (weil es den Alten
unbekannt gewesen) es sey ein neu durch Kunst und Für-
witz der Gärtner erfunden Gewächse/ die den Lein-
Saamen in Zwibel und Lauch-Häubter verbergen/ also
unter die Erden thun/ davon diß Gewächs entspringen
solle; hat einen gewürtzten Geschmack/ verbleibt den
Winter durch im Garten/ wann er nur mit Roß-Dung
oder Stroh verdeckt und vor der eingreiffenden Kälte
verwahret wird.

Viel glauben/ es widerstehe der Pest und aller in-
nerlichen Fäulung. Die zarten Blätlein werden unter
den Salat genommen/ auch Salsen daraus gemacht/
wie von Bertram/ und dergleichen/ es stärcket den Ma-
gen und das Haubt/ und die gantze Natur/ und zertheilt
und treibt aus alle in ihnen verborgene Schleim/ er-
wecket Lust zum Essen. Mit weissen Wein gekocht und
in den Mund gehalten/ vertreibts die von der Kälte ent-
sprungene Zahnwehe. Jst trocken im ersten/ und warm
zwischen dem andern und dritten Grad. Jst den Alten
und Phlegmatischen gesünder/ als den Jungen und Chole-
rischen Complexionen. Daher denen/ die eine hitzige
Leber haben/ zu meiden.

Cap.
S s s ij

Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
[Spaltenumbruch] abzuwiſchen und auszuziehen/ nach Dioſcoridis Mei-
nung/ ziehet den Schleim aus den Magen/ und ſtaͤrckt die
Natur.

Matthiolus ſchreibt/ daß das Senffmeel mit Eſſig zu
[Spaltenumbruch] einen Taig gemacht/ und uͤber Scorpion und Schlan-
gen-Biß gelegt/ dieſelben heilen ſolle. Seine Deco-
ction
eroͤffnet die Verſtopffungen der Leber und der
Nieren.

Cap. LVI.
Vom Sauerampffer & Dracunculo hortenſi.
[Spaltenumbruch]

DJeweil der gemeine Sauerampffer allenthalben
in den Wieſen und Aengern waͤchſet/ wollen wir
allhier allein deren Sorten gedencken/ die bey uns
in die Gaͤrten gebauet werden/ als da iſt vornemlich der
runde/ der viel fettere und ſafftigere auch mildere Blaͤt-
lein und Stengel hat/ als der gemeine/ wird ins gemein
genennt der Spanniſche Sauerampffer/ man ſaͤet ihn
im Fruͤling im wachſenden Monden/ er muß/ wann er
aufgeht/ wol gejetten/ und/ wann er zu dick wird/ uͤberzo-
gen werden/ und vermehret ſich auch gern/ wann er im
Zunehmen des Mondes abgeſchnitten wird/ hat gern
feuchten Grund und lieber temperirten mittelmaͤſſigen
Schatten/ als zu viel Sonnen/ greifft mit ſeiner Wur-
tzen tieff ein/ und kreucht alſo fladderend unter der Er-
den fort/ und ſchlaͤgt bald an dieſem/ bald an jenem Ort
aus/ kommt auch gern/ wann man die Stoͤcke zerreiſſet/
ſo wol als vom Saamen.

Herr Peter Gabriel/ Fuͤrſtl. Wuͤrtembergiſcher
Hofgaͤrtnerey-Inſpector, ſchreibt/ daß die beſte Gattung
des Sauerampffers der groſſe ſey/ ſo aus Flandern
kommt/ und keinen Saamen traͤgt/ der ſey einer ſo un-
gewoͤhnlichen Groͤſſe/ daß man zu einer Suppen an ei-
nem Blat genug habe.

Und deßwegen wird er vom Frantzoͤſiſchen Gaͤrtner
Ozeille à la Pareſſenſe genannt/ ſagt/ es ſey offt ein
Blat 10 oder 15 Daumen in die Laͤnge/ und 7 Daumen
in der Breiten/ daſelbſt erzehlt er auch mehrerley Gat-
tungen/ werden ſo wol im Auswaͤrts als im Herbſt ge-
pflantzt/ bleibt wol 10 oder mehr Jahr auf einem Platz/
biß man mercket/ daß er anfaͤngt aus zuwelchen und ſich
ob ſeiner Herberg gleichſam zu beſchweren/ dann iſt er
an ein ander Ort zu verpflantzen. Jm Herbſt/ eh es reiffet/
kan man ein wenig kleinen Miſt darauf ſtreuen/ ſon-
derlich von den Huͤnern/ ehe aber werden alle Blaͤtter
abgeſchnitten/ traͤgt aber gleichwol bißweilen Saamen/
wie der gemeine/ allein groͤſſer. Wird im Fruͤling und
Sommer zu Salſen/ oder die Blaͤtter gekocht an al-
lerley junge Fleiſch und Huͤner gebraucht/ gibt eine lieb-
liche und anmuthige Saͤuren/ ſo nicht allein Geſun-
den/ ſondern auch Krancken wol dienet/ erweckt den Luſt
zum Eſſen.

Und ſchreibt Baricellus in hort. gen. f. 207. daß
ſonderlich das Fleiſch/ ſo mit Sauerampffer gekocht ſey/
obs ſchon zaͤhe und alt waͤre/ dennoch zart und muͤrb
werde. Darum habens die Alten ſo ſehr gebraucht/ und
faſt bey allen Mahlzeiten gehabt.

Tabernæmontanus gedenckt auch einer Gattung
des Sauerampffers mit knollichten Wurtzen/ und nennt
es Oxalin Tuberoſam. Jſt ein treffliches Kraut unter
den Kraͤuter-Salat zu vermengen/ widerſtehet der
Galle/ loͤſchet den Durſt in hitzigen und gifftigen Fie-
[Spaltenumbruch] bern. Jſt den Gallſuͤchtigen und Blutreichen geſund/
den Melancholiſchen Complexionen aber ſchaͤdlich/ wi-
derſtehet der Faͤulen. Der Saamen iſt in der rothen Ruhr
und wider die Wuͤrm eine edle Artzney/ wann er zer-
ſtoſſen ein Loͤffel voll cum apto vehiculo in Wegricht-
Waſſer oder Kuͤttenſafft gebraucht wird.

Sauerampffer eroͤffnet die Verſtopffung der Leber/
der Saamen eingegeben ſtaͤrckt das Hertz/ verhuͤtet
die Ohnmaͤchten in Borago-Waſſer oder Citronen-
Safft eingenommen. Der Safft davon iſt tempo-
re peſtis
von Hollerio ſehr geruͤhmt/ daß man nehme
vom reinen abgeſchaumten Safft des Sauerampffers
4 Loth/ Granaten-Wein 2 Loth/ des beſten Theriacs
2 Scrupel/ miſche es untereinander und gebrauche es/
der Safft vom Sauerampffer in den Mund genom-
men/ legt und vertreibt die hitzige Zahnſchmertzen/ und
in die Ohren eingetraͤufft das Ohrenwehe/ ſonderlich
wann er mit Wegricht-Safft vermiſcht wird. Jſt auch
gut wider der gifftigen Thiere/ ſonderlich der Scorpio-
nen/ Verletzung.

Dracunculus hortenſis, iſt auch ein unter die Kraͤu-
ter-Salat gehoͤriges Gewaͤchs/ deren Wurtzel viel
Stengel austreibt/ ſcharffes Geſchmacks/ hat eine
weiſſe viel-faͤſelichte Wurtzen und Blaͤtter wie
der Flachs/ die Bluͤhe iſt weißlicht und klein/
auch wol gelb unter/ wie kleine zuſammgebundene
und oben ſich zertheilende ſchwancke Federlein. Und
weil es keinen Saamen traͤgt/ muß es allein durch Zer-
theilung der Wurtzen fortgebracht und vermehret wer-
den. Daher auch etliche glauben (weil es den Alten
unbekannt geweſen) es ſey ein neu durch Kunſt und Fuͤr-
witz der Gaͤrtner erfunden Gewaͤchſe/ die den Lein-
Saamen in Zwibel und Lauch-Haͤubter verbergen/ alſo
unter die Erden thun/ davon diß Gewaͤchs entſpringen
ſolle; hat einen gewuͤrtzten Geſchmack/ verbleibt den
Winter durch im Garten/ wann er nur mit Roß-Dung
oder Stroh verdeckt und vor der eingreiffenden Kaͤlte
verwahret wird.

Viel glauben/ es widerſtehe der Peſt und aller in-
nerlichen Faͤulung. Die zarten Blaͤtlein werden unter
den Salat genommen/ auch Salſen daraus gemacht/
wie von Bertram/ und dergleichen/ es ſtaͤrcket den Ma-
gen und das Haubt/ und die gantze Natur/ und zertheilt
und treibt aus alle in ihnen verborgene Schleim/ er-
wecket Luſt zum Eſſen. Mit weiſſen Wein gekocht und
in den Mund gehalten/ vertreibts die von der Kaͤlte ent-
ſprungene Zahnwehe. Jſt trocken im erſten/ und warm
zwiſchen dem andern und dritten Grad. Jſt den Alten
und Phlegmatiſchen geſuͤndeꝛ/ als den Jungen und Chole-
riſchen Complexionen. Daher denen/ die eine hitzige
Leber haben/ zu meiden.

Cap.
S ſ ſ ij
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[509[507]/0525] Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten. abzuwiſchen und auszuziehen/ nach Dioſcoridis Mei- nung/ ziehet den Schleim aus den Magen/ und ſtaͤrckt die Natur. Matthiolus ſchreibt/ daß das Senffmeel mit Eſſig zu einen Taig gemacht/ und uͤber Scorpion und Schlan- gen-Biß gelegt/ dieſelben heilen ſolle. Seine Deco- ction eroͤffnet die Verſtopffungen der Leber und der Nieren. Cap. LVI. Vom Sauerampffer & Dracunculo hortenſi. DJeweil der gemeine Sauerampffer allenthalben in den Wieſen und Aengern waͤchſet/ wollen wir allhier allein deren Sorten gedencken/ die bey uns in die Gaͤrten gebauet werden/ als da iſt vornemlich der runde/ der viel fettere und ſafftigere auch mildere Blaͤt- lein und Stengel hat/ als der gemeine/ wird ins gemein genennt der Spanniſche Sauerampffer/ man ſaͤet ihn im Fruͤling im wachſenden Monden/ er muß/ wann er aufgeht/ wol gejetten/ und/ wann er zu dick wird/ uͤberzo- gen werden/ und vermehret ſich auch gern/ wann er im Zunehmen des Mondes abgeſchnitten wird/ hat gern feuchten Grund und lieber temperirten mittelmaͤſſigen Schatten/ als zu viel Sonnen/ greifft mit ſeiner Wur- tzen tieff ein/ und kreucht alſo fladderend unter der Er- den fort/ und ſchlaͤgt bald an dieſem/ bald an jenem Ort aus/ kommt auch gern/ wann man die Stoͤcke zerreiſſet/ ſo wol als vom Saamen. Herr Peter Gabriel/ Fuͤrſtl. Wuͤrtembergiſcher Hofgaͤrtnerey-Inſpector, ſchreibt/ daß die beſte Gattung des Sauerampffers der groſſe ſey/ ſo aus Flandern kommt/ und keinen Saamen traͤgt/ der ſey einer ſo un- gewoͤhnlichen Groͤſſe/ daß man zu einer Suppen an ei- nem Blat genug habe. Und deßwegen wird er vom Frantzoͤſiſchen Gaͤrtner Ozeille à la Pareſſenſe genannt/ ſagt/ es ſey offt ein Blat 10 oder 15 Daumen in die Laͤnge/ und 7 Daumen in der Breiten/ daſelbſt erzehlt er auch mehrerley Gat- tungen/ werden ſo wol im Auswaͤrts als im Herbſt ge- pflantzt/ bleibt wol 10 oder mehr Jahr auf einem Platz/ biß man mercket/ daß er anfaͤngt aus zuwelchen und ſich ob ſeiner Herberg gleichſam zu beſchweren/ dann iſt er an ein ander Ort zu verpflantzen. Jm Herbſt/ eh es reiffet/ kan man ein wenig kleinen Miſt darauf ſtreuen/ ſon- derlich von den Huͤnern/ ehe aber werden alle Blaͤtter abgeſchnitten/ traͤgt aber gleichwol bißweilen Saamen/ wie der gemeine/ allein groͤſſer. Wird im Fruͤling und Sommer zu Salſen/ oder die Blaͤtter gekocht an al- lerley junge Fleiſch und Huͤner gebraucht/ gibt eine lieb- liche und anmuthige Saͤuren/ ſo nicht allein Geſun- den/ ſondern auch Krancken wol dienet/ erweckt den Luſt zum Eſſen. Und ſchreibt Baricellus in hort. gen. f. 207. daß ſonderlich das Fleiſch/ ſo mit Sauerampffer gekocht ſey/ obs ſchon zaͤhe und alt waͤre/ dennoch zart und muͤrb werde. Darum habens die Alten ſo ſehr gebraucht/ und faſt bey allen Mahlzeiten gehabt. Tabernæmontanus gedenckt auch einer Gattung des Sauerampffers mit knollichten Wurtzen/ und nennt es Oxalin Tuberoſam. Jſt ein treffliches Kraut unter den Kraͤuter-Salat zu vermengen/ widerſtehet der Galle/ loͤſchet den Durſt in hitzigen und gifftigen Fie- bern. Jſt den Gallſuͤchtigen und Blutreichen geſund/ den Melancholiſchen Complexionen aber ſchaͤdlich/ wi- derſtehet der Faͤulen. Der Saamen iſt in der rothen Ruhr und wider die Wuͤrm eine edle Artzney/ wann er zer- ſtoſſen ein Loͤffel voll cum apto vehiculo in Wegricht- Waſſer oder Kuͤttenſafft gebraucht wird. Sauerampffer eroͤffnet die Verſtopffung der Leber/ der Saamen eingegeben ſtaͤrckt das Hertz/ verhuͤtet die Ohnmaͤchten in Borago-Waſſer oder Citronen- Safft eingenommen. Der Safft davon iſt tempo- re peſtis von Hollerio ſehr geruͤhmt/ daß man nehme vom reinen abgeſchaumten Safft des Sauerampffers 4 Loth/ Granaten-Wein 2 Loth/ des beſten Theriacs 2 Scrupel/ miſche es untereinander und gebrauche es/ der Safft vom Sauerampffer in den Mund genom- men/ legt und vertreibt die hitzige Zahnſchmertzen/ und in die Ohren eingetraͤufft das Ohrenwehe/ ſonderlich wann er mit Wegricht-Safft vermiſcht wird. Jſt auch gut wider der gifftigen Thiere/ ſonderlich der Scorpio- nen/ Verletzung. Dracunculus hortenſis, iſt auch ein unter die Kraͤu- ter-Salat gehoͤriges Gewaͤchs/ deren Wurtzel viel Stengel austreibt/ ſcharffes Geſchmacks/ hat eine weiſſe viel-faͤſelichte Wurtzen und Blaͤtter wie der Flachs/ die Bluͤhe iſt weißlicht und klein/ auch wol gelb unter/ wie kleine zuſammgebundene und oben ſich zertheilende ſchwancke Federlein. Und weil es keinen Saamen traͤgt/ muß es allein durch Zer- theilung der Wurtzen fortgebracht und vermehret wer- den. Daher auch etliche glauben (weil es den Alten unbekannt geweſen) es ſey ein neu durch Kunſt und Fuͤr- witz der Gaͤrtner erfunden Gewaͤchſe/ die den Lein- Saamen in Zwibel und Lauch-Haͤubter verbergen/ alſo unter die Erden thun/ davon diß Gewaͤchs entſpringen ſolle; hat einen gewuͤrtzten Geſchmack/ verbleibt den Winter durch im Garten/ wann er nur mit Roß-Dung oder Stroh verdeckt und vor der eingreiffenden Kaͤlte verwahret wird. Viel glauben/ es widerſtehe der Peſt und aller in- nerlichen Faͤulung. Die zarten Blaͤtlein werden unter den Salat genommen/ auch Salſen daraus gemacht/ wie von Bertram/ und dergleichen/ es ſtaͤrcket den Ma- gen und das Haubt/ und die gantze Natur/ und zertheilt und treibt aus alle in ihnen verborgene Schleim/ er- wecket Luſt zum Eſſen. Mit weiſſen Wein gekocht und in den Mund gehalten/ vertreibts die von der Kaͤlte ent- ſprungene Zahnwehe. Jſt trocken im erſten/ und warm zwiſchen dem andern und dritten Grad. Jſt den Alten und Phlegmatiſchen geſuͤndeꝛ/ als den Jungen und Chole- riſchen Complexionen. Daher denen/ die eine hitzige Leber haben/ zu meiden. Cap. S ſ ſ ij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 509[507]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/525>, abgerufen am 24.11.2024.