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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Hundert Grab-Schrifften. [s. l.], 1662.

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Grab Schrifften Ander Theil.
21. Einer Coplerin.
Die Jugendt hab ich stets mit Buhlen zugebracht /
Alß nun das Alter kahm und meiner Jahre nacht /
Da ward ich Kohlen gleich/ die Jungens Holtz entzünden /
Die Asche wird man noch umb diese gegendt finden.
22. Eines Alten greulichen Weibes.
Ein Aeffe von gestalt ein Teüffel von gemüthe /
Ein' Eule von geschrey/ ein Drache von geblüthe /
War dieses alte Weib. Wer wolte woll nicht lachen /
Der Teüffel liegt alhier bey Eulen/ Affen/ Drachen.
23. Einer unzuchtigen Metzen.
Der Ottomannen Schild liegt hier in guther Ruh /
Ein jeder halte doch die dünne Nase zu /
Der trägt kein Vortheil weg so lange hier verharret
Denn diese Leiche stanck eh sie noch ward Verscharret.
24. Eines an den grossen Pocken gestorbenen.
Dieß waß uns nebenst Gold hat Indien geschücket /
Hat diese fromme Haut auß dieser Welt gerücket /
Mein leser soll es dir auch nicht also ergehn /
So laß den Siegelring der geilen Venus stehn.
25. Eines Bastarten.
Wo meine Mutter liegt da bin ich auch begraben /
Ich wolte nechst bey ihr mein Leich begängnuß haben /
Zum Vater hett' ich mich auch gerne hin verfüegt /
Daß wust ich wo er lag/ und nicht wo er jetzt liegt.
Eines gei-
Grab Schrifften Ander Theil.
21. Einer Coplerin.
Die Jugendt hab ich ſtets mit Buhlen zugebracht /
Alß nun das Alter kahm und meiner Jahre nacht /
Da ward ich Kohlen gleich/ die Jungens Holtz entzuͤnden /
Die Aſche wird man noch umb dieſe gegendt finden.
22. Eines Alten greulichen Weibes.
Ein Aeffe von geſtalt ein Teuͤffel von gemuͤthe /
Ein’ Eule von geſchrey/ ein Drache von gebluͤthe /
War dieſes alte Weib. Wer wolte woll nicht lachen /
Der Teuͤffel liegt alhier bey Eulen/ Affen/ Drachen.
23. Einer unzuchtigen Metzen.
Der Ottomannen Schild liegt hier in guther Ruh /
Ein jeder halte doch die duͤnne Naſe zu /
Der traͤgt kein Vortheil weg ſo lange hier verharret
Denn dieſe Leiche ſtanck eh ſie noch ward Verſcharret.
24. Eines an den groſſen Pocken geſtorbenen.
Dieß waß uns nebenſt Gold hat Indien geſchuͤcket /
Hat dieſe fromme Haut auß dieſer Welt geruͤcket /
Mein leſer ſoll es dir auch nicht alſo ergehn /
So laß den Siegelring der geilen Venus ſtehn.
25. Eines Baſtarten.
Wo meine Mutter liegt da bin ich auch begraben /
Ich wolte nechſt bey ihr mein Leich begaͤngnuß haben /
Zum Vater hett’ ich mich auch gerne hin verfuͤegt /
Daß wuſt ich wo er lag/ und nicht wo er jetzt liegt.
Eines gei-
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[[18]/0018] Grab Schrifften Ander Theil. 21. Einer Coplerin. Die Jugendt hab ich ſtets mit Buhlen zugebracht / Alß nun das Alter kahm und meiner Jahre nacht / Da ward ich Kohlen gleich/ die Jungens Holtz entzuͤnden / Die Aſche wird man noch umb dieſe gegendt finden. 22. Eines Alten greulichen Weibes. Ein Aeffe von geſtalt ein Teuͤffel von gemuͤthe / Ein’ Eule von geſchrey/ ein Drache von gebluͤthe / War dieſes alte Weib. Wer wolte woll nicht lachen / Der Teuͤffel liegt alhier bey Eulen/ Affen/ Drachen. 23. Einer unzuchtigen Metzen. Der Ottomannen Schild liegt hier in guther Ruh / Ein jeder halte doch die duͤnne Naſe zu / Der traͤgt kein Vortheil weg ſo lange hier verharret Denn dieſe Leiche ſtanck eh ſie noch ward Verſcharret. 24. Eines an den groſſen Pocken geſtorbenen. Dieß waß uns nebenſt Gold hat Indien geſchuͤcket / Hat dieſe fromme Haut auß dieſer Welt geruͤcket / Mein leſer ſoll es dir auch nicht alſo ergehn / So laß den Siegelring der geilen Venus ſtehn. 25. Eines Baſtarten. Wo meine Mutter liegt da bin ich auch begraben / Ich wolte nechſt bey ihr mein Leich begaͤngnuß haben / Zum Vater hett’ ich mich auch gerne hin verfuͤegt / Daß wuſt ich wo er lag/ und nicht wo er jetzt liegt. Eines gei-

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Hundert Grab-Schrifften. [s. l.], 1662, S. [18]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_grabschriften_1662/18>, abgerufen am 21.11.2024.