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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obst-Garten.
[Spaltenumbruch] dorrte unverzüglich wegschneiden und abraumen lassen;
heisst also immedicabile vulnus ense recidendum est,
ne pars sincera trahatur.
Jst aber zu Abschneidung der
Aeste keine Hacken/ sondern eine Säge zu gebrauchen/
und der Schnitt hernach mit einem scharffen Messer zu
ebnen/ daß es ehe überwimmern möge/ die kleinern dür-
ren Aeste mögen auch wol mit Stemmeisen oder Baum-
Meissel abgenommen werden; die alten Bäume müssen
im abnehmenden/ die jungen wachsenden aber im wach-
senden Monden beschnitten seyn.

So geschicht auch zu Zeiten/ wann der Baum ge-
sunde geile Wurtzen und gutes ihm beliebiges Erdreich
hat; sonderlich wann auch das Gewitter mit gehöriger
Feuchten und Wärme mit einstimmet/ daß er so viel Holtz
und Aeste treibt/ daß er hernach bey etwan einfallenden tro-
ckenen Zeiten nicht Safft genug hat/ alle seine unnütze
Gäste zu bewirthen/ und hat er schon Nahrung für das
Holtz/ so bleibet ihm doch nichts übrig für die Frucht;
also daß ein solcher Baum wol schöne Aeste/ aber keine
Frucht bringet; da muß man mit gehöriger Vorsichtig-
keit dem Baum Platz machen/ die übrigen Aeste und al-
les überflüssige Holtz/ es sey unten oder oben/ beneh-
men/ sonst ersticken sie einander selbst/ und saugen die
Wurtzen also aus/ daß sie endlich gantz ausgemergelt
absterben muß.

[Spaltenumbruch]

Den Nebenschössen und Wasserzweigen muß man
ohne diß keinen Zutritt gestatten/ sondern sie/ so bald sie
sich nur blicken lassen/ stracks vertilgen/ und also des
Baums Safft nur in die guten fruchtbaren Aeste ein-
leiten; die Verletzungen aber/ so mit Abhauung der gros-
sen Aeste geschehen/ müssen ohne Verzug mit Baum-
salben/ oder wenigstens mit Laim und darunter vermisch-
tem Kühkoth verstrichen/ und diß muß zu Ende des Fe-
bruarii/ oder in folgenden nächsten Wochen/ verrichtet
werden/ obschon etliche den Herbst darzu erwehlen; ists
doch wegen annahender Kälte (wie oben schon gedacht)
gefährlicher/ und muß man solche Aeste (wann es ja
nicht anders seyn kan) das mal nicht gar am Stammen/
sondern ein vier Finger davon abstutzen/ damit/ wann sie
durch des Winters Frost angegriffen und beschwärtzt
würden/ man sie im folgenden Früling gar abnehmen
möge; gibt aber doppelte Mühe/ so wol zu ersparen.

Was an den Wurtzen mangelt/ kan man durch
Umhackung und Abraumung bald spühren; Diese
Baum-Wurtzen machen bißweilen Knotten/ voller
Saffts/ die immer junge eigne Brut machen/ und dem
alten Baum ihren Safft nicht beyziehen wollen/ da muß
man mit einem Messer den Knotten sauber abschneiden/
mit Koth bereiben/ und also dem rechten Stamm seine
gebührliche Nahrung wieder zusenden/ muß aber alles
im abnehmenden Monden verrichtet werden.

Cap. XXX.
Himmels-Witterung/ so den Bäumen schädlich.
[Spaltenumbruch]

VOn den durch Himmlische Influenzen erregten
bösen Winden/ so die Bäume anwähen und zu
Grunde richten/ ist im vorigen Capitel etwas
vermeldet worden; so die Lateiner Siderationem, eine
Beschädigung nennen von dem Wetter oder von der
Hitze.

Solis nam saepe arboribus fit noxius aer,
& tenerum germen, florumque infecit honorem
Interdum segetem & sata laeta, annique labores
Corripuit, scabraque uffit rubigine culmos,

wie Fracastorius lib. 1. Syphil. schreibet; Deren Ur-
sach viel den Vergiliis, etliche aber dem Hundsstern zu-
schreiben; wiewol man diesen mehr dem Weinstock/ die
Vergilias den Bäumen/ und Aquilam der Saat schäd-
lich zu seyn erachtet.

Weil nun sonsten alle Gewächse der Wärme und
der Feuchtigkeit in gewisser moderation bedörffen/ und
wann die allzuhitzige Dürre die Feuchten/ und die zu-
grosse übermässige Kälte die Wärme austreibt/ so wird
das Wesen und Krafft der Gewächse bald zu ihrem Un-
tergang beschleuniget. Daher auf die vier Jahrs-Thei-
le/ und ihre gewöhnliche Eigenschafft billige reflexion
zu machen/ daß im Sommer der Hitz und Dürren/ im
Winter aber der Kält und Feuchtigkeit mit geziemen-
dem Temperament begegnet/ und der Bäume und
Garten-Gewächse unzeitiges und gewöhnliches Unwe-
sen in billiger moderation und Gleichstand erhalten
werde.

GOtt hat zwar alles weißlich und gut erschaffen/
der Sündenfall aber unserer ersten Eltern/ und die aner-
erbte Boßheit/ damit wir ihnen immer folgen/ verur-
sachen/ daß GOtt die Erden verflucht hat; und dieser
[Spaltenumbruch] Fluch kommt meistentheils durch schadhaffte Influenzen
des Gestirnes/ der Lufft/ der Wolcken/ so aus der vom
Göttlichen Fluch beschwerten Erden die Dämpfe und
bösen Dünste aufziehet/ solche wieder zu ihrem Verder-
ben herab schüttet/ und wie dieses alles unsere Sünden
auf uns laden/ also ist auch dafür kein anders Mittel/ als
ernsthaffte Reu und Buß/ samt einem eiferigem Gebet/
so dem erzörneten GOtt die Waffen und die Ruten/ da-
mit Er uns straffen will/ entweder gar aus der Hand
nehmen/ oder doch etwas lindern kan.

Diß ist nicht darum geschrieben/ daß ein Mensch
nur allein beten/ und die Hand aus Rad nicht auch le-
gen/ oder die Vernunfft und die Mittel/ die ihm GOtt
verliehen/ nicht brauchen solte.

Der kalte Winter ist zwar nothwendig/ weil er die
belästigte und erhitzte Erden abkühlet und gleichsam ru-
hen macht und erquicket/ die Wärme darinnen concen-
tri
ret und zusammen schleust; wann er aber ohne Schnee
mit allzurauhem Frost zu tief eingreiffet/ kan er wol den
jungen Gewächsen schädlich seyn; also muß ein Gärt-
ner sich nicht verdriessen lassen/ solche mit Stroh und
Einmachung zu verwahren/ oder gar in die Gewölber
und Keller unterzubringen.

Nicht weniger wann der Schnee per materiam
aeris glutinosam
zusamm ballet/ sich an die Aeste der
Bäume henckt/ und sie also beschweret/ daß/ wann auch
ein Wind darzu kommt/ sie offtermals brechen und ber-
sten müssen/ welches sonderlich gefährlich/ wann es zum
Ende des Hornungs oder im Mertzen geschiehet/ da die
Augen schon zimlich ausgeschlagen/ da muß ein Gärt-
ner Fleiß haben/ die zarten schwachen Bäume sacht und
bescheidentlich zu bewegen/ nicht den gantzen Stamm

mit

Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obſt-Garten.
[Spaltenumbruch] dorrte unverzuͤglich wegſchneiden und abraumen laſſen;
heiſſt alſo immedicabile vulnus enſe recidendum eſt,
ne pars ſincera trahatur.
Jſt aber zu Abſchneidung der
Aeſte keine Hacken/ ſondern eine Saͤge zu gebrauchen/
und der Schnitt hernach mit einem ſcharffen Meſſer zu
ebnen/ daß es ehe uͤberwimmern moͤge/ die kleinern duͤr-
ren Aeſte moͤgen auch wol mit Stemmeiſen oder Baum-
Meiſſel abgenommen werden; die alten Baͤume muͤſſen
im abnehmenden/ die jungen wachſenden aber im wach-
ſenden Monden beſchnitten ſeyn.

So geſchicht auch zu Zeiten/ wann der Baum ge-
ſunde geile Wurtzen und gutes ihm beliebiges Erdreich
hat; ſonderlich wann auch das Gewitter mit gehoͤriger
Feuchten und Waͤrme mit einſtim̃et/ daß er ſo viel Holtz
uñ Aeſte treibt/ daß er hernach bey etwan einfallenden tro-
ckenen Zeiten nicht Safft genug hat/ alle ſeine unnuͤtze
Gaͤſte zu bewirthen/ und hat er ſchon Nahrung fuͤr das
Holtz/ ſo bleibet ihm doch nichts uͤbrig fuͤr die Frucht;
alſo daß ein ſolcher Baum wol ſchoͤne Aeſte/ aber keine
Frucht bringet; da muß man mit gehoͤriger Vorſichtig-
keit dem Baum Platz machen/ die uͤbrigen Aeſte und al-
les uͤberfluͤſſige Holtz/ es ſey unten oder oben/ beneh-
men/ ſonſt erſticken ſie einander ſelbſt/ und ſaugen die
Wurtzen alſo aus/ daß ſie endlich gantz ausgemergelt
abſterben muß.

[Spaltenumbruch]

Den Nebenſchoͤſſen und Waſſerzweigen muß man
ohne diß keinen Zutritt geſtatten/ ſondern ſie/ ſo bald ſie
ſich nur blicken laſſen/ ſtracks vertilgen/ und alſo des
Baums Safft nur in die guten fruchtbaren Aeſte ein-
leiten; die Verletzungen aber/ ſo mit Abhauung der groſ-
ſen Aeſte geſchehen/ muͤſſen ohne Verzug mit Baum-
ſalben/ oder wenigſtens mit Laim und darunter vermiſch-
tem Kuͤhkoth verſtrichen/ und diß muß zu Ende des Fe-
bruarii/ oder in folgenden naͤchſten Wochen/ verrichtet
werden/ obſchon etliche den Herbſt darzu erwehlen; iſts
doch wegen annahender Kaͤlte (wie oben ſchon gedacht)
gefaͤhrlicher/ und muß man ſolche Aeſte (wann es ja
nicht anders ſeyn kan) das mal nicht gar am Stammen/
ſondern ein vier Finger davon abſtutzen/ damit/ wann ſie
durch des Winters Froſt angegriffen und beſchwaͤrtzt
wuͤrden/ man ſie im folgenden Fruͤling gar abnehmen
moͤge; gibt aber doppelte Muͤhe/ ſo wol zu erſparen.

Was an den Wurtzen mangelt/ kan man durch
Umhackung und Abraumung bald ſpuͤhren; Dieſe
Baum-Wurtzen machen bißweilen Knotten/ voller
Saffts/ die immer junge eigne Brut machen/ und dem
alten Baum ihren Safft nicht beyziehen wollen/ da muß
man mit einem Meſſer den Knotten ſauber abſchneiden/
mit Koth bereiben/ und alſo dem rechten Stamm ſeine
gebuͤhrliche Nahrung wieder zuſenden/ muß aber alles
im abnehmenden Monden verrichtet werden.

Cap. XXX.
Himmels-Witterung/ ſo den Baͤumen ſchaͤdlich.
[Spaltenumbruch]

VOn den durch Himmliſche Influenzen erregten
boͤſen Winden/ ſo die Baͤume anwaͤhen und zu
Grunde richten/ iſt im vorigen Capitel etwas
vermeldet worden; ſo die Lateiner Siderationem, eine
Beſchaͤdigung nennen von dem Wetter oder von der
Hitze.

Solis nam ſæpè arboribus fit noxius aër,
& tenerum germen, florumq́ue infecit honorem
Interdum ſegetem & ſata læta, anniq́ue labores
Corripuit, ſcabraq́ue uffit rubigine culmos,

wie Fracaſtorius lib. 1. Syphil. ſchreibet; Deren Ur-
ſach viel den Vergiliis, etliche aber dem Hundsſtern zu-
ſchreiben; wiewol man dieſen mehr dem Weinſtock/ die
Vergilias den Baͤumen/ und Aquilam der Saat ſchaͤd-
lich zu ſeyn erachtet.

Weil nun ſonſten alle Gewaͤchſe der Waͤrme und
der Feuchtigkeit in gewiſſer moderation bedoͤrffen/ und
wann die allzuhitzige Duͤrre die Feuchten/ und die zu-
groſſe uͤbermaͤſſige Kaͤlte die Waͤrme austreibt/ ſo wird
das Weſen und Krafft der Gewaͤchſe bald zu ihrem Un-
tergang beſchleuniget. Daher auf die vier Jahrs-Thei-
le/ und ihre gewoͤhnliche Eigenſchafft billige reflexion
zu machen/ daß im Sommer der Hitz und Duͤrren/ im
Winter aber der Kaͤlt und Feuchtigkeit mit geziemen-
dem Temperament begegnet/ und der Baͤume und
Garten-Gewaͤchſe unzeitiges und gewoͤhnliches Unwe-
ſen in billiger moderation und Gleichſtand erhalten
werde.

GOtt hat zwar alles weißlich und gut erſchaffen/
der Suͤndenfall aber unſerer erſten Eltern/ und die aner-
erbte Boßheit/ damit wir ihnen immer folgen/ verur-
ſachen/ daß GOtt die Erden verflucht hat; und dieſer
[Spaltenumbruch] Fluch kommt meiſtentheils durch ſchadhaffte Influenzen
des Geſtirnes/ der Lufft/ der Wolcken/ ſo aus der vom
Goͤttlichen Fluch beſchwerten Erden die Daͤmpfe und
boͤſen Duͤnſte aufziehet/ ſolche wieder zu ihrem Verder-
ben herab ſchuͤttet/ und wie dieſes alles unſere Suͤnden
auf uns laden/ alſo iſt auch dafuͤr kein anders Mittel/ als
ernſthaffte Reu und Buß/ ſamt einem eiferigem Gebet/
ſo dem erzoͤrneten GOtt die Waffen und die Ruten/ da-
mit Er uns ſtraffen will/ entweder gar aus der Hand
nehmen/ oder doch etwas lindern kan.

Diß iſt nicht darum geſchrieben/ daß ein Menſch
nur allein beten/ und die Hand aus Rad nicht auch le-
gen/ oder die Vernunfft und die Mittel/ die ihm GOtt
verliehen/ nicht brauchen ſolte.

Der kalte Winter iſt zwar nothwendig/ weil er die
belaͤſtigte und erhitzte Erden abkuͤhlet und gleichſam ru-
hen macht und erquicket/ die Waͤrme darinnen concen-
tri
ret und zuſammen ſchleuſt; wann er aber ohne Schnee
mit allzurauhem Froſt zu tief eingreiffet/ kan er wol den
jungen Gewaͤchſen ſchaͤdlich ſeyn; alſo muß ein Gaͤrt-
ner ſich nicht verdrieſſen laſſen/ ſolche mit Stroh und
Einmachung zu verwahren/ oder gar in die Gewoͤlber
und Keller unterzubringen.

Nicht weniger wann der Schnee per materiam
aëris glutinoſam
zuſamm ballet/ ſich an die Aeſte der
Baͤume henckt/ und ſie alſo beſchweret/ daß/ wann auch
ein Wind darzu kommt/ ſie offtermals brechen und ber-
ſten muͤſſen/ welches ſonderlich gefaͤhrlich/ wann es zum
Ende des Hornungs oder im Mertzen geſchiehet/ da die
Augen ſchon zimlich ausgeſchlagen/ da muß ein Gaͤrt-
ner Fleiß haben/ die zarten ſchwachen Baͤume ſacht und
beſcheidentlich zu bewegen/ nicht den gantzen Stamm

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[423/0441] Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obſt-Garten. dorrte unverzuͤglich wegſchneiden und abraumen laſſen; heiſſt alſo immedicabile vulnus enſe recidendum eſt, ne pars ſincera trahatur. Jſt aber zu Abſchneidung der Aeſte keine Hacken/ ſondern eine Saͤge zu gebrauchen/ und der Schnitt hernach mit einem ſcharffen Meſſer zu ebnen/ daß es ehe uͤberwimmern moͤge/ die kleinern duͤr- ren Aeſte moͤgen auch wol mit Stemmeiſen oder Baum- Meiſſel abgenommen werden; die alten Baͤume muͤſſen im abnehmenden/ die jungen wachſenden aber im wach- ſenden Monden beſchnitten ſeyn. So geſchicht auch zu Zeiten/ wann der Baum ge- ſunde geile Wurtzen und gutes ihm beliebiges Erdreich hat; ſonderlich wann auch das Gewitter mit gehoͤriger Feuchten und Waͤrme mit einſtim̃et/ daß er ſo viel Holtz uñ Aeſte treibt/ daß er hernach bey etwan einfallenden tro- ckenen Zeiten nicht Safft genug hat/ alle ſeine unnuͤtze Gaͤſte zu bewirthen/ und hat er ſchon Nahrung fuͤr das Holtz/ ſo bleibet ihm doch nichts uͤbrig fuͤr die Frucht; alſo daß ein ſolcher Baum wol ſchoͤne Aeſte/ aber keine Frucht bringet; da muß man mit gehoͤriger Vorſichtig- keit dem Baum Platz machen/ die uͤbrigen Aeſte und al- les uͤberfluͤſſige Holtz/ es ſey unten oder oben/ beneh- men/ ſonſt erſticken ſie einander ſelbſt/ und ſaugen die Wurtzen alſo aus/ daß ſie endlich gantz ausgemergelt abſterben muß. Den Nebenſchoͤſſen und Waſſerzweigen muß man ohne diß keinen Zutritt geſtatten/ ſondern ſie/ ſo bald ſie ſich nur blicken laſſen/ ſtracks vertilgen/ und alſo des Baums Safft nur in die guten fruchtbaren Aeſte ein- leiten; die Verletzungen aber/ ſo mit Abhauung der groſ- ſen Aeſte geſchehen/ muͤſſen ohne Verzug mit Baum- ſalben/ oder wenigſtens mit Laim und darunter vermiſch- tem Kuͤhkoth verſtrichen/ und diß muß zu Ende des Fe- bruarii/ oder in folgenden naͤchſten Wochen/ verrichtet werden/ obſchon etliche den Herbſt darzu erwehlen; iſts doch wegen annahender Kaͤlte (wie oben ſchon gedacht) gefaͤhrlicher/ und muß man ſolche Aeſte (wann es ja nicht anders ſeyn kan) das mal nicht gar am Stammen/ ſondern ein vier Finger davon abſtutzen/ damit/ wann ſie durch des Winters Froſt angegriffen und beſchwaͤrtzt wuͤrden/ man ſie im folgenden Fruͤling gar abnehmen moͤge; gibt aber doppelte Muͤhe/ ſo wol zu erſparen. Was an den Wurtzen mangelt/ kan man durch Umhackung und Abraumung bald ſpuͤhren; Dieſe Baum-Wurtzen machen bißweilen Knotten/ voller Saffts/ die immer junge eigne Brut machen/ und dem alten Baum ihren Safft nicht beyziehen wollen/ da muß man mit einem Meſſer den Knotten ſauber abſchneiden/ mit Koth bereiben/ und alſo dem rechten Stamm ſeine gebuͤhrliche Nahrung wieder zuſenden/ muß aber alles im abnehmenden Monden verrichtet werden. Cap. XXX. Himmels-Witterung/ ſo den Baͤumen ſchaͤdlich. VOn den durch Himmliſche Influenzen erregten boͤſen Winden/ ſo die Baͤume anwaͤhen und zu Grunde richten/ iſt im vorigen Capitel etwas vermeldet worden; ſo die Lateiner Siderationem, eine Beſchaͤdigung nennen von dem Wetter oder von der Hitze. Solis nam ſæpè arboribus fit noxius aër, & tenerum germen, florumq́ue infecit honorem Interdum ſegetem & ſata læta, anniq́ue labores Corripuit, ſcabraq́ue uffit rubigine culmos, wie Fracaſtorius lib. 1. Syphil. ſchreibet; Deren Ur- ſach viel den Vergiliis, etliche aber dem Hundsſtern zu- ſchreiben; wiewol man dieſen mehr dem Weinſtock/ die Vergilias den Baͤumen/ und Aquilam der Saat ſchaͤd- lich zu ſeyn erachtet. Weil nun ſonſten alle Gewaͤchſe der Waͤrme und der Feuchtigkeit in gewiſſer moderation bedoͤrffen/ und wann die allzuhitzige Duͤrre die Feuchten/ und die zu- groſſe uͤbermaͤſſige Kaͤlte die Waͤrme austreibt/ ſo wird das Weſen und Krafft der Gewaͤchſe bald zu ihrem Un- tergang beſchleuniget. Daher auf die vier Jahrs-Thei- le/ und ihre gewoͤhnliche Eigenſchafft billige reflexion zu machen/ daß im Sommer der Hitz und Duͤrren/ im Winter aber der Kaͤlt und Feuchtigkeit mit geziemen- dem Temperament begegnet/ und der Baͤume und Garten-Gewaͤchſe unzeitiges und gewoͤhnliches Unwe- ſen in billiger moderation und Gleichſtand erhalten werde. GOtt hat zwar alles weißlich und gut erſchaffen/ der Suͤndenfall aber unſerer erſten Eltern/ und die aner- erbte Boßheit/ damit wir ihnen immer folgen/ verur- ſachen/ daß GOtt die Erden verflucht hat; und dieſer Fluch kommt meiſtentheils durch ſchadhaffte Influenzen des Geſtirnes/ der Lufft/ der Wolcken/ ſo aus der vom Goͤttlichen Fluch beſchwerten Erden die Daͤmpfe und boͤſen Duͤnſte aufziehet/ ſolche wieder zu ihrem Verder- ben herab ſchuͤttet/ und wie dieſes alles unſere Suͤnden auf uns laden/ alſo iſt auch dafuͤr kein anders Mittel/ als ernſthaffte Reu und Buß/ ſamt einem eiferigem Gebet/ ſo dem erzoͤrneten GOtt die Waffen und die Ruten/ da- mit Er uns ſtraffen will/ entweder gar aus der Hand nehmen/ oder doch etwas lindern kan. Diß iſt nicht darum geſchrieben/ daß ein Menſch nur allein beten/ und die Hand aus Rad nicht auch le- gen/ oder die Vernunfft und die Mittel/ die ihm GOtt verliehen/ nicht brauchen ſolte. Der kalte Winter iſt zwar nothwendig/ weil er die belaͤſtigte und erhitzte Erden abkuͤhlet und gleichſam ru- hen macht und erquicket/ die Waͤrme darinnen concen- triret und zuſammen ſchleuſt; wann er aber ohne Schnee mit allzurauhem Froſt zu tief eingreiffet/ kan er wol den jungen Gewaͤchſen ſchaͤdlich ſeyn; alſo muß ein Gaͤrt- ner ſich nicht verdrieſſen laſſen/ ſolche mit Stroh und Einmachung zu verwahren/ oder gar in die Gewoͤlber und Keller unterzubringen. Nicht weniger wann der Schnee per materiam aëris glutinoſam zuſamm ballet/ ſich an die Aeſte der Baͤume henckt/ und ſie alſo beſchweret/ daß/ wann auch ein Wind darzu kommt/ ſie offtermals brechen und ber- ſten muͤſſen/ welches ſonderlich gefaͤhrlich/ wann es zum Ende des Hornungs oder im Mertzen geſchiehet/ da die Augen ſchon zimlich ausgeſchlagen/ da muß ein Gaͤrt- ner Fleiß haben/ die zarten ſchwachen Baͤume ſacht und beſcheidentlich zu bewegen/ nicht den gantzen Stamm mit

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/441>, abgerufen am 24.11.2024.