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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] wieviel man gegrubt/ und im Früling nachsehen/ wohin
sie gebraucht sind.

Das Jahr/ wann es geschauert hat/ soll man nicht
gruben. Die Reben werden vor einem Jahr nicht von
[Spaltenumbruch] ihrer Mutter-Reben abgeschnitten/ und also in der
Grube gelassen/ biß sie selbst Wurtzeln kriegen/ sodann
löset man sie ab von dem alten Stock/ und versetzet sie
weiter.

Cap. XXXVI.
Vom Dungen.
[Spaltenumbruch]

VJel sind der Meynung/ daß es den Weinstöcken
darum besser sey/ mit keiner Dunge sie zu be-
schweren; weil des Mistes ungesunder Geruch auch
den Trauben und folgends dem Wein mitgetheilt und
einverleibet seye; Ja Herr Rhago[r]ius schreibet/ daß
Oerter gefunden werden/ da das Misten der Reben
durch öffentliches Mandat verbotten/ damit der Wein
nicht verbösert/ sondern desto besser verkaufft werden
könne. Mich bedünckt aber diese Meynung allzufür-
sichtig/ denn gleichermassen wie man kein Bedencken
trägt/ Endten/ Jndianische Hüner und Pfauen nichts
desto weniger zu essen/ und auf die vornehmen Tafeln zu
bringen/ ob sie wol Kroten/ Frösche/ Schlangen/ Blind-
schleich und dergleichen Unziefer fressen; will nicht sagen
was ein Schwein für unflätiger gräßlicher Kost genies-
set/ dennoch mit Verlangen aufgekaufft und verspeiset
wird; Also zieht zwar die Erden des Mistes Fettigkeit
in sich/ und theilt solchen der Weinstöcke Wurtzen/ doch
schon etwas verwandelt/ gleichermassen mit; in der
Wurtzen aber wird er abermal subtiler distillirt/ also
daß sie allein dem Gewächse seinen Vorschub geben;
die Frucht aber/ die aus dem edlisten und besten Safft
der Reben formirt werden/ dennoch keinen andern Ge-
schmack annehmen/ als sie von Natur an sich selbst haben.

Doch soll alles dieses mit geziemender Bescheiden-
heit geschehen/ sonderlich daß der Mist im Dungen
nicht hart an die Wurtzen/ sondern etwas weiter davon
hinum gelegt und mit Erden wieder wol bedeckt sey/ daß
er keine Wurtzen am Weinstock berühre. Also muß man
nicht allen Mist ins gemein/ sondern allein den wolge faul-
ten und abgelegenen nehmen. Der Tauben-wie auch
Hüner-Mist ist den Weinstöcken am bequemsten/ wann
er nur gepulvert auf den Boden dünn gesäet/ und nach-
malen/ mit der Hauen eingeleibt wird.

So schadet auch nichts/ wann man verdorrt/ er-
stocktes oder erfaultes Heu/ das man sonst nirgends
brauchen kan/ also auch die Sägespähne von den Zim-
merleuten/ sonderlich die man bey den Sägemühlen auf-
gehaben/ die alten Staub-Haufen vom eingefallenen
Gebäu/ als Sand und Kalch zusammen vermischt.

Nach dem Geflügel-Mist/ wie gedacht/ ist der
Schaaf- und Zigen-Mist am besten/ der/ wo
man grosse Schäfereyen hat/ wol zu bekommen; wann
man nur desto reichlicher streuen lässet/ nächst diesem ist
der Kühe-Mist. Der Pferd-Mist ist zu hitzig/ ausser
wo gar kalte und feuchte Gründe seynd.

[Spaltenumbruch]

Zu solchen kalten leimechten und feuchten Grün-
den nun/ muß der Pferd-Mist gebraucht werden/ der
noch nicht viel verfault ist/ denn er wird des Grundes
Kälte erwärmen und austrocknen/ daß er subtiler und
märber wird. Wo gar sandichter Boden ist/ der aus
Mangel der Fettigkeit nicht genug miteinander verei-
nigt/ die Feuchtigkeit zwar gern und bald annimmt/ oder
bald wieder verdünstet/ daher auch von der Sonnenstrah-
len bey heissen Sommer-Tagen belästiget wird; also
muß man diese Ort/ bey feuchtem schon anwesenden/ oder
doch bald verhoffenden Regenwetter umhauen/ und mit
guten fetten wolverfaulten Küh- oder Schaaf-Mist/ der
keine Hitz mehr in sich hat/ wol dungen.

Herr Böckler sagt/ an dem Gebürge des Rhein-
stroms/ insonderheit bey Bacharach/ um S. Goar und
Poppart/ wo viel Schiferstein sind/ werden die Wein-
berge/ von dem kleinen Geschilf der Schiferstein be-
schüttet/ da dann nicht allein der Rebstock dardurch ge-
dunget/ sondern auch durch die Sonnen die Stein er-
hitzet/ die Trauben desto bälder kochen und zeitig ma-
chen.

Noch besser aber ist das zusamm-gehäuffte und ab-
gelegene Gassenkoth/ sonderlich an hohen hitzigen Orten/
da der Mist mehr verbrennet als erquicket; Jtem
Schaaf-Böcke- und Geiß-Hörner/ und die Sohlen oder
Horn vom Rindvieh und Schaafen/ aber alle Reben-
Dung wird besser im Neumonden verrichtet/ weil sie
also eher faulet und zur Erden verwandlet wird/ also
auch seine Wirckung eher leisten mag.

Die Zeit ist die bequemste im Herbst/ weil nicht al-
lein über Winter dem Stock eine Wärme dardurch
zugeflöset wird/ sondern er kan auf kommenden Früling
hernach desto besser seinen Effect zeigen/ wiewol dieses-
falls unterschiedene Meynungen sind/ deren jeder nach
Beliebung oder Lands-Gebrauch/ einer und der andere
sich bedienen mag. Also ist dißfalls Gewitter und
Grundes Beschaffenheit und die Erfahrung zu Rath
zu ziehen. Herr Rhagorius meinet/ es sey gnug/ wann
man von 3 zu 3 Jahren dunge/ oder die Weinberge in
drey Abtheilungen unterscheide/ und jährlich nur einen
mit Mist belege/ und ist besser schlecht gedunget und wol
gearbeitet/ als bey fetter Dunge/ den Rucken sparen/ weil
die Ermanglung des Mistes/ durch fleissiges Hauen und
Bauen wol kan ersetzet werden.

Cap.

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] wieviel man gegrubt/ und im Fruͤling nachſehen/ wohin
ſie gebraucht ſind.

Das Jahr/ wann es geſchauert hat/ ſoll man nicht
gruben. Die Reben werden vor einem Jahr nicht von
[Spaltenumbruch] ihrer Mutter-Reben abgeſchnitten/ und alſo in der
Grube gelaſſen/ biß ſie ſelbſt Wurtzeln kriegen/ ſodann
loͤſet man ſie ab von dem alten Stock/ und verſetzet ſie
weiter.

Cap. XXXVI.
Vom Dungen.
[Spaltenumbruch]

VJel ſind der Meynung/ daß es den Weinſtoͤcken
darum beſſer ſey/ mit keiner Dunge ſie zu be-
ſchwerẽ; weil des Miſtes ungeſunder Geruch auch
den Trauben und folgends dem Wein mitgetheilt und
einverleibet ſeye; Ja Herr Rhago[r]ius ſchreibet/ daß
Oerter gefunden werden/ da das Miſten der Reben
durch oͤffentliches Mandat verbotten/ damit der Wein
nicht verboͤſert/ ſondern deſto beſſer verkaufft werden
koͤnne. Mich beduͤnckt aber dieſe Meynung allzufuͤr-
ſichtig/ denn gleichermaſſen wie man kein Bedencken
traͤgt/ Endten/ Jndianiſche Huͤner und Pfauen nichts
deſto weniger zu eſſen/ und auf die vornehmen Tafeln zu
bringen/ ob ſie wol Kroten/ Froͤſche/ Schlangen/ Blind-
ſchleich und dergleichen Unziefer freſſen; will nicht ſagen
was ein Schwein fuͤr unflaͤtiger graͤßlicher Koſt genieſ-
ſet/ dennoch mit Verlangen aufgekaufft und verſpeiſet
wird; Alſo zieht zwar die Erden des Miſtes Fettigkeit
in ſich/ und theilt ſolchen der Weinſtoͤcke Wurtzen/ doch
ſchon etwas verwandelt/ gleichermaſſen mit; in der
Wurtzen aber wird er abermal ſubtiler diſtillirt/ alſo
daß ſie allein dem Gewaͤchſe ſeinen Vorſchub geben;
die Frucht aber/ die aus dem edliſten und beſten Safft
der Reben formirt werden/ dennoch keinen andern Ge-
ſchmack annehmen/ als ſie von Natur an ſich ſelbſt habẽ.

Doch ſoll alles dieſes mit geziemender Beſcheiden-
heit geſchehen/ ſonderlich daß der Miſt im Dungen
nicht hart an die Wurtzen/ ſondern etwas weiter davon
hinum gelegt und mit Erden wieder wol bedeckt ſey/ daß
er keine Wurtzen am Weinſtock beruͤhre. Alſo muß man
nicht allen Miſt ins gemein/ ſondern allein den wolge faul-
ten und abgelegenen nehmen. Der Tauben-wie auch
Huͤner-Miſt iſt den Weinſtoͤcken am bequemſten/ wann
er nur gepulvert auf den Boden duͤnn geſaͤet/ und nach-
malen/ mit der Hauen eingeleibt wird.

So ſchadet auch nichts/ wann man verdorrt/ er-
ſtocktes oder erfaultes Heu/ das man ſonſt nirgends
brauchen kan/ alſo auch die Saͤgeſpaͤhne von den Zim-
merleuten/ ſonderlich die man bey den Saͤgemuͤhlen auf-
gehaben/ die alten Staub-Haufen vom eingefallenen
Gebaͤu/ als Sand und Kalch zuſammen vermiſcht.

Nach dem Gefluͤgel-Miſt/ wie gedacht/ iſt der
Schaaf- und Zigen-Miſt am beſten/ der/ wo
man groſſe Schaͤfereyen hat/ wol zu bekommen; wann
man nur deſto reichlicher ſtreuen laͤſſet/ naͤchſt dieſem iſt
der Kuͤhe-Miſt. Der Pferd-Miſt iſt zu hitzig/ auſſer
wo gar kalte und feuchte Gruͤnde ſeynd.

[Spaltenumbruch]

Zu ſolchen kalten leimechten und feuchten Gruͤn-
den nun/ muß der Pferd-Miſt gebraucht werden/ der
noch nicht viel verfault iſt/ denn er wird des Grundes
Kaͤlte erwaͤrmen und austrocknen/ daß er ſubtiler und
maͤrber wird. Wo gar ſandichter Boden iſt/ der aus
Mangel der Fettigkeit nicht genug miteinander verei-
nigt/ die Feuchtigkeit zwar gern und bald annimmt/ oder
bald wieder verduͤnſtet/ daher auch von der Sonnenſtrah-
len bey heiſſen Sommer-Tagen belaͤſtiget wird; alſo
muß man dieſe Ort/ bey feuchtem ſchon anweſenden/ oder
doch bald verhoffenden Regenwetter umhauen/ und mit
guten fetten wolverfaulten Kuͤh- oder Schaaf-Miſt/ der
keine Hitz mehr in ſich hat/ wol dungen.

Herr Boͤckler ſagt/ an dem Gebuͤrge des Rhein-
ſtroms/ inſonderheit bey Bacharach/ um S. Goar und
Poppart/ wo viel Schiferſtein ſind/ werden die Wein-
berge/ von dem kleinen Geſchilf der Schiferſtein be-
ſchuͤttet/ da dann nicht allein der Rebſtock dardurch ge-
dunget/ ſondern auch durch die Sonnen die Stein er-
hitzet/ die Trauben deſto baͤlder kochen und zeitig ma-
chen.

Noch beſſer aber iſt das zuſamm-gehaͤuffte und ab-
gelegene Gaſſenkoth/ ſonderlich an hohen hitzigen Orten/
da der Miſt mehr verbrennet als erquicket; Jtem
Schaaf-Boͤcke- und Geiß-Hoͤrner/ und die Sohlen oder
Horn vom Rindvieh und Schaafen/ aber alle Reben-
Dung wird beſſer im Neumonden verrichtet/ weil ſie
alſo eher faulet und zur Erden verwandlet wird/ alſo
auch ſeine Wirckung eher leiſten mag.

Die Zeit iſt die bequemſte im Herbſt/ weil nicht al-
lein uͤber Winter dem Stock eine Waͤrme dardurch
zugefloͤſet wird/ ſondern er kan auf kommenden Fruͤling
hernach deſto beſſer ſeinen Effect zeigen/ wiewol dieſes-
falls unterſchiedene Meynungen ſind/ deren jeder nach
Beliebung oder Lands-Gebrauch/ einer und der andere
ſich bedienen mag. Alſo iſt dißfalls Gewitter und
Grundes Beſchaffenheit und die Erfahrung zu Rath
zu ziehen. Herr Rhagorius meinet/ es ſey gnug/ wann
man von 3 zu 3 Jahren dunge/ oder die Weinberge in
drey Abtheilungen unterſcheide/ und jaͤhrlich nur einen
mit Miſt belege/ und iſt beſſer ſchlecht gedunget und wol
gearbeitet/ als bey fetter Dunge/ den Rucken ſparen/ weil
die Ermanglung des Miſtes/ durch fleiſſiges Hauen und
Bauen wol kan erſetzet werden.

Cap.
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[360/0378] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens wieviel man gegrubt/ und im Fruͤling nachſehen/ wohin ſie gebraucht ſind. Das Jahr/ wann es geſchauert hat/ ſoll man nicht gruben. Die Reben werden vor einem Jahr nicht von ihrer Mutter-Reben abgeſchnitten/ und alſo in der Grube gelaſſen/ biß ſie ſelbſt Wurtzeln kriegen/ ſodann loͤſet man ſie ab von dem alten Stock/ und verſetzet ſie weiter. Cap. XXXVI. Vom Dungen. VJel ſind der Meynung/ daß es den Weinſtoͤcken darum beſſer ſey/ mit keiner Dunge ſie zu be- ſchwerẽ; weil des Miſtes ungeſunder Geruch auch den Trauben und folgends dem Wein mitgetheilt und einverleibet ſeye; Ja Herr Rhagorius ſchreibet/ daß Oerter gefunden werden/ da das Miſten der Reben durch oͤffentliches Mandat verbotten/ damit der Wein nicht verboͤſert/ ſondern deſto beſſer verkaufft werden koͤnne. Mich beduͤnckt aber dieſe Meynung allzufuͤr- ſichtig/ denn gleichermaſſen wie man kein Bedencken traͤgt/ Endten/ Jndianiſche Huͤner und Pfauen nichts deſto weniger zu eſſen/ und auf die vornehmen Tafeln zu bringen/ ob ſie wol Kroten/ Froͤſche/ Schlangen/ Blind- ſchleich und dergleichen Unziefer freſſen; will nicht ſagen was ein Schwein fuͤr unflaͤtiger graͤßlicher Koſt genieſ- ſet/ dennoch mit Verlangen aufgekaufft und verſpeiſet wird; Alſo zieht zwar die Erden des Miſtes Fettigkeit in ſich/ und theilt ſolchen der Weinſtoͤcke Wurtzen/ doch ſchon etwas verwandelt/ gleichermaſſen mit; in der Wurtzen aber wird er abermal ſubtiler diſtillirt/ alſo daß ſie allein dem Gewaͤchſe ſeinen Vorſchub geben; die Frucht aber/ die aus dem edliſten und beſten Safft der Reben formirt werden/ dennoch keinen andern Ge- ſchmack annehmen/ als ſie von Natur an ſich ſelbſt habẽ. Doch ſoll alles dieſes mit geziemender Beſcheiden- heit geſchehen/ ſonderlich daß der Miſt im Dungen nicht hart an die Wurtzen/ ſondern etwas weiter davon hinum gelegt und mit Erden wieder wol bedeckt ſey/ daß er keine Wurtzen am Weinſtock beruͤhre. Alſo muß man nicht allen Miſt ins gemein/ ſondern allein den wolge faul- ten und abgelegenen nehmen. Der Tauben-wie auch Huͤner-Miſt iſt den Weinſtoͤcken am bequemſten/ wann er nur gepulvert auf den Boden duͤnn geſaͤet/ und nach- malen/ mit der Hauen eingeleibt wird. So ſchadet auch nichts/ wann man verdorrt/ er- ſtocktes oder erfaultes Heu/ das man ſonſt nirgends brauchen kan/ alſo auch die Saͤgeſpaͤhne von den Zim- merleuten/ ſonderlich die man bey den Saͤgemuͤhlen auf- gehaben/ die alten Staub-Haufen vom eingefallenen Gebaͤu/ als Sand und Kalch zuſammen vermiſcht. Nach dem Gefluͤgel-Miſt/ wie gedacht/ iſt der Schaaf- und Zigen-Miſt am beſten/ der/ wo man groſſe Schaͤfereyen hat/ wol zu bekommen; wann man nur deſto reichlicher ſtreuen laͤſſet/ naͤchſt dieſem iſt der Kuͤhe-Miſt. Der Pferd-Miſt iſt zu hitzig/ auſſer wo gar kalte und feuchte Gruͤnde ſeynd. Zu ſolchen kalten leimechten und feuchten Gruͤn- den nun/ muß der Pferd-Miſt gebraucht werden/ der noch nicht viel verfault iſt/ denn er wird des Grundes Kaͤlte erwaͤrmen und austrocknen/ daß er ſubtiler und maͤrber wird. Wo gar ſandichter Boden iſt/ der aus Mangel der Fettigkeit nicht genug miteinander verei- nigt/ die Feuchtigkeit zwar gern und bald annimmt/ oder bald wieder verduͤnſtet/ daher auch von der Sonnenſtrah- len bey heiſſen Sommer-Tagen belaͤſtiget wird; alſo muß man dieſe Ort/ bey feuchtem ſchon anweſenden/ oder doch bald verhoffenden Regenwetter umhauen/ und mit guten fetten wolverfaulten Kuͤh- oder Schaaf-Miſt/ der keine Hitz mehr in ſich hat/ wol dungen. Herr Boͤckler ſagt/ an dem Gebuͤrge des Rhein- ſtroms/ inſonderheit bey Bacharach/ um S. Goar und Poppart/ wo viel Schiferſtein ſind/ werden die Wein- berge/ von dem kleinen Geſchilf der Schiferſtein be- ſchuͤttet/ da dann nicht allein der Rebſtock dardurch ge- dunget/ ſondern auch durch die Sonnen die Stein er- hitzet/ die Trauben deſto baͤlder kochen und zeitig ma- chen. Noch beſſer aber iſt das zuſamm-gehaͤuffte und ab- gelegene Gaſſenkoth/ ſonderlich an hohen hitzigen Orten/ da der Miſt mehr verbrennet als erquicket; Jtem Schaaf-Boͤcke- und Geiß-Hoͤrner/ und die Sohlen oder Horn vom Rindvieh und Schaafen/ aber alle Reben- Dung wird beſſer im Neumonden verrichtet/ weil ſie alſo eher faulet und zur Erden verwandlet wird/ alſo auch ſeine Wirckung eher leiſten mag. Die Zeit iſt die bequemſte im Herbſt/ weil nicht al- lein uͤber Winter dem Stock eine Waͤrme dardurch zugefloͤſet wird/ ſondern er kan auf kommenden Fruͤling hernach deſto beſſer ſeinen Effect zeigen/ wiewol dieſes- falls unterſchiedene Meynungen ſind/ deren jeder nach Beliebung oder Lands-Gebrauch/ einer und der andere ſich bedienen mag. Alſo iſt dißfalls Gewitter und Grundes Beſchaffenheit und die Erfahrung zu Rath zu ziehen. Herr Rhagorius meinet/ es ſey gnug/ wann man von 3 zu 3 Jahren dunge/ oder die Weinberge in drey Abtheilungen unterſcheide/ und jaͤhrlich nur einen mit Miſt belege/ und iſt beſſer ſchlecht gedunget und wol gearbeitet/ als bey fetter Dunge/ den Rucken ſparen/ weil die Ermanglung des Miſtes/ durch fleiſſiges Hauen und Bauen wol kan erſetzet werden. Cap.

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/378>, abgerufen am 26.11.2024.