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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Anderes Buch/ Haus-Vatter.
Cap. LXXV.
Ubereinstimmung der vornehmsten Glieder des Menschens.
[Spaltenumbruch]

WAnn in einem Fürstenthum oder Republica,
eine schöne Ordnung/ richtige Einigkeit/ und ge-
schickliche Ubereinstimmung ist/ daß die Obern/
den Geringern recht und gereimt befehlen/ und diese
jenen willig und hurtig folgen/ so kan es nicht anders/
als/ nächst Göttlichem Beystand/ recht und wol zuge-
hen; also im menschlichen Leibe/ wann das Gemüthe/
oder die Göttliche Seele/ so meistentheils im Haupt ih-
ren Palast aufschlägt/ vergnügt und zufrieden lebt/ denen
Bewegungen ihren Muthwillen nicht lässet/ sondern mit
dem Zaum der Tugenden bemeistert und anfesselt/ so
theilet sie per arctiffimam illam conjunctionem & sym-
pathiam
dem Leib auch/ nach rechter Maß/ ihre Lebens-
Geister mit/ dardurch selbiget gereinigt/ ausgeheitert
und in seinem Wolergehen erhalten wird. Das Hirn
wircket per spinalem medullam, durch die Nerven und
andere Gänge die jenige Freudigkeit/ die sie a Participa-
tione Animi
vorher an sich gezogen; die Hitz mit der
Wärme/ und die Trockene wird mit der Feuchten also ge-
mässiget/ daß keine der andern vorschlägt/ und durch die-
ses Temperament, wird das gantze menschliche Wesen
gestärcket und ernähret/ das Hertz und die Leber sollen
warm seyn/ weil daselbst die Spiritus vitales, und das
Geblüt erzeuget wird/ die dem Magen seine Dauung
helffen erleichtern/ mit ihren zu Nachts auftreibenden Ex-
halatio
nen die Kälte des Hirns erwärmen/ da sonderlich
der Magen/ als ein weiser Kuchen-Meister die gantze
Oeconomiam seines Leibes/ und alle derselben Abtheilun-
gen mit gehöriger Nahrung versiehet/ das Gute von dem
Bösen absondert/ und dieses zu rechter Zeit austreibet.
Die gantze Haut des Menschen ist voller Schweiß-
löcher/ durch welche immerdar auf empfindliche oder un-
empfindliche Weise der transpiration, die dünstige und
geistige Leibes-Sammlungen heraus getrieben/ oder
entweder durch den Schweiß/ oder durch Ausdauung
[Spaltenumbruch] durch die Haut/ heraus rauchen/ und aus Güte der Natur/
ohne daß wirs mercken/ in die Lufft verstöbert werden.
Pythagoras, hat die gantze Gesundheit-Lehr in gewisse
Temperamenten eingerottet/ davon das erste die Ge-
müths-Bewegungen/ das andere die Nahrung/ das
letzte den Himmel/ und die uns umfassende Lufft begreif-
fet. Und Marsilius Ficinus bringt seine drey Parcas
herfür/ deren die erste die Mässigkeit der Nahrung/ die
andere die Milderung der Sorgen/ die dritte die Ver-
hütung ist für ungesundem Wetter. Diese Ubereinstim-
mung und Concordanz der Glieder/ wird mit guter
Diaet mehr erhalten/ als durch viel Purgiren und Ader-
lassen/ man soll mehr bewährte Proeservativ/ Kopf-
Stärckungen/ und was die Phlegmata subtil angreiffet/
dünn machet/ und ausführet/ als andere Artzneyen (aus-
ser dem Nothfall) gebrauchen/ und jedem Principal-
Theil seines Wesens/ wo man den geringsten Fehler
mercket/ bey zeiten mit kräfftigen Prophylacticis begeg-
nen. Ein guter Koch/ ist offt der beste und angenehme-
ste Artzt/ den die Natur gern annimmet/ sonderlich wo
ein fröliches Gemüthe ist/ das sich nicht von jedem Win-
de biegen lässet/ sondern in seiner Zufriedenheit/ durch
Gottes Beystand/ unbetrübt verharret; denn sich im
Creutz nicht zu hefftig betrüben/ ist eine Uberwindung des
Unglücks/ dardurch man ihm seine Krafft und Waffen
aus den Händen nimmt. So soll man auch in den
Eitelkeiten der Welt sich nicht allzuhoch und kindisch er-
erfreuen/ weil sie mehr in der Einbildung verheissen/ als in
der That leisten. Ein jedes Gute hat etwas Böses/ und
ein jedes Böse/ etwas Gutes; halte den gegenwärtigen
Tag für glückselig/ und verderbe ihn nicht mit dem
ängstlichen Verlangen eines noch glückseeligern/ oder
mit der Furcht eines noch unglückhafftern. Also wird
Seel und Leib wol vereinigt und gesund verbleiben.

Cap. LXXVI.
Von der Mässigkeit in Speis und Tranck.
[Spaltenumbruch]

DJe Mässigkeit ist die vornehmste und angenehme-
ste Hof-Meisterinn der menschlichen Gesundheit/
sie durchdringt alle Jngeweid/ Juncturen und
Glieder gantz sanfft und gelinde/ lähret aus/ was über-
flüssig/ macht dünn/ was schleimicht ist/ eröffnet alle Ver-
stopffungen/ erweitert und erhaitert die Gänge der Le-
bens-Geister/ ohne daß sie die Feuchtigkeiten aufrührig
oder rege macht/ verhütet auf das allersicherste vor allen
Kranckheiten/ weil sie das Geblüt reiniget/ und die Gei-
ster stärcket/ die Begierden mässiget/ die Einigkeit er-
hält/ gesund/ frölich und glückselig machet/ auch zum
Reich werden/ darnach die meisten Menschen streben/
eine grosse Beförderung ist/ wie die Spanier sagen:
Quien Come, y dexa, dos vezes pone Mesa. Und
denckwürdig ist/ was Stephano Guazzo von einem
Französischen König erzehlt/ als er an einem schönen
Palast nichts als die zu kleine Kuchen tadeln und aus-
stellen können/ hat ihm der Jnnhaber desselben weißlich
[Spaltenumbruch] geantwortet: Sire! die kleine Kuchen/ hat das Haus
ergrössert; ist eben dem Jtaliänischen Sprichwort ge-
mässe: Lacucina piccola fa la casa grande, und gras-
sa cucina, magro Testamento.
Und ein anderer sagt:
Ubi est gulae ingluvies ibi Infirmitatum colluvies.
Und der heilige Kirchen-Lehrer Chrysostomus, hom.
45. in Matthaeum
sagt/ Per delicias senectus citius
obrepit, sensus obtunditur, cogitatio retardatur, cor-
pus dissolvitur, majoris excrementi materia recon-
ditur atque reponitur.
Und sagt Diogenes wol: Wie
eine Kammer/ darinn viel Speise behalten wird/ viel
Mäus und Ratzen zu haben pfleget: also/ ein Leib/
der viel isset und trinckt/ ist vielen Kranckheiten unter-
worffen; und ist zu beklagen/ wie jener Medicus sagt/
quod voracitas quasi nobis connata est, und daß die
Kinds-Warterinnen die kleinen Kinder von Jugend auf
darzu gewehnen/ und sie mit dem Kinds-Koch also an-
schoppen/ daß nur der Magen weit ausgedehnet wird/

und
Y
Anderes Buch/ Haus-Vatter.
Cap. LXXV.
Ubereinſtimmung der vornehmſten Glieder des Menſchens.
[Spaltenumbruch]

WAnn in einem Fuͤrſtenthum oder Republicâ,
eine ſchoͤne Ordnung/ richtige Einigkeit/ und ge-
ſchickliche Ubereinſtimmung iſt/ daß die Obern/
den Geringern recht und gereimt befehlen/ und dieſe
jenen willig und hurtig folgen/ ſo kan es nicht anders/
als/ naͤchſt Goͤttlichem Beyſtand/ recht und wol zuge-
hen; alſo im menſchlichen Leibe/ wann das Gemuͤthe/
oder die Goͤttliche Seele/ ſo meiſtentheils im Haupt ih-
ren Palaſt aufſchlaͤgt/ vergnuͤgt und zufrieden lebt/ denen
Bewegungen ihren Muthwillen nicht laͤſſet/ ſondern mit
dem Zaum der Tugenden bemeiſtert und anfeſſelt/ ſo
theilet ſie per arctiffimam illam conjunctionem & ſym-
pathiam
dem Leib auch/ nach rechter Maß/ ihre Lebens-
Geiſter mit/ dardurch ſelbiget gereinigt/ ausgeheitert
und in ſeinem Wolergehen erhalten wird. Das Hirn
wircket per ſpinalem medullam, durch die Nerven und
andere Gaͤnge die jenige Freudigkeit/ die ſie à Participa-
tione Animi
vorher an ſich gezogen; die Hitz mit der
Waͤrme/ und die Trockene wird mit der Feuchten alſo ge-
maͤſſiget/ daß keine der andern vorſchlaͤgt/ und durch die-
ſes Temperament, wird das gantze menſchliche Weſen
geſtaͤrcket und ernaͤhret/ das Hertz und die Leber ſollen
warm ſeyn/ weil daſelbſt die Spiritus vitales, und das
Gebluͤt erzeuget wird/ die dem Magen ſeine Dauung
helffen erleichtern/ mit ihren zu Nachts auftreibenden Ex-
halatio
nen die Kaͤlte des Hirns erwaͤrmen/ da ſonderlich
der Magen/ als ein weiſer Kuchen-Meiſter die gantze
Oeconomiam ſeines Leibes/ und alle derſelben Abtheilun-
gen mit gehoͤriger Nahrung verſiehet/ das Gute von dem
Boͤſen abſondert/ und dieſes zu rechter Zeit austreibet.
Die gantze Haut des Menſchen iſt voller Schweiß-
loͤcher/ durch welche immerdar auf empfindliche oder un-
empfindliche Weiſe der tranſpiration, die duͤnſtige und
geiſtige Leibes-Sammlungen heraus getrieben/ oder
entweder durch den Schweiß/ oder durch Ausdauung
[Spaltenumbruch] durch die Haut/ heraus rauchen/ und aus Guͤte der Natur/
ohne daß wirs mercken/ in die Lufft verſtoͤbert werden.
Pythagoras, hat die gantze Geſundheit-Lehr in gewiſſe
Temperamenten eingerottet/ davon das erſte die Ge-
muͤths-Bewegungen/ das andere die Nahrung/ das
letzte den Himmel/ und die uns umfaſſende Lufft begreif-
fet. Und Marſilius Ficinus bringt ſeine drey Parcas
herfuͤr/ deren die erſte die Maͤſſigkeit der Nahrung/ die
andere die Milderung der Sorgen/ die dritte die Ver-
huͤtung iſt fuͤr ungeſundem Wetter. Dieſe Ubereinſtim-
mung und Concordanz der Glieder/ wird mit guter
Diæt mehr erhalten/ als durch viel Purgiren und Ader-
laſſen/ man ſoll mehr bewaͤhrte Prœſervativ/ Kopf-
Staͤrckungen/ und was die Phlegmata ſubtil angreiffet/
duͤnn machet/ und ausfuͤhret/ als andere Artzneyen (auſ-
ſer dem Nothfall) gebrauchen/ und jedem Principal-
Theil ſeines Weſens/ wo man den geringſten Fehler
mercket/ bey zeiten mit kraͤfftigen Prophylacticis begeg-
nen. Ein guter Koch/ iſt offt der beſte und angenehme-
ſte Artzt/ den die Natur gern annimmet/ ſonderlich wo
ein froͤliches Gemuͤthe iſt/ das ſich nicht von jedem Win-
de biegen laͤſſet/ ſondern in ſeiner Zufriedenheit/ durch
Gottes Beyſtand/ unbetruͤbt verharret; denn ſich im
Creutz nicht zu hefftig betruͤben/ iſt eine Uberwindung des
Ungluͤcks/ dardurch man ihm ſeine Krafft und Waffen
aus den Haͤnden nimmt. So ſoll man auch in den
Eitelkeiten der Welt ſich nicht allzuhoch und kindiſch er-
erfreuen/ weil ſie mehr in der Einbildung verheiſſen/ als in
der That leiſten. Ein jedes Gute hat etwas Boͤſes/ und
ein jedes Boͤſe/ etwas Gutes; halte den gegenwaͤrtigen
Tag fuͤr gluͤckſelig/ und verderbe ihn nicht mit dem
aͤngſtlichen Verlangen eines noch gluͤckſeeligern/ oder
mit der Furcht eines noch ungluͤckhafftern. Alſo wird
Seel und Leib wol vereinigt und geſund verbleiben.

Cap. LXXVI.
Von der Maͤſſigkeit in Speis und Tranck.
[Spaltenumbruch]

DJe Maͤſſigkeit iſt die vornehmſte und angenehme-
ſte Hof-Meiſterinn der menſchlichen Geſundheit/
ſie durchdringt alle Jngeweid/ Juncturen und
Glieder gantz ſanfft und gelinde/ laͤhret aus/ was uͤber-
fluͤſſig/ macht duͤnn/ was ſchleimicht iſt/ eroͤffnet alle Ver-
ſtopffungen/ erweitert und erhaitert die Gaͤnge der Le-
bens-Geiſter/ ohne daß ſie die Feuchtigkeiten aufruͤhrig
oder rege macht/ verhuͤtet auf das allerſicherſte vor allen
Kranckheiten/ weil ſie das Gebluͤt reiniget/ und die Gei-
ſter ſtaͤrcket/ die Begierden maͤſſiget/ die Einigkeit er-
haͤlt/ geſund/ froͤlich und gluͤckſelig machet/ auch zum
Reich werden/ darnach die meiſten Menſchen ſtreben/
eine groſſe Befoͤrderung iſt/ wie die Spanier ſagen:
Quien Come, y dexa, dos vezes pone Meſa. Und
denckwuͤrdig iſt/ was Stephano Guazzo von einem
Franzoͤſiſchen Koͤnig erzehlt/ als er an einem ſchoͤnen
Palaſt nichts als die zu kleine Kuchen tadeln und aus-
ſtellen koͤnnen/ hat ihm der Jnnhaber deſſelben weißlich
[Spaltenumbruch] geantwortet: Sire! die kleine Kuchen/ hat das Haus
ergroͤſſert; iſt eben dem Jtaliaͤniſchen Sprichwort ge-
maͤſſe: Lacucina piccola fa la caſa grande, und graſ-
ſa cucina, magro Teſtamento.
Und ein anderer ſagt:
Ubi eſt gulæ ingluvies ibi Infirmitatum colluvies.
Und der heilige Kirchen-Lehrer Chryſoſtomus, hom.
45. in Matthæum
ſagt/ Per delicias ſenectus citius
obrepit, ſenſus obtunditur, cogitatio retardatur, cor-
pus diſſolvitur, majoris excrementi materia recon-
ditur atquè reponitur.
Und ſagt Diogenes wol: Wie
eine Kammer/ darinn viel Speiſe behalten wird/ viel
Maͤus und Ratzen zu haben pfleget: alſo/ ein Leib/
der viel iſſet und trinckt/ iſt vielen Kranckheiten unter-
worffen; und iſt zu beklagen/ wie jener Medicus ſagt/
quod voracitas quaſi nobis connata eſt, und daß die
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ſchoppen/ daß nur der Magen weit ausgedehnet wird/

und
Y
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[169/0187] Anderes Buch/ Haus-Vatter. Cap. LXXV. Ubereinſtimmung der vornehmſten Glieder des Menſchens. WAnn in einem Fuͤrſtenthum oder Republicâ, eine ſchoͤne Ordnung/ richtige Einigkeit/ und ge- ſchickliche Ubereinſtimmung iſt/ daß die Obern/ den Geringern recht und gereimt befehlen/ und dieſe jenen willig und hurtig folgen/ ſo kan es nicht anders/ als/ naͤchſt Goͤttlichem Beyſtand/ recht und wol zuge- hen; alſo im menſchlichen Leibe/ wann das Gemuͤthe/ oder die Goͤttliche Seele/ ſo meiſtentheils im Haupt ih- ren Palaſt aufſchlaͤgt/ vergnuͤgt und zufrieden lebt/ denen Bewegungen ihren Muthwillen nicht laͤſſet/ ſondern mit dem Zaum der Tugenden bemeiſtert und anfeſſelt/ ſo theilet ſie per arctiffimam illam conjunctionem & ſym- pathiam dem Leib auch/ nach rechter Maß/ ihre Lebens- Geiſter mit/ dardurch ſelbiget gereinigt/ ausgeheitert und in ſeinem Wolergehen erhalten wird. Das Hirn wircket per ſpinalem medullam, durch die Nerven und andere Gaͤnge die jenige Freudigkeit/ die ſie à Participa- tione Animi vorher an ſich gezogen; die Hitz mit der Waͤrme/ und die Trockene wird mit der Feuchten alſo ge- maͤſſiget/ daß keine der andern vorſchlaͤgt/ und durch die- ſes Temperament, wird das gantze menſchliche Weſen geſtaͤrcket und ernaͤhret/ das Hertz und die Leber ſollen warm ſeyn/ weil daſelbſt die Spiritus vitales, und das Gebluͤt erzeuget wird/ die dem Magen ſeine Dauung helffen erleichtern/ mit ihren zu Nachts auftreibenden Ex- halationen die Kaͤlte des Hirns erwaͤrmen/ da ſonderlich der Magen/ als ein weiſer Kuchen-Meiſter die gantze Oeconomiam ſeines Leibes/ und alle derſelben Abtheilun- gen mit gehoͤriger Nahrung verſiehet/ das Gute von dem Boͤſen abſondert/ und dieſes zu rechter Zeit austreibet. Die gantze Haut des Menſchen iſt voller Schweiß- loͤcher/ durch welche immerdar auf empfindliche oder un- empfindliche Weiſe der tranſpiration, die duͤnſtige und geiſtige Leibes-Sammlungen heraus getrieben/ oder entweder durch den Schweiß/ oder durch Ausdauung durch die Haut/ heraus rauchen/ und aus Guͤte der Natur/ ohne daß wirs mercken/ in die Lufft verſtoͤbert werden. Pythagoras, hat die gantze Geſundheit-Lehr in gewiſſe Temperamenten eingerottet/ davon das erſte die Ge- muͤths-Bewegungen/ das andere die Nahrung/ das letzte den Himmel/ und die uns umfaſſende Lufft begreif- fet. Und Marſilius Ficinus bringt ſeine drey Parcas herfuͤr/ deren die erſte die Maͤſſigkeit der Nahrung/ die andere die Milderung der Sorgen/ die dritte die Ver- huͤtung iſt fuͤr ungeſundem Wetter. Dieſe Ubereinſtim- mung und Concordanz der Glieder/ wird mit guter Diæt mehr erhalten/ als durch viel Purgiren und Ader- laſſen/ man ſoll mehr bewaͤhrte Prœſervativ/ Kopf- Staͤrckungen/ und was die Phlegmata ſubtil angreiffet/ duͤnn machet/ und ausfuͤhret/ als andere Artzneyen (auſ- ſer dem Nothfall) gebrauchen/ und jedem Principal- Theil ſeines Weſens/ wo man den geringſten Fehler mercket/ bey zeiten mit kraͤfftigen Prophylacticis begeg- nen. Ein guter Koch/ iſt offt der beſte und angenehme- ſte Artzt/ den die Natur gern annimmet/ ſonderlich wo ein froͤliches Gemuͤthe iſt/ das ſich nicht von jedem Win- de biegen laͤſſet/ ſondern in ſeiner Zufriedenheit/ durch Gottes Beyſtand/ unbetruͤbt verharret; denn ſich im Creutz nicht zu hefftig betruͤben/ iſt eine Uberwindung des Ungluͤcks/ dardurch man ihm ſeine Krafft und Waffen aus den Haͤnden nimmt. So ſoll man auch in den Eitelkeiten der Welt ſich nicht allzuhoch und kindiſch er- erfreuen/ weil ſie mehr in der Einbildung verheiſſen/ als in der That leiſten. Ein jedes Gute hat etwas Boͤſes/ und ein jedes Boͤſe/ etwas Gutes; halte den gegenwaͤrtigen Tag fuͤr gluͤckſelig/ und verderbe ihn nicht mit dem aͤngſtlichen Verlangen eines noch gluͤckſeeligern/ oder mit der Furcht eines noch ungluͤckhafftern. Alſo wird Seel und Leib wol vereinigt und geſund verbleiben. Cap. LXXVI. Von der Maͤſſigkeit in Speis und Tranck. DJe Maͤſſigkeit iſt die vornehmſte und angenehme- ſte Hof-Meiſterinn der menſchlichen Geſundheit/ ſie durchdringt alle Jngeweid/ Juncturen und Glieder gantz ſanfft und gelinde/ laͤhret aus/ was uͤber- fluͤſſig/ macht duͤnn/ was ſchleimicht iſt/ eroͤffnet alle Ver- ſtopffungen/ erweitert und erhaitert die Gaͤnge der Le- bens-Geiſter/ ohne daß ſie die Feuchtigkeiten aufruͤhrig oder rege macht/ verhuͤtet auf das allerſicherſte vor allen Kranckheiten/ weil ſie das Gebluͤt reiniget/ und die Gei- ſter ſtaͤrcket/ die Begierden maͤſſiget/ die Einigkeit er- haͤlt/ geſund/ froͤlich und gluͤckſelig machet/ auch zum Reich werden/ darnach die meiſten Menſchen ſtreben/ eine groſſe Befoͤrderung iſt/ wie die Spanier ſagen: Quien Come, y dexa, dos vezes pone Meſa. Und denckwuͤrdig iſt/ was Stephano Guazzo von einem Franzoͤſiſchen Koͤnig erzehlt/ als er an einem ſchoͤnen Palaſt nichts als die zu kleine Kuchen tadeln und aus- ſtellen koͤnnen/ hat ihm der Jnnhaber deſſelben weißlich geantwortet: Sire! die kleine Kuchen/ hat das Haus ergroͤſſert; iſt eben dem Jtaliaͤniſchen Sprichwort ge- maͤſſe: Lacucina piccola fa la caſa grande, und graſ- ſa cucina, magro Teſtamento. Und ein anderer ſagt: Ubi eſt gulæ ingluvies ibi Infirmitatum colluvies. Und der heilige Kirchen-Lehrer Chryſoſtomus, hom. 45. in Matthæum ſagt/ Per delicias ſenectus citius obrepit, ſenſus obtunditur, cogitatio retardatur, cor- pus diſſolvitur, majoris excrementi materia recon- ditur atquè reponitur. Und ſagt Diogenes wol: Wie eine Kammer/ darinn viel Speiſe behalten wird/ viel Maͤus und Ratzen zu haben pfleget: alſo/ ein Leib/ der viel iſſet und trinckt/ iſt vielen Kranckheiten unter- worffen; und iſt zu beklagen/ wie jener Medicus ſagt/ quod voracitas quaſi nobis connata eſt, und daß die Kinds-Warterinnen die kleinen Kinder von Jugend auf darzu gewehnen/ und ſie mit dem Kinds-Koch alſo an- ſchoppen/ daß nur der Magen weit ausgedehnet wird/ und Y

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/187>, abgerufen am 26.11.2024.