Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite
Fünftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
Cap. XXXVII.
Vom Meerrettich oder Kreen.
[Spaltenumbruch]

DEr Meerrettich hat Blätter wie das Hippola-
pathum,
ein lange und Senffherbe Wurtzen Fin-
gers dick/ hat endlich an den hohen Stengeln
kleine weisse Blümlein/ davon der Saamen wächset/
die Lateiner nennen ihn Raphanum majorem, oder
Sylvestrem, etliche Armoraciam, wiewol Matthiolus
solches widerspricht. Liebt ein feuchtes Ort/ und bedarf
hernach keiner sonderlichen Wartung/ so viel er Treib-
augen hat/ in so viel Stücklein kan die Wurtzen zer-
schnitten/ und im Früling oder Herbst eingelegt werden.
Wächst nicht gern im Sand/ aber lieber im Laim/ muß
über drey Finger tieff nicht in die Erden gesteckt/ und
das obere Grötzlein davon ausgehend gelassen werden.

Wo lauter sandichter Grund ist/ muß man einen
Ort darzu aussondern/ so groß man will/ die schwartze
obere Erden beyseits legen/ den Sand/ so tieff man will/
austragen/ Laim an seiner statt einfüllen/ aber nicht ein-
tretten/ darzwischen alten Mist streuen/ und mit der
obrigen/ beyseits ligenden guten Erden wieder bedecken.
Etliche wollen/ er trage gantz keinen Saamen/ sondern
nur lähre Schöttlein. Wann man die obristen Schoß
von der Wurtzel einsetzt/ muß zween Finger lang von
der Wurtzen daran gelassen werden. Jst allein im
Herbst/ Winter und ersten Früling schmackhafftig.

Wird zur Speise auf Riebeysen oder in den Reib-
töpfen klein zerrieben/ und entweder mit Essig an statt
einer Salsen (welches zur Infections-Zeit gesund seyn
solle) oder auch mit rothen Ruben eingemacht; öffter
aber gesotten über das Rindfleisch/ auch bißweilen über
die Fische genossen.

Vom Kreen kan man eine köstliche Salsen also
machen: Nehmt im Herbst einen süssen Schöpff-Most
aus der Potting/ oder aber Birn-Most/ lasst ihn über
Nacht stehen/ darnach seihet ihn/ und siedet ihn in einem
Becken/ daß er in der Dicken wie ein Julep werde.
Wann er schier gar gesotten/ so legt ein wenig klein ge-
[Spaltenumbruch] schnittene oder gebrockte Zimmet/ und dünngeschnittene
Pomerantzen-Schelffen darein/ giesst es in ein Glas oder
verglasurten Topf. Hernach wolt ihr eine gute Sal-
sen auf den Tisch geben/ so lasset den Kreen sauber pu-
tzen/ und auf einem Riebeysen reiben/ so bleibt er schön
weiß/ giesst von diesem gesottenen Safft darauf/ und
rührts in einer Schüssel wol ab/ so ist es zum Gebrate-
nen köstlich gut.

Die Böhmen haben einen sondern Wolgefallen
an dieser Wurtzen/ und gebrauchen sich ihrer gar ge-
mein.

Lobelius erzehlt/ daß die Frießländer dieser Wur-
tzen ausgepressten Safft mit Milch oder Bier glücklich
wider den Schorbock gebrauchen. Sie ist warm im
dritten/ und trocken im andern Grad.

Fürs Keuchen/ schweren Athem/ und sticken auf der
Brust/ schneidet man gesäuberte Meerrechtich zu dün-
nen Scheiblein/ siedet ihn in scharffen Essig und so viel
Hönig/ zu einem Oxymel oder Syrup. Nimmt täglich
Morgens und Abends von 3 biß 6 Schnittlein dieses
Kreens/ und zween Löffel dieses Juleps darauf/ biß sich
Besserung einfindet/ ist an etlichen probirt und just be-
funden worden. Jst auch gut zum Ohren-Sausen/
Schwindel und Sand/ befördert die Dauung; doch zu
viel gebraucht/ schadet er den Augen und Zähnen. Jn
Summa er hat alle die Eigenschafften/ die der Rettich
hat/ allein stärcker und gewaltiger.

Joh. Bauhinus Tom. 2. Histor. Plant. Univers. lib.
25. cap.
18. schreibt/ daß ein alter wolerfahrner Mönch
Johannes de Monte, als er Sand und Stein empfun-
den/ Meerrettich klein zerschnitten/ in ein sauber Tüch-
lein gebunden in Wein geweicht/ Morgens und Abends
einen Becher voll drey Tage nacheinander getruncken/
und also diese Kranckheit vertrieben habe. Wer mehr
wissen will/ besehe die Kräuter-Bücher.

Cap. XXXVIII.
Von Rapuntzeln.
[Spaltenumbruch]

RApuntzel/ wird von etlichen wegen der zarten und
guten Wurtzen Ruben-Rapuntzel genennet/
auf Latein heisst es Rapunculus, und Französisch
Raiponces oder Reponces, ist auch ein zwar gemeiner
doch gesunder und trefflicher Salat/ der auch von sich
selbst auf Feldern/ ungebauten Hügeln und Wiesen
wächset; aber dennoch wegen seiner Güte/ und daß er
nicht allzeit und überall zu bekommen/ in die Gärten
geziegelt wird. Die Blätter legen sich erstlich auf der
Erden niedrig herum/ und so dann taugen sie am besten
auf die Tafel/ daher muß er alsdann ausgegraben und
genossen werden/ läst mans länger anstehen/ wird er
holtzig und hart/ wie der Pöprl-Salat.

Er schiesst hernach bald mit vielen Stengeln über-
sich/ die alle mit etwas kleinern und spitzigern Blätlein
versehen sind/ als die auf der Erden ausgebreitet gele-
[Spaltenumbruch] gen/ bringen oben blaue Blümlein mit vier Blätlein/
darauf ein Hülßlein folget/ mit schwartzen Sämlein/
welcher unter den kleinen Saamen zu rechnen ist; wird
so wol im Früling/ was man den Sommer durch/ und
auch im Herbst/ was man im Winter brauchen will/
gesäet; kommt er einmal in den Garten/ so besaamet
er sich selbst. Jm Früling braucht man so wol die un-
terste zarte Blätter/ als auch die Wurtzen.

Die Saam-tragende Pflantzen/ wann sie anheben/
sich zu zeitigen/ müssen vorher mit samt der Wurtzen
ausgehoben und aufgehangen werden/ sonst verreiset der
beste Saame. Der Rapuntzel ist einer temperirten
und gemässigten Natur. Die Wurtzen gesotten und
gepfeffert/ soll denen Säugenden die Milch vermehren.

Herr Elßholtz gedenckt auch eines Winter-Ra-
puntzels/ den er Valerianam Campestrem, Inodoram

majo-
P p p iij
Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
Cap. XXXVII.
Vom Meerrettich oder Kreen.
[Spaltenumbruch]

DEr Meerrettich hat Blaͤtter wie das Hippola-
pathum,
ein lange und Senffherbe Wurtzen Fin-
gers dick/ hat endlich an den hohen Stengeln
kleine weiſſe Bluͤmlein/ davon der Saamen waͤchſet/
die Lateiner nennen ihn Raphanum majorem, oder
Sylveſtrem, etliche Armoraciam, wiewol Matthiolus
ſolches widerſpricht. Liebt ein feuchtes Ort/ und bedarf
hernach keiner ſonderlichen Wartung/ ſo viel er Treib-
augen hat/ in ſo viel Stuͤcklein kan die Wurtzen zer-
ſchnitten/ und im Fruͤling oder Herbſt eingelegt werden.
Waͤchſt nicht gern im Sand/ aber lieber im Laim/ muß
uͤber drey Finger tieff nicht in die Erden geſteckt/ und
das obere Groͤtzlein davon ausgehend gelaſſen werden.

Wo lauter ſandichter Grund iſt/ muß man einen
Ort darzu ausſondern/ ſo groß man will/ die ſchwartze
obere Erden beyſeits legen/ den Sand/ ſo tieff man will/
austragen/ Laim an ſeiner ſtatt einfuͤllen/ aber nicht ein-
tretten/ darzwiſchen alten Miſt ſtreuen/ und mit der
obrigen/ beyſeits ligenden guten Erden wieder bedecken.
Etliche wollen/ er trage gantz keinen Saamen/ ſondern
nur laͤhre Schoͤttlein. Wann man die obriſten Schoß
von der Wurtzel einſetzt/ muß zween Finger lang von
der Wurtzen daran gelaſſen werden. Jſt allein im
Herbſt/ Winter und erſten Fruͤling ſchmackhafftig.

Wird zur Speiſe auf Riebeyſen oder in den Reib-
toͤpfen klein zerrieben/ und entweder mit Eſſig an ſtatt
einer Salſen (welches zur Infections-Zeit geſund ſeyn
ſolle) oder auch mit rothen Ruben eingemacht; oͤffter
aber geſotten uͤber das Rindfleiſch/ auch bißweilen uͤber
die Fiſche genoſſen.

Vom Kreen kan man eine koͤſtliche Salſen alſo
machen: Nehmt im Herbſt einen ſuͤſſen Schoͤpff-Moſt
aus der Potting/ oder aber Birn-Moſt/ laſſt ihn uͤber
Nacht ſtehen/ darnach ſeihet ihn/ und ſiedet ihn in einem
Becken/ daß er in der Dicken wie ein Julep werde.
Wann er ſchier gar geſotten/ ſo legt ein wenig klein ge-
[Spaltenumbruch] ſchnittene oder gebrockte Zimmet/ und duͤnngeſchnittene
Pomerantzen-Schelffen darein/ gieſſt es in ein Glas oder
verglaſurten Topf. Hernach wolt ihr eine gute Sal-
ſen auf den Tiſch geben/ ſo laſſet den Kreen ſauber pu-
tzen/ und auf einem Riebeyſen reiben/ ſo bleibt er ſchoͤn
weiß/ gieſſt von dieſem geſottenen Safft darauf/ und
ruͤhrts in einer Schuͤſſel wol ab/ ſo iſt es zum Gebrate-
nen koͤſtlich gut.

Die Boͤhmen haben einen ſondern Wolgefallen
an dieſer Wurtzen/ und gebrauchen ſich ihrer gar ge-
mein.

Lobelius erzehlt/ daß die Frießlaͤnder dieſer Wur-
tzen ausgepreſſten Safft mit Milch oder Bier gluͤcklich
wider den Schorbock gebrauchen. Sie iſt warm im
dritten/ und trocken im andern Grad.

Fuͤrs Keuchen/ ſchweren Athem/ und ſticken auf der
Bruſt/ ſchneidet man geſaͤuberte Meerrechtich zu duͤn-
nen Scheiblein/ ſiedet ihn in ſcharffen Eſſig und ſo viel
Hoͤnig/ zu einem Oxymel oder Syrup. Nimmt taͤglich
Morgens und Abends von 3 biß 6 Schnittlein dieſes
Kreens/ und zween Loͤffel dieſes Juleps darauf/ biß ſich
Beſſerung einfindet/ iſt an etlichen probirt und juſt be-
funden worden. Jſt auch gut zum Ohren-Sauſen/
Schwindel und Sand/ befoͤrdert die Dauung; doch zu
viel gebraucht/ ſchadet er den Augen und Zaͤhnen. Jn
Summa er hat alle die Eigenſchafften/ die der Rettich
hat/ allein ſtaͤrcker und gewaltiger.

Joh. Bauhinus Tom. 2. Hiſtor. Plant. Univerſ. lib.
25. cap.
18. ſchreibt/ daß ein alter wolerfahrner Moͤnch
Johannes de Monte, als er Sand und Stein empfun-
den/ Meerrettich klein zerſchnitten/ in ein ſauber Tuͤch-
lein gebunden in Wein geweicht/ Morgens und Abends
einen Becher voll drey Tage nacheinander getruncken/
und alſo dieſe Kranckheit vertrieben habe. Wer mehr
wiſſen will/ beſehe die Kraͤuter-Buͤcher.

Cap. XXXVIII.
Von Rapuntzeln.
[Spaltenumbruch]

RApuntzel/ wird von etlichen wegen der zarten und
guten Wurtzen Ruben-Rapuntzel genennet/
auf Latein heiſſt es Rapunculus, und Franzoͤſiſch
Raiponces oder Reponces, iſt auch ein zwar gemeiner
doch geſunder und trefflicher Salat/ der auch von ſich
ſelbſt auf Feldern/ ungebauten Huͤgeln und Wieſen
waͤchſet; aber dennoch wegen ſeiner Guͤte/ und daß er
nicht allzeit und uͤberall zu bekommen/ in die Gaͤrten
geziegelt wird. Die Blaͤtter legen ſich erſtlich auf der
Erden niedrig herum/ und ſo dann taugen ſie am beſten
auf die Tafel/ daher muß er alsdann ausgegraben und
genoſſen werden/ laͤſt mans laͤnger anſtehen/ wird er
holtzig und hart/ wie der Poͤprl-Salat.

Er ſchieſſt hernach bald mit vielen Stengeln uͤber-
ſich/ die alle mit etwas kleinern und ſpitzigern Blaͤtlein
verſehen ſind/ als die auf der Erden ausgebreitet gele-
[Spaltenumbruch] gen/ bringen oben blaue Bluͤmlein mit vier Blaͤtlein/
darauf ein Huͤlßlein folget/ mit ſchwartzen Saͤmlein/
welcher unter den kleinen Saamen zu rechnen iſt; wird
ſo wol im Fruͤling/ was man den Sommer durch/ und
auch im Herbſt/ was man im Winter brauchen will/
geſaͤet; kommt er einmal in den Garten/ ſo beſaamet
er ſich ſelbſt. Jm Fruͤling braucht man ſo wol die un-
terſte zarte Blaͤtter/ als auch die Wurtzen.

Die Saam-tragende Pflantzen/ wann ſie anheben/
ſich zu zeitigen/ muͤſſen vorher mit ſamt der Wurtzen
ausgehoben und aufgehangen werden/ ſonſt verreiſet der
beſte Saame. Der Rapuntzel iſt einer temperirten
und gemaͤſſigten Natur. Die Wurtzen geſotten und
gepfeffert/ ſoll denen Saͤugenden die Milch vermehren.

Herr Elßholtz gedenckt auch eines Winter-Ra-
puntzels/ den er Valerianam Campeſtrem, Inodoram

majo-
P p p iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0503" n="487[485]"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> XXXVII.</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#fr">Vom Meerrettich oder Kreen.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>Er Meerrettich hat Bla&#x0364;tter wie das <hi rendition="#aq">Hippola-<lb/>
pathum,</hi> ein lange und Senffherbe Wurtzen Fin-<lb/>
gers dick/ hat endlich an den hohen Stengeln<lb/>
kleine wei&#x017F;&#x017F;e Blu&#x0364;mlein/ davon der Saamen wa&#x0364;ch&#x017F;et/<lb/>
die Lateiner nennen ihn <hi rendition="#aq">Raphanum majorem,</hi> oder<lb/><hi rendition="#aq">Sylve&#x017F;trem,</hi> etliche <hi rendition="#aq">Armoraciam,</hi> wiewol <hi rendition="#aq">Matthiolus</hi><lb/>
&#x017F;olches wider&#x017F;pricht. Liebt ein feuchtes Ort/ und bedarf<lb/>
hernach keiner &#x017F;onderlichen Wartung/ &#x017F;o viel er Treib-<lb/>
augen hat/ in &#x017F;o viel Stu&#x0364;cklein kan die Wurtzen zer-<lb/>
&#x017F;chnitten/ und im Fru&#x0364;ling oder Herb&#x017F;t eingelegt werden.<lb/>
Wa&#x0364;ch&#x017F;t nicht gern im Sand/ aber lieber im Laim/ muß<lb/>
u&#x0364;ber drey Finger tieff nicht in die Erden ge&#x017F;teckt/ und<lb/>
das obere Gro&#x0364;tzlein davon ausgehend gela&#x017F;&#x017F;en werden.</p><lb/>
            <p>Wo lauter &#x017F;andichter Grund i&#x017F;t/ muß man einen<lb/>
Ort darzu aus&#x017F;ondern/ &#x017F;o groß man will/ die &#x017F;chwartze<lb/>
obere Erden bey&#x017F;eits legen/ den Sand/ &#x017F;o tieff man will/<lb/>
austragen/ Laim an &#x017F;einer &#x017F;tatt einfu&#x0364;llen/ aber nicht ein-<lb/>
tretten/ darzwi&#x017F;chen alten Mi&#x017F;t &#x017F;treuen/ und mit der<lb/>
obrigen/ bey&#x017F;eits ligenden guten Erden wieder bedecken.<lb/>
Etliche wollen/ er trage gantz keinen Saamen/ &#x017F;ondern<lb/>
nur la&#x0364;hre Scho&#x0364;ttlein. Wann man die obri&#x017F;ten Schoß<lb/>
von der Wurtzel ein&#x017F;etzt/ muß zween Finger lang von<lb/>
der Wurtzen daran gela&#x017F;&#x017F;en werden. J&#x017F;t allein im<lb/>
Herb&#x017F;t/ Winter und er&#x017F;ten Fru&#x0364;ling &#x017F;chmackhafftig.</p><lb/>
            <p>Wird zur Spei&#x017F;e auf Riebey&#x017F;en oder in den Reib-<lb/>
to&#x0364;pfen klein zerrieben/ und entweder mit E&#x017F;&#x017F;ig an &#x017F;tatt<lb/>
einer Sal&#x017F;en (welches zur <hi rendition="#aq">Infections-</hi>Zeit ge&#x017F;und &#x017F;eyn<lb/>
&#x017F;olle) oder auch mit rothen Ruben eingemacht; o&#x0364;ffter<lb/>
aber ge&#x017F;otten u&#x0364;ber das Rindflei&#x017F;ch/ auch bißweilen u&#x0364;ber<lb/>
die Fi&#x017F;che geno&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Vom Kreen kan man eine ko&#x0364;&#x017F;tliche Sal&#x017F;en al&#x017F;o<lb/>
machen: Nehmt im Herb&#x017F;t einen &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Scho&#x0364;pff-Mo&#x017F;t<lb/>
aus der Potting/ oder aber Birn-Mo&#x017F;t/ la&#x017F;&#x017F;t ihn u&#x0364;ber<lb/>
Nacht &#x017F;tehen/ darnach &#x017F;eihet ihn/ und &#x017F;iedet ihn in einem<lb/>
Becken/ daß er in der Dicken wie ein Julep werde.<lb/>
Wann er &#x017F;chier gar ge&#x017F;otten/ &#x017F;o legt ein wenig klein ge-<lb/><cb/>
&#x017F;chnittene oder gebrockte Zimmet/ und du&#x0364;nnge&#x017F;chnittene<lb/>
Pomerantzen-Schelffen darein/ gie&#x017F;&#x017F;t es in ein Glas oder<lb/>
vergla&#x017F;urten Topf. Hernach wolt ihr eine gute Sal-<lb/>
&#x017F;en auf den Ti&#x017F;ch geben/ &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;et den Kreen &#x017F;auber pu-<lb/>
tzen/ und auf einem Riebey&#x017F;en reiben/ &#x017F;o bleibt er &#x017F;cho&#x0364;n<lb/>
weiß/ gie&#x017F;&#x017F;t von die&#x017F;em ge&#x017F;ottenen Safft darauf/ und<lb/>
ru&#x0364;hrts in einer Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el wol ab/ &#x017F;o i&#x017F;t es zum Gebrate-<lb/>
nen ko&#x0364;&#x017F;tlich gut.</p><lb/>
            <p>Die Bo&#x0364;hmen haben einen &#x017F;ondern Wolgefallen<lb/>
an die&#x017F;er Wurtzen/ und gebrauchen &#x017F;ich ihrer gar ge-<lb/>
mein.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Lobelius</hi> erzehlt/ daß die Frießla&#x0364;nder die&#x017F;er Wur-<lb/>
tzen ausgepre&#x017F;&#x017F;ten Safft mit Milch oder Bier glu&#x0364;cklich<lb/>
wider den Schorbock gebrauchen. Sie i&#x017F;t warm im<lb/>
dritten/ und trocken im andern Grad.</p><lb/>
            <p>Fu&#x0364;rs Keuchen/ &#x017F;chweren Athem/ und &#x017F;ticken auf der<lb/>
Bru&#x017F;t/ &#x017F;chneidet man ge&#x017F;a&#x0364;uberte Meerrechtich zu du&#x0364;n-<lb/>
nen Scheiblein/ &#x017F;iedet ihn in &#x017F;charffen E&#x017F;&#x017F;ig und &#x017F;o viel<lb/>
Ho&#x0364;nig/ zu einem Oxymel oder Syrup. Nimmt ta&#x0364;glich<lb/>
Morgens und Abends von 3 biß 6 Schnittlein die&#x017F;es<lb/>
Kreens/ und zween Lo&#x0364;ffel die&#x017F;es Juleps darauf/ biß &#x017F;ich<lb/>
Be&#x017F;&#x017F;erung einfindet/ i&#x017F;t an etlichen probirt und ju&#x017F;t be-<lb/>
funden worden. J&#x017F;t auch gut zum Ohren-Sau&#x017F;en/<lb/>
Schwindel und Sand/ befo&#x0364;rdert die Dauung; doch zu<lb/>
viel gebraucht/ &#x017F;chadet er den Augen und Za&#x0364;hnen. Jn<lb/>
Summa er hat alle die Eigen&#x017F;chafften/ die der Rettich<lb/>
hat/ allein &#x017F;ta&#x0364;rcker und gewaltiger.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Joh. Bauhinus Tom. 2. Hi&#x017F;tor. Plant. Univer&#x017F;. lib.<lb/>
25. cap.</hi> 18. &#x017F;chreibt/ daß ein alter wolerfahrner Mo&#x0364;nch<lb/><hi rendition="#aq">Johannes de Monte,</hi> als er Sand und Stein empfun-<lb/>
den/ Meerrettich klein zer&#x017F;chnitten/ in ein &#x017F;auber Tu&#x0364;ch-<lb/>
lein gebunden in Wein geweicht/ Morgens und Abends<lb/>
einen Becher voll drey Tage nacheinander getruncken/<lb/>
und al&#x017F;o die&#x017F;e Kranckheit vertrieben habe. Wer mehr<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en will/ be&#x017F;ehe die Kra&#x0364;uter-Bu&#x0364;cher.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> XXXVIII.</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#fr">Von Rapuntzeln.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">R</hi>Apuntzel/ wird von etlichen wegen der zarten und<lb/>
guten Wurtzen Ruben-Rapuntzel genennet/<lb/>
auf Latein hei&#x017F;&#x017F;t es <hi rendition="#aq">Rapunculus,</hi> und Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch<lb/><hi rendition="#aq">Raiponces</hi> oder <hi rendition="#aq">Reponces,</hi> i&#x017F;t auch ein zwar gemeiner<lb/>
doch ge&#x017F;under und trefflicher Salat/ der auch von &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t auf Feldern/ ungebauten Hu&#x0364;geln und Wie&#x017F;en<lb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;et; aber dennoch wegen &#x017F;einer Gu&#x0364;te/ und daß er<lb/>
nicht allzeit und u&#x0364;berall zu bekommen/ in die Ga&#x0364;rten<lb/>
geziegelt wird. Die Bla&#x0364;tter legen &#x017F;ich er&#x017F;tlich auf der<lb/>
Erden niedrig herum/ und &#x017F;o dann taugen &#x017F;ie am be&#x017F;ten<lb/>
auf die Tafel/ daher muß er alsdann ausgegraben und<lb/>
geno&#x017F;&#x017F;en werden/ la&#x0364;&#x017F;t mans la&#x0364;nger an&#x017F;tehen/ wird er<lb/>
holtzig und hart/ wie der Po&#x0364;prl-Salat.</p><lb/>
            <p>Er &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;t hernach bald mit vielen Stengeln u&#x0364;ber-<lb/>
&#x017F;ich/ die alle mit etwas kleinern und &#x017F;pitzigern Bla&#x0364;tlein<lb/>
ver&#x017F;ehen &#x017F;ind/ als die auf der Erden ausgebreitet gele-<lb/><cb/>
gen/ bringen oben blaue Blu&#x0364;mlein mit vier Bla&#x0364;tlein/<lb/>
darauf ein Hu&#x0364;lßlein folget/ mit &#x017F;chwartzen Sa&#x0364;mlein/<lb/>
welcher unter den kleinen Saamen zu rechnen i&#x017F;t; wird<lb/>
&#x017F;o wol im Fru&#x0364;ling/ was man den Sommer durch/ und<lb/>
auch im Herb&#x017F;t/ was man im Winter brauchen will/<lb/>
ge&#x017F;a&#x0364;et; kommt er einmal in den Garten/ &#x017F;o be&#x017F;aamet<lb/>
er &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t. Jm Fru&#x0364;ling braucht man &#x017F;o wol die un-<lb/>
ter&#x017F;te zarte Bla&#x0364;tter/ als auch die Wurtzen.</p><lb/>
            <p>Die Saam-tragende Pflantzen/ wann &#x017F;ie anheben/<lb/>
&#x017F;ich zu zeitigen/ mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en vorher mit &#x017F;amt der Wurtzen<lb/>
ausgehoben und aufgehangen werden/ &#x017F;on&#x017F;t verrei&#x017F;et der<lb/>
be&#x017F;te Saame. Der Rapuntzel i&#x017F;t einer temperirten<lb/>
und gema&#x0364;&#x017F;&#x017F;igten Natur. Die Wurtzen ge&#x017F;otten und<lb/>
gepfeffert/ &#x017F;oll denen Sa&#x0364;ugenden die Milch vermehren.</p><lb/>
            <p>Herr Elßholtz gedenckt auch eines Winter-Ra-<lb/>
puntzels/ den er <hi rendition="#aq">Valerianam Campe&#x017F;trem, Inodoram</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P p p iij</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">majo-</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[487[485]/0503] Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten. Cap. XXXVII. Vom Meerrettich oder Kreen. DEr Meerrettich hat Blaͤtter wie das Hippola- pathum, ein lange und Senffherbe Wurtzen Fin- gers dick/ hat endlich an den hohen Stengeln kleine weiſſe Bluͤmlein/ davon der Saamen waͤchſet/ die Lateiner nennen ihn Raphanum majorem, oder Sylveſtrem, etliche Armoraciam, wiewol Matthiolus ſolches widerſpricht. Liebt ein feuchtes Ort/ und bedarf hernach keiner ſonderlichen Wartung/ ſo viel er Treib- augen hat/ in ſo viel Stuͤcklein kan die Wurtzen zer- ſchnitten/ und im Fruͤling oder Herbſt eingelegt werden. Waͤchſt nicht gern im Sand/ aber lieber im Laim/ muß uͤber drey Finger tieff nicht in die Erden geſteckt/ und das obere Groͤtzlein davon ausgehend gelaſſen werden. Wo lauter ſandichter Grund iſt/ muß man einen Ort darzu ausſondern/ ſo groß man will/ die ſchwartze obere Erden beyſeits legen/ den Sand/ ſo tieff man will/ austragen/ Laim an ſeiner ſtatt einfuͤllen/ aber nicht ein- tretten/ darzwiſchen alten Miſt ſtreuen/ und mit der obrigen/ beyſeits ligenden guten Erden wieder bedecken. Etliche wollen/ er trage gantz keinen Saamen/ ſondern nur laͤhre Schoͤttlein. Wann man die obriſten Schoß von der Wurtzel einſetzt/ muß zween Finger lang von der Wurtzen daran gelaſſen werden. Jſt allein im Herbſt/ Winter und erſten Fruͤling ſchmackhafftig. Wird zur Speiſe auf Riebeyſen oder in den Reib- toͤpfen klein zerrieben/ und entweder mit Eſſig an ſtatt einer Salſen (welches zur Infections-Zeit geſund ſeyn ſolle) oder auch mit rothen Ruben eingemacht; oͤffter aber geſotten uͤber das Rindfleiſch/ auch bißweilen uͤber die Fiſche genoſſen. Vom Kreen kan man eine koͤſtliche Salſen alſo machen: Nehmt im Herbſt einen ſuͤſſen Schoͤpff-Moſt aus der Potting/ oder aber Birn-Moſt/ laſſt ihn uͤber Nacht ſtehen/ darnach ſeihet ihn/ und ſiedet ihn in einem Becken/ daß er in der Dicken wie ein Julep werde. Wann er ſchier gar geſotten/ ſo legt ein wenig klein ge- ſchnittene oder gebrockte Zimmet/ und duͤnngeſchnittene Pomerantzen-Schelffen darein/ gieſſt es in ein Glas oder verglaſurten Topf. Hernach wolt ihr eine gute Sal- ſen auf den Tiſch geben/ ſo laſſet den Kreen ſauber pu- tzen/ und auf einem Riebeyſen reiben/ ſo bleibt er ſchoͤn weiß/ gieſſt von dieſem geſottenen Safft darauf/ und ruͤhrts in einer Schuͤſſel wol ab/ ſo iſt es zum Gebrate- nen koͤſtlich gut. Die Boͤhmen haben einen ſondern Wolgefallen an dieſer Wurtzen/ und gebrauchen ſich ihrer gar ge- mein. Lobelius erzehlt/ daß die Frießlaͤnder dieſer Wur- tzen ausgepreſſten Safft mit Milch oder Bier gluͤcklich wider den Schorbock gebrauchen. Sie iſt warm im dritten/ und trocken im andern Grad. Fuͤrs Keuchen/ ſchweren Athem/ und ſticken auf der Bruſt/ ſchneidet man geſaͤuberte Meerrechtich zu duͤn- nen Scheiblein/ ſiedet ihn in ſcharffen Eſſig und ſo viel Hoͤnig/ zu einem Oxymel oder Syrup. Nimmt taͤglich Morgens und Abends von 3 biß 6 Schnittlein dieſes Kreens/ und zween Loͤffel dieſes Juleps darauf/ biß ſich Beſſerung einfindet/ iſt an etlichen probirt und juſt be- funden worden. Jſt auch gut zum Ohren-Sauſen/ Schwindel und Sand/ befoͤrdert die Dauung; doch zu viel gebraucht/ ſchadet er den Augen und Zaͤhnen. Jn Summa er hat alle die Eigenſchafften/ die der Rettich hat/ allein ſtaͤrcker und gewaltiger. Joh. Bauhinus Tom. 2. Hiſtor. Plant. Univerſ. lib. 25. cap. 18. ſchreibt/ daß ein alter wolerfahrner Moͤnch Johannes de Monte, als er Sand und Stein empfun- den/ Meerrettich klein zerſchnitten/ in ein ſauber Tuͤch- lein gebunden in Wein geweicht/ Morgens und Abends einen Becher voll drey Tage nacheinander getruncken/ und alſo dieſe Kranckheit vertrieben habe. Wer mehr wiſſen will/ beſehe die Kraͤuter-Buͤcher. Cap. XXXVIII. Von Rapuntzeln. RApuntzel/ wird von etlichen wegen der zarten und guten Wurtzen Ruben-Rapuntzel genennet/ auf Latein heiſſt es Rapunculus, und Franzoͤſiſch Raiponces oder Reponces, iſt auch ein zwar gemeiner doch geſunder und trefflicher Salat/ der auch von ſich ſelbſt auf Feldern/ ungebauten Huͤgeln und Wieſen waͤchſet; aber dennoch wegen ſeiner Guͤte/ und daß er nicht allzeit und uͤberall zu bekommen/ in die Gaͤrten geziegelt wird. Die Blaͤtter legen ſich erſtlich auf der Erden niedrig herum/ und ſo dann taugen ſie am beſten auf die Tafel/ daher muß er alsdann ausgegraben und genoſſen werden/ laͤſt mans laͤnger anſtehen/ wird er holtzig und hart/ wie der Poͤprl-Salat. Er ſchieſſt hernach bald mit vielen Stengeln uͤber- ſich/ die alle mit etwas kleinern und ſpitzigern Blaͤtlein verſehen ſind/ als die auf der Erden ausgebreitet gele- gen/ bringen oben blaue Bluͤmlein mit vier Blaͤtlein/ darauf ein Huͤlßlein folget/ mit ſchwartzen Saͤmlein/ welcher unter den kleinen Saamen zu rechnen iſt; wird ſo wol im Fruͤling/ was man den Sommer durch/ und auch im Herbſt/ was man im Winter brauchen will/ geſaͤet; kommt er einmal in den Garten/ ſo beſaamet er ſich ſelbſt. Jm Fruͤling braucht man ſo wol die un- terſte zarte Blaͤtter/ als auch die Wurtzen. Die Saam-tragende Pflantzen/ wann ſie anheben/ ſich zu zeitigen/ muͤſſen vorher mit ſamt der Wurtzen ausgehoben und aufgehangen werden/ ſonſt verreiſet der beſte Saame. Der Rapuntzel iſt einer temperirten und gemaͤſſigten Natur. Die Wurtzen geſotten und gepfeffert/ ſoll denen Saͤugenden die Milch vermehren. Herr Elßholtz gedenckt auch eines Winter-Ra- puntzels/ den er Valerianam Campeſtrem, Inodoram majo- P p p iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/503
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 487[485]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/503>, abgerufen am 25.11.2024.