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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Cap. XXXIV.
Vom Apfelbaum.
[Spaltenumbruch]

ES ist kein Obst als Aepfel und Birnen in so
mancherley Gattungen/ an Form/ Farben/ Zei-
tigung und Geschmack unterschiedlich abgetheilt/
so daß es unmöglich sie alle zu erzehlen/ angesehen sie auch
vielerley Namens-Aenderungen und Wechsel hin und
wieder im Teutschland haben; was man in Oester-
reich und Böhmen Morschansky/ die heisset man an-
derswo Meißner- und anderswo Porstorffer-Aepfel und
so fort. Jn Oesterreich wird ihnen und den edlen Prin-
ner-Aepfeln der Preiß gegeben/ weilen sie Gesunden und
Krancken dienlich/ auch den gantzen Winter durch/ biß
wieder in den Früling bleiben; wiewol die erste Art
Sommer und Winter Aepfel giebt; hernach Weis-
seracher Kütten-Aepfel/ grosse Ungarische Paradieß-
Aepfel/ Hohler-Aepfel/ Passamäner und andere/ deren
man wol über hunderterley Gattungen (wie etliche ge-
than haben) nahmhafft machen könnte. Der Apfel-
baum treibt zu seiner Grösse nicht viel Wurtzen/ die
sich auch nicht tief einsencken/ sondern nach dem flachen
Boden herum kriechen. Herr Dümler schreibet/ wann
man einen Baum mit einem Bleyring oder Gürtel um-
gibt/ oder die im Korn blühende Raden mit samt der
Wurtzel ausraufst/ ein Band oder Krantz macht/ und
den Baum damit umgibt/ laß er das Obst nicht fallen.
Er erzehlet in seinem Obstgarten/ über 180 Gattungen
und unterschiedliche Sorten von Aepfeln/ die doch in
unserm Land mehrentheils andere Namen haben. Die-
ser Baum liebet mehr sandichten als leimichten Grun-
de/ wenn er gleich etwas steinicht ist/ nur daß er gut sey/
wie ein Acker/ der schön und gutes Korn bringt. Man
soll aber in seinen Garten nur die edlesten Arten/ und
die am längsten bleiben/ aussondern/ und zu Pflantzen
erwehlen/ ist ein Baum/ der lang dauret/ und die Kälte
wol leiden kan/ hasset den Stand/ wo das Mist- und
Pfützen-Wasser darzu kommen kan/ welches aber die
Birnbäume lieben. Man soll in acht haben/ wann
man die Aepfel-Zweige peltzet/ daß beedes das Reislein/
und auch der Stamm nichts schwartzes in sich haben/
denn sie sollen den Wurm und Brand gern davon
kriegen.

Memorabile est, quod Baconin historia naturali
exper. 546. ait: Invenitur muscus suffimenta pa-
rantibus in usu, quem malus edit, egregio odore,
quod etiam exper. 642. de Populi & Laricis musco
affirmat.

Er leidet das Schrepffen gern/ sonderlich wann er
jung/ und im wachsen ist/ darf nicht so offt als ein Birn-
baum umgehauet werden/ lässt sich auch gerne versetzen/
seine Zweige sollen nicht eher gebrochen seyn/ als wann
sie Augen bekommen haben/ wird in den Spalt gepeltzt/
und auch auf andere Weisen/ nimmt zwar überall vor-
lieb/ je besser aber der Ort seiner Herberg ist/ je reich-
licher bezahlt er mit der Frucht.

Die Aepfel (wie alles Läger-Obst) müssen nach
ihrer Zeitigung bey schönem/ hellen/ warmen Wetter im
[Spaltenumbruch] letzten Viertel abgelesen werden/ mit samt dem Sten-
gel; was schadhafft/ mailicht/ ungerne bleibt/ sondert
man von dem Guten ab; man muß aber jede Art be-
sonders auf einer trockenen Binnen verwahren. Man
kan sie auch nach und nach wol getrocknet in Fässel le-
gen einen nach dem andern/ und hernach verschlagen;
die Aepfel wischt man mit einem saubern Tuch ab/
lährt das Fässel 3 oder 4 mal aus/ und schauet zu von
10 zu 10 Tagen/ und werden die Aepfel allzeit wieder
getrocknet und eingelegt/ biß sie aufhören zu schwitzen/
hernach schlägt mans recht ein/ sie faulen hernach so leicht
nicht mehr. Was zerquetscht und mailicht ist/ kan
man zum Aepfel-Most gebrauchen/ oder Spältel dar-
aus machen und ausdörren.

Es gibt auch eine sonderbare Art der Aepfel/ die
gar kleine Stämmlein treiben/ und billich Zwergel-
Aepfel möchten genennet werden. An etlichen Orten
heisst man sie Jacobs-Aepfel/ darum/ daß sie um Ja-
cobi zeitigen.

Noch eine absonderliche Art/ die nicht blühen/ son-
dern nur ihre Frucht aus dem Holtz und Aestlein trei-
ben/ wie die Feigenbäum. Man hat auch sonst der
Zwergel-Aepfel roth und weiß/ werden in Geschirren
und in der Erden erhalten/ werden nicht gepeltzt/ und
vermehren sich unten am Stamm/ dabey sie aus-
treiben.

Eine lächerliche Historia/ wie ein unfruchtbarer
Apfelbaum zu bedrohen und zu zwingen/ erzehlt Ludovi
co Domenichi nelle facetie, motti e burle lib. 5. fol.

312. Daß ein Cremonesischer Edelmann Galeazzo de
Marchi
erzehlet habe/ er habe von einem Bauren geler-
net/ daß er seinem unfruchtbaren Apfelbaum dreymal
mit einer Axt einen Streich geben/ und allzeit diese
Wort dem Streich beyfügen solle: Apfelbaum du bist
alt/ und thust kein gut/ das künfftige Jahr/ will ich dich/
als ein untüchtiges Holtz/ aufs Feuer legen. Und als er
dieses dreymal versucht/ habe der Apfelbaum sehr viel
Aepfel getragen/ und also continuirt/ daß er fast der
fruchtbarste aus seinem Baumgarten worden. Diß
mag glauben und versuchen wer will/ kan aber seyn/ daß
die übrige bittere Feuchtigkeit/ so in dem Apfelbaum ge-
steckt/ und ihn am tragen verhindert hat/ durch die em-
pfangene Streich aussincken/ und also die Fruchtbar-
keit wieder befördern können.

Der Holländische Koninklicke Hovenler sagt/ das
Abfallen der Blühe und Frucht am Apfelbaum zu ver-
hüten/ soll man die Wurtzen mit Menschen-Urin be-
giessen; und in währender Blühe/ soll man eine Hand
voll Weinrauten/ so viel Wermut/ und so viel Tabac
zusammen/ oder besonders/ jedes 2 Hand voll/ in einen
mittern Kessel voll Wassers sieden/ etwan eine halbe
Stund lang/ und darnach den Baum/ weil er blühet/
etlichmal besprengen/ so werden alle Kefer und Unzifer/
so die Blühe verderben/ sterben und herab fallen.

Cap.
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Cap. XXXIV.
Vom Apfelbaum.
[Spaltenumbruch]

ES iſt kein Obſt als Aepfel und Birnen in ſo
mancherley Gattungen/ an Form/ Farben/ Zei-
tigung und Geſchmack unterſchiedlich abgetheilt/
ſo daß es unmoͤglich ſie alle zu erzehlen/ angeſehen ſie auch
vielerley Namens-Aenderungen und Wechſel hin und
wieder im Teutſchland haben; was man in Oeſter-
reich und Boͤhmen Morſchansky/ die heiſſet man an-
derswo Meißner- und anderswo Porſtorffer-Aepfel und
ſo fort. Jn Oeſterreich wird ihnen und den edlen Prin-
ner-Aepfeln der Preiß gegeben/ weilen ſie Geſunden und
Krancken dienlich/ auch den gantzen Winter durch/ biß
wieder in den Fruͤling bleiben; wiewol die erſte Art
Sommer und Winter Aepfel giebt; hernach Weiſ-
ſeracher Kuͤtten-Aepfel/ groſſe Ungariſche Paradieß-
Aepfel/ Hohler-Aepfel/ Paſſamaͤner und andere/ deren
man wol uͤber hunderterley Gattungen (wie etliche ge-
than haben) nahmhafft machen koͤnnte. Der Apfel-
baum treibt zu ſeiner Groͤſſe nicht viel Wurtzen/ die
ſich auch nicht tief einſencken/ ſondern nach dem flachen
Boden herum kriechen. Herr Duͤmler ſchreibet/ wann
man einen Baum mit einem Bleyring oder Guͤrtel um-
gibt/ oder die im Korn bluͤhende Raden mit ſamt der
Wurtzel ausraufſt/ ein Band oder Krantz macht/ und
den Baum damit umgibt/ laß er das Obſt nicht fallen.
Er erzehlet in ſeinem Obſtgarten/ uͤber 180 Gattungen
und unterſchiedliche Sorten von Aepfeln/ die doch in
unſerm Land mehrentheils andere Namen haben. Die-
ſer Baum liebet mehr ſandichten als leimichten Grun-
de/ wenn er gleich etwas ſteinicht iſt/ nur daß er gut ſey/
wie ein Acker/ der ſchoͤn und gutes Korn bringt. Man
ſoll aber in ſeinen Garten nur die edleſten Arten/ und
die am laͤngſten bleiben/ ausſondern/ und zu Pflantzen
erwehlen/ iſt ein Baum/ der lang dauret/ und die Kaͤlte
wol leiden kan/ haſſet den Stand/ wo das Miſt- und
Pfuͤtzen-Waſſer darzu kommen kan/ welches aber die
Birnbaͤume lieben. Man ſoll in acht haben/ wann
man die Aepfel-Zweige peltzet/ daß beedes das Reislein/
und auch der Stamm nichts ſchwartzes in ſich haben/
denn ſie ſollen den Wurm und Brand gern davon
kriegen.

Memorabile eſt, quod Baconin hiſtoriâ naturali
exper. 546. ait: Invenitur muſcus ſuffimenta pa-
rantibus in uſu, quem malus edit, egregio odore,
quod etiam exper. 642. de Populi & Laricis muſco
affirmat.

Er leidet das Schrepffen gern/ ſonderlich wann er
jung/ und im wachſen iſt/ darf nicht ſo offt als ein Birn-
baum umgehauet werden/ laͤſſt ſich auch gerne verſetzen/
ſeine Zweige ſollen nicht eher gebrochen ſeyn/ als wann
ſie Augen bekommen haben/ wird in den Spalt gepeltzt/
und auch auf andere Weiſen/ nimmt zwar uͤberall vor-
lieb/ je beſſer aber der Ort ſeiner Herberg iſt/ je reich-
licher bezahlt er mit der Frucht.

Die Aepfel (wie alles Laͤger-Obſt) muͤſſen nach
ihrer Zeitigung bey ſchoͤnem/ hellen/ warmen Wetter im
[Spaltenumbruch] letzten Viertel abgeleſen werden/ mit ſamt dem Sten-
gel; was ſchadhafft/ mailicht/ ungerne bleibt/ ſondert
man von dem Guten ab; man muß aber jede Art be-
ſonders auf einer trockenen Binnen verwahren. Man
kan ſie auch nach und nach wol getrocknet in Faͤſſel le-
gen einen nach dem andern/ und hernach verſchlagen;
die Aepfel wiſcht man mit einem ſaubern Tuch ab/
laͤhrt das Faͤſſel 3 oder 4 mal aus/ und ſchauet zu von
10 zu 10 Tagen/ und werden die Aepfel allzeit wieder
getrocknet und eingelegt/ biß ſie aufhoͤren zu ſchwitzen/
hernach ſchlaͤgt mans recht ein/ ſie faulen hernach ſo leicht
nicht mehr. Was zerquetſcht und mailicht iſt/ kan
man zum Aepfel-Moſt gebrauchen/ oder Spaͤltel dar-
aus machen und ausdoͤrren.

Es gibt auch eine ſonderbare Art der Aepfel/ die
gar kleine Staͤmmlein treiben/ und billich Zwergel-
Aepfel moͤchten genennet werden. An etlichen Orten
heiſſt man ſie Jacobs-Aepfel/ darum/ daß ſie um Ja-
cobi zeitigen.

Noch eine abſonderliche Art/ die nicht bluͤhen/ ſon-
dern nur ihre Frucht aus dem Holtz und Aeſtlein trei-
ben/ wie die Feigenbaͤum. Man hat auch ſonſt der
Zwergel-Aepfel roth und weiß/ werden in Geſchirren
und in der Erden erhalten/ werden nicht gepeltzt/ und
vermehren ſich unten am Stamm/ dabey ſie aus-
treiben.

Eine laͤcherliche Hiſtoria/ wie ein unfruchtbarer
Apfelbaum zu bedrohen und zu zwingen/ erzehlt Ludovi
co Domenichi nelle facetie, motti e burle lib. 5. fol.

312. Daß ein Cremoneſiſcher Edelmann Galeazzo de
Marchi
erzehlet habe/ er habe von einem Bauren geler-
net/ daß er ſeinem unfruchtbaren Apfelbaum dreymal
mit einer Axt einen Streich geben/ und allzeit dieſe
Wort dem Streich beyfuͤgen ſolle: Apfelbaum du biſt
alt/ und thuſt kein gut/ das kuͤnfftige Jahr/ will ich dich/
als ein untuͤchtiges Holtz/ aufs Feuer legen. Und als er
dieſes dreymal verſucht/ habe der Apfelbaum ſehr viel
Aepfel getragen/ und alſo continuirt/ daß er faſt der
fruchtbarſte aus ſeinem Baumgarten worden. Diß
mag glauben und verſuchen wer will/ kan aber ſeyn/ daß
die uͤbrige bittere Feuchtigkeit/ ſo in dem Apfelbaum ge-
ſteckt/ und ihn am tragen verhindert hat/ durch die em-
pfangene Streich ausſincken/ und alſo die Fruchtbar-
keit wieder befoͤrdern koͤnnen.

Der Hollaͤndiſche Koninklicke Hovenler ſagt/ das
Abfallen der Bluͤhe und Frucht am Apfelbaum zu ver-
huͤten/ ſoll man die Wurtzen mit Menſchen-Urin be-
gieſſen; und in waͤhrender Bluͤhe/ ſoll man eine Hand
voll Weinrauten/ ſo viel Wermut/ und ſo viel Tabac
zuſammen/ oder beſonders/ jedes 2 Hand voll/ in einen
mittern Keſſel voll Waſſers ſieden/ etwan eine halbe
Stund lang/ und darnach den Baum/ weil er bluͤhet/
etlichmal beſprengen/ ſo werden alle Kefer und Unzifer/
ſo die Bluͤhe verderben/ ſterben und herab fallen.

Cap.
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[428/0446] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Cap. XXXIV. Vom Apfelbaum. ES iſt kein Obſt als Aepfel und Birnen in ſo mancherley Gattungen/ an Form/ Farben/ Zei- tigung und Geſchmack unterſchiedlich abgetheilt/ ſo daß es unmoͤglich ſie alle zu erzehlen/ angeſehen ſie auch vielerley Namens-Aenderungen und Wechſel hin und wieder im Teutſchland haben; was man in Oeſter- reich und Boͤhmen Morſchansky/ die heiſſet man an- derswo Meißner- und anderswo Porſtorffer-Aepfel und ſo fort. Jn Oeſterreich wird ihnen und den edlen Prin- ner-Aepfeln der Preiß gegeben/ weilen ſie Geſunden und Krancken dienlich/ auch den gantzen Winter durch/ biß wieder in den Fruͤling bleiben; wiewol die erſte Art Sommer und Winter Aepfel giebt; hernach Weiſ- ſeracher Kuͤtten-Aepfel/ groſſe Ungariſche Paradieß- Aepfel/ Hohler-Aepfel/ Paſſamaͤner und andere/ deren man wol uͤber hunderterley Gattungen (wie etliche ge- than haben) nahmhafft machen koͤnnte. Der Apfel- baum treibt zu ſeiner Groͤſſe nicht viel Wurtzen/ die ſich auch nicht tief einſencken/ ſondern nach dem flachen Boden herum kriechen. Herr Duͤmler ſchreibet/ wann man einen Baum mit einem Bleyring oder Guͤrtel um- gibt/ oder die im Korn bluͤhende Raden mit ſamt der Wurtzel ausraufſt/ ein Band oder Krantz macht/ und den Baum damit umgibt/ laß er das Obſt nicht fallen. Er erzehlet in ſeinem Obſtgarten/ uͤber 180 Gattungen und unterſchiedliche Sorten von Aepfeln/ die doch in unſerm Land mehrentheils andere Namen haben. Die- ſer Baum liebet mehr ſandichten als leimichten Grun- de/ wenn er gleich etwas ſteinicht iſt/ nur daß er gut ſey/ wie ein Acker/ der ſchoͤn und gutes Korn bringt. Man ſoll aber in ſeinen Garten nur die edleſten Arten/ und die am laͤngſten bleiben/ ausſondern/ und zu Pflantzen erwehlen/ iſt ein Baum/ der lang dauret/ und die Kaͤlte wol leiden kan/ haſſet den Stand/ wo das Miſt- und Pfuͤtzen-Waſſer darzu kommen kan/ welches aber die Birnbaͤume lieben. Man ſoll in acht haben/ wann man die Aepfel-Zweige peltzet/ daß beedes das Reislein/ und auch der Stamm nichts ſchwartzes in ſich haben/ denn ſie ſollen den Wurm und Brand gern davon kriegen. Memorabile eſt, quod Baconin hiſtoriâ naturali exper. 546. ait: Invenitur muſcus ſuffimenta pa- rantibus in uſu, quem malus edit, egregio odore, quod etiam exper. 642. de Populi & Laricis muſco affirmat. Er leidet das Schrepffen gern/ ſonderlich wann er jung/ und im wachſen iſt/ darf nicht ſo offt als ein Birn- baum umgehauet werden/ laͤſſt ſich auch gerne verſetzen/ ſeine Zweige ſollen nicht eher gebrochen ſeyn/ als wann ſie Augen bekommen haben/ wird in den Spalt gepeltzt/ und auch auf andere Weiſen/ nimmt zwar uͤberall vor- lieb/ je beſſer aber der Ort ſeiner Herberg iſt/ je reich- licher bezahlt er mit der Frucht. Die Aepfel (wie alles Laͤger-Obſt) muͤſſen nach ihrer Zeitigung bey ſchoͤnem/ hellen/ warmen Wetter im letzten Viertel abgeleſen werden/ mit ſamt dem Sten- gel; was ſchadhafft/ mailicht/ ungerne bleibt/ ſondert man von dem Guten ab; man muß aber jede Art be- ſonders auf einer trockenen Binnen verwahren. Man kan ſie auch nach und nach wol getrocknet in Faͤſſel le- gen einen nach dem andern/ und hernach verſchlagen; die Aepfel wiſcht man mit einem ſaubern Tuch ab/ laͤhrt das Faͤſſel 3 oder 4 mal aus/ und ſchauet zu von 10 zu 10 Tagen/ und werden die Aepfel allzeit wieder getrocknet und eingelegt/ biß ſie aufhoͤren zu ſchwitzen/ hernach ſchlaͤgt mans recht ein/ ſie faulen hernach ſo leicht nicht mehr. Was zerquetſcht und mailicht iſt/ kan man zum Aepfel-Moſt gebrauchen/ oder Spaͤltel dar- aus machen und ausdoͤrren. Es gibt auch eine ſonderbare Art der Aepfel/ die gar kleine Staͤmmlein treiben/ und billich Zwergel- Aepfel moͤchten genennet werden. An etlichen Orten heiſſt man ſie Jacobs-Aepfel/ darum/ daß ſie um Ja- cobi zeitigen. Noch eine abſonderliche Art/ die nicht bluͤhen/ ſon- dern nur ihre Frucht aus dem Holtz und Aeſtlein trei- ben/ wie die Feigenbaͤum. Man hat auch ſonſt der Zwergel-Aepfel roth und weiß/ werden in Geſchirren und in der Erden erhalten/ werden nicht gepeltzt/ und vermehren ſich unten am Stamm/ dabey ſie aus- treiben. Eine laͤcherliche Hiſtoria/ wie ein unfruchtbarer Apfelbaum zu bedrohen und zu zwingen/ erzehlt Ludovi co Domenichi nelle facetie, motti e burle lib. 5. fol. 312. Daß ein Cremoneſiſcher Edelmann Galeazzo de Marchi erzehlet habe/ er habe von einem Bauren geler- net/ daß er ſeinem unfruchtbaren Apfelbaum dreymal mit einer Axt einen Streich geben/ und allzeit dieſe Wort dem Streich beyfuͤgen ſolle: Apfelbaum du biſt alt/ und thuſt kein gut/ das kuͤnfftige Jahr/ will ich dich/ als ein untuͤchtiges Holtz/ aufs Feuer legen. Und als er dieſes dreymal verſucht/ habe der Apfelbaum ſehr viel Aepfel getragen/ und alſo continuirt/ daß er faſt der fruchtbarſte aus ſeinem Baumgarten worden. Diß mag glauben und verſuchen wer will/ kan aber ſeyn/ daß die uͤbrige bittere Feuchtigkeit/ ſo in dem Apfelbaum ge- ſteckt/ und ihn am tragen verhindert hat/ durch die em- pfangene Streich ausſincken/ und alſo die Fruchtbar- keit wieder befoͤrdern koͤnnen. Der Hollaͤndiſche Koninklicke Hovenler ſagt/ das Abfallen der Bluͤhe und Frucht am Apfelbaum zu ver- huͤten/ ſoll man die Wurtzen mit Menſchen-Urin be- gieſſen; und in waͤhrender Bluͤhe/ ſoll man eine Hand voll Weinrauten/ ſo viel Wermut/ und ſo viel Tabac zuſammen/ oder beſonders/ jedes 2 Hand voll/ in einen mittern Keſſel voll Waſſers ſieden/ etwan eine halbe Stund lang/ und darnach den Baum/ weil er bluͤhet/ etlichmal beſprengen/ ſo werden alle Kefer und Unzifer/ ſo die Bluͤhe verderben/ ſterben und herab fallen. Cap.

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/446>, abgerufen am 24.11.2024.