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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] ist gut für das üble Gehör/ reiniget die Zähne; mit
Harn/ der mit ein wenig Saffran gegilbt ist/ sich lau-
licht gegurgelt/ ist ein gewisses Experiment, wann das
Zäpfflein abgefallen ist/ ist auch sehr gut für gefährli-
che Hals-Geschwer/ für die zittrende Hände und Knie/
damit gewaschen. Nüchtern getruncken/ dienet er für
die Schwind- und Wasser-Sucht/ Miltzwehe/ Gelb-
sucht/ und ist sonderlich in Infections-Zeiten ein herrli-
ches Experiment, so von vielen Soldaten ist probirt und
gut-befunden worden. Wie aber der menschliche Urin
vielerley Thieren nutzlich gebraucht/ wie er destillirt und
ein Spiritus Urinae daraus gezogen/ auch wie das Oleum
Ludi
aus dem Tartaro Urinae gemacht; und zu was
Artzneyen alles nutzlich ist/ besihe Conradi Khunrats
[Spaltenumbruch] Medullam Destillatoriam & Medicam,
den ersten Theil
Tractatum quartum, fol. 94. & seqq. Tabernaemon-
tanus
in seinem Wasser-Schatz fol. 507. schreibet: Men-
schen-Harn mindere wunderbarlich die Schmertzen des
Podagra/ die Füsse warm darinnen gebadet. Eibisch-
Wurtz gestossen/ und mit Menschen-Harn temperirt/
vertreibt den bösen fliessenden Grind des Haupts/ und
trocknet denselben/ das Haupt offt darmit gesalbt/ oder
in Gestalt eines Pflasters übergelegt. Für die Würm
in den Ohren/ und andere Thierlein/ die hineingekro-
chen/ nimm Zwibeln und Jsopp/ stoß die mit alten Harn/
und treuffs in die Ohren/ es treibt sie aus/ oder tödtet sie.
Daselbst kan man noch mehr finden.

Cap. LXII.
Vom Hertzen/ und der Lungen.
[Spaltenumbruch]

JCH will hier nicht (wie vorgedacht) den Haus-
Vatter zu einen Medicum oder Anatomi-
cum
machen/ welches ich selbst nicht bin/ und
müssten sonsten alle sinnliche und vernünfftige Theil des
Menschens/ so sich in dem Kopf befinden/ hier angeführt
und erkläret werden. Weil aber die Zufälle und Ge-
brechen/ so den sterblichen Cörper anzugreiffen pflegen/
und wie ihnen zu begegnen/ im folgenden dritten Buch be-
deutet werden solle/ als will ich jetzt allein die vornehm-
sten Haupt-Theil des Menschens übersehen/ und so
viel einen vernünfftigen Haus-Vatter zu wissen noth-
wendig/ kürtzlich anregen/ und folget also/ nächst auf
das Hirn/ das Hertz/ welches ist ein erwärmendes/
und mit vielen Lebens-Geistern besetztes Glied/ eines
von den nothwendigsten/ und/ nach der meisten Medi-
corum
Meinung/ das vornehmste; mit Zäsern und
Abtheilungen/ einem harten und oben fetten Fleisch
also versehen/ daß es die Lebens-Geister ernehren und
austheilen/ und also das Leben erhalten und unterhalten
kan. Es hat zwey Abtheilungen/ in den rechten theil
kommt die hohle Ader/ von der es das Blut übernimmt/
und eben aus diesem Theil kommt auch die Lufft-Ader/
dardurch die Lunge das subtilgemachte Geblüt zu ihrer
Nahrung an sich ziehet; in dem lincken Theil kommt
Arteria magna, welche die natürliche Wärme und
Lebens-Geister daselbst vorbereitet und den übrigen
ihre Portionen überlässet. Es hat auch seine absonder-
liche Bewegung/ per Systolen, dardurch das gerei-
nigte Blut der Lungen/ und die Lebens-Geister denen
übrigen Gliedern ausgespendet/ und per Diastolen, dar-
durch sie die Lufft von der Lungen/ per Arteriam Veno-
sam;
und das Blut per venam cavam, als eine mate-
riam,
daraus die Lebens-Geister entspringen/ in sich fas-
set und empfänget. Das Hertz ist nun mit einem feuch-
ten Fell gantz bedeckt/ das die Medici Pericardium heis-
sen/ das Hertz von übriger Hitze etwas abzukühlen; diß
hat zu diesem Ende auch eine wässerige Materi in sich.
Galenus beschreibt das Hertz also: Cor est princeps
animae, Domicilium, animae irascibilis sedes, facul-
tatis & Spiritus vitalis fons, caloris nativi focus &
[Spaltenumbruch] fomes.
Seine Substanz ist hart und dicht beysammen/
zu besserer Erhaltung der Wärme/ die Puls mässiget
und kühlet es ab/ wann die Hitz zunimt/ und ist nicht
allein in dem Hertzen/ sondern auch in den Arteriis oder
Puls-Adern. Obwollen aber das Hertz mitten im Leib
liegt/ so neigt es sich doch mit der untern Spitzen etwas
mehr gegen der lincken Seiten. Ob aber die Seele
ihren vornehmsten Sitz im Hertzen habe (wie etliche
wollen die auf der H. Schrifft Zeugnis gehen/) da die
meisten functiones animae der Seelen zugeschrieben
werden; und ob solches eigentlich oder metaphorice
zuverstehen sey; wollen wir hier/ die Weitleufftigkeit zu
meiden/ nicht berühren; sondern nur mit wenigen der
Lungen gedencken. Die Lunge ist als ein Wind-Fach/
dardurch das Hertz abgekühlt und erquickt wird/ ist aus
subtilen/ schwämmichten und mit vielen Lufft-Röhren
durchspicktem Fleisch/ die Athem-Schöpffung der fri-
schen Lufft zu hohlen/ wann sie sich voneinander gibt/ und
sie wieder heraus zu athmen/ und wann sie sich zusam-
men ziehet/ und also die Fuligines, die im Hertzen ex
formatione Spirituum
entstehen/ dabey geschicklich aus-
zutreiben; und die Lufft/ die sie empfängt/ vorher besser
rein und subtil zu machen; ehe sie solche dem Hertzen
zuwähet: Zu dieser Arbeit nun kommet auch so wol das
Diaphragma als die Musculi intercostales der Lungen
zu Hülffe. Dann diese füllen die gantzen Höhlen der
Brust aus/ darüber die Lunge oben auf schwebet/ die
Lufft ergreifft sie durch die asperam arteriam, die aus
der Lunge anfangend biß in den Schlund gehet/ die er-
griffene und den Hertzen zugesandte gereinigte Lufft
wird daselbst in Lebens-Geister verwandelt. Cor
enim hunc aerem attrahens, & in sinistrum ipsius
ventriculum, magnam sanguinis copiam a dextro
alliciens, ex halituoso ejus sanguinis vapore, & illo
aere, propria virtute ipsius substantiae insita, Spiri-
tum conficit, quem, sanguine impetu ruente, con-
comitatum, fotumque per magnam arteriam uni-
verso corpori distribuit.
Wie davon noch weitläuffi-
ger Andr. Vesalius in Epitome fabricae corporis hu-
mani cap.
4. schön zu lesen ist.

Cap.

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] iſt gut fuͤr das uͤble Gehoͤr/ reiniget die Zaͤhne; mit
Harn/ der mit ein wenig Saffran gegilbt iſt/ ſich lau-
licht gegurgelt/ iſt ein gewiſſes Experiment, wann das
Zaͤpfflein abgefallen iſt/ iſt auch ſehr gut fuͤr gefaͤhrli-
che Hals-Geſchwer/ fuͤr die zittrende Haͤnde und Knie/
damit gewaſchen. Nuͤchtern getruncken/ dienet er fuͤr
die Schwind- und Waſſer-Sucht/ Miltzwehe/ Gelb-
ſucht/ und iſt ſonderlich in Infections-Zeiten ein herrli-
ches Experiment, ſo von vielen Soldaten iſt probirt und
gut-befunden worden. Wie aber der menſchliche Urin
vielerley Thieren nutzlich gebraucht/ wie er deſtillirt und
ein Spiritus Urinæ daraus gezogen/ auch wie das Oleum
Ludi
aus dem Tartaro Urinæ gemacht; und zu was
Artzneyen alles nutzlich iſt/ beſihe Conradi Khunrats
[Spaltenumbruch] Medullam Deſtillatoriam & Medicam,
den erſten Theil
Tractatum quartum, fol. 94. & ſeqq. Tabernæmon-
tanus
in ſeinem Waſſer-Schatz fol. 507. ſchreibet: Men-
ſchen-Harn mindere wunderbarlich die Schmertzen des
Podagra/ die Fuͤſſe warm darinnen gebadet. Eibiſch-
Wurtz geſtoſſen/ und mit Menſchen-Harn temperirt/
vertreibt den boͤſen flieſſenden Grind des Haupts/ und
trocknet denſelben/ das Haupt offt darmit geſalbt/ oder
in Geſtalt eines Pflaſters uͤbergelegt. Fuͤr die Wuͤrm
in den Ohren/ und andere Thierlein/ die hineingekro-
chen/ nimm Zwibeln und Jſopp/ ſtoß die mit alten Harn/
und treuffs in die Ohren/ es treibt ſie aus/ oder toͤdtet ſie.
Daſelbſt kan man noch mehr finden.

Cap. LXII.
Vom Hertzen/ und der Lungen.
[Spaltenumbruch]

JCH will hier nicht (wie vorgedacht) den Haus-
Vatter zu einen Medicum oder Anatomi-
cum
machen/ welches ich ſelbſt nicht bin/ und
muͤſſten ſonſten alle ſinnliche und vernuͤnfftige Theil des
Menſchens/ ſo ſich in dem Kopf befinden/ hier angefuͤhrt
und erklaͤret werden. Weil aber die Zufaͤlle und Ge-
brechen/ ſo den ſterblichen Coͤrper anzugreiffen pflegen/
und wie ihnen zu begegnen/ im folgenden dritten Buch be-
deutet werden ſolle/ als will ich jetzt allein die vornehm-
ſten Haupt-Theil des Menſchens uͤberſehen/ und ſo
viel einen vernuͤnfftigen Haus-Vatter zu wiſſen noth-
wendig/ kuͤrtzlich anregen/ und folget alſo/ naͤchſt auf
das Hirn/ das Hertz/ welches iſt ein erwaͤrmendes/
und mit vielen Lebens-Geiſtern beſetztes Glied/ eines
von den nothwendigſten/ und/ nach der meiſten Medi-
corum
Meinung/ das vornehmſte; mit Zaͤſern und
Abtheilungen/ einem harten und oben fetten Fleiſch
alſo verſehen/ daß es die Lebens-Geiſter ernehren und
austheilen/ und alſo das Leben erhalten und unterhalten
kan. Es hat zwey Abtheilungen/ in den rechten theil
kommt die hohle Ader/ von der es das Blut uͤbernimmt/
und eben aus dieſem Theil kommt auch die Lufft-Ader/
dardurch die Lunge das ſubtilgemachte Gebluͤt zu ihrer
Nahrung an ſich ziehet; in dem lincken Theil kommt
Arteria magna, welche die natuͤrliche Waͤrme und
Lebens-Geiſter daſelbſt vorbereitet und den uͤbrigen
ihre Portionen uͤberlaͤſſet. Es hat auch ſeine abſonder-
liche Bewegung/ per Syſtolen, dardurch das gerei-
nigte Blut der Lungen/ und die Lebens-Geiſter denen
uͤbrigen Gliedern ausgeſpendet/ und per Diaſtolen, dar-
durch ſie die Lufft von der Lungen/ per Arteriam Veno-
ſam;
und das Blut per venam cavam, als eine mate-
riam,
daraus die Lebens-Geiſter entſpringen/ in ſich faſ-
ſet und empfaͤnget. Das Hertz iſt nun mit einem feuch-
ten Fell gantz bedeckt/ das die Medici Pericardium heiſ-
ſen/ das Hertz von uͤbriger Hitze etwas abzukuͤhlen; diß
hat zu dieſem Ende auch eine waͤſſerige Materi in ſich.
Galenus beſchreibt das Hertz alſo: Cor eſt princeps
animæ, Domicilium, animæ iraſcibilis ſedes, facul-
tatis & Spiritus vitalis fons, caloris nativi focus &
[Spaltenumbruch] fomes.
Seine Subſtanz iſt hart und dicht beyſammen/
zu beſſerer Erhaltung der Waͤrme/ die Puls maͤſſiget
und kuͤhlet es ab/ wann die Hitz zunimt/ und iſt nicht
allein in dem Hertzen/ ſondern auch in den Arteriis oder
Puls-Adern. Obwollen aber das Hertz mitten im Leib
liegt/ ſo neigt es ſich doch mit der untern Spitzen etwas
mehr gegen der lincken Seiten. Ob aber die Seele
ihren vornehmſten Sitz im Hertzen habe (wie etliche
wollen die auf der H. Schrifft Zeugnis gehen/) da die
meiſten functiones animæ der Seelen zugeſchrieben
werden; und ob ſolches eigentlich oder metaphoricè
zuverſtehen ſey; wollen wir hier/ die Weitleufftigkeit zu
meiden/ nicht beruͤhren; ſondern nur mit wenigen der
Lungen gedencken. Die Lunge iſt als ein Wind-Fach/
dardurch das Hertz abgekuͤhlt und erquickt wird/ iſt aus
ſubtilen/ ſchwaͤmmichten und mit vielen Lufft-Roͤhren
durchſpicktem Fleiſch/ die Athem-Schoͤpffung der fri-
ſchen Lufft zu hohlen/ wann ſie ſich voneinander gibt/ und
ſie wieder heraus zu athmen/ und wann ſie ſich zuſam-
men ziehet/ und alſo die Fuligines, die im Hertzen ex
formatione Spirituum
entſtehen/ dabey geſchicklich aus-
zutreiben; und die Lufft/ die ſie empfaͤngt/ vorher beſſer
rein und ſubtil zu machen; ehe ſie ſolche dem Hertzen
zuwaͤhet: Zu dieſer Arbeit nun kommet auch ſo wol das
Diaphragma als die Muſculi intercoſtales der Lungen
zu Huͤlffe. Dann dieſe fuͤllen die gantzen Hoͤhlen der
Bruſt aus/ daruͤber die Lunge oben auf ſchwebet/ die
Lufft ergreifft ſie durch die aſperam arteriam, die aus
der Lunge anfangend biß in den Schlund gehet/ die er-
griffene und den Hertzen zugeſandte gereinigte Lufft
wird daſelbſt in Lebens-Geiſter verwandelt. Cor
enim hunc aërem attrahens, & in ſiniſtrum ipſius
ventriculum, magnam ſanguinis copiam â dextro
alliciens, ex halituoſo ejus ſanguinis vapore, & illo
aëre, propriâ virtute ipſius ſubſtantiæ inſitâ, Spiri-
tum conficit, quem, ſanguine impetu ruente, con-
comitatum, fotumquè per magnam arteriam uni-
verſo corpori diſtribuit.
Wie davon noch weitlaͤuffi-
ger Andr. Veſalius in Epitome fabricæ corporis hu-
mani cap.
4. ſchoͤn zu leſen iſt.

Cap.
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[158/0176] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens iſt gut fuͤr das uͤble Gehoͤr/ reiniget die Zaͤhne; mit Harn/ der mit ein wenig Saffran gegilbt iſt/ ſich lau- licht gegurgelt/ iſt ein gewiſſes Experiment, wann das Zaͤpfflein abgefallen iſt/ iſt auch ſehr gut fuͤr gefaͤhrli- che Hals-Geſchwer/ fuͤr die zittrende Haͤnde und Knie/ damit gewaſchen. Nuͤchtern getruncken/ dienet er fuͤr die Schwind- und Waſſer-Sucht/ Miltzwehe/ Gelb- ſucht/ und iſt ſonderlich in Infections-Zeiten ein herrli- ches Experiment, ſo von vielen Soldaten iſt probirt und gut-befunden worden. Wie aber der menſchliche Urin vielerley Thieren nutzlich gebraucht/ wie er deſtillirt und ein Spiritus Urinæ daraus gezogen/ auch wie das Oleum Ludi aus dem Tartaro Urinæ gemacht; und zu was Artzneyen alles nutzlich iſt/ beſihe Conradi Khunrats Medullam Deſtillatoriam & Medicam, den erſten Theil Tractatum quartum, fol. 94. & ſeqq. Tabernæmon- tanus in ſeinem Waſſer-Schatz fol. 507. ſchreibet: Men- ſchen-Harn mindere wunderbarlich die Schmertzen des Podagra/ die Fuͤſſe warm darinnen gebadet. Eibiſch- Wurtz geſtoſſen/ und mit Menſchen-Harn temperirt/ vertreibt den boͤſen flieſſenden Grind des Haupts/ und trocknet denſelben/ das Haupt offt darmit geſalbt/ oder in Geſtalt eines Pflaſters uͤbergelegt. Fuͤr die Wuͤrm in den Ohren/ und andere Thierlein/ die hineingekro- chen/ nimm Zwibeln und Jſopp/ ſtoß die mit alten Harn/ und treuffs in die Ohren/ es treibt ſie aus/ oder toͤdtet ſie. Daſelbſt kan man noch mehr finden. Cap. LXII. Vom Hertzen/ und der Lungen. JCH will hier nicht (wie vorgedacht) den Haus- Vatter zu einen Medicum oder Anatomi- cum machen/ welches ich ſelbſt nicht bin/ und muͤſſten ſonſten alle ſinnliche und vernuͤnfftige Theil des Menſchens/ ſo ſich in dem Kopf befinden/ hier angefuͤhrt und erklaͤret werden. Weil aber die Zufaͤlle und Ge- brechen/ ſo den ſterblichen Coͤrper anzugreiffen pflegen/ und wie ihnen zu begegnen/ im folgenden dritten Buch be- deutet werden ſolle/ als will ich jetzt allein die vornehm- ſten Haupt-Theil des Menſchens uͤberſehen/ und ſo viel einen vernuͤnfftigen Haus-Vatter zu wiſſen noth- wendig/ kuͤrtzlich anregen/ und folget alſo/ naͤchſt auf das Hirn/ das Hertz/ welches iſt ein erwaͤrmendes/ und mit vielen Lebens-Geiſtern beſetztes Glied/ eines von den nothwendigſten/ und/ nach der meiſten Medi- corum Meinung/ das vornehmſte; mit Zaͤſern und Abtheilungen/ einem harten und oben fetten Fleiſch alſo verſehen/ daß es die Lebens-Geiſter ernehren und austheilen/ und alſo das Leben erhalten und unterhalten kan. Es hat zwey Abtheilungen/ in den rechten theil kommt die hohle Ader/ von der es das Blut uͤbernimmt/ und eben aus dieſem Theil kommt auch die Lufft-Ader/ dardurch die Lunge das ſubtilgemachte Gebluͤt zu ihrer Nahrung an ſich ziehet; in dem lincken Theil kommt Arteria magna, welche die natuͤrliche Waͤrme und Lebens-Geiſter daſelbſt vorbereitet und den uͤbrigen ihre Portionen uͤberlaͤſſet. Es hat auch ſeine abſonder- liche Bewegung/ per Syſtolen, dardurch das gerei- nigte Blut der Lungen/ und die Lebens-Geiſter denen uͤbrigen Gliedern ausgeſpendet/ und per Diaſtolen, dar- durch ſie die Lufft von der Lungen/ per Arteriam Veno- ſam; und das Blut per venam cavam, als eine mate- riam, daraus die Lebens-Geiſter entſpringen/ in ſich faſ- ſet und empfaͤnget. Das Hertz iſt nun mit einem feuch- ten Fell gantz bedeckt/ das die Medici Pericardium heiſ- ſen/ das Hertz von uͤbriger Hitze etwas abzukuͤhlen; diß hat zu dieſem Ende auch eine waͤſſerige Materi in ſich. Galenus beſchreibt das Hertz alſo: Cor eſt princeps animæ, Domicilium, animæ iraſcibilis ſedes, facul- tatis & Spiritus vitalis fons, caloris nativi focus & fomes. Seine Subſtanz iſt hart und dicht beyſammen/ zu beſſerer Erhaltung der Waͤrme/ die Puls maͤſſiget und kuͤhlet es ab/ wann die Hitz zunimt/ und iſt nicht allein in dem Hertzen/ ſondern auch in den Arteriis oder Puls-Adern. Obwollen aber das Hertz mitten im Leib liegt/ ſo neigt es ſich doch mit der untern Spitzen etwas mehr gegen der lincken Seiten. Ob aber die Seele ihren vornehmſten Sitz im Hertzen habe (wie etliche wollen die auf der H. Schrifft Zeugnis gehen/) da die meiſten functiones animæ der Seelen zugeſchrieben werden; und ob ſolches eigentlich oder metaphoricè zuverſtehen ſey; wollen wir hier/ die Weitleufftigkeit zu meiden/ nicht beruͤhren; ſondern nur mit wenigen der Lungen gedencken. Die Lunge iſt als ein Wind-Fach/ dardurch das Hertz abgekuͤhlt und erquickt wird/ iſt aus ſubtilen/ ſchwaͤmmichten und mit vielen Lufft-Roͤhren durchſpicktem Fleiſch/ die Athem-Schoͤpffung der fri- ſchen Lufft zu hohlen/ wann ſie ſich voneinander gibt/ und ſie wieder heraus zu athmen/ und wann ſie ſich zuſam- men ziehet/ und alſo die Fuligines, die im Hertzen ex formatione Spirituum entſtehen/ dabey geſchicklich aus- zutreiben; und die Lufft/ die ſie empfaͤngt/ vorher beſſer rein und ſubtil zu machen; ehe ſie ſolche dem Hertzen zuwaͤhet: Zu dieſer Arbeit nun kommet auch ſo wol das Diaphragma als die Muſculi intercoſtales der Lungen zu Huͤlffe. Dann dieſe fuͤllen die gantzen Hoͤhlen der Bruſt aus/ daruͤber die Lunge oben auf ſchwebet/ die Lufft ergreifft ſie durch die aſperam arteriam, die aus der Lunge anfangend biß in den Schlund gehet/ die er- griffene und den Hertzen zugeſandte gereinigte Lufft wird daſelbſt in Lebens-Geiſter verwandelt. Cor enim hunc aërem attrahens, & in ſiniſtrum ipſius ventriculum, magnam ſanguinis copiam â dextro alliciens, ex halituoſo ejus ſanguinis vapore, & illo aëre, propriâ virtute ipſius ſubſtantiæ inſitâ, Spiri- tum conficit, quem, ſanguine impetu ruente, con- comitatum, fotumquè per magnam arteriam uni- verſo corpori diſtribuit. Wie davon noch weitlaͤuffi- ger Andr. Veſalius in Epitome fabricæ corporis hu- mani cap. 4. ſchoͤn zu leſen iſt. Cap.

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/176>, abgerufen am 25.11.2024.