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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] schen Rettich habe) von guten Gärtnern aber im Anfang
des Jenners auf die Mistbetter neben andern Garten-
Sachen gesäet; ist von vielerley Sorten/ der Monat-
Rettich ist theils rund/ theils lang/ mit grünen oder röth-
lichten Häubtern; der Winter-Rettich ist weiß und
schwartz; dieser ist räser und daurhaffter/ jener aber
milder.

Florentinus sagt bey Constantino: Wann man
wolle milden Rettich haben/ soll man den Saamen zwey
Tag vor der Saat im Meth/ Weinbeer-Safft/ oder
gezuckertem Wasser weichen lassen/ und hernach/ wann
er getrocknet hat/ also anbauen.

Nach Herrn Elßholtz Lehre solle/ den Rettich zu
vergrössern/ das Bette drey Fuß tief umgegraben/ mit
Schaaf-Mist gedungt/ der Saame gequellt/ die Lö-
cher zween Zoll tief gemacht/ einen Fuß breit voneinan-
der gesetzt/ und in jedes Löchlein zwey Körnlein geworffen
werden/ gehen sie beede auf/ ziehet man das schlechtere aus/
weil er hitziger Eigenschafft ist/ thut er an warmen und
hitzigen Orten wenig gut/ hat gern von untenher feuchten
Grund/ und wächset schön/ wann er unfern von Bä-
chen/ oder Teuchen seinen Stand haben mag. Wäch-
set allenthalben an kalten Orten lieber und grösser/ als an
heissen und warmen.

Er wird schöner/ wann er am Ranfft der Melon-
Better/ in Fingers-tieffe Löcher/ und drey Zoll vonein-
ander (allzeit Körner in ein Löchlein) gebauet/ nur mit
ein wenig Sand gefüllet/ das Löchlein aber gantz offen
gelassen wird. Also werden sie eines Fingers lang ü-
bersich wachsen/ und ihre erste Blätter nicht eher her-
für bringen/ biß sie die oberste Fläche des Bettes über-
stiegen. Wann er zeitlich will in Saamen steigen/ soll
man ihn ausziehen und versetzen/ so bald er aufgegan-
gen/ wann er nur so starck wird/ daß man mit der Hand
ihn fassen kan; wo ihm der Grund schmeckt/ wächst er
[Spaltenumbruch] sehr übermässig groß. Jm Sommer/ wann er zu viel
Kraut bringt/ bewirfft man solche mit Erden/ und be-
schneidet das Kraut/ biß auf das Hertzgrötzlein; wann er
(wie er zu Zeiten pflegt) die Erden überwächst/ soll man
ihn mit Erden wieder anhäuffen. Der gedungte Grund
ist ihm/ wie etliche wollen/ zuwider/ sonderlich wann der
Mist frisch ist und aus dem Pferdstall kommt/ indem er
davon gern wurmicht wird.

Wann die Schotten am Saam-Rettich anfan-
gen hart zu werden/ reisset man den gantzen Stock im
Vollmonden aus/ hengt ihn an einen lüfftigen Ort/
worzu die Sonne kommen kan/ so zeitigt er sich vollends.
Der Winter-Rettich wird vor angehender Kälte bey
trockenem Wetter ausgenommen/ und in einem lüffti-
gen temperirten Keller im Sand eingesetzt; davon kan
man den gantzen Winter über zehren/ und etliche der
schönsten zum Saamen auf künfftigen Früling aufbe-
halten.

Der Rettich in Scheiblein geschnitten und mit weis-
sen Wein gewärmet/ und also warm in einem leinenen
Tuch aufgelegt/ befördert den verstandenen Harn/ und
wolte das nicht helffen/ trincke man zwey Untzen Rettich-
Safft mit noch so viel Malvasier. Wann man die ob-
ernennten Scheiblein mit Zucker bestreut/ und über
Nacht stehen lässet/ so geben sie ein Wasser/ damit kan
man die Pfinnen im Gesicht vertreiben/ wie Tanara
lib. 4. fol.
281. bezeuget.

Mizaldus schreibt/ er habe zu Paris bey einem
Klingenschmied erlernet/ daß/ wann Rettich-Safft mit
gleich so viel Wasser aus Regenwürmern gepresst ver-
mischt/ und einen Degen zwey oder dreymal unter dem
Schmieden im gemeldten Wasser ablöschet/ so wär er
so scharff und hart/ daß man in ein anders Eysen eben
so tieff damit hauen kan/ als wäre es Bley.

Cap. XXIX.
Beta
und rothe Ruben.
[Spaltenumbruch]

DJe weisse Beta wird von den Teutschen Man-
gold genennet/ ist ein gutes und nutzliches Ku-
chenkraut/ doch den starcken arbeitsamen Leuten
dienlicher/ als den schwachen; wird im Vollmond ge-
bauet/ nicht zu dick/ oder muß überzogen seyn/ wann die
Blätter wollen grob und ungeschlacht werden/ nimmt
man ihm alle Blätter bis auf das Hertz-Grötzlein/ und
begiesst ihn; wann dürr Wetter ist/ so wächst er wieder
mild und gut/ will er gar zu bald in den Saamen wachsen/
so schneidet man ihm das Hertzlein aus/ und legt einen
Scherben oder Steinlein darauf. Wird gleich dem Ret-
tich vom Früling an/ biß in den Herbst gesäet/ damit man
immerdar frische und zarte Speise habe/ mit Abreissung
der Blätter muß man bescheidentlich umgehen/ daß die
Wurtzen nicht zu grob damit bewogen und erregt wer-
de/ und wann gleich (wie Herr Rhagorius meldet) et-
liche Stauden darunter zu klein wären/ sollen denselben
nichts desto weniger die 2 ersten kleinen Blätlein abgebro-
chen werden/ weil es zu mercklicher Beförderung dienet/
daß die Uberbleibenden bald groß werden. Nach dem
Abbrechen (will er) soll der Boden fein säuberlich um-
gehäckelt/ und der Grund zu den Stauden/ wo sie bloß/
gethan werden/ dardurch soll er bald wieder grosse Blät-
[Spaltenumbruch] ter bekommen/ die von neuen können abgebrochen wer-
den; man muß ihn aber fleissig begiessen.

Und weil von diesem Kraut allein die Blätter zu
geniessen/ hätte es billicher zu den ober der Erden wach-
senden sollen bewirthet seyn/ wegen des Namens aber/
weil es eine Species Betae rubrae oder der rothen Ru-
ben ist/ hab ichs an einem Ort wollen beysammen für-
stellen.

Die Rothen Ruben sind weit edler und zärter/ und
daher in allen Gärten gebräuchig und wol angesehen.
Man säet sie im Früling/ am besten ist/ wann man
Löchlein macht einer zwerchen Hand voneinander/ und
den Saamen also hinein steckt; sie werden in tieff um-
gegrabene Bettlein nützlich versetzt/ hingegen die/ so an
ihrer ersten Stelle stehen bleiben/ werden geringer und
zwiezipffig; wann ihr Blat einer Hand groß wird/ ist
Zeit/ sie umzusetzen/ man lässt um die Wurtzen obenher
die Erden ein wenig ausgehohlt/ daß die Feuchtigkeit
desto besser sich einziehen möge/ die röthesten und schöne-
sten werden zum Saamen behalten. Was zum Saa-
men im Früling ausgesetzt wird/ muß man an Stäbe
anbinden/ wann sie anfangen aufzuschiessen/ damit der
Wind den Saamen mit der starcken hin und wieder

wallen-

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] ſchen Rettich habe) von guten Gaͤrtnern aber im Anfang
des Jenners auf die Miſtbetter neben andern Garten-
Sachen geſaͤet; iſt von vielerley Sorten/ der Monat-
Rettich iſt theils rund/ theils lang/ mit gruͤnen oder roͤth-
lichten Haͤubtern; der Winter-Rettich iſt weiß und
ſchwartz; dieſer iſt raͤſer und daurhaffter/ jener aber
milder.

Florentinus ſagt bey Conſtantino: Wann man
wolle milden Rettich haben/ ſoll man den Saamen zwey
Tag vor der Saat im Meth/ Weinbeer-Safft/ oder
gezuckertem Waſſer weichen laſſen/ und hernach/ wann
er getrocknet hat/ alſo anbauen.

Nach Herrn Elßholtz Lehre ſolle/ den Rettich zu
vergroͤſſern/ das Bette drey Fuß tief umgegraben/ mit
Schaaf-Miſt gedungt/ der Saame gequellt/ die Loͤ-
cher zween Zoll tief gemacht/ einen Fuß breit voneinan-
der geſetzt/ und in jedes Loͤchlein zwey Koͤrnlein geworffen
werdẽ/ gehẽ ſie beede auf/ ziehet man das ſchlechtere aus/
weil er hitziger Eigenſchafft iſt/ thut er an warmen und
hitzigen Orten wenig gut/ hat gern von untenher feuchten
Grund/ und waͤchſet ſchoͤn/ wann er unfern von Baͤ-
chen/ oder Teuchen ſeinen Stand haben mag. Waͤch-
ſet allenthalben an kalten Orten lieber und groͤſſer/ als an
heiſſen und warmen.

Er wird ſchoͤner/ wann er am Ranfft der Melon-
Better/ in Fingers-tieffe Loͤcher/ und drey Zoll vonein-
ander (allzeit Koͤrner in ein Loͤchlein) gebauet/ nur mit
ein wenig Sand gefuͤllet/ das Loͤchlein aber gantz offen
gelaſſen wird. Alſo werden ſie eines Fingers lang uͤ-
berſich wachſen/ und ihre erſte Blaͤtter nicht eher her-
fuͤr bringen/ biß ſie die oberſte Flaͤche des Bettes uͤber-
ſtiegen. Wann er zeitlich will in Saamen ſteigen/ ſoll
man ihn ausziehen und verſetzen/ ſo bald er aufgegan-
gen/ wann er nur ſo ſtarck wird/ daß man mit der Hand
ihn faſſen kan; wo ihm der Grund ſchmeckt/ waͤchſt er
[Spaltenumbruch] ſehr uͤbermaͤſſig groß. Jm Sommer/ wann er zu viel
Kraut bringt/ bewirfft man ſolche mit Erden/ und be-
ſchneidet das Kraut/ biß auf das Hertzgroͤtzlein; wann er
(wie er zu Zeiten pflegt) die Erden uͤberwaͤchſt/ ſoll man
ihn mit Erden wieder anhaͤuffen. Der gedungte Grund
iſt ihm/ wie etliche wollen/ zuwider/ ſonderlich wann der
Miſt friſch iſt und aus dem Pferdſtall kommt/ indem er
davon gern wurmicht wird.

Wann die Schotten am Saam-Rettich anfan-
gen hart zu werden/ reiſſet man den gantzen Stock im
Vollmonden aus/ hengt ihn an einen luͤfftigen Ort/
worzu die Sonne kommen kan/ ſo zeitigt er ſich vollends.
Der Winter-Rettich wird vor angehender Kaͤlte bey
trockenem Wetter ausgenommen/ und in einem luͤffti-
gen temperirten Keller im Sand eingeſetzt; davon kan
man den gantzen Winter uͤber zehren/ und etliche der
ſchoͤnſten zum Saamen auf kuͤnfftigen Fruͤling aufbe-
halten.

Der Rettich in Scheiblein geſchnitten und mit weiſ-
ſen Wein gewaͤrmet/ und alſo warm in einem leinenen
Tuch aufgelegt/ befoͤrdert den verſtandenen Harn/ und
wolte das nicht helffen/ trincke man zwey Untzen Rettich-
Safft mit noch ſo viel Malvaſier. Wann man die ob-
ernennten Scheiblein mit Zucker beſtreut/ und uͤber
Nacht ſtehen laͤſſet/ ſo geben ſie ein Waſſer/ damit kan
man die Pfinnen im Geſicht vertreiben/ wie Tanara
lib. 4. fol.
281. bezeuget.

Mizaldus ſchreibt/ er habe zu Paris bey einem
Klingenſchmied erlernet/ daß/ wann Rettich-Safft mit
gleich ſo viel Waſſer aus Regenwuͤrmern gepreſſt ver-
miſcht/ und einen Degen zwey oder dreymal unter dem
Schmieden im gemeldten Waſſer abloͤſchet/ ſo waͤr er
ſo ſcharff und hart/ daß man in ein anders Eyſen eben
ſo tieff damit hauen kan/ als waͤre es Bley.

Cap. XXIX.
Beta
und rothe Ruben.
[Spaltenumbruch]

DJe weiſſe Beta wird von den Teutſchen Man-
gold genennet/ iſt ein gutes und nutzliches Ku-
chenkraut/ doch den ſtarcken arbeitſamen Leuten
dienlicher/ als den ſchwachen; wird im Vollmond ge-
bauet/ nicht zu dick/ oder muß uͤberzogen ſeyn/ wann die
Blaͤtter wollen grob und ungeſchlacht werden/ nimmt
man ihm alle Blaͤtter bis auf das Hertz-Groͤtzlein/ und
begieſſt ihn; wann duͤrr Wetter iſt/ ſo waͤchſt er wieder
mild uñ gut/ will er gar zu bald in den Saamen wachſen/
ſo ſchneidet man ihm das Hertzlein aus/ und legt einen
Scherben oder Steinlein darauf. Wird gleich dem Ret-
tich vom Fruͤling an/ biß in den Herbſt geſaͤet/ damit man
immerdar friſche und zarte Speiſe habe/ mit Abreiſſung
der Blaͤtter muß man beſcheidentlich umgehen/ daß die
Wurtzen nicht zu grob damit bewogen und erregt wer-
de/ und wann gleich (wie Herr Rhagorius meldet) et-
liche Stauden darunter zu klein waͤren/ ſollen denſelben
nichts deſto weniger die 2 erſten kleinẽ Blaͤtlein abgebro-
chen werden/ weil es zu mercklicher Befoͤrderung dienet/
daß die Uberbleibenden bald groß werden. Nach dem
Abbrechen (will er) ſoll der Boden fein ſaͤuberlich um-
gehaͤckelt/ und der Grund zu den Stauden/ wo ſie bloß/
gethan werden/ dardurch ſoll er bald wieder groſſe Blaͤt-
[Spaltenumbruch] ter bekommen/ die von neuen koͤnnen abgebrochen wer-
den; man muß ihn aber fleiſſig begieſſen.

Und weil von dieſem Kraut allein die Blaͤtter zu
genieſſen/ haͤtte es billicher zu den ober der Erden wach-
ſenden ſollen bewirthet ſeyn/ wegen des Namens aber/
weil es eine Species Betæ rubræ oder der rothen Ru-
ben iſt/ hab ichs an einem Ort wollen beyſammen fuͤr-
ſtellen.

Die Rothen Ruben ſind weit edler und zaͤrter/ und
daher in allen Gaͤrten gebraͤuchig und wol angeſehen.
Man ſaͤet ſie im Fruͤling/ am beſten iſt/ wann man
Loͤchlein macht einer zwerchen Hand voneinander/ und
den Saamen alſo hinein ſteckt; ſie werden in tieff um-
gegrabene Bettlein nuͤtzlich verſetzt/ hingegen die/ ſo an
ihrer erſten Stelle ſtehen bleiben/ werden geringer und
zwiezipffig; wann ihr Blat einer Hand groß wird/ iſt
Zeit/ ſie umzuſetzen/ man laͤſſt um die Wurtzen obenher
die Erden ein wenig ausgehohlt/ daß die Feuchtigkeit
deſto beſſer ſich einziehen moͤge/ die roͤtheſten und ſchoͤne-
ſten werden zum Saamen behalten. Was zum Saa-
men im Fruͤling ausgeſetzt wird/ muß man an Staͤbe
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Wind den Saamen mit der ſtarcken hin und wieder

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[482[480]/0498] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens ſchen Rettich habe) von guten Gaͤrtnern aber im Anfang des Jenners auf die Miſtbetter neben andern Garten- Sachen geſaͤet; iſt von vielerley Sorten/ der Monat- Rettich iſt theils rund/ theils lang/ mit gruͤnen oder roͤth- lichten Haͤubtern; der Winter-Rettich iſt weiß und ſchwartz; dieſer iſt raͤſer und daurhaffter/ jener aber milder. Florentinus ſagt bey Conſtantino: Wann man wolle milden Rettich haben/ ſoll man den Saamen zwey Tag vor der Saat im Meth/ Weinbeer-Safft/ oder gezuckertem Waſſer weichen laſſen/ und hernach/ wann er getrocknet hat/ alſo anbauen. Nach Herrn Elßholtz Lehre ſolle/ den Rettich zu vergroͤſſern/ das Bette drey Fuß tief umgegraben/ mit Schaaf-Miſt gedungt/ der Saame gequellt/ die Loͤ- cher zween Zoll tief gemacht/ einen Fuß breit voneinan- der geſetzt/ und in jedes Loͤchlein zwey Koͤrnlein geworffen werdẽ/ gehẽ ſie beede auf/ ziehet man das ſchlechtere aus/ weil er hitziger Eigenſchafft iſt/ thut er an warmen und hitzigen Orten wenig gut/ hat gern von untenher feuchten Grund/ und waͤchſet ſchoͤn/ wann er unfern von Baͤ- chen/ oder Teuchen ſeinen Stand haben mag. Waͤch- ſet allenthalben an kalten Orten lieber und groͤſſer/ als an heiſſen und warmen. Er wird ſchoͤner/ wann er am Ranfft der Melon- Better/ in Fingers-tieffe Loͤcher/ und drey Zoll vonein- ander (allzeit Koͤrner in ein Loͤchlein) gebauet/ nur mit ein wenig Sand gefuͤllet/ das Loͤchlein aber gantz offen gelaſſen wird. Alſo werden ſie eines Fingers lang uͤ- berſich wachſen/ und ihre erſte Blaͤtter nicht eher her- fuͤr bringen/ biß ſie die oberſte Flaͤche des Bettes uͤber- ſtiegen. Wann er zeitlich will in Saamen ſteigen/ ſoll man ihn ausziehen und verſetzen/ ſo bald er aufgegan- gen/ wann er nur ſo ſtarck wird/ daß man mit der Hand ihn faſſen kan; wo ihm der Grund ſchmeckt/ waͤchſt er ſehr uͤbermaͤſſig groß. Jm Sommer/ wann er zu viel Kraut bringt/ bewirfft man ſolche mit Erden/ und be- ſchneidet das Kraut/ biß auf das Hertzgroͤtzlein; wann er (wie er zu Zeiten pflegt) die Erden uͤberwaͤchſt/ ſoll man ihn mit Erden wieder anhaͤuffen. Der gedungte Grund iſt ihm/ wie etliche wollen/ zuwider/ ſonderlich wann der Miſt friſch iſt und aus dem Pferdſtall kommt/ indem er davon gern wurmicht wird. Wann die Schotten am Saam-Rettich anfan- gen hart zu werden/ reiſſet man den gantzen Stock im Vollmonden aus/ hengt ihn an einen luͤfftigen Ort/ worzu die Sonne kommen kan/ ſo zeitigt er ſich vollends. Der Winter-Rettich wird vor angehender Kaͤlte bey trockenem Wetter ausgenommen/ und in einem luͤffti- gen temperirten Keller im Sand eingeſetzt; davon kan man den gantzen Winter uͤber zehren/ und etliche der ſchoͤnſten zum Saamen auf kuͤnfftigen Fruͤling aufbe- halten. Der Rettich in Scheiblein geſchnitten und mit weiſ- ſen Wein gewaͤrmet/ und alſo warm in einem leinenen Tuch aufgelegt/ befoͤrdert den verſtandenen Harn/ und wolte das nicht helffen/ trincke man zwey Untzen Rettich- Safft mit noch ſo viel Malvaſier. Wann man die ob- ernennten Scheiblein mit Zucker beſtreut/ und uͤber Nacht ſtehen laͤſſet/ ſo geben ſie ein Waſſer/ damit kan man die Pfinnen im Geſicht vertreiben/ wie Tanara lib. 4. fol. 281. bezeuget. Mizaldus ſchreibt/ er habe zu Paris bey einem Klingenſchmied erlernet/ daß/ wann Rettich-Safft mit gleich ſo viel Waſſer aus Regenwuͤrmern gepreſſt ver- miſcht/ und einen Degen zwey oder dreymal unter dem Schmieden im gemeldten Waſſer abloͤſchet/ ſo waͤr er ſo ſcharff und hart/ daß man in ein anders Eyſen eben ſo tieff damit hauen kan/ als waͤre es Bley. Cap. XXIX. Beta und rothe Ruben. DJe weiſſe Beta wird von den Teutſchen Man- gold genennet/ iſt ein gutes und nutzliches Ku- chenkraut/ doch den ſtarcken arbeitſamen Leuten dienlicher/ als den ſchwachen; wird im Vollmond ge- bauet/ nicht zu dick/ oder muß uͤberzogen ſeyn/ wann die Blaͤtter wollen grob und ungeſchlacht werden/ nimmt man ihm alle Blaͤtter bis auf das Hertz-Groͤtzlein/ und begieſſt ihn; wann duͤrr Wetter iſt/ ſo waͤchſt er wieder mild uñ gut/ will er gar zu bald in den Saamen wachſen/ ſo ſchneidet man ihm das Hertzlein aus/ und legt einen Scherben oder Steinlein darauf. Wird gleich dem Ret- tich vom Fruͤling an/ biß in den Herbſt geſaͤet/ damit man immerdar friſche und zarte Speiſe habe/ mit Abreiſſung der Blaͤtter muß man beſcheidentlich umgehen/ daß die Wurtzen nicht zu grob damit bewogen und erregt wer- de/ und wann gleich (wie Herr Rhagorius meldet) et- liche Stauden darunter zu klein waͤren/ ſollen denſelben nichts deſto weniger die 2 erſten kleinẽ Blaͤtlein abgebro- chen werden/ weil es zu mercklicher Befoͤrderung dienet/ daß die Uberbleibenden bald groß werden. Nach dem Abbrechen (will er) ſoll der Boden fein ſaͤuberlich um- gehaͤckelt/ und der Grund zu den Stauden/ wo ſie bloß/ gethan werden/ dardurch ſoll er bald wieder groſſe Blaͤt- ter bekommen/ die von neuen koͤnnen abgebrochen wer- den; man muß ihn aber fleiſſig begieſſen. Und weil von dieſem Kraut allein die Blaͤtter zu genieſſen/ haͤtte es billicher zu den ober der Erden wach- ſenden ſollen bewirthet ſeyn/ wegen des Namens aber/ weil es eine Species Betæ rubræ oder der rothen Ru- ben iſt/ hab ichs an einem Ort wollen beyſammen fuͤr- ſtellen. Die Rothen Ruben ſind weit edler und zaͤrter/ und daher in allen Gaͤrten gebraͤuchig und wol angeſehen. Man ſaͤet ſie im Fruͤling/ am beſten iſt/ wann man Loͤchlein macht einer zwerchen Hand voneinander/ und den Saamen alſo hinein ſteckt; ſie werden in tieff um- gegrabene Bettlein nuͤtzlich verſetzt/ hingegen die/ ſo an ihrer erſten Stelle ſtehen bleiben/ werden geringer und zwiezipffig; wann ihr Blat einer Hand groß wird/ iſt Zeit/ ſie umzuſetzen/ man laͤſſt um die Wurtzen obenher die Erden ein wenig ausgehohlt/ daß die Feuchtigkeit deſto beſſer ſich einziehen moͤge/ die roͤtheſten und ſchoͤne- ſten werden zum Saamen behalten. Was zum Saa- men im Fruͤling ausgeſetzt wird/ muß man an Staͤbe anbinden/ wann ſie anfangen aufzuſchieſſen/ damit der Wind den Saamen mit der ſtarcken hin und wieder wallen-

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 482[480]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/498>, abgerufen am 28.11.2024.