Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.An den geneigten Leser. verbessert/ daß auch solche nachmahls alle-zeit auff einerley Arth/ durch mehr als 300. Jahr ungeändert verblieben ist. Mas- sen denn Petrarca, so viel lange Zeit der nachfolgenden Poeten Richtschnur gewe- sen/ und Ariosto in seinem Orlando, Tasso in seinem Jerusalem, Guarini in seinem Hir- ten-Spiele/ Marini in seinem Adone, Capo- rale in seinen spitzigen Spott-Reimen/ Fulvio Testi in seinen artigen Gesängen/ Achillini in seinen Sonnetten, Gratiani in seinem Granata, und hundert andere mehr/ denen ich mit Verschweigung jhres Nah- mens an jhrer Würde nichts entzogen ha- ben wil/ in der Schreibens-Arth nichts neues vorzeigen können/ und nur durch etliche annehmlichere Sätze/ geschärfte und löblichere Beyworte und andere ent- lehnte Arthen jhrer Arbeit einen schönen Anstrich gemacht haben. Die Frantzo- sen sind/ auß Ursache/ daß erst zu Zeiten Franzens deß ersten/ so sich selbst in Rei- men belustiget/ jhre Sprache sich zimlich zu verbessern angefangen/ gar langsam zur )( 5
An den geneigten Leſer. verbeſſert/ daß auch ſolche nachmahls alle-zeit auff einerley Arth/ durch mehr als 300. Jahr ungeaͤndert verblieben iſt. Maſ- ſen denn Petrarca, ſo viel lange Zeit der nachfolgenden Poeten Richtſchnur gewe- ſen/ und Arioſto in ſeinem Orlando, Taſſo in ſeinem Jeruſalem, Guarini in ſeinem Hir- ten-Spiele/ Marini in ſeinem Adone, Capo- rale in ſeinen ſpitzigen Spott-Reimen/ Fulvio Teſti in ſeinen artigen Geſaͤngen/ Achillini in ſeinen Sonnetten, Gratiani in ſeinem Granata, und hundert andere mehr/ denen ich mit Verſchweigung jhres Nah- mens an jhrer Wuͤrde nichts entzogen ha- ben wil/ in der Schreibens-Arth nichts neues vorzeigen koͤnnen/ und nur durch etliche annehmlichere Saͤtze/ geſchaͤrfte und loͤblichere Beyworte und andere ent- lehnte Arthen jhrer Arbeit einen ſchoͤnen Anſtrich gemacht haben. Die Frantzo- ſen ſind/ auß Urſache/ daß erſt zu Zeiten Franzens deß erſten/ ſo ſich ſelbſt in Rei- men beluſtiget/ jhre Sprache ſich zimlich zu verbeſſern angefangen/ gar langſam zur )( 5
<TEI> <text> <front> <div type="preface" n="1"> <p><pb facs="#f0019"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">An den geneigten Leſer.</hi></fw><lb/> verbeſſert/ daß auch ſolche nachmahls alle-<lb/> zeit auff einerley Arth/ durch mehr als<lb/> 300. Jahr ungeaͤndert verblieben iſt. Maſ-<lb/> ſen denn <hi rendition="#aq">Petrarca,</hi> ſo viel lange Zeit der<lb/> nachfolgenden Poeten Richtſchnur gewe-<lb/> ſen/ und <hi rendition="#aq">Arioſto</hi> in ſeinem <hi rendition="#aq">Orlando, Taſſo</hi><lb/> in ſeinem <hi rendition="#aq">Jeruſalem, Guarini</hi> in ſeinem Hir-<lb/> ten-Spiele/ <hi rendition="#aq">Marini</hi> in ſeinem <hi rendition="#aq">Adone, Capo-<lb/> rale</hi> in ſeinen ſpitzigen Spott-Reimen/<lb/><hi rendition="#aq">Fulvio Teſti</hi> in ſeinen artigen Geſaͤngen/<lb/><hi rendition="#aq">Achillini</hi> in ſeinen <hi rendition="#aq">Sonnetten, Gratiani</hi> in<lb/> ſeinem <hi rendition="#aq">Granata,</hi> und hundert andere mehr/<lb/> denen ich mit Verſchweigung jhres Nah-<lb/> mens an jhrer Wuͤrde nichts entzogen ha-<lb/> ben wil/ in der Schreibens-Arth nichts<lb/> neues vorzeigen koͤnnen/ und nur durch<lb/> etliche annehmlichere Saͤtze/ geſchaͤrfte<lb/> und loͤblichere Beyworte und andere ent-<lb/> lehnte Arthen jhrer Arbeit einen ſchoͤnen<lb/> Anſtrich gemacht haben. Die Frantzo-<lb/> ſen ſind/ auß Urſache/ daß erſt zu Zeiten<lb/> Franzens deß erſten/ ſo ſich ſelbſt in Rei-<lb/> men beluſtiget/ jhre Sprache ſich zimlich<lb/> zu verbeſſern angefangen/ gar langſam<lb/> <fw place="bottom" type="sig">)( 5</fw><fw place="bottom" type="catch">zur</fw><lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [0019]
An den geneigten Leſer.
verbeſſert/ daß auch ſolche nachmahls alle-
zeit auff einerley Arth/ durch mehr als
300. Jahr ungeaͤndert verblieben iſt. Maſ-
ſen denn Petrarca, ſo viel lange Zeit der
nachfolgenden Poeten Richtſchnur gewe-
ſen/ und Arioſto in ſeinem Orlando, Taſſo
in ſeinem Jeruſalem, Guarini in ſeinem Hir-
ten-Spiele/ Marini in ſeinem Adone, Capo-
rale in ſeinen ſpitzigen Spott-Reimen/
Fulvio Teſti in ſeinen artigen Geſaͤngen/
Achillini in ſeinen Sonnetten, Gratiani in
ſeinem Granata, und hundert andere mehr/
denen ich mit Verſchweigung jhres Nah-
mens an jhrer Wuͤrde nichts entzogen ha-
ben wil/ in der Schreibens-Arth nichts
neues vorzeigen koͤnnen/ und nur durch
etliche annehmlichere Saͤtze/ geſchaͤrfte
und loͤblichere Beyworte und andere ent-
lehnte Arthen jhrer Arbeit einen ſchoͤnen
Anſtrich gemacht haben. Die Frantzo-
ſen ſind/ auß Urſache/ daß erſt zu Zeiten
Franzens deß erſten/ ſo ſich ſelbſt in Rei-
men beluſtiget/ jhre Sprache ſich zimlich
zu verbeſſern angefangen/ gar langſam
zur
)( 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/19 |
Zitationshilfe: | Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/19>, abgerufen am 16.07.2024. |