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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Vierdten Buchs Erster Theil/ Wein-Garten.
[Spaltenumbruch] durchgebohrt/ sey ein köstlicher Wein darinnen gewesen/
nach Gezeugnus der ehrlichen Nachbarschafft/ denen
besagter Freyherr/ zum Wunder/ davon zu versuchen/
geschickt hat/ und dieser Wein/ muß nach Alterthum
des längst-ruinirten Schlosses vor unerdencklichen Jah-
ren hinein seyn gelegt worden.

Zu Heidelberg ist ein grosses Faß im Hof-Keller
gelegen/ das noch Anno 1343 gemacht worden/ wie Se-
thus Calvisius
meldet. Zeilerus schreibt/ daß zu Melk
in Unter-Oesterreich im Kloster ein Faß sey/ darinnen
sie den Colmans-Wein haben/ das habe über 300 Jahr
gedauret; Und D. Sachs in Ampelographia fol 418
gedenckt/ Er habe Anno 1650 im Gasthofs-Keller aus
drey Fassen Wein gekostet/ davon das erste Anno 1472,
das andere Anno 1519, das dritte Anno 1524 einge-
füllt worden.

Andreas Baccius de naturali Italiae Vinorum histo-
ria
meldet/ daß die Vina Graeca de Soma mit der Eyer-
klar gereinigt/ und indem die wallenden Dämpfe des gie-
renden Mostes niedergedruckt sind/ die Wein beständi-
ger und besser werden. Auch sagt Herr D. Sachs in
Ampelographia, fol. 170. Cortice ovi, feces vini,
sine mangonio Oenopolarum, sine Soli vitio, in vi-
no congestae, depurantur, si enim ovum purum pu-
tamine tectum, vini Gallici seu Rhenani Cyatho im-
mergatur, postridie totum vesiculis aqueis consper-
sum apparet, adhaerentibus post Salibus Crystallisatis,
nullo sapore praeditis, adeoque hoc artificio salubrio-
ra evadunt vina.

Waht ist es/ der Wein sey so edel und so köstlich als
er immer wolle/ und wann er nicht gerne bleibt/ so gibt
er dem Hausvatter schlechten Gewinn; darum ist nö-
thig/ daß man wisse/ wie dem wandelbaren Wein zu helf-
fen/ daß er beständig sey/ damit er auf die Noth und
fürfallende Theurung zwey/ drey und noch mehr Jahr
daure.

Es sind zwar viel gute Weingebürge/ deren Ge-
wächse langwührig sind; hingegen finden sich andere/
deren Wein nicht lang bleiben/ sondern den Geschmack
und Farb in kurtzen verkehren; Diesem nun muß mit
folgenden Mitteln gewartet werden.

Das erste und vornehmste ist/ allen Weinen/ sie
seyen schlecht oder gut/ gemein/ daß sie in guten kühlen
saubern tieffen Kellern gehalten/ mit Wartung/ Füll-
und Wischen verpfleget/ und von allem Wust und Un-
gelegenheiten/ so ihnen Schaden bringen/ entsetzet wer-
den. Vor den Ostwinden muß man die Keller/ so wol
auch vor allzustrenger Kälte und Hitze wol verwah-
ren.

Was andere Mittel anlanget/ hängen etliche/ wann
der Most vergoren hat/ den Saamen von Schaafgar-
ben oder Millefolio hinein/ oder giessen Oel darauf;
Andere nehmen ein grob leinen Tuch über den Spund
des Fasses/ legen darein schön gesiebten Linden-Bü-
chen-Eichen- oder auch wol von frischen Tannen-Aschen/
zween oder drey Finger hoch/ und machen durch die A-
schen mit einer Spindel drey oder vier Löcher/ bis auf
[Spaltenumbruch] das Tuch/ und legen auf den Aschen einen schönen grü-
nen Wasen/ und durchlöchern den Wasen gleicherwei-
se/ den sie in drey/ vier oder fünf Tagen (nachdem er
lang frisch bleibet) wieder verneuern/ so soll der Wein
an der Farb und Geschmack gut und unverändert blei-
ben.

Etliche thun in den Wein/ wenn sie anfan-
gen zu gieren/ eine Schüssel voll Krannweth-Scheiten/
oder Hopfen/ oder Beyfuß-Saamen/ oder Spicanard/
oder gedörrte Kornblühe/ oder saubern Weid- oder
Reb-Aschen/ in einem Säcklein/ wann er aber aufhö-
ret zu gieren/ so nehmen sie es wieder heraus. Jtem mag
man im Gieren einen guten öffters abgezogenen Brand-
wein hinein giessen/ welches Leonardo Fioravanti nei
Secreti rationali l. 5. cap.
49. für ein bewährtes Mittel
hält/ wann man in ein jedes Faß schon geläuterten
Wein einen Becher guten Brandwein giesset.

Etliche nehmen in den Most Kranweth-Holtz einer
Elen lang/ und lassen den Most darüber gieren.

Man sagt auch/ wann man eine Reben-Wurtzen
aus dem Weingebürg/ darinn der Wein gewachsen ist/
in das Faß thut/ so bleibe der Wein beständig.

Jtem nimm Rosen und Hopfen/ einen Vierding
Hönig/ hitz das Hönig/ stoß ein Loth Jngber darunter/
decks zu/ misch auch Hopfen und Rosen darunter/ thus
in ein Säcklein/ und hängs in den Wein.

Jtem nimm Benedicten-Wurtzen und etliche Nä-
gelein/ gedörret und gepulvert/ und in einem Seidel
Brandwein warm durch ein Säcklein in den Wein ge-
than.

Jtem nimm ein Seidel guten Brandwein/ lege
darein schöne auserlesene und geklaubte Weitzenkörner/
auf drey Tag/ wol verdeckt/ daß kein Dampf davon
möge/ und wann die Körner den Brandwein gar ver-
schluckt haben/ so laß den Wein wol rühren mit
einem Rühr-Scheid/ darnach thue den Weitzen hinein/
laß ihn 14 Tage ruhen.

Jtem nimm Mandel-Milch/ stoß Alaun klein dar-
unter/ seihe es in das Faß durch einen Triechter auf ei-
nem Tuch.

Jtem daß der Wein weder Farb noch Güte verän-
dere/ soll man nehmen Beyfuß-Wurtzel/ sie in einem
neuen Hafen mit gutem Wein sieden eine Stundlang/
wol zugedeckt/ man giesset darzu eine halbe Maß guten
Brandwein/ lässet alles miteinander sieden/ seihet her-
nach alles von den Wurtzen/ thuts in ein Fuder Wein
oder Most/ wann er vergoren hat/ so bleibt er starck und
gut 2 oder 3 Jahr; Man kan auch Gewürtz und andere
Stücke darzu nehmen.

David de Planis Campi schreibt/ daß nichts bessers
sey/ ein Faß Wein zu erhalten/ als wann man ein Loth
Schwefel-Oel hinein giesset/ das sey besser/ als alle
Einschläge. Welches der Spiritus Sulphuris gleicher
Gestalt thut/ und dem Wein wieder eine gute Farbe
giebt; allermassen ich solches selbst mit nützlicher Wir-
ckung probirt habe.

Cap.
A a a ij

Vierdten Buchs Erſter Theil/ Wein-Garten.
[Spaltenumbruch] durchgebohrt/ ſey ein koͤſtlicher Wein darinnen geweſen/
nach Gezeugnus der ehrlichen Nachbarſchafft/ denen
beſagter Freyherr/ zum Wunder/ davon zu verſuchen/
geſchickt hat/ und dieſer Wein/ muß nach Alterthum
des laͤngſt-ruinirten Schloſſes vor unerdencklichen Jah-
ren hinein ſeyn gelegt worden.

Zu Heidelberg iſt ein groſſes Faß im Hof-Keller
gelegen/ das noch Anno 1343 gemacht worden/ wie Se-
thus Calviſius
meldet. Zeilerus ſchreibt/ daß zu Melk
in Unter-Oeſterreich im Kloſter ein Faß ſey/ darinnen
ſie den Colmans-Wein haben/ das habe uͤber 300 Jahr
gedauret; Und D. Sachs in Ampelographiâ fol 418
gedenckt/ Er habe Anno 1650 im Gaſthofs-Keller aus
drey Faſſen Wein gekoſtet/ davon das erſte Anno 1472,
das andere Anno 1519, das dritte Anno 1524 einge-
fuͤllt worden.

Andreas Baccius de naturali Italiæ Vinorum hiſto-
riâ
meldet/ daß die Vina Græca de Soma mit der Eyer-
klar gereinigt/ uñ indem die wallenden Daͤmpfe des gie-
renden Moſtes niedergedruckt ſind/ die Wein beſtaͤndi-
ger und beſſer werden. Auch ſagt Herr D. Sachs in
Ampelographiâ, fol. 170. Cortice ovi, feces vini,
ſine mangonio Oenopolarum, ſine Soli vitio, in vi-
no congeſtæ, depurantur, ſi enim ovum purum pu-
tamine tectum, vini Gallici ſeu Rhenani Cyatho im-
mergatur, poſtridie totum veſiculis aqueis conſper-
ſum apparet, adhærentibus poſt Salibus Cryſtalliſatis,
nullo ſapore præditis, adeoque hoc artificio ſalubrio-
ra evadunt vina.

Waht iſt es/ der Wein ſey ſo edel und ſo koͤſtlich als
er immer wolle/ und wann er nicht gerne bleibt/ ſo gibt
er dem Hausvatter ſchlechten Gewinn; darum iſt noͤ-
thig/ daß man wiſſe/ wie dem wandelbaren Wein zu helf-
fen/ daß er beſtaͤndig ſey/ damit er auf die Noth und
fuͤrfallende Theurung zwey/ drey und noch mehr Jahr
daure.

Es ſind zwar viel gute Weingebuͤrge/ deren Ge-
waͤchſe langwuͤhrig ſind; hingegen finden ſich andere/
deren Wein nicht lang bleiben/ ſondern den Geſchmack
und Farb in kurtzen verkehren; Dieſem nun muß mit
folgenden Mitteln gewartet werden.

Das erſte und vornehmſte iſt/ allen Weinen/ ſie
ſeyen ſchlecht oder gut/ gemein/ daß ſie in guten kuͤhlen
ſaubern tieffen Kellern gehalten/ mit Wartung/ Fuͤll-
und Wiſchen verpfleget/ und von allem Wuſt und Un-
gelegenheiten/ ſo ihnen Schaden bringen/ entſetzet wer-
den. Vor den Oſtwinden muß man die Keller/ ſo wol
auch vor allzuſtrenger Kaͤlte und Hitze wol verwah-
ren.

Was andere Mittel anlanget/ haͤngen etliche/ wann
der Moſt vergoren hat/ den Saamen von Schaafgar-
ben oder Millefolio hinein/ oder gieſſen Oel darauf;
Andere nehmen ein grob leinen Tuch uͤber den Spund
des Faſſes/ legen darein ſchoͤn geſiebten Linden-Buͤ-
chen-Eichen- oder auch wol von friſchen Tannen-Aſchen/
zween oder drey Finger hoch/ und machen durch die A-
ſchen mit einer Spindel drey oder vier Loͤcher/ bis auf
[Spaltenumbruch] das Tuch/ und legen auf den Aſchen einen ſchoͤnen gruͤ-
nen Waſen/ und durchloͤchern den Waſen gleicherwei-
ſe/ den ſie in drey/ vier oder fuͤnf Tagen (nachdem er
lang friſch bleibet) wieder verneuern/ ſo ſoll der Wein
an der Farb und Geſchmack gut und unveraͤndert blei-
ben.

Etliche thun in den Wein/ wenn ſie anfan-
gen zu gieren/ eine Schuͤſſel voll Krannweth-Scheiten/
oder Hopfen/ oder Beyfuß-Saamen/ oder Spicanard/
oder gedoͤrrte Kornbluͤhe/ oder ſaubern Weid- oder
Reb-Aſchen/ in einem Saͤcklein/ wann er aber aufhoͤ-
ret zu gieren/ ſo nehmen ſie es wieder heraus. Jtem mag
man im Gieren einen guten oͤffters abgezogenen Brand-
wein hinein gieſſen/ welches Leonardo Fioravanti nei
Secreti rationali l. 5. cap.
49. fuͤr ein bewaͤhrtes Mittel
haͤlt/ wann man in ein jedes Faß ſchon gelaͤuterten
Wein einen Becher guten Brandwein gieſſet.

Etliche nehmen in den Moſt Kranweth-Holtz einer
Elen lang/ und laſſen den Moſt daruͤber gieren.

Man ſagt auch/ wann man eine Reben-Wurtzen
aus dem Weingebuͤrg/ darinn der Wein gewachſen iſt/
in das Faß thut/ ſo bleibe der Wein beſtaͤndig.

Jtem nimm Roſen und Hopfen/ einen Vierding
Hoͤnig/ hitz das Hoͤnig/ ſtoß ein Loth Jngber darunter/
decks zu/ miſch auch Hopfen und Roſen darunter/ thus
in ein Saͤcklein/ und haͤngs in den Wein.

Jtem nimm Benedicten-Wurtzen und etliche Naͤ-
gelein/ gedoͤrret und gepulvert/ und in einem Seidel
Brandwein warm durch ein Saͤcklein in den Wein ge-
than.

Jtem nimm ein Seidel guten Brandwein/ lege
darein ſchoͤne auserleſene und geklaubte Weitzenkoͤrner/
auf drey Tag/ wol verdeckt/ daß kein Dampf davon
moͤge/ und wann die Koͤrner den Brandwein gar ver-
ſchluckt haben/ ſo laß den Wein wol ruͤhren mit
einem Ruͤhr-Scheid/ darnach thue den Weitzen hinein/
laß ihn 14 Tage ruhen.

Jtem nimm Mandel-Milch/ ſtoß Alaun klein dar-
unter/ ſeihe es in das Faß durch einen Triechter auf ei-
nem Tuch.

Jtem daß der Wein weder Farb noch Guͤte veraͤn-
dere/ ſoll man nehmen Beyfuß-Wurtzel/ ſie in einem
neuen Hafen mit gutem Wein ſieden eine Stundlang/
wol zugedeckt/ man gieſſet darzu eine halbe Maß guten
Brandwein/ laͤſſet alles miteinander ſieden/ ſeihet her-
nach alles von den Wurtzen/ thuts in ein Fuder Wein
oder Moſt/ wann er vergoren hat/ ſo bleibt er ſtarck und
gut 2 oder 3 Jahr; Man kan auch Gewuͤrtz und andere
Stuͤcke darzu nehmen.

David de Planis Campi ſchreibt/ daß nichts beſſers
ſey/ ein Faß Wein zu erhalten/ als wann man ein Loth
Schwefel-Oel hinein gieſſet/ das ſey beſſer/ als alle
Einſchlaͤge. Welches der Spiritus Sulphuris gleicher
Geſtalt thut/ und dem Wein wieder eine gute Farbe
giebt; allermaſſen ich ſolches ſelbſt mit nuͤtzlicher Wir-
ckung probirt habe.

Cap.
A a a ij
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[371/0389] Vierdten Buchs Erſter Theil/ Wein-Garten. durchgebohrt/ ſey ein koͤſtlicher Wein darinnen geweſen/ nach Gezeugnus der ehrlichen Nachbarſchafft/ denen beſagter Freyherr/ zum Wunder/ davon zu verſuchen/ geſchickt hat/ und dieſer Wein/ muß nach Alterthum des laͤngſt-ruinirten Schloſſes vor unerdencklichen Jah- ren hinein ſeyn gelegt worden. Zu Heidelberg iſt ein groſſes Faß im Hof-Keller gelegen/ das noch Anno 1343 gemacht worden/ wie Se- thus Calviſius meldet. Zeilerus ſchreibt/ daß zu Melk in Unter-Oeſterreich im Kloſter ein Faß ſey/ darinnen ſie den Colmans-Wein haben/ das habe uͤber 300 Jahr gedauret; Und D. Sachs in Ampelographiâ fol 418 gedenckt/ Er habe Anno 1650 im Gaſthofs-Keller aus drey Faſſen Wein gekoſtet/ davon das erſte Anno 1472, das andere Anno 1519, das dritte Anno 1524 einge- fuͤllt worden. Andreas Baccius de naturali Italiæ Vinorum hiſto- riâ meldet/ daß die Vina Græca de Soma mit der Eyer- klar gereinigt/ uñ indem die wallenden Daͤmpfe des gie- renden Moſtes niedergedruckt ſind/ die Wein beſtaͤndi- ger und beſſer werden. Auch ſagt Herr D. Sachs in Ampelographiâ, fol. 170. Cortice ovi, feces vini, ſine mangonio Oenopolarum, ſine Soli vitio, in vi- no congeſtæ, depurantur, ſi enim ovum purum pu- tamine tectum, vini Gallici ſeu Rhenani Cyatho im- mergatur, poſtridie totum veſiculis aqueis conſper- ſum apparet, adhærentibus poſt Salibus Cryſtalliſatis, nullo ſapore præditis, adeoque hoc artificio ſalubrio- ra evadunt vina. Waht iſt es/ der Wein ſey ſo edel und ſo koͤſtlich als er immer wolle/ und wann er nicht gerne bleibt/ ſo gibt er dem Hausvatter ſchlechten Gewinn; darum iſt noͤ- thig/ daß man wiſſe/ wie dem wandelbaren Wein zu helf- fen/ daß er beſtaͤndig ſey/ damit er auf die Noth und fuͤrfallende Theurung zwey/ drey und noch mehr Jahr daure. Es ſind zwar viel gute Weingebuͤrge/ deren Ge- waͤchſe langwuͤhrig ſind; hingegen finden ſich andere/ deren Wein nicht lang bleiben/ ſondern den Geſchmack und Farb in kurtzen verkehren; Dieſem nun muß mit folgenden Mitteln gewartet werden. Das erſte und vornehmſte iſt/ allen Weinen/ ſie ſeyen ſchlecht oder gut/ gemein/ daß ſie in guten kuͤhlen ſaubern tieffen Kellern gehalten/ mit Wartung/ Fuͤll- und Wiſchen verpfleget/ und von allem Wuſt und Un- gelegenheiten/ ſo ihnen Schaden bringen/ entſetzet wer- den. Vor den Oſtwinden muß man die Keller/ ſo wol auch vor allzuſtrenger Kaͤlte und Hitze wol verwah- ren. Was andere Mittel anlanget/ haͤngen etliche/ wann der Moſt vergoren hat/ den Saamen von Schaafgar- ben oder Millefolio hinein/ oder gieſſen Oel darauf; Andere nehmen ein grob leinen Tuch uͤber den Spund des Faſſes/ legen darein ſchoͤn geſiebten Linden-Buͤ- chen-Eichen- oder auch wol von friſchen Tannen-Aſchen/ zween oder drey Finger hoch/ und machen durch die A- ſchen mit einer Spindel drey oder vier Loͤcher/ bis auf das Tuch/ und legen auf den Aſchen einen ſchoͤnen gruͤ- nen Waſen/ und durchloͤchern den Waſen gleicherwei- ſe/ den ſie in drey/ vier oder fuͤnf Tagen (nachdem er lang friſch bleibet) wieder verneuern/ ſo ſoll der Wein an der Farb und Geſchmack gut und unveraͤndert blei- ben. Etliche thun in den Wein/ wenn ſie anfan- gen zu gieren/ eine Schuͤſſel voll Krannweth-Scheiten/ oder Hopfen/ oder Beyfuß-Saamen/ oder Spicanard/ oder gedoͤrrte Kornbluͤhe/ oder ſaubern Weid- oder Reb-Aſchen/ in einem Saͤcklein/ wann er aber aufhoͤ- ret zu gieren/ ſo nehmen ſie es wieder heraus. Jtem mag man im Gieren einen guten oͤffters abgezogenen Brand- wein hinein gieſſen/ welches Leonardo Fioravanti nei Secreti rationali l. 5. cap. 49. fuͤr ein bewaͤhrtes Mittel haͤlt/ wann man in ein jedes Faß ſchon gelaͤuterten Wein einen Becher guten Brandwein gieſſet. Etliche nehmen in den Moſt Kranweth-Holtz einer Elen lang/ und laſſen den Moſt daruͤber gieren. Man ſagt auch/ wann man eine Reben-Wurtzen aus dem Weingebuͤrg/ darinn der Wein gewachſen iſt/ in das Faß thut/ ſo bleibe der Wein beſtaͤndig. Jtem nimm Roſen und Hopfen/ einen Vierding Hoͤnig/ hitz das Hoͤnig/ ſtoß ein Loth Jngber darunter/ decks zu/ miſch auch Hopfen und Roſen darunter/ thus in ein Saͤcklein/ und haͤngs in den Wein. Jtem nimm Benedicten-Wurtzen und etliche Naͤ- gelein/ gedoͤrret und gepulvert/ und in einem Seidel Brandwein warm durch ein Saͤcklein in den Wein ge- than. Jtem nimm ein Seidel guten Brandwein/ lege darein ſchoͤne auserleſene und geklaubte Weitzenkoͤrner/ auf drey Tag/ wol verdeckt/ daß kein Dampf davon moͤge/ und wann die Koͤrner den Brandwein gar ver- ſchluckt haben/ ſo laß den Wein wol ruͤhren mit einem Ruͤhr-Scheid/ darnach thue den Weitzen hinein/ laß ihn 14 Tage ruhen. Jtem nimm Mandel-Milch/ ſtoß Alaun klein dar- unter/ ſeihe es in das Faß durch einen Triechter auf ei- nem Tuch. Jtem daß der Wein weder Farb noch Guͤte veraͤn- dere/ ſoll man nehmen Beyfuß-Wurtzel/ ſie in einem neuen Hafen mit gutem Wein ſieden eine Stundlang/ wol zugedeckt/ man gieſſet darzu eine halbe Maß guten Brandwein/ laͤſſet alles miteinander ſieden/ ſeihet her- nach alles von den Wurtzen/ thuts in ein Fuder Wein oder Moſt/ wann er vergoren hat/ ſo bleibt er ſtarck und gut 2 oder 3 Jahr; Man kan auch Gewuͤrtz und andere Stuͤcke darzu nehmen. David de Planis Campi ſchreibt/ daß nichts beſſers ſey/ ein Faß Wein zu erhalten/ als wann man ein Loth Schwefel-Oel hinein gieſſet/ das ſey beſſer/ als alle Einſchlaͤge. Welches der Spiritus Sulphuris gleicher Geſtalt thut/ und dem Wein wieder eine gute Farbe giebt; allermaſſen ich ſolches ſelbſt mit nuͤtzlicher Wir- ckung probirt habe. Cap. A a a ij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/389>, abgerufen am 25.11.2024.